Vir Tandahal: Die drei Lehren von Angelstar
(Re-Upload / Kapitel 3 ist on!)
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Kapitel 3: Die Kocari Wildnis und ihre Tücken
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Kapitel 3: Die Kocari Wildnis und ihre Tücken
Träge öffnete ich meine Augen und sogleich entfuhr mir ein schmerzerfülltes
Stöhnen. Vor meinen Augen begann alles zu verschwimmen und ein stechender
Schmerz raste durch meinen Kopf. Fraß sich in meine Schläfen und verursachte
eine beklemmende Übelkeit. Ich fasste mir an meinen Schädel und fuhr durch
mein strähniges Haar, jeder versuch einen Gedanken zu formen, ließ es weiß
vor meinen Augen aufblitzen und der Schmerz verstärkte sich bis ins
unermessliche.
Mit geschlossenen Augen wartete ich bin die Schmerzwellen abebbten und wagte
einen erneuten Versuch. Dieses Mal schaffte ich es sogar meinen Oberkörper
aufzurichten. Der Schmerz ließ etwas nach, nur ein beständiges, dumpfes Pochen
blieb zurück. Ich stützte mich auf den harten Zeltboden ab und sah mich um.
Wie war ich in meinem Zelt gekommen? Ich wollte doch das Lager erkunden, oder
nicht? Ich versuchte mich jetzt, da die Schmerzen nicht mehr so stark waren
zurück zu erinnern, doch erneut verstärkte sich der Druck und ich gab es auf.
vermutlich sollte ich es zu einem späteren Zeitpunkt nochmal versuchen. Ein
wärmende Felldecke war um meinen Körper geschlungen und ich bemerkte
erschrocken, dass mir jemand meine Rüstung ausgezogen hatte. Nicht nur, dass
ich mich nicht an den Vorabend erinnern konnte, sondern ich war auch noch
halbnackt in irgend jemandes Zelt!
Denn, das war ganz sicher nicht meines! Weder mein Rucksack noch meine Waffen
befanden sich hier, wie ich mit einen schnellen Blick erkannte. Eiskalt fuhr es
meinen Rücken hinab und ich schlang die Decke fester um meine bloßen
Schultern. Wenigstens trug ich noch meine Unterkleidung! Trotzdem war es recht
frisch. Ferelden war bekannt für seine harten Winter und den nassen Herbst.
Wind rüttelte an der Zeltwand und trug die Geräusche des Lagers an meine
Ohren.
Es musste noch früher morgen sein, denn es war vergleichsweise ruhig und nur
wenige Kommandos wurden gebrüllt. Ich atmete erleichtert aus, wenigstens befand
ich mich noch im Lager, irgendwo in der Nähe der Quartiere der Soldaten des
Königs. Erst langsam nahm ich den fremden Geruch war. Er ging von der Decke und
einigen Kleidungsstücken aus, die sich hier befanden. Neugierig und ohne
schlechten Gewissen, schnappte ich mir ein weißes Leinenhemd und zog es mir
über. Es war groß, vermutlich ein Menschenhemd.
Seltsamerweise stieß mich der Geruch nicht sonderlich ab, ganz im Gegenteil, er
wirkte beruhigend auf mich und ich erinnerte mich zurück an meinem Clan. Was
Melle wohl in so einer Situation getan hätte? Ich grinste, sie hätte definitiv
nicht irgendein fremdes Hemd angezogen. Mit etwas mehr am Leib, durchsuchte ich
die fremden Sachen weiter, doch gaben sie mir wenig Aufschluss über den
Besitzer. Ich fand einen Runenstein und Massen an fereldischen Käse, doch sonst
nichts. Murrend setzte ich mich wieder in die Mitte. Toll! Was sollte ich jetzt
tun? Einfach hier sitzen bleiben und auf den Besitzer warten?
Nun ja, eine Option wäre das sicherlich und schließlich würde ich den Grund
erfahren, warum ich mich in diesem fremden Zelt befand. Doch der Gedanke, wie
die Reaktion dieses Menschen ausfallen könnte, ließ ein mulmiges Gefühl in
mir aufsteigen. Bisher hatten Duncan und König Cailan, der mich so warmherzig
empfangen hatte und sogar Interesse an den Belangen der Elfen zeigte, mein
komplettes Weltbild umgekrempelt, doch wusste ich auch, dass nicht alle Shemlen
der Meinung der Beiden teilten.
Meine Eltern waren solchen Menschen zum Opfer gefallen, allein um ihr Andenken
zu ehren, durfte ich mich nicht blenden lassen. Wer weiß, was dieser Mensch mit
mir vor hatte! Ich erschrak, als sich ein metallischer Geschmack in meinem Mund
entfaltete. Ich hatte mir zu fest auf die Lippen gebissen.
Seufzend strich ich mir mein Haar glatt. Ich musste erstmals hier raus und mir
etwas ordentliches Anziehen, schließlich konnte ich so nicht im Lager umher
rennen. Entschlossen krabbelte ich zum Eingang und erstarrte, als sich ein
Schatten davor abzeichnete. Ich plumpste zurück, auf mein Hinterteil und hielt
mir eine Hand vor dem Mund um jede Geräusch im vor Fall zu ersticken.
Geistesgegenwärtig tastete ich mit meiner freien Hand den Boden nach einen
Gegenstand ab, mit dem ich mich Notfalls verteidigen konnte. Man wusste ja
nicht, was mich nun erwartete.
Ich spürte, wie sich etwas Kaltes gegen meine Hand schmiegte und griff danach.
Ein blech- Kochtopf! Na super, damit sollte ich mich verteidigen können? Ich
schüttelte ungläubig den Kopf, Not machte ja bekanntlich erfinderisch, also
würde das vermutlich reichen. Ein Ekelschauer überzog meine Haut, als sich die
Silhouette immer deutlicher abzeichnete. Eindeutig ein Mann! Damit schwand das
letzte Fünkchen Hoffnung, welches ich mir bis zuletzt aufbewahrt hatte und
eisern dran fest hielt.
Was bei Andrastes unrasierten Damenbart, hatte dieser Mann mir angetan?
Ich verzog das Gesicht, als einige Bilder vor meinem geistigen Auge auftauchten
und ich hoffte inständig, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen. Zornes röte
legte sich über meine erhitzten Wangen und ich schmiss die Decke in die nächst
beste Ecke. Das würde ich ihm mit gleicher Münze heimzahlen! Er würde nie
wieder den Gedanken daran verschwenden, einem Elfenmädchen zu nahe zu treten.
Die Schritte, die ich vernommen hatte, endeten und ich sah nun deutlich vor dem
Zelteingang jemanden stehen. Er schien mit sich selbst zu hadern. Ein Shem mit
Skrupeln, sollte mich das überraschen? Vermutlich nicht, immerhin hatte ich
Duncan und König Cailan kennen gelernt und die unterschieden sich ziemlich von
den anderen Shemlen, von denen ich gehört hatte. Dem würde ichs zeigen! Die
Plane wurde angehoben und meine Muskeln spannten sich an.
Jetzt oder nie!
Als rot-blondes Haar aufblitzte, warf ich den blechernen Topf mit alle Kraft auf
den Shem. Dieser fiel rückwärts hinaus und ich hörte ihn gequält
aufstöhnen. Strike! Damit hatte er nicht gerechnet. Ein breites Grinsen zierte
mein Gesicht und durch einen weiteren Adrenalinschub veranlasst, stand ich auf
und stürmte aus dem Zelt. Kalter Wind schlug mir entgegen und meine bloßen
Füße gruben sich in die aufgeweichte Erde. Kurz stutzte ich, als ich beinahe
über etwas weiches fiel. Ich war auf dem Shem getreten, doch war mir das
herzlich egal. Perverses Schwein, dass hatte er verdient! Ich blinzelte
ungläubig und mein Herz setzte kurz aus, als ich am Fuß gepackt wurde, und mit
panisch rudernden Armen in den Matsch fiel. Augenblicklich war das dünne Hemd
durchnässt und ich zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub. Verdammt!
Ich drehte mich ruckartig um und sah in zwei verklärte oliv-grüne Augen. Ich
hatte diesen Menschen eindeutig unterschätzt. Ich schluckte kräftig und
schaute erstarrt in die Augen des Mannes. Er stand auf und zog mich, ohne ein
Wort zu sagen, an den Armen mit. Noch immer war ich erstarrt. Ich konnte keinen
klaren Gedanken mehr fassen, obwohl mein Hirn schrie: "Renn! Lauf weg!" Meine
Beine zitterten und ich hatte jeden Moment das Gefühl, sie würden nachgeben.
Sie waren weich, wie Pudding. Der Rotschopf rieb sich die schmerzende Stirn,
eine Beule zierte diese. Wenigstens hatte ich ganze Arbeit geleistet, davon
hatte er länger etwas. Seine Augen funkelten mich anklagend an und er fluchte
leise. "Toller Wurf," murrte er schließlich und gab mich frei.
Augenblicklich taumelte ich zurück und landete erneut im Matsch, während ich
ihn mit weit aufgerissenen Augen ansah. Er war nicht wütend? Obwohl ich ihm
einen Topf an den Schädel geknallt hatte? Ich wäre sicherlich wütend.
Wütend? Ich würde toben! Eilig rappelte ich mich auf und versuchte einen
weiteren Fluchtversuch. Diesmal zog mich der Fremde in seine Arme und versuchte
mich fest zu halten, als ich wild um mich trat und schlug. Was bildete sich
dieser Kerl eigentlich ein? Ich wollte aufschreien, doch eine behandschuhte Hand
legte sich auf meinen Mund und war so groß, dass sie selbst meine Nase
verdeckte. Ich bekam keine Luft mehr. Wollte er mich etwa umbringen?
Die Wut in mir rang mit der Angst und bekam schließlich Unterstützung durch
meinen Überlebenswillen. So einfach würde ich es ihm nicht machen! Ich biss
kräftig in den Handschuh, auch wenn es wenig bewirkte. Ich versuchte nach
hinten aus zu treten und dem Mann zwischen die Beine zu treten. Gar nicht so
einfach! "SchSch......Ganz ruhig. Ich will Euch nichts tun." Warm striff der
fremde Atem über mein Ohr meine Wange entlang und die dunkle Stimme ließ mich
schaudern. Ich wurde umgedreht. Irritiert stellte ich meine Gegenwehr ein und
sah meinem Gegenüber zum ersten Mal ins Gesicht. Seine Augen strahlten etwas
Warmes, Weiches aus, was mir vorher entgangen war. Ich schüttelte verwirrt den
Kopf. Das waren nicht die Augen eines kaltblütigen, vergewaltigenden Mörders.
Er war nicht viel älter als ich, vielleicht Mitte zwanzig. Für einen Shem sah
er auch nicht wirklich schlecht aus, sondern ganz im Gegenteil.
Obwohl ich mir das vermutlich nie eingestehen würde. Mein Herzschlag wurde um
ein paar Takte ruhiger und ich entspannte mich etwas. Von diesem Mann ging keine
Gefahr aus. "Ihr habt einen kräftigen Wurfarm!," meinte er plötzlich halb
ernst, halb scherzend. Ich legte den Kopf schief. War das sein ernst? "Und Ihr
seid ziemlich dreist! Ihr wolltet mir etwas antun, gebt es zu!," erwiderte ich
zornig und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Wollte er doch, oder? Durch
das aufeinander Klappern meiner Zähne verlor meine Haltung etwas von Wirkung.
Dieser Kerl war einfach unglaublich!
Nicht im positiven Sinne, sondern im Negativen! Er machte mich jetzt schon
rasend und ich stampfte wütend mit den Fuß auf. Matschwasser spritzte hoch und
verdreckte uns beide noch mehr. "Nein, Ihr versteht das falsch," sagte er
abwehrend, mit unsicherem Blick. Ich zog eine Braue nach oben. So? "Ich habe
Euch bewusstlos aufgefunden und Euch in mein Zelt gebracht, damit Ihr nicht
krank werdet oder gar Schlimmeres passiert." Die
Aufrichtigkeit, die in seiner Stimme mitschwang, ließ mich schwanken und
verunsicherte mich. Ich glaubte ihn, dennoch überraschte mich meine nächste
Reaktion ebenso, wie ihn. "Und das soll ich Euch glaube? Von wegen!
