In Perpetuum von JO89 (Fas est et ab hoste doceri.) ================================================================================ Prolog: There was once... ------------------------- Die Sonne brannte heiß auf Hogwarts Länderein, die Vögel zwitscherten alte Lieder der Liebe und neben dem entspannten Dösen in der Sonne, spürten die Schüler den Prüfungsstress im Hochsommer. Für einige, die Ersten, bedeutete es das siebte, und letzte Jahr, das Ende der Kindheit und der Neubeginn des Lebens. Und obwohl es grundsätzlich friedlich in Hogwarts zuging, ach seht doch einfach selbst. „Ich hasse dich!“, tobte eine junge Frau mit wilden schwarzen Locken in einem bodenlangen Kleid mit Rüschen in Empire. Angemessen konnte man ihr Benehmen nicht nennen. „Ich hasse dich!“, wiederholte sie abermals und teilte eine Backpfeife aus. Ihr Gegenüber blickte sie nur irritiert an, mit geweiteten Augen und offenem Mund. Eigentlich wollte er ihr nur ihre Tasche abnehmen. Sie zitterte vor Wut und er besaß schließlich auch noch die Frechheit sie charmant anzulächeln. „Ach, gib’s doch zu, im Grunde stehst du auf mich, Abelone.“, stellte er amüsiert fest und zuckte mit den Schultern wie sie keine Reaktion zeigte, als sei es ihm egal. Wild riss sie ihm die Tasche aus den Händen. „Was bildest du dir ein? Es ist wohl eher umgekehrt! Als würde ich einem schlammblütigen Trottel wie dir nachlaufen!“ Geschockt sog er die Luft ein und blickte ihr nach, als Abelone davonrauschte, gelehmt mit stechendem Schmerz im Herzen. „Frauen sind Biester, aber das wolltest du mir nie glauben, Vikenti.“, seufzte eine wohlbekannte Männerstimme im Bariton und klopfte dem jungen Mann auf die Schulter. „Sind sie nicht.“, erwiderte dieser leise und zermürbt und fuhr sich durch sein braunes Haar. Dann wandte er sich ab und ging in seinen Turm. „Mit deinem Haus hast du die Dummheit gepachtet!“, schrie ihm sein bester Freund nach und just in diesem Moment hätte er ihn am liebsten niedergerungen und geschlagen, und das immer wieder, weil er spottete, seit Wochen, seit Monaten und nur wegen Abelone, da Vikenti ihr schon einige Zeit seine Aufmerksamkeit schenkte. Aber was sollte er denn tun? Wenn er sie nicht vergessen konnte. Tag und Nacht dachte er an sie, und auch in seinen Träumen suchte ihn dieses Mädchen heim. Seine kleine Schwester hatte ihm einmal schallend lachend versichert: „Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende.“ Als er seiner Herzensdame eine Strauß Blumen überreichen wollte, als keine Aufmerksamkeit, mit der Frage, ob sie sich einmal mit ihm treffen würde, mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen und zittriger Stimme, starrte Abelone ihn an jenem Tag an, als stehe sie einem Monster gegenüber, und noch bevor er ihr die Blumen in die Hände drücken konnte, hatte sie diese in Brand gesteckt und gezischt: „Ich bin nicht deine Kragenweite, Bürschchen.