Pirate's Dream von Black_Melody (Wie man unter Piraten leben lernt) ================================================================================ Kapitel 22: Divdesmit divi -------------------------- Unsanft landete Shin auf dem Holzboden und blieb einen Moment sitzen. "Shin?" Ruhig hockte Saga sich neben den Kleineren und half ihm vorsichtig auf. "Ist alles in Ordnung?" "Nur die Handflächen ein bisschen aufgescheuert, kein Grund zur Sorge." "Zwei Fragen. Wer hat dich hier auf den Boden geschubst und warum?" Shin zögerte. Sollte er wirklich die Wahrheit sagen? Tora wollte ihm ja eigentlich nur helfen, aber was, wenn es schief ging? Aber wollte er Toras Wut durch Lügen auf sich ziehen? War es nicht besser für ihn, Klarheit zu bekommen? Wenn Saga ihn nicht liebte, hätte er die Möglichkeit nach vorn zu sehen und sich irgendwann neu zu verlieben, auch wenn es am Anfang wehtun würde. Er hatte aber schlicht Angst, zurückgewiesen zu werden. Die Möglichkeit, dass Saga ihn auch wollte, schloss er aus. Hoffnung war zwar immer etwas Positives, aber es schmerzte, wenn sie zerstört wurde. Aber was half das Nachdenken? Um wirkliche Gewissheit zu bekommen, musste er mit Saga reden, und früher oder später würde er diese Gewissheit brauchen. "Tora hat mich gestoßen, weil er meint, wir sollten miteinander reden." Saga nickte nachdenklich. "Vielleicht hat er recht." Shin schluckte bevor die Worte nur so aus seinem Mund sprudelten. "Ich hasse meinen neuen Spitznamen, aber wenn du mich so nennst, ist es in Ordnung, es gefällt mir sogar! Ich genieße es, morgens neben dir zu liegen, wenn du wach bist, mit dir zu reden, oder wenn du schläfst, dich anzusehen! Ich hasse es, von dir getrennt zu sein, ohne zu wissen, ob es dir genauso geht. Es tut mir gut, wie du dich um mich sorgst, endlich kümmert sich einmal jemand darum, wie es mir geht, und ich liebe es einfach, bei dir zu sein und..." "Shin!" Leicht legte Saga seinen Zeigefinger auf Shins Lippen und brachte den Jüngeren so zum Schweigen. Kurz darauf ließ er seine Hand zart über die Wange des anderen streichen und weiter in dessen Nacken wandern. Flüchtig legte er seine Lippen auf Shins, löste sich aber auch fast wieder augenblicklich von ihm. Shin verstand im Moment fast nichts mehr. Mit großen Augen sah er den Größeren an, der ihn sanft im Arm hielt. "Ich dich auch", flüsterte dieser. Zärtlich legten sich die fremden Lippen wieder auf seine. Verständnislos, aber glücklich schloss er die Augen, um dieses Glücksgefühl vollständig auszukosten. In diesem Augenblick hätte die Welt draußen untergehen können, es wäre ihm egal gewesen. Er war einfach glücklich, alles, was er durchgemacht hatte, war nebensächlich. Er liebte Saga. Saga liebte ihn. Die einzigen Sätze, die noch etwas bedeuteten. Sachte löste der Ältere den Kuss nach einer Weile. Nach Atem ringend legte Shin seinen Kopf auf Sagas Schulter. Er hatte doch Glück gehabt, und egal, wie sehr die Verletzung auf seinem Rücken brannte, dieses Hochgefühl ließ einfach nicht nach. "Shin, verzeih mir die Fehler die ich gemacht habe", flüsterte der Captain. "Vergiss sie. Es ist in Ordnung", hauchte Shin, um das Zittern seiner Stimme zu verbergen. "Nein, ist es nicht. Ich konnte zu viel nicht verhindern." Shin seufzte. "Du musst dir nichts vorwerfen. Ich hätte mich in gewissen Situationen auch anders verhalten