Criminal Minds - Das Leben danach von Flitzkatze ================================================================================ Kapitel 15: Showdown -------------------- Glockenschläge in meinem Kopf, die nicht in die Scheinwelt passen, die das Dilaudid ausgelöst hat. Ich bin heiter-verdutzt und warte, was passiert. Langsam erlange ich mein Bewusstsein zurück und merke, woher das Läuten stammt: mein Kopf wird immer wieder mit Wucht an die Wand gedonnert. Ich höre jedoch nur das Geräusch und spüre die Schmerzen nicht, da das Mittel noch wirkt. Ich drehe meinen Kopf ein wenig und blicke in das hämische Grinsen von Henry Ford. Er spricht, ich höre ihn von weit entfernt, und dann ist es, als ob ich aus dem Wasser auftauchen würde. Ich bin wieder voll da. Ford hat mich an den Haaren gepackt, rammt mich ein letztes Mal gegen die Wand und lässt dann los. Ich schlage mit dem Kopf hart auf dem Boden auf und bleibe dann erst einmal liegen; ich fühle mich herrlich leicht. „Reid, bist du ok?“, fragt Hotch panisch und ich versuche, seine Stimme zu lokalisieren. Er sitzt an die Wand rechts von mir angelehnt und sieht furchtbar aus. Sein Hemdkragen ist blutig, sein Gesicht verquollen, seine Hände ebenfalls mit Kabelbinder umwickelt. „Dem Doktor geht es gut“, meint Ford verstimmt. „Schließlich hast du ihm die nötige Dröhnung verpasst, Hotch.“ Das letzte Wort trieft vor Verachtung. Ford geht zu Hotch, zieht ihn an der Krawatte in den Stand und beginnt, auf sein Gesicht einzuschlagen. Hotch gibt kein Geräusch von sich, bis er wieder zu Boden rauscht. „Wie du vielleicht bemerkt hast, habe ich dir nie ganz verziehen, dass du mir alles genommen hast“, erklärt Ford. Er wendet Hotch den Rücken zu und ich sehe, wie er die Ringe an seinen Fingern wieder in die richtige Stellung bringt. „Meinen Job. Dann meine Familie. Meine Glaubhaftigkeit. Meine Würde.“ Er beginnt, ihn zu treten. „Du und dein Team, ihr seid selbst schuld. Ihr hättet über meine Fehler hinwegsehen können, aber nein.“ „Das ist nicht unsere Aufgabe, über Fehler hinwegzusehen“, meint Hotch schwach. Er blutet aus dem Mund. Ford grinst, geht zu ihm hinüber und prügelt erneut auf ihn ein. Ich nutze die Zeit für einen Versuch, meine Hände aus der Plastikschlinge zu befreien, aber sie sitzt fest wie eh und je. Dazu kommt, dass meine Bewegungen viel zu unkontrolliert sind, um sie sinnvoll einzusetzen. Hotch stöhnt auf, ich sehe es als Zeichen, dass Ford aufgehört hat. Ich spüre seine schweren Schritte in meine Richtung kommen. Er packt mich am Schopf und zieht mich hoch, bis ich sitze. „Warum, Ford? Warum mussten diese Menschen sterben?“ Ford schließt die Augen und schüttelt den Kopf ein wenig. „Agent Hotchner, du enttäuschst mich. Stell dich nicht dumm. Du weißt, warum. Erst einmal brauchte ich einen direkten Draht zu eurem Team. Dann natürlich der symbolische Charakter – den Fall zu imitieren, der mich alles gekostet hat, lag doch so nahe! Und schlussendlich verdient doch jeder Mensch den Tod.“ „So redet nur ein kranker Psychopath“, meint Hotch, schwer atmend. Ford lacht amüsiert. „Und nichts anderes bin ich doch in deinen Augen! Sieh dir die Menschen doch an. Sie alle sind schlecht. Er hier ist doch das beste Beispiel.“ Er zeigt auf mich. Ich werde von einem Psychopathen denunziert. Ganz toll. „Ein armseliger Junkie. Kommt nicht von den Drogen los, ordnet sein Leben der Sucht unter, und das macht ihn zu einem miserablen Agent.“ Er kommt wieder auf mich zu. „Und wer braucht miserable Agents?“ Er holt zum Schlag aus. Spencer wimmert. „Und Sie, Ford? Sind Sie kein schlechter Mensch?