Das Tiefe an stillen Wassern von Hotepneith (Lord Sesshoumarus sechzehnter Fall) ================================================================================ Kapitel 2: Die Aussagen der Frauen ---------------------------------- Der Landsitz der Tamadas entpuppte sich als recht ungewöhnlich. Schlösser waren in der Regel im Quadrat erbaut worden. Hier jedoch gab es zwei Flügel, so dass das gesamte Haus in die Länge gestreckt wurde. Rechts befanden sich, wie Matsui rasch erklärte, die offiziellen Räume, die Kanzlei bis zur Küche, während im linken Trakt die Privaträume der Familie untergebracht waren. Der Burgvogt des Daimyo erlaubte sich, seine Männer, die den Hausarrest der Tamadas sicherten, auf den Hundeprinzen aufmerksam zu machen und dessen Mission. „Wo ist denn der neue Herr?“ erkundigte er sich dann: „Shinichi Okada?“ „In der Kanzlei“, erwiderte ein Samurai: „Soll ich ihn holen?“ „Ja.“ Während der Mann forteilte, begleitete der Burgvogt seinen Gast – und die Heilerschülerin - in die große Halle, die das Zentrum des Hauses bildete. Kurz darauf kehrte der Samurai mit einem jungen Mann Anfang Zwanzig zurück. Sakura dachte bei sich, dass er recht gut aussah, aber das würde sie natürlich nie laut aussprechen, es sei denn, Seine Lordschaft würde sie direkt dazu befragen, ergänzte sie aus leidvoller Erfahrung. Shinichi Okada ignorierte den jungen Dämon und hielt sich an die einzige Person, die er als wichtig kannte: „Matsui! Hat der edle Herr endlich diesen Arrest aufgehoben? Wurde Kawagushi hingerichtet?“ Sesshoumaru war es nicht gewohnt, derart vernachlässigt zu werden: „Ich soll ihn verteidigen“, knurrte er, während er bereits die Hand um den Hals des Mannes gelegt hatte und ihn emporhob: „Deine mangelnde Höflichkeit könnte dir zum Verhängnis werden, Mensch!“ „Bitte, Lord Sesshoumaru“, bat Matsui eilig: „Er…er wird es sicher nicht wieder tun….“ Und da der Hundeprinz die Finger öffnete: „Okada, das ist der edle Lord Sesshoumaru, der Sohn des Inu no Taishou. Auf Wunsch seines mächtigen Vaters soll er Kawagushi verteidigen. Unser edler Herr hat zugestimmt.“ Shinichi Okada raffte sich etwas auf und rieb sich den Hals. Das war ja ein Dämon! Was tat der denn in solchen menschlichen Angelegenheiten? Aber die Warnung war nur zu deutlich gewesen: „Ich….ich begrüße Euch, Lord Sesshoumaru“, sagte er daher: „Was wünscht Ihr?“ „Zutritt zu allen Räumen und alle Auskünfte, die ich wünsche“, erklärte der prompt: „Die Familie besteht hauptsächlich aus Frauen?“ „Äh, ja.“ Okada stand wieder: „Meine Frau, Hide, und meine beiden Söhne, meine Mutter, Rinako, und die Frau...die Witwe meines verstorbenen Onkels, Nyoko Tamada.“ „Sakura.“ Sie trat eilig vor und verneigte sich. So fuhr er fort: „Rede mit allen Frauen. - Okada, ich wünsche die Kanzlei zu sehen. Und ein Gästezimmer.“ „Äh, ja, Lord Sesshoumaru.“ Shinichi Okada war doch klug genug zu erkennen, wann er wem gegenüberstand. Und mit seinem Daimyo anlegen wollte er sich sowieso nicht. Sakura bemerkte durchaus, dass das Interesse Seiner Lordschaft nicht mehr ihr galt und wandte sich leise an einen Diener, der gerade durch die Halle huschte: „Verzeihung…ich soll mit der Dame des Hauses reden…wo kann ich sie finden?“ „Hier, diese Tür, dann den Gang entlang und die letzte Tür auf der rechten Seite.“ „Vielen Dank.“ Sie ging in den Privattrakt. Natürlich würde es den Hundeprinzen nicht interessieren, wie sie zu den Aussagen kam. Das hatte es noch nie getan. Mit gewissem innerlichen Seufzen klopfte sie vorsichtig an die letzte Tür der rechten Seite. „Ja?