Ihr wolltet mich überfallen, als ich bewusstlos irgendwo lag. Warum sonst habt
Ihr mich ausgezogen?!", schrie ich ihn feindselig an. Klang doch plausibel,
warum sonst war ich fast nackt? Ich errötete und zog augenblicklich das Hemd
länger. Verdammter Mist, ich war noch immer fast nackt und zudem total
durchnässt und schmutzig. Ich musste grauenvoll aussehen. Trotzdem, er hatte
die Situation schamlos ausgenutzt! Er wurde ebenfalls rot und stammelte etwas,
was selbst ich mit meinem guten Gehör nicht verstand. Ha! Ich sah mich in
meinem Verdacht bestätigt und tippte ihm anklagen gegen die Brust. "Wusste ich
es doch! Perverses Schwein! Ich sollte dich kastrieren!" Er sah mich entsetzt
an, ich hatte alle Höflichkeit fallen gelassen, wozu auch? Er hatte mich wohl
möglich angefasst oder gar schlimmeres. Ich erschauderte. "Ich würde nie....,"
versuchte er sich zu rechtfertigen und gestikulierte dabei hilflos mit seinen
Armen, doch ich unterbrach ihn ruppig. "Von wegen! Du hast mich ausgezogen!."
Plötzlich packte er mich an den Schultern, ich verstummte. "Lasst mich zu Wort
kommen!, brüllte er mir entgegen und ich war von seiner Wandlung so
überrascht, dass ich schwieg. Sofort nutzte er diese Gelegenheit und ich hörte
ihm widerwillig zu. Mir wurde bewusst in welch prekären Lage ich mich befand,
immerhin war ich sowohl an Körperkraft, als auch an Stärke unterlegen. Der
Talisman um meinem Hals begann zu leuchten und pochte dumpf gegen mein
Schlüsselbein. Ich spannte mich an, was hatte das zu bedeuten?. Er würde mich
leicht überrumpeln können, schließlich war er ein ausgewachsener, kräftiger
junger Mensch. Mann!, korrigierte ich mich in Gedanken verdattert. Ich hatte
mein Glück schon zu sehr beansprucht, ich sollte vorsichtiger werden. Er
seufzte ergeben und ich taxierte ihn mit meinen Blicken. Wenn Blicke töten
könnten...."Eure Rüstung war aufgeweicht und schmutzig. Ich habe sie säubern
und trocknen lassen," erklärte er sachlich. "Außerdem wart Ihr verletzt.
Anscheinend wurdet Ihr überfallen," setzte er mit finsteren blick hinzu und
deutete auf meinem Hals. Galt dieser Blick jetzt mir oder meinem unbekannten
Angreifer? Ich wurde bleich, als die Nachricht langsam zu mir durchsickerte. Ich
war überfallen worden! Warum konnte ich mich nicht daran erinnern? Erneut
setzten die Kopfschmerzen ein und ich stöhnte gequält auf. Dieser Mann hatte
mir ohne Vorbehalte und Hintergedanke geholfen. Mir, einer Elfin und ich machte
ihn so zur Schnecke. Ich Esel. "Ich..." Er kam mir zu vor. "Dennoch werde ich
mich für meine Unangemessenheit entschuldigen, ich hätte Euch nicht einfach
entkleiden dürfen," entschuldigte er sich aufrichtig und sah mir warm ihn die
Augen. Ich war gebannt von ihm, er nahm mich ganz gefangen mit seinem Blick. Er
entschuldigte sich bei mir, obwohl ich mich fehl verhalten hatte? Meine Nerven
waren wohl überstrapaziert worden, vielleicht war etwas von dem Überfall auf
mich in meinem Unterbewusstsein hängen geblieben und ich hatte es unwissentlich
auf ihn projiziert. Es hatte mir eine heiden Angst eingejagt. Ich schüttelte
seine Hände ab und meinte dann in versöhnlichem Ton: "Ein Mensch mit Manieren?
So langsam glaube ich, die Geschichten über die Menschen sind alle bloß
erfunden. Ihr seid genau wie Duncan." Eindeutig eine verkehrte Welt. Naja,
solange ich meine Ruhe hatte würde ich mich nicht beschweren. Schulterzucken
wandte ich mich ab, ich brauchte definitiv neue Kleidung. "Duncan? Ihr kennt
ihn?" Ich seufzte genervt. "Könnt Ihr nicht jemand anderes belästigen? Ja ich
kenne ihn, schließlich bin ich mit ihm hier hin gereist," entgegnete ich knapp
und hoffte das ihm die Antwort genügen würde, das war ich ihm schuldig. Er
musterte mich eingehend, ein angenehmes Kribbeln breitete sich in mir aus und
ich meine Wangen schoss das Blut. Was denn noch? Hatte er etwa noch nicht genug
gegafft? "Ihr seid eine Dalish-Elfe nicht wahr?," sagte er nachdenklich und es
klang weniger nach einer Frage. Blitzmerker Woran hatte er das nur erkannt. Ich
rollte mit den Augen und massierte mir meine Schläfen. Innerlich schlug ich mir
gegen die Stirn. Menschen waren nicht nur überaus seltsam, sondern auch ebenso
dumm. Anscheinend begriffen sie noch nicht einmal unumstößliche Tatsachen,
wenn sie direkt vor ihrer Nase standen und mussten unbedingt nachfragen um
sicher zu gehen. Die Dummen starben ja bekanntlich zuerst, dachte ich kichernd
und ließ ihn eiskalt stehen. Wenn er ein `Danke` erwartet hatte, so wurde er
enttäuscht. Mein Großmut hatte auch seine Grenzen, außerdem spürte ich
bereits nicht mehr meine Füße.
In meinem Zelt fand ich zum Glück noch meine vollständige Ausrüstung vor. Wer
wusste schon, ob diese Shems sie nicht klauen würden? Ich hatte mich
notdürftig gewaschen und mir eine Lederrüstung angezogen. Andraste sei Dank,
hatte ich eine Zweite eingepackt. Ich zog mir einen dicken, grünen, aus Wolle
gefertigten, Umhang über und strich mir tief durchatmend wieder. Nun war ich
wieder vollständig, ohne meine Waffen und meine Rüstung fühlte ich mich nackt
und verletzbar. Sie gaben mir das Gefühl von Sicherheit, dass ich nun dringen
benötigte. Meine Gedanken schweiften ab zu dem Menschen. Jetzt hatte ich noch
nicht einmal seinen Namen erfahren! Er hatte mich mehr durcheinander gebracht,
als sonst jemand. Noch immer waren meine Wangen erhitzt und meine Nackenhaare
stellten sich auf, als ich an seinem warmen Atem zurückdachte. Dennoch
erinnerte mich sein Gesicht an jemand. Er sah jemanden ähnlich, daran gab es
keine Zweifel. Warum hatte er mir überhaupt geholfen und vor allem war die
vorrangigste Frage von allen: "Wer hat mich überfallen und warum?" Immer wenn
ich mir den vergangenen Abend ins Gedächtnis zurückrufen wollte, kehrten die
Kopfschmerzen mit einer schrecklichen Intensivität zurück, dass ich beinahe
aufschrie. Der Stein um meinen Hals pulsierte dann jedes mal und leuchtete
unheimlich. Ich seufzte und streifte durch das Lager. Es war kurz nach
Sonnenaufgang und das Lager lag noch im tiefen Schlummer. Immer wieder tauchte
das Gesicht des Rotschopfes vor meinem inneren Auge auf. Warum übte er eine
solche Faszination auf mich aus? Seine Präsenz beeindruckte mich stärker, als
die von Duncan und jedes mal erschauerte ich wohlig. "Duncan!," rief ich
überrascht aus und fing mir einige verwunderte Blicke ein. Den hatte ich ja
total vergessen! Ich sollte doch so einen Kerl namens Alistair zu ihm schicken.
ich zog mir die Kapuze des Umhangs ins Gesicht, als der Wind mir brutal in die
Ohren pfiff und mir mein Haar ins Gesicht peitschte. Seltsamerweise hatte ich
das Gefühl unerkannt bleiben zu müssen, ob das etwas mit dem Vortag zu tun
hatte? Zügigen Schrittes eilte ich durch die Zeltreihen, an der Krankenstation
vorbei, eine Treppe hinunter. Wortfetzen drangen an meine Ohren und ich
schnappte Teile einer Unterhaltung auf. Interessiert ging ich näher heran und
lauschte argwöhnisch. Meine Ohren zuckten verdächtig. "Jeremy hat es erwischt,
den alten Schwerenöter," sagte ein bärtiger Shem grinsend und entblößte
dabei unregelmäßige Zahnreihen. Kautabak klebte in seinem rötlichen Bart und
seine braunen Augen funkelten amüsiert, als er den entsetzten Gesichtsausdruck
seinen Kameraden bemerkte. Er deutete eine eindeutige Handbewegung an. "Hier im
Lager? Ich sah ihn gestern mit einer dunkelhaarigen Elfenhure. Das Biest hatte
sich seine Avancen nicht gefallen lassen," erwiderte der kleinere blonde Mann
nachdenklich und rieb sich das bartlose Kinn. Seine Augen fixierten dabei einen
unbestimmten Punkt. Ich schrack auf. Gestern? Ich konnte mich an den Vorabend
nicht erinnern. Ob der Kerl wohl meinen Weg gekreuzt hatte? Ich schluckte und
ein dicker Kloß befand sich in meiner Kehle. Mein Retter hatte gesagt, ich sei
verletzte gewesen. "Tja anscheinend ist die ihm nicht gut bekommen," lachte der
bärtige grollend, " ich sagte ja immer er ist ein Schlappschwanz!" Der Andere
teilte die Begeisterung seines Freundes nicht. "Verdammte Klingenohren und du
findest das auch noch lustig? Ich will mir die Schlampe krallen!" Wütend
taxierte ich den Blonden. Klingenohren? Der sollte froh sein, dass ich nicht
wirklich Klingen als Ohren besaß, sonst würde der sein blaues Wunder erleben!
Vor meinem geistigen Auge blitzte plötzlich ein Bild auf und mein Puls
beschleunigte sich. Es war ein Gesicht vor Wut verzerrt zu einer unschönen
Fratze mit hasserfüllten Augen. Wut und Angst stiegen in mir hoch, krochen
meine Wirbelsäule hinauf, wie ein schleichendes Gift und nisteten sich in
meinem Verstand ein. Was hatte das zu bedeuten? Jemand rempelte mich grob an und
die Kapuze fiel mir vom Kopf. Wütend zischend rieb ich mir die schmerzende
Schulter. Just in diesem Moment sahen die beiden Männer zu mir. Der bärtige
Shem musterte mich kurz gierig, während sein Freund auf mich zeigte, sprachlos
von der Erkenntnis die ihn durchfuhr. Oh verdammter......! Augenblicklich kamen
die beiden auf mich zu. Sollte ich weg rennen? Machte mich das nicht noch
verdächtiger? Die aufkeimende Angst lähmte mich und ich verwünschte meine
Unerfahrenheit in solchen Situation. Warum hatte ich nie eine große Klappe,
wenn es wirklich angebrachte war? "Dich kenne ich doch, Klingenohr!," brüllte
der Blonde aufgedreht und mit verdrehten Augen. Ich befürchtete das er jeden
Moment umkippen könnte. Er packte mich grob an der Schulter, zum Glück trug
ich meine Rüstung. "Lass mich los Shem," fauchte ich ebenso wütend. Na
großartig gemacht Lyna. Kaum entkommst du dem einen Shem und schon landest du
in den Armen der nächsten Beiden!, verhöhnte ich mich selbst. Es war zum
Haare raufen. Wütend funkelten die Beiden mich an und ich funkelte mit
ebensolcher Intensität zurück. "Verdammte Sh-...." Ich brach abrupt ab, als
eine mir bekannte Stimme ertönte und bei mir eine Gänsehaut verursachte.
