Addiction von Jeschi ================================================================================ Kapitel 6: Es eskaliert ----------------------- „Ihr wart gut,“ meint Jona und blickt zu mir hoch. Er liegt immer noch auf der Bank, ich sitze neben ihm. „Auch, wenn du ein wenig abwesend warst.“ Er grinst mich an und ich würde ihn gerne in die Seite knuffen. Aber ich lass es, weil es erstens ein wenig umständlich zu handhaben wäre und er zweitens auch noch so zerbrechlich aussieht. „Ich hab mir eben Sorgen gemacht,“ gebe ich stattdessen zu und sehe ihn an. In dem Moment kommt Vic zu uns. „Knapp, aber wir haben gewonnen,“ jubelt er und schlägt bei mir ein, ehe er sich neben Jona zu Boden sinken lässt. „Wie geht’s dir? Müssen wir dich jetzt nach Hause tragen?“ Er grinst ihn an. „Ich glaube, das kriege ich noch ganz gut alleine hin. Außer, du willst ein wenig mit mir kuscheln,“ erwidert Jona und boxt ihm mühsam gegen die Brust. „Neee, lass mal, Kleiner. Muss nicht sein,“ winkt Victor lachend ab und klopft ihm dann ganz vorsichtig auf die Schulter. „Ich bin froh, dass es dir besser geht,“ verkündet er ihm dann. „Oh ja,“ stimmt auch Chris zu, der zu uns kommt und dabei einen ernsten Blick in den Augen hat, obwohl er immer noch grinst. „Du hast uns einen Schrecken eingejagt, Jona.“ Er stützt sich auf Vics Schultern ab und blickt den Schwarzhaarigen über Vics Kopf hinweg an. „Wann darfst du wieder spielen?“, will Lukas wissen. „Beim nächsten Spiel,“ erzählt Jona auch ihm noch einmal und ich füge hinzu: „Wenn dann auch nicht alle Viertel.“ Lukas nickt und murmelt etwas von wegen ‚das wird Mike aber freuen’. „Die Mannschaft nächste Woche ist eh nicht so stark…“, winke ich ab. Die nächste Woche heißt es für Jona Schonzeit. Deshalb müssen wir das Training auch ein wenig umstrukturieren. Das ist der Grund, warum wir gerade nur Vier gegen Vier spielen, während Jona und Joshua auf der Bank sitzen und zusehen, sich als Unparteiische versuchen. Ich höre, wie Joshua feststellt, dass wir richtig gut geworden sind. „Und das haben wir alles dir zu verdanken, Jona,“ spricht er diesen dann direkt an. Ich werfe einen Blick auf die beiden und sehe, wie Jona nur ungläubig abwinkt. Wahrscheinlich glaubt er nicht, dass er mit seinem Talent uns alle aufgemischt hat. „Ja… der Ansporn ist so viel höher geworden,“ nickt Joshua und pfeift im nächsten Moment unser Spiel. „Das war ganz gut, Leute!“ Ich trete zu ihnen und sehe, wie Jona leicht lächelt, sicher wegen des Lobs von Joshua. „Er hat Recht,“ gebe ich mich als heimlicher Lauscher zu erkennen. „Du hast uns echt alle motiviert.“ Zu unserer großen Schande verlieren wir das nächste Spiel gegen diese absolute Kellermannschaft, was ich gar nicht erwartet hätte. Im ersten Viertel ist noch alles gut gelaufen, wir haben mit 25:19 geführt und das war das Problem. Wir wurden nachlässiger und waren uns zu sicher und folglich kamen die Gegner öfter durch, bis es am Ende des zweiten Viertels dann schon 40:37 stand. In unserer Panik, dass sie aufholen könnten, haben wir dann auch noch angefangen, mehr Fouls zu machen und den anderen den ein oder anderen Freiwurf geschenkt. Da half es auch nichts, dass ich auswechselte und Time-outs über Time-outs nutzte, um meinem Team ins Gewissen zu reden. Aber es wurde nur noch schlimmer. Nach der Halbzeit hat sich Chris verletzt und Josh musste für ihn rein, hatte aber noch größere