Der Tag von Sid_Vicious (Fortsetzung von "Die Nacht") ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Ich bin unwürdig. Ich bin Staub. Ich bin Asche. Ich weiß, ich weiß. Es hat viiiiiiiel zu lange gedauert. Aber hey, ich bin wieder da und ich hoffe einfach ganz doll, dass ihr auch noch dabei seid. Ich verspreche euch, ich werde diese und andere Geschichten zu Ende bringen! Und ich bin auch guter Dinge, dass es bis zum nächsten Kapi nicht so lang dauert. Nun denn, nachdem ich noch ein bisschen auf den Knien vor euch umherrutsche, stelle ich euch eine verfluchte TORTE hin. Eine Mojito-Torte!!! Ich hoffe das stimmt eure Gemüter ein bisschen versöhnlich ;) Viel Spaß beim Lesen. Sie saßen in einer neu eröffneten Bar in Camden Town. Im Stil der 20er Jahre hauptsächlich in warmen Brauntönen und Holz eingerichtet, strahlte der verwinkelte Raum eine gemütliche Wärme aus. Passend dazu spielte auf einer kleinen Eckbühne, eine Jazzband im New-Orleans Sound. Die Musik untermalte dezent die Gespräche der Anwesenden. Nicht so laut, dass man sein eigenes Wort nicht verstand, aber auch nicht zu leise, so dass man die Unterhaltungen der anderen Gäste hätte hören können. Draco und Harry saßen an einem runden Tisch nah an der Bühne im hinteren Teil des Raumes. Jeder hatte ein große Glas Guinnes vor sich stehen und bereits zur Seite geschoben, standen ihre leer geputzten Teller. Seit beinah zwei Stunden waren sie nun hier und aßen, tranken und unterhielten sich. In den letzten Wochen hatten sie sich oft getroffen. Draco genoss jede Sekunde, die er mit dem einst so schweigsamen Potter verbringen konnte. Sie beide hatten sich in dieser Zeit verändert. Reden konnten sie über alles Mögliche und wider Erwarten lachten sie erstaunlich viel miteinander. Dennoch war Dray frustriert. Nachdem er begonnen hatte einfach nur mit Harry befreundet zu sein, malte er sich ständig aus, wie es wäre wieder mit ihm zu schlafen. Aber von dessen Seite aus kamen überhaupt keine Annäherungsversuche, geschweige denn Zeichen, dass der ehemalige Slytherin einen Schritt in diese Richtung wagen durfte. Luna hatte es ihm immer wieder prophezeit, doch hören wollte er es auch heute nicht. Er redete sich ein, dass er gut mit der bloßen Freundschaft zwischen ihnen klar kam. Missen wollte er es auch auf gar keinen Fall, aber wenn er in seltenen Momenten ganz ehrlich war, so machte es ihn schier verrückt. Er wollte diesen vermaledeiten Griffindor einfach nur berühren. Ihn küssen und ihn bei Merlin noch eins schlicht und einfach flach legen. Er verzehrte sich nach der weichen Haut und der Enge des Goldjungen. Wie oft er in den vergangenen Wochen masturbiert hatte, konnte er gar nicht mehr zählen. Um auf andere Gedanken zu kommen, nahm Draco einen tiefen Schluck seines Bieres und schüttelte seine fruchtlosen Gedankengänge von sich. Gerade wollte er ein unverfängliches Thema anschneiden, als sich eine Hand auf seine Schulter legte. Er blickte auf und direkt in das hübsche Gesicht seines besten Freundes und Mitbewohners. Blaise grinste ihn freudestrahlend an. Abwartend hielt er seine Arme auseinander. Dieser Junge nutzte Drays momentanen Gemütszustand schamlos aus. Gewöhnlich nicht der Typ für ständige Umarmungen und anderen Körperkontakt, außer beim Sex, ließ er momentan alles zu, einzig weil er so ausgehungert war. Seufzend stand der dahingeschmolzene Eisprinz also auf und ließ sich an den sehnigen Körper Zabinis ziehen, der ihn wie immer fest an sich drückte. Dreist wie eh und je setzte dieser sich sogleich neben Draco und griente nun den etwas verdutzt drein blickenden Retter der Zaubererwelt an. „Na sieh sich das einer an! Dray Babe, du hast echt nicht untertrieben.