"Lasst sie los, sie gehört zu mir!" Deutlich spürte ich einen warmen Atem in
meinen Nacken und er bildete einen seltsamen Kontrast zu dem kalten Wind. Musste
er denn so nah kommen? Er löste die Hand des Mannes von meiner Schulter, dieser
zuckte überrascht zusammen. Missmutig, ob ich meinem Retter danken oder
verwünschen sollte, drehte ich mich um. Ich kam wahrlich vom Regen in die
Traufe. Ich wollte erbost aufbegehren und ihm sagen, dass er sich nicht in meine
Angelegenheiten einmischen sollte! "Ich gehöre zu nie......Mm!" Blitzschnell
legte er eine Hand auf meinem Mund. "Und wer seid Ihr?," fragte der Blonde
argwöhnisch und rieb sich das schmerzende Handgelenk. "Ein Grauer Wächter.
Diese Elfe ist eine Anwärterin.," antwortete der Rothaarige und ich riss die
Augen auf. Ein Grauer Wächter? Reizend, ich hatte ihm einen Kochtopf an den
Kopf geworfen. Das war doch wohl nicht wahr! Die beiden Soldaten erbleichten und
entschuldigten sich rasch. Wirklich reizend! Mein Retter seufzte schwer. "Ist es
nicht seltsam, wie die Verderbnis Menschen zusammenführt?," fragte er nach
einiger Zeit amüsiert und ließ mich los. Ich sah ihn skeptisch an. Was sollte
ich davon halten? Ein humorvolles Kerlchen, ganz gewiss. Freundlich hielt er mir
die Hand zum Gruß entgegen. Ich gab mir einen Ruck und ergriff sie zögerlich.
Er sollte bloß nicht meinen, dass ich ihm sofort aus der Hand fraß, nur weil
er mich gerettet hatte. Schon wieder! Das wurde eindeutig zur Gewohnheit. Als
sich unsere Hände berührten, verstärkte sich das Kribbeln in meinem Magen und
ich fragte mich, ob ich wohl möglich was eingefangen hatte. Was sollte sonst
der Grund sein? "Ihr seid ein seltsamer Mensch.," stellte ich verwundert fest.
Vermutlich sogar der seltsamste, der mir bisher begegnet war. "Das höre ich
öfter," lachte er gut gelaunt. "Mein Name ist Alistair und wie lautet Eurer?"
Der Name sagte mir etwas. Alistair. Hübsch. Plötzlich fiel es mir wie Schuppen
von den Augen. "Duncan sucht nach Euch. Er wollte mich nach Euch schicken,"
lenkte ich schnell und etwas unbeholfen ab. Alistair, ich ließ den Namen auf
meiner Zunge zergehen und war von mir selbst überrascht. Er blinzelte verwirrt.
"Lyna Mahariel von den Dalish.," antwortete ich etwas verspätet und aus meiner
Träumerei gerissen. Er schmunzelte. "Nun gut, dann sollten wir Duncan nicht
warten lassen," lächelte er mich an.
Alistair und ich waren gemeinsam zu Duncan gegangen. Es fühlte sich seltsam an.
Alistair schien mir nichts übel zu nehmen, was mich auf der einen Art
erleichterte, aber auf der anderen auch wieder stutzig machte. Ich entspannte
mich erst, als ich Duncan erblickte. Neben mir gab es noch drei weitere
Anwärter, wie ich erstaunt feststellte. Ser Jory, ein aus Highever stammender
Ritter, mit einem kränklich wirkenden gelben Hautton und plumpen Auftreten. Ich
mochte ihn von dem ersten Moment an nicht. Er wirkte auf mich wie ein
übergroßes Riesenbaby, obwohl Duncan ihn nicht ohne Grund ausgewählt hatte.
Er warf mir immer wieder unsichere Blicke zu mir und musterte mich argwöhnisch.
Anscheinend jagten ihn meine Gesichtstätowierung angst ein. Ein typischer
Mensch. Schwach und dumm. Neben ihm stand ein weiterer Shem. Er war
braun-gebrannt, schwarzhaarig, mit ausgeprägten Gesichtszügen, im Gegensatz zu
Ser Jory, der einfach nur rundlich und weich war. Daveth war ein echter
Aufreißer, zumindest laut seinen Geschichten. Ich mochte ihn sofort etwas,
immerhin schien er nicht so verklemmt zu sein wie Ser Jory und seine lockere Art
beeindruckte mich etwas. Ein diebisches Grinsen umspielte seine Züge und seine
schwarzen Augen funkelten amüsiert. er war der typische Lausbube aus Denerim,
der das Glück hatte den richtigen Wächter zu bestehlen. Je nach dem, wie man
es sehen wollte. Die Medaille hatte ja bekanntlich zwei Seite, ebenso wie
Duncan. Der dritte im Bunde, des Männertrios, war ebenfalls ein Elf. Doch
erkannte ich sofort, dass er kein Dalish war. Er hatte blondes kurzes Haar und
strahlend blaue Augen. Er war sehr attraktiv und kam aus dem Gesindelviertel.
Ein Adliger hatte mehrere Elfenmädchen für seine `Privatfeier` entführt.
Dén, so hieß der Blonde, war daraufhin mit seinem Cousin ins Schloss gestürmt
und hatte die Mädchen befreit und den Adligen ermordet. Duncan hatte ihn dann
vor den Wachen gerettet und auch vor seine Angetraute. Er sollte verheiratet
werden. Dén war ein richtiger Wildfang mit dem Herzen am Rechten Fleck. Er
bereute nichts und würde es wieder tun. Eine Einstellung die ich aufrichtig
bewunderte, welcher Elf wagte es schließlich einen Adligen zu ermorden und sein
ganzes Leben hinter sich zu lassen? Dennoch keimte in mir der Verdacht auf, dass
Duncans Rekruten größtenteils eine kriminelle Vergangenheit aufzuweisen
hatten. "Lyna Mahariel," stellte ich mich mit einem knappen Nicken vor. Duncan
erklärte uns, dass wir etwas für ihn holen sollten, damit wir den Beitritt
vollführen könnten. Ich hörte kaum zu, zu sehr hing ich meinen eigenen
Gedanken nach. Ich musste eine weitere Tür in meinem Gedankenlabyrinth anlegen,
mit der Aufschrift Alistair. Warum fühlte ich mich in seiner Gegenwart so
komisch? Weil er mich gerettet hatte? Weil er meine ganze Welt auf den Kopf
stellte und meine Vorurteile einfach fort wischte?Das musste es sein! Ich war
ihm einfach dankbar. "Dazu brauchen wir Blut......" Ich horchte auf und fragte
sofort nach. "Blut?," fragte ich zögerlich, ich hatte kaum zugehört. Wozu
brauchten wir das? Mussten wir an irgendeinen ominösen Blutritual teilnehmen?
Ich schauderte und verzog das Gesicht. Ich war nicht die Einzige. Daveth verzog
ebenfalls angeekelt das Gesicht. Ich musterte Duncan, doch konnte ich nichts in
seiner Mimik lesen, Alistair schaute bedrückt in die Runde und meine
Alarmglocken schrillten. "Drei Fläschen des Blutes der Dunklen Brut. Außerdem
sollt ihr wichtige Dokumente aus einer Ruine bergen.," erklärte Duncan
ungerührt von unserer Reaktion und mit verschlossenem Gesichtsausdruck. Warum
nur hatte ich dabei ein komisches Gefühl? Man sah ihm an, dass er das schon
viele Male gemacht hatte. Doch wo waren dann die ganzen anderen Wächter?
Jahrhunderte alte Legenden rankten sich um ihren berühmten und geschätzten
Orden. Sie waren Helden, doch bisher waren mir nur Duncan und Alistair begegnet.
Zwei. Mehr nicht. Eine dunkle Vorahnung beschlich mich und ich nestelte nervös
an der Kordel meines Umhanges. Es war bestimmt nicht gesundheitsfördernd das
Blut der Dunklen Brut in seiner Nähe zu haben, wozu brauchten wir es also?
Schaudernd erinnerte ich mich an den Verderbniswolf zurück und strich
gedankenverloren über meinen Arm. Die Narbe ziepte leicht, wenn Duncan damals
nicht gewesen wäre.......So weit wollte ich gar nicht denken! Duncan würde
nicht wissentlich unser Leben in Gefahr bringen,oder? Diesen Gedanken
verdrängend sah ich wieder zu dem Wächter. Er sah wahrlich so aus, als wäre
er direkt einer Legende entsprungen. Seine silberne Rüstung schimmerte hell im
Licht der Sonne. Seine stolze und souveräne Haltung wies von vielen Schlachten.
"Alistair, du wirst sie begleiten und dafür sorgen, dass sie möglichst
unverletzt zurückkommen." Alistair nickte und schulterte sein Schild. Duncan
musste ihm sehr vertrauen, bemerkte ich neidisch. "W-Wir sollen das Blut der
Dunklen Brut holen? Hat das etwas mit diesem geheimnisvollen Beitritt zu tun?
Ich dachte wir hätten uns schon bewährt, das ist nicht fair!," begehrte Ser
Jory mit zerknirschtem Gesicht auf und sprach das aus was die Meisten von uns
dachten. Ich hätte ihm so etwas gar nicht zugetraut. "Mach dir nicht gleich ins
Hemd, elender Shem," fuhr Dén an und baute sich drohen vor ihm auf. "Ich will
es endlich hinter mich bringen!" Ganz schön frech, der Kleine, bemerkte ich
grinsend und fing mir einen verwirrten Blick von Alistair ein. Duncan sah den
Elf tadeln an, dieser verschränkte trotzig die Arme vor der Brust und blickte
ihn herausfordernd an. "Wir machen hier keine Rassenunterschiede, Dén. Bei den
Grauen Wächtern ist jeder gleich, daher brauchst du keine Schimpfworte
benutzen." Ich sah ungläubig zu Duncan. Shem war nicht direkt ein Schimpfwort,
doch die Menschen verstanden sowieso nichts. Sie zerstörten blindlings andere
Kulturen und zwangen andere ihre Kultur, Sprache und Glauben auf. Zumindest
hatten wir Dalish nicht alles vergessen, auch wenn wir Elfen unsere
Unsterblichkeit eingebüßt hatten. Verdammte Menschen! Ich spürte Alistairs
bohrenden Blick auf mir, bald würden ihm die Augen ausfallen, dennoch stimmte
ich Duncan mürrisch zu, mit überkreuzten Fingern versteht sich. Dén war das
nicht entgangen und er zwinkerte mir verschwörerisch zu. Alistair wandte sich
ab. Jetzt gehorchte ich ihm schon, dieser Kerl nutzte schamlos mein schlechtes
Gewissen aus, vermutlich sogar unbewusst. Bisher hatte ich eher den Eindruck, er
sei etwas tollpatschig. "Wenigstens komme ich wieder raus," murmelte ich
grinsend und fühlte mich augenblicklich besser. Daveth erwiderte zwinkernd:
"Ich werde schön auf Euch aufpassen." Er fing sich einen schiefen Blick
meinerseits an. Wenn er meinte.
Die Kocari Wildnis verschluckte uns regelrecht. Sie erstreckte sich über
mehrere Quadratkilometer, im südlichen Teil von Ferelden und war sehr
facettenreich. Sie bot alles von ausgedehnten sumpfigen Moorlandschaften, bis
hin zu dichten, dunklen Waldlandschaften. Sie wirkte eher düster und
bedrückend, doch lag das an der uralten Magie die in diesen Wäldern beheimatet
war. Sie war durch die Dunkle Brut verdorben worden. Ein frischer Wind kam auf
und trauriges Seufzen schien aus den tiefen des Waldes zu kommen. Die langen
schwarzen Äste knarzten Unheil verkünden und streckten sich wie dürre,
knochige Finger nach uns. Im Gegensatz zu anderen Ort war die Kocari Wildnis
nicht ungefährlich. Wilde Tiere, blutrünstige Wölfe und die Chasind trieben
hier ihr Unwesen. Flemeths Töchter sollten durch die Weiten dieser Wildnis
streifen. Ein Kreischen ertönte und über unseren Köpfen flog ein Milan
hinweg. Sehnsüchtig sah ich dem Raubvogel nach. Ich vermisste meinen Clan. Es
war zwar schön, endlich wieder frei zu sein, den Wald zu spüren, doch es war
nicht das Selbe wie vorher. Ob es ihnen gut ging? Was Melle wohl gerade tat? Ich
hatte noch immer keine Lösung und Entschuldigung für mein Verhalten gefunden.
