Ein Bruder für jede Schwester von RoseAkaShi (Flucht durch die Ewigkeit) ================================================================================ Kapitel 124: Zurücklassen ------------------------- Kapitel 124: Zurücklassen „Es heißt die Zeit würde alle Wunden heilen. Doch das Leben fügt einem manchmal Wunden zu, die so tief gehen, dass sie niemals heilen und mit der Zeit immer nur tiefer und tiefer werden…“ (Bis dass das Glück uns scheidet) Elijahs Sicht: Hilflos beobachtete ich, wie mein Bruder und Katerina in Flammen aufgingen, hatte dabei Helena in meinen Armen gefangen. Mikael stand da und blickte stolz auf sein Werk. Das, welches bedeutete, dass er seinen Sohn getötet hatte, meinen kleinen Bruder. Mistkerl! Helena fing an zu weinen, ich hörte sie schluchzen und fühlte wie sie in meinen Armen zitterte. „Wieso? Wieso hast du das getan?“, fragte sie mit schmerzerfüllter Stimme und ich wusste, das ihr Herz genauso schwer war wie meines gerade. Wir hatten gerade unsere Geschwister verloren. Das war ein Verlust, den kein Schmerz der Welt beschreiben konnte. Es war etwas in deinem inneren, das zerstört wurde und das man sonst nie spüren würde, nicht auf diese Weise. Mikael drehte sich zu uns um. Sein Blick war gleichgültig. Er interessierte sich nicht für unseren Schmerz, den Kummer den wir jetzt für die Ewigkeit mit uns herum schleppen würden. „Verluste gibt es immer, sie lassen sich nicht vermeiden.“ Nicht vermeiden? Klaus hatte Katerina losgelassen, ich hatte es gesehen! Er hatte sie losgelassen und ich hatte den warmen Blick bei ihm gesehen, mit dem er früher Tatia betrachtet hatte. Vielleicht hatte er selbst nie gewusst, wie viel sie ihm bedeutet hat, aber zumindest wusste er es in der letzten Sekunde seines Lebens. In der erkannten wir immer was wichtig war, wenn wir es bisher nicht gewusst hatten. Er hatte so viel Schmerz über ihren Verrat gefühlt, wie auch ich damals über Helenas angeblicher Täuschung. Schmerz und Wut sagte manchmal mehr aus, als unsere guten Handlungen. Helena fiel schluchzend auf die Knie, stützte ihr Gesicht in ihre Hände und weinte hemmungslos, sodass es mein Herz zerriss. Ihr Kummer setzte meinen Gefühlen noch eines drauf. Mit Abscheu betrachtete ich Mikael. „Du bist ein Monster, Mikael“, erklärte ich ihm. „Mehr noch als Klaus es war. Er hat wenigstens in der letzten Sekunde seines Lebens Barmherzigkeit gezeigt, mehr als du in deinem ganzen Leben.“ Meine Worte richteten nichts aus, verletzten ihn anscheinend in keinster Weise, setzten keine Reue in Bewegung. Er zuckte einfach nur desinteressiert mit den Schultern. „Die Menschen kommen, um euch zu töten“, teilte er uns mit und verschwand dann einfach, ließ nichts zurück, nur den Schmerz. Ich sah wie die Asche meines Bruders und Helenas Schwester verwehte und verschwand. Keine Spur übrig ließ von ihrer Existenz. Genauso gut hätten sie nie gelebt haben könnte, es würde keinen Hinweis darauf geben. Ich kniete mich zu Helena, neben sie und nahm sie in die Arme, in die sie sich diesmal freiwillig flüchtete. Ihre Tränen flossen ohne Halt. „Bitte Helena, wir müssen von hier verschwinden. Ich will nicht, das dir auch noch etwas zustößt“, appellierte ich an ihre Vernunft und wusste dennoch, das eine Handlung in diesen Zustand schmerzhaft war. Alles was man tat linderte gar nichts. Es schien alles nur noch schlimmer zu werden, so mehr man registrierte, was alles damit zusammen hing, was man alles an diesen Menschen hatte, was man jetzt entbehren musste. Es gab keine Wahl, kein Zurück mehr. Nichts weiter blieb übrig, bis auf die Tränen und das Bedauern. Ich half Helena dabei aufzustehen, stützte sie und zwang sie mir in die Augen zu sehen. „Lass uns von hier weglaufen, Helena. Es ist Zeit zu gehen!