Alte Liebe rostet nicht von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ich habe keine Lust, mich hier für irgendwas zu entschuldigen. Wenn euch die Geschichte nicht gefällt, dann lest sie einfach nicht zu Ende oder beschwert euch hinterher bei mir. (elektra121@hotmail.com) Aber konstruktive Kritik, wenn ich bitten darf! Die ganze Story baut auf einem Bild aus dem 8. Manga auf, in dem Michiru Mamoru einen Brief gibt. Dieses Bild habe ich zu einer Zeit im Internet gefunden, zu der ich noch nicht im Besitz der französischen Version der Mangas war, an eine deutsche mal gar nicht zu denken! (Mann, muß Ewigkeiten her sein!) Michie sieht dort irgendwie noch ziemlich jung aus, was mich zu der Spekulation veranlaßte, daß die beiden sich schon vor der "Sailor-Zeit" kannten. Aus dem Brief ließ sich leicht ein Liebesbrief machen... und voila! Schon hatten die zwei eine nette kleine Affäre. Hinterher war ich dann richtig enttäuscht, als sich das Ganze als völlig harmlose Einladung zu einem Konzert herausstellte. Na wie auch immer: Viel Spaß beim Lesen! Alte Liebe rostet nicht. (Oder, wie Polonius in Hamlet schon so passend bemerkte: This is the very ectasy of love.) "Du kommst nie darauf!", schüttelte Mamoru den Kopf. "Yoko heiratet!" "Nein....!" Michirus Gesicht war Gold wert. "Doch, wirklich. Vorher schmeißt sie noch eine Junggesellenparty und hat uns beide eingeladen!" "Wahnsinn!", Michie war begeistert, "Ich hab Yoko ja Jahre nicht gesehen. Das war .... wart mal, ja ... das war bevor ich Haruka kennengelernt habe. Muß Ewigkeiten her sein." "Also, kommst du mit? Es ist am Sonnabend." ,fragte Mamoru. "Klar. Fährst du?" "Mmmh. Ach, sie sagte noch, wir sollten einen Schlafsack und eine Matratze oder so etwas mitnehmen, zum übernachten." "Okay, prima! Holst du mich dann am Sonnabend ab?" "Ja, mach ich.", versicherte Mamoru. "Ähh...", schaltete sich Haruka ein, "Worum geht's eigentlich? Wer ist denn Yoko?" "Yoko? - Yoko mußt du kennen!", sagten Michiru und Mamoru fast gleichzeitig. "Aha. Ich hab jedenfalls noch nichts von ihr gehört. Woher kennt ihr sie denn?" "Na..." Michiru und Mamoru warfen sich einen vielsagenden Blick zu, "...aus einem Ferienlager." ,beendete Mamoru dann. "Sie ist das verrückteste Mädchen, das kenne. Bei ihr kann man nicht traurig sein, sie bringt einen immer zum Lachen." "Ich hab schon lange nichts mehr von ihr gehört.", meinte Michie. "Ich auch nicht.", gab Mamoru zu. "Ist aber doch nett von ihr, sich an uns zu erinnern. Also, ich hab nicht allzuviel Zeit - bis Sonnabend dann!" verabschiedete er sich. "Soso.....", Haruka schloß die Tür. "Du willst also mit Mamoru am Wochenende zu jemandem fahren, den ich überhaupt nicht kenne?", lächelte sie und kreuzte die Arme. "Woher willst du wissen, daß ich dir das erlaube?" "Das wirst du schon." ,ging Michiru darauf ein. "Ich habe meine Überzeugungsmethoden." "Um Himmels willen!", sagte Mamoru, als er Michiru Sonnabend mittag abholte. "Willst du zur Seehundjagd?!" Er deutete erschrocken auf ihre Reisetasche. "Wieso?", zuckte sie die Achseln, und verstaute das Monstrum ungerührt im Kofferraum. "Michiru.....", versuchte es Mamoru auf die vernünftige Art, "wir fahren nur für eine Übernachtung zu Yoko. Wie ich sie kenne, wird es dort sehr eng. Du kannst unmöglich alles ......" "Keine Diskussion." widersprach sie. "Nimm du mit was du brauchst, und ich nehme mit, was ich brauche." Er gab es auf. Er wußte zu gut, daß sie auf ihrem Standpunkt bleiben würde. Im übrigen nahmen alle Mädchen, die er kannte, immer viel zu viel mit. Das schien angeborenes Verhalten zu sein, und da man das ja sowieso nicht ändern konnte, konnte man sich genauso gut damit abfinden. Seufzend startete er. Michiru lächelte nachsichtig. Einige Stunden später standen die beiden an Yokos Wohnungstür und klingelten. Schon von draußen konnte man "San Francisco" hören. 