Am Abgrund von chaska (The Mentalist) ================================================================================ Kapitel 12: Todesspiel ---------------------- Hallöchen, es ist soweit das lang herbeigesehnte Treffen zwischen Red John und Patrick Jane findet statt. Ein Treffen, aus dem es nur einen Sieger, einen Überlebenden, geben kann. Doch mit der Rache ist es so eine Sache. Und das Sprichwort, das dieses Kapitel trägt, ist fast wie eine dunkle Vorahnung... ************************************************************************** Wer auf Rache aus ist, der grabe stets zwei Gräber Chinesisches Sprichwort ************************************************************************** Todesspiel Samstag 7. September 14:00 Uhr Südfriedhof, Sacramento Jason leckte sich über die trockenen Lippen. Sein Blick glitt an Jane vorbei, doch die Kirchentür öffnete sich nicht und es stürmte auch keine Armee von Polizisten heran. Sie waren allein. "Ich muss sagen, dass Sie mich überraschen, Mr. Jane. Ich habe nicht gedacht, dass Sie noch mal hierherkommen. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Und wenn Sie ihre Kollegin gefunden haben, dann ist doch alles gut. Sollten Sie sich nicht darauf konzentrieren den Entführer zu finden?" "Das sollte ich nicht nur... nein, Mr. Winroth, das tue ich auch. Selbst in diesem Moment. Und ich habe keinerlei Zweifel, dass ich ihn gefunden habe", erwiderte Patrick mit kühler Stimme. "Sooooo?", fragte Jason gedehnt nach. Dann zuckte er mit den Schultern. "Für ein Gespräch halte ich es hier für zu ungemütlich. Lassen Sie uns doch ins Nebenhaus gehen. Ich habe frischen Kaffee aufgebraut. Doch ich kann auch Tee machen. Ich glaube, den bevorzugen Sie mehr, als Kaffee." "Wenn Sie meinen. Mir ist es egal", antwortete Patrick gleichgültig. ~Mir ist es egal, wo ich dich umbringe. Und wenn du davor noch eine verdammte Tasse Kaffee trinken willst, dann tu das, du Bastard.~ "Darf ich bitten?", sagte Jason und zeigte mit einer einladenden Geste auf eine Seitentür, die offenbar ins Freie führte. Patrick schüttelte leicht den Kopf. Nicht für eine Sekunde ließ er den Mann aus den Augen. "Zu gütig, doch nach Ihnen. Ich bestehe darauf." Jason zögerte kurz, doch dann glitt ein breites Grinsen über sein Gesicht und die Maske der Freundlichkeit fiel endgültig. "Sie sind besser, als ich gedacht habe, Mr. Jane. Das ist in der Tat ein neuer Level unseres Spiels. Ich genieße es wahrlich sehr. Kommen Sie." Ohne sich zu vergewissern, ob Patrick ihm folgte, oder ob er etwas anders machte, wandte Jason sich um und ging auf die Tür zu. Er öffnete sie und trat ins Freie. Patrick folgte ihm auf den Fuß. Leichter Nieselregen erwartete sie, als sie nach draußen traten. Auf dem Weg zum Nebengebäude, das offenbar ein Wohnhaus war, überzog ein feiner Film aus Regentropfen ihre Kleidung. Jason öffnete die Tür zum Nebenhaus und ging ohne innezuhalten in Richtung der Küche. Dort angekommen zog er seine Jacke aus und warf sie achtlos auf einen der Stühle. Patrick blieb in der Tür stehen. "Setzen Sie sich doch, Mr. Jane Wollen Sie eine Tasse Kaffee? Ich habe ihn vor nicht allzu lange Zeit aufgebrüht", fragte Jason und schob sich langsam in Richtung Küchenzeile. "Nein. Wie Sie schon so richtig bemerkten: Ich bevorzuge Tee", antwortete Patrick kalt und trat lautlos einen Schritt vor. Seine Hand glitt in seine Jackentasche und umfasste den Griff der Pistole. Sie fühlte sich kühl und glatt in seinen Fingern an. Jason wandte Patrick den Rücken zu und öffnete mit der linken Hand einen der Hängeschränke. Die Tür war nicht ganz geöffnet, so dass Patrick nicht erkennen konnte, was Jason genau dort tat. Doch Patrick war sich sicher, dass der Mann nach einer Waffe suchte. Lautlos zog Patrick seine Waffe und richtete sie auf den Mann. "Oh, ich vergaß. Sagen