Bloody Twins von SlytherinPrincess ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Desmond Was zum Teufel... Das... das kann doch nicht wahr sein! Schlimm genug, dass wir in Gruppen arbeiten müssen, aber dass ausgerechnet Hannah in meiner Gruppe ist... das geht ja mal gar nicht! Immerhin Flora hat Glück. Auch wenn diese... Zülal oder wie sie auch heißt irgendwie viel zu optimistisch ist. Wenigstens macht die andere Sterbliche einen halbwegs akzeptablen Eindruck. Hätte ich nicht auch in die Gruppe kommen können? Natürlich nicht! Das wäre ja zu schön gewesen! Stattdessen muss ich mich mit Zülals komischer Freundin, Hannah und einem eigenartigen Jungen abgeben. Besser kann es ja gar nicht mehr werden! Dieser... Elliot macht sich gerade auf den Weg zu Herrn W. , um unsere Aufgaben abzuholen und währenddessen beginnt Hannah mich mit irgendwelchem sinnlosen Zeug zu zu texten. “Das ist ja so toll, dass wir in einer Gruppe sind!”, flötet sie in ihrer unfassbar piepsigen Stimme. “Schade nur, dass Flora nicht auch in unserer Gruppe ist! Dann würde es bestimmt noch lustiger!” Glücklicherweise kommt Elliot gerade mit den Aufgaben zurück und erlöst mich damit wenigstens für ein paar Minuten von Hannahs nervtötendem Gequatsche. Wie immer starre ich konsequent aus dem Fenster als ich plötzlich die Stimme meiner Schwester vernehme. Ihre freundlich klingende Stimme macht mich stutzig und ich drehe mich um. Was ich sehe raubt mir buchstäblich den Atem. Doch als ich dann Floras Worte höre, bin ich vollkommen geschockt. “Du... Zülal... hör mal... also das mit gestern und vorhin... das... das... das tut mir wirklich Leid. Es war nicht richtig, dich und deine Freundin so zu behandeln.” Bitte was?! Habe ich das gerade richtig gehört? Meine Schwester entschuldigt sich bei einer Sterblichen?! Das kann doch wohl nicht wahr sein! Als Elliot uns unsere Aufgabe mitteilt, ist meine Laune bereits auf dem Tiefpunkt und ich bin überzeugt, dass sie nicht noch weiter sinken kann. Aber natürlich täusche ich mich. Denn als ich unsere Aufgabe höre, sinkt meine Stimmung um ein Vielfaches tiefer. “Also”, beginnt Elliot, “wir sollen uns selbst ein kleines 15minütiges Theaterstück zum Thema “Eifersucht” ausdenken und das dann auch vorführen!” Na toll! Und ich dachte es könnte nicht mehr schlimmer werden. Hab ich mich wohl mal wieder getäuscht. Was für ein blödes Thema! Vor allem bei dieser Gruppe! Zusammen mit Flora hätte es vielleicht sogar Spaß machen können, aber so?! Hannah sprudelt direkt vor Begeisterung und total bescheuerten Ideen. “Das ist ein wundervolles Thema! So schön dramatisch! Wir müssen unbedingt etwas mit unerfüllter Liebe spielen!” Genervt stöhne ich auf und lasse meinen Kopf auf die Tischplatte fallen, als ich auch schon Lucerns Stimme in meinem Kopf höre. ~Desmond! Reiß dich zusammen! Du weißt was dir sonst blüht!~ Ruckartig reiße ich meinen Kopf wieder hoch. ~Jaja~, denke ich immer noch entnervt, als abermals Lucerns Stimme in meinen Gedanken ertönt und ein abrupter Schmerz durch meinen Körper schießt, welcher genauso schnell wieder abklingt, wie er gekommen ist. ~Desmond!~ ~Ist ja gut! Ich halt mich zurück!~, denke ich und hoffe, dass Lucern mich nun zufrieden lässt, aber weit gefehlt. ~Nicht in diesem Ton, Desmond!~, ermahnt Lucern mich noch einmal und so langsam geht er mir wirklich auf die Nerven. ~Ja, verdammt!