Ein Bruder für jede Schwester von RoseAkaShi (Flucht durch die Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 27: Besteht dieser Wunsch noch immer? --------------------------------------------- Kapitel 27: Besteht dieser Wunsch noch immer? „Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.“ (Georg Christoph Lichtenberg) Katherines Sicht: Ich summte ein Lied, ein fröhliches Volkslied aus meiner Heimat, während ich mich vor dem Spiegel zurechtmachte. Elena dagegen saß am Tisch und schrieb einen Brief. An Damon natürlich. An wen auch sonst? Gab es überhaupt eine andere Möglichkeit? Sie hatte seinen Abschiedsbrief und das Gedicht an dem Spiegel ihrer Kommode befestigt, ganz wie das erste Foto, das von uns beiden gemacht worden war. „Würdest du mir bitte helfen?“, bat ich meine Schwester und deutete auf mein Korsett. Zu der Zeit wo wir geboren worden waren hatte es so etwas noch nicht gegeben und es war auch nicht schade darum. Falls es wieder aus der Mode kommen sollte würde ich es auch sicherlich nicht vermissen. Egal wie gut man damit aussah, es war einfach unbequem. „Fest?“, fragte sie nach als sie hinter mich trat. „Fest!“, bestätigte ich ihr und nickte. Wenn schon, dann konnte es auch richtig sein. Sie schnürte mein Korsett fest und ich hielt mich dabei am Spiegel fest und atmete tief durch. „Lieber Damon, Ich muss ehrlich zu dir sein. Ich liebe dich so sehr! Bitte schmeiß einfach alles hin und komm zurück zu mir, damit wir ganz viel Liebe machen können und… Au!“, fluchte ich als Elena mein Korsett wirklich sehr eng schnürte. „Entschuldige bitte.“, heuchelte sie gespielt reuevoll und ich sah im Spiegel wie sie die Augen verdrehte. „Musste das jetzt tatsächlich sein?“, fragte ich nach. Sie zuckte unbekümmert mit den Schultern. „Ja, irgendwie schon.“, meinte sie locker. War ja klar gewesen. Ok, ich verstand schon. Ich hatte mich dazu nicht zu äußern und meine Worte waren wohl auch ein wenig unangebracht gewesen. Aber man durfte wohl ja noch seine Schwester ein wenig ärgern oder nicht? Eigentlich ja schon, aber wahrscheinlich brauchte ich mich dann auch nicht zu wundern, wenn sie sich rächte. Doch jetzt durchzuckte mich wieder meine gewohnte Neugier. Was stand nun eigentlich in den Brief? Dass es nichts in der Art von dem war, was ich gerade gesagt hatte, war ja eigentlich schon klar. „Was steht in diesem Brief?“, fragte ich durchaus interessiert. Nichts was ich hinein schreiben würde, er war sicher Elena typisch verfasst. Distanziert, zurückhaltend, höflich und trotzdem mit so viel Liebreiz, dass sie einen Mann auf ihre Weise gewiss fesseln konnte. „Hast du schon mal etwas vom Briefgeheimnis gehört?“, fragte sie und zog dabei eine ihrer Augenbrauen in die Höhe. „Fertig!“ Sie ließ von mir ab und ich atmete noch einmal tief durch. Ich wusste immer noch nicht, ob ich das Korsett verabscheuen sollte, da es einem mörderisch einengte, oder doch toll finden sollte, da es die weiblichen Kurven mehr als deutlich hervorhob und betonte. Klar wollte ich es nicht mehr tragen, zumindest nicht als Pflicht, aber vielleicht ab und zu so. Für einen Mann, der es einem schnell wieder auszog. Das wäre wahrlich eine gute Lösung, befand ich. Ich richtete mich gerade auf und betrachtete mich im Spiegel. Ich sah gut aus, eindeutig, so konnte ich mich zeigen lassen. „Natürlich, es verdient die höchste Achtung und ich akzeptiere es vollkommen.“, bestätigte ich ihr und ging zu ihrer Kommode. Elena setzte sich wieder an den Tisch und schrieb ihren Brief weiter. „Du wirst es mir also nicht verraten?