'Bei Yoko müßten die Nachbarn das eigentlich gewöhnt sein .....', überlegte Mamoru gerade, als die Tür aufgerissen wurde. Ein Mädchen in Jeans und Siebziger-Jahre-Bluse hatte sie geöffnet. "Wahnsinn!", sagte sie als Begrüßung, "Michie mit grünen Haaren! Kommt rein, legt eure Sachen irgendwo hin ....." Sie nahm Mamoru Michies Monstrum ab. "Großartig, daß ihr gekommen seid. Mamoru, Junge, du bist gewachsen ..... Ich muß ja direkt hochgucken..... Zu schade um euch beide, daß ihr auseinander seid, ihr gebt immer noch so ein hübsches Paar ab....." Sie umarmte beide. Und redete und redete. Michiru hatte gedacht, sie müßten sich ganz fremd geworden sein, so lange, wie sie sich nicht gesehen hatten. Aber man brauchte nur zwei Minuten in Yokos Nähe zu sein, um sie wieder so zu kennen, als wäre man nie getrennt gewesen. "Hallo, wißt ihr noch wer das ist?", stellte sie ein paar Leute vor. Es waren viele da; einige, die Michie und Mamoru gut kannten; einige, die nur Mamoru kannte und viele, die sie beide noch nie gesehen hatten. Die Wohnung paßte prima zu Yoko; jedes Möbelstück war von woanders her, teilweise selber gestrichen; alles war mit Postern und kleinen ausgeschnittenen Bildern tapeziert, und natürlich waren überall Blumen. Sie standen auf Tischen oder auf dem Boden, leuchteten einem von der Tür entgegen und selbstverständlich hatte Yoko welche in ihre Haare geflochten, die aussahen, als wären sie zuletzt hellblau gefärbt gewesen. Aus ihrer Anlage im Wohnzimmer dröhnten die verschiedensten Songs, zur Zeit gerade Madonnas "Isla Bonita" "Tropical the island breeze, all of nature wild and free, this is where I long to be ......", sang Yoko mit und unterbrach sich dann: "Ich hab noch ein paar Fotos, die ihr bestimmt noch nicht gesehen habt." Und damit stürzte sie ins Nebenzimmer, zog dort eine Schublade heraus, kam zurück und schüttete den Inhalt auf den Boden. Dann kniete sie sich hin und wühlte eine Weile darin herum. Mamoru und Michie sahen ihr aufmerksam zu. Endlich hielt sie ihnen vier oder fünf Bilder entgegen. "Hier. Schon lange her - was?" Mamoru sah sie an und gab sie dann mit einem Lächeln an Michiru weiter. "Ja, wirklich. Das war ein herrlicher Sommer..." "Kann ich das hier behalten?", fragte Michiru und zeigte ein Foto, auf dem sie händchenhaltend mit Mamoru zu sehen war. "Klar. Ich kann's mir ja jederzeit von den Negativen nachmachen lassen.", war Yoko einverstanden. "Oh....", sie sprang auf, weil es schon wieder klingelte und rannte zur Tür. Yoko hatte noch niemand ruhig aufstehen, langsam gehen oder mit gelangweiltem Blick gesehen. Es schien, als hätte sie zuviel Energie für sich selbst, die sie irgendwie loswerden müßte. Michiru räumte die verstreuten Bilder wieder ein, Mamoru half ihr dabei. "Irgendwie", sagte er, "ist bei Yoko wieder alles ganz frisch. Als wäre es gestern erst passiert." Michiru nickte. "Es ist fast so wie damals. Sie hat sich überhaupt nicht verändert; man