Der Maskenball von SusuMisuri (Verborgene Begierden) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Maskenball – Verborgene Begierden Wie kann so eine zarte Frau so viel wiegen? Dem Anschein nach macht schwarz doch schlanker als man ist. Doch ich hätte nie erwartet, dass meine Tanzpartnerin theatralisch in Ohmacht fällt. Eine Unmenge von Federn löste sich von ihrer schwarzen Boa, welche elegant über ihre Ellbogen hingen, als sie ihre rechte Hand zur Stirn hochriss um mit einer Umdrehung mir in die Arme zu fallen. Ich fing sie noch auf, doch durch ihr Gewicht, was mich extrem überraschte, ging ich halb zu Boden. Halb kniend hielt ich die Dame in den Armen und versuchte festzustellen ob sie genug Luft bekam. Immer hin trug die Dame ein Korsett und eine Maske. Meine Hand wanderte zur ihre Maske. Ein Halbmaske mit langer Nase und mit Feder am Rand geschmückt. Doch als ich sie abnehmen wollte hielt ich inne, Das hier war nicht erlaubt. Regelrecht schon Verboten jemand gegen seinen Willen zu demaskieren. Deswegen wanderte meine freie Hand zur Taille und löste den mittleren Knoten hinten. Der Brustkorb weitete sich augenblicklich und hob sich nun ungehindert im Rhythmus des Atmens. Ein gutes Zeichen. Nun hob ich meinen Blick durch die Schlitzen meiner starren Gesichtsmaske, da ich bemerkt hatte, dass eine Menschentraube um uns gebildet. Was nicht verwunderlich war. Immer hin hatten wir uns im Mittelpunkt der Tanzfläche im Takt der Musik gewoben. Doch was meine Augen erblickten war was anderes. Ihre Gesichter und Körper waren nicht zu uns gewendet eher von uns ab, in einer vollkommenen anderen Richtung. Erst jetzt merkte ich, dass die Musik aufgehört hatte. Was mir in dem Moment der Ohnmacht entgangen war. Eine unheimlich Stille war im Ballsaal zu hören. Es war nicht direkt still, denn es wogte durch die Menge ein Flüstern, dunkel und leise schlich es von einer Person zur anderen. Unmöglich schien es für mich mit der Dame in den Armen auf zu stehen um den Blick den anderen zu folgen. Deswegen wanderte meine Hand zum Knoten meines Umhanges am Hals, ich löste ihn und zerknüllte danach den Umhang unter der Dame. Jetzt war ich befreit von ihrem Gewicht und konnte mich nun erheben. Anders als dort unten schlug mir ein Geruch in die Nase, selbst durch meine Maske aus einem edlem Mental, die so glatt war, das sie alles Spiegelte was ich erblickte. Es war ein beißender Geruch. Ein Parfüm? Nein, es roch nicht blumig oder an genehm, es war auch kein Geruch von einem Alkohol, welcher immer mit einem Parfüm mitschwang. Es war rostig, staubig und es roch nach Metall. Alle Blicke waren zu der großen schweren Eichentür gerichtet, welche weit auf gerissen war. In den Kontras mit dem Licht aus dem Ballsaal und der Dunkelheit von außen konnte ich nur Schemen erkennen, die heftig mit einander Diskutierten. Es gefiel mir gar nicht was hier geschah, die Stimmung war auf dem Tiefpunkt, aber wie den Geruch der einer von ihnen mitgebracht hatte war schlimmer. Wer war diese Person? Von dem Geflüster der Leute konnte ich schon vernehmen, dass die unbekannte Person kein geladener Gast war, und auch vom Schatten her trug diese auch keine Maske und ein Kostüm. Was war nur, was die Person so verbissen hier her trieb und nun weigert wieder zu gehen. Ich muss näher ran, hier hinten würde ich nichts davon herausfinden. Also setzte ich mich in Bewegung. Kein Wort musste ich sprechen, das taten meine Schellen an den Spitzen meines Kostüms. Mit jedem Schritt teilte sich die Menge vor mir. Obwohl jeder eine Maske über ihre Gesichter trägt und seinen Körper mit Stoff versteckte, wussten sie wer ich bin. Obwohl ich es eigentlich nicht bin. Mein Kostüm war nicht für mich bestimmt, doch derjenige konnte heute nicht aber musste dennoch Präsenz sein. Mit erhobenem Haupt schritt ich durch die Maßen, eine kleine Ewigkeit lief ich durch die Menge, das Schweigen schritt mit mir mit, welches durch meine Schellen an dem bunten Kostüm hängte, leise unterbrochen wurde. Warum hat er sich für einen Eulenspiegel entschieden? Immer wie näher kam ich der Tür und mit jedem Schritt fiel die Temperatur. Ein eisiger Wind schlug mir immer wie heftiger diesen Geruch in die Nase. Am liebsten würde ich mir die Maske vom