Auf Bewährung von SeKaYa (Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand) ================================================================================ Kapitel 5: Alastor Moody ------------------------ Disclaimer: s. Kapitel 1 Anmerkung: s. Kapitel 1 ~*~*~ Severus' Kopf schoss nach oben. Moody? Slant hatte, von allen Auroren dieser Welt, Moody als Zeugen? Das konnte nicht sein ernst sein! Moody hasste ihn. Die alleinige Tatsache, dass er ein Todesser war und vermutlich auch noch davonkam, war Grund genug dafür, dass Moody versuchte, ihn auf Nimmerwiedersehen nach Askaban zu schicken. Er wusste nicht, ob Moody, um dieses Ziel zu erreichen, nicht sogar einen Meineid leisten würde, aber er wusste eins: Moody war ein Slytherin. Als solcher würde er alles tun, um sein Ziel zu erreichen. Crouch schien ebenfalls verwirrt zu sein. "Moody?", hakte er nach. Slant nickte, und Crouch schien die Schultern zu zucken und schickte einen Gerichtsdiener los. "Holen Sie Alastor Moody herein." Severus beobachtete das mit gemischten Gefühlen. Er war sich sicher, dass Slant einen Plan hatte. Er wusste zwar nicht, in welchem Haus Slant gewesen war, aber er war Anwalt, das war praktisch eine Erklärung für sich. Slant wusste, was er tat. Er hatte garantiert einen Plan. Aber es änderte nichts an den Tatsachen, dass Moody eher ein Zeuge der Anklage war, nicht einer der Verteidigung. Die einzigen Momente, an die er sich erinnern konnte, in denen sie sich nicht an die Gurgel gesprungen - oder kurz davor gewesen - waren, war eine Begegnung in seinem fünften Schuljahr und ein Verhör, dass aufgrund der Tatsache, dass Severus Dumbledores Spion war, abgebrochen worden war. Moody war bestimmt nicht gut auf ihn zu sprechen. Sie waren nie auf einen grünen Zweig gekommen, und auch wenn die Farbe von Slytherin grün war, so war es zweifelhaft, dass sich das nun änderte. Moody kam herein, seine Miene steinern. Er schien nicht besonders glücklich zu sein, dass er als Zeuge aussagen sollte, insbesondere, da er ja als Zeuge für Severus seinen Auftritt machte. Es sprach zwar nichts dagegen, dass er auch gegen ihn aussagte, aber Severus vermutete, dass Slant wusste, dass Moody es nicht tun würde. Vielleicht hatte da auch noch ein gewisser Schulleiter eine Hand im Spiel. Crouch und Moody starrten sich an, und die Belehrung des Zeugen war bereits eine erstaunlich spannungsgeladene Angelegenheit. Zwischen Zeuge und Richter gab es keine Liebe, und Severus wusste, dass, nachdem Crouch mit seinen sehr dubiosen Schnellverfahren angefangen hatte - oder die, die zwar offiziell Schnellverfahren hießen, in Wahrheit jedoch absente reo(1), und dabei auch absente curiae(2), stattfanden - Moody ihm gesagt hatte, dass er sich die Regelung sonst wo hinschieben konnte. Er hatte zwar gesagt, wenn Severus die Gerüchte richtig verstand, dass Crouch sie sich dorthin, wo die Sonne nie schien, schieben sollte, aber aus gewissen Gründen, bezweifelte er, dass es die wirkliche Aussage traf. Severus beobachtete mit mildem Interesse die beiden Kontrahenten: Sie starrten sich an wie zwei Katzen, und vermutlich würde das dafür sorgen, dass sie noch ein wenig länger hier sitzen würden. "Scheint auf ein klassisches a verba ad verbis(3) hinauszulaufen", bemerkte Slant mit der morbiden Kuriosität, die Severus eigentlich nur von Igors im Angesicht eines neuen Organismus kannte. "Mr. Moody muss wirklich ein amicus curiae(4) sein." "Möglich." Severus seufzte. "Ich hoffe nur, sie verbringen nicht die ganze Zeit damit, sich stumm anzugiften - oder überhaupt, sich anzugiften - denn ich habe nicht vor, hier wegen denen Wurzeln zu schlagen." Slant neigte leicht den Kopf und wandte sich dann an Crouch. "Mit