Geld ist aller Laster Anfang von Hotepneith (Lord Sesshoumarus 17. Fall) ================================================================================ Kapitel 1: Mord --------------- Neigi, der etwas beleibte Heiler des mächtigen Inu no Taishou, saß mit seinem Herrn in dessen Arbeitszimmer bei einer abendlichen Partie Go, als draußen Rufe zu hören waren, die nach ihm verlangten. „Es scheint einen Unfall gegeben zu haben,“ meinte der Hundefürst. „Geh nur.“ Und setzte sich ein wenig aufrechter hin. Leider waren ihm kaum Momente der Entspannung mit alten Freunden gegönnt. „Danke.“ Der dämonische Heiler erhob sich und eilte hinaus. Da sich seine Schülerin derzeit nicht im Schloss befand, war er der Einzige, der helfen konnte, selbst, wenn es sich um einen Menschen handelte. Jahrhundertelange Erfahrung war überdies durch nichts zu ersetzen. „Ah, da seid Ihr!“ Ein menschlicher Diener hatte ihn entdeckt: „Kommt Ihr, Neigi-sama? Es...es hat wohl einen Todesfall gegeben. Und Umeko Kobayashi fand ihn in seinem Zimmer. Er ist...außer sich.“ Der Name sagte Neigi im ersten Moment nichts, aber es lebten an die hundert Menschen im Schloss, Dienstboten und Verwaltungsangestellte in aller Regel, die in den Augen eines Dämonen ständig wechselten, selbst, wenn sie zehn Jahre oder mehr hier arbeiten sollten. „Geh in meine Räume,“ wies er darum den Diener an: „Und bringe den Heilerkoffer, der dort steht. Wo wohnt Kobayashi?“ „Im ersten Stock des Quertraktes. Andere können Euch gewiss den Weg zeigen.“ „Danke.“ Der dämonische Heiler machte sich unverzüglich auf den Weg. Ein unerwarteter Toter im eigenen Raum würde wohl jeden Menschen schocken – wenn er ihn nicht gerade selbst umgebracht hatte. Und womöglich sogar dann. Als er in dem angegebenen Trakt des Schlosses ankam, benötigte er keine weitere Hilfe. Jede Menge Menschen standen im ersten Stock vor einem Raum, starrten auf den Mittelpunkt der Ansammlung. Wenigstens hatte jemand genug Verstand besessen ihn zu holen. Er ging näher. Als ihn die ersten bemerkten, wurde ihm unverzüglich Platz gemacht. Sein Ruf als Heiler und seine Artzugehörigkeit als Dämon sicherten ihm Respekt. Er erkannte einen jungen Mann in der Kleidung eines Schreibers, der weinend und sichtlich geschockt in den Armen eines anderen, gleichaltrigen Menschen lag, ebenfalls aus diesem Beruf. „Umeko Kobayashi?“ fragte Neigi daher. Der Helfer nickte, sichtlich erleichtert: „Er...er kann sich nicht beruhigen.“ „Schon gut. Gib ihn mir. - Es ist abends und ihr habt frei, aber dennoch: ihr solltet euch alle zurückziehen. Es wird Kobayashi gleich besser gehen.“ Der Autorität in seiner Stimme war nicht zu widersprechen und so fand er sich bald allein mit dem verstörten jungen Mann in den Armen im Gang und zog ihn einfach mit sich in dessen Zimmer. Sobald er seinen Koffer bekam, würde er ihm einen beruhigenden Trank geben. Jetzt wollte er allerdings erst einmal sehen, ob es sich wirklich um einen Todesfall handelte oder man der anderen Person vielleicht noch helfen konnte. „Alles wird gut, Umeko,“ versprach er: „Jetzt sehen wir erst einmal, ob du dich nicht geirrt hast. Vielleicht ist alles anders....“ Er spürte das Widerstreben, aber ein Mensch hatte einem Dämon nichts entgegenzusetzen. Überdies vertrauten sie ihm in aller Regel. „So ist es gut. Setze dich hier her auf deine Matte.“ Er brauchte nicht zu fragen, wo der Andere sei. Die Truhe, in der der Schreiber wohl seine Kleidung und persönlichen Besitztümer aufbewahrte, war geöffnet und wie üblich das einzige Möbelstück im Raum. Er konnte dort den Geruch eines anderen Mannes wahrnehmen. „Bleib hier sitzen. Alles wird gut.....