Weasleyrot von Schnie (rose & scorpius) ================================================================================ Kapitel 1: Verlieben nach anderem Maßstab ----------------------------------------- Man stelle sich den Alltag vor. Ja, den Alltag. Den allgemein bekannten Alltag, mit seinen Launen in unregelmäßigen Abständen, den beinahe vorhersehbaren tristen Abschnitten, die kleinen Überraschungen, die letztlich doch keine sind. Der Alltag eben. „Du solltest wirklich mit mir ausgehen.“ Jeden Tag dasselbe. Wie alle Tage eben, leicht von der wörtlichen Bedeutung abzulesen. Der Alltag von Scorpius Malfoy unterschied sich nicht sonderlich von dem anderer Menschen. Aufwachen am Morgen, der Tag in Form von Unterricht oder Freizeit, das Einschlafen am Abend, je nach Tagesformat früher oder später. Der Alltag eben. „Nein!“ Scorpius Malfoys Alltag wich nicht sehr von dem üblichen ab. Mit einer Ausnahme: Rose Weasley. Das Mädchen, welches ihn regelmäßig, ja gar alltäglich, zum verzweifeln brachte, ihn zur Weißglut trieb, seinen Verstand in Frage stellte. Und sein Herz zum Kapitulieren nötigte. In dieser Reihenfolge. Immer wieder, jeden Tag, Und dann waren die Tage doch nicht mehr so alltäglich. Denn besagter Weasley gelang es dem lahmen Tanz des Lebens ein bisschen Schwung einzuhauchen, mit einer einfachen Geste, ein paar Worten, ihrem Stolpern. Und ganz besonders mit der Art, wie sie ihm begegnete. Zugegeben, nicht immer die sanftmütigste. Sie war barsch, laut, gar ungehobelt. Generell die Eigenschaften, die sie darbot, keine all zu große Besonderheit also. Doch dem Malfoy begegnete selten ein Mädchen mit derartigen Manieren. In der Regel flatterten ihm lange Wimpern zu, ein süßes Lächeln, hier und da auch ein verführerisches. Doch Rose Weasley schenkte ihm keine tiefen Blicke, lediglich zornige. Sie zeigte ihm auch nicht ihr schönstes Lächeln, eher verfluchte sie ihn mit exakt ausgewählten Worten, die an dieser Stelle vor Wiederholungen verschont bleiben. Ein Benehmen, das der Malfoy nicht kannte, somit nicht schätzte und schon gar nicht als beachtungswürdig einstufte. Er, der Junge aus gutem Hause. Schon in der ersten Klasse waren die Lehrer ganz verzückt von dem ach so guten Benehmen des jungen Malfoys, wie außerordentlich gut sich der kleine Mann doch in seiner Rolle als Gentleman verstand. Ein Verdienst seiner Mutter, die keinen Rüpel oder Casanova zum Sohnemann wollte. Demnach erschien jenem jungen Malfoy die ruppige Art der jungen Weasley als unangebracht, war er doch von jeher ein wesentlich anständigeres Auftreten gewöhnt, erst recht von Mädchen. In der ersten Klasse betrachtete Scorpius Rose Weasley daher mit angewiderter Miene, war genervt von ihrer so gar nicht damenhaften Hartnäckigkeit, ganz zu schweigen von der Art ihres Flugstils. Keine Schlammpfütze war sicher vor ihr, sie war ganz und gar talentfrei. Die zweite Klasse änderte das bereits bestehende Bild nicht sonderlich: die gleichen Blicke, die gleichen Quidditchunfälle. Im folgenden Jahrgang entschied sich Rose Weasley scheinbar gegen ihre Quidditchkarriere und lümmelte fortan nicht mehr im Schlamm, was jedoch keinerlei an ihrem sonstigen Verhalten änderte. Sie war noch immer das lauteste Mädchen Hogwarts’, zierte sich nicht vor Duellen mit Älteren, die gerade versuchten, einen Erstklässler lächerlich zu machen und schon gar nicht zog sie es in Betracht, sich den anfänglichen Schwärmereien, die selbstverständlich dem Malfoy galten, hinzugeben. Stattdessen tadelte sie ihn mit Vergnügen bei gelungenen Streichen. Bei misslungenen mit noch mehr Vergnügen. Und während der Malfoy schließlich aus seiner pubertären Phase wuchs, die