Ein Bruder für jede Schwester von RoseAkaShi (Flucht durch die Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 34: Lächerlich ---------------------- Kapitel 34: Lächerlich „Durch nichts bezeichnen die Menschen mehr ihren Charakter, als durch das, was sie lächerlich finden.“ (Johann Wolfgang von Goethe) Klaus Sicht: Rückblick „Der Mondstein ist hier in England, daran gibt es gar keinen Zweifel. Die Gerüchte kochten deswegen über“, berichtete mir Elijah. „Aber wir bekommen ihn trotzdem nicht, zumindest nicht so schnell. Ich hab zwar alle, die wir entbehren konnten darauf angesetzt, aber es wird trotzdem nicht so schnell klappen. Es ist unwahrscheinlich, dass wir den Mondstein noch bis zum Vollmond bekommen.“ Vollmond war in einer Woche, nun ich hatte noch nicht alles zusammen, aber es würde keine eintausend Jahre mehr dauern, also hielt ich einen Monat mehr getrost aus. Außerdem war Katerina eine vorzügliche Gesellschaft, sie war aufgeschlossen und verstand es Spaß zu haben. Es gab auch unangenehmere Gesellschaften. Die schweigsame Helena, die ich meinen Bruder aufgedrückt hatte, würde mir nicht so gut gefallen. Ich sah aus dem Fenster und bemerkte die Diener, die mehr als sonst da unten herumliefen und alles fertig machten. „Für das Fest ist alles vorbereitet?“, fragte ich nach, obwohl ich wusste, dass es unnötig gewesen ist. Elijah regelte alles, nie enttäuschte er mich und meistens war er Allem sogar einen Schritt voraus. „Natürlich“, bestätigte er und dann sah ich etwas, das mich verwunderte, weswegen ich die Stirn runzelte. „Wo ist Helena schon wieder gewesen?“ Meine Stimme war aufgebracht, wieso musste sie nur so eine Neigung dazu haben abzuhauen, nur um irgendwo zu spazieren? Kein anderes Mädchen stand auf solche Wanderungen, wie sie es tat. „Chorprobe, da ist sie öfters. Ich hab ihr eine Wache und eine Anstandsdame mitgegeben.“ Wie gesagt, Elijah war immer einen Schritt voraus. Doch dann zwang sich mir der Gedanke auf, dass Helena in solchen Dingen sehr ablehnend war. Sie wollte nicht einmal hier bleiben, ohne dass ich sie wirklich dazu überredete. Wie hatte sie das so einfach zugelassen oder hatte Elijah sie manipuliert? Denkbar und auch die einfachste Lösung. „Das hat sie sich gefallen lassen?“ „Ich hab ihr gesagt, dass ich mich um sie sorgen würde, wenn ihr etwas passiert.“ Verwundert runzelte ich die Stirn. Hatte er das? „Ja, sowas wollen Mädchen hören. Die Frage ist tust du das wirklich?“ Genau sah ich meinen Bruder an um auch seine Reaktion mitzubekommen, aber seine Emotionen waren wieder einmal nicht zu lesen. „Natürlich, ihr darf nichts geschehen. Nicht bis zu dem Ritual.“ Zustimmend nickte ich. Das war allerdings richtig. Ihr durfte auf keinen Fall etwas geschehen. Katerina lief ihrer Schwester entgegen und nahm fröhlich ihre Schwester in Empfang. Sie beide waren wichtig, zumindest noch. Als sie irgendein Klatschspiel begannen, wandte ich meinen Blick von ihnen ab. Sie waren eben doch noch kleine Kinder, die man nicht zu ernst nehmen sollte. Dann kam in mir eine Frage auf, die ich bisher noch zurückgestellt hatte, da sie mir nicht wirklich wichtig erschien. „Katerina hatte mir erzählt, dass sich Helena verletzt hat. Was ist passiert?“, fragte ich nach und schaute doch wieder nach unten, wo die beiden anscheinend fangen spielten. So etwas Dämliches, Einfältiges und Lächerliches. „Sie hatte sich den Fuß gebrochen, aber ich hab ihr den Ausmaß ihrer Verletzung verschwiegen und ihr einen Tee mit meinem Blut versetzt gegeben. Am nächsten Tag war natürlich alles wieder in Ordnung.