In Blut getränkte Sonne von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 14: Weltenbrand ----------------------- 'The world was on fire No one could save me but you Strange what desire will make foolish people do' Er konnte schon bald erkennen, was er nach dem panischen, verzeifelten Schrei in der Ferne vermutet hatte: Ihr weißes Haar vom eigenen Blut völlig verklebt. Sie schien über und über mit damit verschmiert zu sein. Die einst saubere, blaue Rüstung war kaum noch wieder zu erkennen. Von drei Ghulen umringt - untote, dumme und ebenso abartige Kreaturen, an deren Körpern überall die fortgeschrittene Verwesung deutlich zu sehen war - die sich begleitet durch unverständliche, hirnleere Laute über die Quel'Dorei hermachen wollten. Es war mehr als deutlich, dass sie völlig am Ende ihrer Kräfte angelangt war und nur noch mit dem letzten Rest an Willensstärke an den dünnen Faden"Leben" klammerte. Er zog sich die Maske wieder vor sein Gesicht, rückte den Mundschutz zurecht und griff geübt nach den beiden Dolchen in seinen Stiefeln. Seine einzig offensichtliche Bewaffnung, die eisblau schimmernden Schwerter auf dem Rücken, rührte er nicht an. Dann näherte er sich im Sprint der grausamen Szenerie. Durch gezielte Hiebe und hart antrainierte Geschwindigkeit, die fast schon vorausschauend aussehen mochte, gelang es ihm, die auferstandenen Toten niederzustrecken. Hoffte, sie endgültig in den Tod geschickt zu haben. Ob diese Hoffnung erfüllt werden würde, wollte er nicht abwarten. Behutsam und doch hektisch lud er sich die Sterbende auf seine Arme, wie man es von den Trauungszeremonien der Menschen kannte. Sie sich auf die Schulter zu werfen, konnte er sich nicht leisten - um sie nach inneren Verletzungen abzutasten, die damit noch bedrohlicher für den seidenen Faden werden konnten, blieb keine Zeit. Das leise Rauschen der unbezwingbaren See drang an schwach zuckende Ohren. Der salzige, wohltuende Geruch des Meeres kitzelte sanft in der Nase. Das Geräusch vom Wind gepeitschter Segel störte dabei, den ohnehin schon unruhigen Schlaf wieder aufzunehmen. Hinzu kam das unaufhörliche Geschrei der Vögel, die über den Wellen in die Freiheit flogen. All das wusch den Gestank nach kalter Asche, Blut und Leid aus den Poren, selbst aus der Erinnerung. Ein schrecklicher, zermürbender Traum der sich im Schlaf ständig wiederholte. Unzählige Schreie Sterbender, das Gewimmer verängstigter Kinder, verzerrtes Grunzen, Lachen und Gejubel unaussprechlich grausamer Missgestalten, die den Geruch von nassen Gräbern an sich trugen. Der erste, zögerliche Augenaufschlag ließ all das in Vergessenheit geraten. Noch bevor sichtbar wurde, was jeder andere Sinn längst erspürt hatte, verschwand der Traum in nebliger Versenkung. Süßer Duft, der einen nicht unbedeutenden, typischen Hauch von Männlichkeit an sich haften hatte, drang an die Nase. Weiche Haut, unter der sich deutlich hart erarbeitete Muskeln erspüren ließen lag unter den schlanken Fingern, die blind zu ertasten suchten, in wessen Gegenwart sich die Elfe befand. Eine tiefe, raue Stimme drang an ihre spitzen Ohren, die doch gleichzeitig so sanft klang, dass man sich eines schwachen Schauers nicht erwehren konnte, der vom Nacken herab über den Rücken schlich. Das Bild, das sich bot, während die graublauen Augen zögerlich aufgeschlagen wurden, war so viel mehr als nur einfach unvergesslich. Sie hatte das seidige, kühle Haar bereits auf ihrem Gesicht gespürt, bevor sie die schwarzen Strähnen sehen konnte. Sie hatte bereits die bleiche, fast weiße Haut gespürt, bevor sie einen Blick darauf werfen konnte. Doch nichts bereitete sie annähernd auf das vor, was ihre Augen nun vor sich hatten. Das verspielte Lächeln schön geschwungener Lippen, das schwache Funkeln in den himmelblauen Augen, die so gewöhnlich und doch unsagbar besonders waren. "Wir leben." war alles, was der Elf ihr - der Fremden - Thinael zu sagen hatte. Sie hingegen rieb sich die Stirn, hinter der ein ekelhaftes Dröhnen unerträglich wurde. Zuerst musste sie sich zurechtfinden, sich darüber klar werden, wo sie sich befand. Auf einem kleinen Segelboot, mitten im Meer. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie bereits ziellos durch die Gegend schipperten. Die letzten Tage und Nächte waren nicht mehr als fiebrige Träume, aus denen sie ab und an schreiend hochfuhr. Der Elf, den sie bereits einige Male in den Tavernen Silbermonds gesehen, doch nie gesprochen hatte, hielt ihr ein Stück Brot und eine handvoll Beeren in ein weißes Tuch gewickelt hin. Während sie langsam und zögerlich das Bisschen Nahrung zu sich nahm, schwiegen beide, als gelte es, einen Wettbewerb dadurch zu gewinnen. Er nahm eindeutig Rücksicht, denn Thinael war sichtlich nicht mehr als ein verschüchtertes, verwirrtes Kind mitten im Nirgendwo, ohne Erinnerung an die letzten Tage. Mit einem schmerzlichen Ziehen in der Brust, dass sich bereits vor einiger Zeit bemerkbar gemacht hatte und als widerliches Kribbeln den restlichen Körper von dort aus durchzog. "Wer, nein, wo - ich meine.." wollte die Elfe beginnen, nachdem sie den letzten Bissen herunter geschluckt hatte. Doch ein schwaches Kopfschütteln des stadtbekannten Mannes hielt sie davon ab, zuende zu sprechen. "Keine gute Idee, schon darüber zu sprechen." meinte er knapp. Statt ihre Fragen tatsächlich zu beantworten, hielt er ihr lediglich einen kleinen, dursichtigen doch blassblau schimmernden Kristall hin. "Geh sparsam damit um." fügte er dieser seltsamen Geste noch hinzu. Sie kannte diese Kristalle. Die einfachste Erklärung dafür war, dass es sich um die Essenzen der Elementare handelte, die man in der Heimat immer wieder beobachten konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)