Ich hätte ehrlich zu ihr sein sollen, schließlich war sie meine beste
Freundin. Nachdenklich betrachtete ich die anderen Anwärter.Ob sie auch
jemanden hatten? Ser Jory und Daveth waren in einem Gespräch vertieft, wobei
Daveth den Ritter immer wieder aufzog. Ich stöhnte entnervt auf und ließ mich
zurückfallen, soweit, dass ich außer Hörweite war. Dén ging nun neben
mir,ich spürte seinen fragenden Blick, als er mich auch schon fragte: "Seid Ihr
wirklich eine Dalish?" Ich wollte etwas Gemeines erwidern, unterließ es aber.
Ich hatte mich bereist einmal in eine missliche Lage manövriert. "Und Ihr seid
ein Stadtelf," entgegnete ich knapp und ohne weiter auf seine Frage einzugehen.
Ich wollte nicht unbedingt etwas über mich erzählen. Es war mir unangenehm.Er
zögerte kurz und schien meine Laune abzuschätzen oder er brauchte schlicht so
lange zum Nachdenken. "Ich dachte die Dalish wären eine Legende. Ich wollte
mich euch anschließen." Das überraschte mich und ich sah ihn nun auch an.
Reichte ihm sein Leben bei den Menschen denn nicht? Ich runzelte die Stirn,
Menschen waren nicht besonders nett, bis auf ein paar Ausnahmen, wie ich
zerknirscht bemerkte. Die Schnallen meiner Rüstung klimperten leise, als ich
meine Arme hinter meinen Kopf verschränkte und der Umhang bauschte sich auf.
"Ist das Leben so schlecht in einem Gesindelviertel?" Er lachte verbittert und
auf einmal wirkte er viel älter und reifer. Das Leben dort hatte ihn
gezeichnet. "Ihr habt ja gar keine Ahnung. Die Shems behandeln uns wie Dreck.
Sie vergewaltigen unsere Frauen und Töchter und töten einfach jeden Elfen nach
belieben. Es kommt noch nicht einmal zu einer Gerichtsverhandlung. Wir Elfen
haben keine Rechte, wir sind weniger Wert als der Dreck unter den gepflegten
Fingernägel, der ach so tollen Oberschicht." Er ballte die Fäuste. "Lasst ihr
euch das einfach gefallen?," fragte ich ungläubig, ich hätte das bestimmt
nicht hingenommen. "Ihr beliebt zu Scherzen! Wenn wir uns Wehren gibt es
öffentliche Hinrichtungen, Auspeitschen oder das Viertel wird einfach
abgebrannt. entweder man hält die Klappe und schluckt oder man wehrt sich und
trägt die Konsequenzen," erklärte er aufgebracht und schnaubte verachtend.
"Und das habt ihr getan nicht wahr? Ihr habt die Schuld auf Euch genommen." Er
tat mir leid und es gab nichts womit ich ihn hätte aufheitern können. "Ja, ich
habe meinen Cousin und den Rest beschützt. Meine Familie." Etwas in seinem
Blick veränderte sich, ein Feuer brannte in seinen Augen und ich erkannte, dass
wenn sich jemand gegen seine Familie stellen sollte, so würde dieser nicht
überleben. Mitfühlen legte ich ihm eine Hand auf die Schulter und meinte warm:
"Aber jetzt seid Ihr hier. Vielleicht könnt Ihr etwas bewirken, wenn Ihr ein
Wächter seid. Ihr könnt Einfluss und Macht gewinnen. Ich kann gut
nachvollziehen wie Ihr Euch fühlt. Ich habe meine Eltern und mein ungeborenes
Geschwisterkind durch die Shems verloren und jetzt habe ich meinen Clan, durch
meine eigene Torheit verloren." Seine Augen wurden groß und ich sah das etwas
des Schmerzes in ihnen verschwand. Ich seufzte und blickte gen Himmel, er war
grau und bedrückend. Schwer hing die Wolkendecke über das Land, es würde bald
regnen. Der berühmte fereldische Herbst, dann käme ein harter Winter. "Wie
meint Ihr das. Könnt Ihr nicht mehr zurück kehren?," fragte er erstaunt nach
einigen Minuten und er nahm meine Hand, ich ließ es geschehen. Sollten die
Anderen denken was sie wollten. Dén und mich verband etwas, dass Leid zwei
geplagter Seelen. Er hatte das erlebt, was ich erlebt hatte. "Ich trage bereits
die Verderbnis in mir," erklärte ich. "Mein Clan schickte mich fort, damit ich
nicht in eine aussichtslose Lethargie versinke und sie nicht sehen müssen, wie
ich leide. Es klingt grausam, aber es war das Richtige. Duncan ist der Einzige
der meinen Tod hinaus zögern kann. Mein Clan konnte mir nicht helfen und ich
denke, dass schlimmste ist es, wenn man nur hilflos zugucken kann. Deswegen
bewundere ich Eure Tat Dén," erklärte ich aufrichtig und spürte wie eine
schwere Last von meinen Schultern wich und ich befreit auf atmen konnte. Ja, es
war das Richtige. "Ich....Danke. Ich dachte schon, Ihr würdet mich deswegen
verabscheuen." Er sah gequält auf und sein Griff wurde etwas fester.
"Keinesfalls.....mag sein das ich nicht alle Shemlen hasse, aber ich finde
solche Schweine, wie dieser Adlige haben es verdient. Doch ich habe auch die
andere Seite kennen gelernt. Duncan hat mir die Augen geöffnet, ebenso wie
jemand anderes," gab ich mit leichtem Widerwillen zu und musterte Alistairs
breiten Rücken nachdenklich. Er hatte mir schon zweimal geholfen. Dén folgte
meinem Blick. "Ich mag den Kerl nicht," sagte er plötzlich und verzog das
Gesicht, wie ein kleines Kind. "Er hat mir schon zwei mal geholfen, ohne seinen
Nutzen daraus zu ziehen,"flüsterte ich ihm leise zu und strich mir eine
Strähne aus der Stirn. Und das obwohl ich so unfreundlich zu ihm gewesen bin,
fügte ich in Gedanken hinzu und seufzte. "Ich habe gelernt auf der Hut zu sein
und wenn es sein muss, beschütze ich dich auch, Lyna." Er lächelte mich an und
ich wusste, ich hatte einen treuen, loyalen Freund gefunden, auf den ich zählen
konnte. "Pass auf, dass nicht das Gegenteil eintrifft und ich auf dich aufpassen
muss," prustete ich und boxte ihm spielerisch gegen den Arm. Er zog eine
Schnute, in seinen Augen lachte jedoch der Schalk. "Was ist denn so lustig?,"
hörte ich Daveth fragen. er musterte uns kurz, ehe sein Blick an unseren
ineinander verhakten Händen hängen blieb. Er seufzte theatralisch und meinte
neckend: "Und da schwinden meine Chancen. Die holde Maid hat sich bereits
entschieden." Dén lachte mit Daveth zusammen und ich warf den Beiden warnende
Blicke zu, stimmte dann jedoch ein. Sollen sie doch denken was sie wollen,
solange Dén und ich die Wahrheit kennen.
Nach einem einstündigen Fußmarsch und einigen weiteren lockeren Sprüchen
seitens Daveth, wichen die dichten Baumreihen einer ausgedehnten sumpfigen
Moorlandschaft. Die wenigen Grasinseln wirkten trügerisch und ich besah mir
staunend meine Umgebung. Der rasche Wandel vom dichten Wald zu einem
großflächigen Moor erstaunte mich. Dén ging es nicht anders, er hatte bisher
nichts anderes als das Gesindelviertel gekannt. "Sieht es überall so aus?
Es......gibt hier soviel Platz und es riecht so ganz anders als in der Stadt!"
Ich lachte leise, als er mich mit weiteren Fragen und verblüfften
Feststellungen bombardierte. Bisher gab es keine Zwischenfälle, wir waren weder
wilden Tieren noch der Dunklen Brut begegnet. Ich bezweifelte langsam, dass es
sie wirklich gab. vielleicht hatte König Cailan recht und es gab gar keine
Verderbnis? Plötzlich zuckten meine Ohren und ich horchte auf. Kein
Vogelgezwitscher ertönte, nicht einmal das alarmierende Kreischen, falls sich
ein Eindringling in der Nähe befand. Ich stutzte, normalerweise sollte
wenigstens das zu hören sein. "Lyna, alles in Ordnung? Du bist so ruhig,"
fragte Dén besorgt, doch ich hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. "Hörst
du das?," flüsterte ich leise und er schüttelte verneinend den Kopf. Die
Anderen blieben nun auch stehen. Mein Blick wanderte unruhig umher,
vorsichtshalber zog ich meinen Bogen hervor. Man konnte ja nie wissen. Mein
Nacken prickelte unangenehm und ein Bekannter Geruch wehte mir in die Nase, als
der Wind sich drehte. "Wir sind umzingelt," flüsterte ich zu meinen Begleitern.
Sie sahen mich ungläubig an und ich rollte genervt mit den Augen. "Dén,"
zischte ich," streng dich an. Wozu hast du so ein gutes Gehör und eine feine
Nase? Nutze sie und achte auf die Geräusche!" Er befolgte meinen Befehl,
schloss die Augen und lauschte. Es dauerte eine Weile bis er sie wieder
aufschlug und mich entsetzt ansah. Na endlich! Er hatte es verstanden. Es waren
um die fünf. Perfekt, blieb für jeden ein Gegner. Ich konnte das leise
trippeln ihrer Pfoten hören und ein bösartiges Knurren. "Wölfe, fünf."
Alistair versteifte sich plötzlich und sah in eine bestimmte Richtung, ich zog
verwundert eine Braue nach oben. Woher wusste er, wo sie sich befanden? Oder war
das Zufall? Ich schüttelte diesen Gedanken ab. Nein, vermutlich nicht.
Plötzlich ertönte ein langgezogenes Heulen, und fünf Wölfe preschten hinter
einem kleinen Hügel hervor. Sie rasten geradewegs auf unsere Gruppe zu.
Blutiger Schaum tropfe ihnen aus der Schnauze und ihre Augen waren wild vor
Schmerz. Irgendetwas stimmte nicht mit ihnen. Ich spannte die Sehne und legte
einen Pfeil an. Mein Arm zitterte, je näher die Tiere kamen und mich überkam
ein ungutes Gefühl. Ohne den Bogen zu verziehen löste sich der Pfeil von der
Sehne und ich traf das vorderste Tier direkt zwischen die Augen. Es war
augenblicklich tot und überschlug sich mehrmals. Ich biss mir auf die Lippen,
kalter Schweiß stand mir auf die Stirn. Das Prickeln wurde stärker und mein
Amulett begann zu pulsieren. Daveth streckte ebenfalls ein Tier nieder und Ser
Jory schwang seinen Zweihänder und traf die Flanke eines Wolfes. Ich
betrachtete die Tiere genaue, sie besaßen kahle, schwarz verfärbte Stellen in
ihrem Fell, die mit eitrigen Pusteln überzogen waren. Bei einem bohrten sich
die Wirbelknochen der Wirbelsäule durch die Haut und war an den Stellen
entzündet. Was verursachte solche Mutationen.