Verlaub, aber Sie sollten sich doch daran erinnern, dass wir hier vor Gericht sind. Ihre Streitigkeiten - insbesondere Ihre, Herr Richter, da Sie hier schließlich als neutrale Instanz sind - sollten Sie doch außerhalb austragen, oder zumindest außerhalb dieser Verhandlung. Was das betrifft, schmerzt es mich fast, Ihnen zu sagen, dass Sie sich wie Kleinkinder verhalten." "Beleidigen Sie das hohe Gericht?", grollte Crouch, froh, einen Grund gefunden zu haben, wegen dem er jemanden anschnauzen konnte. "Aber nein, absit invidia(5)", sagte Slant unbekümmert. "Können wir dann jetzt zum Prozess zurückkehren?" Crouch grummelte. "Gut, dann befragen Sie den Zeugen." Moody war erstaunlich unbekümmert ob der Beleidigung, aber jetzt, wo er befragt werden sollte, verfinsterte sich seine Miene zunehmend. Er starrte Slant mit einem bösen Blick an - Severus konnte praktisch hören, wie Moody dachte: advocatus diaboli(6). Er schien es als einen persönlichen Affront zu sehen, dass Severus ein Verfahren bekam, andere, weniger eindeutig Schuldige, jedoch nicht. Vielleicht war er aber auch nur grantig, weil Lucius Malfoy sich aus der Affäre gezogen hatte. Severus würde es wohl nie wissen. "Mr. Moody", begann Slant, "Sie sind ... waren bis vor kurzem als Auror im Ministerium tätig, korrekt?" "Ja", brummte Moody. "Während Ihrer Tätigkeit als Auror sind Sie meinem Mandanten mehrfach begegnet. Wann haben Sie ihn das erste Mal getroffen, und was war Ihr Eindruck von ihm?" Schweigen senkte sich über den Saal. Moody starrte den Zombie schweigend an, ungläubig. Severus könnte praktisch das Zirpen der Grillen hören, das zu solchen Gelegenheiten immer zu hören war. Das war wie das Donnergrollen, wenn ein Igor von dem Schloss sprach. Man hätte vermutlich eine Stecknadel fallen hören können. "Mr. Moody?", fragte Slant nach. "Ich denke nach!", grollte Moody. "Das ist nicht so einfach, wie es klingt!" Er schwieg einen Augenblick. "Also, ich glaube, das erste Mal, als ich ihn getroffen habe, das war 1975. Doch, doch, genau, das war ganz genau 1975. Ich weiß das Datum nicht mehr - August oder später, bestimmt. Ich weiß das, weil D... also, es war jedenfalls 1975." Severus zog ein wenig die Brauen zusammen. Er erinnerte sich an die Begegnung, aber er fragte sich, was Moody beinahe gesagt hätte. Allein die Tatsache, dass er mehr gesagt hätte, als gefordert, zeigte, dass Moody nicht so desinteressiert an allem war, wie es schien. Und seine böse Miene war scheinbar auch nur ein Abwehrmechanismus. Moody grummelte vor sich hin, offenbar seinen beinahe Ausrutscher verfluchend. "Und Ihr Eindruck?", hakte Slant nach. "Was war der Grund für das Treffen?" "Ach, das ..." Moody schüttelte den Kopf. "Er war mit seiner Mutter in die Zentrale gekommen, wegen einer Vermisstenmeldung. Während seine Mutter die Meldung weitergab, blieb er draußen - oder drinnen, je nachdem - wo ich ihn getroffen habe. Wir hatten eine kurze Unterhaltung. Er wirkte nicht besonders interessiert am Vermissten, ja, nicht einmal minimal besorgt. Ansonsten war er ziemlich einsilbig, misstrauisch und einfach ein seltsames Balg." "War zu dem Zeitpunkt bereits klar, was aus ihm werden würde?" "Nein." Moody schnaubte. "Wenn dem so gewesen wäre, hätte ich ihn doch sofort eingebuchtet." "Er war zu dem Zeitpunkt fünfzehn", bemerkte Slant. Moody zuckte die Schultern. "Alt genug, um in Sicherheitsverwahrung zu kommen, finde ich." Severus unterdrückte ein Schnauben ob der Worte. Natürlich, das war typisch Moody. Jeder, der einen Zauberstab halten konnte, war zu Verbrechen fähig, und das war die Voraussetzung dafür, auch straffähig zu sein. Moody war auch so jemand, der nach dem Prinzip handelte, dass ein Verdächtiger vermutlich schuldig