Sie, wie sind Sie auf mich gekommen?", fragte Jason, ohne den Kopf zu drehen. "Sie haben eine Menge Fehler gemacht. Der erste war das Video. Darauf habe ich einen Bluterguss auf Agentin Lisbon's Wange gesehen. Ihrer rechten Wange. Wie konnte ein Rechtshänder dort einen Abdruck hinterlassen? Als wir uns am Grab der McMurphy's trafen, da stützten Sie sich mit ihrer linken Seite auf einer Hake ab und als Sie dann näherkamen, haben Sie sie auch mit der linken Hand getragen. Erinnern Sie sich? Dazu kam dann Ihre so bereitwillige Hilfe, die mich genau zu der Farm führte. Außerdem verabschiedeten Sie mir mit meinen vollständigen Namen. Dabei hatte ich Ihnen nur meinen Nachnamen genannt. Sie sind der einzige Linkshänder, der so unmittelbar in diesem Fall verwickelt war. Tja und zum guten Schluss schließlich Ihre Beule an der linken Stirnseite. Dort traf Sie die Kette mit dem Karabinerhaken. Sie haben zwar versucht, sie mit Schminke abzudecken, doch sie schimmert durch. Das war das letzte Puzzelteilchen zu Ihrem Sarg. Sie sehen, letzten Endes waren Sie gar nicht so genial." "Glauben Sie das wirklich? Ich bin anderer Meinung. Sie haben nicht den Mumm in den Knochen das zu tun, wofür Sie offenbar hierhergekommen sind. Niemals." "Testen Sie mich", antwortete Patrick kalt. Seine Hand, die die Waffe hielt, zitterte nicht im Mindesten. In diesem Moment passierte es. Jason wirbelte ansatzlos herum. Patrick sah nur noch die schwarze Waffe, die Jason in der Hand hielt und drückte ab. Der Schuss peitschte durch die Küche. Ein fassungsloser Ausdruck erschien auf Jason’s Gesicht und er wankte. Seine Hand ließ die Waffe fallen und er brach langsam an der Anrichte zusammen. Mit einem Stöhnen presste er seine Hände auf seinen rechten Oberschenkel, wo sich der Stoff seiner Hose langsam rot färbte. Patrick trat näher. Die Mündung seiner Waffe zielte direkt auf den Körper von Jason. "Na, du Mistkerl... wie fühlt es sich an von der eigenen Medizin zu kosten? Wie fühlt es sich an, jemanden anderem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert zu sein?" "Schießen Sie, bringen Sie es zu Ende", das Grinsen was auf Jason’s Gesicht erschien erinnerte an das Zähnefletschen eines Wolfes. "Los, kommen Sie schon, Mr. Jane." "Nein", Patrick schüttelte langsam den Kopf. "Nicht so einfach. Nicht so schnell. Du wirst jeden Augenblick verfluchen. Jede einzelne Sekunde. Du wirst leiden, wie du meine Familie hast leiden lassen." Mit absolut ruhiger Hand senkte Patrick die Waffe für ein paar Millimeter und dann krümmte er den Zeigefinger langsam um den Abzug. Er spürte wie er den Druckpunkt erreichte, nur einen Muskel anziehen und er überwand ihn mühelos. Erneut spie helles Mündungsfeuer aus dem Lauf und der Aufschrei von Jason hallte durch die Küche. Ein roter Fleck erschien auf seinem linken Oberschenkel, wo sich die zweite Kugel in sein Fleisch gebohrt hatte. Ein kaltes Lächeln glitt über Patrick’s Gesicht, als er das Stöhnen hörte und den Schmerz sah. Er beugte sich leicht vor, noch immer zielte die Pistole unverrückbar auf den liegenden Mann. Fast behutsam legte Patrick seine linke Hand auf die blutende Wunde. "Es ist doch erstaunlich, was für einen verheerenden Schaden solche kleine Kugeln ausrichten können, nicht wahr, Red John?" Dann drückte Patrick mit aller Gewalt und Kraft, die er aufbringen konnte zu. Dass er selbst eine Schusswunde im Arm hatte, verdrängte er. Sein Hass unterband jede Regung, jedes Gefühl, jeden Schmerz. Jason warf den Kopf zurück und schrie auf. Hart traten die Sehnen und Adern an seiner gestreckten Kehle zu Tage. Patrick ließ ihn los. Keuchend wand sich Jason. "Oh... das ist gut... das hätte ich nicht von Ihnen gedacht. Los kommen Sie... lassen Sie Ihrer Wut freien Lauf", lachte er abgehackt. Patrick schlug zu. Der Kopf von Jason wurde zur Seite