“ Ford gefriert in der Bewegung und dreht sich wieder zu Hotch um. Wir atmen auf. „Ganz ehrlich, bei mir sind Hopfen und Malz verloren. Ich war schon immer schlecht. Ganz anders“, an dieser Stelle wird sein Grinsen hämisch und böse; in seinen Augen flackert Triumph, „bist du. Hotch, eigentlich versuchst du doch, ein guter Mensch zu sein, ich meine, du rettest Leben, du bist ein Teamleader der guten Sorte, blablabla. Was denkst du, was dein Doktor sagen wird, wenn ich ihm erzähle, wer an seiner Misere schuld ist?“ Na klar. Psychopathen sind nie selbst schuld, Hotch hat ihn provoziert und so weiter. Nichts, was wir nicht schon gehört hätten. Hotch jedoch sieht Ford auf eine sehr – merkwürdige Art an. Wenn ich sie beschreiben müsste, würde ich sagen: warnend. Das erscheint mir allerdings merkwürdig. „Mein ganzer Zorn hat sich von vorneherein gegen den Kopf des Teams gewandt, so viel ist klar.“ Er holt weit aus und will uns damit wahrscheinlich sein Innerstes näherbringen. Super. „Aber natürlich brauchte ich ein Druckmittel. Als erstes kam mir, natürlich, eine Frau in den Sinn; Männer reagieren ja in Bezug auf weibliche Teammitglieder äußerst allergisch. Niemand will eine Frau leiden sehen. Aber dann, als ich Reid wieder sah...“ Er lacht ein wenig trocken und sieht mich mitleidig an, ich möchte brechen. „Ich musste ihn nur einmal ansehen, um festzustellen, dass er das geeignetere Ziel war. Überhaupt hast du es mir recht einfach gemacht!“, meint er, zu mir gewandt. Vielen Dank. Die Kopfschmerzen kommen zurück. „Sonderst dich vom Team ab, bist schwach, körperlich und geistig, und dann brauchte ich keinen Finger zu krümmen, um dich zu brechen – das hat dein Körper selbst erledigt. Und dann auch noch die Tatsache, dass...“ „Und der Sheriff? Und Mary? Wie haben Sie die auf ihre Seite gezogen?“, fährt Hotch gereizt dazwischen. Ford grinst; nimmt aber die Herausforderung an. „Mary war ein Kinderspiel – sie war die Einzige der Angehörigen meiner Opfer, die ich wirklich unter Druck setzen konnte. Mein Gott, wie nützlich doch Kinder sind. Sag der Mami, dass du den Kleinen die Augen ausstechen wirst, und sie räumt dir die gesamte Garage frei, wenn du möchtest. Der Sheriff – naja, der ist einfach nicht besonders helle.“ Ford stutzt. „Aber wo war ich?“ Er überlegt kurz. „Ach ja, Spencer. Ich wollte dir ja noch erzählen, welch tragende Rolle dein Boss für meinen Plan und schlussendlich auch für deine Misere hier gespielt hat.“ Er sieht mich herausfordernd an. „Was?“, frage ich verwirrt. Spätestens jetzt bin ich ausgestiegen. Hilfesuchend sehe ich Hotch an, aber der meidet meinen Blick – was zur Hölle? Ford kostet den Moment voll aus und lacht. „Oh Gott, wie ich mich auf diesen Moment gefreut habe“, meint er grinsend. „Dich wird sicher interessieren, dass...“ Weiter kommt Ford nicht. Hotch ist aufgesprungen und wirft sich gegen den „Detektiv“. Der stolpert, fängt sich aber wieder und geht mit einem Wutschrei auf Hotch los. Dieser kann ihm, trotz gefesselter Hände, ausweichen und attackiert Ford von hinten: er stößt ihn mit voller Wucht auf die Betontreppe. Der alte Mann schlägt mit dem Kopf auf und bewegt sich nicht mehr. Völlig verwirrt starre ich Hotch an, der vollkommen entkräftet zu Boden sinkt; gerade will ich fragen, was Ford gemeint hat, als die Kellertüre aufschlägt und ein SWAT-Team, allen voran Morgan, hereinplatzt. Der Trubel ist so groß, dass ich Hotch aus den Augen verliere. Ich werde von einem Medi-Team umlagert, meine Augen werden beleuchtet, mein Kopf angetatscht und ich lasse alles über mich ergehen; jetzt erst merke ich, wie unglaublich müde ich bin. Irgendwann schlafe ich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)