Vir Tandahal: Die drei Lehren von Angelstar (Re-Upload / Kapitel 3 ist on!) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4: Der Beitritt ---------------------------------- Wenig los hier, hm? Naja, solange ich einen Leser habe, poste ich weiter, würde mich aber dennoch über ein Feedback freuen. Das Kapitel ist etwas kürzer, als die Anderen, aber dafür kommt das 5. auch nächsten Monat und wird wieder die gewohnte länge haben. Kapitel 4: Der Beitritt Wir folgten Duncan zu einem Platz, der etwas Abseits von den Quartieren und dem Übungsplatz der Soldaten lag. Der Wächter führte uns eine steinerne Treppe hinauf und wir folgten ihm schweigend. Nachdem wir aus der Wildnis zurück gekehrt waren, hatten wir ihm von den Ereignissen berichtet, unter anderem Déns Verschwinden. Doch es folgte keine großartige Reaktion und er wurde kurzerhand für tot erklärt, was mir die Kehle zuschnürte. Ich hatte den Elf zwar nicht lange gekannt, dennoch fühlte ich mich mit ihm verbunden. Es war, als hätte ich ein Stückchen Heimat gehabt. Ein winziges leuchtendes Kleinod in der Finsternis. Wir wussten nicht was uns nun erwarten würde und waren dementsprechend nervös und angespannt. Mittlerweile war uns jedoch eines klar geworden, dieses Ritual würde unser Leben für immer verändern. Wir stiegen die Stufen hinauf und ein kreisförmiges, gepflastertes Plateau empfing uns. In dessen Mitte stand eine Art Altar aus Stein. Er war schlicht und aus grauen Stein gefertigt, passend zu den kahlen Rundbögen und Mauern, die uns umgaben. Es wirkte kalt und unfreundlich. Eine Gänsehaut breitete sich auf meine Arme aus, als ich mich umsah. Duncan trat hinter dem Tisch, Alistair neben ihm. Der ältere Wächter öffnete die Fläschchen mit dem Blut und schüttete sie in einen silbernen Kelch, der sich auf dem Altar befand. Es war das einzige Schmuckstück und wirkte deplatziert. Der Kelch war groß, mit dünnen Rändern und einem schmalen, nach unten breiter auslaufenden Stiel, der in ein Standbein endete. In dem Bauch des Gefäßes, waren Griffons ein gestanzt. Ein klares Delikt dafür, dass der Kelch zu den Wächtern gehörte. Der Kelch war nun bis zum Rand gefüllt und wir traten zögerlich, den Wächtern unsichere Blicke zuwerfend, näher. Duncan erklärte uns, dass das Ritual vor uns geheim gehalten wurde, weil wir entweder erfolgreich überleben würden oder starben. Ich schluckte, also gab es keine Alternative. Ser Jory war ebenso nervös: „Je mehr ich von diesem Ritual erfahre, desto nervöser werde ich.“ Er verlagerte unruhig sein Gewicht von einem Bein auf das Andere. „Vielleicht wollen sie uns nur ärgern,“ meinte Daveth trocken und versuchte die Stimmung etwas aufzulockern. Die Aussagen der Beiden trugen nicht sonderlich zu meiner Beruhigung bei und ich warf ihnen ärgerliche Blicke zu. „Ich meine, was wenn wir sterben, ohne jemals den Wächtern beigetreten zu sein? Lohnt es sich wirklich alles dafür zu opfern?,“ fragte der Ritter mit zusammen zusammengekniffenen Brauen . Kleine Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Daveth funkelte ihn wütend an. „Ich würde viel mehr opfern, wenn es dieses ganze Chaos beendet!,“ sagte er sauer und sah Ser Jory und mich herausfordernd an. „Ich habe Frau und Kind in Highever.......Wenn ich das eher gewusst hätte.....Hätte ich eine Wahl gehabt, dann....