könnte glatt vergessen, daß bei uns jetzt alles ganz anders ist." Sie stand auf und brachte die Schublade zurück. Als einige Zeit später dann alle da waren, fing Yoko mit den Spielen an. Zugegebenermaßen ziemlich idiotische Spiele, aber lustig waren sie trotzdem. Zum Beispiel setzten sich Vertreter des männlichen und weiblichen Geschlechtes abwechselnd in einen Kreis und dann ging eine Möhre herum. Jeder bis gleichzeitig mit seinem Nachbarn ein Stück davon ab, bis am Ende nur noch ein ganz kleines Stück übrig blieb. Es war reiner Zufall, daß Michiru und Mamoru das letzte Ende hatten (Oder Knabberkunst der Vorgänger; wer weiß das schon....?). Als das Spiel weiterging, flüsterte Mamoru Michie ins Ohr: "Du schmeckst ja immer noch nach Pfefferminze....." Michiru lächelte. "Warum hätte ich das ändern sollen?", flüsterte sie zurück. Er beugte sich noch einmal zu ihr hinüber. "Wenn's nach mir geht; änder's überhaupt nicht!" Und damit er von dem vielleicht bald nicht mehr vorhandenem Pfefferminzgeschmack noch etwas hatte, küßte er sie gleich noch einmal. Das sollte für diesen Abend nicht das letzte Mal sein; schließlich zielten die meisten der Spiele darauf ab, wozu wäre es sonst auch eine Junggesellenparty gewesen? Etwas später nahm Mamoru Michie heimlich zur Seite und zeigte ihr ein kleines Stück Papier, auf dem ein halber Mond gedruckt war. "Was ist das?", fragte sie verständnislos, da sie so etwas nie vorher gesehen hatte. "Und warum ist es zerrissen?" "Das ist ein halber Trip, verstehst du?", antwortete er. "Ich habe ihn gerade geschenkt gekriegt. Der Typ meinte, ein ganzer wäre zuviel für jemanden, der noch nie sowas genommen hat. Ich denke... wenn ich ihn noch mal teile, kann nicht viel passieren. Oder? Ich meine, wenn du die andere Hälfte...." Er verstummte. Eine Weile sagte auch Michiru nichts, obwohl ihr erster Impuls gewesen war, so zu antworten, wie man es von ihr erwartet hätte. "Bist du verrückt?" oder etwas ähnliches. Aber dann überlegte sie: 'Wer erwartet das von dir? Haruka? Die ist nicht hier; sie hört es also gar nicht. Du selber? Du haßt es doch, wenn Leute dich in Schubladen stecken . Und Mamoru?' Sie sah ihn an. 'Er erwartet nur deine Meinung, egal wie du antwortest, er wird es akzeptieren.' "Ich weiß nicht....", begann sie. Innerlich rang sie um eine Entscheidung. Einerseits war ihr klar, daß kein Rauschmittel ganz harmlos war, aber andererseits.....es mußte doch was dran sein, warum gäbe es sonst Drogen? 'Willst du ein Moralapostel sein? Dann gehörst du in genau die Schublade, in die du nicht willst! Das hier ist vielleicht deine einzige Chance auf eine Jugendsünde.... Es wird dir niemand übelnehmen, es braucht ja keiner zu wissen.... Und bei einem Viertel kann eigentlich wirklich nichts passieren....' "....Doch ... ja. - Gib her!", antwortete sie. "Bist du ganz sicher?", fragte Mamoru noch einmal. "Ja.", antwortete Michiru so fest, wie sie herausbringen konnte. "Ich will sehen, wie es ist." "Gut.", sagte Mamoru. "Dann gleich jetzt." Er riß das Papier noch einmal durch und gab ihr eins der beiden Stücke. Sie lächelten sich tapfer an und schluckten die Fetzen. "Bist du sicher, daß da was drauf war? Meins schmeckt nach gar nichts.", meinte Michiru. Mamoru zuckte mit den Schultern. Dann trennten sie sich. Michiru ging ins Wohnzimmer. Irgendwie war sie der Meinung, wenn Yoko in der Nähe wäre, könnte ihr eigentlich nichts