Festivitenten von SeKaYa (Wir feiern Fälle, wie sie fallen) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Disclaimer: Alle bekannten Namen, Orte, Personen und Begriffe gehören J.K.Rowling. Ein Teil ihrer Ausgestaltung und die Idee/Ausführung gehören jedoch mir. Und Havelock Vetinari gehört Terry Pratchett, genau wie andere Scheibenweltanspielungen. Vorgaben: Ort: Winkelgasse; Wörter: wedeln, Irrwicht, Niffler, Kürbissaft, Eismäuse, Langziehohren, Grimmauldplatz 12, Aberforth, Sanguini, Second Hand Laden, Eulerei Anmerkung: Zu Vetinari sei gesagt, dass er bereits in früheren Geschichten auftaucht und da ein alter Schulfreund (und Mentor) von Severus ist - nur damit keine Verwirrung über seine Herkunft entsteht. Er stammt in dieser Inkarnation nicht von der Scheibenwelt. Falls sich jemand nach der Herkundt des Titels fragen sollte, so ist das eine Wortneuschöpfung aus "Festivitäten" und "Fiesimatenten". Und mir ist bewusst, dass es nach Word 100 Wörter mehr sind als erlaubt - nur das Kürzen hat nicht so ganz geklappt -.- ~*~*~ Festivitenten ~ wir feiern Fälle, wie sie fallen ~ von Se.Ka.Ya./Noir13 ~*~*~ Es war nicht einfach, sich dem Fest zu entziehen, auch wenn er es durchaus versucht hatte. Ein gewisses Verhalten wurde trotz allem von ihm erwartet. Dennoch, ihm war nicht nach einer Feier. Nicht einmal eine Trauerfeier. Er konnte nicht genau sagen, ob ihn die Feierlichkeiten entnervten, verärgerten oder ihn ganz einfach nur langweilten. Es war vermutlich etwas von allem, aber er war, auch wenn man es ihm nicht ansah, größtenteils in leicht depressiver Stimmung. Es war eine Tatsache, dass die Winkelgasse sich verwandelt hatte in der letzten Zeit. Von munterer Einkaufsstraße, zu Geisterstadt, zu Festwiese. Und natürlich waren nicht alle Leute in Feierlaune - es gab genug Leute, die mehr mit Profit beschäftigt waren. Immerhin waren nicht umsonst Marktbuden wie Pilze aus dem Boden gewachsen. Im Vorbeigehen konnte er Stände mit Süßigkeiten sehen - die meisten davon von der Art, wie er sie meiden würde, von Zitronenbonbons über Lakritzzauberstäbe bis hin zum Sommerhit - Eismäuse - war alles dabei. Wenn er sich nicht irrte, dann gehörte der Stand dem Honigtopf, und er konnte einige ihm durchaus bekannte Vampire sehen, die sich, unter einem großen Sonnenschirm, um die Auslage drängten. Offenbar waren es Produkte mit Blutgeschmack, und man war sich nicht sicher, ob es gegen ihr Gelübde verstieß, so etwas zu essen. Immerhin, inzwischen hatten sie alle dem B-Wort abgeschworen, und er konnte sehen, dass zumindest Sanguini sich noch schwer damit tat - er sah weniger auf das Angebot als auf die anderen, menschlichen, Kunden. Er würde es noch lernen. Vetinari seufzte unmerklich und setzte seinen Weg fort. Er hatte das Gefühl, dass die gesamte Zaubererwelt auf den Beinen war. Und alle waren am Feiern oder dabei, andere übers Ohr zu hauen. Kürbissaft wurde zu horrenden Preisen ausgeschenkt, Pasteten zu Wucherpreisen verkauft, und irgendwo hatte er auch schon Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper mit seinen Würstchen gesehen. Vermutlich würden in St. Mungo's heute einige Personen mit Lebensmittelvergiftung eingewiesen. Die Leute sollten es inzwischen aber auch besser wissen. Alles in allem gab es wenig, das unerwartet war. Überall standen Hexen und Zauberer in Grüppchen zusammen, stießen an und freuten sich, und nur eine Handvoll anderer Bewohner der Zaubererwelt hatte sich unters Volk gemischt. Vetinari wusste, dass die meisten Zuhause geblieben waren, denn einerseits betrachtete man sie als Sympathisanten des Dunklen Lords, als gefährlich und natürlich als keine Menschen. Abgesehen von den Vampiren sah er nur ein paar Werwölfe, die sich hier und da durch die Menge schoben, den einen oder anderen Kobold, ein paar Zwerge, die vermutlich nicht als solche erkannt