“ Hätte er eine Wahl gehabt? Wir hatten doch eine Wahl gehabt, oder? Ich hätte auch wählen können......doch ich habe mich für diesen Weg entschieden. Egal, ob ich jetzt starb oder später. Es kam auf das selbe Endergebnis hinaus. So lief es immer ab und wenn das Ritual unseren Tod forderte, so würden wir ihn Willkommen heißen. Schließlich taten wir das hier nicht nur um unseres Willen, hier ging es um viel mehr. Um unsere Familien, Freunde, Verwandten und Völker. Es war doch ein hehres Ziel dafür zu sterben, wenn wir damit andere schützten oder nicht? Dennoch regte mich die Unterhaltung zwischen Daveth und Ser Jory auf. Konnten die Beiden denn nicht ihre Schnäbel halten?! Ich hatte schon genug die Hosen voll und die Beiden verbesserten nicht gerade unsere Situation, sollte es denn überhaupt möglich sein, irgendetwas daran zu verbessern. „Die Grauen Wächter mussten schon vieles opfern, Ritter! Also reißt Euch zusammen und steht gerade. Es wird mir eine Ehre sein, mein Leben für unsere Welt zu geben. Hier steht mehr auf dem Spiel, als unsere selbstsüchtigen Gedanken und Hoffnungen!,“ fuhr Daveth ihn an und baute sich drohend vor ihm auf. Mir wurde es zu bunt und ich trat dazwischen, bevor der Dunkelhaarige dem Ritter an die Gurgel sprang. Mit aller Kraft stemmte ich, eine meiner Hände jeweils auf die Brust von Daveth und Ser Jory abstützend, auseinander und zischte giftig: „Euer Gejammer geht mir auf die Nerven! Ich schwöre Euch, ich bin eine Frau und habe mehr Mut als ihr Beiden zusammen! Haltet die Schnäbel!“ Ich schnaufte wütend und versucht meine Angst zu überspielen. Was bildeten sich die Beiden überhaupt ein? Daveth grinste plötzlich frech, und trat zurück. „Das habt Ihr aber schön gesagt, Amazone!,“ meinte er keck und ich spürte wie mir die Zornes röte ins Gesicht schoss. „Ich bin keine Amazone! Naja, jedenfalls nicht wirklich...,“ entgegnete ich unsicher und sah demonstrativ zu Boden. Ser Jory kehrte mir den Rücken zu und blickte zu Duncan, der ruhig unser Gespräch verfolgt hatte. Er wartete darauf, eine Ansprache halten zu dürfen und ich lächelte ihn verlegen und entschuldigend an. Verdammte Kerle, Daveth hatte mich total blamiert! Der Wächter räusperte sich kurz und begann dann mit ernsten Gesicht zu sprechen. „Während der ersten Verderbnis wurde die Grauen Wächter gegründet, und um sich ihren Gegnern zu stellen, tranken sie das Blut der Dunklen Brut. Sie überlebten das Gift und wurden stärker.“ Ich hielt die Luft an, meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich und Ser Jory schrie entsetzt auf. Er zitterte am ganzen Körper, als er fragte: „Wir sollen dieses Blut....?“ Daveth ballte die Fäuste und blickte starr auf den Kelch. Duncan nickte, doch sein Gesichtsausdruck blieb verschlossen, als er hinzufügte: „Wie es die ersten Wächter taten, wie Alistair und ich es taten. Die, die überleben, werden immun und können das Gift in der Dunklen Brut spüren. Alistair, die rituellen Worte.“ Die, die überlebten........Das war es also, was mein Leben etwas verlängern sollte....das Blut der Dunklen Brut! Ich musste nur überleben und ich wäre dem Tod von der Schippe gesprungen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich presste die Zähne aufeinander. Dürfte doch nicht so schwer sein,oder? Schließlich hatte ich den Wolf auch überlebt! Ich schauderte, ja, ich hatte überlebt, aber zu welchen Preis? Ich hatte meine Heimat und meinen Clan verlassen....NEIN! Ich musste überleben! Ich musste mich noch bei Melle entschuldigen, daher gab es keine andere Option. Daveth schien ebenfalls fest davon überzeugt zu sein, dass er überlebte. Ein selbstsicheres Grinsen zierte sein Gesicht und ich bewunderte seine innere Stärke. Er war so ganz anders als Ser Jory, der bereits jetzt schon zu einem Häufchen Elend zusammen fiel. Alistair senkte das Haupt. „Tretet uns bei, Brüder und Schwestern. Kommt zu uns in den Schatten, wo wir wachsam warten. Tretet uns bei und tragt mit uns die Bürde, die getragen werden muss. Und solltet ihr fallen, wisset, das euer Opfer nicht vergessen werden wird und das wir eines Tages zu euch kommen werden.