“ wiederholte er, als er den jungen Schreiber absetzte, ehe er zu der Truhe trat. Nein, da war nichts mehr zu machen. Der schwarzhaarige Mann Mitte Fünfzig in der Garderobe eines hohen Angestellten war tot. Er erkannte Goro Tanaka, den Vermögensverwalter des Inu no Taishou. Das würde den Herrn kaum freuen, noch weniger, dass dieser offenkundig ermordet worden war. Dunkle Male von Händen lagen um die Kehle. Vorsichtig berührte er ihn, bevor er sich umdrehte. „Er...er ist tot...“ keuchte Kobayashi, ehe er erneut in Tränen ausbrach. „Du kanntest ihn?“ „Ja....“ „Oh, dein Vorgesetzter?“ Nein, er sollte nicht fragen, was der hier in seiner Truhe verloren hatte. Es war offenkundig, dass Umeko Kobayashi erstens noch zu geschockt war und zweitens das kaum selbst getan hatte. Wer legte sich sein Opfer schon in den eigenen Schlafraum. Bedauerlicherweise befand sich Lord Sesshoumaru momentan nicht im Schloss, so dass er nicht die Ermittlungen übernehmen konnte. Der Heiler sah auf, als der Diener mit seinem Koffer kam: „Danke. - Geh und bitte unseren Herrn in meinem Namen unverzüglich her.“ Der Diener nickte nur, wenn auch zögernd, und machte sich auf den Weg. Immerhin würde der Herr der Hunde ihn anhören, ihn nicht für seine Nachricht strafen. Bei seinem Sohn konnte man da ja angeblich nie so ganz sicher sein, auch, wenn er selbst noch nie von betroffen gewesen war. Als der Inu no Taishou wenige Minuten später eintraf, hatte Kobayashi bereits einen Beruhigungstrank bekommen und war am einschlafen. Der Hundefürst warf einen Blick auf ihn, ehe er sagte: „Da du mich rufen ließest, Neigi: kein Unfall?“ „Nein, mein Herr. Seht.“ Er deutete auf die Truhe. Der Hundedämon musterte sorgfältig den Toten: „Tanaka. - Er wurde erwürgt?“ „Den Spuren um den Hals nach zu urteilen, ja.“ „Selbstmord ist auszuschließen. Er wird sich kaum selbst in diese Truhe gesetzt und erdrosselt haben. - Wann ist das passiert?“ „Kobayashi fand ihn, anscheinend, als er nach der Arbeit in sein Zimmer kam und sich umziehen wollte. Er war so verstört, dass ich ihm einen starken Beruhigungstrank gab. Er wird..oh, er ist bereits eingeschlafen. Er wird bis morgen früh schlafen.“ „Und der Mord?“ „Da die Totenstarre bereits eingesetzt hat, muss es schon Stunden her sein. - Ich werde ihn aus dieser Truhe entfernen lassen und ihn mir noch einmal ansehen.“ Der Inu no Taishou sah zu seinem Heiler: „Sakura ist nicht hier? Sie könnte lernen.“ „Nein. Sie sollte morgen oder übermorgen zurückkommen. Sie ist seit drei Wochen bei einem befreundeten menschlichen Heiler, um auch diese Sicht der Dinge verstehen zu lernen. Dämonen sehen manches doch anders. Und trotz allem ist sie ein Mensch.“ Neigi warf einen Blick auf seinen lebenden und dann seinen toten Patienten: „Lord Sesshoumaru ist auch nicht hier...“ dehnte er etwas. „Nein. - Es sieht ganz so aus, als ob wir zwei uns an die Arbeit machen sollten, Neigi.“ Etwas wie leises Amüsement lag in der Stimme des Hundefürsten, der nur zu gut wusste, dass sein Sohn ein recht fähiger Ermittler war. Er würde ihn zurückrufen müssen, denn er schmeichelte sich nicht, erfolgreich in Mordfällen agieren zu können. „Ja, Herr.