“ Sie öffnete die Tür und sah sich einer weinenden jungen Frau gegenüber. So verneigte sie sich eilig: „Mein Name ist Sakura. Ich wurde von Lord Sesshoumaru beauftragt, Euch einige Fragen zu stellen. Er…er soll Daiki Kawagushi verteidigen.“ „Oh! – Komm nur herein. Ich bin Nyoko Tamada.“ Sakura schob die Tür zu: „Darf ich Euch einige Fragen stellen?“ Ohne die Tränen musste sie eine wirklich schöne Frau sein. „Natürlich. Der arme Daiki. Er ist sicher unschuldig. Ein so herzensguter Mensch - und ich kenne ihn doch schon so lange. Wir sind ja wie Geschwister aufgewachsen. – Und der arme Kisho, also, mein Mann. Er litt so schrecklich. Der Heiler versuchte ja noch ihm zu helfen, er rannte hinaus und hinein, aber alles war vergeblich. Der Arme hatte so furchtbare Schmerzen und konnte nicht einmal mehr schreien.“ Sie betupfte wieder ihr Gesicht. „Ja, das muss ein schrecklicher Anblick gewesen sein. Eine Frage. Kawagushi erwähnte, dass Ihr Euch vor der Heirat gefürchtet habt?“ Nyoko Tamada nickte: „Ja, das stimmt. Ich will ehrlich sein, um Daiki zu helfen. Der Altersunterschied war doch gewaltig. Und ich hatte Gerüchte gehört, Kisho sei …sehr streng, sehr hart. Aber er war dann so freundlich zu mir, die gesamte Zeit. Als er von mir hörte, dass ich im Auftrag meiner Eltern mit Daiki eine Heilstätte geplant hatte, ließ er mich nicht nur weitermachen sondern spendete auch. Er war streng, und, wenn man sich nicht an seine Regeln hielt, vielleicht auch hart, aber ich konnte mich nie über ihn beschweren.“ „Herr Tamada hatte also keine Probleme mit Daiki Kawagushi? Ich meine, er war ja sozusagen sein Rivale um Eure Hand gewesen.“ „Nein, nie. Kisho wusste ja, dass Daiki wie ein Bruder für mich ist. Und, dass er nur versucht hatte , mich mit diesem Heiratsantrag zu beschützen.“ „Danke“, meinte Sakura höflich, der nur zu klar war, dass diese Fragen doch recht intim waren. Aber anscheinend wollte Nyoko ihrem brüderlichen Freund wirklich helfen: „Ich hätte noch eine Frage. Dieses Zimmer hat drei Türen. Eine führt auf den Gang…“ „Ja. Diese dort geht zum Zimmer des Hausherrn, also zu Kishos Schlafzimmer. Jetzt werde ich wohl umziehen müssen. Und diese dort links führt zu Rinako. Rinako Okada. Sie ist…war die Zwillingsschwester meines Mannes.“ Sakura stutzte ein wenig über den Tonfall: „Ihr mögt sie nicht sonderlich?“ Die junge Frau erwiderte sachlich: „Ihr Sohn ist und war Kishos Erbe. Sie war nicht gerade begeistert, dass er noch einmal heiratete.“ „Ich verstehe. Danke, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt. Dann werde ich wohl weiter fragen müssen.“ „Geh nur hier durch die Tür, Heilerin. Dieser Teil des Hauses wurde einst für die Frauen eines Tamada gebaut, darum auch die Durchgänge.“ „Danke.“ Als Sakura vorsichtig den Nebenraum betrat, entdeckte sie sofort die schlafende Frau von vielleicht Mitte Vierzig auf der Matte. Die Dienerin daneben sah auf: „Wer…seid Ihr?“ „Mein Name ist Sakura. Im Auftrag Lord Sesshoumarus soll ich die Damen des Hauses zu dem Tod des Herrn befragen.“ „Die Dame hier kann Euch keine Auskunft geben, sie schläft unter Mohnsaft.“ „Ich hörte, sie sei die Zwillingsschwester des Verstorbenen?“ „Ja. Und sein Tod hat sie hart getroffen. Sie bekam schreckliche Zustände, als sie bei seinem Tod anwesend war. Auch später war sie nicht zu beruhigen. Immer wieder verkrampften sich ihre Hände an ihrer Brust, sie schlug mit dem Kopf auf den Boden….es war ein Bild des Jammers. Der Heiler verabreichte ihr darum Mohnsaft. Ihr wisst sicher, was der bewirkt.