Katzenmenschen von sadako888 ================================================================================ Kapitel 3: Der erste Tag ------------------------ Als Kuro aufwachte, war es bereits hell. Sofort kam ihm der Gedanke, dass er verpasst hatte, den Händlern beim Auspacken Gesellschaft zu leisten um sich die Gerüche der Ware einzuprägen, doch dann fiel ihm ein, dass heute gar kein Markttag war. Es war Donnerstag. Sein Ohr ziepte wieder vor sich hin. Er würde bald wieder Salbe drauf tun, wie er es inzwischen schon 3 Mal hatte tun müssen. Im ersten Moment brannte es wie Hölle, aber das ließ sehr bald nach und dann verschwanden die Schmerzen. Wirklich ein sehr nützliches Mittelchen das er da bekommen hatte, das musste er zugeben. Gemächlich ließ er sich aus dem Bett rollen und landete doch nicht so sanft auf dem Boden wie geplant. Was sollte er nur machen. Er hatte die halbe Nacht darüber nachgegrübelt. Was auch immer Cookie sich dabei dachte, sie zu einer von ihnen zu machen, jetzt hatten sie sie erstmal am Bein. Aber er wollte sie nicht hier haben. Sie war ein Mensch. Wenn Cookies Zauber nachließ und sie im Berserkermodus mit ihren Menschenfreunden antanzte… bei dem Gedanken wurde ihm ganz schlecht. Die halbe Nacht hatte er sich Gedanken darum gemacht, ob Cookies Zauber hielt und konnte vor Sorge nicht schlafen. Immerhin war die tickende Zeitbombe gleich im Zimmer nebenan. Luca schnarchte im Nebenzimmer. Er hatte abends noch einmal nach dem Rechten gesehen und dann irgendetwas in seinem Zimmer fabriziert, was mal wieder furchtbar stank – Kuro war davon aufgewacht. Aber er war auch von seinem schmerzenden Ohr aufgewacht, dass so ziemlich alle 3 Stunden neue Salbe verlangte. Dadurch, dass er es nicht spürte, war er im Schlaf mit dem Ohr gegen die Wand gekommen und es hatte wieder angefangen zu bluten. Von dem Geruch war er auch aufgewacht. Er hatte wahrlich keine erholsame Nacht hinter sich. Aber wenn er den ganzen Tag hier herum lag, war auch keinem geholfen. Er war schrecklich hungrig. Er dachte nach. Wenn er wieder zu etwas nutze sein wollte, musste er erst einmal wieder zu Kräften kommen. Also drehte er sich samt Decke auf den Bauch und setzte sich zwischen Bett und Schrank auf. The show must go on, wie Luca immer sagte. Plötzlich durchbrach ein Schrei die morgendliche Stille. Kuro zuckte zusammen, stürzte aber auch gleich ins Nebenzimmer – der Schrei stammte von dem Menschenmädchen. Doch kaum, dass er die Tür geöffnet hatte, gab es einen weiteren empörten Aufschrei und ihm wurde sogleich ein Schuh entgegen geworfen. „Guck weg!“ schrie sie hysterisch. „Ich bin doch eh blind!“ rief Kuro. Diese dumme, dumme, dumme Kuh! „Was ist passiert!?“ Und was trug sie denn, dass sie gleich so ausflippte? Er hatte ihr doch extra Schlafzeug von Chi geborgt! „Kuroooo~“ erklang es plötzlich vom Fußboden. Sascha versteckte sich gleich hinter ihm. „Wer ist das? Er hat auf mir geschlafen, als ich aufgewacht bin - mein Herz…“ Aach, so lief der Hund. „Sascha, man schläft nicht auf Fremden, da bist du selbst Schuld wenn sie sich erschrickt“ sagte Kuro erstmal schlichtend zu dem kleinen Waschbärjungen. „Aber sie war bequem“ sagte der Kleine unschuldig hinter ihm. Kuro fasste sich gegen die Stirn. „Am frühen Morgen schon so ein Radau“ sagte er genervt, packte den Kleinen und hob ihn wie ein Baby am hinteren Kragen hoch. Die Situation war bald