Was der Tag mit sich bringt... von Twin-Freak (Angelina und George) ================================================================================ Kapitel 1: Part 1: Um sich zu retten ------------------------------------ Sie lachten. Laut. Fröhlich. Ausgelassen. Auch er lachte. Nur nicht so laut, nur nicht so fröhlich, nur nicht so ausgelassen, wie die anderen. Es war das erste Mal, dass er wieder ausgegangen war. Seit Monaten. Und es war auch das erste Mal, dass er wieder lachte. „Georgiiiie!“, schrie Angelina schon fast, die direkt neben ihm saß. Lee auf der anderen Seite und Oliver, Katie und Alicia ihm gegenüber. Harry war schon gegangen. Zusammen mit Ginny, Hermine und Ron. „Georgiie, los ersäl von Ronnies ersen Versuch su fliegen.“ Wie viel hatte sie eigentlich schon getrunken, dass sie so lallte? „Muss das sein?“ Nicht das es nicht lustig gewesen war, wie Ron immer wieder vom Besen gefallen war und auf einmal kopfüber vom Besen hing. Aber es war schon vor so langer Zeit gewesen. Einer Zeit, wo noch alles in Ordnung war. „Jaha, musses.“, beharrte Angelina, wäre sie nicht so betrunken, hätte sie das nie von ihm verlangt. „Angelina lass ihn. Wenn er nicht möchte.“ George warf Katie einen dankbaren Blick zu, während Angelina einen Schmollmung zog. „Spaßbremse.“, murrte sie und kippte das nächste Glas Feuerwhisky runter. Wie viele hatte sie eigentlich schon Intus? 16? 17? Vielleicht sogar schon 20? So viel trank sie sonst nie. Obwohl? Das letzte Mal, als er sie gesehen hatte war kurz nach der Schlacht gewesen. Ob sie auf Freds Beerdigung gewesen war wusste er nicht mehr. An diesen Tag konnte er sich überhaupt nicht mehr erinnern. Getrunken hatte er, am Tag von Freds Beerdigung. Fast vier Flaschen. Allein auf dem Friedhof. Allein vor Freds Grab. „Ich glaube es wird Zeit, dass wir gehen. Was meinst du Alicia?“ Fragend sah Katie ihre Freundin an. „Ja, ich glaube auch. Lina? Sollen wir dich mitnehmen?“ „Nöö, ich bleib noch ein bissen hier. Is grad so gemütlisch.“, nuschelte Angelina und lehnte ihren Kopf an George Schulter, während sie dessen Butterbier in einem Zug leerte. „Wie sieht's mit euch aus Jungs?“ Dieses Mal schaute Alicia Lee und Oliver an, die nur nickten und etwas schwerfällig aufstanden, dann richtete sie sich an George: „Du willst doch bestimmt zurück zum Fuchsbau, oder?“ „Ja, das hatte ich vor. Aber ich glaube vorher bring ich Lina nach Hause. Alleine kommt sie bestimmt nicht an. Und für euch ist es nur ein Umweg.“ „Schaffst du das alleine?“ Die Skepsis in Lees Stimme war kaum zu überhören. „In diesem... Zustand ist sie ziemlich unberechenbar.“ „Wird schon schief gehen.“, erwiderte George, „Momentan scheint sie ja ganz friedlich zu sein.“ Mit einem leicht spöttischem Lächeln betrachtete er Angelina, die an seiner Schulter eingenickt war. „Weck keine schlafenden Katzen Weasley.“, meinte Oliver grinsend, dann verschwanden die vier aus der Kneipentür. Eine Weile blieb er noch sitzen, Angelina schlafend an seiner Schulter. „Sir? Wir wollen jetzt schließen.“ Er schreckte auf, etwas verwirrt sah er die blonde Kellnerin an. „Wir wollen schließen. Es ist fast fünf Uhr früh.“ „Oh. Ja klar. Wir gehen gleich.“ Er war wohl nicht nur kurz eingenickt, sondern richtig eingeschlafen, denn die Anderen waren bereits um halb Eins gegangen. Sacht weckte er Angelina, die alles andere als begeistert von der Tatsache war, dass sie gehen mussten. „Ich will aber nich.