passieren. Ein bißchen mulmig war ihr schon, aber Michiru war auch gespannt. Sie setzte sich also mit hin (auf den Boden, denn das Sofa und sämtliche Stühle waren belegt) hörte den Diskussionen und der Musik zu und wartete ab. Aber es geschah nichts. Sie wollte gerade aufstehen und Mamoru suchen, um ihm zu sagen, daß es wohl nicht funktionieren würde, als es passierte. Genau als "Freed from desire" anfing. Die Musik wurde plötzlich viel deutlicher, die Klänge schienen sie gefangenzunehmen. Es war, als wäre darin der Sinn des Lebens enthalten, nur zu entschlüsseln von ihr allein. Die Farben aus dem ganzen Raum sprangen ihr in die Augen und steigerten ihre Leuchtkraft ins schier Unglaubliche. Sie sah alles überdeutlich genau und irgendwie verband sich das, was sie sah, mit dem was sie hörte. "Freed from desire - mind and senses purified - Freed from desire." Ein Hochgefühl ergriff sie. Das Leben war so schön, so wahnsinnig lebendig. "Want more and more.... people just want more and more nanana - na nanana nanana nana....." sang sie mit. Es war alles so einfach, so klar. Niemals war ihr klarer gewesen, daß das Leben so einfach war. Wenn jetzt Hamlet neben ihr gestanden hätte mit seinem "Sein oder Nichtsein?", hätte sie ihm geantwortet: "Nananana na nana na nana, na na." Das war die Lösung. Michiru lehnte sich an die Wand, schloß die Augen und summte genießerisch. Die Musik schien sie fortzutragen. Ein neues Lied begann und noch eins und noch eins. Es war nicht mehr wichtig. Gar nichts mehr war wichtig. Wich-tig.... Sie hatte keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen war, aber als sie nach einer langen Weile die Augen wieder öffnete, stand tatsächlich jemand neben ihr und fragte etwas. Aber es war nicht Hamlet. Mamoru war es. Er fand sie, wie sie an der Wand saß und fasziniert mit den Händen über den Lautsprecher strich, als ertaste sie den Puls des Universums. "Michiru", fragte er, "willst du nichts trinken?" Sie blinzelte ihn an, brachte ein Nicken zustande und griff nach dem Glas Wasser, das er ihr entgegen hielt. Als sie in zwei Zügen ausgetrunken hatte, lächelte sie ihn an und sagte: "Mamoru, es ist großartig." "Ich weiß.", grinste er zurück und umarmte sie. "Laß uns woanders hingehen. Hier sind so viele Leute." Mamoru zog sie hoch. Anfangs waren Michirus Beine etwas wacklig. Aber nach vier, fünf Schritten gab sich das. Yokos Wohnung war völlig verändert. Die Blumen überall schienen zu einem Kaleidoskop zu gehören, das jemand ständig weiterdrehte. Die beiden blieben schließlich in der Küche hängen, dort waren sie alleine. Sie setzten sich nebeneinander auf den Boden (Stühle waren nicht aufzufinden) und erzählten sich, wie es war. Mamoru fand das Gefühl der absoluten Leichtigkeit am besten. Man fühlte tatsächlich keinerlei Schwere mehr. Michiru war begeistert von der Wirkung der Musik. Man hörte sie viel deutlicher und voller als sonst, selbst hier in der Küche. Gerade begann "Kaleidoscope skies". "Das ist das Leben.", erklärte Michiru. "Genau das. Hörst du?" Lost in kaleidoscope skies - I'm hypnotised - in a kaleidoscope .... all day - go hope and crystal lullabies. - lost... Genauso fühlte sie sich. Sie seufzte und lehnte ihren Kopf an Mamorus Schulter. Er verstand und legte den Arm um sie. "You've spoken truth.... you've spoken lies..... now I finally realise....", sang sie ihm leise vor. "Mir ist heiß.", sagte Michiru, als