geklärt und Luca war von dem Geschrei nicht mal aufgewacht, obwohl er nur 5 Meter weiter schlief. Alle waren froh, dass Sascha zurück gefunden hatte, allen voran Cookie. Auch das Menschenmädchen verzieh ihm schnell, versteh einer die Frauen. Das erste, was Kuro danach an diesem Tag machte, war duschen. Das ganze Blut klebte noch an ihm rum und der Geruch nervte unglaublich. Als das warme Wasser auf ihn heruntertröpfelte überlegte er, was er mit seinem Ohr anstellen sollte. Ein Verband würde draußen zu sehr auffallen, das konnte er als Dieb nun wirklich nicht machen. Aber so fing die Wunde immer wieder an zu Bluten, das war erst recht nicht gut. Nicht mal eine kurze Dusche hielt sie aus, ohne wieder auf zu gehen. Seufzend beschloss er, sich heute einen Tag frei zu nehmen, um es mittels Verband und Heilsalbe zumindest halbwegs zuwachsen zu lassen. Ging ja nicht anders. Nun zu seinem anderen Problem – das Mädchen. Er musste ein ernstes Gespräch mit Cookie führen. Und diesmal konnte er sich nicht so einfach herausreden. Kuro dachte zurück an den Tag, an dem er Cookie und Sascha aufgelesen hatte – halb verhungert und vereinsamt hatten sie in einem alten Lagerhaus gelebt, keine hundert Meter entfernt von hier. Woher sie kamen wollten sie nicht sagen, aber Cookie erzählte später, dass er alle Frauen dazu bringen konnte, sich um die beiden zu kümmern. Sie backten Kekse für ihn, kauften ihm Kleidung und beschützten ihn sogar vor zu neugierigen Menschen, denen sein Waschbärschwanz missfiel. Obwohl die Bewohner des Katzenviertels alle Katzenohren hatten, hatte niemand von ihnen auch einen Katzenschwanz. Dieses Merkmal fand sich nur bei den Waschbärmenschen, die sich normalerweise nie in die Stadt trauten. Zumindest hatte Kuro das so gehört. Es sollte irgendwo außerhalb ein kleines Volk von ihnen leben, doch wo, dass wusste niemand. Und es gab auch niemanden, der das herausfinden wollte. Hier in der Stadt wurden sie noch weniger geachtet als Katzenmenschen, weil sie zusätzlich zu ihrem niedrigen Stand, den sie durch die Tiermerkmale innehatten, auch noch Fremde waren. Entsprechend schwer hatten es Sascha und Cookie, als Cookies Zauber nachließ. Die Frauen, die er irgendwie bezirzt hatte, erwachten irgendwann aus ihrer Trance und verjagten die beiden Jungen. Traumatisiert von diesem Erlebnis benutzte lange Zeit keiner der beiden wieder Magie. Vor allem bei Cookie dauerte es lange, bis er den Mut fand, langsam wieder Gebrauch davon zu machen. Wenn er nur müsste, was das Ganze mit dem Menschenmädchen sollte… Aber genug der Grübelei, dachte sich Kuro. Es führte ja eh zu nichts. Er stieg aus der Dusche und nahm sich die frischen Sachen, die auf dem Handtuchschrank lagen. Als er sich anzog fragte er sich einmal mehr, wann Ethel endlich einsehen würde, dass er keine übermäßig blumig riechenden Sachen mochte. Er bat sie regelmäßig, die Packung Lavendelweichspüler einfach wegzulassen, ihm reichte normales Waschmittel vollkommen. Hauptsache die Wäsche war sauber, da musste sie doch nicht auch noch drei Meter weiter nach Blume riechen. Nachdem er sich angezogen hatte und sein Ohr mit der Salbe von dem Menschenmädchen und der Heilsalbe, die er irgendwann von Dave bekommen hatte, eingerieben hatte, machte er sich erst einmal auf die Suche nach Verbandszeug. Wenn das Blut von seinem Ohr jetzt wieder auf seinen Pullover lief, würde Ethel nur schimpfen. Zum