geschleudert und er spuckte Blut. Patrick trat einen Schritt zurück und sah auf den Mann vor sich. Er hob die Waffe an und zielte genau. Die Stirn von Red John geriet in sein Visier. Es würde nur eines leichten Druckes genügen und dieser Mann wäre Geschichte. Nie wieder würde er jemanden wehtun können, nie wieder jemanden Leben auslöschen und er hatte es versprochen. Doch dann sah Patrick das teuflische blutbesudelte Grinsen in Jason’s Gesicht und mit einem Schlag wurde es ihm klar. Der rote Schleier der Wut lichtete sich. Red John hatte das Spiel verloren und er wollte das er, Patrick, ihn umbrachte. Die Worte von Teresa hallten in Patrick’ Gedanken wider. ~...Du hast nicht alles verloren, du hast deine Menschlichkeit. Doch wenn du ihn umbringst aus Rache, dann wirst du wie er...~ und genau das war es, was Red John mit dieser letzten Tat erreichen wollte. Auf diese Weise würde er selbst noch im Tode gewinnen. Er würde ihn, Patrick Jane, vernichten. War seine Rache das wirklich wert? War es das, was seine Frau und seine Tochter wirklich von ihm erwarteten? Oder wollte er Red John einfach nur deshalb umbringen, weil er durchdiese Tat seine eigenen Schuldgefühle tilgen wollte? Weil er es sich nicht selbst vergeben konnte, das er durch seine eigene Überheblichkeit, die Schuld daran trug, dass seine Familie für ihn hatte büßen musste? Langsam ließ Patrick die Waffe sinken. Zwar zielte sie immer noch auf Jason, doch begann sich etwas zu verändern und Red John merkte es ebenso. "Was ist denn los? Machen Sie nun doch noch einen Rückzieher, sind Sie so ein Feigling, dass Sie nicht das vollenden können, was Sie angefangen haben? Sie erbärmliche Memme. Was würden Ihre Frau und Ihre heißgeliebte Tochter denn dazu sagen, dass Sie ihren Mörder so einfach am Leben lassen?" Patrick schüttelte langsam den Kopf. "Sie würden nicht wollen, dass ich meine Seele verliere. Und du wirst büssen, Red John. Jede dir noch verbleibende kümmerliche Minute deines verpfuschten Lebens... bis du auf dem Elektrischen Stuhl oder durch die Spritze vor den Schöpfer trittst und vor denjenigen Rechenschaft ablegen musst, die du im Namen deines abartigen Spiels umgebracht hast. Du hast verloren, Red John. Denn ich werde leben und du wirst tot sein." Patrick’s linke Hand glitt in die Hosentasche und er holte sein Handy hervor, während er mit der anderen mit der Waffe unverrückbar auf Red John zielte. Mit der Kurzwahltaste wählte Patrick die Nummer des CBI Hauptquartiers. "Hallo, Cho... Ja, ich bin es, Jane. Ja... alles in Ordnung... Bitte kommen Sie so schnell wie möglich zum Südfriedhof. Ich habe Red John.... Ja, Sie haben richtig gehört. Sie finden uns neben der Kirche in dem angrenzenden Wohnhaus." ************************************************************************** Mit Wucht knallte Cho den Hörer auf die Gabel. Rigsby und van Pelt standen schon n eben seinem Schreibtisch parat. Es hatte die beiden förmlich hochgerissen, als Jane's Name gefallen war. "Was ist...?", begann Rigsby. Cho sprang auf und griff nach seiner Jacke, dann ließ er die Bombe platzen. "Jane hat Red John." Dann stürmte er aus dem Büro. Ohne weitere Fragen folgten ihm van Pelt und Rigsby. ************************************************************************** Nur das keuchende Atmen von Red John durchbrach das Schweigen in der Küche. Reglos wartete Patrick auf das Team des CBI. Keinen Blick wandte er von Jason. Jedes Detail saugte er in sich auf. Die Tatsache, dass die lange Jagd nun endlich zu Ende war, sickerte nur langsam in seine Gedanken. Dafür war das helle Jaulen der Sirenen schneller in seinem Bewusstsein. Ein leichtes Lächeln glitt über Patrick’s Gesicht. Sie waren da. Im nächsten Moment wurde schon die Tür krachend geöffnet und er hörte Rigsby’s laute Stimme. "Jane, wo sind Sie?" "Hier, in der