Gesicht reisen und die Hand da vorhalten. So unerträglich war dieser Gestank und immer wie klarer kam er von der fremden Person. Als ich am Fuß der Marmortreppe stand, sah ich, dass das die eisige Kälte von Außen mit dem Wind kam und nur der Geruch von ihm. Als ich meinen Fuß unten aufsetzte war es still. Wirklich still, kein Geflüster, kein Gemurmel und auch keine Geräusche erklangen in irgendwelcher Form. Die ganze Zeit wurde der Geruch stärker. Eine kalte Böe brach die Treppe hinab und lies meine Nackenhaare zu Berge stehen aber nicht wegen der Kälte sonder wegen dem was sie mit sich trieb. Flocken fielen sanft auf die Stufen hinab. Schnee? War der erste Schnee dieses Jahres gefallen? Die aufwirbelnden Flocken leuchteten im Kerzenschein rötlich auf. Doch kaum berührte eins den Boden zerfloss der zarte Kristall zur einen Tropfen auf dem kalten aber denn noch zu warmen Marmorboden. Normalerweise würde man einen Wassertropfen nicht sehen auf diesem glatten Boden aber diesmal. Meine Augen harten auf den Flecken welcher sich wörtlich mit dem Marmor verbiss. Wässrig Rot. Fast automatisch ging ich leicht in die Hocke und steckte meine linke behandschuhte Hand um die rote Flüssigkeit zu berühren. „Mein Herr!“ Fast wäre ich hoch gesprungen als mich ein Wächter an die Schulter gepackt hatte. Schlagartig habe ich mich aufgerichtet und er wich zurück. Ich glaube anhand meiner Augen hatte er bemerkt, dass er mich erschreckt hatte. „Verzeiht, mein Herr.“ Mit einer Handbewegung deute ich an, dass er sich darüber keinen Kopf zerbrechen soll. Schlagartig beugte er sich zu mir um etwas in mein Ohr zuflüstern. „Mein Herr, ein ungebetner Gast ist erschienen und weigert sich zu gehen. Er hält einen kleinen Jungen bei sich….“ Ich sah ihn aus den Winkeln meiner Maske an, er schwieg so gleich. Denn ich konnte mir schon denken, was diese wollen. Eine Unterkunft. Doch der unbekannte Geruch krallte nach meinen Sinnen. Irgendwie war dieser abstoßend aber zu gleich berauschend. Langsam stieg ich die letzten Stufen empor. Der Wächter hinter mir und mein Blick erhob sich über die Eingangshalle. Zwei Diener standen dem Fremden gegenüber. Auf den ersten Blick hin konnte man den Jungen nicht erkennen, denn der alte Mann, gehüllt in Lumpen und Tücher, hatte seinen Mantel über den Jungen gestülpt. So dass man nur seine Füße erkannte. Nackt waren sie und rot vor Blut. Kaum setzte ich meinen Fuß auf die letzte Stufe, wollte der Fremde schon zu mir. Doch die Diener gingen schnell dazwischen. „Ihr könnt uns doch nicht raus in diese Hölle zurück schicken! Alles Rot! Tot und Verderben ist da draußen!“, hilfesuchende Worte sprudelten aus dem Mund des Alten mir entgegen und waren zu gleich so verwirrend. Die Außenwelt war wirklich eine Hölle wenn man auf der Straße leben muss das habe ich einst vor vielen Jahren auch erfahren müssen bevor mein Herr mich aufgenommen hatte. Was soll ich tun, vor dem ganzen Gästen? Ich kann sie nicht hier lasen, das würde nur den Ruf schaden. Doch dieser Geruch, der an diesen Mann hing, lies mich einfach nicht los. Langsam legte ich eine Hand auf die Schulter des Dieners vor mir um ihn zur Seite zu bewegen. Nur widerwillig ging dieser zur Seite, da Gefahr lauerte für seinen falschen Herrn in dem Narrenkostüm. Ich baute mich so groß wie möglich auf, körperlich und geistig. Denn ich muss meinen Herrn glaubhaft vertreten hier in diesen Moment. Nur zu gern wüsste ich, was er jetzt in diesem Zeitpunkt trieb. Sicherlich irgendwo sich als ein Zimmermann ausgebend um eine Frau abschleppen und ich muss hier für ihn den Narren der Gesellschaft spielen, dies wörtlich zu nehmen. Ich kann ihn verstehen warum er immer wieder abhaut wenn es eine Möglichkeit gibt. Am liebsten würde ich jetzt auch abhauen. Doch ich muss hier den Herrn spielen von diesen Hallen. Endlich stand ich dem Fremden von Angesicht zu Angesicht, ein Diener hielt ihn immer noch zurück. Mit einem Wink meiner Hand wich auch dieser zurück. Kaum war er frei fiel er auf die Knie und der Junge blieb verstörend und mit verlorenem Blick stehen, nein er war nicht verloren. Der Blick war eher leer, kein Leben, fast schon Seelen los. Regungslos standen der Junge und ich uns gegenüber. Sehr viel jünger war er nicht als