“ Seine Tonlage war einige Oktaven tiefer als sonst und sein melancholischer Blick, verpasste mir eine Gänsehaut. So kannte ich ihn gar nicht! Dieser Alistair machte mir angst und ich wünschte mich zurück in die Kocari Wildnis. Gab es denn keine andere Möglichkeit ein Grauer Wächter zu werden? Mussten wir wirklich in Kauf nehmen, das wir vielleicht sterben könnten? Duncan reichte den Kelch Daveth. Der Fereldener musterte kurz den Inhalt und führte den Rand widerwillig zu seinen Lippen. Geschockt betrachtete ich seinen Kehlkopf, als er ein paar Schlucke trank. Er gab den Kelch Duncan zurück und für einen kurzen Moment schien es so, als sei alles in Ordnung. Ich presste eine Hand auf mein hämmerndes Herz und atmete erleichtert aus. Plötzlich fasste sich der Dunkelhaarige an die Kehle, ein Würgen erklang und er beugte sich nach vorne. Seine Augen verdrehten sich und das weiß trat hervor, als er zuckend zu Boden fiel und dort röchelnd liegen blieb, bis sein Körper erschlaffte und er starb. Entsetzt waren Ser Jory und ich einen Schritt zurück gewichen. Tränen brannten in meinen Augen. Daveth! Nein! Das durfte nicht sein! Duncan schüttelte traurig den Kopf. „Es tut mir leid Daveth.“ Der Schmerz in seinen Augen schnürten mir die Kehle zu. Er hatte es gewusst! Vom ersten Moment an! Verdammt! Meine Achtung dem Wächter verschwand und etwas zerbrach in mir. Mein Vertrauen. Wie ein Spiegel zersplitterte es in zig Einzelteile. Warum hatte er das getan? Fast automatisch wanderte meine Hand zu meinem Kurzschwert. Ich würde dieses Teufelszeug nicht trinken! Eher starb ich an meiner `Krankheit`. Ser Jory wich entsetzt zurück, als Duncan auf ihn zu trat. Ich biss mir auf die Lippen, was würde Duncan nun tun? „Nein, nein, nein! Vergesst es, ich habe eine Frau und ein Kind! Hätte ich das eher gewusst....“ Todesangst stand in seinen Augen und er zog seinen Zweihänder. Er würde sich mit allen Mitteln schützen. „Es gibt kein Zurück,“ sagte Duncan leise und ehe Ser Jory hätte zuschlagen können, zog der Wächter in atemberaubender Geschwindigkeit seinen Dolch und rammte ihn in Ser Jory´s Brust. Ich schlug mir die Hände vor dem Mund und zuckte zusammen, als Duncan den Dolch geräuschvoll aus der Brust zog. Ser Jorys gebrochenen Augen waren weit aufgerissen und sein Mund zu einem stummen Schrei geöffnet. Es war das erste Mal das ich Mitleid für ihn empfand. Keinen Hauch von Verachtung oder Überlegenheit. Mein Blick streifte Alistair, er schien ebenfalls entsetzt zu sein. Sekundenlang sahen wir uns in die Augen und ich schluckte. Würde er mir denn nicht helfen? Schließlich hatte er es schon getan. Wir könnten Duncan überrumpeln....ach verdammt, er würde doch nicht seinen eigenen Orden verraten, nur wegen mir. Duncan blieb vor mir stehen und hielt mir den Kelch entgegen. Meine Mine verfinsterte sich, wenn ich mich wehren oder verschwinden wollte, würde Duncan mich töten. Wenn ich aber Duncan mit viel Glück ausschaltete, stand ich Alistair gegenüber........und dann der gesamten Armee des Königs. Egal wie ich es drehte oder wendete, es gab kein Entkommen. Ich musste das stinkende Zeug runter würgen und überleben. Ich warf den Beiden Wächtern vernichtende Blicke zu. „Wenn ich das überlebe und die Verderbnis vorbei ist, schwöre ich bei Andraste, dass ich euch den Hintern aufreiße!,“ fauchte ich und schnappte mir den Kelch, setzte ihn ohne zu zögern an meine Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. Jetzt war es zu spät um sich umzuentscheiden! Ein metallischer Geschmack erfüllte meinen Mund und das Blut rann brennend meine Kehle hinunter. Jede Faser meines Körpers begann zu brennen