wurden, und ein paar Gestalten, die zwar sein geschultes Auge nicht täuschen konnten, aber ansonsten eher unauffällig waren. Er erkannte sie auch nur, weil er so oft mit ihnen zu tun hatte. Es war deprimierend, wie viele Vorurteile die Leute hatten, obwohl ihr Nachbar einer nichtmenschlichen Spezies angehörte. Man passte sich an und trotzdem bekam man nur Ärger - insbesondere, wenn Dummköpfe wie Fenrir Greyback sich einmischten. Die meisten Werwölfe in Vetinaris Einflussbereich würden ihn sofort lynchen, bekämen sie die Chance. Er beschloss, sich einen Beobachtungspunkt zu suchen, seine Zeit abzusitzen und zu gehen. Er wählte ein kleines Café zwischen einem Secondhandladen und einer Eulerei - ein sehr ruhiges Plätzchen, da es hinter einigen Marktbuden versteckt war. Als er das Café betrat, stellte er fest, dass er nicht der einzige war, der die Ruhe dem Treiben auf der Straße vorzog. Er nickte dem Mann zu - Aberforth Dumbledore, wenn man seine Ähnlichkeit zum ehemaligen Schulleiter von Hogwarts bedachte - und bestellte sich einen einfachen Kaffee. Aberforth musterte ihn eine Weile lang, bevor er sich schließlich zu ihm setzte. "Ich hoffe, es stört Sie nicht", meinte er. Vetinari hob sacht eine Augenbraue. "Kommt darauf an, was 'es' im Detail beinhaltet." "Nur ein wenig Smalltalk." Aberforth schüttelte den Kopf. "Der Barmann ist nicht gerade gesprächig, und auch wenn ich Ruhe zu schätzen weiß, würde ich doch eine kleine Unterhaltung der vollkommenen Stille vorziehen." "Ist das so?" Vetinari nippte an seiner Tasse. "Nun, warum nicht. Es ist nicht so, als hätte ich mehr zu tun, als meine Zeit zu vertreiben." "Ihnen gefällt das Fest wohl nicht?" Aberforth sah aus dem Fenster auf die Straße. "Warum sind Sie dann hier?" "Öffentlichkeitsarbeit. Ich bin dazu verpflichtet, solche gesellschaftlichen Ereignisse zumindest für eine gewisse Zeit mit meiner Anwesenheit zu beehren, bevor ich mich zurückziehen und mich wichtigeren Dingen widmen kann." Aberforth nickte und sie schwiegen eine Weile. "Dieser Vampir da rennt schon zum fünften Mal hier vorbei", bemerkte er schließlich. "Sanguini. Ich denke, er sucht eine Beschäftigung, die nicht beinhaltet, jemanden auszusaugen. Er tut sich ziemlich schwer mit dem Schwarzbandlerdasein." "Das erklärt einiges." Aberforth starrte weiter aus dem Fenster. "Wissen Sie, ob er schon lange Schwarzbandler ist?" "Nun, wenn's hochkommt, dann sind es zwei Jahre. Er hatte gerade den Eid abgelegt, als er in Hogwarts zu einer Feier eingeladen war, wie ich hörte." "Hogwarts." Vetinari warf seinem Gesprächspartner einen kurzen Blick zu. Es war schwer einzuschätzen, wie viel und was dieses eine Wort für Aberforth bedeutete. Immerhin war es der Ort, an dem sein Bruder gearbeitet und gelebt hatte, an dem er ermordet und begraben wurde. Von dieser Seite aus betrachtet war es ein sehr erinnerungslastiger Ort, aber das war er für viele. Man musste nur an die letzte große Schlacht denken. "Sie wissen vermutlich, wer ich bin", sagte Aberforth ruhig. "Es ist ja nicht so, als wäre mein Foto nicht schon öfter veröffentlicht worden. Ich muss nur an dieses Machwerk denken, dass über meinen Bruder geschrieben wurde..." "Nun, die Familienähnlichkeit kommt erschwerend hinzu", meinte Vetinari. "Aber wir könnten uns, wenn es Ihnen besser gefällt, ganz förmlich vorstellen und ich werde so tun, als wüsste ich nicht, wer Sie sind, wenn es Ihnen hilft." Er hielt Aberforth die Hand hin. "Havelock Vetinari." Aberforth schüttelte leicht den Kopf. "Der Patrizier persönlich, eh? Aberforth Dumbledore." Mit einem schmalen Lächeln nahm er Vetinaris Hand. "Der Barkeeper aus dem Eberkopf." "Derselbe." Aberforth schüttelte erneut den Kopf. "Irgendwie ist es lächerlich. Aber wenigstens haben Sie nicht mit Ziegen oder meinem Bruder angefangen..." "Sie haben mich auch nicht als Hunde-Freund