war, und wenn es ein Slytherin - zumindest in neunundneunzig Prozent der Fälle - war, dann war er verdächtig hoch zwei. Dann gab es natürlich noch die Schuldigen, das waren Slytherins und obendrein auch noch Reinblüter. Reinblüter waren das Letzte: Wenn sie reinblütig waren, dann hatten sie Geld und wenn sie Geld hatten, dann taten sie den ganzen Tag lang nichts. Das machte sie verdächtig, und wer verdächtig war, war natürlich auch schuldig. Eine fehlerfreie Logik. Vor allem, da die Auroren sowieso der Ansicht waren, dass jeder irgendwie schuldig war ... Slant räusperte sich. "Sie haben also zu dem Zeitpunkt keine Anzeichen für später erfolgte Straftaten feststellen können. Was war danach? Sie sind ihm noch einmal begegnet?" "Einmal?" Moody schnaufte. "Schön wär's!" Er verschränkte die Arme. "Ich hab ihn ein paar Mal flüchtig gesehen, in der Winkelgasse und auch an zwielichtigeren Orten, zum Beispiel der Nockturngasse ... und dann natürlich noch einmal in der Zentrale, als er seinen Freund vermisst gemeldet hat." "Sein Freund?" Crouch hob die Augenbraue. "Wer ...?" "Jonathan Meadowes", fuhr Severus dazwischen. "Falls Sie auch nur halb so bürokratisch sind, wie Sie immer tun - was im Übrigen so oder so schon zu bürokratisch ist - sollten Sie eine Akte haben. Und einen Verweis in meiner Akte, dass ich ihn als vermisst gemeldet habe." Moody knurrte. "Ich hasse es zwar, ihm in irgendeiner Weise beizupflichten, aber er hat Recht, Barty. Das muss ein echter Saftladen geworden sein, seit ich hier weg bin, denn zu meiner Zeit handelte man nach dem Grundsatz abundans cautela non nocet(7), und das ist keineswegs ein Kompliment. Es hat uns ständig aufgehalten, aber retrospektiv gesehen ist es besser, als alle ach so sorgfältig ausgefüllten Formulare, Akten und andere Dokumente einfach zu verschlampen. Also echt mal, Barty, was ist das für ein Saftladen?" "Moody!", warnte Crouch. "Vergiss nicht wo du bist, sonst muss ich dich verwarnen!" "Verdammt noch mal, Barty, du weißt genauso gut wie ich, dass es die Wahrheit ist!" "Außerdem", mischte Slant sich ein, "volenti non fit iniuria(8)." Crouch verzog das Gesicht, als hätte er auf eine saure Zitrone gebissen, sagte jedoch nichts weiter dazu. Severus meinte, ihn mit den Zähnen knirschen zu hören. Crouch räusperte sich ein wenig. "Was ist nun mit ... mit Jonathan Meadowes?" Severus schürzte die Lippen, unwillig, dazu noch etwas zu sagen. Er hatte sowieso schon mehr gesagt, als er musste. Als er sollte. Und erst recht wollte. Das konnte Moody beantworten, immerhin hatte der die Meldung entgegen genommen. "Nun, ich würde annehmen, da er mit einem verkorksten Todesser befreundet war, dass er jetzt, um den medizinischen Fachterminus zu verwenden, mortis portalis tacculatum(9) ist. Und natürlich verschollen, obendrein, einfach, weil ich es wüsste, wenn wir ihn gefunden hätten. Haben nicht mal die Hälfte der Opfer gefunden, warum also den." "Tatsächlich." Crouch seufzte. "Also ist dieser Meadowes vollkommen irrelevant für diese Verhandlung." "Ein eindeutiges Indiz für imperitia(10)", murmelte Slant so leise, dass nur Severus es hören konnte. Severus wandte den Kopf und sah ihn nachdenklich an. "Finden Sie?", fragte er. "Ich bin eigentlich ... froh, dass Jonathan nicht für die Verhandlung wichtig ist. Es ist sehr persönlich, und ich habe wirklich kein Interesse daran, das vor Crouch auszubreiten." "Ist dem so?" Slant musterte ihn. "Was ist mit Moody?" "Er weiß es bereits. Wir hatten später noch eine ... Unterhaltung ... in der Jonathan erwähnt wurde. Ich bezweifle aber, dass er zu so niederen Mitteln greifen wird, um mir eins auszuwischen. Wie sagt man so schön? Cornix cornici oculos non effodiet(11)." Slant