Der Wolf heulte jämmerlich auf, als seine Hüfte brach. Er wurde einige Meter
weg geschleudert. Alistair kümmerte sich ebenfalls um ein besonders großes
Exemplar, er ähnelte dem Verderbniswolf, der mich angegriffen hatte. Der
Wahnsinn flackerte in seinen Augen und Mitleid überkam mich. Wer oder was hatte
diesen Tieren nur solche Schmerzen verursacht? Erneut legte ich einen Pfeil an
und schoss auf das Ungetüm. Der Pfeil bohrte sich tief in den Brustkorb und
dunkles, zähes Blut tropfte aus der Wunde. Der Wächter nutzte diese
Gelegenheit und schlug dem Tier, mit einem wuchtigen Hieb, den Kopf ab. Es gab
ein zerreißendes Geräusch und ich hielt mir die Ohren zu und sah angewidert
weg. Dén wurde zu Boden gerissen, der Wolf haschte nach seiner Kehle. Der Elf
versuchte das Vieh von sich runter zu wuchten, der Wolf verbiss sich jedoch in
seiner Schulter. Dén schrie gepeinigt auf. Ich zückte meinen Dolch und wollte
ihm zur Hilfe eilen, doch Daveth war schneller und streckte den Wolf mit einem
gut gezielten Pfeil nieder. Ich ließ mich neben Dén auf den Boden fallen. Er
presste seine Hand auf die Wunde, das Blut floss durch seine Finger und er
lächelte mich gequält an. "Dumm gelaufen," stöhnte er bleich und zitterte vor
Schmerzen. Ich strich ihm zärtlich über die Wange. "Ich flicke dich wieder
zusammen, keine Sorge," lächelte ich ihm aufmunternd zu und säuberte die
Wunde, ehe ich sie Verband. Ich kramte in meinem Rucksack und fand einen
Heiltrank, dem ich ihm verabreichte. "Wie schlimm ist es?." Alistair kniete sich
neben mich, Daveth und Ser Jory taten es ihm gleich. "Halb so wild, es ist nur
sehr Schmerzhaft." Der Wächter runzelte die Stirn. "Naja jetzt kannst du
wenigstens mit einer Kriegsverletzung angeben," schmunzelte Daveth und Ser Jory
schüttelte ungläubig den Kopf. "Beim Atem des Erbauer, was waren das für
Viecher?" Alistair fuhr sich übers Gesicht und ich half Dén sich aufzurichten.
"Sie waren verdorben, durch die Dunkel Brut," erklärte der Rothaarige ernst.
Ich schluckte, würde mir das gleiche Schicksal widerfahren? "Kannst du
aufstehen?," fragte ich besorgt und er nickte schwach. Meine Aufmerksamkeit
wurde plötzlich auf ein kleines Häufchen gelenkt. Der Wolf, den Ser Jory weg
geschleudert hatte lebte noch. Er versuchte sich winselnd mit seinen
Vorderpfoten aufzurichten, doch sein Hinterleib sackte immer wieder zusammen und
er fiel zu Boden. Er jaulte auf und ich sah einige Knochensplitter aus der Haut
ragen.Er musste höllische Schmerzen haben.Ich zückte meinen Dolch, ohne zu
zöger ging ich auf den verwundeten Wolf zu und hockte mich vor ihm hin. Er
blickte mich misstrauisch an und ein leises Knurren entwich seiner Kehle. Er
hatte die Ohren angelegt und fletschte die Zähne. "Ganz ruhig. Gleich wird der
Schmerz vorbei sein," flüsterte ich zärtlich und die goldenen Augen des Tieres
sahen mich fast dankbar an, als ich mit einem schnellen Schnitt die Kehle des
Tieres durchtrennte. Er erschlaffte und fiel zu Boden. Vorsichtig strich ich
durch das struppige, Blut verklebte Fell und schloss anschließend die Augen des
Tieren. "Es tut mir leid." Meine Begleiter hatten mich argwöhnisch beobachtet,
als ich aufstand und mich vor Ser Jory aufbaute. "Solltet Ihr es jemals wieder
wagen, einem Tier so weh zu tun, werdet Ihr es ganz gewiss bereuen Shem !"
Erschrocken weitete sich die braunen Augen des Ritters und er stammelte etwas,
doch ich hatte mich bereits umgedreht.
Verdammter Shem! Wie konnte er es wagen? Ich schnaufte wütend, wenn er schon
wie ein Wilder um sich schlug mit seinem Zweihänder, dann konnte er es doch
wenigstens richtig machen, oder? Der Stein um meinen Hals wurde wärmer, fast
heiß. Verwirrt blieb ich stehen und zog ihn hervor. Die Runen leuchteten
silbrig. Was war denn nun los? Das Leuchten wurde stärker, ein schmerzende
Druck bereitete sich hinter meiner Stirn aus und ich taumelte zurück. Mir wurde
schwarz vor Augen.
............Sie ist wieder bei Bewusstsein," stellte eine besorgte
Männerstimme fest. "Natürlich ist sie das, ich habe ihr verboten zu sterben,"
antwortete eine helle Frauenstimme schnippisch. "Und was hast du nun vor?,"
fragte die männliche Stimme wieder und klang wenig erfreut. Die Frau seufzte.
Etwas klimperte, wie Armreifen, die gegeneinander schlugen. Sie strich dich
durch ihr Haar. Der Mann rollte genervt mit den Augen. "Du hast keine Ahnung
oder?" Die Elfe funkelte ihn wütend an. "Die Zeit ist noch nicht reif! Aber es
ist so verlockend. Schließlich wird sie mir ja gerade auf den Präsentierteller
präsentiert." Sie lachte glockenhell. "Solltest du nicht alles noch einmal
überdenken, Cell? Ich finde es ist eine schlechte Idee." Die Frau schnalzte mit
der Zunge und umrundete den Mann. Ihre Hand fuhr dabei federleicht seine Wange
hinab, hinunter zu seinem Hals bis zur Schulter und verweilte dort. "Soll ich
denn immer so bleiben? Möchtest du nicht, das ich einen eigenen Körper
besitze? Bekommst du etwa Mitleid mit dieser Elfe?;" hauchte sie in sein Ohr und
sah triumphierend, wie sich die feinen Härchen auf der Haut des Mannes
aufstellten. "Willst du das wirklich?," fragte sie traurig und blieb vor ihm
stehen. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und hauchte einen Kuss auf das Kinn
des Mannes. Tränen glitzerten in ihren langen Wimpern und fielen, wie kleine,
glitzernde Diamanten auf die dunkle Robe des Magiers. Er schluckte und rang mit
seinem heißen Verlangen. Wusste er doch, dass die Elfe ein falsches Spiel mit
ihm spielte und ihn nur wie eine Marionette für seine Zwecke benutzte. Doch er
konnte nicht anders, er brauchte sie! Sie war seine Droge, sie berauschte ihn,
schenkte ihm unendlichen Genuss und das Gefühl etwas besonderes zu sein. "Nein,
ich helfe dir Cell." Er strich durch ihr blondes, lockiges Haar. Es fühlte
sich, wie feinste Seide aus Orlais an. Callél hob ihren Blick und sah dem
Magier unter gesenkten Wimpern an. "Wirklich?." fragte sie leise, während sie
ein leichtes Lächeln andeutete. Der Mann nickte und zog sie an sich. Fest
umschlang er ihre schmale Gestalt. Er brauchte sie, egal wie sehr sie ihn
verletzte. Sie war seine Luft zum Atmen, sein Elixier des Lebens. Der süße
Nektar von dem er naschte und nicht genug bekommen konnte. Nein, er begnügte
sich nicht mit einem geringen Anteil. Er dachte nicht objektiv, da war er wie
ein Kind, er wollte die ganze verbotene Frucht und das um jeden Preis, egal wie
hoch dieser sein mochte. "Ich versiegel ihre Erinnerungen," hauchte er gegen
ihre Lippen und hoffte, dass er sie nun kosten durfte. Seine Hände zitterten
vor Aufregung, sie ließ ihn gewähren. Berauscht von der Weichheit ihrer Lippen
und ihrem süßen Geschmack, folgte er jedem Befehl den sie gab. Sie war die
Herrin und er der Hund, der gehorchte. So hatte sie es schon immer gemacht und
so würde sie es immer machen, dieses mal würde sie es schaffen. Sie würde
ihren Herzenswunsch erfüllen, doch erst wenn die Zeit reif und die Gefahr
gebannt war. Denn selbst ihr, waren Regeln auferlegt. Sie war eine Wandlerin,
gefangen in dem Zeitstrom, zwischen der wirklichen Welt und dem Nichts. Sie warf
einen Blick auf die reglose, zusammen gesunkene Gestalt an der Mauer. Durch sie
würde sie die Regeln brechen. Sie löste sich von dem Mann und erkannte das
Bedauern in seinen Augen. "Bevor du deine Belohnung bekommst, müssen wir diesen
Soldaten aus dem Weg schaffen." Sie deutete auf den erstarrten blonden Mann. Die
Magie des Magiers lähmte ihn. Der Magier grinste und zückte einen Dolch. Oh
ja, er würde gehorchen, dieser lieblichen Melodie folgen, egal was sie
forderte.................
Benommen schlug ich die Augen auf und fasste mir an den pochenden
Schädel.Kühles Metall schmiegte sich gegen meine Wange und ich blinzelte
verwundert. "Endlich seid Ihr aufgewacht!" Ich blickte hoch und sah in
oliv-grüne Augen. Alistair! "Was....?," fragte ich verwundert und stellte fest,
das ich an seiner Brust lehnte. Augenblicklich löste ich mich von ihm, mit
hochroten Kopf. Er kratzte sich verlegen am Hinterkopf und meinte
entschuldigend: " Ihr seid plötzlich umgekippt. Ich konnte Euch gerade noch
fest halten." Dén tauchte vor mir auf. "Es stimmt was er sagt. Er hat die Magie
deines Anhängers gebannt," gab er zerknirscht zu und warf Alistair einen
feindseligen Blick zu. Mein Mund machte ein erstauntes "Oh!" und der Wächter
lächelte leicht. "Ich....Ich weiß jetzt warum ich bewusstlos geworden bin. Es
tut mir leid Alistair," entschuldigte ich mich bei dem Wächter und sah in seine
warmen Augen. Die Anderen warfen uns verwirrte Blicke zu. Sie wussten ja nichts
von unserer ersten Begegnung. Alistair verstand und winkte ab, er nahm es auf
die leichte Schulter, schien sich aber trotzdem über meine Entschuldigung zu
freuen, da sich ein Strahlen auf seinem Gesicht ausbreitete. Seine gute Laune
steckte mich an und ich vergaß die Geschehnisse des vergangenen abends wieder.
Auch die blauen Augen, die ich zuletzt wahrgenommen hatte.
Die Sonne stand bereits hoch, als wir unseren Weg fortsetzten. "Wie habt Ihr das
eigentlich vorhin gemacht?," fragte ich neugierig und musterte das Seitenprofil
seines Gesichts. Ich schluckte, bisher konnte ich mich wirklich nicht
beschweren. Er nervte mich weder mit sinnlosen Fragen, noch trat er mir zu Nahe.
Dén schien es nicht zu passen, dass ich mich mit Alistair unterhielt, denn er
schmollte die ganze Zeit. "Ich habe die Magie des Anhänger gebannt, doch leider
konnte ich ihn Euch nicht abnehmen. Ihr hättet das erwähnen sollen," tadelte
er mich und ich zog verwirrt die Stirn kraus. Die Magie meines Anhängers
gebannt und man konnte ihn nicht abnehmen? Gedankenverloren strich ich über den
kühlen Stein. Ob dieser Traum oder diese Vision etwas zu bedeuten hatte?
Wenigstens konnte ich mich jetzt wieder ohne Kopfschmerzen erinnern, auch wenn
die Erinnerungen recht unschön waren und mein neu gewonnenes Vertrauen in den
Shemlen zum Schwanken brachte. "Bevor Duncan kam und ich ein Grauer Wächter
wurde, war ich in einem Kloster und wollte ein Templer werden, mehr oder
weniger," erklärte er sachlich und seine Augen huschten unsicher zu mir. Dieses
Thema schien ihm unangenehm zu sein, warum nur? Ich beließ es dabei, entweder
er erzählte es mir irgendwann von sich aus oder er ließ es bleiben. Ich würde
ihn sicherlich zu nicht zwingen. Ob Melle gewusst hatte, was für eine Macht in
dem Stein wohnte?