und ich fasste mir würgend an den Hals. Mein Herz schlug unregelmäßig gegen meine Brust und ich krümmte mich vor Schmerz. Ich bekam keine Luft mehr und stürzte zu Boden. Ich kippte zur Seite und das letzte was ich sah, war die verschwommenen Gestalten von Duncan und Alistair. // Ein lautes Brüllen ertönte und ich schlug die Augen auf, angetrieben von einem unstillbaren Verlangen. Ich blickte gen Himmel und sah voller Begeisterung, wie sich dort eine große, schwarze Silhouette abzeichnete. Erneut brüllte der schwarze Drache und es klingelte in meinen Ohren. Er rief mich. Eine sanfte, düstere Melodie, die mich in den Schatten lockte. Ich wollte sie weiterhin hören! Mit wackeligen Schritten taumelte ich dem Drachen nach, ganz berauscht von dem Gefühl, welches er in mir entfachte. Ich stolperte über etwas weiches. Es war ein abgetrennter Arm, an dem blutigen Stumpf hingen die zerfetzten Muskeln. Der Drache spie grünes Feuer und ich hörte die Schreie der sterbenden Menschen. Fleisch! Ich wollte frisches, warmes Fleisch! // Erschrocken öffnete ich die Augen und fuhr hoch. Ich zitterte am ganzen Leib und mir wurde plötzlich schlecht. Ich drehte mich zur Seite und erbrach bittere Galle. Wenigstens hatte ich noch nichts gegessen....so blieb mir zumindest der Anblick meines halbverdauten Essens erspart. “Sie ist wieder wach, dem Erbauer sei Dank,“ hörte ich eine erleichterte Stimme und es dauerte eine Weile bis ich mich orientieren konnte. Ich sah auf, direkt in oliv-grüne Augen. Alistair! Also lebte ich noch! Ich hatte dieses schreckliche Ritual überlebt, kaum zu glauben. „Wie geht es Euch?,“ fragte der Rotschopf besorgt und streckte mir seine Hand entgegen, um mir auf zu helfen. Heuchler! Ich schlug sie erbost zur Seite und blickte auf die Leichen von Daveth und Ser Jory. Es war unnötig gewesen. Ich hievte mich hoch und kam wackelig auf die Beine. Duncan schien ebenfalls erleichtert zu sein, doch ich hatte noch eine Rechnung mit ihm offen! Den Kelch hatte ich zu Boden fallen lassen und ich schenkte dem verschütteten Blut keinerlei Beachtung. „Ihr habt ihn umgebracht!,“ schrie ich Duncan zornig an und ging zwei Schritte auf ihn zu. Mein Fuß knickte um und ich geriet ins Straucheln. Heute war ehrlich nicht mein Tag. Ich fiel direkt gegen den Grauen Wächter. „Ich hatte keine Wahl,“ kam es ruhig von dem Menschen und ich wich vor ihm zurück. Ungläubig schüttelte ich den Kopf, dass konnte doch nicht wahr sein! Das war alles nur ein Traum, ein verdammter, verkorkster Alptraum! Mit geballten Fäusten blickte ich ein letztes Mal zu den Leichen meiner ehemaligen Gefährten. Ich musste mich beruhigen, irgendwie. „Dann bin ich jetzt ein Grauer Wächter?,“ fragte ich und musterte Duncan argwöhnisch. Mittlerweile traute ich ihm alles zu! Duncan nickte und Alistair fragte: „Hattet Ihr Albträume? Nach meinem Beitritt hatte ich schreckliche Albträume.“ Ich sah ihn forschend an, aber er wartete auf eine ehrliche Erwiderung meinerseits. „Ja, es war grauenhaft,“ antwortete ich zögerlich und erinnerte mich an den abgetrennten Arm. Ich schauderte. Wirklich unappetitlich. „Was passiert nun mit mir?“ Schließlich hatte ich gerade das Blut der Dunklen Brut überlebt, also musste doch jetzt irgendetwas passieren, oder? Na ja, Superkräfte spürte ich nicht gerade, aber vielleicht dauerte das ja noch etwas. „Ich muss noch zu einer Unterhaltung mit dem König. Du solltest dich in der Zwischenzeit erholen. Alistair du begleitest sie, ich werde euch später weitere Anweisungen geben.