“, maulte sie wie ein kleines Kind. „Komm schon Lina. Ich bring dich jetzt nach Hause, da kannst du weiter schlafen.“ Er nahm ihre Hände und zog sie auf die Beine. Angelina schwankte, tat einen Schritt der sie zum Stolpern brachte, so dass sie gegen George fiel, der reflexartig die Arme um sie schloss. „Alles okay?“ Stumm nickte Angelina. Etwas wankend verließen sie die Kneipe. George hatte seinen Arm stützend über ihre Schultern gelegt, während Angelina sich haltsuchend an seine Hüfte klammerte. Schweigend gingen sie durch die Straßen Londons. Wobei Angelina mehr torkelte und stolperte, als das sie ging. Die Dunkelheit der Nacht verblasste langsam und die Sterne hingen nur noch blass am Firmament. Oft hatte er das in den letzten Monaten schon gesehen, denn das war die Zeit wo er aus seinen Alpträumen aufschreckte. Schweißgebadet. Schreiend. Anfangs war noch immer jemand in sein Zimmer gekommen. Meistens seine Mutter oder Ginny. Aber auch Charlie oder Bill. Und Percy. Eigentlich alle. Doch sie hatten sich mit der Zeit daran gewöhnt. Nur wenn es noch besonders schlimm war, kamen sie noch. Sie hatten den Park erreicht, von dort war es nicht mehr weit, als Angelina plötzlich stehen blieb. Sie stand genau vor ihm. Leicht schwankend vom Alkohol und der Müdigkeit. „Schlaf mit mir.“ Verwirrt sah George sie an. Das konnte nicht ihr Ernst sein. „Was?“ „Schlaf mit mir.“, wiederholte sie die drei Worte. „Du bist betrunken Lina.“ „Und?“ Das war eine wirklich gute Frage. War das wirklich ein Grund es nicht zu tun? „Nichts und.“ Er konnte es einfach nicht. Nicht hier. Nicht jetzt. „Fred hätte es getan.“ Das knallende Geräusch, dass entstand wenn eine Hand hart die Wange eines anderen traf schallte durch die aufziehende Morgendämmerung. Sich die Wange halten und mit schockgeweiteten Augen, in denen Tränen brannten sah Angelina George an. „Das bist nicht mehr du George.“, flüsterte Angelina, „Das bist nicht mehr du. Was ist nur aus dir geworden?“ „Das Gleiche könnte ich dich fragen. Ich war bestimmt nicht der Erste, zu dem du das gesagt hast.“, erwiderte er kühl. Stumm sah Angelina ihn an. Eine einzige Träne ran ihr über die Wange. Er hatte recht. Er war nicht der Erste. Aber der Erste bei dem sie es wirklich wollte. Er verstand es nur nicht, er verstand gar nichts. „Ein wirklich guter Weg sich die Zeit zu vertreiben und alles zu vergessen. Sich betrinken und rumhuren.“ Es waren nicht seine Worte die sie verletzten, die prallten einfach von ihr ab. Aber sein Blick. Abscheu lag darin. Abscheu und Verachtung. Nie hatte er sie so angesehen. Niemals. „Du weißt gar nichts George. Absolut gar nichts.“, flüsterte sie, während sich jetzt weitere Tränen ihren Weg über ihre Wangen bahnten. Ohne ein weiteres Wort, ohne einen einzigen weiteren Blick drehte sie sich um. Die ersten Schritte ging sie, dann begann sie zu laufen. Sie lief weg. Weg von ihm. Vor ihm. Für einen Moment, der wie ewig schien, blieb George wie angewurzelt stehen. Was hatte er getan? Was hatte er gesagt? „Lina...“, kam es leise über seine Lippen. „Angelina! Warte!“, rief er ihr noch, doch sie hörte ihn nicht. Wollte ihn nicht hören. 'Na los. Worauf wartest du noch? Lauf ihr nach.', hörte eine allzu bekannte Stimme in seinem Kopf, die es eigentlich gar nicht mehr gab, 'Lauf ihr nach und beende diesen Alptraum. Sie braucht dich. Und du brauchst sie.' |Fred!