“ Mit diesen Worten klopfte er seinem Kumpel anerkennend auf die Schulter, was diesen augenblicklich erröten ließ. Wie fruchtbar peinlich dem das war, sah man ihm ganze zwei Sekunden an, bis die altbekannte Maske sämtliche Emotionen verbarg. Draco war erleichtert, dass wenigstens diese eine Sache noch zu funktionieren schien, in seinem völlig wirren Leben. „Potter…Junge Junge. Du siehst echt hammer aus. Ich würd glatt meinen Basilisken in deiner Kammer des Schreckens verstecken, falls du verstehst was ich meine.“ Harry, der eben schon aus Verlegenheit einen Schluck von seinem Guinnes genommen hatte, verschluckte sich prompt derartig, dass die übrigen Anwesenden besorgt in seine Richtung blickten. Blaise schien das nur anzuspornen und so zwinkerte er dem keuchenden Mann zu, bevor er die rothaarige Kellnerin darauf aufmerksam machte, dass er etwas bestellen wollte. Draco schmiedete indes Mordpläne, die allesamt von Qualen und enormen Schmerzen handelten. Wie konnte Zabini ihn nur derart bloß stellen. Ihm war bewusst, dass es auch bei seinem besten Freund an Taktgefühl mangelte, aber heute übertrieb er es wirklich. Er warf dem feixenden Zauberer einen finsteren Blick zu, der aber in den Leeren der Bar verschwand, da dieser seine fast schwarzen Seelenspiegel noch immer auf Potter gerichtet hatte. Moment. Malfoy schaute zwischen den beiden jungen Männern hin und her und traute seinen Augen kaum. Sein Mitbewohner flirtete was das Zeug hielt und Harry lief in regelmäßigen Abständen rot an. Was zur Maulenden Myrte lief denn bitte hier ab? Selbst als die Bedienung die Bestellung aufnahmen und Minuten später mit einem Gin-Tonic wiederkehrte, brach der Blickkontakt nur Bruchteile von Sekunden ab. Denn auch wenn der dämliche Goldjunge immer wieder beschämt auf den Tisch sah, so suchte er doch sogleich wieder die dunklen Iriden seines Gegenüber. Ungekannter Schmerz machte sich in Draco breit. Egal ob er hier den Beginn etwas Erstem beiwohnte oder einem unschuldigen Geplänkel, so schnürte es ihm doch die Kehle zu. Nie hätte er ansatzweise vermutet, dass es möglich war derartig zu leiden. Er war sicher, sein Herz würde jeden Moment entzwei reißen und ihn allenfalls als leere tote Hülle zurücklassen. In seinem Kopf war nur noch ein dumpfes Rauschen, das jedwede Klänge um ihn herum übertönte. Nichts schien mehr einen Sinn zu ergeben. Wann war aus dem unabhängigen Malfoy Erben ein Häufchen Elend geworden, dass bei dem Gedanken Harry Potter an einen anderen Mann zu verlieren, zusammenbrach? Tatsächlich fühlte Draco sich, als würde er jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren. Geistesabwesend entschuldigte er sich, noch immer an die gesellschaftlichen Konventionen seiner Herkunft gebunden und taumelte Richtung Toilette. Dort angekommen stützte er sich zunächst mit beiden Händen auf dem Waschbecken ab und starrte sein Spiegelbild an. Was er sah, war ein leichenblasses Gesicht, in dessen glasigen Seelenspiegeln sich Tränen bildeten. Die anderen Gäste die die Örtlichkeiten der Bar aufsuchten und ihn besorgt musterten, beachtete er gar nicht. Nur sein Ebenbild existierte. Sein Ebenbild, welches so viel Pein barg. Hatte Harry sich so gefühlt, wenn Draco in unregelmäßigen Abständen bei ihm aufgetaucht und dann wieder ohne weiteres verschwunden war? Hatte er deshalb versucht sich das Leben zu nehmen? War dies nun seine gerechte Strafe? Ruckartig ließ der ehemalige Slytherin den