sollen, aber was geschehen ist, ist geschehen. Aber wenn es dich beruhigt. Ich verzeihe dir." "Sehr schön", kam es aus der Richtung der Tür. Tora, Shou und Nao drängten sich im Rahmen. "Halt's Maul, Tora", erwiderte Saga genervt. "Und komm ja nicht auf die Idee, Shin nochmal durch die Gegend zu schubsen, zu werfen oder Ähnliches." "Könnt ihr nicht wieder gehen?", murrte Shin. "Es war hier gerade so schön ruhig und friedlich." "Shin, nicht frech werden", tadelte Nao ihn lachend. "Nur, weil du jetzt mit dem mächtigsten Mann des Schiffs zusammen bist, kannst du dir noch lange nicht alles erlauben. Außerdem solltest du dich schonen, nur als Erinnerung." "Saga, mach was", jammerte Shin drauflos. "Wogegen?" Lächelnd kraulte er dem Kleineren den Nacken. "Du hast früher doch schon dafür gesorgt, dass sie nicht so gemein zu mir sind." Saga seufzte. Ja, Shin hatte recht. "Kätzchen, jetzt wird es aber Zeit, dass du dich allein gegen so etwas wehrst. Du musst widerstandsfähiger werden." "Ja, ja, danke. Du mich auch", nuschelte Shin und versteckte sein Gesicht an Sagas Hals. Dieser seufzte nur. "Seid ein bisschen netter zu meinem Liebling." "Schon klar", mischte Jin sich ein und warf Tora einen mahnenden Blick zu. "Solltest du irgendwann Ratschläge brauchen, Shin, kannst du gern zu mir kommen. Ich bin immerhin auch mit einem Befehlshaber zusammen. Und ich bin mir sicher, dass auch Nao und Shou zur Verfügung stehen." "Danke, Jin, ich komme bestimmt irgendwann darauf zurück. Würdet ihr jetzt bitte gehen?" Nao lachte. "Wenn du kurz mitkommst zum Verbandswechsel. Danach könnt ihr machen, was ihr wollt." "Na los, Shin. Dann kann Nao mir auch gleich zeigen, wie man Verbände am Besten anlegt." Irgendwie hatte Saga das Gefühl, diese Kenntnisse als Shins persönlicher Krankenpfleger noch brauchen zu können. Tollpatschiges, kleines Kätzchen. "Saga?" Neugierig sah er den neben sich Liegenden an. "Was willst du wissen?" Liebevoll strich der Angesprochene dem Kleineren durch die Haare. "Wie lange ist deine letzte Beziehung her? Wie viele Beziehungen hattest du?" Der Ältere seufzte. "Meine letzte Beziehung ging vor neun Jahren zu Ende. Danach gab es zwar noch Kurzbeziehungen, aber keinen dieser Partner habe ich wirklich geliebt. Bei der Anzahl nehme ich nur die Beziehungen, die länger als drei Monate gingen. Das waren...", er rechnete nach, "elf an der Zahl, und bevor du nachfragst, abgesehen von meiner allerersten Liebschaft waren alle mit Jungen oder Männern." "Warum hattest du so lange keine Beziehung?", wollte Shin weiter wissen. "Ich will versuchen, dich zu verstehen." "So abwegig es klingen mag", er machte eine Pause, "ich hatte Angst. Mein letzter Freund hat mich ziemlich dreckig behandelt, was genau passiert ist, erzähle ich dir später vielleicht einmal." "Und was bringt dich dazu, mir zu vertrauen?" "Bei anderen habe ich die Gefühle immer gleich unterdrückt. Bei dir habe ich das versucht, aber es ging nicht. Was du in mir geweckt hast, war viel stärker, ich konnte es nicht beherrschen. Und dann habe ich aufgegeben und alles einfach zugelassen. Den Kampf hätte ich so oder so verloren." "Denkst du, es war Schicksal? Zufall? Oder sowas wie Gott?" Saga schüttelte nachdenklich den Kopf. "Zufall kann nicht sein, dafür ist zu viel passiert. An Gott glaube ich beim besten Willen nicht, aber ich bin davon überzeugt, dass