|, schoss es ihm durch den Kopf. Doch er war weg. Wieder. Und dieses Mal für immer. Ohne weiter darüber nachzudenken, setzte er sich in Bewegung und lief Angelina nach. Erst kurz bevor sie das Ende des Parks erreicht hatte, konnte er sie einholen und das auch nur weil sie gestolpert war. Mit angezogenen Beinen saß sie auf dem Boden und weinte. Hemmungslos. „Angelina.“ „Was willst du? Hau ab.“, fuhr sie George an. Direkt sah sie ihm in die Augen. Ihre waren gerötet. Die Tränen strömten über ihr Gesicht. Und doch kam sie einem Engel gleich. Einem verzweifelten, verletzten Engel, dessen Flügel gebrochen waren. Dem der Mut zum Fliegen fehlte. „Es tut mir Leid, Lina. Ich hätte das niemals tun dürfen. Niemals. Und was ich gesagt habe... Ich weiß nicht...“ „Schon okay. Es ist nichts Neues mehr. Das bekomme ich jeden Tag zu hören.“, unterbrach Angelina ihn, „Es war nur... Dein Blick... Es war, als wärst du... als wärst du mit ihm gestorben.“ „Das bin ich vielleicht auch.“, murmelte George und setzte sich neben sie. Er legte ihr einen Arm um die Schultern und zog sie zu sich. Wieder schwiegen sie. Es wurde heller. Aus dem letztem Schwarz wurde Lila. Aus dem Lila wurde Blau. „Du solltest nach Hause. Deine Familie macht sich bestimmt schon Sorgen.“, meinte Angelina irgendwann. „Das haben sie die letzten fünf Monate schon getan. Aber du solltest auch nach Hause. Deine Eltern warten bestimmt schon auf dich.“ Ein bitteres Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „Das einzige was da auf mich wartet sind Beleidigungen und Schläge. Das kann ich auch von dir kriegen. Nur bist du noch fast nett.“ Entsetzt sah George sie an. Das hatte sie vorhin mit 'nichts Neues' gemeint. Es war keine Nichtigkeit, die sie einfach gesagt hatte, damit er kein schlechtes Gewissen hatte. „Lina...“ Wo war er nur die letzten Monate gewesen? Er hätte für sie da sein müssen. Natürlich, er hatte eine Scheiß-Zeit gehabt, dass konnte keiner abstreiten. Aber er hätte sich nie, niemals so sehr vom Leben zurückziehen dürfen. „Na komm steh auf. Ich weiß einen Ort, wo du erstmal bleiben kannst.“ Mit einem leisem Seufzen stand George auf und hielt Angelina die Hand entgegen, um ihr aufzuhelfen. Um seinem Engel wieder das Fliegen beizubringen. Um sie zu retten. Um sich zu retten. Kapitel 2: Part 2: In die Winkelgasse ------------------------------------- „George ich kann doch nicht... Ich meine deine Mutter hat doch...“, versuchte Angelina zu widersprechen, doch zu sehr gefiel ihr der Gedanke... „Ich hab nicht den den Fuchsbau gemeint, Lina.“, entgegnete George. Es wurde Zeit, dass er sich dem stellte wovor er Angst hatte, was er schon viel zu lange vor sich herschob. „Was meinst du? Wohin denn sonst?“ Verständnislos sah Angelina ihn an. „Vertrau mir einfach, Und versprich mir dass du mich nicht allein lässt. Ich hab nämlich gerade verdammt Schiss.“, grinste George gequält. Fast schon stürmisch fiel sie ihm um den Hals. „Ich vertrau dir.“, schluchzte sie und mit verheulten Augen sah sie ihn an, „Versprochen, ich lass dich nicht allein.“ Etwas überrumpelt sah George sie an, mit so einer Reaktion hatte er wirklich nicht gerechnet. „Hey warum weinst du denn jetzt schon wieder?“ „Weil ich dich wieder habe. Darum.