“ Wie lange war es her, seit er in einer Mordermittlung mitgeholfen hatte? Sehr, sehr lange. Und der Fürst hatte ebenfalls schon sehr lange keine mehr geleitet – schon gar nicht unter Menschen. Schließlich war er der Richter – da ziemte es sich in aller Regel nicht, auch die Ermittlungen zu führen. Aber bis Seine Lordschaft wieder zurück war, mochte manche Spur verweht sein. „Ich werde erst einmal herausfinden, ob dieser Kobayashi auch in meiner Vermögensverwaltung arbeitet. Ich meine mich daran zu erinnern. Und ab wann Tanaka abgängig war. Er ist verheiratet und hätte heute in seinem Büro sein sollen.“ Niemand hatte ihn krank gemeldet oder auch als vermisst. Als der Herr der Hunde die Räume betrat, in denen sein Vermögensverwalter gelebt hatte, rechnete er mit einer beunruhigten Ehefrau, womöglich sogar weinend, da sie ihren Mann vermisste. Nichts in seinem langen Leben hatte ihn auf den Anblick vorbereitet, den er vorfand, als er, zugegeben, unangemeldet, in das Zimmer trat. Die wohl durchaus hübsche Akina Takana bemerkte ihn nicht, ohne Zweifel, weil sie zu intensiv mit einem beleibten Mann um die Fünfzig beschäftigt war, in dem der Schlossherr einen anderen Mitarbeiter seiner Vermögensverwaltung erkannte, Kouhei Tokawa. Interessant, mit was sich seine Angestellten so alles beschäftigten – aber warum vermissten beide den Toten nicht? „Guten Abend!“ sagte er eisig. Beide Menschen fuhren auseinander und starrten den Überraschungsbesuch an. Ihn erkennen und sich zu Boden zu werfen, war eines, gleich, wie mangelhaft bekleidet sie im Moment auch waren. Der Herr der Hunde blickte lieber über sie hinweg. „Edler Herr.....“ stammelte Tokawa: „Ich...ich kann alles erklären...“ „Dann fange an.“ „Ich flehe Euch um Gnade an, edler Herr,“ brachte Akina hervor: „Ich...ich weiß, ich bin verheiratet, aber....“ „Ich höre, Tokawa!“ Etwas Ungeduld lag in der Stimme des Inu no Taishou, der plötzlich begriff, wie sich Sesshoumaru bei den Unterhaltungen mit Menschen fühlen würde. Einen Sohn zu haben, der einem gehorsamst Dinge abnehmen musste, hatte durchaus etwas für sich, dachte er. Kein Wunder, dass sein eigener Vater ihm so manche Widrigkeit aufgehalst hatte – und er entschuldigte sich bei ihm soeben für einige böse Gedanken. „Goro...“ begann Tokawa: „Die Ehe mit Akina...sie ist nicht glücklich. Und sie ist oft einsam und..“ „Goro weiß davon,“ erklärte diese prompt: „Und es macht ihm nichts, Herr, Ihr könnt ihn fragen. Er ist wohl eher froh, dass...dass sich jemand um mich kümmert, während er für Euch arbeitet.“ Und was tat Tokawa? „Du verwendest die falsche Zeit.“ „Herr?“ Sie hätte ihm um ein Haar verwirrt in das Gesicht geblickt, was gegenüber einem Fürsten mehr als unhöflich gewesen wäre. Und selbstmörderisch. „Goro Tanaka ist tot.“ Sie schlug unwillkürlich die Hand vor den Mund, während Tokawa blass wurde. Wenn sich der Inu no Taishou recht entsann, war der der Teilhaber Tanakas gewesen – nun, anscheinend nicht nur im geschäftlichen Bereich. So ergänzte er sachlich: „Er wurde ermordet.“ Mit gewisser Befriedigung bemerkte er, dass beiden unverzüglich klar wurde, was das für sie bedeuten konnte. Als sie jedoch mit stammelnden Beteuerungen begannen, hob er die Hand: „Schweigt. Das könnt ihr Lord Sesshoumaru erklären. Ich werde diesen Fall in seine Hände legen.“ Das war keine Aussage, die die beiden Menschen beruhigte. Aber gegen die Entscheidung des Herrn gab es keinen Widerspruch. *** Nette, kleine Überraschung - für den Fürsten und seine Mitarbeiter. Wie sich der Inu no Taishoou und Neigi schlagen? Immerhin kommt im nächsten Kapitel schon mal Sakura zurück... bye hotep Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)