Probleme als Chris. Das dritte Viertel ging mit 59:57 zu Ende und diese zwei Punkte, die zum Gleichstand fehlten, waren eindeutig zu wenig. Dann, im vierten Viertel, kam unser Hoffnungsschimmer in Form von Jona, den ich endlich ruhigen Gewissens einwechseln konnte. Aber ohne die genialen Zuspiele von Chris – die Beiden sind ein eingespieltes Team geworden – und die Probleme von Joshua, sich gegen unsere – alle riesigen – Gegner durchzusetzen, führten dazu, dass Jona des Öfteren keinen Ball bekam und folglich auch nicht punkten konnte. Auch war er noch zu angeschlagen, um ordentliche Steals zu vollbringen und das letzte Time-Out musste ich nehmen, weil ihm schwindlig wurde und ich ihn nicht auswechseln wollte. Letztlich kam es, wie es kommen musste. Wir verloren 73:79. Eine einzige Katastrophe. In der Kabine herrscht folglich auch richtig schlechte Stimmung, als wir nach diesem Spiel zum Duschen gehen. Nicht nur, dass wir verloren haben - das hätten wir ja verkraftet - aber ausgerechnet noch gegen diese eigentlich wahnsinnig schlechte Mannschaft. Und das als Tabellenerster – oder jetzt wieder Tabellenzweiter. „Ich meine… Man soll ja immer mit dem Schlimmsten rechnen – aber mit so was hätte ja nicht mal ich gerechnet,“ stöhnt Lukas auf und lässt sich missmutig auf eine der Bänke fallen. „Wie konnte das nur passieren?“, fragt nun Vic und wir können es uns eigentlich nicht erklären. Klar, wir kamen nicht ins Spiel und haben Fehler gemacht. Aber wie konnte das passieren?! „Jetzt ist es nun mal passiert,“ winkt Joshua ab und sieht uns entschlossen an. „Nächstes Mal hauen wir sie wieder weg.“ „Genau. Wenn wir erst Mal wieder alle in Topform sind und hart kämpfen, holen wir uns auch den Spitzenplatz zurück,“ stimme ich ihm zu. An der heutigen Situation kann man nichts mehr ändern, aber wir können uns davon jetzt nicht runterziehen lassen. Ich höre, wie Jona seufzt und die Augen schließt, um sich zu sammeln. Er wird heute wieder in der Startaufstellung spielen und obwohl es keiner sagt, erwarten die meisten Teammitglieder heute viel von ihm. Die Aufmerksamkeit ist auf ihn fokussiert, in der Annahme, dass er, da er wieder fit ist, auch die Punkte macht und die Bälle für uns holt. Theoretisch hoffen viele, dass er das Spiel alleine für uns gewinnt. Natürlich kann er das nicht. Und natürlich weiß er das auch. Und natürlich redet er sich trotzdem ein, es unter allen Umständen doch zu tun. „Setz dich nicht so unter Druck,“ bitte ich Jona deshalb und lege ihm die Hand auf die Schulter. „Zu Anfang war es ja nur ein blödes Spiel. Aber mittlerweile ist es alles, was ich habe,“ gibt er zu und ich nicke und weiß, was er meint. Als meine Eltern mich mit neun Jahren in die Stadtmannschaft geschoben haben, hat mich das alles nur angekotzt. Aber als ich langsam merkte, dass ich ganz gut bin, hat es Spaß gemacht und ich habe angefangen, mich reinzuhängen. Und irgendwann war Basketball alles, was ich gebraucht habe, um glücklich zu sein. „Und ich will keinen enttäuschen,“ fügt er noch hinzu. „Ich weiß. Aber das hier ist ein Mannschaftssport. Keiner erwartet, dass du alles alleine machst. Und auch wenn wir das letzte Spiel verloren haben – es gibt keinen Grund sich schon wahnsinnig zu stressen. Es war nur ein Spiel. Wir haben immer noch alle Chancen auf den Titel, okay?“ Er nickt, fragt dann aber: „Und wenn ich doch nicht durchhalte, obwohl der Arzt meinte, es dürfte gehen?