sie geendet hatte. "Hast recht.", stellte Mamoru fest. "Es ist wirklich ziemlich warm." Und ohne weitere Umschweife zog er sein Hemd aus. Michiru zögerte ein bißchen, aber schließlich - was war dabei? - entledigte sie sich ihrer Bluse. Sie hatte noch immer dieses seltsame Gefühl, daß alles, was sie tat und ließ, genau das richtige war. Der Rausch hielt an. Sie lehnte sich wieder an ihn. Ihre Schultern berührten jetzt seine nackte Brust. Er war ganz warm und roch gut ... so nach ... Mamoru. Michiru lachte ein bißchen vor sich hin. Wirklich, da saß sie nun in Yokos Küche, so nah an Mamoru, daß sie seinen Herzschlag spüren konnte und fühlte sich dermaßen lebendig, sollte sie da nicht lachen? "Warum lachst du?", fragte Mamoru und wickelte sich eine Haarsträhne von ihr um den Zeigefinger. "Es ist so schön.", flüsterte Michiru. Er seufzte und strich spielerisch über ihr Knie und ein Stückchen weiter. Michiru lächelte. Sie rührte sich nicht, um zu sehen, wie weit er gehen würde. Es war irgendwie wie ein spannendes Spiel. Jetzt war er auf ihrem Oberschenkel..... fuhr weiter nach oben .... noch weiter.... es kribbelte. Seine Finger waren an ihrem Rocksaum angelangt und verlangsamten. Aber sie stoppten nicht. Erst unter ihrem Rock ließ er seine Hand liegen, die dort eine angenehme Wärme verströmte. Michiru drehte ihren Kopf, um ihn zu küssen und ließ ihre Finger über seine Wange gleiten. Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. Michiru blinzelte ihn an. Er hatte ihr lange nicht mehr so in die Augen gesehen. Da das LSD ihre Pupillen vergrößert hatte, schienen ihre Augen jetzt viel dunkler und geheimnisvoller. Wie zwei kleine klare, aber tiefe Seen, die ihn anglänzten. Eine neue Welle des Hochgefühls überschwemmte ihn. Die ganze Welt lag zu seinen Füßen! Es gehörte alles ihm (nur logisch, daß ihm also auch Michiru gehörte....). Sie schien ähnlich zu empfinden, so wie sie halb zufällig über den Jeansstoff an der Innenseite seiner Oberschenkel kratzte. Im Grunde war es das Folgerichtigste, Angenehmste und Beste, es jetzt zu tun. Michiru kniete und hing an seinem Hals. Sie flüsterte irgend etwas, das er nicht verstand. "Nicht hier .... nicht hier.", setzte er den Klang zusammen. Nickend raffte er sich auf. Michiru zog ihn in ein kleines Nebenzimmer, das von Yoko vollgestopft mit allen möglichen Dingen war, die sie bei ihrer Party nicht gebrauchen konnte. Es war trotzdem genügend Platz. Michiru drehte den Schlüssel im Türschloß um. Sie waren ungestört. Mamoru faßte Michirus Schultern und drückte sie sanft gegen die Wand. Er hatte selten etwas schöneres als ihre kleine warme, weiche Zunge erlebt. Mamoru tastete Michies Haut Handbreit für Handbreit ab, so zart und glatt, wie sie war. Alles an dem Mädchen schien warm und weich gemacht, sogar ihre Haare, er hatte das seit damals fast vergessen. Alles war bekannt und doch neu. Er streifte ihr Oberteil ab und Michiru machte sich an den Knöpfen seiner Hose zu schaffen. Durch die Wand hörte man "Breathe". Mamoru hätte nicht gedacht, daß jemand Worte für eine Situation, die er gar nicht selbst erlebte, finden konnte, die so genau paßten. Er spürte Michirus Atem an seinem Ohr; das war das großartigste Lied, das er je gehört hatte. ....With ev'ry waking breath I breathe I see what life has dealt to me... - Give me a taste of something new / to touch, to hold, to pull me through .... - Breathe