Glück lag es noch an seinem üblichen Platz. Kuro mochte es, wenn Sachen da waren, wo sie hingehörten, aber das war ja ganz natürlich. Bei Unordnung fand er ja sonst nichts wieder, es sei denn der gesuchte Gegenstand hatte einen starken Eigengeruch. So wie Desinfektionsmittel. Kuro verzog das Gesicht, als er das Fläschchen öffnete und es mit der Öffnung voran in die Watte tränken ließ. Um diese anschließend an sein Ohr zu kleben bedurfte es ganzen drei Versuchen. Schließlich nahm er das stärkste Pflaster, das sie im Haus hatten, ungeachtet der Konsequenzen, wenn er es schließlich wieder abziehen musste und das halbe Fell seines Ohres wahrscheinlich gleich mit. Hoffentlich fand sich in nächster Zeit noch etwas, dass die Klebewirkung neutralisieren konnte. Als er aus dem Badezimmer kam, tippelte Chi schon ungeduldig auf dem Boden herum. „Endlich bist du fertig!“ motzte sie und verschwand auch gleich im Bad, wo sie die Tür laut ins Schloss fallen ließ. „Dir auch Guten Morgen!“ rief Kuro amüsiert. Dieses kleine zickige Biest, wann auch immer er endlich aus ihr schlau werden würde. In der Küche war wohl schon wieder einiger Trubel los, Kuro hörte die Stimmen bis in den Flur. Aber das war ja ganz natürlich, wenn Sascha auftauchte. Obwohl er eigentlich hier wohnte, war er so gut wie nie Zuhause, was Ethel an den Rand der Verzweiflung brachte. Normalerweise sprach ihr Dave dann gut zu, aber der war ja schon seit einer Woche weg. Nachdem Kuro die dreckige Wäsche in den Keller gebracht hatte, schlich er leise ins Wohnzimmer uns lauschte. Die Luft schien wieder rein zu sein, Ethel war offenbar mit ihrer üblichen Standpauke fertig. Als er die Küchentür öffnete, strömte ihm der Geruch von frischen Pfannkuchen und, wie immer, Blumen entgegen. „Morgen Kuro, wie geht es dir, mein Süßer?“ Ethel umflatterte ihn sofort und zettelte aus irgendeinem Grund gleich an seinem Verband herum. „Pass auf, ich hab ewig gebraucht damit er hält, nicht das du ihn gleich wieder kaputt machst“ sagte Kuro, aber er klang fröhlich dabei. Er mochte diese alte Dame so sehr, sie war wie eine Oma für ihn. „Jungchen!“ holte sie aus. „Ich hab Verbände gemacht, da warst du noch nicht mal geboren! Lass mich mal ansehen, was hast du denn gemacht, dieses Pflaster geht doch nie mehr ab, da müssen wir nachher mit dieser komischen grünen Tinktur rüber gehen und die riecht so stark, da wirst du bestimmt wieder meckern, aber du bist ja selber Schuld. Das du aber auch nie um Hilfe bitten kannst, du bist unmöglich, alles willst du auf eigene Faust machen. Jetzt iss erstmal was, du musst ja am verhungern sein.“ Ja, das war so typisch Ethel. Kuro musste grinsen. „Und jetzt grins nicht so blöd, du weißt genau wie ernst ich das mein!“ wetterte sie und stellte ihm lautstark einen Teller mit Pfannkuchen hin. „Ich hab immer gesagt! Nein Junge, hab ich gesagt, lass die Gaunerei, das ist kein Weg zum Brötchen verdienen, hab ich gesagt! Und jetzt haben wir den Salat, ach Jungchen, das muss so wehtun, das tut mir so Leid, hätte ich dich lieber doch aufs Zimmer gesperrt als du damit angefangen hast…“ „Ist ja gut, Ist ja gut!“ beschwichtigte Kuro, während er sein Essen in Stücke schnitt. „Mütterchen…“ sagte er, weil er wusste, dass sie ihm alles verzieh, wenn er sie Mütterchen nannte. „Ich habe mich dämlich angestellt und dafür einen Denkzettel bekommen, ist doch in Ordnung. Und es tut überhaupt nicht weh, mach dir keine Gedanken. Es geht mir ganz prima, bis auf den Blumenduft (Er meinte Gestank), der an mir haftet. Machst du das mit Absicht?