~ Meine Wut beginnt langsam in meinen Gedanken mitzuschwingen, was von Lucern nicht unbemerkt bleibt, denn ein rasender Schmerz schießt durch meinen Kopf, so dass mir beinahe schwarz vor Augen wird. Zuerst kann ich noch gegen die Ohnmacht ankämpfen, aber dann wird der Schmerz so intensiv, dass mir nur wenig später wirklich schwarz vor Augen wird und ich auf meinem Platz zusammensacke. Als ich mein Bewusstsein wiedererlangt habe und die Augen öffne, blicke ich direkt in das besorgte Gesicht meiner Schwester und sofort ist meine Laune wieder im Keller. “Desmond! Ein Glück, dass du wieder wach bist!”, ruft sie und ergreift meine Hand. Doch ich entreiße sie ihr wieder. “Lass mich, elende Sterblichen-Liebhaberin”, fauche ich wutentbrannt, ehe ich mich von ihr abwende. “Wie... wie meinst du das?”, stammelt Flora erschrocken. “Tu doch nicht so scheinheilig!”, knurre ich, “Glaubst du wirklich ich wäre so bescheuert, nicht zu merken, was du mit dieser... Zülal zu schaffen hast?! »Es tut mir ja so Leid! Es war nicht richtig, dich und deine Freundin so zu behandeln!« Bla, bla, bla. Für wie blöd hälst du mich eigentlich?!” Die letzten Worte schreie ich geradezu hervor, so wütend bin ich mittlerweile. In Floras Augen sammeln sich Tränen und sie stammelt: “D-Desmond... ich...” Doch ich würge ihre schwachen Entschuldigungsversuche direkt wieder ab. “Ach komm, geh wieder zu deiner neuen besten Freundin und lass mich einfach in Ruhe!”, fauche ich, bevor ich aufstehe und die Krankenstation verlasse. Ich scheine lange bewusstlos gewesen zu sein, denn gerade als ich die Krankenstation verlasse, erklingt die Schulglocke, welche das Ende der sechsten Stunde verkündet. Somit habe ich nun wohl Schluss. Ich hole nur noch meine Sachen aus dem Klassenraum, bevor ich schließlich nach hause gehe. Zu hause angekommen gehe ich direkt in mein Zimmer und lasse mich in meinen Sarg fallen. Vater scheint im Büro zu sein, sonst hätte er mich schon längst gefragt, wo Flora sei. Wo ich gerade an Flora denke... wo war eigentlich Lucern? Im Krankenzimmer war er ja nicht gewesen... egal der wird schon wieder auftauchen. Oder auch nicht. Ist mir auch egal! Ich liege in meinem Sarg und starre konsequent an die Decke. Immer noch wirbeln wutentbrannte Gedanken durch meinen Kopf. Immer wieder sehe ich Flora vor mir, wie sie mit dieser Sterblichen redet und sich zu allem Überfluss auch noch bei ihr entschuldigt! Wie kann sie mir das nur antun?! Es war immer so gewesen, dass wir uns gemeinsam der Rache an den Sterblichen verschrieben hatten und nun verbündet sie sich einfach mit ihnen! Ich kann sie einfach nicht verstehen. Sie verabscheut die Menschen genauso wie ich es tue. Oder hat es zumindest mal. Aber mittlerweile bin ich mir da nicht mehr so sicher. Verdammt! Ich lasse meinen Kopf auf den Sargboden fallen. Schmerzen spüre ich keine. Was soll ich nur machen? Flora ist doch meine Schwester. Mehr als das, sie ist meine Zwillingsschwester. Wir sind uns so ähnlich und wir stehen einander so nahe wie niemandem sonst. Doch jetzt sind wir soweit voneinander entfernt wie niemals zuvor. Meine Gedanken wirbeln weiterhin im Kreis und meine Wut vermischt sich mit Ratlosigkeit, Verwirrung und maßloser Enttäuschung. Plötzlich klopft es an der Tür. “Wer stört?”, knurre ich, da meine Wut noch immer überwiegt. Anstelle einer Antwort öffnet sich die Tür und Lucern betritt mein Zimmer. Er sieht sich erst einen Moment in meinem Zimmer um und geht dann festen Schrittes auf meinen Sarg zu, um sich auf dessen Rand niederzulassen. “Was willst du?”, fauche ich, denn ich habe nicht gerade das Bedürfnis, mit ihm zu reden oder ihn überhaupt zu sehen. “Mit