nahm das hin und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Crouch und Moody zu, die sich darüber stritten, ob Crouch das Recht hatte, Jonathan Meadowes nur Meadowes zu nennen. Moody war eindeutig dagegen, aus Gründen der Verwechslungsgefahr, wie er behauptete, aber Crouch war uneinsichtig. Severus sah aus den Augenwinkeln zu Slant, der zwar keine wirkliche Miene verzog, aber eine Aura verströmte, als würde er es liebend gerne tun. Dass er es nicht tat, konnte verschiedene Gründe haben - es schickte sich nicht oder aber er machte sich Sorgen, dass ihm die Ohren abfielen. Trotzdem war es für alle Anwesenden - Crouch und Moody ausgenommen - mehr als deutlich, dass er sich ärgerte. Vielleicht war Moody als Zeuge doch keine so gute Idee. "Wie auch immer Mr. Jonathan Meadowes von Ihnen jetzt im Einzelnen zu bezeichnen ist, es ist doch wohl eindeutig, dass es ein falsa demonstratio non nocet(12) ist. Wenn Sie nun also so freundlich wären, sich wieder dem Thema zuzuwenden? In medias res(13), wenn ich bitten darf, sonst verlange ich aufgrund der Unfähigkeit des Richters, sich an seine Pflicht zu erinnern, dass mein Mandant mit einem exeo carco cum nihil pretii(14) freigelassen wird." Crouch presste die Lippen zusammen. "Schön, dann stellen Sie Ihre Fragen, damit wir fertig werden!" "Festina lente(15)", meinte Slant nur, wandte sich nun aber wieder Moody zu. "Haben Sie meinen Mandanten sonst noch gesehen? Außer in den bereits genannten Fällen?" "Nun, ich glaube, dass ich ihn ab und an im einen oder anderen Scharmützel gesehen habe, aber beschwören möcht ich's nicht ... wirklich gegenübergestanden haben wir uns wohl erst diesen August wieder." "Gegenübergesessen. Oder besser, ich habe gesessen und er ist auf und ab gewandert", murmelte Severus. "Diesen August." Crouch zog ein wenig die Brauen zusammen und zog einige Dokumente hervor. "Er wurde verhört, weil er auf dringenden Tatverdacht festgenommen wurde, aber er wurde freigelassen." "Aus Mangel an Beweisen", knirschte Moody. "Stand alles im Bericht, Barty. Du brauchst es mir nicht noch einmal vorzubeten, und schon gar nicht mit so einer vorwurfsvollen Stimme. Du kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich niemanden laufen lassen würde, wenn ich nicht müsste." Crouch brummte nur. Severus wusste, dass Moody indirekt gelogen hatte - es hatte genug Beweise gegeben. Bevor Moody, oder wer auch immer vom Orden sie zuerst in die Finger gekriegt hatte, sie vernichtet hatte, wohlgemerkt. Es war erstaunlich, wie schnell aus einer Fülle an Beweisen ein Mangel entstehen konnte. Erschreckend, wirklich. Gleichzeitig warf es die Frage auf, ob Moody es im Zweifelsfall zugeben würde. Es war die Frage danach, ob Moody bereit war, einen Meineid zu leisten oder nicht, insbesondere, wenn er die Wahl hatte zwischen Crouch und Severus. Severus war sich nicht sicher, worauf er hoffte, aber es versprach, spannend zu werden. Slant lächelte sein unangenehmes Lächeln. "Aber bis auf diesen einen Zwischenfall, bei dem er freigelassen wurde, sind keinerlei Interaktionen mit den Auroren zu verzeichnen?" "Nein", sagte Moody knapp. "Aber ist Mr. Snape wirklich nie strafrechtlich aufgefallen? In seiner Akte sind einige ... Zusammenstöße mit der Wache verzeichnet!" Salic schien außer sich. Moody runzelte die Stirn. "Was die Wache für einen Murks macht, was kümmert mich das? Die sind von den Auroren nicht abhängig, und was ihr unter Zusammenstöße versteht, weiß ich nicht, aber bei der Wache bedeutet das, dass er wegen auffälligem und allgemeinem Herumlungern ins Wachhaus auf eine Tasse Tee eingeladen wurde." Er schnaubte. "Also wirklich, Auroren sind eine Spezialeinheit zum Fangen von Schwarzmagiern und dergleichen Gesocks - die Wache hat nicht umsonst das wundervolle Motto Fabricati Diem, Punk!