ich. Doch meine Augen weiteten sich bei seinem Anblick, denn nicht nur seine nackten Füßen waren von der Kälte blutig sonder auch der Rest seines Körpers waren nur spärlich bekleidet. Und überall wo er nackt war glänzte Blut, selbst im Gesicht glänzte es. Die Lippen waren aufgeplatzt und das rechte Auge war verdreckt vom Blut, vielleicht hatte er es ja verloren. Der Junge, welcher von Körperbau eher schon ein junger Mann war, senkte sein offenes Auge auf den vor mir liegenden Mann, welcher schon die ganze Zeit mir schmeichelnde Worten entgegenschleuderte, die ich nicht vernahm, und dann schüttelte er nur leicht den Kopf. Ganz sanft war es, das nur ich es mitbekommen konnte und dann sah er mich an. Obwohl der Fremde mir so nah war, war der eigenartige Geruch nicht näher gekommen. Jetzt wurde mir klar. Der sonderbarer Geruch kam nicht von dem Mann sonder von dem Jungen. Und auch, dass diese beide nicht zusammen gehören. Der Fremde war nicht der Vater oder sonst was für ihn, sonder nur einen Lügner, der Schutz durch den Verletzten gesucht hat. Solch einer würde selbst mein Herr keinen Schutz bieten und erst recht niemanden welcher ein nutzen aus Schwächeren ziehen. Ernst trat ich zurück und die Diener ergriffen ihn auf mein Zeichen hin. Widerwillig und fluchend wurde er weg gezerrt. Ein der bleibender Diener kam zu mir und fragte sorgfältig: „Mein Herr, sollen wir den Jungen auch aus dem Anwesen schmeißen?“ Ich schüttelte nur den Kopf, die Glöckchen schelten, schritt auf den Jungen zu. Nahm das Kinn von ihm in die Hand und begutachtete sein Gesicht. Knapp reichte er mir mit seinem dreckigen Haar bis zum Kinn. Ich sah auf ihn herab Meine Sinne spielen verrückt! Dieser betörende Geruch! Eindeutig kam er von ihm. Regelrecht musste ich zusammenreisen um nicht meine Maske runter zureisen und dann meine Nase und Mund in seinem Nacken zu vergraben. Ich riss meine Hand los und wich einige Schritte zurück um dann einen Diener zu mir winken. Als er sich zur mir beugte lies ich meine Stimme leise und murmelnd durch die Maske erklingen, so dass er keine Chance hatte mich als den falschen zu erkennen. „Bringt den Jungen in die Dienerkammer, er soll gewaschen, genährt und eine Tätigkeit nach gehen. Ich werde so gleich Basamy zu ihm schicken.“ Etwas verwirrt schaute er mich an, doch mein Blick durch die Maske war hart. Mein Meister hätte es auch getan und wenn nicht, kann er mich immer noch schellten. Gegen seinen Willen packte der Diener den Jungen am Arm und zerrte ihn regelrecht hinter die Kulissen des Anwesens. Schnell eilten andere herbei und wischten den sonderbaren Schnee vom Boden ab. Ich hingegen drehe mich um und schritt zu der Oberstuffe von den prächtigen Marmortreppen. Die ganze Meute, der guten Gesellschaft hinter ihren Masken, starrte zu mir hoch. Selbst die etwas schwerfällige Dame hatte ihren Blick auf mich gerichtet. Mit freudiger Mine in den Armen erhob ich sie und machte eine tiefe Verbeugung. Augenblicklich später ertönte die Musik und die freudige Stimmung war wieder da. Als wäre nichts passiert. Für sie hier passierte nie was, was sie nicht betraf. Aus den Augenwinkeln sah ich noch wie der Schopf des Jungen hinter einem Vorhang verschwand während ich wie ein Schauspieler triumphierend über ein Stück die Stufen hinab stieg. Es verging nicht mal ein Wimperschlag und ich war schon umringt von den gesichtslosen Menschen. Dabei wollte ich zu dem Jungen, der rostige aber zu gleiche atemberaubende Geruch war mit dem Jungen verschwunden. Er war die Quelle diese Empfindungen, die ich seit langen nicht mehr gespürt habe. Was war das nur? Bin ich nun vollkommen von den Sinnen? Das mich solch ein Geruch, welcher anscheinend nur ich rieche wahnsinnig werden lies? Die Erkenntnis werde ich nach diesem Trauerspiel der Seelenlosen Menschen in mich auf nehmen, nur zu gut kann ich meinen Meister verstehen. Wenn er diesen goldenen Käfig davon springt und sich mit leichten Mädchen der untere Gesellschaft vergnügt. Mit einem lautlosen Seufzer ergriff ich die ausgestreckte Hand der grinsende Katzendame zum Tanz und machte den Narren der schönen Welt obwohl ich so gerne meine Nase im Nacken eines Jungen versenken würde… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)