What can i say? There´s nothin' to say... von Zorroline ================================================================================ Kapitel 1: one shot ------------------- Für alle war ich stets ein Halt. Jeder konnte zu mir kommen. Familie als auch Freunde. Ich war stets die Starke, die Person, die allen anderen eine Stütze war. Ich habe stets mein Bestes gegeben, allen zu helfen, so gut ich nur konnte. Ich habe mich stets für andere aufgeopfert. Ich wollte nie etwas zurück, wollte auch nie Dankbarkeit. Stets habe ich alles gegeben, habe mich nur um andere Menschen und Situationen gekümmert. Jeden Tag gute Laune, die anderen immer aufgemuntert und mit der übermäßigen, euphorischen Laune aus ihren Löchern gezogen. Heute weiß ich, wieso das so war. Wieso es so ist. Ich habe immer, schon mein ganzes Leben lang, versucht zu vertuschen, nein, zu überspielen, wie es in mir eigentlich aussieht. Ich wollte nie, dass andere erfahren, wie es mir wirklich geht. Ich sagte immer, es ginge mir gut, es wäre alles in Ordnung. Doch das war es nicht. Und ist es auch jetzt noch nicht. Ich würde nicht sagen, dass ich innerlich tot bin, doch kaputt bin ich allemal. Vieles hat dazu geführt. Ich war von klein auf jemand, der sich für andere verantwortlich gefühlt hat, auf sie aufgepasst hat, soweit ich das eben konnte. Als ich im zarten Alter von 4 Jahren war, fing dies schon an. Meine Mutter war krank und ich habe alles dafür getan, damit sie sich nicht um mich kümmern muss, damit es ihr wieder besser ging. Doch sie hatte eine schlimme Krankheit, weshalb sie behandelt wurde. Ihr Zustand blieb eine Weile so. Wenn unsere Haushaltshilfe bei uns war, um mir Essen zu machen und sich um die anderen Dinge zu kümmern, war ich einerseits froh, doch ich bekam die Sorgen um meine Mutter nie aus dem Kopf. Ich schmierte mir in dem Alter selbst Brote, wenn ich Hunger hatte. Auch machte ich meiner Mutter Tee, damit sie nicht aufstehen musste. Ich half ihr. Doch ich half zu viel. Ich steigerte mich hinein. Heute weiß ich, dass die Rollen damals vertauscht wurden. Es ist nicht normal, dass ein 4-jähriges Kind auf ein Elternteil aufpasst und alles dafür tut, dass es der Mutter besser geht. Das sollte nicht so sein und das darf es auch nicht. Doch es ist nun mal passiert. Ich kann es heute noch nicht mit ansehen, wenn Menschen, die ich gern habe oder sogar liebe, leiden. So tue ich auch heute noch alles dafür, dass es ihnen gut geht. So weit ich eben kann. Ich habe immer schon gesagt, mein Leben sei nicht schlimm, es sei unkompliziert, es geht mir gut. Doch das ist nicht so. Es geht mir nicht gut. Ganz und gar nicht. Als ich 18 Jahre alt war, schien es bergauf zu gehen. Meine Mom heiratete, ich bekam einen Vater dazu, den ich niemals hatte. Mein leiblicher Vater, den ich nie kennenlernte, starb, als ich 9 Jahre alt war. Ich ging eine Beziehung ein. Die Zweite in meinem Leben. Die ersten Wochen war es ganz in Ordnung, wirklich. Doch dann bemerkte ich irgendwann, dass ich belogen wurde. Ganze 8 Monate lang nur Lügen, doch ich liebte den Menschen. Ich konnte nicht alleine sein. Ich war innerhalb von 8 Monaten durch meine Angst, alleine zu sein, abhängig von dieser Person geworden. Das war aber nicht einmal das Schlimmste. Als ich die Lügen rausbekam, wollte ich mich trennen. Doch dieser Mensch hat mich so sehr belabert, dass ich mich letztendlich doch nicht getrennt habe. Ich hätte es tun sollen. Ich