dir reden”, erwidert er ruhig. “Und worüber?” So langsam geht er mir mit seinen Ratespielchen wirklich auf die Nerven und dementsprechend gereizt ist auch mein Tonfall. “Über deine Schwester.” Darum geht es also. Vermutlich hat Flora sich bei ihm ausgeheult... obwohl... nein... sie würde sich niemals bei ihm ausheulen. Aber ich dachte auch, dass sie sich nie mit den Menschen verbünden würde... Ach was, Lucern hat vermutlich nur wieder meine Gedanken ausspioniert. Ich werfe ihm einen durchdringenden Blick zu. “Dann rede!” Lucern zögert einen Moment. Wahrscheinlich sucht er nach den passenden Worten, doch nur Augenblicke später richtet er das Wort an mich: “Erklär mir jetzt doch mal bitte, weshalb du so wütend auf Flora bist.” Verächtlich schnaubend erwidere ich: “Das weißt du doch eh! Wieso fragst du dann?” “Weil ich es von dir selbst hören will”, entgegnet Lucern ruhig. War ja klar! Aber gut. Ich will ja nicht schon wieder in Ohnmacht fallen. Also fange ich an. “Weshalb bin ich wohl sauer auf Flora?”, der sarkastische Unterton in meiner Stimme ist nicht zu überhören, “Vielleicht weil sie sich mit den Sterblichen verbündet, obwohl wir uns vor Jahren geschworen haben, niemals gemeinsame Sache mit den Sterblichen zu machen! Und jetzt bricht sie diesen Schwur einfach, indem sie sich bei dieser wertlosen Sterblichen entschuldigt!” Lucern wartet meinen Ausbruch seelenruhig ab, ehe er selbst wieder zu sprechen beginnt: “Erstens hat Flora mit ihrer Entschuldigung genau das richtige getan. Und zweitens, hast du überhaupt schon mal versucht herauszufinden, weshalb sie so gehandelt hat?” Und auf mein Kopfschütteln ergänzt er nur noch “Dann würde ich das mal in Erfahrung bringen!”, bevor er mein Zimmer wieder verlässt- Ich liege noch einige Zeit in meinem Sarg. Irgendwie hat Lucern ja recht. Ich sollte Flora wirklich fragen, wieso sie das getan hat. Als ich mich gerade dazu entschlossen habe, sie über ihr Handeln zu befragen, klopft es abermals an meiner Tür. Und abermals klingt demjenigen an der Tür ein freundliches “Wer stört?” entgegen. Leise öffnet sich meine Zimmertür und Flora betritt mein Zimmer. “Was willst du?”,frage ich sie, während ich demonstrativ aus dem Fenster sehe. Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass sie geweint hat und auch jetzt stehen wieder Tränen in ihren Augen. Ihre Tränen zu sehen versetzt mir einen schmerzhaften Stich, aber noch überwiegt meine Wut. “Ich... ich wollte... ich wollte mich bei dir entschuldigen...”, stammelt sie. “Aha”, ist alles, was ich erwidere. Eine bedrückende Stille entsteht zwischen uns. Nur ab und an durch Floras Schluchzen unterbrochen. Es tut weh, zu wissen, dass sie weint, aber dass sie unseren Schwur gebrochen hat, tut mindestens genauso weh. “Weshalb hast du das getan?”, frage ich leise. Flora ringt sichtlich mit sich, bevor sie schließlich zu einer Antwort ansetzt. “Weil... weil... weil ich mich verliebt habe...”, flüstert sie so leise, dass ein Mensch es nicht hören könnte, aber durch meine geschärften Vampirsinne vernehme ich jedes einzelne Wort laut und deutlich. “In diesen Elliot, nicht wahr?”, erwidere ich ebenso leise. Flora sieht mich erschrocken an. “Wo... woher weißt du das?!” Ein trauriges Lachen entkommt meiner Kehle. “Meinst du ich hätte deine Blicke nicht bemerkt?! Wie du ihn anschmachtest?!... Ich dachte der Schwur hätte dir wirklich etwas bedeutet...” “Aber Desmond...” “Doch dann verwirfst du ihn für eine menschliche Gefühlsduselei! Das hätte ich wirklich nicht