sogar ein Ravenclaw nicht zu umgehen wusste, blieben seine Augen dort, wo sie waren. Auf Rose Weasley gerichtet, die ihn von nun an mit jedem Jahr mehr faszinierte. Denn die Neugierde eines Ravenclaw veranlasste ihn, den Blick doch nicht so voreilig abzuwenden, wozu der erste Eindruck doch so oft und gerne verleitete. Ihr strenger Blick, dem nichts entging und der zugleich doch so wenig erkannte. Die Tatsache, dass sie alles daran setzte, ihn in jedem Fach zu übertrumpfen – was ihr nur minder erfolgreich gelang, wie er mit einem Hauch von Stolz, aber auch mit einem Funken Ärgernis eingestehen musste, denn diese Gegebenheit verbessert nicht gerade ihre Stimmung ihm gegenüber. Da war auch noch ihre Angewohntheit, die letzten zwei Stufen immer zu überspringen und die äußerst amüsante Folge, dass sie dabei in fast neunzig Prozent das Gleichgewicht verlor. Außerdem, und auf diese Entdeckung war er ganz besonders stolz und darüber ebenso entzückt, war der Wandel der Röte ihrer Wangen ein wahres Schauspiel. Bisher hatte er insgesamt vier Rottöne gezählt. Da gab es diesen purpurfarbenen Schatten, der sich nur auf ihre runden Wangen legte, wenn sie in eines ihrer Lieblingsbücher eintauchte. Oder aber das feurige Rot, welches sogar ihre Ohren einnahm – eine Erbschaft ihres Vaters, wie er einmal vernahm – und mit dem sie Scorpius selbst meist bedachte. Dann gab es da noch das matte Rot, das nur sehr selten zu bestaunen war. Er selbst hatte es nur zwei Mal ersichten dürfen, als er sie schlafend in der Bibliothek gefunden hatte und als sie eines Morgens beinahe das Frühstück verpasste und vor dem Verlassen des Schlafraumes scheinbar lediglich ihren Mantel übergeworfen hatte, wenn man ihre Frisur richtig deutete. Sie liebte Frühstück, das sollte man vielleicht erwähnen. Und, nicht zu vergessen, ein Rosarot. Das verräterische Rosarot. „Wieso nicht?“, hakte Scorpius nach und folgte ihren schnellen Schritten mühelos. Warum verräterisch? Weil es die Verlegenheit unter ihrer Aufgebrachtheit hindurch schimmern ließ. Das verräterische Rosarot, das sich auf ihre Wangen legte, seit Scorpius begann, diese Frage zu stellen, was in seiner Rechnung nun schon eine Ewigkeit ergab, in normalen Jahren jedoch die Zahl Drei maß. Und doch war sie noch immer verlegen. „Weil ich nicht mit dir ausgehen will, Malfoy“, fauchte sie. Ebenso wie sie immer wieder ablehnte. Ein Spiel, dem beide wohl irgendwie verfallen waren, nur dass Rose Weasley es nicht zugeben wollte. Es wäre nicht so, als hätte sie das erwähnte verräterische Rosarot nicht längst selbst bemerkt, so wie es der Malfoy getan hatte, auch wenn er ihr, wieder einmal, zuvor gekommen war. Doch den Dementor würde sie tun und ihm auch diesen Triumph erlauben, war er ihr doch schon in sonstigen Lagen mehr als überlegen. Ohne Aufwand erreichte er die besten Noten im Unterricht, glänzte mit überdurchschnittlichen Leistungen in der Praxis und flog natürlich einen äußerst geschickten Besen im Quidditch. Noch dazu war er charmant, bescheiden und höflich. Eigenschaften, die Rose nicht zu ihren eigenen zählen konnte. Die Klugheit ihrer Mutter war eine Hilfe, die Zügellosigkeit ihres Vaters dagegen weniger. „Und warum wirst du dann wieder so rot?“ Ein unverschämt gutaussehendes Grinsen stahl sich auf seine Lippen, als er sie schließlich überholte, die Arme vor seiner Brust verschränkte und ohne den Blick von ihr abzuwenden vor ihr her spazierte, als wäre es eine Leichtigkeit, nicht zu sehen, wohin man lief. Rose funkelte ihn an, alleine schon wegen seinem Talent, so unbekümmert durch die Gänge streifen zu können, ohne auch nur einmal ein Stolpern fürchten müssen. „Ich werde überhaupt nicht rot!