“ Im Grunde konnte er es ihr nicht einmal verübeln, ihre abweisende Art, denn in den Jahren zuvor hatte er mit seinen Freunden allerhand Streiche gespielt. Sei es, dass die Kleidung der Mädchen platzte und diese am Ende nur noch in Unterwäsche dastanden, oder dass sie einen Trank unter das Essen mischten, damit die Damen die nächsten sechs Wochen mit Glatze rumliefen – sein liebstes Opfer hieß natürlich Abelone, warum wusste er bis heute nicht. Einmal hatte sie ihm mit Tränen in den Augen eine gescheuert, weil er sie ein hühnerbrüstiges Mannsweib bezeichnet hatte, ein andermal schimpfte er sie Trampel im selben Atemzug als er ihr offenbarte, sie bräuchte einen Mann und das jede Nacht, damit sie wieder zu Verstand kam, denn ihre Hormone und ihre Triebe waren nie für’s Gedenken geschaffen worden. Das hatte er ihr nur gesagt, weil sie ihn vor seinen Freunden bloßgestellt hatte, als kleine Rache für die Spinnen im Bett und die blaue Farbe, die er ihr auf die Haut gehext hatte, und die über Monate hielt. Aber das waren alte Lamellen, nach denen kein Hahn mehr krähte. Zermürbt trat er in sein Zimmer und erblickte eine kleine Eule mit einer Nachricht. „Es war einmal…“, las er und erkannte bitter seufzend die Handschrift seiner Schwester. Nichts war einmal, auch wenn es sie noch so sehr amüssierte, sein Leben war kein Märchen und würde nie wie eines enden. Das stand fest. So vergingen einige Tage, mehr oder weniger friedlich, jedenfalls bis zum nächsten Gefühlsausbruch. „Du widerlicher Spinner!“, tobte Abelone wieder einmal und lief über den Rasen, raffte immer wieder ihr Kleid und versuchte allen Ernstes Vikenti zu entrinnen. „Jetzt hör mal zu, ich habe dir keine Krähenfußnägel ins Getränk gekippt!“, protestierte der junge Zauberer hitzig und eilte ihr nach, weil er es satt hatte. Alles – vor allem ihre Schuldzuweisungen. Während die Schwarzhaarige weiterkreischte, holte er sie irgendwann ein und packte sie am Handgelenk. Wütend und ruckartig wandte sie sich ihm zu und zischte los: „Spuck Sch-“ Weiter kam sie nicht, denn als er entgegen schrie, sie solle endlich einmal den Rand halten, blieb ihr die Luft weg. „Ich war das nicht.“, begann er etwas verzweifelt erneut, doch die Schülerin ihm gegenüber schnaubte nur verächtlich. „Dafür mag ich dich viel zu sehr.“, redete er weiter und sie riss sich von ihm los. „Erzähl das jemandem, den das interessiert!“ Und in ihrer Wut steuerte sie auf den Verbotenen Wald zu. Obwohl in den sieben Jahren, in denen es Hogwarts gab, noch niemand herausgefunden hatte, warum dieser diesen Namen trug, geschweige denn, ob zu Recht. „Ach komm, als ob ich so bescheuert wäre und dir sowas noch antun würde, gerade weil ich eine Verabredung mit dir will!“, schrie er ihr nach und streckte die Hände von sich. Doch Abelone hielt nicht an und frustriert und etwas wütend trottete er ihr nach, leise böse Flüche murmelnd. Die Schatten warfen Muster auf ihre Haut, und obgleich sie immer wieder ihr Kleid raffte und bei jedem zweiten Schritt aus den Schuhen rutsche oder über Wurzeln fiel, suchte Abelone so schnell wie möglich die Flucht vor Vikenti, welcher sich leicht tat, mit ihr Schritt zu halten und sein Herzblatt irgendwann einholte. Gerade als er wieder einmal nach ihrer zierlichen Hand greifen wollte, drehte sie sich ruckartig um und spie: „Lass mich endlich in Frieden! Ich kann solche großspurigen, selbstgefälligen Idioten wie dich nicht leiden!