Ein Bruder für jede Schwester von RoseAkaShi (Flucht durch die Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 133: Walpurgisnacht --------------------------- Spezial 8: Walpurgisnacht „Glück ist das einzige, was wir anderen geben können, ohne es selbst zu haben.” (Carmen Sylva) Katherines Sicht: Es war Walpurgis, ein Fest das uns wirklich nie wichtig gewesen war und über das ich nie wirklich tiefsinnig nachgedacht hatte, aber es war meine fixe Idee, um meine Schwester zumindest eine Zeit lang, so etwas wie in Fröhlichkeit zu stimmen. Sie hatte die beiden Faust Teile von Goethe gelesen und war davon fasziniert, weswegen wir beschlossen hatten nach Deutschland zu reisen, um hier eine Harzreise zu unternehmen. Eigentlich war es eher meine Idee gewesen, nachdem sie mir erzählt hatte, dass es Goethe getan hatte, aber ich wusste ihr gefiel der Gedanke. Besonders das was ich für heute geplant hatte. Wir waren auf den Brocken, um hier Walpurgis zu feiern oder zumindest zu sehen, was hier vor sich ging und wir wurden nicht enttäuscht. Es war nicht nur so, dass die Menschen sich von den Gedanken mitreißen ließen. Eigentlich hatten diese keine Ahnung. Sie verbrannte eine Stoffhexe auf einem hohen Feuer und feierten den Frühlingsanfang, sie wollten damit den Winter sowie die bösen Geister vertreiben. Irgendwie war es ironisch amüsant, denn so holten sie sich die bösen Geister erst recht hierher. Überall wimmelte es von echten Hexen, aber auch von Vampiren, vielleicht sogar Werwölfen. Doch die Menschen waren so naiv und blauäugig, das sie nicht mitbekamen, was wirklich um sie herum geschah. Selbst an Elena konnte ich erkennen, dass es ihr hier gut gefiel. Sie schaute sich um und war fasziniert, ihre Augen hatten dieses Leuchten, was ich nur allzu selten bei ihr sah, doch heute war es da. Lächelnd reichte ich ihr meine Hand. „Wollen wir uns umsehen?“, fragte ich sie gutgelaunt und sie nickte begeistert, nahm sogar meine Hand und wie früher, wie kleine Kinder, hüpften wir eher als das wir gingen, durch die Massen. Wir gingen zum Feuer, das mindestens zehn Meter hoch war. Die Magie war an diesem Ort regelrecht greifbar. Das lag daran, dass es ein besonderer Ort war, da hier viele magische Praktiken verrichtet wurden. Außerdem war das ein besonderer Tag, zumindest für die Hexen, aber auch für die Toten. Es gab einen so die Möglichkeit ganz leicht mit Verstorbenen zu reden. Erst hatten wir überlegt, ob wir das auch wahrnehmen wollten. Eine Hexe suchen und sie bitten eine Verbindung mit unserer Familie herzustellen, doch dann hatten wir uns aus unterschiedlichen Gründen dagegen entschieden. Elena wollte nicht, dass die alten Wunden erneut aufrissen und ich war einfach nur feige und fürchtete mich vor der Reaktion meiner Familie und ihrer Schuldzuweisungen. Außerdem hatten wir beide entschieden, dass es nichts daran ändern würde, dass sie tot waren und wir mit ihren Verlust lernen mussten zu leben. Das war auch nicht das was uns schwer fiel. Doch sie waren immer eine große Stütze gewesen und bei ihnen hätten wir sicher Zuflucht gefunden, mehr im übertragenden Sinne, doch sie hätten uns bei unseren Schmerz helfen können. Der war es nämlich, der uns noch immer zusetzte. Elena mehr als mir. Vielleicht war ich stärker als sie oder ich konnte es einfach besser verdrängen und mir etwas vorlügen. Ich verkannte wohl einfach die Bedeutung und es fiel mir leichter es zu ignorieren. Zumindest grub ich mich nicht in meiner Trauer und meinen Schmerz ein, ich wusste das durfte ich nicht, da sonst Elena nur noch mehr verloren wäre. Hier sah heute niemand wirklich normal aus. Selbst die normalen Menschen, waren verkleidet, als Hexen und Teufel, zumindest so wie sie sich diese vorstellten. Da ich Elena dazu genötigt hatte mit mir um das Feuer zu tanzen, hatte selbst sie die gute Laune gefangen genommen. Ich hörte seit langer Zeit wieder ihr Lachen und ich wusste sofort dass ich es sehr vermisst hatte. Im Gegensatz zu den anderen hier sahen wir ziemlich normal aus. Wir trugen ganz einfache Kleider, um nicht weiter aufzufallen und unsere Haare waren auch nur offen. Meine natürlich stark gelockt und Elenas eher glatt, aber das war bei uns von Natur aus so. Elena machte eine Drehung unter meinen Arm und wir bewegten uns wieder weg vom Feuer. Die Wärme war nicht schlecht in dieser kalten Nacht, aber zu nah dran zu sein, war dann auf Dauer doch ziemlich extrem, besonders wenn man auch noch dazu tanzte. An einem Stand hielten wir an. „Zwei Cognac bitte!