Ein Bruder für jede Schwester von RoseAkaShi (Flucht durch die Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 25: Annäherung ---------------------- Kapitel 25: Annäherung „Was Prügel sind, weiß jeder; was Liebe ist, hat noch niemand herausgefunden.“ (Heinrich Heine) Elijahs Sicht: Rückblick Auf dem Weg zu Klaus, sah ich Helena, die mir im Gang direkt entgegen kam. Allerdings war sie in ein Buch vertieft, sodass sie mich gar nicht erst bemerkte. Es war schon interessant, dass sie beim Lesen normal gehen konnte, ohne wirkliche schwere Verletzungen davonzutragen. Ich wollte sie auf mich aufmerksam machen, doch zwei Meter von mir entfernt, machte sie eine Drehung zur Seite und ging einfach mit einem halben Meter Abstand an mir vorbei, so als wäre nichts gewesen. Beeindruckt und auch sprachlos blieb ich stehen und sah ihr nach. Das war wirklich nicht schlecht gewesen. Ich hörte schnelle Schritte und aus der Abbiegung kam Katerina und fasste ihrer Schwester an die Schultern, die so stehen blieb und ihr ihre Aufmerksamkeit schenkte. „Komm mit, Helena. Lass uns was spielen!“, rief sie und schleifte ihre Schwester sogleich mit sich, aus der Richtung, aus der sie gerade gekommen war. Ich wartete noch, bis ich ihre Schritte nicht mehr hörte und setzte dann meinen Weg fort. Es war schon komisch wie unterschiedlich sie waren, ich musste es immer wieder von neuem feststellen. Während Helena so ruhig war, strotzte Katerina anscheinend nur so vor Lebensfreude. Ich klopfte an die Tür meines Bruders, bevor ich eintrat. Gerade schickte er irgendein Mädchen weg, was mir nur noch einmal mehr bezeugte, das ihm Katerina nichts bedeutete. Aber das hatte ich ja auch schon gewusst und es war auch vollkommen uninteressant, wieso also sollte ich mich damit beschäftigen? „Der Mondstein fehlt noch immer. Obwohl es Gerüchte gibt, die sagen, dass er sich nach England bewegt. Denn die Werwölfe haben wohl gehört, dass hier der Doppelgänger sein soll. Sie denken natürlich an den Sonne-Mond-Fluch.“, berichtete ich meinem Bruder die neusten Geschehnisse. Er nickte leicht und ging zum Fenster. „Das ist eher schlecht. Wenn Mikael davon erfährt wird er hierher kommen, um die Doppelgänger zu töten und uns wird er gleich dazu finden.“, meinte er. Diese Möglichkeit bestand tatsächlich. Eine durchaus reelle Furcht, die es galt zu vermeiden. Mikael würde nicht lange zögern, sondern kurzen Prozess machen. Er würde die Doppelgänger als erstes töten, damit Klaus keine Chance hatte, wieder das zu werden was er wirklich war und danach würde er natürlich unseren Tod anstreben. Wir liefen schon so lange weg, das Spiel war uns keinesfalls mehr unbekannt. „Ich werde alle anweisen die Augen offen zu halten und bei dem kleinsten Zeichen von ihm werden wir verschwinden. Ich werde dafür sorgen das alles abfahrbereit ist, auch die Doppelgänger.“, erklärte ich und verschwand nach einem Nicken von Klaus. Ich wusste dass er jetzt allein sein wollte. Er dachte sehr oft nach, über unseren Vater und wahrscheinlich auch über unsere Mutter. Das tat ich auch zu genüge. Allerdings war unsere Familie schon vor langer Zeit zerbrochen und ich bezweifelte, dass wir noch einmal zueinander finden würden, wenn dann nur wir Geschwister. Aber eine Versöhnung mit unseren Vater war undenkbar. Ich ging in den Saal, um dort die neusten Aufgaben weiterzuleiten und natürlich nickten die Männer, oder auch Vampire, sofort und verschwanden dann sofort, um die Nachricht an alle anderen weiterzuleiten. Wieder hörte ich schnelle Schritte und drehte mich in die Richtung aus der sie kamen. Ich sah