von dir erwartet!” Meine Stimme ist wirklich vorwurfsvoll und vielleicht auch etwas zu harsch, aber darauf kann und will ich keine Rücksicht nehmen. “Desmond... ich... vergib mir!”, fleht Flora mich an und an ihrer Stimme höre ich, dass sie es ernst meint. Aber kann ich ihr verzeihen? Will ich ihr verzeihen? Ich bin wirklich wütend und enttäuscht, daran besteht kein Zweifel. Aber andererseits ist sie trotz allem meine Schwester und somit ein wichtiger Teil meines Lebens. Von einem Moment zum anderen verraucht meine Wut. Lediglich eine einzige kleine Frage brennt auf meinen Lippen. “Wieso?”, frage ich leise, “Wieso hast du mir nichts davon erzählt?” Flora Das fragt er noch? Ist dies nicht offensichtlich? Er hätte bestimmt nicht anders reagiert, wenn ich es ihm sofort erzählt hätte! Ich merke, wie sich Wut in mir ausbreitet. Wie kann Desmond nur so verständnislos sein? Ich bin doch seine Schwester! Uns verbindet so viel! Hat er denn noch nie Liebe erfahren, sodass er meine Gedanken nachvollziehen kann? Stattdessen schreit er mich an, als ob ich der letzte Abschaum wäre. „Wieso?“, wiederhole ich scharf. „Wieso ich dir nichts erzählt habe! Ist das dein Ernst, dass du mich das noch fragst?“, fauche ich ihn regelrecht an. „Ja, ich möchte es einfach nur wissen.“, entgegnet er sanft. Aber diese Sanftheit ist mir jetzt egal. Zu tief sitzt der Schmerz der Verachtung! Wie kann er mir so etwas antun? Er weiß genau, wie sehr ich an ihm hänge und ihm brauche. „Du hättest es damals nicht verstanden, genauso wie du es heute nicht verstehst! Liebe ist ein Fremdwort für dich!“, fahre ich ihn an. „Und wie es mir geht, ist dir auch egal. Immer dreht es sich nur um dich! Es interessiert dich nicht einmal in was für einer Zwickmühle ich bin. Ich hasse die Menschen genau so wie du! An meinem Treueschwur hat sich nichts geändert. Ich werde weiterhin mit dir zusammen gegen die Menschen antreten. Aber dieser Elliot ist anders, er ist so...“, doch weiter komme ich nicht, denn Desmond unterbricht mich wutentbrannt. „Du nennst diesen menschlichen Abschaum schon beim Namen? Wie tief kann man eigentlich sinken? Wie kann ein Mensch anders sein, als all die anderen? Die sind alle minderwertig und daran wird sich auch nichts ändern. Desto eher diese Rasse ausstirbt umso besser!“ „Wie kannst du nur so fies sein?“, frage ich ihn mit Tränen in den Augen. „Du weißt genau, wie viel er mir bedeutet, denn sonst würde ich niemals diesen Streit mit dir eingehen. Es zerbricht mir das Herz, wenn wir zwei so miteinander umgehen. Wir haben doch nur noch uns. Unsere Mutter ist Tod und Vater hat doch nie Zeit für uns.“, sage ich verzweifelt. „Genau! Und deshalb solltest du dir überlegen auf welcher Seite du stehst! Beides geht nicht! Ich frage mich sowieso, wieso du überhaupt Gefühle für so einen Abschaum entwickeln konntest! Das verstößt gegen alle Prinzipien! Du...“ Meine Wut kocht in mir. Wie kann er so eine Entscheidung von mir verlangen. „Du willst wirklich, dass ich mich zwischen dir und meiner großen Liebe entscheide?“, schreie ich aus mir heraus. „Ach, so weit sind wir jetzt also schon! Deine große Liebe, das ich nicht lache. Wegen so einen Abschaum verrätst du deinen eigenen Bruder. Erbärmlich!“ „So habe ich das nie gesagt! Nur weil du so schlechte Erfahrungen mit Xeron machen musstest. Weil du zu schwach warst dich gegen ihn zu währen, brauchst du dies nicht als Grund zu nehmen um meinem Glück im Wege zu stehen. Nicht alle Menschen sind so wie er, besonders nicht Elliot.