“, hakte ich noch einmal nach und ich wusste, dass sie ein selbstgefälliges Grinsen auf dem Gesicht hatte, auch wenn es milder war als meines. Nie würde sie so eine Geste überreizt darstellen, sodass es wirklich unhöflich war. Elena hielt weder etwas von Hochmut, noch von irgendeiner Form von Egoismus. Sie war das Musterbeispiel einer aufopfernden und freundlichen Frau. Echt grauenvoll meiner Meinung nach und langweilig. „Nein, werde ich nicht.“, bestätigte sie mir noch einmal. Mein Blick fiel auf Damons Brief an sie und ich las ihn mir noch einmal durch. Liebe Elena, Abschiede sind wirklich nicht meine Stärke, deswegen versuche ich es auf diese Weise. Ich bin zum ersten Mal traurig von Zuhause wegzugehen und das liegt einzig und allein an dir. Dich werde ich vermissen, wie nichts anderes. Aber du hast mir gesagt, dass du mich magst und dass es für mich nicht hoffnungslos ist. Deswegen wirst du mich jetzt nie wieder loswerden. Die Hoffnung lass ich mir nicht mehr nehmen. Ich werde zu dir zurückkehren, das ist ein Versprechen. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen. In tief verbleibender Sehnsucht, Damon Ich drehte mich zu ihr. „Damon ist wirklich süß zu dir.“, stellte ich fest, doch sie äußerte sich nicht zu meiner Aussage. Ich setzte mich zu ihr an den Tisch und sah sie an. Seufzend hob sie ihren Blick und sah mich abwarten an. „Liebst du ihn?“ Sie sah mich weiterhin einfach nur an und antwortete mir nicht. „Was ist mit Elijah? Liebst du ihn noch?“, fragte ich weiter nach, doch weiterhin schwieg sie noch immer beharrlich. „Versteh mich nicht falsch, ich will dir nichts unterstellen. Aber damals hieltst du ihn für die Liebe deines Lebens und ich hab in den letzten Jahrhunderten beobachtet, wie du dich gequält hast. Ich bin deine Schwester und weiß, dass du dir gewünscht hast, er würde uns finden und alles sich irgendwie klären.“ Die Stille war unbehaglich und wir sahen uns dabei gegenseitig in die Augen. „Ich frag dich also nur eins. Hegst du diesen Wunsch noch immer? Das ist alles was ich wissen will.“ Das andere würde sich meiner Meinung nach mit der Zeit von selbst klären. „Nein!“, sagte sie mit fester Stimme und in ihrer Stimme erkannte ich nichts anderes als Aufrichtigkeit. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und mit guter Laune stand ich auf. Ich ging zu ihrer Kommode und holte einen Briefumschlag, ein Blatt Papier und noch etwas anderes heraus, wobei ich sicher ging, dass Elena es nicht zu Gesicht bekam und es sofort in den Briefumschlag steckte. Dann setzte ich mich zu ihr und schrieb schnell etwas auf das Papier. Ein paar Worte reichten schon aus. Die ganze Zeit über spürte ich Elenas Blick auf mir ruhen. Schnell schüttelte ich das Blatt, damit die Tinte trocknete, faltete es und steckte es dann in den Briefumschlag. „Ich habe nur ebenfalls einen Brief an Damon geschrieben. Aber keine Angst, es ist weder etwas Persönliches, noch Verfängliches.“ Elena sah mich finster an. Der Blick konnte wirklich sehr beängstigend sein und man fühlte sich sofort schuldig. „Wie gut, dass wir beide das Briefgeheimnis so sehr schätzen. Findest du nicht auch?“ Meine Schwester verdrehte die Augen und beendete ihren Brief. Ein wenig ungeduldig wartete ich darauf, dass sie fertig wurde. Als sie ihre Schreibfeder niederlegte und den Brief zusammenfaltete, hielt ich ihr auffordernd meine Hand hin. Fragend sah mich meine Schwester an. „Ich werde jemanden suchen der die Briefe überbringt. Manipulation, du weißt schon.“ Zögernd überreichte sie mir den Brief. „Wie wäre es, wenn wir ein wenig Tennis spielen? Das lenkt dich von deiner Sehnsucht ab.“ Sie nickte leicht als Zustimmung zu meinem Vorschlag. Glücklich ging ich nach unten und suchte nach einem geeigneten Boten. Ich war sehr zufrieden damit, wie die Dinge sich entwickelten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)