“ „Dann sagst du es mir und es ist auch okay. Dann kommt Mike rein und alles ist gut.“ Daraufhin runzelt er nur die Stirn. Wahrscheinlich, weil ich Mikes Namen ins Spiel gebracht habe. Mit seinen ständigen Attacken gegen Jona hat der es geschafft, dass dieser nun auch nicht mehr klein beigeben will und mit allen Mitteln um den Platz spielt… Zum Glück muss ich nicht länger darüber nachdenken, sondern kann mich dem Spiel widmen, das in diesem Moment beginnt. Jona kriegt den Ball zu fassen und donnert ihn zu unserer Mannschaft. Es ist Lukas, der ihn schnappt und zu mir wirft. Ich gebe weiter zu Vic, der günstig steht und werfen kann. Treffer. Wir führen. Theoretisch ist das Spiel viel schlimmer, als das letzte. Unsere Gegner sind wesentlich stärker, als die Anderen. Aber wir sind gewillter, als je zuvor, wieder zu gewinnen und zu zeigen, dass wir mehr können, als wir letztes Mal unter Beweis gestellt haben. Vor allem Jona gibt wirklich alles. Ist er sonst gut, ist er heute herausragend. Ich denke, dass er mit den Erwartungen, die man von ihm hat, doch ganz gut umgehen kann. Er beweist uns einfach allen, dass er die Fähigkeit hat, das Team zum Sieg zu führen. Was bleibt uns da noch anderes übrig, als ihn zu unterstützen? Nach dem ersten Viertel führen wir jedenfalls 18:15. Zwar knapp, aber das ist erst mal egal. Es geht nicht darum, haushoch zu gewinnen – sondern nur darum, überhaupt zu gewinnen. Während wir alle etwas trinken, stelle ich mich zu Jona und sehe ihn besorgt an. „Du musst wirklich sagen, wenn du nicht mehr kannst,“ bitte ich ihn. „Keiner wird dir einen Vorwurf machen. Wir schaffen das schon, auch ohne dich.“ Er sieht zu mir. „Manchmal nervst du wirklich,“ grinst er dann. „Mir gehts gut. Was du an meinem Spiel merken müsstest.“ Er sieht mich richtig stolz an. Und das kann er auch sein. Mehr als die Hälfte der Treffer stammen von ihm. „Ja, ich weiß… du bist heute umwerfend. Aber… überanstreng dich einfach nicht.“ Ich kann einfach nicht anders, als mir Sorgen zu machen. Ich fühle mich, wie eine überfürsorgliche Glucke, was ich eigentlich wirklich nicht bin. Aber bei ihm… ich weiß auch nicht. Vielleicht liegt es einfach daran, dass er so wertvoll für das Team ist… Und er sieht ja auch wirklich abgehetzt aus. Das schwarze Trikot klebt regelrecht an seinem Körper und seine Hände zittern, als er seine Flasche öffnet. „Mike spielt das nächste Viertel,“ rutscht es mir heraus, ehe ich meinen Mund unter Kontrolle bringen kann. „Niemals!“, herrscht er mich daraufhin so wütend an, dass ich fast glaube, er stürzt sich gleich auf mich. „Mir geht es gut! Ich spiele!“ Er lässt mich stehen und tritt zu den anderen, die sich bereits auf dem Feld versammelt haben. Ich folge ihm langsam und weiß nicht, was tun. Dass er sich meiner Anweisung widersetzt, sollte ich nicht durchgehen lassen. Vielleicht sollte ich ihn während des Spiels auswechseln, wenn er nicht groß diskutieren kann. Aber… ach Gott, was denke ich da eigentlich? Ich werde ihm ein paar Verschnaufpausen gönnen und ansonsten soll er sehen, was er davon hat, wenn er so sturköpfig ist! Das nächste Viertel beginnt. Vic bekommt den Ball, gibt zu Chris ab, der erst mal die Lage sondieren muss. Dann wirft er zu mir und ich mache den Korb. Es geht weiter, die Gegner sind in Ballbesitz, holen wieder auf. Gleichstand. Und das immer und immer wieder. Es ist ein wahrer Kampf darum, wer