Die Tortur des Arthas Menethil von Vimma_Pelkojen (oder: Wie bleibt man am besten untot - MSTing zu 'Zurück im Leben') ================================================================================ Epilog: Der Hölle zweiter Grad ------------------------------ [Vorwort] : „Letztendlich ist auch der Epilog meines bisher wenig epischen MSTings in Worte gefasst, nachdem ich von mehreren Beteiligten…“ *schielt voller Wut zu Sylvanas und Arthas, die in einer Ecke mit Klinge und Bogen auf ihn lauern* „… dazu bewegt worden bin, es schnell und sauber zu beenden. So mögen meine werten Leser bitte darauf achten, dass…“ Arthas: „Ihr habt genug gesabbelt, elender Sterblicher. Werdet fertig!“ : „Schon gut, schon gut! Viel Spaß beim Lesen dieser unsagbaren Länge!“ [/Vorwort] ________________________________________________________________ Stunden später saßen die beiden Männer immer noch am Tisch, doch auf diesem standen inzwischen Flaschen. Viele Flaschen. Mehr Flaschen, als eigentlich da gewesen waren. Inzwischen hatten sie festgestellt, dass es sich wohl um Rotwein oder Ähnliches handelte. „Pah“, brach der Todesritter plötzlich die Stille. Der flammende Todbringer blickte ihn mit skeptischem Blick an. „Es ist ein Segen, dass wir beide nicht mit dieser sterblichen Schwäche versehen sind.“ Arthas runzelte daraufhin nur die Stirn. „Vielleicht auch ein Fluch. Alkohol hilft. Manchmal zumindest. Es hilft beim Vergessen, was in Anbetracht meiner momentanen Umstände vielleicht sogar praktisch wäre.“ Er zuckte mit den Schultern. „Wann die beiden wohl wiederkommen?“, fragte er nachdenklich in den Raum und sah zur Tür, als würde allein das Aussprechen dieser Worte die Gefallene mitsamt dem Dämonenjäger aus dem Bett locken. Brand grunzte – sein üblicher Ausdruck für Ablehnung, wie der ehemalige Lichkönig inzwischen festgestellt hatte. „Sie werden hier auftauchen, wenn sie es wünschen. Wofür man ihnen auch kaum einen Vorwurf machen kann. Diese Geschichte, sie… ist lästig. Trotzdem ist es nichts, was man nicht bewältigen kann.“ „Ihr suggeriert gerade nicht etwa, dass wir fortfahren sollen, oder?“ Arthas klang ungläubig und der Blick, den er Brand zuwarf, sprach Bände über die Abneigung, die er gegenüber dieser Idee empfand. Abermals grunzte Brand. „Seid nicht so ein Jammerlappen – ich will hier verschwinden und langsam wird es hier fad.“ Einen Moment später führte er einige, für Arthas kaum durchschaubare, Gesten durch, woraufhin die Wand zu leuchten begann – dieses Mal jedoch nicht in dem bekannten Violett, sondern in einem beunruhigenden Rot – es ließ den Zaubernden die Stirn runzeln. „Seltsam…“, murmelte er, während das Leuchten intensiver wurde. Als der Todesritter spürte, wie die Temperatur mehr und mehr anzusteigen schien, ging er einige Schritte zurück, während Brand auf der Stelle verweilte und die Arme ausweitete, als wollte er die Luft umarmen. Doch die Funken, die um seine Arme herumschwirrten, schienen von einem Zauber herzurühren und nicht von der sich weiterhin erhöhenden Raumtemperatur. Die Flammen, die aus Händen und Kopf des Brennenden loderten, schienen größer und größer zu werden, seinen ganzen Körper einzuhüllen, doch Arthas konnte nur schwer darauf achten – er war immer und immer weiter in eine Ecke des Raumes zurückgewichen, die seiner Meinung nach am weitesten von der glühenden Wand entfernt war. „Das“, knurrte Brand mit einer Entschlossenheit, die Arthas einen Schauer über den Rücken jagte, „endet JETZT!“ Für einen Moment geschah nichts – doch dann ging eine gewaltige Druckwelle von der Wand aus, die die beiden Männer von ihren Füßen riss. Es war, als würden Stimmen von der Wand aus zu ihm sprechen und ebenfalls mit der Druckwelle in Richtung der anderen Wand ziehen, doch sie verhallten schnell. Arthas konnte nicht verstehen, was sie sagten – sie waren verzerrt, früher vielleicht menschlich, doch so, wie er sie nun vernahm, klang es wie ein grässlicher Gesang. Der Gedanke an Banshees zog ihm durch den Kopf, wobei es ihm bei diesen höllischen Klängen schwer fiel, überhaupt einen sinnvollen Gedanken zu fassen. Und dann endete es so plötzlich, wie es angefangen hatte. Mit einem Stöhnen rappelte sich der ehemalige Lichkönig wieder auf. Sein Blick fällt sofort auf den brennenden Elementar. „Was zur Hölle war DAS?!“ Arthas Stimme war schockiert, aber auch voller Neugier. Es war ihm so vorgekommen, als hätte er diese Stimmen gekannt. Brand blickte in Richtung der Wand, die immer noch leicht rot glühte. „Die Geschichte hat sich entladen. Das, was Ihr da eben gehört habt, waren die Stimmen der Charaktere, die in einer geballten Ladung aus ihr gedrungen sind.“ Arthas stutzte. „Deswegen kamen sie mir so bekannt vor…“ Der untote Prinz blickte sich für einen Moment um. Einige Bücher waren aus dem Regal, das nun voller Brandflecke war, gefallen, die Couch war umgestürzt. Die Gläser, aus denen sie eben noch ihren Wein getrunken hatten, waren wohl zerbrochen, als sie gegen die Wand geprallt waren. Die Flaschen hatte es ebenfalls erwischt und so war die Wand mit Rotwein befleckt. Doch gerade als Arthas den Mund öffnete, um dieses Thema weiter zu vertiefen, öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer – die sich während der Explosion der magischen Energie anscheinend vom Zentrum entfernt hatte – und Illidan trat gemeinsam mit Morgana, die sich ihren ‚Fetzen‘ zurechtrückte, ins Lesezimmer. Während sich Illidan bestürzt der Zerstörung besah, schienen Morgana die Umstände des Raumes gar nicht zu kümmern. „Was war das für Energie? Was habt ihr hier angestellt?“ Brand grunzte abermals. „Ich habe versucht, den Zauber des MSTings wiederherzustellen… doch irgendetwas scheint für Komplikationen gesorgt zu haben.“ „Die Rune!“, warf Illidan schnell ein und sofort huschte sein Blick auf die Stelle, auf der die Rune intensiver leuchtete, als Arthas es je erlebt hatte. „Illidan, was können wir nur tun? Das Ding hat einen kritischen Punkt erreicht, bei der kleinsten Abgabe magischer Energie bekommen wir ein Problem!“ „Ich…“, begann der Dämonenjäger und ein verbissener Ausdruck stahl sich auf sein Gesicht. Arthas hingegen widmete dem Gespräch keine weitere Beachtung – das war ein Thema der Magier. Und seitdem er und Ner’zhul voneinander getrennt waren, hatte er so viel Wissen über Magie, wie ein einstiger Paladin und Todesritter nun einmal hatte. Und dieses Wissen war für dieses Problem nicht ausreichend. Dumpf vernahm er die Stimmen der drei Zauberer, während er sich vorsichtig der Wand näherte. Während zuvor noch sengende Hitze von ihr ausgegangen war, fühlte es sich nun angenehm an. Wohlwollend. Vielleicht sogar ein bisschen erregend. Arthas wusste nur, dass er dieses sanfte Glühen berühren wollte, wie unmöglich es auch klingen mochte, seine Geheimnisse ergründen. Es war unerklärlich für ihn, wie dieses rötliche Schimmern ihn so begeistern konnte. Wie in Trance fühlte er, wie er seine Hand langsam in Richtung der Wand bewegte. Seine Fingerspitzen trafen auf den unnachgiebigen Stein, während er im Hintergrund einen leisen Aufschrei hörte. Doch das interessierte ihn nicht. Bilder zogen vor seinem Geist entlang, immer nur für einen Moment zu sehen, so verschwommen, dass Arthas sie nur mit Mühe erkennen konnte. Er sah, wie er und Jaina in einer Zelle in Ironforge saßen, wie sie ein Kind bekamen und Varian starb. Er sah, wie er als eine Art Ersatzvater und Bruder zugleich für Anduin wirkte, wie Varian auf einmal wieder vor ihnen stand. Empfindungen prasselten in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf ihn ein und drohten ihn zu erschlagen. Glück und Schmerz, Freude und Wut, all dies lag so nah beieinander, dass der ehemalige Lichkönig fürchtete, sie könnten vermischen. Weitere Bilder kamen, dieses Mal deutlicher und Arthas Emotionen entglitten ihm immer mehr; Jaina und er stritten, während Anduin seine ersten Annäherungen mit Mädchen machte. Sylvanas und Theron fanden zueinander. Jaina und er stritten. Er schlug sie, weil sie Thrall geküsst zu haben schien. Abrupt endete es, als er von zwei Paar Händen von der Wand weggezogen wurde. Es presste ihm die Luft aus den Lungen. „Arthas, bist du eigentlich bescheuert?!