bezeichnet, und das, obwohl das bei meinem Namen bereits die bessere Alternative ist." Vetinari nippte erneut an seiner Tasse. "Sie scheinen nicht besonders mit Ihrem Bruder klargekommen zu sein..." Aberforth zuckte die Schultern. "Wem ist das neu? Nachdem diese Kimmkorn herumgewühlt hat wie ein Niffler, weiß sowieso jeder über die Familiengeschichte Bescheid. Selbst wenn sie falsch ist." Vetinari nickte nur. Leute wie Rita Kimmkorn steckten ihre Nasen immer in Angelegenheiten, die sie nichts angingen. Er hatte nichts gegen eine freie Presse, nicht einmal etwas gegen das Motto der Tageszeitung, die er selbst bezog (es war irgendwo zwischen "Die Wahrheit macht dich frei" und "Die Wahrheit macht dich frech" anzusiedeln, und insbesondere letzteres stimmte) - aber wenigstens wusste er, dass sie versuchten, Tatsachen wiederzugeben, selbst wenn sie es immer wieder verbesserten. Für den Moment, in dem es gedruckt wurde, war es die Wahrheit. Von dem, was Rita Kimmkorn schrieb, konnte man es nur alle Jubeljahre einmal behaupten. Und dann auch nur, weil es eine Halbwahrheit war. Er konnte sich gut vorstellen, dass sie für einige Leute die Gestalt war, die ein Irrwicht annahm. "Was sagen Sie zu der Feier?", fragte Aberforth nach einer Weile. "Ich meine, abgesehen davon, dass Sie offenbar nicht zur Festgesellschaft gehören." "Überflüssig, für den größten Part." Vetinari neigte leicht den Kopf. "Ich persönlich finde nicht, dass es einen wirklichen Grund zu feiern gibt. Natürlich, der Krieg ist vorbei, aber deshalb feiern?" Aberforth musterte ihn. "Soweit ich informiert bin, haben sich Ihre Leute doch größtenteils herausgehalten?" "Ja. Größtenteils. Einige Teile mehr als andere." Aberforth schien darüber nachzudenken, insbesondere über den Nachsatz. Vetinari ließ ihn. Es war eine Sache, eine Gruppe von Individuen durch eine solche Zeit zu lotsen, ohne dass zu viel passierte. Es war nicht schwierig, wenn man wusste, wie man sich aus der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit entfernte, eine Fähigkeit, die er durchaus verperfektioniert hatte. Während die Geschäftsstraße der Winkelgasse Schauplatz einiger Unruhen wurde, war die Nockturngasse und der Teil der Winkelgasse, der den meisten eher unbekannt war - das Wohngebiet, unter anderem -, vollkommen ruhig geblieben. Eine einfache Sache von Verständnis für die Maschine - gib ihnen keinen Grund, Unruhe zu vermuten, und du hast keine Probleme. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich für den Grund dafür fragen. "Darf ich fragen, was genau Ihnen so aufs Gemüt schlägt?" Aberforth zeigte aufrichtiges Interesse, aber Vetinari hielt es für unklug, mit ihm über den Grund für seine Gemütslage zu reden. Er bezweifelte sowieso, dass Aberforth ihn verstehen könnte. "Kannte ich die Leute?" Vetinari schwieg. Es war jedoch nicht sein übliches Schweigen der Marke "Erzähl mir alles, damit du die Stille füllst". Es war ein normales Schweigen, und das sagte bereits mehr aus, als Vetinari lieb war. "Muss ich annehmen, dass es Leute aus der Sparte waren, die die Allgemeinheit eher meidet?" "Das auch." Vetinari musterte Aberforth nachdenklich. "Vermutlich würde man sogar die Personen meiden, die mit ihnen assoziieren. Und die Personen, die mit den Personen assoziieren, die mit den ursprünglichen Personen assoziieren. Und am Ende landet alles im Tagespropheten und es gibt Hetzjagden..." "So schlimm? Schlimmer noch als Leute, die durch Ziegenskandale Berühmtheit erlangt haben, wie mir scheint." "Ja." Vetinari sah wieder aus dem Fenster - eine Gruppe von Jungs versuchte gerade, eine Mädchenclique via Langziehohren zu belauschen, nur schienen sie nicht besonders geschickt damit umzugehen. Ein kleiner Streit entflammte, aber offenbar war man zu sehr in Feierlaune, um lange böse zu sein. Wie schnell die Leute doch unter gewissen Umständen