am Ende mehr Punkte haben wird. Das zweite Viertel ist nur mit solchen Aktionen bestückt, zumindest bis zu dem Moment, in dem Jona ein wahnsinniges Manöver macht, um einen Ball zu stehlen und einen Korb erzielt. Warum auch immer, aber der Spieler, der den Ball vorher hatte, scheint richtig wütend zu sein, so ausgespielt worden zu sein. Er rastet vollkommen aus, was nur deshalb untergeht, weil das Viertel abgepfiffen wird und wir uns versammeln. Ich hatte ein paar Mal Mike drin, um Jona zwei Minuten zum ausruhen zu geben. Und ich glaube, er nimmt mir das übel. Aber das ist mir egal. Er war bis vor kurzem noch verletzt. Er muss sich einfach schonen! Und eine Pause braucht jeder mal! „Ey, was ging bei dem Idioten ab?“, fragt Vic und zieht die Brauen hoch, während er unseren Gegner mustert, der noch immer rumbrüllt. „Ist bei dem 'ne Sicherung durchgebrannt?“ Er schnappt sich ein paar Wasserflaschen und verteilt sie an uns. „Lass ihn. Manche haben sich eben nicht unter Kontrolle,“ grinst Josh und wühlt Jona durch die Haare. „Du warst gut, Kleiner.“ „Gut, aber blöd,“ gebe ich meinen Kommentar ab und sehe ihn an. „Leg dich endlich hin.“ Jona funkelt nur zurück und da reicht es mir. Ich packe grob seine Schultern und drücke ihn auf die Bank, bis er sich auf dem Rücken wieder findet. „Du ruhst dich aus, oder du wirst im nächsten Viertel keinen Fuß auf das Spielfeld setzen.“ „Man, Benni? Was ist denn los?“, fragt mich Lukas, der – genau wie die Anderen – das Ganze überrascht beobachtet hat. Ich ignoriere sie. Jona ist ganz blass und ich hab keinen Bock, dass er wieder zusammenbricht. „Du Sturkopf musst dich nicht so verausgaben. Wir sind deine Freunde, wir verstehen das,“ flüstere ich ihm zu. Er sieht mich lange an, dann bricht sein Widerstand. „Ich bleib liegen, wenn ich dann weiter spielen kann.“ Ich willige ein. „Ich könnte für ihn rein,“ bietet Mike mir an und grinst Jona falsch an. „Dann kannst du dich ausruhen.“ „Nicht nötig,“ zische ich und halte Jona zurück, ehe er aufspringen kann, um uns allen zu zeigen, wie fit er ist. Kurz, bevor es weiter geht, richtet er sich langsam auf und sieht mich an. „Ich kann weiter machen,“ meint er und steht dann auf, um mit Chris zur Toilette zu gehen. Ich sehe ihm nach und verkrieche mich kurz in die Umkleide. Wütend schlage ich meine Faust gegen die Wand und spüre, wie meine Fingerknöchel aufplatzen. Ein wenig Blut läuft über meine Hand und ich könnte kotzen. Das hat mir noch gefehlt. „Was ist los?“, ertönt in dem Moment Joshs Stimme und ich sehe zu ihm. „Du bist so wahnsinnig besorgt. So übervorsichtig kenne ich dich gar nicht.“ Ich starre auf meinen Rucksack, um ihn nicht ansehen zu müssen und erwidere, dass ich es auch nicht weiß. Ich meine, mein Theater ist ja auch ein wenig übertreiben. Jona geht es ja ganz gut, er wird das schon schaffen. Aber warum bin ich dann trotzdem so besorgt? Ich beiße mir auf die Lippen. „Ich will einfach nur nicht unseren besten Spieler verlieren?“, versuche ich Josh, und vor allem mich, zu überzeugen. Was soll es auch sonst sein? Nach der Halbzeit wird das Spiel nur noch dreckig. Die Gegner foulen viel und der, der vorhin so ausgerastet ist, kommt jetzt richtig in Fahrt. Als Jona ihm einen Ball abnimmt, brüllt er ihm laut ‚Scheiß Emo!’ nach, was der Schiedsrichter einfach durchgehen lässt. Ich runzle die Stirn. Was soll das, so was ist doch eindeutig unsportliches Verhalten und sollte als Foul gewertet werden! Vielleicht hat er es nicht gehört? Wir spielen weiter und Jona gibt zu mir ab, ich mache einen Korb. Danach wechsle ich Vic aus, der bisher kaum einen Ball hatte. Sei es, weil der Schiri nichts gesagt hat, oder weil er einfach blöd ist, der Gegner beleidigt weiter fröhlich Jona und als dieser einen Korb wirft, ruft er laut: „Ich mach dich fertig, Schwuchtel.