Ein Bruder für jede Schwester von RoseAkaShi (Flucht durch die Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 94: Aussprache ---------------------- Kapitel 94: Aussprache „Wenn Du vor mir stehst und mich ansiehst, was weißt Du von den Schmerzen, die in mir sind und was weiß ich von den Deinen. Und wenn ich mich vor Dir niederwerfen würde und weinen und erzählen, was wüsstest Du von mir mehr, als von der Hölle, wenn Dir jemand erzählt, sie ist heiß und fürchterlich. Schon darum sollten wir Menschen voreinander so ehrfürchtig, so nachdenklich, so liebend stehn wie vor dem Eingang zur Hölle.“ (Franz Kafka) Elenas Sicht: Ich saß auf der Bank auf der Terrasse und hatte die Hände in meinen Schoß gebettet. Nervös spielte ich mit meinen Fingern herum. Noch immer versuchte ich zu begreifen was geschehen war und alles davon zu verarbeiten. Es waren nur ein paar Worte, die meine gesamte Welt umwarfen. So lange hatte ich geträumt, gehofft, gebetet, dass es geschehen würde und jetzt wo sich mein Wunsch erfüllt, verfluchte ich ihn. Elijah hatte mich wirklich geliebt, liebte mich noch und ich ihn. Ich liebte ihn ebenfalls, aber ich liebte auch Damon. Ich liebte sie beide und irgendwie begann ich deswegen zu verzweifeln. Ich schaute nicht auf, als ich Schritte hörte, ich wusste dass es Elijah war. Niemand anderes war sonst hier und alle Bedienstet wurden manipuliert, damit wir in Ruhe reden konnten. Obwohl nachdem wir uns angeschrien hatten, hatte keiner von uns es mehr gewagt ein Wort zu sagen und bis jetzt hatten wir geschwiegen. „Hier, schwarzer Tee ohne Zucker und mit einem Schluck Milch“, meinte er und reichte mir den Tee, vielleicht damit er mir half, all das hier zu verkraften. Kraft brauchte ich in der Tat. Mit einem leichten Kopfnicken nahm ich ihn an. „Das hat sich endzwischen geändert, ich trink ihn jetzt mit Zucker“, erklärte ich und er nickte nur verstehend. Das zeigte noch einmal deutlich wie viel sich geändert hatte und wie viel Zeit vergangen war. Das war nicht spurlos an uns vorbei gegangen, es hatte auch uns verändert. Es hatte auch die Dinge zwischen uns verändert. Wir waren nicht mehr die beiden Menschen von damals, wir hatten uns beide verändert. Nicht so dass wir es selbst merken würden, aber für den anderen sicherlich, da wir uns in all der Zeit nicht einmal gesehen hatten. Da war die kleinste Veränderung groß. „Was willst du jetzt eigentlich von mir hören, Elijah?“, fragte ich mit schwacher Stimme nach. Ich hatte keine Ahnung was ich deswegen machen wollte. Die Wahrheit zu wissen war… schockierend. Vielleicht wäre sie einmal befreiend gewesen, aber in diesem Moment war sie einfach nur belastend und ich wünschte mir ich hätte es niemals erfahren. „Liebst du mich noch?“, fragte er zurück. Wieso musste es ausgerechnet diese Frage sein? Sollte ich lügen, sollte ich die Wahrheit sagen oder sollte ich drum herum reden? „Weißt du Elijah, wäre das alles vor einem Jahr passiert, dann wäre ich jetzt glücklich. Wir würden das hinbekommen und für immer zusammen sein. Aber jetzt wird das nicht mehr funktionieren. Es wäre nicht fair, für keinen von uns und damit bezieh ich Damon auch mit ein. Ich liebe ihn und werde ihn heiraten und das habe ich nicht entschieden, weil ich stur bleiben will, sondern schon vorher. Ich hatte gewählt zwischen dir und ihm, auch wenn ich die Wahrheit nicht wusste. Ich hab nur das gute gesehen und mich trotzdem für ihn entschieden. Wir bekommen das nicht mehr hin, Elijah.