Du hast dich verändert von usagi_san ================================================================================ Kapitel 8: Nachdenken --------------------- Hatte sein Bruder etwa grade alles gesehen? Immer noch auf dem Flur in Richtung Seitenausgang stehend, befand sich Seto weiterhin mit seinem kleinen Bruder konfrontiert. Mokuba hat es also gesehen? Dabei war sich Seto absolut sicher, dass der Kleine eigentlich einen Stockwerk höher beschäftigt sein sollte. Doch warum musste es gerade heute nicht so sein? Denn auch wenn er seinen Bruder über alles liebte, hieß das ja nicht, dass Mokuba gleich alles wissen oder sehen musste… „Noch anwesend, Seto? Es ist schon okay“, kam es von Mokuba. „Isses nich…“, nuschelte der Firmenchef vor sich hin. „Ach, meinen Segen habt ihr jedenfalls.“ Diesen Satz unterstrich Mokuba mit einem breiten Grinsen und dann ließ er seinen Bruder einfach stehen. Auf dem Weg zurück zu seinem Posten, kam der kleine Kaiba aus dem Schmunzeln nicht mehr raus. Insgeheim hatte er sich schon sowas gedacht. Er hatte es Seto nie erzählt, aber schon länger hegte er den Verdacht, dass Joey für seinen Bruder eine größere Bedeutung haben musste. Und was er da eben gesehen hatte, sprach nun eindeutig dafür, dass er mit dieser Vermutung richtig lag. Mokuba wusste zwar nicht, ob es von Joeys Seite auch so war, aber bei Seto gab es nun keine Zweifel mehr. Und er wünschte sich, dass aus den beiden was werden würde. Seto, immer noch etwas pikiert davon, dass er gerade bei dieser Sache von Mokuba gesehen wurde, stand noch eine Weile regungslos auf dem Flur herum. Solange bis er seine Gedanken wieder etwas ordnen konnte. Erst mal war es ihm wichtig sich zurückzuziehen. Und Setos beliebtester Rückzugsort war sein Büro. Das konnte er auch mal abschließen oder einfach dafür sorgen, dass ihn keiner stören würde. Und heute wies er den Wachposten vor seinem Büro an, dass nicht mal Mokuba ihn stören durfte, außer in einem echten Notfall. Danach betrat der CEO sein Büro und verriegelte die Tür. Als er sich auf seinem Schreibtischsessel niedergelassen hatte, fühlte er sich wieder etwas wohler. Sozusagen sicherer. Er klappte seinen Laptop auf und schaltete das Gerät ein. In der Hoffnung schnellstens wieder auf andere Gedanken zu kommen, begann er sich nach und nach in seine Arbeit zu vertiefen. Immerhin gab es ja täglich genügend, was erledigt werden musste, um seine Firma am Leben zu erhalten. ~~~ Auf den Straßen von Domino City, in einem nach außen unscheinbaren wirkenden Auto, befand sich derweil ein sprachlos gewordener Joey. Er hatte es nicht mal geschafft dem Chauffeur zu sagen, wo er wohnte oder wo dieser ihn hinbringen sollte. Viel zu sehr war er damit beschäftigt zu verarbeiten, was vor wenigen Augenblicken geschehen war. So bemerkte Joey auch nicht, dass der Chauffeur sehr wohl den richtigen Weg fuhr. Er machte nur einen kleinen Umweg, um wirklich sicher zu gehen, dass sie nicht von irgendwelchen Paparazzi verfolgt wurden. Und Joey? Er konnte es immer noch nicht fassen. DER Seto Kaiba hatte ihn geküsst. G-e-k-ü-s-s-t. Nur, was sollte dieser Blödsinn?! War es überhaupt Blödsinn? Ganz tief atmete Joey ein paar Mal durch und wollt es erst mal bei „es war nur eine Veraschungsaktion von Kaiba" belassen. Der Chauffeur ließ das Auto langsam zum stehen kommen und als Joey ausstieg, sah er, dass vor dem Wohnblock stand in welchem seine Wohnung