“, keifte Illidan, der nun anfing, ihn zu schütteln. Besänftigend legte ihm die Gefallene eine Hand auf die Schulter. „Lasst ihn erst einmal zu Atem kommen, Illidan.“ Der Todesritter begriff nicht, was hier vor sich ging. Er fühlte sich schwach, ausgelaugt. „Was ist geschehen?“, fragte er. Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen, das niemand zu brechen scheinen wollte. Nun, niemand außer Brand. „Ihr habt innerhalb der letzten 30 Sekunden gelacht, geweint, geschrien, gekichert, gegrölt, gelächelt… und die Liste lässt sich ewig lang fortsetzen.“ Der brennende Elementar kam mit seinem Gesicht näher an Arthas‘. „Sagt, was habt Ihr gesehen?“ Der Todesritter stutzte, doch keine Sekunde später keimte auch in ihm eine Vermutung auf, von der er glaubte, dass sie Brands Gedankengang deckte. „Schaut nicht so, ich kann mir denken, was es war. Doch ich brauche eine Bestätigung.“ „Ich habe viel gesehen. Unter anderem sah ich, wie ich in einer Zelle saß.“ Für einen Moment schwieg der Todesritter. „Liege ich richtig in der Annahme, dass ich eben die Ereignisse dieses… Dings gesehen habe?“ „So ist es“, antwortete Brand und nickte zufrieden. „Aber…“ „Ich möchte euer unglaublich interessantes Gespräch nur ungern beenden, doch dank dir, Arthas, haben wir nun ein gewaltiges Problem“, mischte sich Illidan wütend und panisch zugleich ein, während er auf die Rune deutete, deren Leuchten inzwischen so intensiv geworden war, dass es die Augen zu blenden drohte, wenn man direkt hineinsah. Morgana schluckte. „Oh, verdammt…“ Er fühlte förmlich, wie eine Art Energiepuls von der Wand ausging, wie ein leichter Windstoß, der sich langsam auf die Rune hinarbeitete. Das Leuchten der Rune begann stärker zu werden. Innerhalb kürzester Zeit leuchtete es den gesamten Raum aus und schien keinen schattigen Fleck zurückzulassen. Arthas blickte weg, wurde abermals von den Füßen gerissen. Dieses Mal jedoch schleuderte es ihn nicht an die Wand, nein, es zog ihn auf die Rune hin. Er hörte die Schreie von Morgana und Illidan, während ihm selbst nur ein dumpfes Grunzen entfuhr, als er auf den Boden prallte. Andere Dinge, die ebenfalls von dem magischen Strudel angezogen wurden, prallten gegen ihn. Letztendlich fühlte er, wie etwas Schweres ihn am Kopf traf und er sein Bewusstsein verlor. ___________ Illidan war zu Lebzeiten wahnsinnig gewesen – 10000 Jahre in Gefangenschaft hatten dazu geführt, dass ihm sein Verstand mehr und mehr abhanden gekommen war. Seine Gier nach Macht hatte dem nicht gerade entgegengewirkt. Doch was hier passierte, war nichts im Vergleich zu dem, was ihm in dieser Zelle mit der schrecklich pflichtversessenen Wächterin widerfahren war. Er wusste, dass niemand außer ihm verstehen würde, warum es ihn betraf – doch im Gegensatz zu gewissen närrischen Prinzen fiel er nicht in Ohnmacht. Er konnte sehen was hier vor sich ging, die magischen Flüsse beinahe greifen. Er versuchte, mit seinen Flügeln dem stetigen Sog zu widerstehen, doch es war unmöglich. Und als sie das Zentrum erreichten, ging es los. Hätte er nicht gewusst, dass er die Hölle schon gesehen hatte, hätte er diese Empfindung wohl am ehesten mit ihr assoziiert. Tausende von Farben zuckten vor seinen Augen entlang; die Magie spielte verrückt. Er wusste nicht, wie es für die anderen aussah, doch für ihn war es nur ein grelles, blendendes Loch, das sie hinunterfielen. Morgana und Arthas hatte er inzwischen aus seinem Blickfeld verloren, doch es wunderte ihn nicht – er sah nichts außer diesen schrecklichen Farben hier. Um den Feuerelementar machte er sich keine Sorgen, denn wenn jemand neben ihm verstand, was zu tun war, dann war es wohl Brand. Mit voller Wucht prallte er auf etwas Festes, vermutlich Stein. Die Farben waren im Moment dieser schmerzhaften Erfahrung verschwunden. Für einige Sekunden lag er bewegungslos auf dem Boden, bevor er es schaffte, sich langsam aufzurichten. Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Umstände – und die erste Empfindung, die ihm beim Anblick des Raumes, in dem er sich befand, in den Sinn kam, war Ekel. Der Raum war in einem grellen Pink gehalten. Die Wände, die den Boden bedeckenden Teppiche, sogar die Möbel waren pinkfarben. Er sah Ketten an einer Wand des Raumes und auf einigen kleinen Tischen standen mehrere Objekte, die er schnell in die Kategorie der körperlichen Befriedigung einordnete. Wo war er hier gelandet?! Während er langsam aufstand, blickte er vorsichtig nach rechts und links. Illidan wusste genau, dass hier jemand oder etwas war. Und unabhängig davon, wo genau er denn hier war, würde dieses Wesen wohl kaum allzu freudig auf sein Eindringen reagieren. Angespannt bewegte er sich auf einen Tisch zu, auf dem einige Papiere verstreut lagen. Und auch wenn es gefährlich war, so brannte die Neugier schneller in dem Dämonenjäger auf, als es ihm lieb war. Ein Blick genügte und er wusste schon, dass das nicht der erwartete Dimensionssprung war, sondern etwas Unangenehmeres. Mit fahrigen Händen sammelte er die Blätter ein und steckte sie sich in eine Tasche an seiner Hose. Er sollte schnell von hier verschwinden. In dem Moment, in dem er sich umdrehte, wusste er jedoch, dass es zu spät war. Zumindest um einem Kampf zu entkommen. Keine drei Meter von Illidan entfernt stand ein relativ großer Blutelf mit langen hellblonden Haaren, die er zu einem Pferdeschwanz hochgesteckt hatte, während einige Strähnen frei über den relativ muskulösen Oberkörper fielen. Mit Ausnahme seiner ledernen Unterwäsche, die wirklich nur das Nötigste bedeckte, trug er keinerlei Kleidung. Das Langschwert in seiner Hand, in dessen Griff ein orangefarbener Diamant eingelassen war, hätte jeden Sterblichen wohl beeindruckt, doch Illidan interessierte es nicht. Der Fakt, dass da wirklich Lor’themar Theron in einem pinken Spielzimmer vor ihm stand, war viel zu interessant. „So, so. Da kommt also der ehemalige Lord über die Outlands selbst in mein Allerheiligstes und hat nicht einmal den Anstand, mich ordentlich zu… begrüßen“, flötete Lor’themar, während er sich lasziv über die Hüfte strich. Illidan hob eine Augenbraue. „Bevor ich Euch ‚begrüße‘, fresse ich lieber meine eigenen Eingeweide“, entgegnete er kalt. Dachte dieser Verschnitt etwa, dass solche billigen Tricks bei ihm funktionierten? Er sah genau, was da vor ihm stand. Seine Augen ermöglichten es ihm. „Ich weiß, wo ich bin. Tretet beiseite oder ich sorge dafür, dass Eure jämmerliche Existenz noch kürzer ist, als es eigentlich bestimmt war.“ Jedoch kümmerte es diesen Theron nur wenig. Stattdessen lachte er auf – ein Geräusch, das hellem Glockenleuten gleich kam. Langsam bewegte er sich auf den Dämonenjäger zu, wobei dieser immer weiter nach hinten wich. „Seid Ihr Euch da so sicher, Illidan?“, fragte Theron lauernd und sein Blick heftete sich nahezu gefräßig auf die untere Körperregion seines Gegenübers. Er leckte sich die Lippen. Illidan spürte die Wand in seinem Rücken. Widerwillig fand er sich mit dem Gedanken ab, dass der Kampf wohl nun bevorstand. „Ich kann Eure Angst riechen, wisst Ihr?