Vermutlich nicht, sie wollte ihn mir ja wieder abnehmen......Ich stockte, sie
konnte ihn abnehmen! Vielleicht konnte ich das auch? Ich schnappte nach dem
Lederband, Alistair beobachtete mein tun mit großen Augen und zog es mir über
den Kopf. Nichts passierte. Nachdenklich wog ich den Stein in meiner Hand hin
und her. Die Oberfläche war ganz glatt, nur in dem Silberband waren Runen
geritzt. "Er ist hübsch," sagte der Wächter plötzlich. Ich nickte. "Er
bedeutet mir auch viel. Vielleicht war das alles einfach nur Zufall," entgegnete
ich und verstaute den Talisman vorsichtshalber in meinem Rucksack. Man konnte ja
nie wissen, ich würde Wynne einen Blick darauf werfen lassen. Vielleicht konnte
sie mir mehr erzählen. Wir verweilten in einigen zwanglosen Gesprächen, bis
der Weg sich gabelte. Rechts führte er geradewegs ins Moor und nach links
führte ein sandiger Weg.
"Beim Atem des Erbauers," keuchte Ser Jory auf. "Seht nur, dort liegt jemand,"
fügte Daveth hinzu und deutete nach vorne. Dén hob seinen Kopf und
augenblicklich verfinsterte sich seine Mine. Er warf mir einen warnenden Blick
zu. Alistair war bereits zu dem verwundeten Soldat geeilt und überprüfte
dessen Puls. Wir traten zögerlich näher. Ich erschauderte bei dem Anblick. Der
Soldat war über und über mit tiefen Wunden und Schnitten übersät.
Das einstige braun seiner Lederrüstung war tief rot gefärbt und seine Haut so
weiß und durchscheinend wie Pergament. Schwarze Adern zeichneten sich darunter
ab. Er war verdorben. Es war nur eine Frage der Zeit bis er starb. "Helft
mir....," krächzte er schwach und ein Schwall Blut kam aus seinem Mund. Ein
erbärmlicher Anblick. "Er ist ein Späher," stellte Alistair an uns gewandt
fest. "Wir müssen ihm helfen!".
Ich hatte meinen Blick abgewendet. In einiger Entfernung lag ein halb verwestes
Rindvieh. Das Fell löste sich bereits von der dunklen Haut und darunter
befanden sich schwarze Pusteln. Überall lagen Waffen. Es musste einen Kampf
gegeben haben, gegen die Dunkle Brut. Wahrscheinlich ein Hinterhalt. Bisher
hatte ich keines dieser Monster gesehen, aber vermutlich würden die nicht mehr
so lange auf sich warten lassen. Alistair versuchte verzweifelt die Blutung zu
stoppen, aber die Wunden waren zu tief und zahlreich. Er war ganz konzentriert
und ein Schweißtropfen rann ab seinem Gesicht hinunter. Ich kaute hilflos auf
meiner Unterlippe und wusste nicht was ich tun sollte. Dem Mann war nicht mehr
zu helfen, besser man beendete sein Leid, anstatt es hinaus zu zögern. Ser
Jory, noch immer ganz bleich, zitterte leicht und seine Pupillen waren etwas
geweitet. Er hatte eine heiden Angst! Verfluchter, feiger Shem! Daveth sah sich
aufmerksam um und Dén taxierte den Soldaten mit seinen Blicken. Er biss sich
fest auf die Unterlippe und hatte die Hände zu Fäuste geballt. Hasste er die
Menschen wirklich so sehr?Was war mit mir? Duncan und Alistair waren sehr
freundlich zu mir gewesen. Ich hatte sogar Vertrauen zu beiden gefasst.
Alistair wischte sich über die schweißnasse Stirn. Hoffnungslos legte er einen
weiteren Verband um eine Wunde. Der weiße Stoff wurde sofort rot durchtränkt.
War die Horde wirklich schon so nah? Verbissen nahm er die nächste Verletzung
in Augenschein. Es war eine tiefe Fleischwunde, verursacht durch einen stumpfen
Gegenstand. Vorsichtig presste er die beiden Hautlappen zusammen. Mit einem
widerwärtigen Schwappen, floss das Blut über die Ränder. Er fluchte leise,
normalerweise müsste man sie nähen. Wäre doch nur ein Magier in der Nähe!
Der rot-blonde Wächter sah zu den Anwärtern, die ihm anvertraut worden waren.
Warum half ihm denn niemand? Sein Blick blieb an der schwarzhaarigen Elfe
hängen. Vielleicht besaß sie noch einen Heiltrank? Immerhin hatten sie sich,
gegen seinen Erwartungen, gut verstanden.
Trotzdem wusste er, dass er viel von ihr forderte, wenn sie ihm half. Die
Menschen hatte sie tief verletzt und sie vermied es ihnen zu helfen. Er seufzte.
Gab es denn keinen Lichtblick mehr in dieser verkorksten Welt? Seine eigene
Vergangenheit war ebenfalls kein Zuckerschlecken gewesen, doch er konnte sich
nicht ändern und hatte sich damit abgefunden. Er wusste nicht was der Elfin
widerfahren war, er konnte nur von dem Schlimmsten ausgehen und das bereitete
ihm Unbehagen. Er wollte nicht das bisschen Vertrauen, welches sie zu ihm
gefasst hatte, durch eine unüberlegte Handlung verlieren. Schließlich wusste
er nicht, wer den Beitritt überlebte.
Ich zuckte zusammen, als ich Alistairs Blick auf mir ruhen spürte. Es war eine
stille Aufforderung. Was sollte ich tun? Alles in mir sträubte sich diesem Mann
zu helfen? Ich wollte es nicht! Ich trat zu dem Wächter und hockte mich neben
ihm. Kritisch betrachtete ich die Verletzungen. Hoffnungslos. Ich schüttelte
den Kopf. Ich konnte ihn nur noch erlösen, ein bitterer Geschmack breitete sich
in meinem Mund aus. Ich zog meinen Dolch aus meinem Stiefel. Bevor mich jemand
aufhalten konnte, krallte ich meine freie Hand in den Haarschopf des Soldaten
und bog seinen Kopf zurück. Mit einem gezielten, präzisen Schnitt hatte ich
die Kehle durchtrennt. Gurgelnd ging der Kopf zu Boden und der Körper
erschlaffte. Eine Blutlache bildete sich unter dem toten Körper. Angeekelt
wischte ich meinen Dolch mit einem Grasbüschel ab, ehe ich ihn wieder
verstaute. "Seid Ihr wahnsinnig?!," rief Alistair geschockt aus, packte mich
grob an den Schultern und funkelte mich zornig an. "Das ist alles nicht wahr!
Ich will zurück nach Highever, zu meiner schwangeren Frau!", jammerte Ser Jory
und Daveth versuchte ihn zu beruhigen. "Wieso? Er wäre doch sowieso gestorben,"
rechtfertigte ich mich ungerührt von seinem Ausbruch und Ser Jorys Gejammer.
Jetzt bloß nicht weich werden. Ich musste das tun! "Wir hätten ihm helfen
können!" Seine Hände bohrten sich unnachgiebig in meine Schultern. Das würde
ein paar hübsche, blaue Flecke geben. "Lasst mich los," zischte ich leise. Der
Wächter funkelte mich noch immer an. Verfluchter Shem! "Ihr seid Verrückt! Ihr
habt noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt! Eine Psychopathin! Wie könnt Ihr
nur so kalt sein......," stellte er kühl fest und sein Griff verstärkte sich.
Ich wollte aufschreien, doch diese Blöße würde ich mir nicht geben. Kalt, was
wusste er denn schon von mir? Woher nahm er sich das Recht über mich zu
urteilen. Meine Eltern wurden vor meinen Augen ermordet! Mein Vater hatte sich
schützend vor meiner schwangeren Mutter gestellt, als die Shems auf sie mit
Steinen warfen und anschließend ein prügelten. Sie hatten beinahe den ganzen
Clan niedergebrannt! Noch immer sah ich die Silhouette meines Vaters im
Feuerschein und spürte die Hitze der Flammen auf meinen Wangen. Diese Menschen
waren kalt gewesen! Was wusste dieser Mensch schon von mir? Blanker Hass
spiegelte sich auf meinem Gesicht wieder, als ich leise sprach: "Was weißt du
schon Shem! Du musstest nicht das erleben was ich erleben musste. Es ist egal,
ob man diesem Mann hätte helfen können! Was zählt ist zu überleben und sich
nicht mit belanglosen Dingen aufzuhalten! Ich helfe doch nicht meinem
natürlichen Feind, den Shemlen." Er sah mich entgeistert an und öffnete den
Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn dann jedoch. Auch der Rest der Gruppe
hörte uns zu, doch sie schwiegen ebenfalls. Ich grinste, perfekt! Es wurde Zeit
diesem Shem eine Lektion zu erteilen. "Und da ich ja wahnsinnig und eine
Psychopathin bin.....," ich zückte blitzschnell meinen Dolch und hielt ihn an
seiner Kehle. Ein kleines Rinnsal Blut lief seinem Hals hinab und er schluckte
erschrocken. Damit hatte er nicht gerechnet. Mir war egal was er nun von mir
hielt, was Duncan davon hielt oder der Rest. Es wurde Zeit die Fronten ein für
alle mal zu klären. Ich war nicht so wie die anderen Elfen, ich würde Taten
folgen lassen. Es musste sich etwas in diesem Land verändern und zwar ganz
dringend. "........lässt du mich besser in Ruhe,
Shem!," beendete ich meinen letzte Satz und betonte
besonders das letzte Wort. Ich ließ meine Waffe sinken, drehte mich schwungvoll
um und ging weiter. Die Tränen die sich in meinen Augen sammelten, zeigte ich
ihnen nicht. Ich war nicht schwach, ich musste stark sein, unnahbar! Ich hörte
Alistair schnauben. "Wir müssen ihn wenigstens begraben. Ser Jory, Dén,
Daveth. Ihr werdet mir helfen," wies er die Anderen an. "Vergiss es!" meinte
Dén trotzig und eilte zu mir. Ich zuckte zusammen, als er mir einen Arm um die
Schulter schlang und mich an sich zog. "Ich bin ganz Lynas Meinung! Ich nehme
keine Befehle von Menschen an!" Unsicher sah ich ihn von der Seite an. Sein
Blick war starr auf den menschlichen Teil unserer Gruppe gerichtet. In seinen
Augen brannte ein Feuer, welches mir einen Schauer über den Rücken trieb. So
war meine Tat nicht gemeint, oder doch? Ich war verwirrt, wusste nicht mehr was
richtig und falsch war. Verloren. So kam ich mir vor, es gab nun weder ein Vor
noch ein Zurück. Alistair blickte uns an, aber neben seiner Wut lag noch etwas
anderes darin. Enttäuschung. Ich fühlte mich mehr als unwohl in meiner Haut,
aber es gab keine weiteren Diskussionen. Die Männer machten sich an die
Arbeit.
Starr blickte ich zu Alistair, Ser Jory und Daveth. Sie hoben gerade etwas Erde
aus, soweit wie es ging, mit den dürftigen Mitteln, die ihnen zur Verfügung
standen. Ein seltsames Bild. Die Menschen arbeiteten, während wir Elfen stumm
zusahen. Ich hatte mich auf einen umgestürzten Baumstamm gesetzt und ließ
meine Füße baumeln. Meine Hände lagen gefaltet in meinem Schoß. "Ich glaube,
der hat sich fast nass gemacht vor Angst," kicherte Dén nahe meinem Ohr und ich
zuckte desinteressiert mit den Schultern. Es stimmte, ich hatte ihm wissentlich
bedroht und obwohl der Wächter den Spieß hätte umdrehen können, hatte er es
nicht getan! War das nun Dummheit oder vertraute er mir? Was sollte ich davon
halten? Er hatte mir bereits zweimal geholfen, ohne zu zögern. Warum schrie er
mich nicht an und tobte wie wild? Seine Milde, war für mich jetzt schon die
schlimmste Strafe, vor allem da ich sein Handeln nicht nachvollziehen konnte.
Niemand war da, den ich hätte fragen können. Dén, verstand es eh nicht, ganz
im Gegenteil, er eiferte mir sogar nach und zog sich nun ebenfalls zurück. Ich
seufzte und strich mir durchs Haar. Der Wind blies mir einige Strähnen ins
Gesicht und ich spürte ein verdächtiges Brennen in meinen Augen. Der Soldat
wurde in die Kuhle gelegt und mit der lockeren Erde überschüttet. "Bist du in
Ordnung, Lyna?," fragte Dén besorgt und sah mich abwartend mir gerunzelter
Stirn an. Ich nickte knapp, nahm meinen Blick jedoch nicht von dem Grab. "Man
könnte fast meinen, du bereust deine Tat." Es gab kaum eine nennenswerte
Reaktion meinerseits. Bereute ich meine Tat, fühlte ich mich deswegen so
schlecht? "Ich weiß es nicht, Dén. Ich weiß nicht was mit mir los ist."