Helena, die in den Raum gelaufen kam und kurz stockte, als sie mich erblickte. Dann fasste sie sich aber und lief zu dem Kamin, um anscheinend dahinter Deckung zu nehmen. Sie sah mir tief in die Augen und legte einen Finger auf ihre Lippen, um mir zu bedeuten still zu sein. Leicht zustimmend nickte ich. Wenige Sekunden später kam ihre Schwester mitten in den Saal gelaufen und lief an Helena vorbei ohne sie zu bemerken. Diese schlich sich grinsend von hinten an ihre Schwester ran und tippte ihr auf die Schulter. „Du bist dran“, rief sie fröhlich und lief dann weg. Katerina bemerkte erst einige Augenblicke später was passiert war und lief danach ihrer jüngeren Zwillingsschwester hinterher aus dem Raum. Erst einige Augenblicke später registrierte ich was hier passiert war und musste kurz blinzeln. Die beiden spielten eine Mischung aus Fangen und Verstecken. Ich rief mir ins Gedächtnis, wie jung sie eigentlich erst waren, siebzehn. Fast noch Kinder, meiner Meinung. Aber in der Gesellschaft waren sie junge Frauen, die man schon lange verheiraten konnte. Ich bekam automatisch Mitleid mit ihnen, als ich daran dachte, was für ein Schicksal sie erwartete. Sie konnten doch nichts für das, was sie waren. Es war schon niedlich wie sie miteinander umgingen, es hatte so etwas Unschuldiges, Verspieltes. Ich folgte ihnen zu der Eingangshalle nach draußen, wo Helena mehrere Stufen nach unten sprang und einfach weiter lief und Katerina ihr so schnell wie möglich folgte. Sie liefen nach draußen und ich ging zum nächsten Gang, um sie von dort aus zu beobachteten. Katerina jagte ihre Schwester über die Wiese und immer wieder sah ich, das Lachen und Lächeln der beiden. Sie waren nur Mittel zum Zweck und doch war es traurig ihnen so etwas an zu tun. Sie hatten es nicht verdient. Ich wandte mich ab und wollte zurück in mein Zimmer, doch als ich die Eingangshalle wieder durchquerte kamen die Zwillinge gerade wieder herein und ich sah wie Katerina Helena stützte. Beim Treppenansatz blieben sie stehen und Helena setzte sich auf die unterste Stufe. Was war nur geschehen? Da sah man einen Moment nicht hin und ihr passierte etwas. Wieso waren Menschen nur so schwach und zerbrechlich? Warum musste es Helena sein? Schnell eilte ich zu ihnen. „Was ist geschehen?“, fragte ich sofort. „Ich bin gestolpert, nichts Schlimmes passiert“, meinte Helena beruhigend und nahm den Arm von der Schulter ihrer Schwester, die sich sogleich wieder aufrichtet. „Ihr hättet nicht so übermütig sein und herumrennen sollen!“, tadelte ich sie. Ich war wütend, dass sie so unvorsichtig gewesen war und auf mich selbst, dass ich nicht besser aufgepasst hatte. „Es ist doch nichts Schlimmes passiert und es nicht beim Rennen passiert. Wir wollten gerade wieder reingehen, da bin ich vor der Tür auf Treppe gestolpert.“, erklärte Helena und ich verfluchte die Treppe. Sie fasste zum Geländer und wollte sich daran hochziehen, verzog allerdings schon bei der kleinsten Belastung ihres Fußes das Gesicht. Schnell überbrückte ich den letzten Abstand und hob sie ohne große Mühe hoch, einen Arm unter ihren Knien, den anderen unter ihren Armen. Helena wollte protestieren, doch ich beachtete es gar nicht. „Sollten wir einen Arzt rufen?“, fragte Katerina besorgt. Ich schüttelte den Kopf. „Das wird nicht nötig sein. Ich bring sie auf euer Zimmer. Wissen sie, wo die Küche ist Katerina?“, fragte ich an ihre Schwester. Sie schüttelte den Kopf, deswegen erklärte ich es ihr. „Sagen sie ihnen sie sollen Helenas Essen auf euer Zimmer bringen und dann gehen sie doch ins Esszimmer. Ich bin sicher Klaus freut sich sie zu sehen, ich werde mich um ihre Schwester kümmern.