“ Natürlich war es das. Aber ein Risiko war es dennoch, wieso also dieser großer Aufwand. „Du scheinst dir viel aus dem Mädchen zu machen, wenn du dir solche Mühe gibst“, sprach ich beiläufig an, aber Elijah versteifte sich und schwieg zu dem Thema. Ich sah ihn an und fragte mich, ob er sie zu nah an sich heran ließ, ob er sie mit Tatia verwechselte, was er nicht wagen sollte. Sie war unsere Schwäche und sowas konnten wir nicht noch einmal zulassen, sie hatte uns damals beide beinah zerstört und uns auseinander gebracht. Ich hörte wie unten die schwere Tür aufging und das Kichern zeigte mir, das die Doppelgängerinnen hier waren. Deswegen ließ ich das Thema fallen und wartete nicht auf eine Antwort seitens Elijah. Wir gingen den Gang entlang und kamen zur Treppe, die wir zu den Zwillingen hinunter schritten. Als sie uns sahen hatte ihre Toberei ein sofortiges Ende. Katerina strahlte mich an, wie sie es immer tat. Durch die Kälte draußen und ihrem aufgeregtem Herumgealbere waren ihre Wangen gerötet. Ich schaute zu Helena, die wie immer ausgezeichnete Manieren zeigte und einen Knicks in meine Richtung machte, aber sich wie immer schnell von mir abwandte. Dabei bemerkte ich den Blickwechsel zwischen ihr und meinen Bruder, der mich stutzig werden ließ. Sie lächelten sich beide zaghaft an und es schien mir als wären sie für sich allein. Helena registrierte den Blick ihrer Schwester, schluckte und wandte sich ihr zu. „Ich werde spazieren gehen, bis später.“ Wieder machte sie einen Knicks und wollte nach draußen verschwinden. Elijah warf mir einen kurzen Blick zu und eilte ihr dann hinterher. „Erlaubt ihr mir, dass ich mich ihnen anschließe?“, fragte er höflich und ich musste zugeben, dass ich überrascht war, dass diese Höflichkeit zwischen ihnen noch bestand, wo ihre Blicke doch etwas ganz anderes aussagten. Aber das war gut, dann waren sie sich über die Gefühle des Anderen vielleicht noch nicht im Klaren oder noch besser, sie wussten es selber nicht. Helena lachte leicht, was Elijah mit einem Lächeln erwiderte. Ich erkannte nicht wirklich was daran nur so witzig sein sollte. Aber Helena kicherte mit vorgehaltener Hand und nickte meinem Bruder zu. „Ich erlaube es“, sagte sie und es klang irgendwie sehr übertrieben, was meinen Bruder aber nur noch mehr lächeln ließ. Wo war da bitteschön der Scherz versteckt? Sie harkte sich bei ihm unter und die beiden verschwanden nach draußen. Weiter hörte ich nichts von ihnen, deswegen wandte ich mich wieder Katerina zu. Allerdings würde ich das erstmal in der nächsten Zeit im Auge behalten. Katerina sah den Beiden nachdenklich hinterher, anscheinend hatte sie die beiden ebenfalls beobachtet, weswegen ihr meine fehlende Aufmerksamkeit ihr gegenüber, nicht aufgefallen war. Gut so. Im Gegensatz zu mir schien sie aber nicht besorgt zu sein, sondern eher glücklich über diese Ereignisse. Das Gefühl konnte ich beim besten Willen nicht mit ihr teilen. Liebe ist die größte Schwäche, die wir Vampire haben, denn sie sorgt dafür, dass uns unsere Gefühle überrollen können, das war nichts was wir anstreben sollten. „Katerina, wollen wir zusammen einen Tee trinken?“, fragte ich, da die Uhrzeit dieses Ereignis gerade gestattet und ich wusste, dass sie sich über Gesellschaft freute. Sofort strahlte sie mich an, wie leicht kleine Mädchen doch zu beeinflussen waren und wie schnell man ihnen eine Freude machen konnte. Ich bot ihr meinen Arm an und sie harkte sich sogleich bei ihr unter. „Sehr gerne“, flüsterte sie und sah mich glücklich an. Mein Glück war es, das Liebe anscheinend auch Blindheit mit sich brachte. Zumindest in ihrem Fall war es wahrlich ein Segen. Mir würde das nicht geschehen, aber bei Elijah machte ich mir Sorgen, er könnte Helena verfallen und dann irgendeine Dummheit begehen. Sie war ein Mensch, natürlich ein Doppelgänger, aber sobald der Fluch von mir war, würde sie einfach nur bedeutungslos sein. Ein kleines Mädchen mit hübschem Gesicht, mehr würde sie nicht sein. Liebe war genauso wie diese Kinderspiele, noch etwas Lächerliches, was die Welt nicht brauchte, zumindest unsere Welt sollte davon verschont werden. Rückblick Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)