“ fragte er trotzig, um das Thema zu wechseln. „Hm, also ich finde den Blumengeruch schön“ schleimte das Menschenmädchen von der anderen Seite des Tisches. Argh, die war ja auch noch da. „Ach, danke Herzchen, ich auch“ sagte Ethel fröhlich. HERZCHEN hatte sie gesagt. Jetzt bandelte dieses doofe Menschenmädchen auch noch mit der armen Ethel an! Kuro unterdrückte ein leises Knurren und verschluckte sich dabei fast. Sascha lachte ihn aus, er wusste, warum Kuro sich verschluckt hatte, das war so ein Tick von ihm. „Bäh, du lach nicht, wegen dir hab ich heute Morgen fast einen Herzschlag gekriegt“ giftete Kuro ihn an. „Was machst du hier überhaupt schon wieder?“ fragte er bissig. „Ich hab Großmütterchen vermisst“ schleimte er. „Und Cookie wollte mit mir spielen. Und außerdem hab ich geahnt, dass es heute Pfannkuchen gibt, dazu kann ich doch nicht nein sagen, Großmütterchens Pfannkuchen sind schließlich die besten.“ „Das sagst du doch nur so“ sagte das Mütterchen geniert. Sie war einfach viel zu gutherzig. Kuro seufzte. „Ähm, Ethehel?“ druckste das Menschenmädchen schließlich, während Ethel mit Pfannkuchen machen und der Rest mit Essen beschäftigt war. „Ich habe Geld in meiner Tasche gefunden und Luca hat mir gestern gesagt, dass Sie Zimmer vermieten? Wie viel kostet es denn pro Woche?“ Kuro schluckte. Sie hatte vor, länger zu bleiben, anstatt sich was anderes zu suchen, das gefiel ihm gar nicht. Wie sollte er da je wieder ruhig schlafen? „Oh, normalerweise kostet das 5 Silberstücke, aber hast du denn so viel?“ fragte sie bedrückt. Sie wollte kein Geld von ihr nehmen, man hörte es. Kuro wusste, dass Ethel sie auch umsonst aufnehmen würde. Das würde dann noch ein Maul zu stopfen sein, und weil Väterchen und Dave ausfielen und das andere Zimmer nicht vermietet war, blieb mehr Arbeit an ihm, der aber gerade auch nichts tun konnte, also nur an Luca, hängen. Das Schicksal des ganzen Hauses, abhängig von diesem Schnarchsack? Na Freude. Aber zum Glück wusste er, dass Yuui Geld mit sich führte, und zwar gar nicht mal so wenig. 2 Goldmünzen, 27 Silberlinge (Hey, wovon 8 immer noch ihm gehörten!) und 5 Kupfermünzen. Aaaah, er hatte sich so eine gute Chance entgehen lassen. Kuro raufte sich die Haare. „Nein, das ist absolut okay, ich habe sogar genug für die nächsten paar Monate“ sagte sie fröhlich. Ich hoffe nur, dass ich gefunden werde oder mich erinnere, bevor es ausgeht. „Oh, das ist ja wunderbar!“ frohlockte das Mütterchen. „Keine Sorge, hör auf meine Worte, bestimmt kommst du nicht einmal dazu, die nächste Miete zu zahlen. Bis dahin findest du bestimmt wieder zurück. So ein liebes Mädchen wird doch schnell vermisst, ich werde mich heute umhören“ sagte sie lieb. „Ich mach dir nachher gleich dein Zimmer fertig, dann kannst du heut Abend gleich dort schlafen.“ „Das ist lieb, vielen Dank“ sagte sie. „Obwohl ich oben auch gut geschlafen habe, muss ich sagen.“ „Nein, nein, geh bloß nach unten. Nachher schreist du nur wieder und bewirfst mich“ sagte Kuro schnippisch. Sie hatte sich immer noch nicht dafür entschuldigt, dabei war er ihr extra zu Hilfe gekommen. „Na, na, junger Mann, man geht auch nicht ohne anzuklopfen in das Zimmer einer Lady!