“ Ich weiß, dass ich es zu weit getrieben habe, aber das ist mir momentan egal! Ich sehe, wie Desmond erstarrt und im nächsten Moment wutentbrannt auf mich zugestürzt kommt. „Was fällt dir ein?“, seine Hand klatscht in mein Gesicht. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. „Du bist wirklich nicht mehr zu retten! Geh mir aus den Augen! Und lass dich nie wieder bei mir blicken!“, schreit Desmond, während er mich packt und unsanft aus seinem Zimmer wirft. So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich glaube, es ist aus... Erst langsam realisiere ich, was soeben geschehen ist. Mein Kopf schmerzt, die Ohrfeige war wirklich gewaltig. Völlig zerstört hocke ich auf den Flur. Mehrere Minuten vergehen. Meinen Gedanken kreisen wie wild umher, als ich plötzlich Schritte vernehme. Ohne weiter nachzudenken, stehe ich auf und stürze die Treppen herunter. „Flora, bleib stehen!“, höre ich Vaters Stimme hinter mir. „Was ist los?“ Aber ich will nicht reden, ich will einfach nur weg. Ich stürze zur Tür heraus, bevor Vater überhaupt die Eingangshalle erreicht hat. Wie von Sinnen laufe ich die langen Straßen planlos entlang. Wenn mich jemand gesehen hätte, hätte dieser gedacht ein Mörder ist hinter mir her. Ich weiß nicht, wohin ich laufe. Meine Füße tragen mich einfach weiter. Wie kann Desmond mir das nur antun? Wieso musste das alles geschehen? Diese Fragen wiederholen sich ständig in meinem Kopf, während ich Richtung Waldanfang laufe... Mir schießen Tränen in den Augen. Ich kann es einfach nicht fassen. Ich merke, wie so langsam meine Beine nachgeben. Aber ich möchte weiterlaufen, einfach weglaufen, alles vergessen, alles ungeschehen machen. An der großen Eiche geben meine Beine endgültig nach und ich falle auf den schmutzigen Waldfußboden. Ich liege heulend am Boden. Wie kann Desmond nur so fies sein? Das kann er doch nicht ernst gemeint haben. Was kann ich denn gegen meine Gefühle machen? Mir würde es auch besser gehen, wenn ich mich nicht in Elliot verliebt hätte. Aber so ist das eben. Gegen die Gefühle kann man nichts machen. Sie kommen und sie gehen. Das muss Desmond doch verstehen! War er denn noch nie verliebt? Kennt er dieses Gefühl denn nicht? Nur weil Elliot ein Mensch ist... Hätte ich meine Gefühle vielleicht verbergen sollen, wäre es ihm lieber gewesen wenn ich todunglücklich wäre? Ich bin doch seine Zwillingsschwester, da muss man doch zusammen halten. Soll diese Beziehung jetzt für immer als Vergangenheit zählen? Natürlich war es nicht ganz richtig von mir das Thema mit Xeron anzusprechen, aber denkt er wirklich ich lasse mir alles gefallen? Plötzlich wird mir etwas entscheidendes klar. Meinen Tränen quellen nur noch so hervor. Vorbei! Es ist alles vorbei! Die Alucard Zwillinge wird es nie wieder geben! Desmond wird mir das nie verzeihen. Wie soll ich nur alleine klar kommen, wir gehören doch zusammen. Ich kann ohne ihn nicht leben.... und ich will es auch nicht. Es ist so, als mir das Ende eines dunklen Tunnels entgegen kommt. Meine Tränen versiegen. Ich kann ohne Desmond nicht leben und werde es auch nicht. Ich habe lang genug gelebt, um nun einen Schlussstrich zu ziehen. Diese Welt ist einfach so ungerecht. Wieso gibt es keine Welt, in der alle gleich sind? Vielleicht habe ich in meinem nächsten Leben mehr Glück! So sicher bin ich mir noch in keiner Entscheidung gewesen, auch wenn diese Entscheidung meine größte sein wird und auch die letzte. Ein Leben ohne ihn hat keinen Sinn, deswegen ist das Leben für mich nichts mehr