Sin and penalty von Vinanti (Eine etwas andere Blutsbrüderschaft) ================================================================================ Kapitel 2: Unwetter ------------------- Ob wir richtig handeln? Das wird die Zukunft zeigen… „Jetzt komm schon, Giotto! Lass uns gehen. Wenigstens diesen einen Abend.“ Cozart saß mit vor der Brust verschränkten Armen in Giottos Arbeitszimmer und verzog ärgerlich das Gesicht. Orangefarbene Augen musterten ihn. Dem ersten Boss der Vongola entwich ein Seufzen. „Du weißt, was das für Folgen haben kann. Ich bin bekannt in der Stadt.“ Seine Intuition… „Dann lässt du deinen Mantel heute ausnahmsweise zu Hause.“ Cozart sprang entschlossen auf. Giotto warf ihm einen giftigen Blick zu. „Als ob es daran läge…“ „Giotto, auch ein Mann wie du darf sich einen Abend Auszeit gönnen und Spaß haben.“ „Sturkopf…“ Giotto klappte das Buch, in dem er geschrieben hatte, mit einem Knall zu und starrte grimmig seinen rothaarigen Freund an, dessen Gesicht ein triumphierendes Grinsen überzog. Langsam stand Vongola Primo von seinem Schreibtisch auf und wandte sich dem Fenster dahinter zu. „Schau dir bitte einmal den Himmel an.“ „Das tue ich die ganze Zeit über.“ Giotto spürte Cozarts Grinsen und musste wohl oder übel selbst schmunzeln. „Wenn du mich fragst, kommt ein Unwetter auf uns zu.“ „Warum drückst du dich? Wovor hast du Angst?“ Shimon Primo hatte sich neben Giotto gestellt und schaute ihn eindringlich an. „Es ist ein Volksfest, Giotto. Und soweit ich weiß, wollten einige unserer Wächter - und vor allem deiner - auch dort ihr Unwesen treiben.“ Das Grinsen war zurückgekehrt. „Alaude, aber zur Kontrolle, nicht aus Vergnügen. Außerdem habe ich keine Angst…“ Nur ein ungutes Gefühl… „Lass mich wenigstens die anderen informieren, bevor du mich entführst.“ „Geht klar!“ Der Rothaarige strahlte über das ganze Gesicht. Der Platz war dem Meer zu gewandt, in das die goldene Sonne begann einzutauchen. In der Ferne war eine dunkle Wolkenfront auszumachen, die sich bedrohlich langsam näherte. Giotto seufzte, als er bereits die ersten Tarantella-Tänzer erkennen konnte und der leichte Wind die Musik zu ihnen trug. „Was ist? Willst du tanzen?“ Cozart beschleunigte seine Schritte. „Bi-Bist du des Wahnsinns?!“ Der Blonde war geschockt stehen geblieben, musste nun aber anfangen zu laufen, um seinen Freund wieder einzuholen. „Das war doch nicht dein Ernst.“ „Lass uns einfach schauen.“ Ein Lächeln. Giotto gab sich nun vollends geschlagen. Seinen guten Freund heiter zu sehen, war ihm wichtiger als irgendeine Blamage, der er sich eventuell auszusetzen hatte. Zwischen all den Menschen, unter denen sich nun auch ein gewisser blonder und rothaariger junger Mann befanden, hatte Giotto kurzzeitig das Gefühl seinen Nebelwächter Daemon auszumachen. Daemon sollte doch… jedenfalls nicht hier… Er vernahm von irgendwoher ein geflüstertes „Vongola…“. Oder bildete er sich das alles nur ein? Seit wann war er so paranoid geworden? Er war bekannt, das wusste Giotto. Damit war immer ein Risiko verbunden, aber eine solche Bedrohung, wie eben jetzt, hatte er selten verspürt. Ein Seitenblick auf seinen Freund verriet ihm, dass dieser von alle dem nichts mitbekommen zu haben schien. Giotto spürte Cozarts festen Griff um seinen Unterarm, als dieser ihn ein Stück abseits zog. „Wollen wir etwas essen?“ „Cozart, hast du gerade auch-“ „Was für zwei hübsche, junge Männer wir hier doch haben…“ Eine kleine, in Tücher gehüllte Gestalt ist wie aus dem Nichts vor den beiden aufgetaucht. Es war definitiv niemand aus der Gegend. Cozarts Miene verfinsterte sich schlagartig. Instinktiv und kaum merkbar, drängte er Giotto hinter sich. Es war nicht auszumachen, ob es sich bei der Gestalt um Mann oder Frau, jung oder alt handelte. Das gesamte Gesicht war hinter Stoff verborgen, nur die Augen blitzten schelmisch hervor. Als Giotto diesem Blick begegnete, überkam ihn eine Gänsehaut. Er kannte diese Augen. Er war sich zwar sicher, sie nie zuvor in seinem Leben gesehen zu haben, dennoch wirkten sie so ungemein vertraut… „Gib mir deine Hand und ich werde dir deine Zukunft voraussagen.“ Eine mit Bandagen umwickelte Hand kam unter den Tüchern hervor und richtete sich auf Giotto. Cozart reagierte schneller. „Nein, danke.“ Er packte den Blonden bei der Schulter und führte ihn weg. Das Ganze war dem Shimon Boss anscheinend zu suspekt geworden. Sie waren einige Schritte gegangen, als sie hinter sich erneut diese raue Stimme vernahmen. „Auch nicht, wenn es um das Wohl deiner Familie geht, Giotto?“ Die beiden Freunde waren stehen geblieben. Der Blonde wusste nicht, warum der Fremde ihn so vertraut ansprach. Kannte er ihn…? „Familie. Was heißt hier Familie?“ Cozart war äußerst skeptisch, das spürte Giotto. Schweigen war die Antwort. Vongola Primo suchte Blickkontakt mit der fremden Person. Der wissende Glanz war aus den Augen verschwunden, sie wirkten matt, leer… Ihre Bewegungen waren ruckartig. Cozart ballte seine Hände zu Fäusten. „Mir passt das nicht, Giotto.“ Dieser schob sich an dem Rothaarigen vorbei und ging einen Schritt auf die Gestalt zu. Seine Neugier war geweckt, auch wenn seine Intuition ihm anderes riet. „Du wirst Blut an deinen Händen haben, Vongola Primo.“ Es war nicht mehr, als ein leises Zischen, was die Gestalt von sich gab. Giotto verzog das Gesicht, instinktbedingt schaute er seine Hände an. Blut… Er sah es förmlich an seinen filigranen Händen hinunter rinnen, spürte die Wärme, die davon ausging… Eine Illusion…?! Er war abwesend gewesen, hatte nicht bemerkt, wie Cozart neben ihn getreten war, hatte nicht bemerkt, wie diese absurde Gestalt näher gekommen war. Was geht hier vor? „Du wirst Sünde begehen, Shimon.“ Das Wesen schnellte vor. „Und du, Vongola, wirst die Strafe ertragen müssen.“ Und damit begann der Regen, als in der Ferne die ersten Blitze und dumpfes Donnergrollen zu vernehmen waren. Es hat alles seinen ganz eigenen Lauf genommen. Und niemand vermag zu sagen, wie es enden wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)