some soul in me / breathe your gift of love to me / breathe life to live for me / breathe to make me breathe ..... Es kam ihm nichts in den Sinn, außer daß das Leben unberechenbar war und fast zu schön, um wahr zu sein. ....This life prepares the strangest things / the dreams we dream of what life brings..... Michiru wachte davon auf, daß sie schreckliche Kopfschmerzen hatte. Sie hob den Kopf und blinzelte ein bißchen, weil sie nicht wußte, wo sie sich befand. Sie konnte sich auch schlecht erinnern, was am Vorabend geschehen war. Dann bemerkte sie Mamorus Arm um sich und realisierte, daß sie außer ihren Socken praktisch nichts anhatte. Langsam setzte sie Detail für Detail zusammen, und was dabei herauskam, wollte ihr gar nicht gefallen. Sie kroch unter Mamorus Arm vor, stand auf (was wegen der Kopfschmerzen schwieriger als gedacht war) und wollte sich anziehen. Sie fand nur leider nicht viel von ihren Sachen. Es blieb ihr also nichts weiter übrig, als Mamoru zu wecken. Der hatte einen seltsamen Traum. Es war ihm, als ob er auf etwas Hartem läge, und neben ihm würde eine Gestalt im weißem Hemd knien (verdächtig Ophelia ähnlich, wie er sie einmal in einer Hamletaufführung gesehen hatte), und ihn schüttelte. Davon wachte er auf. Es kniete wirklich jemand neben ihm und versuchte, ihn zu wecken. Aber es war nicht Ophelia. Michiru war es. "Mamoru; Mamoru ... wach schon auf! Du mußt mir meine Sachen suchen helfen!" Verwirrt richtete er sich auf und stöhnte sofort, weil er schreckliche Kopfschmerzen hatte. "Ophelia?....Michiru, du bist's. Warum hast du nur ein Hemd an?" "Sehr witzig!", Michiru schien beleidigt. "Und warum hast du gar nichts an?!" Als er es begriff, starrte er erschrocken und tastete wie instinktiv nach seinen Klamotten. "Hier.", Michiru hielt sie ihm entgegen. "Wenigstens ist deine Hose da. Aber mein Zeug muß noch in der Küche liegen, oder sonstwo. Suchst du mir's; bitte?" Er nickte. "Ich kann doch so nicht raus....", sagte sie, den Blick am Boden. Ganz offensichtlich schämte sie sich. Mamoru schaute sie an. Eigentlich sah sie so niedlich aus in Hemd und Socken. Er wollte die Hand nach ihr ausstrecken, beherrschte sich aber gerade noch und schlüpfte in seine Hose. 'Hör bloß auf, sie niedlich zu finden.', sagte er sich selbst. 'Wie konntest du überhaupt..... Oh Gott, wie konntest du nur?!' Als er aus der Tür trat, wäre er beinahe über einen Schlafsack gefallen. Der Schläfer darin streckte sich unwillig und gähnte. Es war noch ziemlich früh am Morgen. Yoko war gerade aufgestanden und weckte jetzt langsam ihre Gäste. "Aufstehen! In einer halben Stunde gibt's Frühstück!" In dem allgemeinen Trubel fiel es nicht weiter auf, daß Mamoru durch die Wohnung schlich und Sachen suchte. Endlich hatte er alles zusammen. Schnell zog er sich sein Hemd über, schaffte Michiru ihr Zeug hin und wartete vor der Tür, bis sie fertig mit dem Anziehen war. Dann machten sie sich auf den Weg in die Küche, Mamoru wollte etwas sagen, aber Michiru drehte ihr Gesicht von ihm weg. "Guten Morgen!", begrüßte sie Yoko. "Na, was wollt ihr essen?" Die beiden brummten etwas von "egal...keinen Hunger..." "Ihr seid ja schlecht drauf!", schüttelte sie den Kopf, "Ihr kommt einem vor wie nach 'nem Trip. Oder...", Yoko betrachtete die beiden genauer, "...Ihr seid von einem Trip zurück, nicht war?" Mamoru und Michiru nickten schuldbewußt und stöhnten gleichzeitig wegen