“ Damit stieg er die Treppen hinab, die wir zuvor erklommen hatten. Wir sahen ihm schweigend nach. Wir kehrten zu dem Lagerfeuer zurück, an dem wir zuvor die Instruktionen von Duncan erhalten hatten. Ich ließ mich auf die Erde fallen und knabberte lustlos an einem Stück Trockenfleisch. Mit dem verdammten Ding konnte man die Dunkle Brut totschlagen, so hart war es. Wie schafften die Reisenden es, davon etwas ab zubeißen und dabei ihre Zähne zu behalten. Das Ding könnte man höchstens einweichen.....eklig. Das Feuer knisterte leise. Alistair stand unschlüssig neben mir, ich ignorierte ihn. Er hätte mich warnen können! Daveth......Dén.....Ser Jory, alle waren tot. Na ja, Dén war nur für tot erklärt worden, hoffentlich hatte er das Weite gesucht. Ich wollte nicht das er starb , da war es eher besser das er desertierte.Ich murrte und schmiss das Fleisch angewidert ins Feuer, wo es mit einem Zischen verbrannte. Na, wenigstens brannte das Zeug wie Zunder! „Es tut mir leid.“Ich zuckte zusammen und sah den Wächter mit großen Augen an. Wie jetzt? „Ich hätte Euch vorwarnen sollen, doch es war mir verboten,“ sprach Alistair weiter und ich winkte ab. Wenn er so reumütig war, konnte ich ihm gar nicht mehr böse sein. „Nein, Ihr habt richtig gehandelt. Ihr habt das getan, was von Euch verlangt wurde,“ meinte ich wahrheitsgemäß und kratzte mich am Kopf. Sollte ich mich jetzt wirklich entschuldigen? Ich hatte das Bedürfnis dazu, schließlich war ich ja der Trampel, der sich einen Fehltritt nach dem Anderen leistete. „Ich hätte Euch heute morgen nicht so anfahren dürfen. Das mit dem Topf tut mir leid,“ ich schmunzelte leicht, „außerdem habe ich mich in der Wildnis total daneben benommen. Ihr wart immer bemüht mir gegenüber freundlich zu sein und ich war richtig fies. Ich hätte den Soldaten nicht töten dürfen.,“ endete ich und fühlte mich seltsam erleichtert. Alistair ließ sich neben mir nieder, er strich sich gedankenverloren über den Schnitt am Hals. „Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich mich nie in Eurer Gegenwart verletzen lasse,“ meinte er verschmitzt und ich war über seine Antwort erleichtert. Er nahm es mir nicht krumm! „Aber ich wüsste dennoch gerne, warum Ihr so gehandelt habt. War es wegen Dén? Hat er Euch angestachelt?“ Ich verschluckte mich und blickte ihn ungläubig an, doch er meinte es vollkommen ernst. „Nein. Dén hatte damit nichts zu tun,“ wehrte ich ab. „Ich weiß nicht genau, was mit mir los war. Ich hielt es für das Richtige. Wenn Ihr wüsstet......,“ meinte ich leise und zog den Kopf zwischen den Schultern ein, als würde ich Schläge erwarten, mein Blick verlor sich in den Flammen, des prasselnden Feuers. „Einmal kamen drei She- Menschen in den Wald, wo unser Clan gerade lebte. Sie waren Schatzsucher. Es kam häufiger vor, dass sich Menschen bei uns verirrten. Ich war gerade mit einem Clanbruder auf die Jagd. Wir verstanden uns nicht gut, schafften es aber zusammen zu arbeiten. Wir trafen die Menschen und berieten, was wir mit ihnen anstellen sollten.... als plötzlich einer von ihnen weg lief. Mein Clanbruder schoss ihn und einen anderen nieder, doch ich konnte es nicht. Der Mensch entkam und kehrte später zurück......“ Ich brach mit brennenden Augen ab. Die Erinnerungen schmerzten zu sehr. Etwas ähnliches war bereits vor zehn Jahren schon mal geschehen. Ich spürte Alistairs fragenden Blick auf mir ruhen. Ich schniefte leise. „Sie haben unseren Clan niedergebrannt. Den Schöpfern sei Dank, gab es nur wenige Verletzte. Aber es war dennoch grausam“ Ich seufzte schwer, dass war noch gar nicht so lange her. Wenn ich damals anders gehandelt hätte, wäre das Alles wohl nie passiert. „Also denkt Ihr jetzt, Ihr wärt daran Schuld, weil Ihr den Mann damals habt laufen lassen, richtig?,“ hakte er nach und der Schein des Feuers spiegelte sich in seinen Augen wieder. Ich nickte