“ Die Stimme des Blutelfen war nun kein Flöten mehr, sondern ein gieriges, dunkles Wispern. Es jagte Illidan beinahe einen Schauer über den Rücken. Doch nur beinahe. Die Hände des Dämonen-Elfs verkrampften sich, als er sie direkt auf den anderen Elfen richtete, der gerade zu einem mehr als animalischen Sprung angesetzt hatte, und eine dunkelblaue Energiekugel raste auf ihn zu, nur um ihn keinen Moment später am Bauch zu treffen und ihn mit der Wucht einer Kanonenkugel an die gegenüberliegende Wand zu schleudern. Eine weitere Handbewegung genügte, um dieselbe Wand, die durch den heftigen Aufprall schon weite Risse bekommen hatte, zum Brechen zu bringen und Theron unter einem Berg aus Trümmern zu begraben. Einige blonde Haarsträhnen und ein Arm ragten unter diesen hervor. „Einfache Übung“, kommentierte Illidan grunzend. Langsam bewegte er sich auf den mit den Resten der Wand Bedeckten zu und bückte sich herunter. Doch schneller als er hätte reagieren können, griff die Hand des vermeintlich Toten, der sich ohne Mühe, wie es schien, aus den Trümmern erhob, nach seinem Arm und schleuderte ihn zurück an die Wand, an die er schon vorhin gepresst war. „Ach, kommt schon, so einfach darf ich es Euch doch nicht machen“, schnurrte der Grund für seine schmerzenden Flügel. Schnell rappelte er sich auf. Schien so, als würde es wohl doch ein wenig interessanter werden. ___________ An einem anderen, eher höhlenartigen Ort, erwachte die Gefallene, die in diesem Kontext ihren Titel wohl zum Programm gemacht hatte. Stöhnend führte sie eine Hand zu ihrem Kopf, nur um zu bemerken, dass sie blutete. „Verzeih, meine Gute, doch ich konnte Euch nicht verarzten. Zumindest nicht, ohne Euch zu verbrennen.“ Schnell drehte sie ihren Kopf zur Seite, was sie sofort bereute, und sah Brand, der mit gekreuzten Beinen vor ihr saß. Kurz biss sie sich auf die Lippe um ihren pochenden Schädel besser verdrängen zu können. „Ich erübrige mir die Frage, was denn geschehen ist und frage lieber, wo wir sind.“ Der Feuerelementar lachte überrascht auf. „Wie schön zu sehen, dass Ihr ansonsten wohlauf seid. Doch ich weiß es selbst nicht – ich wollte Euch nicht hier alleine lassen. Es scheint eine riesige Höhle zu sein.“ „Na wunderbar“, seufzte Morgana und richtete sich auf. Dieses Mal jedoch langsam – das Schwindelgefühl von eben war ihr Lektion genug gewesen. „Sind nur wir hier?“ Brand nickte, woraufhin besorgt die Stirn runzelte. „Ich hoffe, Illidan geht es ebenfalls gut.“ „Meine Sorge gilt eher dem Prinzen. Im Gegensatz zu Illidan hat er vermutlich keine Ahnung, um was es sich hier wirklich handelt. Er hat kein Gespür dafür.“ „Auf was genau spielt Ihr an?“ Während sie aufstand, musste sie sich eingestehen, dass die Präsenz des brennenden Elementars sie gewissermaßen beruhigte. „Das war nicht der Dimensionssprung. Noch nicht“, antwortete er mit einem grimmigen Lächeln. „Die Magie hier verhält sich genauso wie in der Hölle… doch wo genau wir sind, das bleibt mir einfach ein Rätsel.“ Zum ersten Mal sah Morgana sich um. Der Boden dieses Höhlengebildes bestand aus schwarzem Stein, die Wände ebenfalls und es wirkte wie von der Natur geschaffen auf sie, obgleich er außergewöhnlich war. Ein schauriges, dunkelrotes Licht schien vom Inneren der Höhle aus bis zu ihnen hin und erleuchtete scheinbar jeden für sie sichtbaren Gang. Geräusche drangen an ihr Ohr, einem Lied ähnlich, das ein schummeriges Gefühl in ihrer Magengegend hinterließ. „Lass uns von hier verschwinden“, krächzte sie mit trockener Stimme und konnte ihre Anspannung dabei nicht verbergen. Brand nickte zustimmend und schnellen Fußes begaben sie sich durch den Gang vor sich. „Ich bin dafür, dass wir aufs Erste nur links entlang gehen“, murmelte der Feuerelementar, als sie nach einiger Zeit, die sie still ihres Weges gegangen waren, an eine Weggabelung kamen. „Hoffentlich geht das gut.“ Auch wenn sie besorgt war, wandte sie nichts gegen den Vorschlag ihres Begleiters ein. Gewissermaßen gestand sie sich auch ein, dass diese Situation sie überforderte, denn selten war sie mit etwas Vergleichbarem konfrontiert worden, das ihr ein Handlungsschema vermitteln hätte können. Tiefer und tiefer, wie es Morgana vorkam, gelangten sie in das Höhlensystem. Mit jedem Schritt wurde das Lied lauter und das so beunruhigende Licht heller. Bei ihrem nächsten Schritt fuhr sie beinahe in die Luft, denn der Boden gab nach. Ein lautes Grollen ertönte fernab. „Morgana“, begann Brand bedächtig und drehte sich langsam in ihre Richtung, „Ihr wollt mir nicht wirklich erzählen, dass Ihr gerade eben auf diesen Bodenschalter getreten seid, oder?“ Unheilschwanger nickte sie. „Ich würde Euch gerne versichern, dass dem nicht so wäre“, antwortete sie entschuldigend, doch Grauen schlich sich in ihre Stimme, denn das Grollen wurde lauter. „Doch leider müsste ich Euch dann belügen.“ „Stumpfsinnige Närrin.“ Ein riesiger Fels rollte den Weg hinter ihnen entlang, genau in ihre Richtung. Zeitgleich begannen sie zu rennen, doch der Fels kam immer näher. „Einen Vorteil hat es ja“, keuchte Morgana unter ihrem Atem. „Wir kommen näher an die Quelle dieses Lichtes!“ „Spart Euch die Luft und rennt lieber schneller!“ Ein Rat, den sie zu gerne beherzigte. Doch auch der Stein wurde immer schneller und desto tiefer sie kamen, desto offensichtlicher war es, dass es wohl keine weiteren Abzweigungen hier unten geben würde. Sich auf die Lippe beißend schleuderte sie mit ihrer linken Hand einen Ball aus purpurner, wabernder Energie auf den Fels, der daraufhin in einem Gefängnis aus der gleichen Materie aufgehalten wurde. „Das wird nicht ewig halten“, japste sie erschöpft. Zaubern und körperliche Anstrengung verbanden sich nicht gut, das musste sie abermals feststellen. Dass dazu auch noch ihr Schädel so unglaublich pochte, machte das auch nicht besser. „Besser so, als gar nicht“, kommentierte Brand, dem wilde Funken hinterher flackerten. Keine Minute später hielten sie schlitternd inne, als sie vor einer breiten Schlucht ankamen. Die Höhle auf der gegenüberliegenden Seite führte wohl weiter in das Innere, denn das Leuchten war dort am intensivsten. „Wir sitzen hier in der Falle“, stellte Morgana fest. Hysterie breitete sich in ihr aus und das Grollen wurde langsam wieder lauter. „Was sollen wir machen?! Verdammt, macht etwas!“ Brand grunzte kurz und rieb sich die Hände während auch er verzweifelt nach einer Idee suchte, auf die andere Seite zu gelangen. Schnell wurde ihm klar, dass er nur einige Momente haben würde. „Schützt Euch“, herrschte er sie an. Dann schlang er einen Arm um die Hüfte der überraschten Gefallenen, die sich in einen sanft blau schimmernden, prismenförmigen Schild gehüllt hatte. Mit einigen wilden Gesten ließ Brand die Energien der ureigenen Flamme los und ein lodernder und für jeden Sterblichen versengender Ball schoss auf sie zu. Die Explosion stieß sie beide ab, während der Ball noch einmal gen Boden flog und der Fels gerade in den Abgrund fiel. Mit der anderen Hand kontrollierte Brand nun den flammenden Ball, der mit unsagbar hoher Geschwindigkeit ein zweites Mal erst zwischen ihnen und dem Abhang entlang flog. Bei jedem Aufprallen schien er schneller zu werden, während auch die Explosionen heftiger wurden. Trotzdem drohten sie zu fallen. Der letzte Aufprall mit ihnen schickte sie mit voller Wucht auf die andere Seite, auf der sie rollend ankamen, während Morganas Schild keinen Moment später schwand. Keuchend setzte sie sich auf und stöhnte. „Verdammt, das war zu viel für mich“, jammerte sie innbrünstig und hob anklagend die Hände in die Luft, als würde es helfen. „Als ich diesen verfluchten Auftrag annahm, habe ich an eine wunderschöne, einfache und ungefährliche Zerstreuung gedacht, die eben nicht so endet wie manche Schlacht auf den Feldern der Liga! Ich hasse es so sehr, von irgendwelchen Dingen verfolgt zu werden!“ Voller Frustration hämmerte Morgana auf den Boden ein. Sie fühlte Brands Wärme an ihrem Rücken. „Lasst es“, murrte sie angespannt. Brand lachte und schüttelte den Kopf. Seine Flammen brannten nach diesem Zauber schwächer, die an seinen Händen waren erloschen. „Kommt“, begann er, wobei er ihr freundschaftlich, doch vorsichtig um sie nicht zu verletzen, aufhalf, „lasst uns weitergehen. Das war noch nicht das Ende.“ „Umso schlimmer“, antwortete sie traurig. ___________ Und während Illidan in einen heißblütigen Kampf mit Lor’themar Theron vertieft war und die beiden Liga-Champions weiter in die tiefen Höhlen vordrangen, erwachte auch Arthas. Wie vom Blitz getroffen sprang er auf und wandte sich ebenso schnell nach links und rechts. „Was zur Hölle?!