“, bat ich die junge Frau, die dort Getränke verkaufte und sie goss uns zwei Gläser ein. Als ich die Gläser entgegen nahm, berührten wir uns an den Fingern und ich sah ihr instinktiv in die Augen. In dem Moment wusste ich das sie kein Mensch war, sondern etwas anderes. Eine Hexe? „Ein tolles Fest, oder? Der einzige Tag wo wir uns nicht verstecken brauchen“, erzählte sie mir frei heraus und irgendwie war ich mir jetzt sicher das sie eine Hexe war. „Ihr habt beide ganz schön viel schlechtes Karma angesammelt, aber auch gleichzeitig gutes. Das ist wirklich erstaunlich“, erzählte sie uns und auch Elena war jetzt um einiges aufmerksamer. Wir schauten uns an und fragten uns wohl beide, wie sie das alles durch eine Berührung und einem Blick wissen konnte. „Ihr wisst doch sicher, dass die Grenze zwischen Tod und Leben heut stark verwischt ist, oder? Wisst ihr denn nicht auch, dass eure Kräfte heute um ein vielfaches stärker sind? An diesem Tag sind hier alle übernatürlichen Wesen sehr mächtig, weswegen alle an diesen Ort pilgern.“ Elena und ich sahen sie ziemlich verblüfft an. Das war einfach unglaublich, auch das sie einfach zu wissen schien was in uns vor geht. „Wir sind eigentlich hier, weil Goethe in seinem Buch über diesen Ort berichtet hat und Elena ist einfach ein Fan davon“, erklärte ich dem Mädchen mit ihren schwarzen wirren verrückt aussehenden Locken. Erst jetzt viel mir aus, das sie sehr konfus wirkte, aber dabei diese natürliche Schönheit hatte, weswegen nichts an ihr schlimm aussah. „Jeder hat heute an diesen Tag viele Möglichkeiten“, meinte sie. Das stimmte, davon hatten wir ja auch schon gehört, auch wenn wir beschlossen hatten es nicht zu nutzen. „Es gibt mehr als ihr euch vorstellen mögt. Ich bin heute sehr empfänglich für die Gedanken anderer. Aber ihr könntet auch meine Freundin fragen, die Amulette verkauft, sie kann euch sagen zu welchen Ort ihr reisen solltet um euer Glück zurück zu bekommen und euer schlechtes Karma loszuwerden.“ Andere Kunden kamen, weswegen wir nicht weiter die Möglichkeit hatten darauf einzugehen, aber ich sah meiner Schwester an, das sie genauso verwirrt war ich. Deswegen kippte ich auch meinen Cognac mit einem Schluck herunter. Ich brauchte den Alkohol, um erst einmal wieder klar zu denken. Elena tauschte dann auch noch wortlos unsere Gläser aus und begann sich umzusehen, anscheinend nach der Freundin der Hexe. Kommentarlos stellte ich die Gläser wieder zurück. Wieso würde sie uns einfach helfen? Das war doch nicht normal! Soweit ich Hexen bisher kannte, hassten die meisten uns Vampire, da sie uns als Feinde der Natur sahen und als grausam. Aber diese war offen und frei zu uns gewesen, wollte uns offensichtlich helfen, wo ich nicht wusste, ob mich das nicht doch beunruhigen sollte. Es war ein harter Kampf gewesen, eine Kette für mich zu bekommen, die mich vor der Sonne schützte. Elena hatte es letztendlich geschafft, durch Diplomatie und gutes Zureden. Mit meiner Methode hätte es schneller geklappt, aber die hätte Elena niemals zugelassen. „Dort, Katherine. Ich will es wissen“, meinte sie eindringlich zu mir und ich wusste, wenn sie so war, dann ließ sie keine weitere Diskussion zu. Ich ahnte dass es hierbei vor allem um Elijah ging. Sie verband ihr Glück automatisch mit ihm. Wir kamen zu einem Stand, wo viele Amulette an Ständern baumelten, aber auch einige einfach auf den Tisch lagen. Ich fasste gegen eines dagegen, was mir einen kleinen Stromstoß verpasste. „Sie sind durchaus Wirkungsvoll, da können sie mir zustimmen, oder?“, fragte eine Frau mit einem amüsierten Klang, aber ihr Gesicht schien bitter ernst zu sein. Ihre Haare waren streng nach hinten gebunden und waren anfänglich grau, früher einmal waren sie allerdings eindeutig blond gewesen. Sie hatte dunkelgraue Augen, die uns zu ergründen schienen. „Wir sind hier…“ „… um den richtigen Ort für euer Glück zu finden“, kam sie meiner Schwester zuvor und ich fragte mich ob sie in die Zukunft sehen konnte. „Es ist kein bestimmter Ort, eher eine Gruppe die von Stadt zu Stadt zieht. Ihr kennt sie bereits, es sind Freunde von euch. So werdet ihr eine Helferin finden und schlussendlich auch euer Glück. Es ist kein Ort, sondern ein Weg“, erklärte sie uns und ich hasste es das Hexen sich immer so ungenau ausdrücken mussten. Sie konnten nie präzise Aussagen machen, die einem halfen. „Wieso hilfst du uns? Wir sind Vampire“, erinnerte ich sie wohl an das offensichtliche, aber ich war an diese Hilfsbereitschaft einfach nicht gewohnt. Ihr Gesicht wurde nicht milder, wahrscheinlich beherrschte sie nur diesen ernsten Ausdruck. Sie zuckte mit den Schultern, als wäre es belanglos, aber auch offensichtlich. „Wir sind alle Übernatürliche-Wesen, wir sollten zusammenhalten. Die Menschen schaden uns schon genug, da müssen wir uns nicht auch noch gegenseitig bekämpfen. Außerdem“, setzte sie an und gespannt sah ich sie an. Ich zog eine Augenbraue hoch und Elena fragte nach: „Außerdem?“ „Außerdem verdient jeder sein Glück, wir sollten uns alle dabei helfen es zu erreichen.“ Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, aber Elena fand diese einfachen aber genau richtigen Worte. „Vielen Dank“, sagte sie und lächelte. Sie lächelte so schön, so lieblich, dass es mich das kommende Glück schon erahnen ließ. Das war nicht nur ein magischer Ort. Magie herrschte überall. Sie umgab uns. Aber hier hatte man es verstanden und auch akzeptiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)