“, entgegnete sie ihm ungehalten und verdrehte, in der Hoffnung, die Röte abschütteln zu können, überschwänglich die Augen. „Doch, wirst du. Wie jedes Mal“, sagte er und blieb so abrupt stehen, dass sie natürlich geradewegs in ihn hineinlief. Nur ein kurzer verräterischer Herzschlag später, der dem Rosarot jedoch keine Konkurrenz darbot, als Rose den Malfoy anfunkelte und das, wo sie doch so sehr damit beschäftigt war, ihr Herzchen zu beruhigen. Er dagegen schenkte ihr ein Lächeln, eines dieser jubelnden, da er genau wusste, wie es um die Röte auf ihren Wangen stand. Und somit auch um ihr Herz. „Geh mit mir aus, nur einmal“, bat er mit ruhiger Stimme und man könnte meinen, Rose hätte sich versehen, doch das jubelnde Lächeln geriet ins Wanken. „Nein“, sagte sie und mit dieser mehr als klaren Antwort stolzierte sie an ihm vorbei, sich darauf konzentrierend, nicht über ihre eigenen Schnürsenkel zu stolpern, was sich als deutlich schwierigerer erwies, wenn man von einem Malfoy dabei beobachtete wurde, der scheinbar seinen Ehrgeiz mit jedem Nein neu entfachte. „Warum denn nicht, verdammt noch mal!“, erreichten seine beinahe flehenden Worte sie schließlich und seine Hand fuhr durch sein Haar. Ein Hauch der Verzweiflung, der sich nicht nur in seiner Stimme niederlegte, sondern auch in dieser doch so ansehnlichen Geste. Es war nicht so, als wäre sie Scorpius Malfoy schon längst verfallen. Keineswegs. Natürlich, er hatte seinen Charme, etwas, das heutzutage ein seltener Fund bei jungen Männern war. Er hatte dieses gewisse Aussehen, das mit einem einfachen Lächeln reihenweise Herzen zum Schmelzen und gleichzeitig zum Zerbrechen brachte. Doch er hatte durchaus seine schlechten Seiten und sogar Fehler. Zwar wollten Rose in diesem Augeblick keine einfallen, aber sie war sich sicher, dass welche vorhanden waren. Er war zum Beispiel über die Maßen rechthaberisch. Zwar stellte sich meist auch heraus, dass die Wahrheit auf seiner Seite stand, aber bei Merlin, musste er denn gleich so sehr darauf beharren? Zumindest empfand Rose seine strukturierten und völlig von Emotionen befreiten Argumente derart lästig. Außerdem war er ziemlich eingebildet. Manchmal, gelegentlich, wenn ihm etwas äußerst gut gelang. Doch selbst dann war er für die Verhältnisse des Ausmaßes seiner gelungenen Leistung noch sehr bescheiden, ganz im Gegensatz zu Rose selbst. Denn wenn sie von dem Tropfen Triumph kosten durfte, besser zu sein als er, dann wusste es nur zwei Stunden später ganz Hogwarts, danke ihrer Bescheidenheit. Aber je länger Rose auch nach Fehlern suchte, nach kleinen Unreinlichkeiten oder Makel, die an Scorpius hafteten, es wollten ihr keine in den Sinn kommen und das, wo sie doch so dringend welche brauchte. So stapelte sie also erfolglos ein weiteres Buch auf den kleinen Turm schon angesammelter Wälzer und betrachtete das Regal voll weiterer Bücher, welches sich vor ihr erhob und bisher nur ein kleiner Teil der Bibliothek war, den sie für ihre Hausarbeit durchsucht hatte. „Ich befürchte, diese Literatur wird nicht genügen“, riss seine amüsierte Stimme sie aus ihren Gedanken und das erste, was sie sah, war das Schmunzeln auf seinen Lippen, bevor ihr Blick seine lichtblauen Augen traf, die trotz ihrer kühlen Farbe eine solche Wärme ausstrahlten. Aber es war ja nicht so, als wäre sie ihm schon längst verfallen. „Was willst du, Malfoy?