Beckenrand los und betätigte den Wasserhahn. Eiskaltes Nass lief über seine schwitzenden Hände. Immer wieder spritzte er es sich ins Gesicht bis es sich mit den nun hemmungslos fließenden Tränenbächen mischte. Er war nicht mehr er selbst! Oder war er es vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben? Musste er diese Qual erleiden um zu seinem Innersten zu finden? Draco konnte es nicht sagen. Er wusste momentan nicht ein noch aus. Ihm war nur klar, dass er auf keinen Fall an diesen Tisch zurückkehren konnte, an dem Zabini und Potter saßen und sich gegenseitig anhimmelten. Er versuchte also sein Bestes um sich wenigstens wieder soweit herzustellen, dass er hinaus auf die Straße treten konnte, ohne dass man ihn in eine Irrenanstalt verfrachtete. Als er glaubte, dies sei ihm einigermaßen gelungen, fiel ihm ein, dass er ein gottverdammter Zauberer war und trat in eine der Kabinen. In diesem Augenblick befand sich sonst niemand weiter im Raum, sodass er ohne lange zu zögern in eine abgelegene Seitenstraße in London apparierte. „Draco. Es tut mir so unendlich leid. Was kann ich denn nur tun, damit du dich besser fühlst?“ Luna stellte soeben eine dampfende Tasse Tee vor ihm ab, der wahrscheinlich aus irgendwelchen unsichtbaren Pflanzen mit heilenden Kräften gebrüht war. Es störte ihn nicht. Wie ein Häufchen Elend hockte der sonst so stolze Malfoy Erbe auf dem bunten Flickensofa seiner neugewonnenen Freundin. Die Tränen waren inzwischen versiegt, aber der Schmerz war noch allgegenwärtig. Er spürte, wie Luna ihren Arm um seine Schulter legte und lehnte sich kraftlos an sie. Auch wenn er noch immer nicht ganz begriff, welche Sternenkonstellationen dazu geführt hatten, dass sie beide Freunde waren, so war er doch überaus dankbar für diese Laune der Natur. Wäre sie nicht, dann hätte Draco in der Tat niemanden sonst gehabt zu dem er hätte gehen können. Blaise war bis vor nicht allzu langer Zeit sein einziger Freund gewesen. Um nicht doch wieder los zu heulen, wie ein kleines Mädchen trank Dray vorsichtig ein Wenig von seinem Tee ab. Erstaunlicherweise handelte es sich um ganz simplen Kamillentee und als Luna seinen überraschten Ausdruck bemerkte, gluckste sie leicht. „Mein Papa hat mir immer Kamille aufgebrüht, wenn ich traurig war. Er meinte, nichts helfe mehr, um den Sorgen den Gar aus zu machen.“ Zu seiner eigenen Überraschung musste auch Draco lächeln. Sie sprach immer mit so viel Liebe von ihrem Vater, dass er das Gefühl hatte ihn persönlich gekannt zu haben. „Danke Luns.“ Aus einem Impuls heraus zog er das blonde Mädchen in eine feste Umarmung. „Du musst dich nicht für Selbstverständlichkeiten bedanken. Wir sind jetzt Familie.“ Draco musste nach diesen Worten schwer schlucken, hatte er in seiner Eigenen doch nie so eine bedingungslose Liebe erfahren, seine Mutter einmal ausgenommen. Sanft schob er seine Freundin so weit von sich, dass er ihr in die Augen sehen konnte. „Ich werde versuchen dein Vertrauen nicht zu enttäuschen.“ „Du bist einer der loyalsten Menschen, die ich neben Harry kennenlernen durfte, Draco. Du bist dir dessen nur nicht bewusst.“ Sie drückte ihm einen leichten Kuss auf die Wange und lehnte sich dann wieder in die vielen Kissen, die auf ihrer Couch verteilt waren. Noch verwirrt von dieser Aussage, drang das Klingeln erst verspätet in Malfoys Gedanken ein. Er drehte sich zur Tür, die Luna bereits erreicht hatte und sah gleich darauf Zabinis dunkle Augen, die ihn verzweifelt anstarrten. „Oh Merlin. Draco es tut mir so leid!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)