zögerlich. Ich gab mir die Schuld daran, dass stimmte. „Dann irrt Ihr Euch. Selbst wenn Ihr den Mann niedergeschossen hättet, so wie Euer Clanbruder die Anderen, hätte das über kurz oder lang zu Konflikten geführt. Das Verhältnis zwischen den Dalish und den Menschen war schon immer sehr... angespannt,“ ergänzte er schließlich und sah mir direkt in die Augen. Mein Körper kribbelte angenehm und mir wurde wohlig warm. Warum löste dieser Mensch nur so gegensätzliche Gefühle in mir aus? „Ist unser Verhältnis auch angespannt?,“ fragte ich scheu. Ein leichter Rotschimmer legte sich auf die Wangen des Wächters und er senkte verlegen den Kopf, ehe mir bewusst wurde, was ich gerade eben gefragt hatte. Ich schlug mir die Hände vor dem Mund und wurde puterrot. Alistair lachte leise und ich wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken. Hinter uns räusperte sich jemand und ich fühlte mich ertappt, als hätte ich etwas Verbotenes getan. Duncan war zurückgekehrt und wir standen eilig auf, aber ich vermied es Alistair ins Gesicht zu blicken. „Es scheint dir wieder besser zu gehen,“ stellte Duncan amüsiert fest und ich presste die Lippen zusammen. „Ich habe eine Aufgabe für euch. Ihr sollt das Signalfeuer im Turm von Ishal entzünden,“ erklärte Duncan sachlich und musterte uns nachdenklich. Alistair riss die Augen auf. „Cailan benötigt also zwei Graue Wächter, die das Feuer entzünden, nur um sicher zu gehen? Ist das sein Ernst?,“ fragte der Rotschopf misstrauisch und es schien ihn irgendetwas daran zu stören. Ich runzelte verwirrt die Stirn. „Kann ich das nicht alleine machen?,“ fragte ich verwundert. Es sollte ja nicht all zu schwer sein, ein Feuer zu entzünden, oder? Duncan schüttelte den Kopf und widersprach: „Wir müssen in dieser Schlacht alles für den Sieg tun, ob es nun aufregend ist oder nicht. Der König will das zwei Graue Wächter das Leuchtfeuer entzünden, also wird es auch so sein.“ Alistair stimmte das weniger glücklich. Er verschränkte die Arme vor der Brust und meinte dann trotzig. „Aber nur, um Euch vorzuwarnen: Sollte der König mir befehlen, ein Kleid anzuziehen und vor ihm zu tanzen, werde ich mich weigern. Dunkle Brut oder nicht!“ Er grinste schief. „Das würde ich zu gerne sehen!,“ stimmte ich kichernd ein. Alistair in einem Kleid, dass musste ich sehen. Ich würde mich vor Lachen auf dem Boden kugeln. „Für euch würde ich vielleicht eins anziehen, aber das Kleid muss hübsch sein,“ setzte er amüsiert nach. Duncan seufzte entnervt und rollte mit den Augen. Tja, er wird halt alt, dachte ich gehässig, noch immer ganz entzückt von der Vorstellung Alistair in einem Kleid zu sehen. Ich würde darauf später zurück kommen. „Wenn der König unbedingt zwei Wächter braucht, dann soll es so sein,“ gab der rothaarige Wächter schließlich nach und ich verkniff mir ein Schmunzeln. Duncan nickte zufrieden. „Ihr werdet unverzüglich aufbrechen. Auch wenn diese Aufgabe unwahrscheinlich leicht erscheint, ist sie doch von immenser Wichtigkeit.“ Ich musterte den Dunkelhaarigen skeptisch, was sollte an dem Signalfeuer so wichtig sein? Notfalls könnten es doch die Magier entzünden oder vertraute der König diesen nicht genug? Ging er vielleicht von einem Verrat aus? Ein kaltes Frösteln überzog meinen Körper und ein Holzscheit knackte laut. Nein, dieser Gedanke war albern. Vorallem da uns so eine wichtige und heftige Schlacht bevor stand. Ich schnappte mir das rechte Handgelenk von Alistair und zog in mit mir. „Keine Sorge, wir schaffen das schon!