“ Es gab kein Zurück mehr für mich. Damon war nun mein Leben und das bereute ich nicht. Jeder Moment mit ihm war ein Geschenk und machte mich glücklicher, als ich es mir hätte je erträumen können. „Du liebst ihn?“, fragte Elijah noch einmal nach und monoton nickte ich. Das tat ich, mehr als alles andere, aber es war kein lustiges Gefühl, wenn die jetzige große Liebe mit der früheren aufeinander prallte. Das ließ einen ganz schön taumeln. „Bist du glücklich?“, hakte er weiter nach. Ein mildes und auch ein wenig gequältes Lächeln erschien auf meinem Gesicht. Ich zuckte schwermütig mit meinen Schultern. „Gerade in diesem Moment fällt es mir ehrlich gesagt etwas schwer“, gab ich offen zu. „Aber ja, ich bin sehr glücklich sonst.“ Mehr als ich es gewollt hatte. Dabei hatte ich mich so dagegen gewehrt ihn zu lieben und doch hatte es nichts gebracht. Ich hatte mich einfach noch einmal verliebt, gegen meinen Willen. Gefühle konnte man anscheinend auf keiner Weise steuern, besonders nicht solche. Elijah und ich sahen beide auf den Boden. Ich wollte etwas sagen, etwas tröstendes, aber dann besann ich mich, da mir einfiel, das es keine Worte auf der Welt gab, die in diesem Augenblick helfen würden. Katherine hatte es so oft versucht und nie hatte es geschafft. „Weißt du, dass du für mich perfekt warst, Elijah?“ Ich wusste nicht woher diese Frage kam, aber irgendwie fand ich, dass er es wissen sollte. Das er mir genauso wichtig gewesen war, wie ich anscheinend ihm. Das auch ich ihn ebenfalls geliebt hatte, mehr als jeden anderen auf der Welt. „Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt ein gutes Ende für uns geben hätte können“, meinte Elijah nun und seine Stimme klang dabei ziemlich traurig. Bestimmend schüttelte ich den Kopf. Das war etwas, wogegen ich auf jedenfall protestieren würde. „Natürlich, alles ist egal, wenn man verliebt ist, erinnerst du dich?“ Ich fragte mich, ob er sich noch an die Worte erinnern konnte. Aber es schien so zu sein, denn er nickte nur leicht. Das hatte ich ihm am letzten Tag gesagt, den wir miteinander verbracht hatten. Doch anscheinend hatten wir all unsere Worte vergessen, als wir getrennt wurden. Wieso hatten wir nicht weiter an unseren Worten der Liebe festhalten können? „Warum sind wir dann jetzt nicht zusammen, Helena?“, fragte er und ich unterdrückte es bei seiner Frage zusammenzuzucken. Erst jetzt fiel mir so genau auf, dass er mich bei meinem alten Namen nannte. Außer ihm tat das nur noch Mikael. Es war meine Verbindung zu meinem alten Leben. Wir hatten uns so in etwa auch gedacht, ein neuer Name, ein neues Leben, ein neuer Mensch und am Ende auch eine neue Liebe. Dass man seinem alten Ich nicht so leicht entkommen konnte, wusste ich erst jetzt. „Weil, egal wie stark die Gefühle auch sind, die Liebe manchmal anscheinend nicht ausreicht, sonst wären wir noch zusammen. Aber wir haben gezweifelt, alle beide und das ist unsere Strafe. Ich weiß nicht was ich gedacht habe, aber irgendwann da hab ich Katherine einfach geglaubt. Sie war meine Schwester und sie liebte mich, sie würde mich nicht anlügen. Ich weiß nicht wirklich, wieso, aber es war so.