Küche. Zweite Tür rechts." Die Tür wurde aufgestoßen und die drei Agenten stürmten herein. Mit wenigen Blicken erfassten sie die Lage. Die Waffen richteten sich auf Jason. "Alles in Ordnung mit Ihnen, Jane?", fragte Grace, sie streckte ihre Waffe zur Seite ab und näherte sich dem blonden Mann langsam. Noch nie hatte sie ihn mit einer Waffe in der Hand gesehen. Patrick erkannte ihre Vorsicht. Er lächelte breit und reichte dann der Agentin die Waffe mit dem Griff voran. "Alles in Ordnung. Das dort...", er zeigte mit dem Finger auf den liegenden Jason. "Das dort ist Red John. Er hat es mir gestanden und in der Wohnung werden sich sicherlich noch weitere Beweise finden." "Mistkerl", kam es fauchend von Jason. Seine dunklen Augen fixierten Patrick hasserfüllt. Doch der CBI Berater zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. "Du hast verloren..." In diesem Moment passierte es. "Vorsicht Waffe!", schrie Cho. Grace wirbelte herum und hob ihre Waffe an. In synchronen Einklang hallten drei Schüsse aus drei Pistolen der CBI Agenten. Der Körper von Jason zuckte hoch und die Waffe, die er vorhin fallen gelassen hatte und nun in einem unbemerkten Moment wieder an sich gebracht hatte, fiel zu Boden. Aus ihrer Mündung kräuselte sich der blauer Rauch nach einem abgegebenen Schuss. Einem Schuss, der in dem Klang der anderen verhallt war. "Alles klar? Rigsby, van Pelt?", rief Cho fragend. Er zielte unverwandt auf den am Boden liegenden Körper. "Ja", bestätigte Rigsby knapp. Auch seine Waffe bewegte sich nicht einen Zentimeter vom Ziel weg. "Ja, alles in Ordnung", bestätigte Grace mit fester Stimme. Ihre Finger umklammerten noch immer fest den Griff ihrer Waffe. Cho schlich vorwärts, sorgfältig darauf achtend, dass er nicht in die Schusslinie seiner beiden Kollegen geriet, und legte zwei Finger an die Halsschlagader von Jason. "Tot", meinte er lakonisch, als er sich wieder aufrichtete. Er sicherte seine Waffe und steckte sie in sein Gürtelhalfter zurück. "Jetzt ist es endgültig vorbei", sagte Grace erleichtert und wandte sich an Patrick. Der blonde Mann stand wie erstarrt da. Seine rechte Hand hatte er auf seine linke Brust in Höhe seines Herzens gelegt. Als er sie wegzog, war sie blutverschmiert und auf seinem Pullover war ein roter Fleck, der sich in besorgniserregendem Tempo vergrößerte. Patrick hob den Kopf und sah Grace mit einem Ausdruck des völligen Verblüffens an. "Er hat mich getroffen." "NEIN!", schrie Grace panisch auf, als Patrick langsam zusammenbrach. Sie war sofort an seiner Seite und nahm seinen Kopf auf ihren Schoß. "Halten Sie durch... Wayne!" "Schon in Arbeit." Der junge Agent hatte schon das Telefon in der Hand. "Wir brauchen einen Notarzt. CBI Agent verletzt. Sofort ! ... Südfriedhof..." Cho kniete neben Patrick nieder und legte ihm die Hand auf die Brust. "Halten Sie durch Mann... Machen Sie jetzt ja nicht schlapp,Jane..." "Jane..." Patrick versuchte verzweifelt die Augen offen zu halten, doch sie wurden immer schwerer und dann kam der Schmerz. Er überfiel ihn wie ein wildes Tier, das seine Krallen in ihn hineinschlug. Patrick wollte schreien, doch fehlte ihm die Luft. Nur ein leises Stöhnen entwich seinen rauen Lippen. Die Stimmen der Anderen wurden immer leise in Patrick‘s Ohren... immer weiter drifteten sie ab... bis schließlich alles in Schwärze und Stille versank... ************************************************************************** Ende Kapitel 12 (Gigantischer Satz hinter die nächste Couch; vorsichtig die Nase heb) Jemand hat mich mal eine „Drama-Queen“ genannt. Ich nehme an, dass ich es mit diesem Kapitel mal wieder getroffen habe. (Muhahahaha!) Bis bald, denn glaubt ja nicht, dass es schon vorbei ist. Denn "in jedem Ende steckt ein neuer Anfang“ Liebe Grüße chaska Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)