Bilder von der Reise mit Duncan, schossen an meinem geistigen Auge vorbei. Warum
hatte mein Charakter sich so schnell gewandelt? Alistair hatte mir nichts getan,
ebenso wie dieser Soldat. Warum hasste ich die Menschen plötzlich so sehr?
Hasste ich Duncan jetzt auch? Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Dén
strich mir beruhigend über den Rücken.
Ich wischte mir über meine schweißnasse Stirn und holte tief
Luft. Der Soldat war begraben worden, damit hatten wir unsere Pflicht ihm und
den Erbauer gegenüber erfüllt. Noch immer kochte die Wut in meinem Inneren und
ich verstand einfach nicht, warum die Elfe so etwas Getan hatte. Vorsichtig sah
ich zu ihr, während ich meine Feldflasche hervor holte. Sie war in sich
zusammen gesunken und ihr Körper bebte. Wenigstens bereute sie. Ich setzte die
Flasche an und augenblicklich fühlte ich mich besser. Das kühle Nass rann
meine Kehle hinab und belebte meinen Geist. Ich musste einen kühlen Kopf
bewahren, dennoch fragte ich mich, wie Duncan die Elfe gefunden hatte. Ich
zweifelte seine Entscheidung nicht an, viel zu sehr verehrte ich meinen Mentor.
Er war stets darauf bedacht das Richtige zu tun. Dén kümmerte sich um das
schluchzende Elfenmädchen. Er hatte einen Arm um sie gelegt und sprach
beruhigend auf sie ein. Allein seine Nähe ließ sie zu, ob es daran lag, dass
er ebenfalls ein Elf war? Ich fasste mir an die Stirn, als sich ein dumpfes
Pochen dahinter ertönte. Nicht mehr lange und es würden ausgewachsene
Kopfschmerzen sein. Seufzend verstaute ich die Flasche wieder und tastete
nachdenklich meinen Hals ab. Ich fühlte einen kleinen Schnitt. Sie hatte mich
ernsthaft bedroht. Ich grinste verschmitzt, also hatte ich sie so sehr in die
Enge getrieben? Duncan hatte sie gewiss nicht ohne Grund ausgewählt, dennoch
gab sie mir mehr Rätsel auf, als ich verkraftete. Ich hatte sie bewusstlos
gefunden, warum war sie bewusstlos gewesen? Dann ihr Angriff mit dem Topf und
ihre missglückte Flucht. Sie hatte mich ganz schön angefahren. Zuerst war ich
sprachlos gewesen, doch dann war selbst mir der Kragen geplatzt. Dann die
Situation mit den Wölfen, Ser Jory und dieses helle Licht. Eindeutig Magie!
Doch sie war keine Magierin und es war doch sehr unwahrscheinlich, dass ihr
Anhänger etwas damit zu tun hatte. Es war eine uralte Magie gewesen, dass hatte
ich gespürt. Und nun der Soldat. Sicherlich, er war verdorben und es war nur
eine Frage der Zeit, aber ich hätte ihr dennoch so viel Herz und Güte
zugetraut ihm zu helfen. Wenigstens bereute sie es jetzt, dass ließ meine
Hoffnung steigen, dass es nicht ganz umsonst gewesen war.
Ein warnendes Prickeln in meinem Nacken schreckte mich auf. Es erfasste meinen
ganzen Körper und ich rief alarmierend: "Vorsicht! Dunkle Brut!" Warum
ausgerechnet jetzt?!
Dén und ich schreckten zeitgleich auf und fielen beinahe von dem Stamm, nur mit
Mühe und Not krallte ich mich ins durchnässte, aufgeweichte Holz. Ich sprang
hinunter, der Elf tat es mir gleich. Meine Augen brannten und ich musste ein
erbärmliches Bild abgeben. Toll, ausgerechnet jetzt!, schimpfte ich in
Gedanken. Vor uns tauchte eine kleine Gruppe Dunkler Brut auf, Die Genlocks
hatten kleine gedrungene Körper, ihre Haut war großporig und vernarbt. Aus
ihren Mäulern ragten spitze, gelbliche Zähne, gleich Hauer eines
Wildschweines. Ihr kahler Kopf wirkte eingedrückt und war durch und durch
hässlich. Einen Schönheitspreis gewannen diese Viecher ganz sicherlich nicht!
Sie verströmten den süßlichen Geruch der Fäulnis und mir wurde schlecht.
Meine Begleiter wurden ebenfalls etwas Grün im Gesicht. Der Hurlock war
wesentlich größer und besaß fast schon menschliche Züge, war jedoch ebenso
hässlich wie seine Artgenossen. Er trug eine schwarze Plattenrüstung, wie die
Genlocks und war bis an die Zähne bewaffnet. Es waren drei Nahkämpfer mit
Einhändern und drei Bogenschützen, plus Hurlock, der einen Zweihänder schwang
- eine riesengroße Axt. Ein gehässiges Lachen ertönt und mir lief ein Schauer
über den Rücken. Ich wischte über mein Gesicht und zitterte am ganzen
Körper. "Na endlich!," lachte Daveth hinter mir und schien ganz erpicht auf
diesen Kampf zu sein. "Endlich können wir diesen Viechern in ihre vermoderten
Hintern treten," stimmte Dén ein und boxte dem Schwarzhaarigen spielerisch in
die Seite. Anscheinend schweißte sie dieser Anblick zusammen, dachte ich
grummelnd und schnappte mir meinen Kurzbogen. "Hey, wahnsinnige Amazone! Ich
werde trotzdem auf Euch acht geben, auch wenn ich nur ein Mensch bin!" Ich
spielte mit dem Gedanken, Daveth ebenfalls abzuschießen. Trotzdem beruhigte
mich seine Aussage etwas, ich wurde also noch akzeptiert. Verrückter Kerl. der
Hurlock erhob seine Axt und brüllte laut auf. Die Genlocks gingen auf uns los.
Ein Pfeil zischte knapp an meinem Ohr vorbei, gefolgt von einem Brennen auf
meiner Wangen. Ich erstarrte und keuchte erschrocken auf. Bisher waren meine
Gegner nur Tiere gewesen, aber keine solchen Monster. Ich war paralysiert von
ihrem Anblick. Plötzlich wurde ich hart zur Seite geschubst und landete unsanft
auf der Erde, gerade noch rechtzeitig. Alistair hob seinen Schild an und wehrte
einen weiteren Pfeil ab. Er hatte mich schon wieder beschützt. Ich starrte ihm
nach, als er auf den Hurlock zu stürmte, die Pfeile, die auf ihn niedersausten,
einfach ignorierend. Ich rappelte mich wieder auf zückte meinen Dolch und mein
Kurzschwert, welches sachte gegen meinen linken Oberschenkel schlug. Der Genlock
der mir am nächsten war, wurde einen Kopf kürzer, als ich mich herumwirbelte
und seinen Kopf von dem Rumpf trennte. Eine Blutfontäne schoss hervor und der
hässliche Schädel rollte über den Boden. Dén warf einen Dolch auf seinen
Gegner, er blieb im Bauch des Genlocks stecken. Augenblicklich zog der
Bogenschütze den Dolch mit einem wütenden Aufschrei aus seinem Bauch und zog
ein Kurzschwert. Unnachgiebig hieb er auf den elf ein. Dén wehrte mit
zusammengebissenen Zähnen die Hiebe ab und wich den Attacken geschickt aus, was
den Genlock noch rasender machte. Dén zog einen weiteren Dolch und taucht unter
den Armen des Monsters hindurch und rammte ihn mit aller Kraft in dessen Herz.
Er wurde unter den zusammen brechenden Genlock begraben. Zum Glück! Ein Pfeil
raste auf ihn zu und wurde von dem toten Körper abgefangen. Der schwer atmende
Elf kämpfte sich frei und schnappte sich das Kurzschwert. Daveth kämpfte
ebenfalls mit seinem Bogen und heizte den gegnerischen Bogenschützen ganz
schön ein. Gegen seinen Kurzbogen hatten sie keine Chance, er war schneller
gespannt als ein Langbogen. Das machte sich der gewitzte Schurke zu nutzen. Ser
Jory schwang sein zweihändiges Schwert wie einen Berserker und zerteilte zwei
Genlocks mit einem Hieb. Der Hurlock brüllte wütend, als seine Gruppe
schrumpfte und er selbst keinen Treffer bei dem Wächter landen konnte.
Unerschrocken schlug er mit voller Kraft zu. Alistair hob seinen Schild und
wehrte den Angriff strauchelnd ab. er fing sich schnell wieder und taxierte sein
Gegenüber ebenfalls mit dem Schwert. "Dén!," rief ich und warf dem Elf mein
Schwert zu, der sich gerade dem störenden Bogenschützen widmete, den Daveth
ablenkte. Er fing es geschickt auf und bedankte sich mit einem Grinsen. Der
Genlock wollte auf ihn einschlagen, doch ein Pfeil bohrte sich in seinen Arm.
Daveth jubelte. Wenigstens hatten die Beiden ihren Spaß. Ich holte meinen Bogen
wieder hervor und zielte auf den Hurlock. Vielleicht konnte ich Alistair helfen.
Mein Arm zitterte leicht unter der Anstrengung und ich bemerkte eine bleierne
Müdigkeit in meinen Gliedern. Ich durfte den Bogen nicht verziehen! Sonst traf
ich wohl möglich den Wächter. Verbissen taxierte der Rothaarige den Hurlock.
Das Ungetüm hob seine Axt zum Schutz und Alistair verlor sein Schwert. Panisch
riss er seinen Schild hoch und wurde zu Boden geworfen. Der Hurlock lachte
erneut und seine schwarzen Augen verengten sich zu Schlitzen. Ich legte den
Pfeil an und spannte die Sehne. Der Hurlock riss seine Arme nach oben und holte
vollen Schwung mit der Axt. Alistair könnte dem nie standhalten. Gerade als der
Hurlock zu schlagen wollte, schoss ich. Surrend flog der Pfeil über das
Kampffeld und bohrte sich mit aller Kraft zwischen die schwarzen Augen. Der
Hurlock kippte nach hinten, da sein Schwerpunkt durch die Axt verlagert war. Mit
bleichem Gesicht sank ich auf die Knie. Ich hatte getroffen! Erleichterung
machte sich in mir breit und ich dankte Andraste dafür. Doch ich hatte mich zu
früh gefreut. Der Hurlock bewegte sich noch immer, doch Alistair sprang mit
einem Kampfschrei auf, griff nach seinem Schwert und trennte mit einem wuchtigen
Hieb den Kopf vom Körper. Der Kopf rollte zu mir und stieß gegen meine Knie.
die gebrochenen Augen blickten mich anklagend an. Das war meine erste Begegnung
mit der Dunklen Brut gewesen. Ich war geschockt und zugleich auf einer abartigen
Weise fasziniert. "Hübsch nicht?," sagte der Wächter lachen und sang neben mir
auf den Boden. "Das ist sie die berühmte Dunkle Brut. Ihr werdet sicherlich
gute Freunde, auch wenn die Freundschaft nicht von Dauer ist." Ich verzog das
Gesicht, erwiderte dann jedoch erleichtert lachend: "Eine hübsche Trophäe für
den Kamin. Da werden sich meine Enkel bestimmt freuen." Seine Mine verfinsterte
sich Sekunden lang. Hatte ich mir das eingebildet? Unsere Kameraden hatten
ebenfalls ihre Gegner zur Strecke gebracht. Alistair kramte die drei leeren
Fläschchen hervor und ich beobachtete ihn neugierig, als er aufstand und sie
mit dem Blut der Dunklen Brut füllte. "Bäh, muss das wirklich sein?," fragte
ich und verzog angewidert das Gesicht, Alistair grinste mich verschmitzt an. Von
ihm würde ich keine Antworten bekommen. Warum wurde darum so eine
Geheimniskrämerei gemacht? "Jetzt fehlen nur noch diese Dokumente," seufzte Ser
Jory erleichtert und säuberte sein Schwert von dem stinkenden Blut. Er hatte
gut gekämpft, aber meine Antipathie ihm gegenüber verschwand nicht. Dén kam
auf mich zu, in der Hand hielt er etwas. Er gab mir mein Kurzschwert zurück und
hielt mir dieses Etwas direkt unter die Nase. "Für dich, ich denke sie passt zu
dir. Der fette Genlock hätte sie beinahe zertrampelt. Vielleicht wird doch noch
alles gut?," grinste der Blonde verlegen und ich nahm die Blume dankend an. Ihre
Blütenblätter waren weiß und ihr Kelch so rot, wie frisches Blut. Sie war
wunderschön. Ich verstaute sie in meinem Rucksack.