verziehen. "Das Schlimmste, was man tun kann." Aberforth zog die Brauen zusammen. "Das Schlimmste...? Folter? Verrat? Mord? Todesser?" "Von allem ein bisschen, schätze ich." Vetinaris Gegenüber grollte. "Snape?" "Erstaunlich, wie leicht man ihn charakterisieren kann..." Vetinari sah Aberforth durchdringend an. "Ich weise darauf hin, dass nicht die ganze Geschichte bekannt ist. Außerdem kannte ich ihn sehr gut, besser als die meisten - und er verdient besseres als das." "Sie mögen mir verzeihen, wenn ich auf den Mörder meines Bruders nicht gut zu sprechen bin." "Ich muss Ihnen nicht verzeihen." Vetinari wandte sich ab. "Genauso wenig, wie Sie verstehen müssen, dass ich ihn verteidige. Verzeihen und Verständnis scheinen überbewertet." Er merkte, dass es nicht zu seinen Glanzleistungen zählte, mit jemandem wie Aberforth über Personen wie Severus zu reden. Schon allein deshalb, weil vermutlich keiner wirklich verstand, warum er ihn nicht, wie die meisten anderen, verteufelte - die Tatsache, dass Harry Potter irgendwelchen Unsinn herumerzählt hatte (Vetinari hielt es für idiotisch, anzunehmen, dass jemand wie Severus aufgrund einer Jugendliebe sein Leben einzig und allein einer Sache widmete, wenn es noch so viele andere Faktoren gab), hatte seine Reputation auch nicht unbedingt verbessert, aber immerhin war man vielerorts soweit, dass man ihn nicht mehr als Staatsfeind Nummer 1 bezeichnete - auf einer Stufe mit Voldemort höchstselbst. Kein wirkliches Wunder, dass er auch auf die Pläne für ein Museum nicht besonders gut zu sprechen war. Es war einerseits eine nette Geste, dass Potter den Grimmauldplatz 12 - das Hauptquartier des Ordens - zu einer Art Gedenkstätte für die gefallenen Mitglieder des Ordens und auch alle anderen Widerstandskämpfer machen wollte, aber es hatte für ihn eher den Anschein, dass Potter einfach das Haus loswerden wollte. Abgesehen davon, dass Potter vermutlich nicht einmal die Hälfte der Leute, die etwas gegen das Voldemort-Regime getan hatten, kannte und erwähnen würde. Vermutlich würden sie die Leute auch noch Helden nennen, und das ärgerte ihn mehr als alles andere. Es erinnerte ihn an Flieder. "Ich habe das Gefühl, Sie sind nicht gerade das, was man einen Musterbürger nennen würde." Aberforths Miene war finster geworden. "Sie halten sich mit Mördern und Verbrechern auf, mit Leuten, die alles tun, um die soziale Ordnung zu zerstören, die die Welt aus den Fugen heben wollen, die Unrecht Recht machen, die Schwarz zu Weiß machen, die Krieg treiben, die Menschenrechte mit den Füßen treten -" "Ich mag es, wenn Dinge ihre Ordnung haben", unterbrach Vetinari ruhig. "Ich verstehe die Maschine - und sie funktioniert. Chaos bringt sie zum Stoppen. Wenn die Maschine stoppt, gibt es Chaos. Es hängt alles zusammen. Wenn die Maschine funktionieren soll, dann muss man für Ordnung schaffen, und Ordnung hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun." Aberforth zog die Stirn kraus. "Das wäre keine Ordnung." "Das wäre keine Gerechtigkeit." Vetinari faltete die Hände vor sich. "Es ist so, dass Gerechtigkeit keine Ordnung schafft. Gerechtigkeit ist nett, aber sie hilft nicht, Ordnung herzustellen - denn jeder wird eine andere Meinung zu Gerechtigkeit haben. Ordnung hingegen ist, in diesem Fall, einfach: Wenn es funktioniert, hat alles seine Ordnung. Wenn es nicht funktioniert, dann herrscht keine Ordnung." Er musterte Aberforth. "Gerechtigkeit ist etwas, wo alle kläffen oder mit dem Schwanz wedeln, weil jeder etwas anderes will. Ordnung ist aber etwas, wo sich keiner wirklich dagegen stemmt, denn man beißt nicht die Hand, die einen füttert." Aberforth schnaubte verärgert. "Auf den Hund gekommen, wie?" "Ich war schon immer ein Hunde-Freund." Vetinari bezahlte seinen Kaffee und ging zurück zum Fest. ~ E N D E ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)