“ Sie drückte ihr Gesicht an seine Brust und ließ ihren Tränen freien Lauf. Er hatte sie zum Weinen gebracht. Schon wieder. Das konnte er anscheinend wirklich gut. Seufzend schloss er die Arme um sie. Ein bisschen Zeit schinden konnte er ja noch. Was aber nichts an seinem Entschluss ändern konnte. Allein würde er das nicht schaffen. Zu viel Angst hatte er vor den Erinnerungen. „Hast du nicht langsam genug geweint?“, fragte George, nach dem sich Angelina nach knapp zehn Minuten immer noch nicht beruhigt hatte, „So langsam muss du doch leer geweint sein.“ Ein leises Lachen erklang von Angelina. „Das hab ich auch schon gedacht.“ Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen vom Gesicht. „Ich muss schrecklich aussehen.“ „Nicht viel schlimmer als früher.“, entgegnete George grinsend und erntete dafür mit einem empörtem „Hey!“ einen Schlag auf die Brust. Doch er konnte das Lachen in ihren Augen sehen. „Ich hab nie behauptet, dass du früher schlecht oder gar schrecklich ausgesehen hast. Und jetzt lass und gehen, bevor ich es mir doch noch anders überlege.“ „Okay, aber wohin gehen wir denn jetzt? Ich mein...“ Angelina fiel kein Ort ein, wo er hätte hin gehen können außer den Fuchsbau. Und... Mit großen Augen sah sie ihn an, er wollte wirklich... „In die Winkelgasse, da wartet ein Laden auf mich.“ Kapitel 3: Part 3: Versprochen ------------------------------ Sie standen schon fast eine halbe Stunde schweigend vor der geschlossenen Ladentür. Innerlich rang George mit sich, ob er wirklich die Tür öffnen sollte. Ob er wirklich schon so weit war. Immer mal wieder hatte er einen Schritt vor getan, war aber gleich darauf wieder zurückgegangen. Angelina musste ihn doch schon für einen totalen Vollidioten halten. Es wunderte ihn ehrlich, dass sie immer noch neben ihm stand. Er warf ihr einen entschuldigenden Blick zu, seine Unsicherheit konnte nur zu gut sehen. Aufmunternd lächelte sie ihm zu und griff nach seiner Hand. Eine Welle der Dankbarkeit durchflutete ihn. Er war nicht allein. Sie war da. Kurz schloss er die Augen und drückte ihre Hand leicht, bevor er sie losließ und einen Schritt nach vorn tat. Er stoppte, ging aber nicht wieder zurück. Dann tat er wieder einen Schritt und dann noch einen und noch einen, bis er direkt vor der Tür stand. Vorsichtig griff er nach der Klinke, steckte den Schlüssel ins Schloss. Er klackte. Einmal. Zweimal. Tief atmete er durch, drückte die Klinke nach unten und trat ein. Er wusste nicht was er erwartete hatte, aber das war es sicher nicht. Mit verstaubten, kaputten Regalen, auf dem Boden verteilte Ware oder einen einzigen Trümmerhaufen vielleicht. Aber nicht damit. Da war kein Trümmerhaufen, kein Staub. Nichts. Alles war so, als wäre er nie etwas passiert. Als hätte er gestern nach einem ganz normalen Arbeitstag die Tür hinter sich geschlossen und wäre nach Hause gegangen. Ungläubig sah er sich um. Das konnte nicht wahr sein. Das musste ein Traum sein, wobei er sich nicht sicher war, ob das nun ein Alptraum war oder nur ein schöner Traum, der zerplatzte und sich in Luft auflöste, so bald er es auch nur in Erwägung zog, dass es wirklich echt sein könnte. Kurz taumelte George zurück, doch er fing sich wieder. „George?