es eine höhere Macht gibt, die unser Leben nicht bestimmt, aber beeinflusst. Schicksal war es dementsprechend auch nicht, aber von mir aus können wir es so nennen. Fakt ist, dass irgendetwas Besonderes bei uns mitgespielt hat." Shin nickte leicht. Diese Weltsicht vertrat er so weit auch. "Hast du noch Kontakt zu deinen Eltern? Hast du Geschwister? Wann warst du das letzte Mal zuhause?" "Nicht so viel auf einmal", lachte Saga, wurde aber kurz darauf wieder ernst. "Zu meiner Mutter habe ich keinen Kontakt mehr, sie verkraftet es nicht, dass ihr Sohn auf Männer steht. Mein Vater ist tot, Geschwister habe ich nicht. Und Zuhause ist ein Gefühl, kein Ort. Nach Japan machen wir uns nach dieser Versammlung auf den Weg." "Das wird bestimmt ein seltsames Gefühl", überlegte Shin laut. "Zurück im Heimatland, nach so vielen Jahren. Vielleicht treffe ich ja ein paar alte Freunde wieder." Saga lächelte geheimnisvoll. "Bestimmt. Aber du solltest mir gestern schon erzählen, was los war, als Shou dich getröstet hat." Shin seufzte. Natürlich hatte Saga es nicht vergessen. Erschöpft ließ er sich zurück auf das Laken sinken und sah an die Decke. Er spürte, wie der andere sich leicht drehte. "Bitte. Kätzchen. Du willst mich verstehen und ich dich." "Weißt du, das ist alles nicht so leicht zu erklären." "Wir haben die ganze Nacht Zeit, und wenn es sein muss, auch noch die nächsten Tage." Wieder seufzte Shin. "Ich hatte nachgedacht. Was ich meinem Bruder angetan habe, als ich ihn alleingelassen habe. Früher wollte ich einfach nur weg von meinem Vater. Er wollte unbedingt, dass ich studiere und die Firma irgendwann übernehme. Er erwartete Leistungen, die ich einfach nicht bringen konnte. Damals ist er oft ausgerastet, wenn ich zu schlecht war. Besonders Zeugnistage waren immer die Hölle. Manchmal hat er mich grün und blau geschlagen. Meine Mutter und meine Schwester wussten es, aber konnten einfach nichts tun. Mein Bruder war zu jung. Meine Lehrer hatten das auch bemerkt, aber sie sahen weg, sie wollten es nicht sehen. Vielleicht dachten sie auch einfach, dass es gar nicht schlecht für meine Leistungen wäre. Als ich endlich weg war, habe ich meinen Bruder, meine Mutter und meine Schwester im Stich gelassen. Und als Shou bei mir war, hatte ich vorher über meinen Bruder nachgedacht. Toyo ist gerade 19 Jahre alt geworden. Was ist, wenn ich ihn in den Fokus gerückt habe? Irgendjemand muss die Firma übernehmen, sie ist seit Generationen im Familienbesitz. Ich bin einfach abgehauen, meine Schwester darf laut meinem Vater nicht arbeiten, weil sie eine Frau ist, also bleibt nur noch mein Bruder. Was, wenn er daran kaputt geht? Wenn er vielleicht schon nicht mehr lebt oder zumindest krank ist? Ich hätte ihn damals nicht allein lassen dürfen. Sicherlich ist unser Vater nicht sanfter zu ihm als er zu mir war. Alles, was ich ertragen habe, um es von ihm fernzuhalten, war umsonst, und dass nur, weil ich zu feige war. Toyo muss das alles einfach ertragen, ich kann ihm nicht helfen, selbst wenn ich will. Ich kann ihm nicht mal den Rücken stärken. Sollte ein großer Bruder das nicht tun? War ich überhaupt jemals ein richtiger, großer Bruder? Ich konnte ihm nie bei den Hausaufgaben helfen, ich war viel zu sehr mit Lernen beschäftigt, wenn ich nicht für die Schule gearbeitet habe, ging unser Vater auf mich los. Bei seinen