der Kopfschmerzen. Sie fühlten sich wirklich elend. "Jaja...", grinste Yoko und schlug zwei Eier in eine Pfanne, "kleine Sünden werden sofort bestraft, große dauern...." "Hör bitte auf!!", sagte Mamoru ein bißchen zu schnell und zu laut. Michiru setzte sich und schluckte. "Ist wohl besser", redete Yoko in ihrem gewohnten Redefluß weiter, "...wenn ihr dann noch ein paar Stunden länger hierbleibt, wegen dem Autofahren und so...." Mamoru nickte niedergeschlagen und warf Michiru einen Seitenblick zu. Verschiedene junge Leute kamen jetzt nach und nach in die Küche; gähnten, fuhren sich durch die Haare und wünschten guten Morgen. Die Gastgeberin briet Eier mit Schinken, toastete Brot und räumte den Kühlschrank leer. Es wurde ein recht fröhliches Frühstück. Lediglich zwei saßen etwas steif da und kauten stumm vor sich hin. Mitten im Essen stand Yoko auf und verlangte Ruhe. "Leute!", sagte sie mit feierlicher Stimme, "Ich ..... möchte euch allen danken; dafür, daß ich mit euch heute und all die Jahre so viel Spaß hatte, und ... daß ihr meine Freunde seid. Danke." Sie setzte sich wieder. Hätte man nicht genau gewußt, daß es Yoko war, hätte man sicher behauptet, sie hätte Tränen in den Augen gehabt. Aber das war bei ihr ganz unmöglich. Nach dem Essen verabschiedeten sich die meisten. "Großartig, daß ihr noch ein bißchen bleibt!", meinte Yoko, als sie sich ihre Haare flocht, "Ihr könnt mir beim Aufräumen helfen." Und dann teilte sie ein. Mamoru und Michiru meldeten sich freiwillig zum Abwaschen. Als sie alleine waren, entstand eine längere Pause. Dann, nach einer Weile begann Mamoru, während er scheinbar konzentriert einen Teller abtrocknete: "Michie..... Das.... Es tut mir leid, ich war....." Michiru unterbrach ihn und legte ihre nasse Hand auf seine Arm. "Mamoru; ich möchte, daß du eins weißt: Es muß dir nichts leid tun, ich bin dir nicht böse, hörst du, bestimmt nicht." Ihre Stimme wurde ein bißchen leiser und verlor an Festigkeit: "Wenn ... dann kann ich mir höchstens selber böse sein; du hast keine Schuld." Er fühlte sich trotzdem schrecklich schuldig. Yoko hatte im Wohnzimmer wieder Musik angeschaltet: "Let it be" Michiru wäre am liebsten hingegangen und hätte darum gebeten, das Lied wieder abzustellen. Die sentimentale Melodie verstärkte ihre Niedergeschlagenheit. Sie hätte heulen können, nur leider war die Situation zu ernst, um zu heulen, so empfand sie das wenigstens. 'Das war das Dümmste, was du überhaupt machen konntest, Michiru! Oh Gott, wie konntest du nur.....!' Sie machte sich schreckliche Vorwürfe. Ein wenig später kam auch Yokos angehender Mann zum Aufräumen und Helfen. Er war sehr nett und paßte wunderbar zu Yoko, soweit Michiru das beurteilen konnte. Er schien sie sehr zu lieben und neckte sie die ganze Zeit zärtlich. Allerdings nahmen Mamoru und Michiru das mehr oder weniger nur am Rande wahr, sie hatten den Kopf wirklich woanders. Mittags verabschiedeten sie sich. Yoko umarmte beide noch einmal und wünschte ihnen "viel Glück für alles". Mamoru schleppte wieder die monströse Tasche, aus der Michiru außer ihrer Zahnbürste praktisch nichts gebraucht hatte. Auf der Heimfahrt im Auto waren beide sehr schweigsam. Als im Radio "Breathe" lief, wollten sie gleichzeitig, wie aus einem Reflex heraus, abschalten. Ihre Finger berührten sich. Michiru zog ihre Hand schnell und bestimmt von Mamorus weg. Der nahm das als Anlaß, die Frage zu stellen, die schon die ganze Zeit unausgesprochen im Raum hing. "Kann es...., ich meine, kann irgend etwas passiert....." Schon als er den Mund öffnete, seufzte Michiru. Sie hatte ihn verstanden. Sie verstanden sich viel zu gut, auch ohne Worte. "Kann sein, kann nicht sein.....", war alles, was Mamoru zur Antwort erhielt. Beiden war ohnehin klar, daß die nächsten 3 Wochen ganz alltägliche Hölle sein würden. 