“ Furchtbar damenhaft, was wirklich nur zu einer Furie passen konnte, stampfte sie auf und kämpfte mit den Tränen, ihre Nerven und ihre Geduld waren am Ende und sie hatte nicht vor noch so kurz vor Schulschluss das Handtuch zu werfen, nur wegen ihm und seinem Gehabe. Doch ihr Gegenüber seufzte nur schwer und war gerade im Begriff ihre Hände zu nehmen. Dann, gab der Boden unter ihren Füßen nach und laut schreiend und kreischend und mit den Armen fucheltend, in der Hoffnung irgendetwas zu greifen, fielen sie ins tiefe Schwarz des Untergrundes. „Au“, jammerte die helle Stimme der Schülerin und ihr Begleiter flüsterte aufgeregt: „Lumus Maxima.“ Beißendes Licht folgte und Vikenti schluckte hart während er den Arm hinter sich streckte um Abelone aufzuhelfen. Sie klopfte sich den Staub von der Robe und murmelte spöttisch: „Und wo ist jetzt dein Mut, Gryffindor?“ Dann zückte auch sie ihren Zauberstab und trat neben ihn. „Sehr witzig. Wo sind deine Bücher, Miss Ravenclaw!“, schnauzte er zurück, diese Frau konnte ihn in den Wahnsinn treiben. Vor ihnen eine Meute Schlangen, hungriger Biester, züngelnd und giftig, über ihnen ein Drecksloch und hinter ihnen das Unbekannte. Einem Verteidigungszauber folgte der Nächste, bis sie ins Unbekannte liefen, wahrscheinlich als Kurzschluss reaktion anstatt sich in die Höhe scheben zu lassen. Das Glück lag nicht auf ihrer Seite und so, wie sollte es auch anders sein, landeten die Beiden in einer Sackgasse und während der Junge sich umdrehte, die Schultern streckte, im selben Atemzug den Zauberstabarm streckte und mutig Stupor in die Finsternis rief, suchte Abelone die Steinwände ab, griff ins Moos und auf ein paar glitschige Stellen. „Was jetzt?“, quiekte sie und fuhr sich zerstreut in ihre Haarpracht, wollte mehr von sich eine Antwort hören als von ihrem Schulkollegen. Vikenti stolperte ein paar Schritte rücklinks und griff nach ihrer Hand. So hatte er sich ihre ersten Stunden nicht vorgestellt, und vor Allem etwas romantischer. Die Schülerin blickte ihn missbilligend an und ließ ihren Blick noch einmal über die Steinmauer wandern. Das Zischeln wurde wieder lauter. „Ich habe Angst.“, gestand Abelone und drückte seine Hand unbewusst etwas fester. „Ich beschütze dich.“, gab er mutig von sich und atmete tief ein. Doch sie belächelte ihn lediglich. Ihr Blick wanderte wieder zu dem Gestein und in jenem Moment starb in ihr die Hoffnung. „Wir kommen hier nicht raus.“, murmelte sie trocken. Ihre Sicht verschwamm. Ihr Mund wurde trocken. „Jetzt hör auf!“, herrschte Vikenti sie an, sowie er sich wütend zu ihr umdrehte, dann blickte er erstaunt an die Wand. Da tat sich was. Wieder ein Blick zu den Schlangen und wieder schrie er Stupor. Abelone wischte sich die Tränen weg und begann zu lesen, diese neue Schrift an der Mauer, in Latein: „Der Ausweg ist nah.“ Ihr Begleiter suchte wieder ihren Blick und seltsamerweise sprachen sie die nächsten zwei Wörter gemeinsam. Vielleicht war genau das ihre Rettung, vielleicht hieß dies ihren Untergang, besiegelt unter der Erdoberfläche. Eine Schlange schnellte auf sie zu. Gleißendes Licht schoss aus dem Boden und bildete einen Kreis um die beiden in einem Umkreis von gut zwei Metern. Dieses Leuchten glich einem Protego. Die Steinwand rückte nach hinten, Stück für Stück, es bildeten sich Stufen und oben tat sich der Boden auf. Jubelnd zog der Junge die Schulkollegin hinter sich her und oben angekommen warf er sich in ihre Arme und ließ sie nicht mehr los. Abelone hatte weiche Knie und ein kalkweißes Gesicht. Es war nur natürlich dass sie gemeinsam zurück nach Hogwarts schlenderten. Vor dem Eingang angekommen bemerkte die junge Schülerin entsetzt: „Mein Finger ist da ganz schwarz!