“, entfuhr es ihm ungläubig, während er sich in der angenehm, wenn auch spärlich eingerichteten Kammer umsah. Sie erinnerte ihn an etwas, doch wirklich zuordnen konnte er es so spontan nicht. Langsam ging er zu einem kleinen Schreibtisch, der mit unglaublich vielen, lose verteilten Papieren und magischen Folianten überladen war. Letzteres war eindeutig, denn die Aura, die von dem Stapel Bücher ausging, war zu stark, als dass man auf normale Abendlektüre mit erotischem Hauch hätte schließen können. Nachdenklich schlug er einen dieser dicken Wälzer auf und war überrascht, als er nur schlecht gezeichnete Herzen darin vorfand. ‚J + A‘ prangte in der Mitte jedes Herzens, die sich auf jeder Seite zu wiederholen schienen. Beunruhigt nahm er ein anderes, dünneres Buch, das jedoch liebevoller behandelt aussah als der gesamte Raum. Neugierig aber auch mit wachsendem Unbehagen studierte er die Seiten dieses Buches, das, wenn er den relativ offensichtlichen Inhalt richtig studierte, wohl ein Tagebuch war. Die Worte ‚Liebe‘ und ‚Sehnsucht‘ sprangen ihm beinahe regelrecht in die Augen. Doch ein paar Seiten weiter sah er einen viel interessanteren Eintrag. Die Person beschwerte sich, dass sie ihren Geliebten vermisste, doch vermied sie einen Namen. Oft erwähnte sie, dass die schiere Erwähnung dieses Namens ihr Verunglimpfung wie Misstrauen einbringen würde, sollte das Tagebuch jemals jemand anderem als ihr in die Hände fallen. Die, für Arthas allen Anschein nach, weibliche Person schrieb auch viel über ihren besten Freund, dem sie bedingungslos all ihre Probleme und Sorgen anvertraute, während dieser anscheinend zufrieden damit war. Das erste Mal jedoch tauchte auch ein Name am Ende des Eintrages auf und dieser erstaunte Arthas mehr, als es dieser gesamte Text in der Lage gewesen war. Denn der mit filigraner Hand geschriebene Name Jaina Proudmoores war unter diesen persönlichen Gedanken zu sehen. Wie war das nur möglich?! Schnell hatte er eine Ahnung, wo dieser Raum sein könnte. Der Einrichtungsstil war zwar nichtssagend, der Schreibtisch aber umso mehr – Jaina hatte ihr kleines Kämmerchen in Dalaran, das mehr mit Büchern als mit anderen Möbeln gefüllt gewesen war, geliebt. Es hätte Arthas nicht gewundert, wenn sie sich genau hier einen kleinen Rückzugsort geschaffen hatte, den sie aufsuchen konnte, wenn der Alltag in Theramoore ihr zu anstrengend wurde. Es brauchte für ihn nicht viel, um diesen Gedanken weiterzuführen. Soweit er es sagen konnte, war er in ihrem Turm in Theramoore. Das kleine Fenster in diesem Raum bestätigte diese Annahme, denn von hier hatte man einen guten Blick auf den Hafen. Das Geräusch von schnell lauter werdenden Schritten und Stimmen erregte seine Aufmerksamkeit. Jemand schien kurz davor zu sein, den Raum zu betreten. Hastig drängte er sich in den Schatten einer Nische an der Wand hinter ihm und versuchte, so leise zu atmen, wie es ihm nur möglich war. Man würde ihn hier kaum sehen, doch er würde seiner Meinung nach genug erhaschen können. „… will nur sagen, dass ich einfach nicht mehr warten kann!“, jammerte eine weibliche Stimme mit unterdrückter Wut. Die Tür krachte auf und schnellen Schrittes trat Jaina Proudmoore ein, gewandet in ihrer üblichen Robe, gefolgt von Thrall persönlich, der in der Rüstung Orgrim Doomhammers und dem Hammer desselben auf jeden Unwissenden mehr als bedrohlich gewirkt hätte. „Er geht mir nicht aus dem Kopf! Diese ganzen Jahre war es so und besserem Wissen zum Trotz kann ich es nicht stoppen! Thrall, sag mir gefälligst, was ich sonst tun soll!“ Thrall brummte verständnisvoll. „Jaina, ich möchte nicht sagen, dass ich etwas dagegen hätte“, begann er vorsichtig, doch Arthas hatte schon eine Ahnung, was jetzt folgen würde, „aber offen gestanden halte ich absolut nichts von deiner Idee. Weniger, weil sie vollkommen abwegig ist, als dass du die ganze Welt mit deinem Treiben gefährden könntest! Es geht hierbei nicht einmal mehr ums Können, du willst einfach nicht mehr warten, mir in diesem Punkt etwas vormachen zu wollen, wäre Zeitverschwendung.“ Sie bewegten sich aus Arthas‘ Blickfeld, in Richtung des Schreibtischs. Dann hörte er, wie eine Faust dumpf auf Holz schlug. „Mist, verdammter!“, fluchte die Herrin über Theramoore vor sich hin. Als der ehemalige Lichkönig das so hörte, fühlte er sich ungemein an die in der Geschichte beschriebene Situation erinnert. „Beruhige dich“, brummte Thrall sanft. Jemand schniefte. „Thrall“, kam es mit erstickter Stimme von Jaina. Vorsichtig reckte Arthas seinen Kopf aus dem Versteck, damit er ein wenig besser sehen konnte, was da vor sich ging. Dort stand Jaina, das Gesicht in ihren Händen vergraben und begann zu schluchzen. Sofort merkte er, wie sehr diese Situation den Kriegshäuptling überforderte, denn dieser stand mit ratloser Miene da und nahm die Magierin plump in den Arm. „Was soll ich nur machen?“, jammerte sie unter Tränen. „Ich kann das nicht alleine schaffen!“ Sie drückte sich an den Orc, der nur vollkommen perplex in Richtung des Fensters sah, als könnte er sich nichts sehnlicher wünschen, als sofort zu verschwinden. „Na gut, na gut!“, entfuhr es ihm aufgebracht und schlagartig hörte Jaina auf zu weinen. „Ich mach’s. Aber du weißt hoffentlich, was für eine Ironie in dieser Idee steckt?“ „Ja, durchaus“, antwortete sie trocken. „Aber ich habe doch keine andere Wahl. Ich muss es tun und jeder, der mich aufzuhalten versucht, soll vergehen. Ich werde sie alle niederstrecken, aus welchem Motiv auch immer sie dies behindern wollen – es ist mein Recht und ich werde es einfordern. So oder so.“ Während dieser innbrünstigen Rede hatte sich ein dunkler, lodernder Ausdruck auf ihr Gesicht geschlichen. Auch wenn diese Frau aussah wie seine Jaina, so war sie es nicht. Jaina würde versuchen, alle erdenklichen Möglichkeiten auszuschöpfen und sich nicht an einer Idee aufhängen, die von mehr als einer ihr verbundenen Person als wahnsinnig abgetan wurde. Jaina würde Azeroth nie willentlich in Gefahr bringen. Dann horchte er auf, als die beiden wieder zur Tür gingen. „Sag mal, wieso werden deine Liebhaber eigentlich alle wahnsinnig?“, hörte er Thrall noch auf dem Gang fragen, was Jaina nur ein entrüstetes Schnauben zu entlocken schien. „Mach dir keine Sorgen, dir passiert schon nichts“, entgegnete sie trocken. Sie redeten weiter, doch desto weiter sie sich entfernten, desto unverständlicher wurden sie. Da er keine Idee hatte, was er sonst machen sollte, folgte er den beiden und versuchte, den Abstand so groß wie möglich zu halten. Vielleicht, nur vielleicht, würden sich ihm ja noch Antworten in diesem verwirrenden Wirrwarr von Sinnfreiheit aufzeigen. ___________ Morgana und Brand stießen unterdessen weiter in die Tiefe vor. Zwischendurch hatten sie kurz halt gemacht und während Brand vor sich hin philosophiert hatte, war die Gefallene damit beschäftigt gewesen, ein Stück ihres Rockes zum Verband zu entfremden. Wobei es auch nicht mehr viel an der Beschaffenheit ihrer Kleidung geändert hatte. Der Schmerz in ihrem Kopf hatte leicht nachgelassen, war für ihren Geschmack jedoch noch zu gegenwärtig. Das Lied war inzwischen zwar deutlich zu hören, doch die Sprache war ihnen beiden unbekannt. Es hatte keine Abzweigungen mehr gegeben, worüber Morgana mehr als erfreut war – sie wollte nicht länger als nötig hier unten verbringen. Dann kamen sie vor einem gewaltigen Bogen an, der mit seltsamen Zeichen bedeckt war. Im selben Moment verstarb das einnehmende Lied und auch das Leuchten schien weniger verlockend zu werden. Doch es war eindeutig, dass das Licht von diesem Bogen ausging. „Was ist hier los“, murmelte Brand und legte beunruhigt den Kopf schief, während er die fremdartigen Symbole studierte. „Innerhalb meiner gesamten Existenz habe ich nichts Vergleichbares gesehen. Lasst uns vorsichtig sein.“ „Wieso müsst Ihr eigentlich immer die offensichtlichsten Dinge betonen?“, fragte Morgana eher aus Langeweile als aus Interesse. Brand kicherte kurz und zuckte mit den Schultern. „Mit den Jahrtausenden begegnet man zu vielen Leuten, die in offensichtliche Fallen hineinrennen. Das prägt.