“ Wieder passiert nichts von Seiten des Unparteiischen her, also scheint Jona das Ganze nun selbst in die Hand zu nehmen. Er verengt die Augen, wirbelt herum und faucht leise: „Was hast du gesagt?“ „Schwuchtel,“ erwidert der andere – der übrigens aussieht wie ein Pferd! – und fügt dann noch hinzu: „Das bist du doch, oder? So ein Schwanzlutscher.“ Dann passiert das, was ich geahnt habe. Jona stürzt sich auf ihn und versucht, ihm die Faust in das hässliche Gesicht zu rammen. Versucht deshalb, weil der Gegner sie abblockt. „Jona! Verdammt!“ Ich stürme zu ihm und reiße ihn weg, aber zu spät. Das Spiel wird unterbrochen und die anderen kriegen zwei Freistöße. Ich sehe wütend zu dem Kleineren. „Was sollte das denn werden?“ „Er hat mich provoziert,“ rechtfertigt er sich und reißt sich dann los, lässt mich stehen. Ich sehe ihm nach. Das Spiel geht weiter und wir liegen wieder hinten. Aber nicht lange, nachdem ich, und kurz darauf auch Felix, einen Korb gemacht haben. Kurz vor Ende des dritten Viertels gelingt Jona ein richtig guter Wurf, der unsere Führung mit drei Punkten ausbaut und die Gegner fangen wieder an, ihn zu beschimpfen. Ich höre, wie Lukas – der neben dem Schiri steht – diesen fragt, ob er das nicht gehört hat. Der sieht ihn nur an und bedeutet ihm dann, dass er weiterspielen soll. Ich bin ebenso fassungslos wie Lukas, der aussieht, als ob er sich gleich auf den Mann stürzen möchte. Zum Glück beherrscht er sich. Dann endlich ist das Viertel zu Ende. Ich sehe zu, wie Jona wütend zur Bank stampft und sich darauf fallen lässt. Josh will ihm eine Hand auf die Schulter legen, aber er schlägt sie weg. „Man Jona,“ höre ich meinen besten Freund sagen und er setzt sich neben ihn. „Ignorier die Affen einfach. Die sind so doof, die können doch nicht mal gerade schiffen.“ Das bringt den Schwarzhaarigen zum Lachen und als Josh ihm nun wieder die Hand auf die Schulter legt, lässt er es zu. „Der Schiedsrichter ist ein Arsch! Er bekommt es mit und macht nichts.“ Lukas schüttelt grimmig den Kopf. „Leute, regt euch nicht auf,“ bitte ich sie. „Wir machen das auch ohne diesen Trottel.“ Ich nicke zum sogenannten Unparteiischen. „Und lasst euch von den anderen nicht provozieren,“ meine ich und sehe sie an. Sie nicken. Dann gehen wir in die letzte Runde. Wir bauen unsere Führung weiter aus, während die Gegner langsam zu schwächeln beginnen. Das feuert sie allerdings dazu an, ihr mieses Spiel weiterzuspielen. Als Jona wieder einen Ball erobert und gerade zu Vic, den ich wieder eingewechselt habe, abgibt, brüllt der Gegner ihn an: „Verdammter Hurrensohn.“ Jona wirft den Ball und während Vic losstürmt, diesen in den Korb zu befördern, dreht Jona sich wütend um und stößt den Gegner unsanft weg. Ich eile zu ihm und schlinge meine Arme um ihn, um zu ihn festzuhalten. Überrascht sieht er nach hinten. „Bitte… Das wird nur als Foul gewertet und dann musst du raus. Beruhig dich,“ flüstere ich in sein Ohr und er nickt, entspannt sich. Ich hingegen blicke wütend zu unserem Gegner, der uns feixend mustert. „Wer ist das? Dein Lover?