“, rief Angelina ihn, sie hatte er beinahe vergessen. Sie stand vor dem Verkaufstresen und hielt einen Umschlag in der Hand. Vorsichtig trat sie auf ihn zu und reichte ihm den Brief. Wie mechanisch griff er danach. Der Umschlag sah schon leicht vergilbt aus, also musste er hier schon länger liegen. Vorsichtig öffnete George den Brief. Es war die Handschrift seiner Mutter. Warum hatte sie nicht gesagt, dass sie hier gewesen war? George, mein lieber, guter George, Ich weiß nicht wann oder ob du diesen Brief überhaupt ließt. Es können nur Tage sein, vielleicht auch Wochen, Monate oder Jahre. Oder eben gar nicht. Ich weiß es nicht. Doch ich hoffe, nein, ich bete, dass du irgendwann den Mut dazu finden wirst weiter zu leben und das du euren Traum nicht aufgibst. Du und Fred ihr habt mir so manchen Kummer bereitet mit dem ganzen Unsinn den ihr angestellt habt. Auch bei euren Prüfungen, wo ihr nie gerade geglänzt habt und als ihr die Schule abgebrochen habt. Ich will dir keine Vorwürfe machen. Ganz und gar nicht. Das kann ich auch nicht. Ihr habt immer gewusst wo euer Platz war, eo ihr hingehört. Und was ihr wolltet, dass wusstet ihr auch schon immer. Ich bin so stolz auf euch. Auf das, was ihr geleistet habt. Was du geleistet hast. Ihr habt es geschafft, dass die Menschen auch in einer so dunklen Zeit lachen konnten. Ihr habt gelacht. Und jetzt möchte ich, dass du auch endlich wieder lachst. Auch wenn es schwer ist. Du lebst und ich will dich nicht auch noch verlieren. Lebe weiter. Für mich, für dich und für Fred. Er hätte gewollt, dass du das tust. Er hätte gewollt, dass du die Menschen weiter zum Lachen bringst, dass du wieder lachst. Das weißt du. Weil du es auch so gewollt hättest, wenn du an der Stelle deines Bruder gestorben wärst. Lebe weiter, träume und gib nie auf. So wie er es für dich getan hätte. Ich habe den Anfang gemacht. Zusammen mit deinem Vater, deinen Geschwistern, deinen Freunden. Jetzt bist du an der Reihe. Du musst nur weiter machen. Bring das zu Ende, was du und Fred euch immer gewünscht habt. Lass eure Träume und Wünsche nicht sterben. Auch wenn es schwer ist. Und denk immer daran, du bist nie allein, auch wenn es dir manchmal so vorkommen mag. Ich bin da. Dein Vater ist da. Bill, Charlie, Percy, Ron, Ginny sind da. Und Fred ist auch da. So lange dein Herz schlägt, wird auch er immer bei dir sein. Er wird dich nie verlassen. Er ist ein Teil von dir und du von ihm. Vergiss das nie George. Niemals. Genauso wenig wie du vergessen sollst, dass ich dich liebe. Mum Er wusste nicht wie oder bei welchen Worten er auf die Knie gegangen war. Aber jetzt saß George am Boden über den Brief seiner Mutter gebeugt. Seine Tränen tropften auf das Blatt und ließen die Tinte verlaufen. Er weinte, tat das, was er die letzten Monate einfach nicht konnte. Er sah nicht auf, als Angelina sich neben ihn setzte. Auch nicht, als sie etwas unbeholfen den Arm um ihn legte. Es war tröstend, aber nicht genug um die Tränen zu stoppen. Schweigend hielt sie George im Arm, so wie er es vorhin bei ihm getan hatte. „George? Willst du schon mal nach oben gehen? Ich würde ein bisschen was zu Essen besorgen, wenn du willst natürlich nur.“ Fragend sah sie ihn von der Seite an. Sie war nicht sicher, ob sie ihn allein lassen sollte oder mehr es konnte. Auch wenn es nur für ein paar Minuten war. Stumm nickte George und stand auf, auch Angelina stand auf und sah ihn an. Wie von selbst fand ihre Hand den Weg zu seiner Wange, um die Tränen weg zu wischen. „Ich bin gleich wieder da.“ Leicht stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich lass dich nicht allein. Versprochen.