“ Sie rieb sich den feinen Strich am Ringfinger, doch er verschwand nicht. „Der geht schon runter, außerdem tut er deiner Schönheit keinen Abbruch.“, versuchte Vikenti sie zwinkernd aufzubauen, doch Abelone stapfte nur eingeschnappt davon. Während er ihr nachsah und sich fragte, was er jetzt schon wieder falsch gemacht hatte. Der Strich schwand nicht, kein Bisschen und Tage später suchte die Schülerin samt Vikenti im Schlepptau die Gründer auf, die sie in den sieben Jahren so viel gelehrt hatten. Rowena Ravenclaw lächelte milde, als sie ihre Schülerin ansah und die Verzweiflung spürte, die in den Augen der jungen Frau leuchtete. „Sie haben auch so einen Strich am Finger, Mister….“, säuselte Salazar Slytherin süßlich, etwas gehässig und beäugte den braunhaarigen Schüler, dessen Nachnamen er nicht nennen konnte, er interessierte sich schlichtweg zu wenig für die Schüler anderer Häuser. „Achja?“, murmelte Vikenti ungläubig und starrte auf seine Hand. Das war ihm bis dato nicht aufgefallen. Und dann irgendwann schilderten sie alles, was sie an diesem Tag erlebt hatten. Während Godric Gryffindor mutig sagte, dieser Ort gehöre magisch versiegelt, dass nie wieder jemand dorthin gelangte und einem solchen Fluch zum Opfer fiel, Rowena Ravenclaw bestätigend nickte und Helge Hufflepuff die beiden Schüler mitleidig beäugte – „Ich möchte ja wirklich nicht unhöflich sein, aber, was ist eigentlich los? Und was hat das für uns zu bedeuten?“, wollte das Mädchen panisch wissen und Salazar schenkte ihr seine Aufmerksamkeit. Gehässig klärte er sie auf: „Ihr beide müsst euch in Zukunft arrangieren, ihr habt euer Schicksal mit diesem Fluch aneinander gebunden. Wie kann man nur so schwachsinnig sein, und ‚auf ewig‘ sagen, ohne die Konsequenzen zu bedenken?“ Vikenti sog die Luft ein und Abelone stierte eben diesen wild an. Und auch wenn dieser Ort mit magischer Hilfe versiegelt wurde und wohl niemals wieder irgendjemand Zutritt finden würde, half es den beiden nichts. Nur mit der Zeit lernten sie mit ihrem Schicksal umzugehen. Vikenti nahm es leichter, denn er mochte Abelone ohnehin. Auch wenn das schwarzhaarige Mädchen irgendwann soetwas wie Zuneigung für ihn empfand und das den Schock linderte, der sie seit dem Tag befallen hatte, nannte es sich noch lange nicht Liebe. Und auch wenn sie den ewigen Bund am Altare schlossen, weil sie wussten, dass es nie irgendeinen anderen mehr in ihrem Leben geben würde, ob sie wollten oder nicht, für die beiden war es zu spät, auch wenn sie mit der Zeit glücklich wurden, weil sie akzeptierten und wertschätzten, was sie hatten. Es war zu spät um heraus zu finden, ob sie jemals aus freien Stücken geheiratet hätten. Für die beiden war alles zu spät. Und ihr Leben glich wirklich keinem Märchen und endete auch nicht wie eines. Aber es schrieb Geschichte, zumindest für die nächsten Jahrhunterte – bis sie vergessen wurde, zum Bedauern Aller, die dieses Schicksal miterlebt hatten. Denn irgendwann konnte sich kein Mensch mehr daran erinnern, ob es der Realität entsprach, oder der Fantasie entsprungen war um kleine Kinder davor zu bewahren Blödsinn zu treiben. Aber es schrieb Geschichte, für gewisse Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)