Die vertuschte Revolution von SlytherinPrincess ================================================================================ Kapitel 1: Der Abend vor der Ernte - Teil 1 ------------------------------------------- Alvaros POV: Die Nacht ist bereits hereingebrochen und der bleiche Vollmond scheint vom Himmel. Ganz Distrikt 2 schläft in Erwartung der morgigen Ernte. Niemand hält sich mehr auf den Straßen auf. Niemand. Außer mir. Denn ich bin gerade auf dem Weg nach Hause. Bis gerade eben noch habe ich mit der Familie meiner besten Freundin Lily die letzten Dinge vor den Hungerspielen geregelt, denn ich weiß, dass ich dieses Jahr selbst teilnehmen werde. Um mich irgendwie um meine jüngeren Geschwister kümmern zu können, habe ich mich Jahr für Jahr für Tesserasteine eintragen lassen und in diesem Jahr landet mein Name sage und schreibe 41 Mal in der Glaskugel. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich für die Spiele auserwählt werde, ist also ziemlich hoch. Ein Seufzen entkommt meiner Kehle und Angst sammelt sich in meinem Inneren, wenn ich daran denke, dass vielleicht ich es bin, der morgen Distrikt 2 verlässt und höchstwahrscheinlich nie mehr zurückkehren wird... Zwar weiß ich, dass Lilys Eltern sich gut um Tonja und Elric kümmern werden, doch habe ich dennoch Angst, was mit ihnen wird, falls sie in ein paar Jahren selbst für die Spiele ausgelost werden sollten... Langsam gehe ich die Straßen entlang und komme wenig später zu hause an. Leise öffne ich die Tür, schließlich will ich Tonja und Elric nicht wecken. Ich überprüfe gewissenhaft jedes Zimmer, ob alle Türen und Fenster verriegelt sind. Nachts ist es auf den Straßen in Distrikt 2 besonders gefährlich. Vor allem in der Gegend, die ich mein zuhause nennen darf. Diebe lauern in vielen Gassen und obwohl die Friedenswächter nachts patrouillieren, kommt es immer wieder zu Überfällen. Nachdem ich alles überprüft habe, gehe ich noch einmal in das Zimmer von Tonja und Elric. Kurz betrachte ich die beiden, wie sie friedlich schlafen, und ein leichtes trauriges Lächeln umspielt meine Lippen. Sollte ich morgen tatsächlich ausgewählt werden, sehe ich sie vermutlich nie wieder... Leise schließe ich die Tür wieder und gehe in unser kleines Wohnzimmer zurück, wo ich es mir auf dem Sofa bequem mache, um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf vor der Ernte zu bekommen. Doch auch dies ist mir nicht vergönnt, denn ich bin hellwach. Rastlos starre ich an die Decke. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Was soll nur aus Tonja und Elric werden, wenn ich in die Arena muss? Ich könnte mir niemals verzeihen, wenn einer der beiden in ein paar Jahren selbst in die Arena müsste. Kopfschüttelnd stehe ich wieder auf. An Schlaf ist gar nicht zu denken. Zu groß sind meine Sorgen um Tonja und Elric... und um Lily... wenn sie auserwählt werden sollte, dann ist sie verloren. Zwar kann sie kämpfen, doch ist sie im Gegenzug auch ziemlich tollpatschig. Nicht auszudenken, was passieren würde, sollte sie auserwählt werden... Meine Schritte führen mich zu einem der kleinen Fenster und ich sehe hinaus in die sternenklare Nacht. Angst macht sich in mir breit, wenn ich an den morgigen Tag denke. Hoffentlich geht alles gut und weder Lily noch ich werden auserwählt. Gedankenverloren fahre ich über die lange Narbe an meiner Brust. Sie stammt aus den Steinbrüchen, in denen ich seit meinem dreizehnten Lebensjahr arbeite. Einige sagen, es wäre ein Unfall gewesen, doch ich weiß, dass es weit mehr als nur ein Unfall war... Ein tiefes Seufzen entkommt meiner Kehle und ich werfe einen Blick auf die alte Uhr an der Wand. Schon halb drei. In wenigen Stunde beginnt bereits das Erntefest und die damit verbundene Auslosung der Tribute. Die Hungerspiele gibt es noch nicht lange. Erst seit sieben Jahren. Seit die Revolution der Distrikte gegen das Kapitol gescheitert ist. Die Revolution, in welcher meine Eltern an der Front mitgekämpft haben. Doch erfolglos. Vor meinen Augen wurden sie niedergestochen. Noch heute wache ich nachts oft davon auf, dass sich die Bilder von damals wieder in meine Träume geschlichen haben. Eine einsame Träne rinnt über meine Wange. Ich vermisse meine Eltern schrecklich. Damals war ich gerade mal 10 Jahre alt gewesen. Und meine Geschwister erst 1 bzw 3 Jahre alt. Schon so früh mussten wir allein zurechtkommen. Hätten uns Lilys Eltern damals nicht aufgenommen, dann... ich glaub, ich will es gar nicht wissen... Seufzend wende ich mich wieder vom Fenster ab und lasse mich wieder auf dem Sofa nieder, als die Tür aufgeht und meine kleine Schwester Tonja ins Zimmer kommt. Rasch stehe ich auf. “Hey, meine Kleine, was ist los?”, frage ich liebevoll, setze mich wieder aufs Sofa und hebe Tonja auf meinen Schoss, welche sich sofort an meine Brust kuschelt. “Ich kann nicht schlafen...”, klagt sie leise. Ich lächle leicht, lege mich aufs Sofa und ziehe sie in meine Arme. “Soll ich dir was vorsingen?”, frage ich leise, obwohl ich die Antwort eigentlich schon kenne. “Jaaa”, bittet Tonja und schmiegt sich noch enger an mich. Kurz räuspere ich mich, ehe ich leise anfange zu singen. “Auf dieser Wiese unter der Weide, Ein Bett aus Gras, ein Kissen wie Seide. Dort schließe die Augen, den Kopf lege nieder, Wenn du erwachst, scheint die Sonne wieder. Hier ist es sicher, hier ist es warm, Hier beschützt dich der Löwenzahn. Süße Träume hast du hier und morgen erfüllen sie sich. An diesem Ort, da lieb ich dich.” Kaum ist der letzte Ton verklungen, ist Tonja auch schon eingeschlafen. Vorsichtig hebe ich sie hoch und trage sie in ihr Bett zurück. Ich hauche ihr einen sanften Kuss auf die Stirn, decke sie zu und verlasse das Zimmer leise wieder. Zurück im Wohnzimmer lasse ich mich schwer auf dem Sofa nieder. Was ist, wenn das das letzte Mal war, dass ich ihr etwas vorgesungen habe? Ich habe Angst. Panische Angst vor der in wenigen Stunden anstehenden Ernte. Schließlich ist mein Name dieses Jahr ganze 41 mal dabei... Ich stütze meinen Kopf auf meine Arme. An Schlaf ist noch immer nicht zu denken. Aber ich muss schlafen. Der Tag wird schon anstrengend genug. Langsam lege ich mich wieder hin und schließe die Augen. Es dauert noch eine ganze Weile, aber letztlich sinke ich doch in einen ruhigen und, diesmal zum Glück, traumlosen Schlaf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)