“ Ich hatte gezweifelt und meine Schwester hatte dies gesät. Sie hatte eine schwache Stelle gefunden, sie aufgeschnitten und immer wieder Salz hineingeworfen, bis der Schmerz überwand. Eine wohl etwas eigene Metapher, aber so war es. Ich fragte mich wieso meine Schwester mir das angetan hatte, aber eigentlich kannte ich die Antwort bereits. Sie hatte es mir immer wieder gesagt. Wir waren Zwillinge, geboren um zusammen zu sein. Sie stellte uns einfach immer über all die Dinge, selbst über unsere Liebe. „Ich weiß wieso ich gezweifelt habe. Du warst perfekt, Helena, und das zwischen uns war so wunderbar, dass es kaum zu glauben war. Dass es eine Lüge sein sollte war leicht zu glauben, ich hatte ehrlich nie vorher gedacht, das ich das recht hatte so glücklich zu sein, wie mit dir“, erzählte er mir die Wahrheit. Und so saßen wir beide hier. Zwei verlorene und gestrandete Seelen, die einander verloren hatten, aber ich war dabei weiterzugehen. Da kam ein Rettungsboot, das mich mit nahm, aber nie hatte ich gewollt, dass es Elijah zurückließ. „Du wolltest mich verwandeln?“ Ich dachte so drüber nach und eigentlich hatte ich es bereits gewusst. Jeden Tag hatte ich wieder gehofft, das er mir die Wahrheit über alles sagen würde und mich fragen würde, ob ich mit ihm die Ewigkeit verbringen wollte. Ich hätte sofort ja gesagt. Natürlich hatte ich immer davon geträumt zu heiraten und Kinder zu bekommen, das war ein schöner Gedanke gewesen und wirklich mein Wunsch. Doch dann war da Elijah und all das kam mir bedeutungslos vor, wenn ich es nicht mit ihm haben konnte. Ich hatte mich in ihn verliebt und das obwohl ich gewusst hatte was er war und was er und sein Bruder uns antun wollten. „Das hatte ich vor“, gestand er mir und seine Stimme klang schwermütig. Wir waren beide erschöpft. Nicht körperlich, nur von dem was geschehen war und all der Zeit. Der verlorenen Zeit, die wir nie mehr zurück bekommen würden. „Wieso hast du es mir nur nicht gesagt? Wieso hast du mir nicht einfach die Wahrheit gesagt, Elijah? Hast du wirklich geglaubt ich würde dich nicht mehr lieben? Es wär mir egal gewesen, ich hätte dir all das verzeihen können“, sagte ich ihm und ich merkte wie Tränen meine Augen herunter blätterten, die ich sofort wegwischte. „Helena“, fing Elijah an und seine Stimme klang so hilflos. Ich schüttelte den Kopf. „Du solltest jetzt gehen, Elijah. Das ist nicht der passende Zeitpunkt.“ Und den würde es für uns vielleicht auch nie mehr geben. Er stand schwerfällig auf, aber er beugte sich noch einmal zu mir herunter, um mich auf die Wange zu küssen. „Ich weiß, ich hab kein Recht dich um Verzeihung zu bitten. Aber ich hoffe, ich hab nicht das Recht verloren, dir zu wünschen, dass du glücklich wirst. Ich akzeptiere deine Wahl, allerdings solltest du wissen, dass ich dich noch immer liebe und ich dich immer lieben werde. Für immer, Helena, werden meine Gefühle nie zu dir verblassen“, schwor er mir und ich kam nicht umhin trotzdem ein bisschen Glück deswegen zu empfinden. Wer könnte das nicht, wenn er so geliebt wurde. Ich sah ihm hinterher, wie er davon ging und mein Blick war wehmütig. Letztes Mal hatte ich das nicht gewollt und diesmal ließ ich ihn einfach so ziehen. Aber seine Liebe blieb bei mir zurück. Ich würde nie vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)