zu finden war. Wieso kam ihm diese Sache so bekannt vor? Egal. Einfach nur nach Hause, das war ihm jetzt wichtiger als auch noch darüber nachzudenken. Er bedankte sich beim Fahrer und lief dann langsam zum Haupteingang des Gebäudes hin. Zum Glück gab es hier einen Aufzug. Mit Leichtigkeit lief er täglich bis zum dritten Stock die Treppe hinauf. Aber heute war ihm der Aufzug lieber. Er spürte einfach, dass er es in der jetzigen körperlichen Verfassung nicht bis zur letzten Stufe schaffen würde. In seiner Wohnung angekommen, fand er einen Zettel auf dem Küchentisch. Es war eine kurze Notiz, dass sein Vater für ein paar Tage außer Haus sein war. Umso besser, dachte Joey. So hatte er seine nötige Ruhe und die brauchte er auch. Nicht nur wegen seiner Operationsnarbe die verheilen sollte. Nein, auch deshalb um in Ruhe über den Eisklotz nachzudenken, der ihm gerade wieder durch den Kopf schwirrte. So machte er es sich auf seinem Bett bequem und überlegte fieberhaft, wie zum Teufel Kaiba auf die hirnverbrannte Idee kam, ihn zu küssen. Es war bestimmt nur aus Jux, um ihn zu ärgern. Oder? Oder? Aber warum nur, dieses >oderoder<, vor dieser zweiten Möglichkeit. Die da wäre, dass der Firmenchef etwas von ihm – Joseph Jay Wheeler – wollte. Und das im Sinne von Gefühlen und all den Kram. Konnte das wirklich sein? „Nein… der Eisklotz und Gefühle? Das passt nicht zusammen. Der kennt doch nichts anderes außer dass er seinen Bruder liebt.“ Sprach Joey seine Gedanken laut vor sich hin. Aber es wurde ihm nur zu gut bewusst, dass er auf Setos Anweisung hin, in dessen Privatklinik behandelt und operiert wurde. Hatte das etwa mit Gefühlen zu tun? Nein, das war doch nur, weil er verhindert hatte, das Kaiba von der Kugel getroffen wurde. Das hatte nichts besonderes zu bedeuten. Das hätte er doch bei jedem „Helfer“ gemacht. Ganz bestimmt. Kaiba und Gefühle ... auch noch für ihn ... nein, das wäre ja... es wäre... Weiter kam Joey nicht mehr, die Müdigkeit und Erschöpfung hatten ihn wieder eingeholt und sachte schlief er ein. ~~~***~~~ Seit Joey’s Entlassung waren nun ein paar Tage vergangen und der Medienrummel schien sich auch gelegt zu haben. Dennoch traute sich Joey immer noch nicht außer Haus zu gehen, ohne sich eine Kapuze und eine Brille aufzusetzen. Von der Jahreszeit her, passten Kapuzen zu einem Outfit ja ganz gut dazu. Mitten im Sommer wäre das wohl etwas auffällig gewesen. Er war auf dem Weg zum Haus von Yugi. Dort wollte er sich mit ihm und den anderen Treffen. Den Vorschlag in ihr Stammlokal mit dem leckeren Eistee zu gehen, lehnte er ab. Man wusste ja nie, ob doch noch irgendwo ein Reporter herumsaß der es auf Joey abgesehen haben könnte. Mal ganz zu schweigen von den Männern, die eigentlich Kaiba zum Ziel hatten. „Wie schön das du da bist, komm rein.“ Wurde er freudestrahlend von Yugi begrüßt, als er endlich dessen Haus erreicht hatte. Wenig später saßen die vier Freunde zusammen in Yugis Zimmer und plauderten über verschiedenste Themen. Hauptsächlich wurde Joey darüber berichtet, wie das Schulfest gelaufen war, welches er verpasst hatte und welcher Unterrichtsstoff vermutlich in den anstehenden Prüfungen dran kommen würde. Irgendwann führte das Gespräch dann doch zu Joey’s Befinden und zu Kaiba. „Also mal ehrlich Joey, so richtig fit scheinst du ja noch nicht zu sein, oder?