Schwärmereien konnte ich ihm nie helfen und bei Liebeskummer konnte ich ihn nie trösten. Und Ratschläge hätte ich ihm auch nicht geben können, ich hatte gar keine Zeit für Freundschaften, wie hätte ich da eine Beziehung führen sollen? Am Besten war es eh, als ich 16 war und mein Vater mich fragte, ob ich nicht mal eine Freundin mitbringen wollte. Und als ich ihm dann gesagt habe, dass ich keine Mädchen näher kannte, verprügelte er mich. Er meinte, ich wäre schwul und er würde es mir schon austreiben. Danach konzentrierte ich mich darauf, eine Freundin zu finden, aber meine Noten wurden schlecht, und das, obwohl ich mich vorher mit Mühe im oberen Durchschnitt gehalten hatte. Das war ihm auch wieder nicht recht und er verprügelte mich vor meiner Mutter. Sie wollte eingreifen, aber ich bat sie, es nicht zu tun. Mir erschien es richtiger, wenn er seine Wut an mir ausließ, immerhin war ich der Grund. Und jetzt... geht es mir darum: Was, wenn es Toyo genauso erging? Oder er immer noch unter meinem Vater leidet? Ich habe ihn allein gelassen, normalerweise hätte ich da bleiben und ihn schützen müssen." Lautlos lief eine Träne über seine Wange. Behutsam strich Saga diese Weg. "Du hast genug getan, du hast genug ertragen." Liebevoll nahm er den anderen in den Arm bevor er weitersprach: "Ich bin ganz sicher, dass Toyo dich verstehen würde, würde er die ganze Geschichte kennen. Es war für dich das Beste, zu gehen. Überleg doch mal, wie es weitergegangen wäre, wenn du geblieben wärst. Dein Vater würde dich wahrscheinlich immer noch misshandeln, du müsstest ihm immer noch gehorchen. Und betrachte es doch von einer anderen Seite: Wärst du nicht nach Europa geflohen, hätte Tora dich nie an Bord gebracht und wir würden uns nicht kennen." "Das stimmt schon, aber trotzdem war ich nie ein älterer Bruder." "Weil du nie die Chance dazu bekommen hast. Mach dir keine Vorwürfe, es ist und war nicht deine Schuld." Beruhigend streichelte er Shins Kopf. "Leichter gesagt als getan. Ich habe ihn trotzdem im Stich gelassen." "Manchmal muss man an sich selbst denken, um das Richtige zu tun. Ich bin davon überzeugt, dass Toyo dir verzeihen wird, wenn ihr euch wiederseht. Und glaub mir, ihr werdet euch wiedersehen." "Und was, wenn nicht? Wenn er mich nicht versteht? Wenn ich ihn nie wieder sehe? Wenn er tot ist? Sein Tod wäre meine Schuld." Saga seufzte. "Jetzt halt aber mal die Luft an. Selbst wenn er nicht mehr leben sollte, ist das noch lange nicht deine Schuld. Nur gesetzt dem Fall, er ist tot. Bei Selbstmord, wäre es seine eigene Verantwortung gewesen. Hätte dein Vater ihn totgeschlagen, hätte nur dein Vater Schuld, nicht du. Und wäre er durch einen Unfall gestorben, wäre es zwar tragisch, aber wenn überhaupt jemand Schuld hätte, dann der Unfallverursacher. Du musst nicht immer die Verantwortung bei dir suchen." Shin antwortete nicht. Er wusste natürlich, dass er nicht für alles verantwortlich war. Aber was diesen Punkt betraf, hatte er doch zumindest eine gewisse Mitverantwortung. "Shin?" "Hm?" "Warum ich? Warum liebst du mich und nicht zum Beispiel Nao?", lenkte der Ältere ganz unauffällig vom Thema ab. Shin lachte leise. "Seit wann kann man Liebe erklären? Du bist ein Beschützer, du siehst gut aus, und du weißt, wie du mich um den Finger wickeln kannst. Du bist ein guter Mensch. Warum ich mich in dich verliebt habe, weiß