“ Kapitel 4: Part 4: Ziemlich bescheuert was? ------------------------------------------- Sie hatte wirklich nicht lange gebraucht. Nach 20 Minuten trat Angelina wieder durch die Tür von Weasleys' Wizard Wheezes. In ihrer Hand eine Tasche gefüllt mit allen Zutaten die sie brauchte, um für sich und George etwas halbwegs anständiges zu Essen zu machen, dazu eine Flasche Feuerwhisky und alles das, was sie in sich hinein stopfte, wenn sie sauer oder traurig war. Der Verkaufsraum war leer, doch die Tür zum Lagerraum und damit auch zur Treppe, die hinauf in die Wohnung der Zwillinge führte, stand offen. Etwas zögerlich ging sie hinauf. "George?" Alles blieb still. Sacht schob sie die Wohnungstür auf. Er war hier, das sah sie an den Spuren, die er in der Zentimeter dicken Staubschicht hinterlassen hatte. Also hatten Molly und die anderen nur den Laden und nicht die Wohnung hergerichtet. „George?“ Angelina stellte die Einkauftüte auf dem Flur ab und folgte seinen Spuren bis ins Wohnzimmer hinein. George stand vor einem der Regale, in dem ein paar verstaubte Bücher untergebracht waren, aber hauptsächlich waren sie gefüllt mit Fotos und Erinnerungsstücken. Und vor eben einer dieser Fotos stand George fast regungslos. Es zeigte sie, Lee, Fred, George und den Rest der ehemaligen Gryffindor-Quidditchmannschaft. Obwohl er spürte, dass sie direkt neben ihm stand, sich ihre Hände fast berührten wand er sich nicht von dem Bild ab. „Es tut mir Leid. Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen. Ich hätte mit Percy gehen sollen. Ich hätte an seiner Stelle...“ „George halt den Mund!“, fuhr Angelina ihn an. Was erzählte er da für einen Müll? Das konnte doch nicht sein Ernst sein. „Fred hätte dir in den Arsch getreten, wenn er das könnte. Es ist absoluter Müll was du da sagst!“ „Er hätte mir für so einiges in den Arsch getreten.“, erwiderte George mit einem mattem Lächeln, „Aber hier für würde er mir den Kopf abreißen.“ Verständnislos sah Angelina ihn an. Aber George hatte immer noch nicht den Blick von dem Foto gewandt. Nun griff er danach, schob es zur Seite und brachte eine kleine, schwarze Schatulle zum Vorschein. „George, was...?“ „Es ist deiner. Seit der Fünften hatte Fred ihn. Was den?, hatte er gesagt, als ich ihn fragte, was er damit wollte, Wenn ich Angel irgendwann frage, ob sie mich heiraten will, brauch ich doch einen Ring. Ziemlich bescheuert was?“, fragte er mit einem bitterem Lächeln und legte sie in Angelinas Hand. Geschockt sah diese die kleine Schatulle an, schluckte und stellte sie zurück an ihren ursprünglichen Platz, ohne sie auch nur geöffnet zu haben. Kapitel 5: Feigling ------------------- Sie hatte fast zwei Stunden gebraucht, um die Küche halbwegs ansehnlich und vor allem brauchbar zu bekommen. Jetzt kochten die Nudeln vor sich hin und die Soße stand zum Warmhalten auch noch auf dem Herd. Fünf Minuten noch, dann war das Essen fertig. Leise seufzend schloss Angelina ihre Finger um die dampfende, mit Kaffee gefüllte Tasse, die vor ihr auf dem Küchentisch stand. So viel Kaffee, wie sie in den letzten zwei Stunden getrunken hatte, um beim Putzen nicht einzuschlafen konnten gar nicht gesund sein. George hatte sie in der Zeit auch nicht gesehen. Nur irgendwann gehört wie eine Tür zugeschlagen wurde. Sie schob die Tasse von sich und stand auf. Ein