“ Ohne das weiter zu kommentieren gingen sie gemeinsam durch den Bogen und ein wenig unter ihnen lag ein kreisrunder Raum mit einer kuppelartigen Decke. Der gesamte Raum war nicht mit dem schwarzen Stein der Höhle ausgedeckt, sondern mit einem dunkelroten. Einige Stufen führten herunter in dieses Örtlichkeit. „Der Innenarchitekt gehört gefoltert“, murmelt Morgana vor sich hin, während sie in diese domähnliche Halle hinabstiegen. „Ich lege keinen Wert darauf, diesen zu treffen“, entgegnete der Feuerelementar vorsichtig. Als sie dann in der Mitte des Raumes ankamen, hörten sie einen lauten Knall hinter sich und fuhren nahezu gleichzeitig herum. „Ach kommt schon, das ist doch schon beinahe ekelhaft klischeehaft“, entfuhr es Morgana mit zunehmend wachsendem Unmut. Eine magische, violette Aura hatte sich in dem Torbogen gebildet und ihnen war klar, dass Umkehren wohl nun keine Option mehr war. Aber die Gefallene wusste, dass diese Option so oder so nicht bestanden hätte. Doch auch dieser Gedanke verflog schnell, als sie schwere, polternde Schritte hinter sich hörte. Brand sah schon, was da auf sie zukam und grunzte nur. Und auch Morgana verdrehte die Augen bei dem Anblick der sich ihr bot. Ein großes, in eine schwere Plattenrüstung gehülltes Skelett stand mit seinem breiten Zweihänder vor ihnen. Hinter ihm waren weitere, kleinere – Untertanen, so schien es. Brand seufzte und warf seiner Begleiterin einen kurzen Blick zu. „Dann zeigt mir doch noch einmal, warum genau ihr denn in der Liga seid.“ Mit einem belustigten Grinsen nickte Morgana nur und als hätten ihre Gegner diese Geste verstanden, stürmten sie in demselben Moment auf sie zu. Morgana hatte schon zu oft und gegen zu viele gekämpft, als dass sie sich von solch läppischen Manövern hätte beeindrucken lassen. Mit einer Hand schleuderte sie eine giftgrüne Kugel auf eines der kleineren Skelette, das daraufhin in sich zusammenbrach. Die Knochen lösten sich langsam in einer säureartigen Substanz auf. Ein weiteres war nun direkt vor ihr angekommen und holte mit seinem Schwert aus. Flink drehte sie sich unter dem Hieb weg und stieß mit ihrer in ein violettes Leuchten eingehüllten Faust nach vorne, direkt durch die Brustplatte des Gerippes hindurch. Als sie ihre Hand wieder hinauszog, hinterließ sie ein großes Loch in der Rüstung und dem Brustkorb ihres Gegenübers, das, wie schon sein Vorgänger, in sich zusammenbrach. Ihr nächstes Ziel brach bereits unter den Flammen ihres Partners zusammen und wand sich auf dem Boden, als würde es die Macht des urtümlichen Feuers ersticken können. Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Brand sich mit dem skelettierten General beschäftigte, doch ein Beil, das an ihrem linken Ohr vorbeisauste, lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf andere Dinge zurück. Mit einer Handbewegung entließ sie den violetten Energieball, der auch schon den Stein aufgehalten hatte. Doch das Skelett bewies sich weniger widerstandsfähig und brach beim Aufprall des Käfigs zusammen. Doch es wurden mehr, wie sie feststellte. Inzwischen hatten die untoten Krieger sie umzingelt und wagten immer weiter Vorstöße. Einige schnelle Schritte bewegte sie sich zurück, bis sie die Hitze des Elementars in ihrem Rücken spürte. „Ich weigere mich, in einer kranken Hölle zu sterben!“, rief Morgana mit Macht in ihrer Stimme und hob beide Hände in die Luft. Schnelle Gesten und Stränge aus Energie banden die Skelette nun an sie, behinderten sie in ihrer Bewegung. Unter ihr spürte sie ein unangenehm heißes Prickeln und verstand sofort. Mit einer weiteren Bewegung hüllte sie sich in ihren Schild, gerade noch rechtzeitig, wie es schien, denn unter ihr explodierte der Boden bereits in einem Inferno, dass viele ihrer Gegner in den endgültigen Tod riss. Keinen Moment später knallte es und die Fesseln sprangen, was die restlichen kleinen Skelette zum Fallen brachte. Nun war nur noch der Anführer übrig geblieben. Und dieser war im Gegensatz zu seinen Schergen flink und um einiges stärker – den Hieben seines Zweihänders konnte Brand nur mit Mühe ausweichen. Wieder hob Morgana beide Hände, musste sich jedoch unter einem Stich des Generals hinweg ducken. Knurrend führte sie eine weitere Geste mit ihrer Hand aus, woraufhin sich eine blubbernde, pechschwarze Pfütze unter dem General bildete. An seinen Plattenstiefeln stieg Qualm auf und so wirbelte er zu der Gefallenen, die schon dem nächsten Streich ausweichen musste. Brand sah seine Chance gekommen – eine sengende Woge aus magischer Energie genügte, um seinen Gegner in Brand zu setzen. In derselben Bewegung schleuderte einen Feuerball auf das mächtige Skelett, das beim Aufprall ebendieses zu straucheln begann. Wieder erzeugte er eine flammende Explosion unter ihm, während die Gefallene ihren Käfig schleuderte. Im selben Moment, in dem der Boden unter dem General explodierte, prallte die schwarze Fessel auf und unter einem seltsamen, markerschütternden Schrei fiel auch ihr letzter Gegner in sich zusammen. Ein letzter Nachzügler, der bisher nicht in ihrem Sichtfeld erschienen war, stürzte sich von hinten auf Brand. Oder versuchte es, denn in einer achtlosen Handbewegung explodierte der nun wirklich letzte Gegner. „Hmpf“, machte er gelangweilt. „Ich will mich nicht beschweren, aber das war ja noch einfach.“ „Beschwört nichts herauf“, mahnte ihn die leicht keuchende Morgana, doch ihr Ton wurde milder. „Seid Ihr verletzt?“ Brand schüttelte den Kopf. „Von ein paar Kratzern abgesehen, nein. Ihr?“ „Nichts Neues“, kam es simpel von ihr. Auf der gegenüberliegenden Seite öffnete sich eine schwere Tür. „Nun… lasst uns weitergehen.“ In der Hoffnung, dass sie bald das Ende ihrer Irrfahrt erreichten, setzten sich die beiden wieder in Bewegung. ___________ Bei Illidan hingegen verlief der Kampf weniger glorreich – abermals wurde er gegen die Wand geschleudert. Sein Körper war schweißüberströmt, doch abgesehen von einigen kleineren Schürfwunden waren da keine Verletzungen. Eigentlich wunderte es ihn, dass dieser Theron – der wider sein eher freizügiges Auftreten ein mehr als unangenehmer Gegner war – ihn nicht schon längst erledigt hatte. Er hatte immerhin mehr als einmal die Chance dazu gehabt. Seine Zauber schienen überhaupt keine Wirkung erzielt zu haben – dafür war der Blutelf umso schlagkräftiger gewesen. Wie sich sein Tod in der Hölle auswirken würde, wusste er nicht. Wobei er vermutete, dass er zwar nicht noch einmal sterben würde, sondern einfach nur ekelhafte, auf jeden Fall zu vermeidende Schmerzen erleiden würde. Das Geräusch von Therons Schritten brachte ihn zurück in den Kampf. Hastig rappelte er sich auf, schwankte jedoch. „Nun“, begann Theron und blieb nur ein kurzes Stück von ihm entfernt stehen. „Habt Ihr genug? Wir könnten ja etwas… aushandeln.“ Er musste keine Sekunde überlegen, um Therons Vorschlag zu erraten. Aber er konnte nicht mehr. Und wenn er zwischen endlosen Schmerzen und endloser Beschämung wählen konnte, dann war ihm letzteres lieber. „Sprecht“, murrte er kurz angebunden. Doch der Blutelf sagte nichts weiter, sondern ließ sein Schwert fallen, ging direkt auf Illidan zu und drückte ihn mit Gewalt gegen die Wand. Keine Sekunde später fühlte Illidan die Lippen seines Gegners auf seinem Mund, die ihn in einen gierigen Kuss verwickelten. Innerlich kämpfte der Dämonenjäger mit Abscheu, doch es war Zeit, seinen Mann zu stehen – Weglaufen war keine Option mehr. Bei jeder Berührung durch Therons Hände fuhr ihm ein Schauer durch den Rücken, aber den Blutelf schien es nicht zu stören – im Gegenteil, mit jedem Mal schien dieses Ding sich näher an seinen Brust zu pressen. Der Kuss wurde gebrochen und angewidert musste der Dämonenjäger feststellen, dass der Blutelf nach einer seltsamen Mischung aus Blutdistel und Mondbeeren schmeckte. Um dem nächsten Kuss auszuweichen, drehte er seinen Kopf weg, doch sein Peiniger nutzte es und bearbeitete seinen Hals mit gierigen Lippen. Während Theron sich nun mit ekelerregender Begeisterung seinem Hals widmete, fiel sein Blick auf das am Boden liegende Schwert hinter diesem – und da schoss ihm eine Idee durch den Kopf. Mit gespieltem Genuss legte er seine Arme um den Elfen und er fühlte, wie dieser mit einem wohligen Brummen reagierte. Mit äußerster Vorsicht bewegte er seine Finger und das Schwert erhob sich in die Luft. Im selben Moment ließ Lor’themar auch von seinem Hals ab. „Das macht doch Spaß, oder?