'Entweder die nächsten 3 Wochen -, oder die nächsten 3 Jahre!', dachte Michiru bitter. Sie wußte nicht richtig, ob sie verzweifelt oder wütend sein sollte. Auf jeden Fall fühlte sie sich elend, wenn sie an Haruka dachte. Immerhin: ...... 3 Wochen Hoffnung... Daß die beiden sich in der nächsten Zeit ein bißchen seltsam verhielten, fiel sogar Usagi auf. Mamoru stand öfters am Fenster, seufzte und schien in Gedanken versunken. Wenn er im Schlaf redete, kam häufig der Name "Michie" vor, und als Usagi ihm das sagte, schaute er sie an wie ein geprügelter Hund. Haruka dagegen wunderte sich über Michiru. Kalender schienen neuerdings eine faszinierende Wirkung auf sie zu haben. Einerseits schaute sie konsequent an allen Wandkalendern vorbei, die ihr unterkamen; aber andererseits trug sie ständig einen Taschenkalender bei sich, auf dem sie jeden Tag neu anstrich. (Was ja im Grunde genommen nichts ungewöhnliches war, aber jetzt schon seit mehr als zwei Wochen jeden neuen Tag?) Und das Seufzen bei jedem Kreuz, das sie machte, erhärtete die Vermutung, daß Michiru auf irgend etwas wartete. Haruka hütete sich, zu fragen, sie hätte sowieso nur ein nervöses Lächeln und einen sofortigen Themawechsel geerntet. Zusammen waren die beiden noch eigenartiger. Einem Fremden wäre das vielleicht gar nicht so aufgefallen; die beiden waren ausgesucht höflich zueinander, aber sie achteten streng darauf, einander nicht zu nahe zu kommen oder etwas anderes als: "Reichen Sie mir bitte das Salz, Fräulein Michiru? Bitte sehr, Mamoru-san! Vielen Dank." zueinander zu sagen. Wenn sie zu viert irgendwo hingingen, liefen Usagi und Haruka in der Mitte und Mamoru und Michiru wie zufällig außen. Nach ungefähr 3 Wochen war die Spannung kaum mehr auszuhalten. Michiru träumte nur noch vor sich hin; erschrak, wenn man sie in die Wirklichkeit zurückholte und war dann ziemlich nervös. Sie gab sich natürlich Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, aber das gelang ihr überhaupt nicht. Mamoru war völlig zerstreut, und begann, panisch zum Telefon zu stürzen, sobald es klingelte. Meist kam er dann enttäuscht und noch nervöser als vorher zurück. Es klingelte schon wieder. Usagi hörte Mamoru nur: "Ja? ... Ja. Gut." sagen. Dann kam er, mit einem unendlich erleichterten Lächeln auf dem Gesicht zurück, küßte sie, ließ sich auf einen Sessel fallen und atmete tief durch. Michiru hatte nur zwei Worte gesagt: "Mamoru? Entwarnung." Tja, und das war's. Die Menge an Liedtiteln ist deswegen in der Geschichte drin, weil ich genau diese Lieder anhörte, als ich die Geschichte geschrieben habe; sie verdeutlichen mehr oder weniger die jeweilige Stimmung. Ach, und noch was am Rande: Hat vielleicht jemand in dieser kleinen "Abstellkammer" auch ein Bügelbrett "gesehen"? Sämtliche Freunde, die diese Geschichte gelesen haben, finden nämlich, daß dort ein Bügelbrett steht. Und dabei habe ich gar keins hineingeschrieben! Sehr merkwürdige Sache! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)