“ sagte Mütterchen und schlug leicht mit dem nächst besten Kochlöffel gegen seinen Hinterkopf. „Was sollte ich schon schlimmes sehen!?“ trotzte Kuro. „Tut mir ja Leid, war ein Reflex“ sagte das Mädchen beschwichtigend. „Jetzt sei bloß nicht so nachsichtig mit ihm“ sagte das Mütterchen, wieder dem Herd zugewandt. „Kein Wunder, dass Sascha denkt, er könnte sich einfach ins Bett eines Mädchens schleichen, wenn er so etwas vorgelebt bekommt!“ wetterte sie und füllte den Geräuschen zufolge Saschas Teller auf. Diiese Ungerechtigkeit! Kuros Mund klappte auf. Ethel fand Logik, da war gar keine. Das musste ihr Sascha eingetrichtert haben! Im Gegensatz zu Cookie war er sich nicht schade genug, um die arme alte Frau zu manipulieren. Einmal lieb geguckt und sie glaubte ihm alles, diese Kräfte waren aber auch zu gemein. Und was war seine Strafe? ‚Wenn du heute sowieso frei machst, kannst du Yuui ja auch die Gegend zeigen, damit sie sich erinnert.’ Also hatte er nach dem Frühstück im zweckentfremdeten Gemeinschaftsraum gewartet, in dem das Menschenmädchen geschlafen hatte, welches sich in der Zwischenzeit frisch machte. Er hatte Cookie und Sascha gesagt, dass sie nach dem Essen zu ihm hoch kommen sollten, um etwas zu bereden und sie hatten eingewilligt. Also wartete er und döste noch ein wenig vor sich hin. Nach etwa 15 Minuten kamen sie schließlich den Flur entlang getippelt. Luca schnarchte noch immer, aber weil Kuro sich darauf konzentriert hatte, hörte er die leisen Schritte der beiden. Schließlich signalisierte ihm das Knarren der drittletzten Treppenstufe, dass sie endlich zu ihm gefunden hatten. „Wir sind da-ha!“ rief Cookie übertrieben laut. Er war nur blind, nicht TAUB, aber das verstanden nur die wenigsten Leute. „Was gibt’s denn?“ fragte Sascha genervt. Kuro stand von der Couch auf und nahm die Tasche von Yuui, die sie auf dem Tisch hatte liegen lassen. Durch die Stapel von Münzen war sie ziemlich schwer. „Leute“ sagte er nach einer Pause. „Wenn diese Tasche nicht nach Mensch riecht, weiß ich es auch nicht. Dieses Mädchen ist keine von uns, und ich glaube, das wisst ihr beide genauso gut wie ich.“ Die Kleinen stellten sich ahnungslos, aber Kuro wusste, dass er seiner Nase immer trauen konnte. „Hört zu“ redete er weiter. „Ich will doch gar nicht wissen, wie du das gemacht hast, Cookie. Es ist mir egal, ich frag auch nicht weiter nach, ich weiß du willst nicht darüber reden, das ist in Ordnung. Aber das ist ein MENSCHENmädchen“ betonte er. „Ich habe es gestern schon einmal gesagt, deine Zauberei ist nicht gerade von langer Dauer gekrönt. Wenn sie wieder zu sich kommt wird es aussehen, als hätten wir sie festgehalten, ich mache mir Sorgen - “ Sascha redete dazwischen. „Maaaaan, Kuro!“ rief er genervt. „Cookie hat gesagt, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, also brauchst du dir auch keine Sorgen zu machen, Ende“ trotzte er. „Außerdem hab ich heute Nacht den Zauber verstärkt, also bleib cool.“ „Was? Aber warum? Ich will sie nur aus dem Haus haben bevor sie sich einprägt wo wir wohnen! Warum in aller Welt wollt ihr sie hier behalten!?“ Keine Antwort. „Aargh!“ schrie Kuro zornig auf. Er hielt sich seine Stirn, um sich zu beruhigen. Er hasste Menschen. Er hasste sie so sehr. Immer bereiteten sie Probleme und jetzt hatte er diese tickende Zeitbombe inmitten seiner Familie, das war unerträglich. Er atmete tief ein. „Leute, sagt mir wenigstens, wozu.