“, fragte er und strich mit einem Finger in der Nähe von Illidans Hosenbund herum. Der Moment war gekommen, das wusste Illidan. Er zog seine Hand ruckartig zurück und das Schwert flog mit atemberaubendem Tempo auf den Blutelfen zu und stach mitten durch seinen Rücken. Die Klinge trat aus der Brust heraus und berührte die Illidans, während sie diese gleichsam mit Blutspritzern übersäte. Für einen Moment herrschte Stille, während Theron ihn mit fassungsloser, hasserfüllter Miene ansah. Doch dann ließ der Druck gegen seine Brust nach und sein Gegner fiel mit einem leidenden Röcheln zu Boden. Mit zwei Bewegungen warf er Theron auf den Bauch, mit einer weiteren bewegte sich das Schwert noch einmal und beendete es. „Auf Eure Frage hin“, kam es leise, mit unterdrückter Wut von Illidan, „es hat Spaß gemacht, ja.“ Mit so viel Wucht wie möglich trat er auf den am Boden liegenden Körper ein. Als dieser nicht einmal mehr zuckte, zog Illidan mit selbstzufriedenem Gesichtsausdruck das Schwert aus Therons Rücken. Arthas würde sich sehr über ein kleines Präsent freuen. Unter einem verhängnisvollen Surren öffnete sich ein Portal am anderen Ende des Raumes. „Was für eine Überraschung“, kommentierte Illidan und bewegte sich mit großem Unwillen, das Schwert in der linken Hand haltend, auf das Portal zu. ___________ Angespannt stand Arthas an einer Tür, die zu Jainas privaten Gemächern zu führen schien – die Laute, die aus dem Raum drangen, ließen ihm keinen Zweifel daran, was sie und der Orc da gerade trieben. Es machte ihn wütend, auch wenn das nur eine billige Nachahmerin war, die dort drin mit dem Kriegshäuptling kopulierte. Doch neben seiner unbegründeten Rage, war da vor allem die Neugierde – er wollte WISSEN was dort drin vor sich ging und es war ihm kaum möglich, diesen Drang zu unterdrücken. Und so besiegte der Wissensdrang im Endeffekt das bessere Wissen – und vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt, und warf vorsichtig einen Blick hindurch. Erst sah er zwar nicht viel, doch der zweite Blick genügte, um Jainas Körper über dem des Orcs auszumachen. Mit einem lüsternen Stöhnen bäumte sie sich auf und warf den Kopf in den Nacken, ihr blondes Haar wild um sie wabernd, als würde ein Windstoß es in der Luft halten. Es widerte den ehemaligen Lichkönig an. Auch der Orc begann zu stöhnen, während die eindeutigen Bewegungen seines Unterleibes innehielten. Gerade als er sich zurückziehen wollte, um sich in irgendeine Ecke erbrechen zu können, sah der Kriegshäuptling an Jaina vorbei und blickte Arthas direkt in die Augen. Einen Moment lang herrschte, abgesehen vom zufriedenen Schnurren der Zauberhexerin an Thralls Brust, eine unangenehm beunruhigende Stille. Doch schnell änderte sich das. „Jaina“, begann Thrall ruhig, „entweder, du hast mich angelogen, was deinen Plan angeht, oder aber, ich fantasiere. Denn dein ehemaliger Geliebter steht direkt vor der Tür.“ Die Angesprochene sprang, als wäre sie vom Blitz getroffen, auf und wirbelte herum. Mehrere Emotionen konnte er im Gesicht der Magierin ablesen, vor allem Schock. Doch auch Wut und zu seiner Überraschung etwas Liebevolles. Aber er wusste, dass, egal was hier passieren würde, er auf jeden Fall verschwinden sollte. Leider aber war das entkommen schwer, denn ein plötzlicher Windstoß ließ ihn in den Raum stolpern. Thrall war inzwischen aufgesprungen – immer noch so, wie die Natur ihn geschaffen hatte –, hatte sich hinter ihm positioniert, ihn schneller als er reagieren konnte hochgezogen und seine Arme in einem schmerzhaften Winkel verdreht. Jaina hatte sich in ihre Bettdecke gehüllt und kam zögerlich auf ihn zu. „A… Arthas? Wie?“, begann sie. Arthas wusste nicht warum, aber ihr liebevoller und sehnsuchtsvoller Unterton erzeugten Übelkeit bei ihm. Die Gefühle waren keinesfalls falsch, aber die gesamte Person war es. „Ich würde Euch liebend gerne antworten, doch das Gemächt Eures Stechers drückt unangenehm gegen mich“, brachte dieser bissig heraus. Nach einer Handbewegung Jainas ließ der Orc ihn ohne Umschweife los und griff sich seine Hose, die er schnell überstreifte. „Seid vorsichtig, Mensch“, knurrte der Orc nur auf seine Worte hin, doch schnell brachte ihn die Zauberhexerin zum verstummen. „Nun sag es mir, Arthas“, beharrte sie und ging einen Schritt auf ihn zu. Er merkte, dass sie probierte, möglichst viel Abstand zu halten. Schlaues Mädchen. „Die absurdesten Ereignisse“, kommentierte er gespielt gelangweilt. „Das absurdeste dieser Ereignisse seid ihr beiden Turteltäubchen.“ Doch der Kriegshäuptling schien sich nicht für solche Spielchen zu begeistern. „Spuck es aus, verdammt!“, knurrte er bedrohlich und fuchtelte mit dem Doomhammer vor seinem Gesicht herum. „Es war genug Arbeit, Euch zu töten, da kann man doch erwarten, dass es bei einer Wiederbelebung genauso aussieht.“ „Glaubt mir, DAS denken viele“, entgegnete Arthas düster. Er musste hier weg. Der Orc bedrohte ihn weiterhin mit dem legendären Hammer, die Zauberin wurde von einer Aura der Macht umwallt, doch das war nicht der Grund. Diese gesamte Konfrontation… er wünschte, dass das alles nie geschehen wäre. Damit meinte er nicht nur die Ereignisse nach der seltsamen Teleportation; nein, er dachte dabei an das, was man wohl einen wortwörtlichen Höllentrip nennen konnte. Es hatte an ihm genagt, mehr psychisch als physisch, doch die tiefen Augenringe zeugten von der Erschöpfung, die die Geschichte hinterlassen hatte. Er wollte das alles nicht erleben, ob es nun Wirklichkeit werden würde oder nicht, das war irrelevant. Das einzige, was er sich wünschte, war seine Ruhe. Doch sie schien ihm ja nicht vergönnt zu sein. „Ich bin dieser Spiele leid“, kam es wütend von Thrall und er wandte sich zu Jaina. „Entscheide dich jetzt endlich – ich oder er!“ Die Magierin war eindeutig überfordert mit diesem Ultimatum. „Wie soll ich?!“ Sie hielt sich mit einer Hand den Kopf und legte eine wehleidige Miene auf – so falsch, dass sogar der tumbe Orc es erkannte. „Nein, Jaina, so geht es nicht weiter. Seit bald zehn Jahren liegst du mir damit auf den Ohren.“ Er legte eine schrille Stimme auf. „Oh, Thrall, ich weiß nicht, was ich machen soll, ich will Arthas zurück! Oh, Thrall, es ist zum Verrücktwerden, ich komme nicht von ihm los! Thrall, wie soll ich mich nur entscheiden! Thrall, ich schlafe zwar mit dir, doch da sind keine Gefühle, denn ich trauere immer noch dem Schatten eines Mannes nach, der seine Gefühle mir gegenüber schon vor mehr als einem Jahrzehnt hinter sich gelassen habe, während ich dumme Kuh es nicht einmal für einen Tag schaffe, ihn zu vergessen!“ Thrall keuchte, anscheinend erschöpft von dieser wilden Aufzählung. Arthas konnte nicht anders, als dieses Schauspiel interessiert zu beobachten. In einer wilden Bewegung kam Jaina auf den Kriegshäuptling zu. „Und du? Du bist ein jämmerlicher kleiner Wicht, der es innerhalb seines gesamten Lebens nicht geschafft hat, eine Frau seiner eigenen Rasse zu finden, die ihn sowohl sexuell als auch charakterlich anziehend findet und fristest dein Dasein als schlappschwänziger Liebhaber einer Magierin, die du gerade so treffend in ihren charakterlichen Macken beschrieben hast!“ „Macken? Macken?! Das sind keine Macken, das grenzt schon nahezu an Wahn!“ „Du kennst dich mit Wahn ja wunderbar aus, wenn man bedenkt, dass du den Geist eines toten Menschenmädchens siehst.“ Der Todesritter konnte nicht mehr an sich halten und brach in lautes Gelächter aus. Die beiden Streitenden blickten ihn wutendbrand an, doch es kümmerte Arthas herzlich wenig. Doch schnell wurde ihm klar, dass es wohl keine gute Idee gewesen war, die beiden auszulachen, denn ein magischer Blitz sauste an seinem Ohr vorbei. „Und du bist Schuld an alldem! Du allein, Arthas, hast mein gesamtes Leben zerstört!