“ Katerina nickte lächelnd, sie mochte Klaus wohl sehr. Schnell verschwand sie. Ich schluckte mein Mitleid herunter und wandte meine Aufmerksamkeit wieder Helena zu. Diese sah nicht gerade erfreut aus, wahrscheinlich weil ich ihre Proteste ignoriert hatte. Ich trug Helena die Treppe hinauf und schlug dann den Weg zu meinen Gemächern ein. Das merkte natürlich auch meine Verletzte. Sie war sehr aufmerksam. „Das ist der falsche Weg.“, meinte sie und ihre Stimme klang leicht aufgebracht. Ich schmunzelte leicht, sie war wohl gerade gar nicht gut auf mich zu sprechen. „Ich weiß, aber ich habe ein paar Zutaten, aus denen ich ihnen einen Tee machen werde, der hilft gegen die Schmerzen und beschleunigt den Heilungsprozess.“ Zumindest würde er es sobald ich ein wenig meines Blutes darin untergemischt hatte. Ich wollte nicht, dass sie lange Schmerzen hatte und sich so nicht bewegen konnte. Das würde nicht nur Leid bedeuten, es war auch sicher nicht ihrer Laune förderlich. Ich setzte sie in das Vorderzimmer auf einem Sessel ab. „Nicht bewegen, Helena… Obwohl das können sie ja gar nicht.“, meinte ich amüsiert und wechselt das Zimmer. Dort fand ich alles, was ich brauchte um ihr Tee zu machen. „Das finden sie witzig, oder?“, rief Helena empört aus, da es sich dabei in keinster Weise um eine Frage handelte. Ein Lächeln bildete sich auf mein Gesicht. In der Tat, das erachtete ich wirklich als witzig. „Natürlich nicht, Helena. Was denken sie von mir? So etwas würde ich doch nicht als humorvoll erachten.“, beteuerte ich ihr und sah durch die Tür, wie sie das Gesicht verzog. Unglaube spiegelte sich in ihren Augen wieder. Es dauerte eine Weile bis das Wasser kochte und ich biss mir in den Finger und ließ ein wenig Blut in die Tasse fließen, bevor ich den Tee dazu goss, der auch noch hatte ziehen müssen. Ich rührte alles gut um und ging wieder ins Nebenzimmer, wo Helena natürlich noch geduldig wartete. Was blieb ihr auch anderes übrig? Ich reichte ihn ihr. „Vorsichtig, heiß!“, warnte ich sie. Ich wollte nicht, dass sie heute noch mehr Verletzungen, welcher Art auch immer, erlitt und auf keinen Fall wollte ich daran schuld sein. Sie nickte leicht und trank nun einen Schluck. Sofort verzog sie das Gesicht, das Blut musste den Tee wohl wenig schmackhaft machen. Ich sah auf meinen Finger, der bereits wieder verheilt war. „Denken sie dran, dass keine Medizin die hilft auch gut schmeckt.“ „Ist mir bekannt.“ Wir sahen uns in die Augen und zum ersten Mal fiel mir auf, wie sehr ihre rehbraunen Augen doch funkelten. Wenn man wollte, dann konnte man daran ihre Gefühle ablesen. Gerade spiegelten sie Erstaunen wieder, wahrscheinlich weil ich ihr half. „Danke.“, meinte sie und ich nickte lächelnd. Langsam trank sie den Tee und verzog auch nicht mehr dabei das Gesicht. Sie hatte sich wohl daran gewöhnt. Als sie fertig war, nahm ich sie wieder auf die Arme und trug sie diesmal zu ihren Gemächern, wo ich sie auf ihr Bett legte. Kurz zuckte meine Hand, ich hatte das Verlangen ihr durch die Haare zu streichen, unterließ es dann aber doch. „Haben sie noch Schmerzen?“ „Wie, wenn sie mich tragen, so belaste ich den Fuß nicht.“, meinte sie und das war wirklich logisch. „Aber nein, er schmerzt grad nicht.“ Leicht nickte ich. Mein Blut sollte sie wieder heilen. „Gute Nacht, Helena. Passen sie auf sich auf und verletzten sie sich nicht wieder.“, verabschiedete ich mich und das Lächeln, dass sie mir schenkte, gab mir eine bisher unbekannte Wärme. Rückblick Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)