“ „Ja. So trauerte sie so schrecklich…“ „Ja. Immer noch. Auch, als sie erwachte, wurde es nicht besser. Der Heiler gab ihr erneut den Trank und ich habe ihn nun auch hier. Sobald sie erwacht und wieder so…solche Krämpfe hat, gebe ich ihn ihr erneut. Die arme Dame. Womit hatte sie das nur verdient. Sie ist eine so gute Mutter und Großmutter, sie war eine so gute Schwester…“ „Der verstorbene Herr hatte sie auch wieder hergeholt.“ „Ja, nach dem Tode ihres Ehemannes. Der ist ja schon jung verstorben, obwohl er ein Heiler war. Der junge Herr schwärmt noch heute von seinem Vater, wenngleich er ihn doch kaum gesehen hat. Sogar alle Bücher hat er aufgehoben. Die arme Dame…so jung verwitwet. Es war wirklich ein Glück, dass der Herr sie hier aufnahm. Aber sie waren ja Zwillinge und standen sich sehr nahe. – Was wollt Ihr eigentlich wissen?“ „Ich denke, das reicht meinem Herrn bereits. Wohin führt denn diese Tür?“ „In das Zimmer ihrer Schwiegertochter. Hide Okada. Sie und die Zwillinge leben dort.“ „Die Zwillinge?“ „Sie sind etwas über ein Jahr. Zwei Söhne auf einmal hat sie dem jungen Herrn zur Welt gebracht.“ „Da war er sicher stolz.“ „Oh ja, und der Herr erst!“ „Danke.“ Sakura erhob sich und klopfte an der nächsten Tür an, ohne dass es ihr entging, dass sich die Dienerin erneut um ihre Herrin kümmerte. Hide Okada warf einen Blick auf die beiden kleinen spielenden Jungen, ehe sie sich Sakura zuwandte, die sich und ihren Auftrag ihr höflich vorgestellt hatte: „Es ist sehr freundlich von Eurem Herrn, eine Frau zu senden. – Ich möchte wirklich wissen, wer den armen Herrn so umbrachte. Ich selbst war ja nicht dabei, aber Nyoko sagte mir, es sei grausam gewesen. Und er war nett zu mir, vor allem nach der Geburt meiner Jungen.“ Sie war ungefähr im gleichen Alter wie die Witwe. Vermutlich verstanden sich die beiden jüngeren Damen besser als mit der Schwiegermutter und Schwägerin. „Die er als seine Erben ansah?“ Hide nickte: „Ja, ja, durchaus. - Oh, er war da so nett. Als Shinichi, mein Ehemann…Er wollte nicht, das ich zeichne, aber Onkel Kisho, wie ich ihn nennen durfte, meinte, wenn eine Frau nach nur einem Jahr Ehe schon zwei Söhne zur Welt gebracht hat, sollte man ihr auch einen Gefallen tun. So…so durfte ich es.“ „Zum Todesfall selbst könnt Ihr mir nichts sagen?“ Hide wirkte auf Sakura weitaus weniger selbstbewusst und auch damenhaft als Nyoko Tamada, obwohl sie doch die Mutter der Erben war. „Leider nein. - Ich meine, die Dienerin rief und alle eilten zu seinem Zimmer, aber ich konnte doch meine Kleinen nicht allein lassen.“ „Danke. Eine Frage hätte ich noch, wenn Ihr gestattet. Ihr empfandet den Verstorbenen als sehr nett. Euer Gemahl und seine Mutter auch?“ „Rinako? Oh ja. Sie betete ihren Bruder ja förmlich an. Shinichi…das war ein gutes Verhältnis, ja, bis vor eineinhalb Jahren oder so. Seit Onkel Kisho so krank wurde. Davon hat er sich ja auch nie mehr erholt und Shinichi musste die Verwaltung übernehmen. Ich denke, Onkel Kisho wurde da bewusst, dass das sein Erbe ist – und der eben nur durch seinen Tod an die Macht kommt. Ich könnte mir vorstellen, dass das der Grund war, warum ihr Verhältnis dann so schwierig wurde.“ „Ja, das kann ich mir vorstellen. Vielen Dank.“ *** Ob diese Aussagen weiterhelfen? Im nächsen Kapitel haben einige Männer, darunter der Hausherr, das zweifelhafte Vergnügen der Unterhaltung Sesshoumarus. bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)