hätte es wirklich, wirklich tun sollen. Damit hätte ich mir eine Menge erspart. Zwei Monate ging es gut, doch dann zog ich zu der Person in die Wohnung. Ich kümmerte mich um alles. Um die Tiere. Um das Essen. Um den Haushalt. Ich selbst bekam nicht wirklich etwas auf die Reihe, während dieser Mensch eine Ausbildung anfing. Ich hatte meine Abendschule, sowie meine Ausbildung abgerochen. Beides dauerte nur 2 Monate. Nach diesen insgesamt nun schon 14 Monaten fing es dann an. Jedes Mal, wenn die Person von der Arbeit kam und ihr Zuhause irgendetwas nicht in den Kram passte, wand sie Gewalt an. Nicht eine Ohrfeige, auch nicht zwei. Der Mensch prügelte regelrecht auf mich ein. Ich hatte riesige Blutergüsse. Natürlich da, wo man es nicht sofort sehen konnte. Fragte mich meine Mutter, was passiert war, log ich sie an. Ich log nie. Ich war ihr gegenüber stets ehrlich, egal, um was es ging. Doch meine Mutter wusste es. Auch wenn ich sagte, ich sei gegen die Tür oder gegen eine Ecke gelaufen. Sie wusste es. DAS führte dazu, dass meine Seele nicht mehr die war, die ich einmal in mir trug. Ich war in mich gekehrt. Introvertiert. Ängstlich. Schreckhaft. Still. Dabei war ich zuvor immer anders. Extrovertiert. Fröhlich. Redete manchmal wie ein Wasserfall. Meine Mutter meinte dann immer, ich solle doch bitte mal für 5 Minuten meinen Mund halten, weil ich zu viel sprach. Doch letztendlich schaffte ich den Absprung aus dieser Beziehung. Ich hatte es geschafft. Insgesamt dauerte sie zweieinhalb Jahre an. Es waren die schlimmsten Jahre meines Lebens. Natürlich, jede Beziehung hat auch etwas Gutes, doch das überwog nicht. Die guten Dinge waren viel zu selten. Man kann sie an beiden Händen abzählen. Jedoch nicht die vielen Male, in denen die Person ihre Wut an mir ausgelassen hatte. Ich hatte aufgehört zu zählen. Man könnte meinen, mir wäre es dann besser gegangen. So war es auch. Doch das alles war nur Fassade. Ich wollte nicht, dass jemand herausfand, wie es wirklich in mir aussieht. Ich überspielte es. Ich hatte es über die vielen Jahre gelernt. Doch nun dachte ich, ich hätte richtige und neue Freunde kennengelernt. Habe auch ihnen wieder versucht zu helfen, ihnen beizustehen. Und natürlich, ich tue es immer noch, keine Frage. Doch macht sich in meinem Kopf ein großer Gedanke breit. Ich versuche mit einzelnen Menschen zu reden. Ich als Freundin möchte natürlich wissen, wie es ihnen geht, was sie machen, möchte mit ihnen reden. Unabhängig davon, worum es speziell geht. Doch wieso reden diese Menschen nicht mit einem? Wieso nicht? Was hat man falsch gemacht? Ich bin überzeugt davon, dass es nicht an mir liegt. Doch was ist so schwer daran, mal kurz Bericht zu erstatten, wie es einem geht, was man macht? Wenn man keine Zeit hat, das ist verständlich, doch wieso kriege ich dann trotzdem nicht zu hören? Wieso werde ich so ignoriert? Das ist etwas, was mir unverständlich ist und es auch bleibt. Es ist nicht in Ordnung, seine Freunde hängen zu lassen. Ich habe stets versucht, mich bei allen immer zu melden und mich um die Freundschaften zu kümmern. Doch wieso sollte ich dies weiterhin tun? Ich versuche mein Möglichstes, doch ich kann ja niemandem ein Wort herausquetschen. Ich finde, wenn es einem nicht gut geht, dann sollte man mit den Freunden darüber reden, wo man weiß, sie sind für einen da. Es ist nicht fair und das wird es auch nie sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)