“, seufzte sie und obwohl ihre Recherche noch längst nicht abgeschlossen war, lud sich Rose schwungvoll den Stapel Bücher auf die Arme und balancierte diesen – zur Sicherheit immer wieder an ihm vorbei spähend – Richtung Ausgang der Bibliothek. Scorpius folgte ihr natürlich auf dem Fuße. „Na rate mal“, grinste er hinter ihrem Rücken, während die Weasley mit taumelndem Bücherturm auf den Korridor trat. Es war später Nachmittag und die Sonne schickte ihre vermutlich letzten Sonnenstrahlen gerade zur Erde, weshalb sich die meisten Schüler aus dem dunklen Schloss flüchteten und es sich auf den Wiesen gemütlich machten. Sehr angenehm, denn nirgendwo konnte man besser lernen als in einer leeren Bibliothek. Etwas unbehaglicher erschien die wohlige Leere jedoch, wenn sich sogar auf den Gängen kein einziger Schüler tummelte und somit Rose Weasley mit einem Scorpius Malfoy alleine war. „Lieber nicht“, antwortete Rose schließlich und bog um die nächste Ecke, als sie es mit einer sicherlich unschön aussehend Bewegung gerade noch schaffte, dass die Bücher nicht auf Grund von Gleichgewichtsmangel aus ihren Armen plumpsten. „Ach komm schon, nur einmal. Ein kleines Date. Es wird dich schon nicht umbringen“, sprach der Malfoy weiter, ohne auf ihre bemühte Ignoranz einzugehen, während er leichtfüßig neben ihr herspazierte. „Und lass mich doch bitte die Bücher tragen, bevor die noch dran glauben müssen, nur weil du wieder deinen Zauberstab vergessen hast.“ Und da mischte sich auch schon ein Funken Feuerrot unter das zarte Rosa auf ihren Wangen, welches sie wieder einmal verraten hatte. Passend zu ihrem Teint ließ Rose ein Schnaufen hören. „Nein und nochmals nein“, zischte sie. „Außerdem habe ich meinen Zauberstab nicht vergessen, das war… Absicht. Muskelaufbau und so.“ Letzte Worte waren zwar lediglich ein Grummeln, doch Scorpius verstand sie deutlich genug, um ein Grinsen nicht unterdrücken zu können. „Natürlich“, kommentierte er ihre amüsante Verteidigung und schob die Hände in seine Hosentaschen, als die Gryffindor vor dem Portrait der Fetten Dame stehen blieb und sich mit flatterndem Haar zu ihm umdrehte. „Warum willst du eigentlich unbedingt mit mir ausgehen?“, fragte sie aufgebracht und lugte hinter den Büchern hervor. Ein wirklich niedlicher Anblick, wie der Malfoy fand. Doch ihre Frage gab ihm zu Denken, denn mit dieser Angelegenheit hatte sich der junge Ravenclaw tatsächlich bisher noch nicht beschäftigt. Er wusste nur, dass er es wollte. War das nicht Grund genug? „Keine Ahnung“, antwortete er also wahrheitsgemäß und zuckte mit den Schultern. „Ich möchte mit dir ausgehen. Einfach so.“ „Ach so“, machte Rose und verdrehte die Augen. „Na, das überzeugt mich jetzt aber. Du möchtest es, einfach so. Das ist albern! Und keine Begründung. Ich möchte auch so vieles, weißt du.“ Und während sie weiter vor sich hin fluchte, ihre Locken vor lauter Aufregung um ihren Kopf hüpften und die Röte auf ihren Wangen das Bild abrundete, beugte sich der Malfoy zu ihr – als wäre es das einfachste der Welt, das leichteste, das natürlichste. Und hauchte ihr einen winzigen Kuss auf die geröteten Lippen. Ein Glück, dass die Weasley in diesem Moment keine Hand frei hatte und ein noch viel größeres Glück, dass ihr Zauberstab tatsächlich seelenruhig auf ihrem Bett verweilte, weshalb sie den Malfoy auch vorerst nur überrascht anblinzelte Ein Blinzeln im passenden Rhythmus zu ihrem tanzenden Herzen. Bis sich ihr Blick verfinsterte. Ein wenig. „Du nervst, echt“, brummte sie und konnte trotz größter Bemühungen das feine Lächeln in ihren Mundwinkeln nicht verbergen. „Gehst du mit mir aus?“, fragte er, natürlich. „Nein“, antwortete sie, natürlich. „Warum nicht?“ „Weil du dann schon wieder gewinnen würdest.“ Ein Augenrollen hier, ein Schmunzeln da. Und dabei wussten sie doch beide, wie es um das Rosarot auf ihren Wangen stand. Nennen wir es Ende. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)