(16), wisst ihr? Deren Aufgabe ist es, den Frieden zu wahren - wie auch immer man das so macht." Severus unterdrückte ein Lächeln und auch einen gleichzeitigen Stoßseufzer. Die Wache. Ein Kapitel für sich. Sie war vom Zuständigkeitsbereich vermutlich gleichgestellt mit der magischen Polizeibrigade, aber gleichzeitig von Grund auf verschieden. Mochte auch daran liegen, dass die Leitung Samuel Vimes unterlag und der ignorierte den Zaubereiminister, wo er nur konnte. Vermutlich würde Vimes den Minister verhaften, wenn er die Gelegenheit dazu bekam. Ihm fiel immer etwas ein, das war auch der Grund, warum Severus mehrere Zusammenstöße mit der Wache gehabt hatte. "Mr. Snape", begann Crouch, "möchten Sie zu den genannten Vorfällen Stellung nehmen?" Severus sah kurz zu Slant, der die slant'sche Variante eines Schulterzuckens machte. Offenbar war der Zombie davon überzeugt, dass Vimes nur überreagiert hatte und es im Endeffekt nicht mehr war als das simple Benutzen der öffentlichen Verkehrswege, sprich, er war über die Straße gegangen. "Wenn Sie unbedingt wollen, dann kann ich Sie erleuchten", meinte Severus ruhig. "Da wäre Verhaftungsgrund a - auffälliges Herumlungern. Verhaftungsgrund b - allgemeines Herumlungern. Dann c, die allgemeine Anstiftung, sehr beliebt, wirklich, und dazu kommt dann noch d, gewohnheitsmäßige und vorsätzliche Anstiftung. Und natürlich e, Beihilfe. Wie kann ich nur die Beihilfe vergessen?" Er schüttelte gespielt den Kopf über sich selbst. "Anstiftung und Beihilfe wozu?", fragte Salic. Severus zuckte die Schultern. "Das hat Vimes nicht gesagt. Vermutlich zum Herumlungern. Ich bin ein notorischer Herumlungerer, wissen Sie." Er legte leicht den Kopf schief. "An schlechten Tagen ende ich aufgrund vom Blockieren der öffentlichen Verkehrswege auch öfters bei der Wache. Die sehen das nicht so gerne." "Und warum lungern Sie herum und blockieren die Straßen?", wollte Salic wissen, offenbar bestrebt, einen Grund zu finden, um Severus doch noch zu einem wahrhaftigen Kriminellen zu machen. Slant schien nun den Punkt zu sehen, an dem er sich wieder einmischen musste. "Ich glaube, Sie verstehen die Sprache der Wache nicht - mein Mandant wurde festgenommen, weil er dem Kommandanten der Wache oder einem beliebigen anderen Mitglied eben dieser im Weg gestanden hat, eben Blockieren der öffentlichen Verkehrswege. Außerdem, weil er - und vermutlich einige Bekannte oder Freunde - sich auf der Straße getroffen und zu einem Gespräch stehen geblieben sind. Das ist auffälliges und allgemeines Herumlungern." Salic starrte. Crouch starrte. Moody verkniff sich ein Grinsen, und Severus bemühte sich, nicht noch weitere Gründe für Verhaftungen anzuführen, einfach, um zu sehen, wie Salic und Crouch vollkommen entgeistert dreinblickten. "Sie müssen verstehen", erklärte Slant schließlich, weil er es einfach zu genießen schien, dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, "dass es eine allgemein anerkannte Verfahrensweise in der Wache ist. Ich habe von einem Fall gehört, in dem Mitglieder der Wache einen Toten - einen wirklich Toten - verhaftet hätten. Aufgrund der Tatsache, dass er auf ungebührliche Art und Weise tot war. Die Tatbestände beliefen sich auf 'Leblosigkeit' und 'ungebührliches Verhalten in der Öffentlichkeit', denn immerhin wurde die Leiche des Mannes auf einer öffentlichen Straße aufgefunden ..." "Das reicht", unterbrach Crouch. "Ich denke, wir haben genug über die ... die Verfahrensweise der Wache erfahren. Wenn keine ... schwerwiegenden Vergehen vorliegen, die mit den von Ministerium bestimmten Straftaten und Delikten konform sind, wird die