Der Wassergeist von Saedy (Yuuseis Untergang) ================================================================================ Kapitel 1: Tauche unter mit mir ------------------------------- Yuusei Fudo schaute fasziniert auf die schimmernde Oberfläche des kleinen Sees, in dessen Wasser sich golden und rot die Herbstblätter spiegelten. Und die Bäume, die diese Bilder erzeugten, leuchteten selbst durch den leichten Nebel, welcher über dem Wasser lag. Es war ein Bild wie in einem geheimnisvollen, düsteren Märchen, das faszinierte und und einen zugleich frösteln ließ. Der Herbst zog deutlich seine Spuren durch das Land, durch diesen Wald, in dem er den kleinen See entdeckt hatte. Düster nur war das Licht. Gelbes Laub lag auf den Wegen, als wenn es die Landschaft schmücken wolle. Leuchtend rote Kastanien und Eicheln lagen auf dem Boden. Diese Gegend war verlassen und still, nur der Wind raschelte in den Blättern und gelegentlich zwitscherte ein Vogel, so dass sich Yuusei vollkommen verlassen fühlte. Gleichzeitig war es wunderschön hier und er schaute wieder zum See, fühlte, als wäre die Zeit stehen geblieben. Eine ringförmige Welle entstand im Wasser. Ein Fisch, der die Oberfläche berührt hatte? Dann müsste der Fisch aber sehr groß sein, denn die Welle verbreitete sich noch weiter. Etwas leichtes, blaues, kaum vom Wasser zu unterscheiden, stieß langsam durch die Oberfläche. Ein Sturzbach, dann nur noch Tropfen, liefen an ihm hinab und ein durchscheinendes, blaues, fast wie Nebel erscheinendes Mädchen erschien über dem Wasser. Yuusei schluckte. Ein Schrei blieb ihm im Hals stecken. Stattdessen betrachtete er vollkommen erstarrt das Mädchen, das über dem Wasser schwebte. Es trug ein langes, hellblaues Kleid mit Rüschen und Blumen. Um den Hals und die Handgelenke hatte es Schmuck in derselben Farbe. Die Haare waren ganz lang und glatt, nur ein wenig heller, doch ebenso blau, wie der Rest von ihr. Selbst die Haut schimmerte in diesem Farbton und die Tropfen perlten immer noch von ihr ab. Sie sah ungefähr zwölf Jahre alt aus und hatte ein rundliches, freundlich, aber doch traurig aussehendes Gesicht. Sie erinnerte Yuusei an irgendetwas oder jemanden. Doch an was, kam ihm nicht in den Sinn. War sie ein Geist? Wenn ich nicht halluziniere oder träume, dann ja, sagte sich Yuusei. Es fühlte sich nur allzu real an. Er wollte weglaufen, stattdessen blieb er wie zur Salzsäule erstarrt auf der Stelle stehen und starrte weiter auf das Mädchen. Er konnte einfach nicht wegsehen. Und nun lächelte sie ihn ein wenig an. Wenn das ein Traum war, dann aber einer, der sich sehr real anfühlte. Endlos erscheinende Sekunden vergingen. Und noch immer konnte Yuusei sich nicht bewegen, war wie festgefroren, nicht mal zu blinzeln vermochte er. Jetzt streckte das Mädchen die Arme nach ihm aus, als wolle es ihn auffordern, zu ihr zu kommen. Eine unheimliche Macht packte Yuusei und hob ihn vom Boden. Er schwebte, glitt über das Wasser, auf den Geist zu. Und als er ganz nah bei ihr war, nahm sie ihn in die Arme wie einen alten Freund. Dabei wurde ihm ganz kalt und er hatte das Gefühl, das gefrorenes Wasser sich mit dem Blut in seinen Adern mischte. Er spürte die feuchte, kalte Haut, Haut wie bei einem Fisch, an seiner und konnte sich keinen Millimeter bewegen. Geschah das hier wirklich? Oder war er gefangen, in einem dunklen Traum? Das Mädchen entfernte sich wieder ein Stückchen von ihm, hielt ihn aber immer noch an den Armen fest. Sie sagte nichts, blickte ihn nur an, doch schien es Yuusei, als fühle er ihre abstrakten Gedanken, die sagten: Kommst du mit mir? Yuusei wollte nein sagen, wenigstens den Kopf schütteln, doch noch immer konnte er sich nicht rühren. Und dann legte sie ihre Hände auf seine Schultern, zog ihn mit sich nach unten, ins Wasser. Es war so eiskalt, dass Yuusei meinte, seine Beine müssten einfrieren, doch es ging noch weiter, langsam nur, immer tiefer. Bis zur Hüfte und bis zum Hals. Nein, nicht weiter, wollte er protestieren, doch es ging nicht. Noch immer war er wie betäubt. Lähmte sie ihn? Seine Angst verstärkte sich, wurde zu Todesangst, als er ganz untertauchte und sich immer noch nicht bewegen konnte. Sie lächelte ihn an, als wäre nichts, dabei konnte er ihr Gesicht unter Wasser kaum noch sehen. Die Sekunden vergingen. Yuusei hielt die Luft an, er kämpfte gegen diesen lähmenden Zwang an, versuchte alles, um wieder an die Oberfläche zu gelangen. Stattdessen zog es ihn immer tiefer, als wäre er aus Stein. Weitere, endlos quälende Sekunden vergingen. Das dunkle Wasser um ihn ließ nichts erkennen. War das das Ende? Er wollte noch nicht sterben, nein, das dürfte nicht wahr sein! Das musste ein Alptraum sein. Doch seine Todesangst sagte Yuusei, dass dies hier nur zu real war. Er wurde getötet. Getötet durch einen verrückten Geist, den es gar nicht geben sollte. Yuusei bekam keine Luft mehr, seine Brust begann zu schmerzen, er musste atmen. Er zwang sich, weiter die Luft anzuhalten. Doch es gelang nur kurze Zeit. Dann... Nein, er durfte nicht das Wasser einatmen. Er wollte noch nicht sterben! Doch die schlimmste Erfahrung war, dass er es nicht mehr steuern konnte, dass er gar nichts machen konnte. So sehr er sich bemühte, nicht zu atmen, umso größer wurde der Schmerz, unerträglich. Und auch bewegen konnte er sich noch immer nicht. Ihm wurde schwindelig und die Gedanken trübe. Eine tiefe Müdigkeit überkam ihn, wollte ihn ins Dunkel locken. Nein, noch nicht. Ich will noch nicht sterben! Ich habe doch so viel noch nicht getan. Und ich will nicht alleine sterben. Das waren Yuuseis letzte Gedanken. Die letzten Gedanken, bevor sein Körper den Geist bezwang und er das Wasser einatmen musste. Der Schmerz, der darauf folgte, war noch viel größer, verdrängte alles andere, bestand nur noch aus unendlicher Qual, die durch seine Lunge drang und ihn von innen heraus zerfetzte, das letzte Lebenslicht nahm, bis alles schwarz und Nichts in ihm wurde. Schwarz und Nichts. Fortsetzung folgt... … wird Yuusei noch in letzter Sekunde gerettet? Oder ist das sein Ende? Wird er ebenfalls zum Geist? Leidet er vielleicht an Halluzinationen und wird in eine Psychiatrie eingewiesen? Oder war am Ende alles doch nur ein böser Alptraum? Tja, dies und noch mehr wird in der Fortsetzung aufgeklärt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)