wert. Mein Entschluss steht fest. Wie automatisch bewegen sich meine Beine. Und diesmal weiß ich genau, wohin mich meine Reise führen wird. Zurück in unsere alte Stadt! Dank meiner angeboren Fähigkeit schnell zu sein, sollte es nicht lange dauern, bis ich Desmond und mein Lieblingsplatz erreichen werde. Der gleichzeitig mein Grab sein wird! Ich durchquere die Straße, an der unsere alte Villa steht. Ein letztes mal werfe ich einen Blick auf das Haus, wo ich viele schöne Stunden mit Desmond verbracht habe. Ich merke, wie sich wieder Tränen in meinen Augen ansammeln und beschließe schnell weiter zu gehen. Desmond und mein Lieblingsort liegt nicht weit von unserem damaligen Haus entfernt. Nur wenige Meter trennen es vom Friedhof, wo unser geheimes Zwischenlager war. Ich versuche gerade vorsichtig über die Friedhofsmauer zu klettern, denn das Tor ist schon lange geschlossen. Es ist eine stockdüstere Nacht. Als ich plötzlich eine mir bekannte Gestalt am anderen Ende der Straße erkenne. Ich kann es kaum fassen ihn in diesem Moment hier wieder zu sehen. Soll dies etwa ein Zeichen Satans sein? Es ist Xeron! Desmonds … Es ist schon lange her, als dieses schreckliche Ereignis für Desmond stattfand. An dem er in die Fänge dieses Typen namens Xeron geriet. Er ist bis heute nicht darüber hinweg, dass er sich damals nicht wehren konnte. Und nun sehe ich ihn hier wieder. Ca. 7 Jahre nach den damaligen Ereignissen. Es war wie heute eine stockdüstere Nacht, in der Desmond alleine auf Beutezug ging. Ich müsste damals leider zu Hause bleiben, da ich mir eine schlimme Erkältung eingefangen habe und ein jagen somit unmöglich gewesen wäre. Wäre ich damals doch nur mit Desmond raus gegangen. Vielleicht wäre das alles dann nie geschehen. Diese Fragen habe ich mir damals ziemlich häufig gestellt und Desmond hat alles getan, damit diese in meinem Kopf verschwinden. Obwohl ich genau wusste, wie schlecht er sich bei den Gedanken an Xeron fühlt, habe ich damals ihm den Gefallen getan und das Thema totgeschwiegen. Was mir absolut nicht einfach viel. Wer kann schon einfaches nichts tun, wenn er weiß, dass dieser Typ den eigenen Bruder brutal vergewaltigt hat?? Wir haben Xeron nach dieser grauenvollen Nacht für Desmond nie wieder gesehen. Keiner wusste wo er ab geblieben ist. Er war spurlos verschwunden. Bis heute... Wir haben uns damals geschworen Rache an Xeron zu nehmen. Nur leider konnten wir ihn nicht auffinden. Was vielleicht auch besser war. Denn unsere Kräfte waren damals noch nicht so gut ausgebildet wie heute. Wenn Xeron Desmond heute noch einmal dasselbe antun wollte, wäre sein Versuch niemals geglückt. Denn auch gegen solche „starken“ Menschen, können wir beide uns heute wehren! Dieses Ereignis war der Anreiz für uns, unsere Fähigkeiten besser zu trainieren und die Menschen auszurotten. Leider konnten wir diese Fähigkeiten Xeron noch nicht unter Beweis stellen, aber nun ist die Stunde der Rache gekommen! Bevor ich mein eigenes Grab herrichte, werde ich Rache an Xeron nehmen. Das ist das einzigste, was ich noch für Desmond tun kann. Für mich bleibt er immer mein Bruder. Auch wenn ich weiß, dass er mir trotzdem niemals verzeihen wird... Ich hocke oben auf der Friedhofsmauer und mein Plan steht fest. Ich werde Xeron brutal umbringen in Namen meines Bruders. Ich sehe, wie Xeron ca. 20 Meter von mir entfernt ebenfalls die Friedhofsmauer hochklettert und mit einem gewaltigen Geräusch auf der anderen Seite aufprallt. Er scheint noch „stabiler“ geworden zu sein als damals. Obwohl