“ Wieder keine Antwort, nur ein schuldbewusstes Winseln von Cookie. „Kurooo, ich bin fertig…!“ ertönte es von unten. „Na wunderbar“ sagte Kuro. Er atmete aus. „Seid ihr euch SICHER, dass es hält?“ fragte er noch einmal. „Ganz sicher“ murmelte Cookie. „GANZ sicher“ pflichtete Sascha bei. „Das Gespräch ist noch nicht beendet“ sagte Kuro, nahm seinen Blindenstock und warf sich seinen Mantel über, den er auf der Couch bereit gelegt hatte. Als er die Stufen der zweiten Treppe hinunter schritt, hörte er schon, wie Cookie und Sascha zu toben anfingen und das Zimmer auseinander nahmen. Das Mädchen wartete im Flur auf ihn. „Du hast deine Tasche fast vergessen“ sagte er beiläufig und hielt sie ihr hin. Obwohl sie jetzt nach Apfelshampoo und Blumenweichspüler roch, blieb der Menschengeruch an ihr kleben. „Oh, das ist ja lieb, ich hätte sie bestimmt vergessen!“ sagte sie und nahm sie ihm vorsichtig ab. LIEB. Ultimativ entnervt sah Kuro nach oben, obwohl er wusste, dass ihn auch dort nur ein großer schwarzer Fleck erwartete und keine Zimmerdecke. Aber auf die Geste kam es an. „Jetzt sei doch nicht so“ seufzte Yuui. „Wir haben bestimmt Spaß!“ Ja. Wie ‚spaßig’. Gestern hat sie ihm noch das Ohr zerpflückt und heute machte sie auf beste Freundin. Nichts gegen Cookie, aber den Sinn hinter dieser Aktion verstand er beim besten Willen nicht. „Wohin soll’s denn gehen, hast du eine Idee?“ fragte Kuro, während er die Tür für sie öffnete. Er wusste, Ethel stand versteckt in der Wohnstube und würde ihn hauen, wenn er sich nicht wie ein Gentleman benahm. „Hm, ich glaube ich muss zuallererst ein paar Sachen einkaufen, ich habe ja gar keine Kleider.“ Der erste Gedanke eines verwöhnten Menschenmädchens. Er konnte sie SOWAS von nicht leiden. Aber er sagte: „Ist okay, ich bring dich zur Einkaufsstraße“ und geleitete sie hinaus. Kaum, dass sie außer Sichtweite der Fenster sein mussten, machte Kuro gekonnt einen Schritt zur Seite, nahm seinen zusammenklappbaren Blindenstock aus dem Ärmel und tastete damit so cool wie eben möglich im Gehen den Boden nach herumliegenden Katzen ab. Personen rannte er ziemlich selten über den Haufen, aber Gegenstände ohne Eigengeruch und Katzen, die es sich auf dem Boden gemütlich gemacht hatten, hatten eine Anfälligkeit dafür, sich ihm in den Weg zu stellen. Normalerweise verließ er sich darauf, dass seine Begleitung, meistens war das Luca, ihn auf so was aufmerksam machte, aber bevor er ein Menschenmädchen für ihn sehen ließ, musste erst einmal die Hölle zufrieren. Außerdem war es ein sehr guter Vorwand, mehr Abstand von ihr zu halten – sie war ganz schön klebrig und durch den Menschengeruch war das doppelt nervig. So brachte er sie 5 Straßen weiter, ohne dass einer von beiden den anderen mit einer Unterhaltung die Laune verdarb. Die Spatzen waren heute ziemlich leise, vielleicht hatten die Katzen sie wieder dezimiert, oder sie waren in einen anderen Stadtteil umgezogen. Kuro mochte ihre Stille nicht, sie bedeutete nie etwas Gutes. Er traf mit dem Stock eine Katze, die ihn sogleich dafür anfauchte. ‚Tut mir ja Leid!’ dachte Kuro und lief um sie herum. Das Menschenmädchen war offenbar abgelenkt, für ihre plapprige Art sagte sie schon verdächtig lange nichts mehr. Was war mit dem ‚spaßigen’ Ausflug? Vorhin war sie doch noch so euphorisch? Da roch er es. Nämlich nichts. Er hatte sie verloren! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)