“, erinnerte ich sie an die Gefahr, die auf uns zukommen würde, in Form der Menschen. Natürlich wäre es nicht schwer sie auch noch zu töten, allerdings war es vermeidbar und Helena könnte dennoch etwas in diesem Chaos zustoßen. Helena löste sich von mir und lief dann auf einmal zu den älteren Salvatore-Jungen, zu seiner Leiche. Falls ich heute noch nicht genug Schmerz ertragen musste, so war jetzt die Grenze auf jedenfall erreicht. Wie hatte ich nur vergessen können, dass sie einen anderen gewählt hatte? Sie hatte es auf jedenfall nicht. „Er hat mein Blut in sich. Er wird wieder aufwachen!“, sagte sie zuversichtlich und wischte sich mit dem Arm, über ihre Augen. Egal wie schwer mein Herz war, ich ging zu ihr und nahm ihn hoch. Überrascht sah sie mir in die Augen. „Dennoch sollten wir von hier gehen, nicht wahr? Er sollte an einem ungefährlichen Ort aufwachen, meinst du nicht?“, fragte ich sie, da sie gerade ziemlich kopflos zu sein schien. Helena lief zu dem Wagen und entfernte die Fesseln der Vampire, die sofort verschwanden, wie auch wir. An der Stadtgrenze stellte sich uns ein Mensch in den Weg, aber er war kein großes Hindernis. Seine Augen fielen auf Helena. „Miss Katherine?“, fragte er und überrascht sah Helena von mir zu ihm. „Nein, ich bin Elena“, antwortete sie ihm, dennoch reichte er ihr etwas, was sie zögernd entgegen nahm. „Damit kommen sie von hier weg“, erklärte er ihr. Verwirrt und überrascht nickte Helena. „Danke“, antwortete sie ihm und deutete mir dann an, dass wir weiter konnten. Noch eine Weile bewegten wir uns in einer schnelleren Geschwindigkeit, umso weit weg von meinem Geburtsort zu kommen, wie nur möglich. „Was hat er dir gegeben?“, fragte ich Helena, die eine ganz bestimmte Richtung eingeschlagen hatte. Das Meer. „Schiffstickets für eine Fahrt nach Europa“, erzählte sie mir. Ah, Katerina hatte mal wieder ganz genau ihre Flucht geplant, von der Helena offensichtlich nichts gewusst hatte. Unser Ziel war Norfolk, eine Hafenstadt. Vorher allerdings hielten wir in einem kleinen Dorf, wo wir uns in einem Zimmer, in einer Kaserne einquartierten. Elena saß bei Damon auf dem Bett und wartete darauf, dass er bald aufwachen wird. Es dürfte nicht mehr lange dauern. Ich ging hinaus, auf der Suche nach einem geeigneten Menschen, denn Helena schien gerade so mit anderen Gedanken beschäftigt zu sein, dass sie anscheinend vergessen hatte, dass es nötig war. Aber ich wollte nicht, dass sie sich Vorwürfe machte oder etwas später bereute, nur weil sie gerade trauerte. Das einzige was zählte war, das sie glücklich war und wenn sie gerade selbst nicht in der Lage war, dafür zu sorgen, dann würde ich es tun. Ich dachte an meinen kleinen Bruder. Wie Mikael mit dem Pfahl auf ihn zugekommen war, obwohl Katerina noch vor ihm gestanden hatte. Wie Klaus erkannte, dass sie beide sterben würden und wie er Katerina losließ, sagte sie solle leben. Seine Augen waren weich gewesen, wie damals als Mensch. Katerina war geschockt gewesen, auf die Worte meines Bruders, weil sie es nie erwartet hatte, aber es hätte sie nicht so getroffen, wenn es ihr egal gewesen war. In diesem Moment hatten sie zusammen gehört und dann waren sie auch bereits gestorben. Getötet mit einer Bewegung, mit einem Pfahl, gemeinsam verbrannt. Auf ewig würde sich dieses Bild in meinem Kopf brennen, begleitet mit Helenas markerschütternden Schrei und Mikaels kaltem Gesicht. Es war ein Moment für die Ewigkeit und schon wieder hatte ich an diesem Ort, etwas Wichtiges zurücklassen müssen. Mehr als ich zu entbehren wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)