ich nicht, es ist einfach so passiert. Und du bist kein schlechter Mensch." "Was hältst du von meinen Cousins?" "Aoi redet viel. Zu viel für meinen Geschmack. Und Reno kann nicht viel älter sein als ich. Ich bewundere seine Stärke. Aber auch unabhängig davon, beide machen einen netten Eindruck." Leise räusperte er sich. "Sind Reno und Ryouga zusammen?" "Ja, schon lange. Niemand weiß wohl genau, wann in den letzten zehn Jahren ihre Freundschaft zu Liebe geworden ist. Das heißt, niemand außer ihnen selbst." "Ach so." Shin gähnte. "Ich frag morgen vielleicht mal nach." "Heute, Kätzchen. In vier Stunden wird es hell." "Echt? Schon?" Müde streckte er sich bevor er sich an Saga kuschelte und friedlich einschlief. Nach dem Aufwachen betrachtete Saga das friedlich schlafende Wesen. Shin war einfach einzigartig, liebenswert und noch viel mehr. Man könnte ihn als perfekt beschreiben, aber das erschien dem Captain dann doch als zu kitschig. Wie sehr konnte man einen Menschen lieben? Viel zu sehr. Und noch mehr. Shin war sein ein und alles, sein ganz persönliches Kätzchen. "Saga?", murmelte der Jüngere träge. "Ja, ich bin wach. Schlaf ruhig weiter." Sanft lächelnd sah er zu dem anderen. "Ich bin nicht mehr müde." "Das sieht aber anders aus." Shin seufzte und rieb sich den Schlaf aus den Augen. "Lass mich doch erstmal munter werden. Wir haben doch noch Zeit." Immer noch lächelnd küsste Saga ihn auf die Stirn, sagte aber nichts weiter. "Saga... Denkst du, ich bin es wirklich wert?" "Was? Das Risiko, verletzt zu werden und mich mit anderen anzulegen? Wenn du es mir nicht wert wärst, würdest du es definitiv wissen. Letztendlich liebe ich dich so oder so." "Aber ich bin eine dreckige, kleine Schlampe!" Der Ältere lachte leise. "Falsch", korrigierte er, "du bist meine kleine Schlampe, und so schnell gebe ich dich nicht mehr her. Außerdem hat das nichts mit Gefühlen zu tun, so lange es eine rein körperliche Sache bleibt." Shin lächelte beruhigt bevor er sich aus Sagas Armen befreite und aufsetzte. "Wirst du eigentlich schnell eifersüchtig?" "Das kommt ganz darauf an. Ich will nicht, dass du dich von jedem beliebigen Typen ficken lässt, aber... Solange ich dich nicht wegen sowas zu verlieren drohe, wird es gehen. Denke ich." Das musste definitiv einmal ausgetestet werden. Grinsend wollte er aufstehen, wurde aber festgehalten. "Warte, Kätzchen. Ich muss noch Naos Anweisungen befolgen und Verband wechseln." Ein leises Seufzen entkam dem Jüngeren. "Das hatte ich total vergessen. Hoffentlich darf ich den heute Abend weglassen." Behutsam drückte Saga auf die verkrustete Wunde. Als Shin keine großartige Reaktion zeigte, die auf Schmerzen hindeutete, lächelte er zufrieden. "Ich denke, das wird in Ordnung gehen. Normalerweise würde ich als Laie jetzt schon sagen, dass du keinen Verband mehr brauchst, aber lieber trägst du ihn zu lang als zu kurz." Shin antwortete mit einem leisen Grummeln, hatte aber keine Lust, sich auf eine Diskussion einzulassen. Am Ende würde Saga eh auf seine Meinung bestehen, aber er hatte ja recht. Auf eine seltsame Art. Wobei Sagas Technik, ihn zu verbinden, doch angenehmer war als Naos. Sanfter, individueller, weniger professionell, vorsichtiger. Der Captain suchte einfach mehr Körperkontakt, scheinbar zufällige Berührungen. "So", meinte Saga zufrieden. "Jetzt kannst du aufstehen." Nervös