Rose Garden von Cheshire (Dark Roses of Love) ================================================================================ Kapitel 1: Application ---------------------- „Kamui! So kann es nicht weiter gehen!“ Besorgt blickte Ryusei aus dem Fenster in Richtung des Schreines, welcher nur spärlich hinter den Rosenblüten zu erkennen war. „Er hat seit fast zwei Tagen nicht mehr gegessen. Er redet nicht einmal mehr mit mir. Du hättest ihn nicht einsperren dürfen!“ Sein sonst so freundliches Gesicht hatte ernste Züge angenommen. Seine Augen funkelten Kamui böse an. Dieser hatte ohne Erlaubnis gehandelt und Soji eingesperrt. Doch er hielt an seiner Entscheidung fest. „Glaub mir Ryusei, es war die richtige Entscheidung. Er hätte es auf keinen Fall so ruhig akzeptiert wie ich damals bei deiner Zeremonie. Du weißt genauso gut wie ich, wie es um seine Gefühle für mich bestellt ist. Ich hätte ihm das von Anfang an nicht zumuten dürfen. Wenn du mich dennoch bestrafen willst, dann werde ich mich dem nicht wiedersetzen. Ich bin auf alles vorbereitet.“ Fest entschlossen blickte er ihm in die Augen. Er würde seine Entscheidung definitiv nicht ändern! „Ich weiß über seine Gefühle Bescheid. Und ich übertrage dir diese Aufgabe mit dem Wissen, dass du die Regeln genauestens kennst. Vom heutigen Tage an wird es deine Aufgabe sein, seine Ausbildung zu überwachen. Bis zu seiner Zeremonie sind es noch gut sieben Monate und er muss noch eine Menge an sich arbeiten. Vor allem was den Umgang mit den Kunden angeht. Ich weiß, dass es keine leichte Aufgabe ist, Soji hat immer seinen eigenen Kopf, aber das sollte dir bestens bewusst sein. Schließlich musstest du dich schon oft genug mit ihm auseinandersetzen.“ Während er sprach brühte er mit geschickten Handbewegungen Tee auf. „Dann werde ich mich sofort auf den Weg machen. Bitte entschuldige mich bei den Kunden.“ Elegant erhob er sich und machte sich auf den Weg zur Küche. Er wollte Soji etwas mitbringen, das er gerne aß und versuchen, ihn ein wenig aufzumuntern. ‘Ob er mir wohl jemals verzeihen wird?‘ Während er die Küche nach Yaki-Soba durchforstete, wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er Soji sehr verletzt hatte. Er kannte seine Gefühle und dennoch hatte er gewollt, dass er seiner Zeremonie beiwohnte. Es war ein selbstsüchtiger Wunsch gewesen. Er hatte nie daran gedacht, wie Soji sich wohl fühlen musste. Lange stand er in der Küche und grübelte vor sich hin. Plötzlich wedelte eine Hand vor seinem Gesicht. „Erde an Kamui! Hallo!“ Verwirrt starrte er in das freundlich lächelnde Gesicht vor ihm. Yuki, der Koch des Rose Garden, war ein aufgeweckter junger Mann mit dunklen Haaren und eher kräftigem Körperbau. „Was kann ich heute für dich tun?“ „Yaki-Soba…“, murmelte er, immer noch in Gedanken. „Gehst du Soji besuchen?“ „Soji… ja. Wie kommst du darauf?“ „Ganz einfach“, er strahlte ihn an. „Du magst doch keine Soba.“ „Hmm…“ "Kamui." Yuki hielt in seiner Bewegung inne. "Geh doch bitte vor. Ich werde das Essen bringen, sobald es fertig ist." "Ja. Danke." Langsam schlurfte er durch die langen Flure des Rose Garden. Aus vielen Zimmern waren erregte Stimmen zu hören. Plötzlich öffnete sich eine Tür direkt neben ihm. Aus ihr trat ein gutaussehender, großgewachsener Mann hervor. In seinen Armen trug er Unmengen von Seide mit den verschiedensten Mustern. Manche schlicht andere auffällig mit aufwändig gestickten Mustern. Der Mann versuchte sich unauffällig an ihm vorbei durch den Flur zu zwängen. Kamui hatte den Eindruck, der Mann fühle sich nicht allzu wohl in seiner Haut. Vermutlich war er neu im Geschäft und noch nie in diesem Teil der Stadt gewesen. Aber seine Stoffe waren von bester Qualität, das sah Kamui sofort. Und einer der Stoffe gefiel ihm besonders gut. "Entschuldigen Sie vielmals." sprach er den Mann an. Dieser blieb unverzüglich stehen und versuchte, ein einigermaßen freundliches "Ja. Sie wünschen." über die Lippen zu bringen. "Könnten sie mir einen Kimono fertigen?" fragte er mit einem freundliches Lächeln. "Selbstverständlich. Das ist schließlich mein Beruf." Kamuis Lächeln wurde noch breiter. "Könnten sie morgen noch einmal vorbeikommen um Maß zu nehmen?" "Welche Uhrzeit wäre ihnen denn gelegen?" fragte er übertrieben freundlich. "Am besten wäre es wohl Vormittags." sagte er nachdenklich. "Wie sie wünschen dann komme ich morgen um 10 Uhr auf ihr Zimmer." Die Abscheu in seiner Stimme war kaum zu überhören. "Vielen Dank." Er verbeugte sich leicht und setzte dann seinen Weg zur Insel fort. Vor der Tür wartete er schließlich einen Moment, bevor er klopfte. Wie würde Soji auf sein Kommen reagieren? Langsam hob er seine Hand und klopfte entschlossen gegen das dunkle Ebenholz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)