ich ihn nur selten zu Gesicht bekommen habe. Aber es besteht kein Zweifel, es ist Xeron! Kein anderer würde sich so kleiden und so auffälligen Schmuck anlegen. Er kommt auf mich zu! Ich rutsche vorsichtig weiter in die Ecke der langen Mauer, wo ein dichter Ast einer alten Eiche steht. Hinter diesem mache ich mich zum Sprung bereit. Xeron kommt immer näher. Er hat inzwischen eine kleine, blinkende Taschenlampe herausgeholt. Wie gut, dass ich im Dunkeln sehen kann. Oder besser gesagt, was für ein Pech für Xeron, dass ich ihn trotz Finsternis bestens erkennen kann. Er schlendert den Weg immer weiter entlang. Meine Nervosität steigt. Hoffentlich geht alles gut. Aber auch wenn nicht, ich will doch ehe sterben. Im Grunde habe ich nichts zu verlieren. Mit diesem Gedanken versuche ich mich zu beruhigen, denn ich bin noch nie alleine auf Beutezug gewesen, immer nur mit Desmond zusammen. Vorsichtig ziehe ich meinen Gürtel aus meinem Rock heraus. Wie gut, dass ich heute morgen den Gürtel mit den extremsten Stacheln und Nieten ausgewählt habe, den ich besitze. Mit dem Gürtel in der Hand wappne ich mich zum Angriff. Langsam schlendert Xeron an mir vorbei, ohne mich zu bemerken. Blitzschnell lege ich ihm den Gürtel mit der Nietenseite um den Hals und ziehe zu. Dabei achte ich darauf, dass ich ihn nicht sofort umbringe, denn er soll leiden! Erschrocken versucht Xeron aufzuschreien und sich umzudrehen. Doch schnell merkt er, dass dies keine gute Entscheidung war und bricht auf den Boden zusammen. Ich lasse den Gürtel ein bisschen lockerer um seinen Hals werden, denn er soll mich anflehen, so wie Desmond ihn damals angefleht hat! Und tatsächlich findet er seine Sprache wieder. „Was willst du von mir?“, stammelt er. „Das traust du dich zu fragen? Weißt du etwa nicht mehr wer ich bin?“, fauche ich ihn an. „Nneiin..“, stammelt er. „Sag dir der Name Desmond etwas?“, frage ich ihn. Es dauert eine Weile bis eine Antwort von ihm kommt. Zu lange für meinen Geschmack. Langsam ziehe ich den Gürtel wieder enger und zwinge ich somit zum reden. Mit Erfolg! „Halt! Halt!“, schreit Xeron verzweifelt. „Ich rede ja schon. Ich kenne nur einen der Desmond heißt. Aber das ist ewig her. Was hast du mit ihm zu tun?“ „Ich bin seine Schwester!“, sage ich ohne eine Miene zu verziehen. „Wie konntest du ihm das damals antun?“ Daraufhin fängt er schäbig an zu lachen. Mit einem kräftigen Ruck ziehe ich den Gürtel enger. Xeron bekommt kaum noch Luft. Er kniet momentan an einem Baum und mir kommt eine geniale Idee. Wie von Sinne trete ich neben ihm und binde die noch freie Seite meines Gürtels an dem Baum fest. Für meinen nächsten Schritt brauche ich nämlich meine Hände. Xeron guckt mich währenddessen verdutzt an und springt, wie aus heiterem Himmel auf. Er versucht an dem Gürtel zu ziehen und ihn zu lösen. Doch er hat keinen Erfolg. „Denkst du wirklich, ich mache es dir so einfach?“, lache ich ihn aus. „Den Gürtel habe ich zuvor an gewissen Stellen mit einem Spezialkleber bestrichen, du kannst mir nicht entfliehen!“ Ich sehe, wie sich Panik in ihm ausbreitet. Und es tut gut, dieses Gefühl, stärker zu sein, ist etwas schönes. „Was hast du mit mir vor?“, fragt er angsterfüllt. „Ich will Rache! Rache für meinen Bruder“, sage ich geradeheraus. „Du wirst dafür bezahlen, was du ihm angetan hast!