Nach einem kurzen Fußmarsch erreichten wir eine Ruine. Ihre weißen, makellosen
Säulen und Rundbögen passten nur schwer in diese trostlose, karge
Moorlandschaft und verliehen ihr etwas unwirkliches. Die wenige Dunkle Brut, die
sich uns entgegen gestellt hatte, hatten wir ohne größere Probleme nieder
geschlagen. Nach kurzem Suchen fanden wir eine aufgebrochene Truhe. Sie war
leer. "Sie sind weg?!," fragte Alistair verwundert und kratzte sich am
Hinterkopf. Das war gar nicht gut! Und nun? Sofort äußerte ich meine Frage
doch der Wächter konnte mir keine Antwort geben. Eine Frauenstimme durchbrach
die aufkeimende Stille plötzlich. "Ich beobachte euch schon eine ganze Weile,"
sagte sie und eine Frau trat aus dem Schatten einer Säule. Wir wirbelten herum.
Wer war sie? Was wollte sie hier? Sie schritt ruhig und elegant auf uns zu, ihre
gelben Raubvogel Augen musterten uns dabei argwöhnisch. "Wohin gehen sie? Was
wollen sie hier? Fragte ich mich." Sie blieb vor uns stehen und ich
erschauderte. "Und nun stören sie die Ruhe in meinem Wald und picken wie
gierige Aasfresser an einer längst verrottenden Leiche," stellte sie kühl
fest. Ihr rabenschwarzes Haar hatte sie hoch gesteckt und ihre luftige Robe
wurde von glänzenden, schwarz-grünen Federn geschmückt und zeigte mehr als
nur den Ansatz ihrer Brüste. Auf ihrem Rücken befand sich ein Zauberstab. Sie
verschränkte sie Arme vor der Brust und sah uns abwartend an. "Alistair
flüsterte leise und warnend: "Sie sieht aus, wie eine Chasind, seid vorsichtig!
Hier können sich noch mehr davon befinden." Die Hexe hörte das und zog
spöttisch eine fein geschwungene Braue nach oben und meinte belustigt:
"Fürchtet Ihr Euch etwa vor Barbaren?" Ihre Augen funkelten teuflisch und der
Wächter schluckte. Ich wollte Alistair helfen, irgendwie, doch ich war zu sehr
von dem Anblick der Hexe gebannt. Sie war also eine Chasind? Eine berühmte Hexe
der Wildnis. "Ja.......ganz schlecht," erwiderte Alistair leise und musterte
sein Gegenüber vorsichtig. "Das ist eine Hexe der Wildnis! Sie wird uns in
Kröten verwandeln und uns dann in ihrem Hexenkessel werfen," rief Daveth aus.
Ich blickte ihn ungläubig an und die Hexe lachte kalt auf. "Glaubt ihr wirklich
dieses Märchen?" Alistair versteifte sich und zog den blick der Hexe auf sich.
"Ihr habt die Verträge gestohlen! Gebt es zu! Böse Hexe, diebische Schlange!"
Die Fremde schürzte die Lippen und ihre Augen funkelten amüsiert. "Welch
Wortgewalt, aber wie bestiehlt man eigentlich Tote?" Alistair ballte die Fäuste
und biss sich auf die Lippen. "Ihr da! Frauen sind meistens klüger, seid ihr
der selben Ansicht? Nennt mir Euren Namen und ich tue das Nämliche." Ihre
kalten Augen fixierten mich und ich schrumpfte unter ihrem Blick zusammen. "Sehr
erfreut, ich heiße Lyna." Der kalte Ausdruck in den Augen der Hexe verschwand
kurz und sie lächelte leicht, was um einiges gruseliger wirkte, als ihre
unnahbare Art. "Ihr habt Manieren, wie schön. Mein Name lautet Morrigan. ,"
meinte sie ,"Und um auf eure Dokumente zurück zukommen, sie sind nicht mehr
hier." Soviel wussten wir auch schon. Alistair deutete mit dem Finger auf die
Hexe und meinte erbost: "Weil Ihr sie gestohlen habt!" Morrigan warf ihm einen
vernichtenden Blick zu. Wenn Blicke töten könnten.....Sofort verstummte der
Wächter und ließ seine Hand sinken. "Und wo sind sie dann?" "Ich habe sie
nicht gestohlen, sie sind bei meiner Mutter." Ich hörte Daveth hinter mir leise
lachen und meine Mundwinkel zuckten ebenfalls. Na super! Die Dokumente befanden
sich im Besitz einer alten, verschrumpelten Hexe, die uns ihre liebreizende
Tochter, als Begrüßungskomitee geschickt hatte. Alistair sah Morrigan
unbeholfen an und ich ergriff das Ruder. "Könnt Ihr uns zu Euer Mutter bringen,
Morrigan?" Die Hexe war überrascht von meiner Frage, nickte jedoch knapp. "Das
ist das erste Vernünftige was ich heute höre. Ihr gefallt mir." War das jetzt
gut oder schlecht? "Ha, erst heißt es: Ihr gefallt mir. Und dann......Zack!
Frosch!," flüsterte Alistair mir missmutig ins Ohr, doch ich ignorierte ihn.
"Wir werden alle in ihrem Kochtopf landen," zwinkerte Daveth verschwörerisch
und Ser Jory entgegnete: "Wenn es dort wärmer ist als hier, dann gerne." Also
war es beschlossen, wir würden Morrigan folgen und hoffen, dass wir heil aus
dieser Sache hinaus kommen würden.
Fluchend zog ich meinen Stiefel aus dem Schlamm, was ein schmatzendes Geräusch
verursachte. Ich war bereist zum dritten Mal stecken geblieben!Morrigan ging
federndes Schrittes weiter. Wie schaffte sie das nur? Wir hatten alle Mühe ihr
zu folgen, doch sie schwebte scheinbar über den Sumpf hinweg, ob da Magie im
Spiel war? Morrigan führte uns zu einer halb verfallenen Hütte, eine alte Frau
erwartete uns bereits davor. Sie hatte graues, zerzaustes Haar und trug ein
braunes Flickenkleid. Das sollte Morrigans Mutter sein? "Mutter ich habe hier
fünf Graue Wächter, die wegen der......." Die alte Frau unterbrach sie hastig,
während sie uns neugierig musterte. "Ich sehe sie, Mädchen. Wie erwartet seid
ihr jetzt endlich aufgetaucht." "Ihr habt uns erwartet?," fragte Alistair
unsicher und runzelte die Stirn. "Und das sollen wir Euch glauben?" Etwas ging
hier nicht mit rechten Dingen zu, darauf würde ich Andrastes gepunktete
Unterhose verwetten. Die alte Hexe lachte amüsiert. "Oh! Glauben sollt Ihr
schon gar nicht, Wächter." Ich wandte mich zu der Frau und meinte: "Morrigan
sagte, Ihr hättet die Dokumente, nach denen wir suchen." Ihr gelben Augen
fixierten mich und ich fühlte mich augenblicklich unwohl. "Ja, ich habe sie
aufbewahrt und bevor Ihr Euch aufregt, das Siegel war bereits zerbrochen."
"Ihr! Oh, Ihr habt sie aufbewahrt?," fragte der rothaarige Wächter verwirrt und
die Hexe lachte. "Natürlich was denkt Ihr denn?," fragte sie herausfordernd.
Sie schmunzelte amüsiert und Alistair sah beschämend zu Boden. Wir wartete
kurz, als sie in ihrer Hütte verschwand und mit einem Packen vergilbten
Pergament zurück kehrte. Sie drückte Alistair die Verträge in die Arme und
meinte dann mit einem Funkeln in den Augen: "Nun gut, da Ihr nun habt was Ihr
wolltet, Wächter solltet Ihr jetzt besser gehen. Morrigan wird Euch sicher
zurück geleiten." Morrigan schnaubte genervt und wollte etwas erwidern, doch
der tadelnde Blick brachte sie zum Schweigen und sie befolgte den Befehl ihrer
Mutter mit Widerwillen.
Unterwegs war uns aufgefallen, dass Dén fehlte. Ob er sich im Moor verlaufen
hatte? Ich hatte ein ungutes Gefühl in der Magengegend und bat daher Morrigan,
ihn suchen zu dürfen. Doch die Hexe winkte kalt ab und meine schlicht, dass er
mittlerweile wohl elfischer Dünger sein musste. Die Verabschiedung von Morrigan
fiel ebenso herzlos aus, wie sie begannen hatte und seltsamerweise war ich froh,
wieder zurück im Lager zu sein. Zwischen mir und Alistair herrschte ein
bedrückendes Schweigen und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Außerdem sorgte
ich mich um Dén. Nun musste ich nur noch dieses ominöse Ritual durchstehen,
dann konnte ich aufatmen. Wir durchschritten das große Tor und gingen an den
Zwingern vorbei, als etwas meine Aufmerksamkeit erregte. Ich rannte zu dem Mann
und ließ meine Gruppe stehen. "Kann ich Euch vielleicht helfen?," fragte ich
neugierig. Vielleicht waren die Menschen doch nicht so schlecht, und ich hatte
einiges in meinem Karmakonto wieder gut zu machen. "Vielleicht.....geht Ihr
demnächst in die Wildnis?," fragte er zögerlich und betrachtete mich
nachdenklich. "Wir waren gerade in der Wildnis, warum?," fragte Alistair und
trat neben mich. "Dieser Mabari hier," er deutete auf dem Hund in den Zwinger,
"hat das Blut der Dunklen Brut geschluckt und ist nun vergiftet. Für seinen
Herrn kam jede Hilfe zu spät. Aber wenn Ihr ihm vielleicht helfen könnt,
können wir ihn vielleicht auf Euch prägen." Er sah mich abschätzend an und
ich begann zu strahlen. Man könnte ihn auf mich prägen? Dann hätte ich einen
eigenen Mabari! Melle würden die Augen raus fallen. "Okay, ich versuche es,"
willigte ich sofort ein und der Mann erklärte, was zu tun war und ich nickte.
Ruhig trat ich in den Zwinger und sah zu dem Hund. Seine braunen Augen musterten
mich aufmerksam und er winselte leise. Das arme Tier! Ich ging vor ihm in die
Hocke und legte ihm zögerlich eine Hand auf den massigen Kopf. "Ich will dir
nur helfen, mein Hübscher," flüsterte ich ihm leise zu und er legte den Kopf
leicht schief, als würde er mich verstehen. Vorsichtig legte ich ihm den
Maulkorb um und kehrte zurück zu dem Mann. "Sehr gut, jetzt bräuchte ich nur
noch eine bestimmte Blume." "Was für eine?," fragte ich neugierig und musterte
den Mann abwartend. "eine Wildblume, ihre Blütenblätter sind weiß, der Kelch
ist jedoch tief rot. Sie wächst im Moor, meist auf faulenden Holz," erklärte
er und meine Augen wurde groß. Aufgeregt kramte ich in meinem Rucksack und
hielt ihm die etwas mitgenommene Blume unter der Nase. "Woher....? Gut, ich
werde sofort eine Medizin anfertigen. Kommt später nach der Schlacht wieder,
dann versuchen wir ihn auf euch zu prägen." Ich grinste breit und bedankte mich
rasch, was mir einen skeptischen Blick von Alistair einbrachte. Er wurde einfach
nicht schlau aus mir. Duncan wartete bereits auf uns.....
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