“ leichte Besorgnis war aus Tea’s Stimme heraus zu hören. „Jetzt wo du es sagst Tea… er sieht wirklich noch etwas bleich aus um die Nase rum. Der Weg hierher war auch wirklich nicht zu anstrengend für dich?“ Joey schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem möglichst locker wirkenden Lächeln. „Keinen Stress Leute. Ehrlich, es geht mir ganz gut. Der Weg war schon etwas weit, aber die Operation liegt ja schon mehr als ne Woche zurück. Außerdem mag ich es nicht, wenn ihr euch so unnötig sorgen macht. Dass wisst ihr doch.“ Die restlichen drei warfen sich kurze Blicke zu und dann ergriff Tristan wieder das Wort. „Ach übrigens, stimmen eigentlich die Gerüchte um dich und Kaiba?“ Für ne Sekunde entfuhren Joey sämtliche Gesichtszüge. Auf was wollte Tristan da hinaus? Das was geschehen war, das konnte doch keiner wissen!? „Was für….Gerüchte denn?“ fragte er nach und versuchte dabei so unbeirrt wie möglich zu klingen. „Na du weißt doch die Paparrazi waren hinter dir her und irgendeiner von denen hat behauptet, das Kaiba dich absolut Kostenfrei hat behandeln lassen. Also, ist da was dran? Oder hat er dir schon ne Rechnung geschickt?“ Tief im Inneren spürte Joey eine Erleichterung. Die Sache war wohl wirklich von niemanden gesehen worden. Und hoffentlich würde das auch keiner so schnell herausfinden. Obwohl… hatte Kaiba nicht immer und überall Personal herumstehen in seiner Firma? „Hey, noch anwesend?“ Tristan wedelte mit einer Hand vor Joeys Augen herum. „Ja sorry… mein Hirn ist noch etwas langsam weißt du. Und ja es stimmt schon, bisher hat Kaiba noch keine Rechnung geschickt.“ „Aha! Das wäre aber auch ziemlich fies gewesen, immerhin hast du ja deinen Arsch für ihn hingehalten.“ „Tristan, kannst du solche Ausdrücke mal für dich behalten?!!“ schimpfte Tea mit ihm und warf ihm einen grimmigen Blick zu. Ab dieser Sekunde hörte Joey schon gar nicht mehr hin, was noch weiter über Kaiba gerätselt und womöglich gelästert wurde. Ihm wurde bewusst, dass er zum ersten Mal auch überhaupt kein Interesse daran hatte, da mitzureden. Sonst war er da immer dabei, aber heute nicht. Seine Gedanken wanderten wieder zurück zu dem Moment, als Kaiba ihn so flüchtig geküsst hatte. So bekam er nicht mal mit, das Yugi ihn mehrmals ansprach und die anderen darum bat, das Thema endlich zu wechseln. Erst als erneut eine Hand vor seinen Augen herumwedelte, kehrte Joeys Aufmerksamkeit zurück. „Tut mir leid Leute, aber ich glaub ich sollte wieder gehen. Fühl mich doch nicht mehr so fit wie vorhin.“ Daraufhin stand er auf und Yugi begleitete ihn zur Haustür. „Du willst wirklich schon gehen? Soll Großvater dich fahren?“ „Nein, dass passt schon. Also man sieht sich.“ Verabschiedete sich Joey und zog sich Kapuze und Brille wieder auf. Nachdem er ein Stück zu Fuß gegangen war, machte sich langsam die Erschöpfung wieder bemerkbar. So blieb er an der nächsten Bushaltestelle stehen und nahm den Linienbus, der auch in seiner Straße hielt, in welcher er wohnte. Während der Busfahrt fiel ihm ein, dass es ja eine Person gab, mit der er auf jeden Fall reden konnte und es auch endlich tun sollte. Denn egal zu welchem Thema, er wusste, dass sie keinem anderen etwas von ihren Gesprächen ausplaudern würde. Und sie würde ihn niemals auslachen, sondern stets ernsthaft bei der Sache bleiben. Außerdem hatte sie immer für ihn Zeit. Er nahm sich vor, sie gleich am nächsten Tag nach dem Unterricht abzuholen. .... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)