“, mit diesen Worten zücke ich aus meiner Rocktasche mein blutrotes Messer. Xeron erstarrt. Langsam nähre ich mich ihm. Er hockt wieder am Boden. Ich strecke meine Hand aus und ergreife seine. Er versucht nicht sich zu wehren. Er steht völlig unter Schock. Ich spiele mit dem Messer auf seiner Hand, allerdings ohne ihn zu verletzten. Es tut so gut, seine Angst zu sehen. Ich halte nun seinen Mittelfinger mit meiner Hand fest und blitzschnell schneide ich ihm diesen mit dem Messer ab. Er schreit auf und zieht seine Hand weg. „Glaub ja nicht, dass war schon alles!“, gebe ich nur von mir. Während ich ihm ein paar Taschentücher in den Mund stopfe. Es sind zwar keine Häuser in der Nähe, aber sicher ist sicher. Schließlich will ich meine Sache hier auch ordentlich zu Ende bringen. Sein angsterfülltes Gesicht ist ein teuflischer Anblick. Besonders in den Momenten, in dem ich ihm die weiteren Finger abtrenne. Sein Jammern ist noch deutlich durch die Taschentücher zu hören. „Na, bereust du es schon Desmond vergewaltigt zu haben?“, sage ich spöttisch. Doch eine Antwort interessiert mich nicht. Ich will ihm einfach nur noch mehr Schmerzen zufügen. Ich setze mit dem Messer oben an seiner Schulter an und ziehe es bis zu den Handgelenken an beiden Seiten herunter. Das Blut quillt nur so heraus. Ein Verlangen dieses Blut zu trinken, verspüre ich nicht. Wer will schon das Blut von so einem Abschaum trinken? Aber Xeron hält sich sehr gut. Er ist immer noch bei Bewusstsein, um auch meinen weiteren Schritt mitzubekommen. Eine Schwarze Rose auf seiner Stirn! Zum Glück habe ich all unsere „Jagd-Werkzeuge“ mit dabei. Nun schneide ich ihm seinen Pullover auf und sehe seinen nackten Oberkörper. Dieser ist gut durch trainiert, aber kann mich nicht beeindrucken. Ich sehe schon in meinem Kopf, die eingeritzten Worte vor mir! „Desmond ich werde dich nie vergessen. Du wirst für immer mein Bruder sein...“ Diese eingeritzten Worte bekommt Xeron leider nicht mehr mit. Seine Kräfte haben nachgelassen und er ist in Ohnmacht gefallen. Aber das ist mir egal. Es ist sowieso nur für eine einzige Person bestimmt. Für meinen geliebten Bruder!!! Ich schlendere über den Friedhof zu der kleinen Kapelle hinüber. Vorne am Eingang befindet sich ein kleines Becken mit Weihwasser. Vorsichtig schöpfe ich etwas davon in eine auf dem Boden rumliegende Trinkflasche. Anschließend mache ich mich auf dem Weg zu Desmond und mein Versteck. Es liegt weit hinten, fast am Ende des Friedhofes. Der Vampirfriedhof, von dem die Menschen nichts wissen. Sie denken immer noch, wieso sich manche Leute nur unbedingt in so einem düsteren Platz des Friedhofes beerdigen lassen wollen. Hinter einem der größten Gräber befindet sich unsere Versteck. Man muss nur den Grabstein etwas zur Seite rollen und kann dann hinunter steigen. Früher waren wir täglich hier, aber seit dem Vater diesen Kontrollwahnsinn eingeführt hat, ist dies weniger geworden. Es tut gut, endlich wieder hier zu sein. Hier fühle ich mich mit Desmond verbunden! Auch wenn es nicht mehr so ist. Ich setze mich an Desmonds Lieblingsplatz und zücke erneut mein blutrotes Messer. Doch bevor ich dieses benutze, reinige ich es von den Blutspritzern des Abschaums. Denn sein Blut mit in den Tod zu nehmen ist wiederwertig. Vorsichtig und langsam ziehe ich mit dem Messer einen tiefen Schlitz in meine zwei Unterarme. Ich verspüre keinen Schmerz. Es ist eher ein Gefühl der Erlösung. Ich sitze ein paar Minuten so da und genieße das schwache, angenehme Kribbeln, bevor ich die Weihwasserflasche heraus nehme. Langsam drehe ich den Deckel ab und gieße es gezielt auf meine Wunden! Ich werde dich nie vergessen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)