“, fragt er Jona und ich zische ihm ein „Arschloch!“, entgegne, ehe ich Jona mit mir ziehe. Das Spiel ist derweil weitergelaufen und Lukas konnte punkten. Wir führen mit 80:76, als die letzte Minute zu laufen beginnt. Nun konzentrieren wir uns nur noch auf die Abwehr, was auch ganz gut klappt. Zwar kriegen sie noch drei Punkte, aber wir können ebenfalls noch einmal treffen, so dass es 82:79 für uns steht, als abgepfiffen wird. „Gewonnen!“, jubelt Lukas und er und Vic fallen sich gegenseitig in die Arme und springen auf und ab. Ich grinse, während ich sie beobachte, doch im nächsten Moment gefriert mein Lächeln. „Ihr habt ja nur gewonnen, weil wir Angst davor hatten, dass die Schwuchtel an uns rumtatscht, wenn wir ihr zu nahe kommen.“ Lukas ballt die Hände zur Faust und Vic hält ihn zurück, ehe dieser etwas tun kann. Auch Jona sieht wütend aus und Chris packt ihn sicherheitshalber Aber er winkt ab und meint: „Ist schon gut, ich weiß ja, dass es so nicht war. Beachtet ihn nicht, er ist es nicht wert.“ Wir anderen nicken und versammeln uns um ihn. „Du hast gut gespielt,“ lobe ich ihn, aber der Gegner gibt nicht auf. „Ignoriert mich nur. Nicht, dass der arme Emo noch zu heulen anfängt.“ Ich sehe wütend zu ihm. „Soll ich dir ein Messer schenken, dass du dich ritzen kannst, Emoboy?“ Ich weiß nicht so genau, was plötzlich los ist. Ich weiß nur, dass das der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Ich höre noch, wie Lukas meinen Namen schreit, nach mir greifen will, aber nur die Luft zu fassen kriegt, weil ich bereits vorgestürmt bin, um den Kerl meine Faust in die Fresse zu donnern. „Benni!“, ruft nun auch Jona und Lukas packt mich und zieht mich zurück, hält mich zusammen mit Vic fest. „Bist du irre?“, fragt dieser und Herr Fischer tritt zu uns. „Benni. Ich verlange eine Erklärung.“ Die nächsten Minuten darf ich mir eine Standpredigt anhören und werde für das nächste Spiel gesperrt. Toll… „Das hätte nicht sein müssen,“ meint Jona und tritt zu mir, schließt sich mir an, während ich langsam zu den Umkleiden schlendere. Die anderen sind schon dort, er muss auf mich gewartet haben. „Das war es doch nicht wert.“ „Doch, war es,“ widerspreche ich. „Ich lasse nicht zu, dass jemand di- ein Teammitglied so beleidigt.“ Ich sehe ihn an und schlucke. Er hält meinen Blick, dann lächelt er. „Aber jetzt darfst du nicht spielen.“ „Egal. Ich bereue es trotzdem nicht.“ Wir betreten die Kabine und sogleich werde ich von allen fragend gemustert. Ich erkläre ihnen, was man mir zur Strafe auferlegt hat und ein Raunen geht durch die Kabine. „Verdammt… Dann darfst du nicht mal eingewechselt werden?“, will Josh wissen und ich schüttle den Kopf. „Scheiße…“, flüstert David und ich weiß, warum. Er ist ganz gut, aber er traut sich nicht wirklich zu, vier Viertel durchzuspielen. „Du machst das schon,“ lächle ich ihn aufmunternd an. Er nickt, sieht aber trotzdem besorgt aus. „Wir unterstützen dich alle, keine Angst,“ grinst Chris ihn an und er lächelt schwach zurück. „Wir arbeiten die Woche an einer Technik, die die Stärken von David aufnimmt und seine Schwächen ausgleicht. Dann geht das schon mal,“ gebe auch ich mich zuversichtlich, auch wenn ich mich durch dieses Versprechen in die unangenehme Lage bringe, genau so ein Konzept zu entwickeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)