Interaktion mit der Wache in diesem Verfahren außen vor gelassen." Er schüttelte den Kopf. "Wenn Sie keine weiteren Fragen an den Zeugen haben ..." "Keine weiteren Fragen." Slant lächelte dämonisch. "Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich jedoch gerne einen weiteren Zeugen aufrufen." Crouch verzog das Gesicht. "Noch einen? Ähm ..." Er räusperte sich. "Ich meinte, ein weiterer Zeuge also." Er blätterte ein wenig in seinen Unterlagen. "Albus Dumbledore, nicht wahr?" Er klang resigniert, was aber auch nicht weiter verwunderlich war. Es hatte ein wenig den Anschein, als ob Slant die gesamte Verhandlung ad absurdum(17) führen wollte, und das Schlimmste daran war, dass es ihm auch noch zu gelingen schien. Problem: Slant war eine Koryphäe auf dem Gebiet der Rechtsverdrehung, eine Virtuose, was das Biegen von Gesetzen betraf, und alles, was man als Laie - oder Crouch - da noch tun konnte, war sich seinem Schicksal zu ergeben. Widerstrebend, vielleicht, aber nichtsdestotrotz ergeben. Und Crouch war nicht der Typ, der gerne aufgab oder sich ergab. Wäre er jemand anderes gewesen, man hätte vielleicht Mitleid mit ihm gehabt, wo man ihn doch so effektiv daran hinderte, den bösen Todesser zu verurteilen. Aber die Welt war nicht fair, und Slant wusste es zu seinem Vorteil zu nutzen. Vermutlich hätte selbst Salazar Slytherin von ihm noch einiges über List und Tücke lernen können, von der Verbindung derselben ganz zu schweigen. "Na schön." Crouch hatte offenbar festgestellt, dass er die Einberufung des Zeugen Albus Dumbledore nicht verhindern konnte. "Na schön. Holen Sie den Zeugen Albus Dumbledore. Und geleiten Sie Moody raus", wandte er sich an den Gerichtsdiener, der auch schon loseilte. Moody warf Slant einen finsteren Blick zu und Severus einen mörderischen - bei Slant wäre er verschwendet gewesen, war der Mann ja bereits untot. Dann ging er hinaus, nur um kurze Zeit später von Albus Dumbledore abgelöst zu werden. ------------------------------ (1) "in Abwesenheit des Angeklagten" (2) "in Abwesenheit des Gerichts" (3) "von Worten zu Schlägen" (in diesem Fall würde die Stufe der Worte übersprungen werden und direkt von der Stille zur Gewalt gegriffen) (4) "Freund des Gerichts" - eine nettere Umschreibung für jemanden, der sich so oft mit dem Gesetz anlegt, dass er dem Gericht bereits bestens bekannt ist (sky) (5) "ohne eine Beleidigung (zu wollen)" - ich weiß, dass ich dich beleidige, und ich meine es so, aber durch diesen netten Spruch wird jede böse Absicht hinfällig (sky) (6) "Anwalt des Teufels" (wörtlich zu verstehen) (7) "überflüssige Vorsicht schadet nicht" - alles doppelt und dreifach machen, verschwendet Zeit, ist aber ein Fest für jeden gestandenen Bürokraten (sky) (8) "dem Einwilligen geschieht kein Unrecht" - die Wahrheit ist keine Beleidigung (TP) (9) "tot wie ein Türnagel" (TP) (10) "Unerfahrenheit" - mangelnde Fachkenntnis; eine nettere Umschreibung dafür, dass man den anderen für einen Idioten hält (sky) (11) "Eine Krähe pickt der anderen nicht die Augen aus" (12) "die falsche Bezeichnung schadet nicht" - es ist egal, wie es genannt wird, solange alle wissen, um wen oder was es sich handelt, solange ich dagegen angehen kann, wenn es mir nicht passt (sky) (13) "in die Mitte der Dinge" - zur Sache kommen, nicht um den heißen Brei herumreden, solange es keine slant'sche Taktik ist (sky) (14) "raus aus dem Kerker ohne Geld" - du bist frei und musst nicht einmal dafür bezahlen (TP) (15) "Eile mit Weile" - geht oft mit "in medias res" einher (sky) (16) "Zu schützen und zu dienen" (angeblich, eigentlich: "Versüß mir den Tag, Punk!") (TP) (17) "zum Absurden, ins Unmögliche" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)