“ Ein Horn ertönte von weit her und der Horizont wurde von einem orangenem Licht erhellt. Doch es war nicht der Sonnenaufgang, sondern die dunkle Brut, die dort marschierte. Kommandos wurden gebrüllt und Katapulte gespannt. Ich hörte das Gebell der Mabaris und roch den fauligen Gestank der dunklen Brut. Mein Nacken prickelte warnend und tief in meinem Unterbewusstsein hörte ich eine Stimme, sie lockte mich sanft und verführerisch. Versprach mir verheißungsvolle Dinge und entfachte einen widerwärtigen Drang in mir, alles und jeden in meinem Umfeld zu töten und mich am Fleisch der Menschen zu laben. Das Amulett um meinen Hals leuchtete blau auf und die Präsenz verschwand. Verwirrt schaute ich zu Alistair, der ebenfalls starr in die Ferne geblickt hatte. Seine menschlichen Augen sahen nicht das, was ich sah. Darum beneidete ich ihn etwas. Es waren so viele. So unfassbar viele! Wie sollten wir das überleben? Eine steile Falte zeichnete sich zwischen seinen Brauen ab. Ein Schlachtruf ertönte und die Mabaris hetzten gegen die dunkle, breite Masse. Ich wandte mich ab und folgte Alistair die Brücke entlang. „Beim Schreckenswolf, haben wir überhaupt eine Chance gegen die?,“ rief ich ihm hechelnd zu. Warum mussten Menschen nur so lange Beine haben? Die Katapulte wurden los gelassen. Doch die dunkle Brut schoss ebenfalls zurück und bombardierte die Brücke. Mit einem Hechtsprung schnellte ich nach vorne zu dem Wächter. Gerade noch rechtzeitig! Ein riesiger Feuerball schlug an der Stelle ein und verbrannte die schreienden Soldaten. Ich schluckte, folgte dann jedoch Alistair. Ich hatte noch nie eine Schlacht miterlebt, umso überwältigender war nun die ganze Situation. Vorallem da ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte. Ich kämpfte nun an der Seite der Menschen, meiner eigentlichen Feinde! Ich stolperte, in meiner Unachtsamkeit, über einen Stein und fiel hin. Murrend stand ich wieder auf, meine Knie waren durch den Sturz aufgeschürft. Als ich wieder nach vorne blickte, war von dem Wächter nichts mehr zu sehen. War er etwa weiter gerannt? Ich legte den Kopf schief, dass konnte doch nicht wahr sein! Über mir flog ein weiterer Feuerball hinweg. Ich folgte weiter dem Weg, irgendwann musste ich Alistair einholen. Fest entschlossen meinem Plan zu vertrauen, scheiterte er bereits, als ich nach einigen Metern an eine Kreuzung ankam. „Das kann doch nicht wahr sein! Wo ist dieser verfluchte Mensch nun lang gegangen?!“ Eine gepflasterte, unebene Straße führte nach rechts und eine nach links. Durch den Rauch der Feuerbälle und dem hereinbrechenden Dunkel der Nacht, konnte man den Turm nicht sehen. Blindlings lief ich nach rechts und stütze mich an den zerstörten Überresten der Mauern ab, um mich vor zu tasten. Der Rauch brannte in meinen Augen und das Atmen fiel mir schwer. Ich hob meinen linken Arm und wischte mir über die tränenden Augen, doch es wurde nicht besser. Der Boden bebte und es krachte von allen Seiten. Schreie hallten von überall her und in dem Rauch mischte sich der Geruch von verbranntem Fleisch. Ich tastete mich weiter vor, die eine Hand an der Mauer entlang gleitend und mit der anderen schützte ich meine Augen. Teilweise stürzten Holzkonstruktionen, wie Wehrgänge und Leitern von den Wänden nieder. Splitter bohrten sich in meinen Arm und ich heulte vor Schmerz auf. Plötzlich lag ein Schatten auf mir und ehe ich hätte zur Seite springen können, fiel etwas auf mich. Hart schlug ich auf den Boden auf. Die Luft wurde aus meinen Lungen gepresst und ich hatte das Gefühl zerquetscht zu werden. Ich hörte mein eigenes Blut in meinen Ohren rauschen und ein blutig, wallender Schleier versperrte mir die Sicht. Meine Welt verdunkelte sich. Bevor ich jedoch das Bewusstsein verlor sah ich noch ein paar brauner Lederstiefel vor mir. Dann schlossen sich meine Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)