“, schrie Jaina und ließ beinahe ihre Decke fallen. „Es tut mir schrecklich leid, wenn ich euch jetzt störe“, mischte sich eine für den ehemaligen Lichkönig, der soeben die amüsante Situation kommentieren wollte, bekannte Stimme ein und er wandte sich in Richtung der anderen Tür, in der niemand anderes als Illidan Stormrage, der ein reich dekoriertes Langschwert geschultert hielt, stand, „doch leider haben Arthas und ich noch eine Verabredung.“ „Ich habe dir doch gesagt, dass er nichts mehr von dir will!“, schrie Thrall Jaina an, die wie vom Donner gerührt dastand. Arthas kicherte stumm vor sich hin. „Illidan Stormrage? Bleibt denn gar niemand mehr tot?!“, kam es dann vollkommen schockiert von der Zauberhexerin. Keiner machte sich die Mühe, diese Frage zu beantworten. Stattdessen stürzte sich der Kriegshäuptling auf den Dämonenjäger, der diesen jedoch nur mit einer Handbewegung von ihm wegschleuderte. Für einen Moment sah es so aus, als würde der Orc fallen, doch er schaffte es gerade noch sein Gleichgewicht zu halten und kam schlitternd in einer Ecke des Raumes an. Kommentarlos warf Illidan Arthas das Schwert zu, welches dieser ohne Mühe auffing und kurz in den Händen abwog, bevor er ihm anerkennend zunickte. Jaina hatte sich inzwischen wieder gefangen und murmelte einige Worte, woraufhin einige Wasserelementare aus dem Nichts erschienen und sich sofort in Richtung des Dämonenjägers machten. Dieser hob nur zweifelnd eine Augenbraue, bevor er einige wilde Gesten durchführte und die Elementare zu Eis erstarren ließ. Arthas nutzte diese Chance, sprang geschickt zwischen die eingefrorenen Geister und wirbelte die lange Klinge einmal um sich. Die Elementare zersprangen in kleine Brocken, die klirrend auf dem Boden aufkamen. Aus dem Augenwinkel konnte er sehen, wie Thrall auf ihn zugestürmt kam und gerade noch rechtzeitig schaffte er es, sich umzuwenden und einen Hieb des berüchtigten Doomhammers abzublocken. Hastig ging er einen Schritt zurück, drehte sich um die eigene Achse und probierte einen Seitenhieb auf dem Orc zu landen, doch dieser wich aus, streckte seine Hand aus und ließ einen Frostschwall auf Arthas los. Arthas grinste grimmig und schüttelte kurz den Kopf. Dieser Zauber des Kriegshäuptlings hatte kaum Auswirkungen auf ihn gehabt. Er war immerhin mal Lichkönig gewesen. Er hatte für Jahre seinen eisigen Würgegriff über Northrend aufrechterhalten. Da konnte auch solch jämmerliche Schamanenmagie, wie Ner’zhul sie zu seine bemitleidenswerteren Zeiten mal genutzt hatte, ihm nichts anhaben. Illidan fertigte inzwischen gekonnt Jaina ab, der schon der Schweiß auf der Stirn stand. Nur mit Mühe schaffte sie es, die arkanen Belagerungen des Dämonenjägers abzublocken, der jedoch nicht in seinem Bestreben nachzulassen schien, sie vom Antlitz der Welt zu tilgen. Ihr Haar bewegte sich wild um sie umher, als sie zu einem erneuten Zauber ansetzte. Illidan war klar, dass sie wohl dasselbe vorhatte wie er, denn die Magie, die sich um sie herum sammelte, war gewaltig. Schnell versuchte er, so viele magische Schutzwälle wie nur möglich um sich herum aufzubauen. Doch Jaina hatte ihre Vorbereitungen bereits beendet. Ein gigantischer Feuerball, größer als sie selbst, schoss auf den Dämonenjäger zu, dessen Augen sich aus Überraschung, wohl auch ein bisschen aus Angst, weiteten. Als ihr Geschoss aufprallte, explodierte alles – die Druckwelle fegte nicht nur sie, sondern auch die beiden anderen Kämpfenden von den Füßen, steckte Teile des Bettes und des Schrankes in Brand. Der Raum war voller Rauch und dort wo Illidan gestanden hatte, war er so dicht, dass Durchblicken unmöglich war. Mit einer kurzen Geste der Magierin verzog sich der Rauch von dieser Stelle in eine andere Ecke des Raumes. Geschockt musste Arthas feststellen, dass Illidan nicht mehr da war und schnell rappelte er sich auf. Siegessicher wandte sich die Magierin schon zu ihm und auch der Orc nahm wieder eine Kampfposition ein. In Abwehrhaltung bewegte sich Arthas langsam nach hinten, während seine Gegner mit jedem Schritt näher kamen. „Es braucht mehr als Feuer, um mich hier zu besiegen“, drang dann die Stimme des Elfen in die Ohren aller Anwesenden, der erst geisterhaft neben der irritierten Magierin erschien, nur um immer festere Umrisse anzunehmen. Der Kriegshäuptling wirbelte abermals herum und rannte auf ihn zu, während Arthas den Dämonenjäger dunkle, mächtige Worte sprechen hörte, die selbst ihm einen Schauer über den Rücken jagten. Dann machte er eine reißende Bewegung mit seinen Armen und die Zauberhexerin neben ihm, die gerade mit einem Gegenzauber begonnen hatte, wurde in Stücke gerissen. Arthas hörte nur das Blut spritzen, konzentrierte sich jedoch nicht darauf, sondern stieß zu dem Orc vor, der in seiner Hast, die Magierin zu beschützen, seine Deckung vernachlässigt hatte, und enthauptete ihn mit einem präzise geführten Hieb. Der dumpfe Aufprall des Kopfes gefolgt vom Körper seines Besitzers und das Knistern der langsam erstickenden Flammen waren für einen Moment die einzigen Geräusche, die man hörte. „Illidan, was geht hier vor?“, fragte er den Dämonenjäger, der eine Hand zur Faust ballte und die Flammen endgültig löschte. Erschöpft setzte sich Illidan aufs Bett. „Ich erkläre es dir später. Erst einmal müssen wir hier gleich weg.“ Arthas verdrehte die Augen. Er war natürlich immer der Letzte, der Informationen bekam. „Was hast du eben eigentlich gemacht?“, hakte er dann stattdessen nach und besah sich erst jetzt im Detail, wie mitgenommen der Elf doch war. „Nun, bevor ich hierhergekommen bin, hatte ich einen netten Plausch mit niemand geringerem als Lor’themar Theron, dem ich auch dieses schöne Schwert abgenommen habe.“ Kurz breitete sich Ekel in Arthas aus, doch schnell wurde ihm die symbolische Bedeutung dieser Waffe klar, denn die Erniedrigung, die er in der Geschichte durch den Lordregenten erhalten hatte, machte diese Klinge zu einer würdigen Trophäe. „Und eben gerade… nun, meine Schilde haben die Explosion zum größten Teil aufgehalten. Dann habe ich mich schnell in der Rauchwolke unsichtbar gemacht und auf einen unachtsamen Moment gewartet. Das Ergebnis liegt hier auf dem Boden.“ Arthas grunzte belustigt auf. „Musstest du so eine Schweinerei machen?“ „Es gibt keine Möglichkeit, einen Magier besser zu vernichten, als ihn vollkommen zu zerstören“, entgegnete Illidan ruhig, schmunzelte jedoch dann. „Außerdem bist du auch nicht viel sauberer gewesen.“ Für einen Moment lachten sie beide. „Was nun?“, fragte Arthas, nachdem wieder Ruhe eingekehrt war. Doch seine Frage beantwortete sich nahezu von selbst, denn bei der Tür, durch die Arthas den Raum anfangs betreten hatte, öffnete sich ein violettes Portal. „Gehen wir einfach hindurch, bis jetzt haben mich diese Dinger immer ans Ziel gebracht“, murmelte Illidan abwesend und erhob sich ächzend. Gemeinsam schritten sie durch das Portal. ___________ „Das ist doch frustrierend“, meckerte die Gefallene in den Raum hinein, während sie und Brand immer noch durch die Gänge der Höhlen wanderten. „Musstet Ihr unbedingt diese Fee einäschern?“, erkundigte sie sich missmutig bei dem Feuerelementar. Der hob defensiv die Hände. „Ich habe mich um unser Wohlergehen gesorgt!