beklemmendes Gefühl machte sich in ihr breit, als sie die Küche verließ. Leise, fast schon schleichend ging sie durch den staubigen Flur. Irgendwo wünschte sie sich, dass der Staub verschwinden würde, so dass sie nicht wissen konnte wo George war. Aber so war es nicht. Auch ohne Staubspur hätte sie gewusst wo er war. Zaghaft klopfte sie an die Tür von Georges Zimmer, doch eine Antwort bekam sie nicht. Kurz legte sie die Hand auf die Klinke, drehte sich dann aber doch weg und ging zurück in die Küche. Sie war ein verdammter Feigling. Frustriert und sauer auf sich selbst griff sie nach der Whiskyflasche. Sie war nicht nur ein Feigling, nein, sie war ein erbärmlicher Feigling. Wütend schmiss sie die Flasche gegen die Tür, nachdem sie ein paar Schlucke daraus getrunken hatte. „Ach verdammt!“, fluchte sie und ließ sich auf die Knie fallen, um die Scherben einzusammeln. Warum war alles nur so... so verdammt schief gelaufen bei ihr? Und warum merkte sie genau das erst jetzt, wo sie bei George war? „Lina?“ Erschrocken fuhr sie zusammen, wobei sich ihre Hand um die Scherben verkrampfte. „Au!“ Für einen Moment versuchte sie noch die Tränen zu unterdrücken, doch dann gab sie auf. Er hatte sie heute eh schon viel zu oft weinen sehen, da kam es auf dieses eine Mal mehr auch nicht drauf an. Sie wollte ihr Gesicht in den Händen vergraben, doch George hielt sie auf. „Das wäre ziemlich blöd.“ Ohne große Anstrengung zog er sie wieder auf die Beine und besah sich kopfschüttelnd ihre Hand. „Was machst du nur für Sachen?“ Entschuldigend sah sie ihn an, als er ihr die Tränen aus dem Gesicht wischte. „Ich mach dir nur Ärger.“, murmelte sie. „Ach Quatsch. Immerhin hast du aufgeräumt, als ich gepennt habe. Das solltest du übrigens auch tun. Du siehst ziemlich scheiße aus.“, grinste George sie schief an, auch wenn es nicht mehr das selbe schiefe Grinsen wie früher war, „Aber vorher kümmer ich mich um deine Hand.“ Bestimmt drückte George sie auf einen der Küchenstühle, wobei sein Blick auf den Herd fiel. „Ich weiß schon warum ich dich mit genommen habe.“ Ein schwaches Lächeln legte sich auf ihre Lippen und sie senkte leicht den Kopf, so dass ihre dunklen Locken ihr Gesicht verbargen. „Weil du ein Feigling bist, Weasley. Genauso wie ich.“ Erstaunt sah George sie an. Feigling war so ziemlich mit das Letzte, als was er Angelina bezeichnen würde. „Ist dir was auf den Kopf gefallen? Oder wie viel hast du schon wieder getrunken?“, fragte er halb spottend, halb besorgt. Denn das sie schon wieder getrunken hatte ließ sich nicht bestreiten, mal ganz angesehen davon, dass sie sicher noch nicht einmal wieder ganz nüchtern von Gestern war. „Nichts von Bei... Au!“ Ohne Vorwarnung und nicht gerade sanft hatte George begonnen die Splitter aus ihrer Hand zu ziehen. Zum Glück waren es nur vier, die sich wirklich in ihr Fleisch gebohrt hatten, der Rest hatte nur ein paar unschöne Schnitte hinterlassen. „Natürlich, du hast den Feuerwhisky nur gekauft, um ihn an meiner Küchentür zu zerschmettern.“ Vorwurfsvoll sah George sie an und schloss mit einem gemurmelten Zauber die Schnitte in ihrer Hand. „Nach dem Essen legst du dich hin und danach reden wir, kapiert?“ Stumm nickte sie, sah George aber nicht an. Das gerade war nicht George, zu mindestens nicht der den sie kannte. Doch sie brauchte ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)