lief Shin an Deck durch die Gegend. Das Frühstück stand noch bevor. Wie würden Sagas Cousins auf ihre Beziehung reagieren? Diese Frage quälte ihn furchtbar. Er wusste ja noch nicht mal, was Reno und Aoi unter den vorigen Umständen über ihn dachten, und jetzt war er urplötzlich mit Saga zusammen. Schon allein an die Beziehung zu denken, ließ sein Herz schneller schlagen und machte ihn nervös. Aber gleichzeitig war er unheimlich glücklich. "Kätzchen, komm." Lächelnd nahm Saga seine Hand, wobei er erschrocken zusammen zuckte, dem anderen aber nach einer Schrecksekunde folgte, wenn auch widerwillig. Fragend sah der Größere ihn an. "Ich hab ein bisschen Angst", gestand er leise. Verwirrt blieb Saga komplett stehen. "Wovor?" "Ich weiß nicht. Vielleicht vor der Reaktion der anderen. Oder einfach der Konfrontation." "Shin." Lächelnd strich Saga über seine Wange. "Ich bin doch bei dir. Ich lasse dich nicht allein. Außerdem sind Nao und Shou doch auch da." "Gibt's ein Problem?" Reno blieb stehen und sah zwischen Shin und Saga hin und her. "Shin hat etwas Angst und weiß nicht, wovor", antwortete Saga ruhig. "Ach, so nebenbei, Reno, wie lange bist du eigentlich schon mit Ryouga zusammen?" "Seit... viereinhalb Jahren, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Und Shin, keiner wird dir etwas tun, das weißt du doch." Freundschaftlich klopfte er dem Kleineren auf die Schulter. "Und nur, weil du jetzt mit Saga zusammen bist, wird dich niemand anders behandeln." Moment. "Woher...? Nao oder Shou, richtig?", beantwortete Shin selbst seine Frage. "Wer das bekannt gemacht hat, weiß ich nicht, aber unerklärlicherweise wissen mittlerweile alle Bescheid." Saga seufzte. "Klatschweiber. Alle. Komplett." "Lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern." Erschöpft lehnte Shin sich an den Älteren. Ja, Klatschweiber war eine sehr treffende Definition, auch wenn alle Männer waren. Seltsamerweise verbreiteten sich Nachrichten im Rekordtempo. "Na komm, auf zum Frühstück. Mach dir keine Sorgen, Kätzchen, ich bin bei dir." Das Frühstück verlief unglaublicherweise ohne weitere Zwischenfälle. Zwar war Shin am Anfang noch relativ zurückhaltend, wurde dann aber von Reno in eine spektakuläre Diskussion über Unterschiede im Umgang der Gesellschaft mit Schwulen und Lesben verwickelt. Saga musste lächeln während er Shin beobachtete. Er wurde immer selbstbewusster und offener. Diese Entwicklung war beruhigend. Zwar hatte Saga sich fest vorgenommen, noch das eine oder andere psychologische Gespräch mit dem Jüngeren zu führen, aber er schien zumindest nicht in Depressionen zu verfallen. "Saga?" Ein Dunkelhaariger fuchtelte mit einer Hand vor seinen Augen herum. "Was willst du, Kai?" "Shou machte den Vorschlag, bis zum nächsten Treffen das Schiff zu wechseln." Saga schüttelte nachdenklich den Kopf. "Ob er dabei wohl daran gedacht hat, was er Hiroto damit antut? Von mir aus könnt ihr das machen, aber überlegt es euch genau. Wenn ich zum Beispiel Shin für ein halbes Jahr hergeben müsste, würde ich verrückt werden." "Saga, so ist das nicht", antwortete Shou, der hinter Kai getreten war, ruhig. "Manchmal habe ich das Gefühl, Hiroto liebt mich nicht mehr richtig. Vielleicht wäre es ganz gut, mal ein bisschen Abstand zu bekommen." "Halt die Klappe", seufzte Saga genervt. "Er liebt dich wirklich sehr. Er hat dich