“ „Sie hat uns mit den Worten ‚Fürchtet euch nicht, ich werde euch helfen‘ begrüßt und Ihr habt sie nicht einmal ausreden lassen“, antwortete sie trotzig. Sie waren auf ihrem Weg durch ein weiteres Tor getreten, hinter dem besagte, blondhaarige Fee auf sie gewartet hatte. Und ihr barmherziger Mitstreiter hatte ohne Umschweife ihre Chance zerstört, aus diesem Labyrinth zu entkommen. Wieder schwiegen sie einige Minuten und kamen an einem weiteren Tor an. Skeptisch beäugten sie das gigantische, verschlossene, mit fremdartigen Runen bestückte Portal vor ihnen. „Ich hoffe sehr, dass das endlich der Ausgang ist“, murrte die Gefallene und hob ihre Hand beinahe zeitgleich mit Brand. Beide sandten einen Stoß ihrer eigenen magischen Energie aus, woraufhin die Runen auf dem Portal orange und violett zu glühen begannen. Kurz ging ein Surren von ihnen aus, bevor sich das Tor vor ihnen zu beiden Seiten hin öffnete. Das Innere dieses Raumes war ein krasser Gegensatz zum Rest der Höhle, denn hinter der Tür war der Boden mit hellem Stein ausgedeckt. Kunstvoll gearbeitete Säulen, die bis zur Decke reichten, bildeten eine Art Gang direkt auf einen am Ende der Halle stehenden Bogen aus violettem Metall hinzu. Innerhalb des Bogens schien eine Art Wasserfall aus Energie zu fließen, der den gesamten Raum in einem sehr hellen, jedoch nicht blendenden Licht erfüllte. „Scheint so, als würden wir dieses Mal nicht enttäuscht werden“, kam es freudig von Morgana, die schon in den Raum hinein hastete. Brand folgte ihr in gemächlicherem Tempo. „Seid vorsichtig, wir wissen nicht, was hier auf uns wartet“, murmelte er, während er in allen Ecken des Raumes nach einem weiteren Gegner spähte. Gerade als die Gefallene vor dem Portal zum stehen kam, knallte es zwischen dem Säulenpaar neben dem sie stand. In Kampfpose sahen sie, wie sich ein Portal bildete, kleiner als das, das am Ende des Säulenkorridors auf sie wartete. Es dauerte einige Sekunden, bis es vollkommen materialisiert war. Dann erschien ein Bein aus dem Portal und setzte vorsichtig einen Huf auf dem Boden, als wolle die Person testen, dass der Boden auch wirklich fest war. Morgana erkannte sofort, wem dieses Bein gehörte. „Nicht angreifen! Ich glaube, das ist Illidan“, hielt sie ihren Mitstreiter an, der bereits stärker zu lodern begonnen hatte. Ihre Ahnung erwies sich als richtig, als dem Bein ein muskulöser, mit magischen Zeichen übersäter Körper folgte und letztendlich auch der gehörnte Kopf des Dämonenjägers aus dem Portal tritt. Für einen Moment sah er sich desorientiert um. Dann pfiff er anerkennend. „Das sieht doch mal vielversprechend aus“, kommentierte er und bemerkte erst jetzt, dass noch andere Personen im Raum waren. Seine Miene hellte sich ungemein auf, als er die beiden Liga-Champions sah. „Morgana, Brand! Endlich haben wir euch gefunden!“ Hinter ihm trat auch Arthas aus dem Portal. Beide sahen mitgenommen aus, jedoch kaum in einer bedrohlichen Verfassung. „Lasst uns hier hindurch gehen“, unterbrach Brand dann die Rührseligkeit dieser Szenerie. Er war nach Morganas Warnung zum Portal gegangen und hatte einige Zauber gewirkt. „Ich habe es auf jeder mir zugangsfähigen Ebene überprüft und das hier scheint wirklich nach Runeterra zu führen.“ Murrend hielt er inne. „Wobei es für mich keinen Unterschied macht, denn ich werde direkt in meinem Gefängnis auftauchen. Aber gut, das scheint wohl aufs Erste unausweichlich zu sein. Also, lasst uns jetzt…“ „Halt!“, fuhr Arthas dazwischen. „Bevor wir in eure Welt gehen, sagt mir erst, was das hier ist!“ Der Todesritter deutete wild in den Raum hinein. „Wir sind Karikaturen von Personen entgegengetreten, die in unserer Welt existieren und jetzt sind wir in irgendeinem Dom und treten gleich durch ein Portal in eine andere Welt!“ „Gut, ich werde das ganze hier einmal aufzuklären versuchen“, entgegnete der Feuerelementar zunehmend ungeduldig. „Was das hier genau ist, kann ich nicht sagen, weil ich es nicht weiß, doch insgesamt ist das alles hier, diese Höhlen, die Orte an denen ihr beide wart, eine Paralleldimension zu eurer Welt, die sowohl durch die Geschichte als auch durch eure Kommentation des Ganzen entstanden ist. Das Ganze entstand vermutlich schon relativ früh – MSTings setzen magische Energien frei, die sich auf keine uns bekannte Logik stützen.“ „Den Teil mit den MSTings hat Illidan mir auch schon vermittelt“, antwortete er und nickte kurz, wurde dann jedoch wieder skeptisch. „Aber was ist das mit den Personen? Wieso sind sie vollkommen… anders?!“ „Dazu wollte ich ja gerade kommen“, fuhr Brand störrisch fort. „Wie Ihr euch vielleicht denken könnt – oder vielleicht auch nicht, denn ich beginne in diesem Moment wieder an Eurer geistigen Kompetenz zu zweifeln –, ist es kaum von einer Paralleldimension zu erwarten, dass sie verharrt und nichts tut, also nur auf den Moment wartet, an dem die identischen Personen der richtigen Dimension in die falsche kommen. Das ist schlechthin unrealistisch. Doch sollte man nicht vergessen, dass diese Dimensionen zwar durch das MSTing geschaffen sind, also sich grundsätzlich auf das ‚Original‘ beziehen, also tritt die Änderung erst in dem Moment und an den Personen auf, die während des MSTings behandelt werden.“ „Das ist auch der Grund, warum Lor’themar in einem pinken Spielzimmer war und mich beinahe vernichtet hätte.“ Der Dämonenjäger sah leicht beschämt zur Seite, während Morgana ihm einen überraschten Blick schenkte. „Sollte ich dann nicht eigentlich schon wieder… nun, gelebt haben?“, fragte Arthas dann argwöhnisch nach einem Moment der Stille und versuchte sich alles genau einzuprägen. Brand runzelte die Stirn. „Euer Eindringen hat höchstwahrscheinlich den falschen Arthas verdrängt. Oder aber, die Abfolge hat sich durch die Kommentation anders ereignet, als die Handlung der Geschichte es bestimmt hatte. Das ist schwer zu sagen, vielleicht habt Ihr auch einfach nur irgendwo geangelt und Euch ein wenig Ruhe gegönnt.“ Brand seufzte und schüttelte missbilligend den Kopf. „MSTings sind zäh in der Theorie und alles außer vorhersehbar – deswegen ist das alles nur recht… schematisch. Wichtig ist auf jeden Fall, dass wir bald von hier verschwinden, denn ohne die Energie, die das MSTing aussendet, kann diese Dimension nicht auf ewig bestehen, verschwindet einfach wieder. Und wenn wir dann noch hier wären, dann würden wir nicht mehr existieren.“ Arthas schluckte kurz. Doch eine Frage lag ihm noch auf der Zunge. „Werde ich… leben? Ist das überhaupt möglich?“ Brand schien eine Weile angestrengt nachzudenken. „Ich denke, dass ihr leben werdet, ja“, antwortete er dann und zuckte mit den Schultern. „Ihr müsst es Euch so vorstellen: Eure Seele kehrt von der Hölle in eine andere Welt – Ihr hättet also keinen Körper. Doch desto mächtiger eine Wesenheit zu Lebzeiten war, desto leichter ist es für diese, sich ihren alten Körper zurückzubilden. Allein schon dieser Spießrutenlauf hätte wohl jeden mit mangelndem Talent vernichtet. Ich vermute, es bedürfte nur einige Stunden, um euch beide wiederherzustellen. Im Notfall könntet Ihr außerdem einen Wirtskörper in Besitz nehmen und diesen nach Euren Maßstäben modellieren. Mit entsprechender magischer Unterstützung werdet ihr auf jeden Fall einen Körper besitzen.“ Arthas seufzte und nickte kurz darauf schwer. Viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher, doch er hatte nichts zu verlieren – er war bereits tot. Das konnte er riskieren. „Nun gut“, kam es dann von ihm, „lasst uns gehen.“ Gemeinsam gingen sie auf das Portal zu. Vor dem letzten Schritt fühlte Arthas, wie sein Herz ein wenig schneller zu schlagen begann. Doch es gab kein Zurück mehr. Kurz bemerkte er, dass es nie ein Zurück gegeben hatte. Entschlossen trat das ungleiche Quartett durch das Portal und verschwand. ________________________________________________________________ [Nachwort] : „So sei das MSTing beendet.“ \°o°/ Arthas: „Euer letztes, wie ich nur hoffen kann.“ Sylvanas: „Zu Euren Gunsten. Nur um es einmal gesagt zu haben.“ : „Ja, ja… ich weiß, also lasst mich in Frieden, ihr Höllenbruten!“ Arthas: *zuckt mit den Schultern* „Ich glaube, Ihr habt Eure Lektion gelernt.“ *geht mit Sylvanas aus dem Raum* : *versichert sich, dass sie weg sind* „Höhö, das war sicher nicht mein letztes MSTing!“ Ò__Ó „Meine lieben Leser, ich hoffe, es hat euch gefallen und in jeder Hinsicht befriedigt! Nehmt mir die homoerotischen Szenen nicht übel, denn diese sind hierbei wichtig gewesen. Lor’themar Theron bietet einfach zu viel Angriffsfläche. Ich hoffe, dass wir uns bald wieder lesen werden und dass ihr den Glauben in die werte MSTing-Gesellschaft nicht verliert!“ *verbeugt sich und geht in den Schatten* [/Nachwort] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)