schrecklich vermisst, als ihr einkaufen ward. Und wenn du eventuell auf Abstand gehen möchtest, ist es wirklich so schlau, gleich ein halbes Jahr wegzugehen? Wäre es nicht klüger, vielleicht erstmal auf etwas mehr räumliche Distanz zu gehen, indem ihr euch aus dem Weg geht?" Aufmerksam wandte er seinen Blick Shin zu, der sich gerade interessiert an ihn kuschelte. "Shin, hör auf, Saga so zu verändern, das macht mir Angst. Aber vielleicht wäre das wirklich besser, besonders für Hiroto." "Shou, was hältst du davon, einfach mit ihm zu reden? Danach könnt ihr gemeinsam entscheiden, ob und wie es weitergehen soll. Außerdem verändere ich Saga gar nicht." "So ungern ich das zugebe, deine Idee ist besser als meine." Nachdenklich legte Shou den Kopf schief. "Ich denke, ich bleibe vorerst noch an Bord." Der große, vorübergehende Abschied stand direkt bevor. Alles in allem waren die letzten Tage ziemlich gut verlaufen. Nach dem Frühstück hatte Shin noch feierlich einen Eid auf den Kodex geschworen (oder schwören müssen). Er wollte nicht weg von diesem Ort, an dem so viel Wichtiges passiert war. "Shin, ich hoffe wirklich, dass wir uns bald wiedersehen." Lächelnd umarmte Reno ihn zum Abschied. "Aber wer weiß, wer weiß, Reno. Vielleicht ist er bis dahin schon nach Piratengesetz verheiratet", grinste Aoi. "Nach diesem Recht wäre es immerhin möglich. Und du weißt, wie spontan Saga sein kann. Ist jetzt ja auch unwichtig. Mach's gut, Kleiner, und bring Saga zur Vernunft, wenn er etwas Seltsames plant." "Ich gebe mein Bestes." Lachend umarmte er Aoi. "Shin, kommst du jetzt an Bord oder willst du hierbleiben?", rief Saga durch den gesamten Hafen. "Ihr hört, ich muss los. Bis zum nächsten Treffen, und, äh, Reno, überleg dir interessante Diskussionsthemen!" Rasch drehte er sich um und lief auf das Schiff zurück. "Kätzchen, du hast nicht wirklich geglaubt, wir würden ohne dich ablegen, oder?" Liebevoll nahm Saga ihn in den Arm. "Lass mich überlegen...", Shin grinste frech, "Nein, nicht wirklich, aber ich will es lieber nicht darauf ankommen lassen." "Miststück." "Vielleicht." "Schlampe." "Ja, das bin ich wohl." Schnell stahl er dem Älteren einen Kuss. "Ich liebe dich." "Ich dich auch." Sanft drückte Saga den Kleineren an sich. "Und jetzt auf nach Japan." "Vielleicht kann ich diesen blöden Verband ja heute Abend endlich abmachen", seufzte Shin. "Warum bist du darauf nur so versessen?" Leise lachend strich Saga dem anderen über den Rücken. "Weil ich dich will, so nah wie möglich", flüsterte der Jüngere mit einem frechen Glitzern in den Augen. "Und dabei könnte der Verband stören." "Du Schlampe", hauchte Saga leise zurück. "Aber sobald das Teil ab ist, sollst du deinen Willen bekommen. Immerhin ist es nicht so, dass ich der Idee abgeneigt wäre." _________________________________________________________________________________ Soo~ Das vorletzte Kapitel, das nicht adult ist, weil das nächste das auf jeden Fall wieder wird. Irgendwie traurig, aber na ja... Dazu muss ich später noch etwas loswerden. Saga & Shin haben es geschafft! Hat ja auch lange genug gedauert. xD Sonst geht alles auch seinen normalen Gang weiter. Jetzt noch kurz: nächster Upload (Kapitel 23 - adult): 27.06.2011 letzter Upload (Kapitel 24 - kein adult): 01.07.2011 (Yay, mein letzter Schultag! xD) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)