Hetalia Wunschnacht von Hamani (Wo eure Wünsche wahr werden) ================================================================================ Kapitel 8: Durch die Zeit - FrUK -------------------------------- Es war schon spät in der Nacht und der volle Mond am sternenlosen Himmel war die einzige Lichtquelle. Doch das Licht reichte Arthur vollkommen aus, da es perfekt durch das Fenster fiel und das gesamte Schlafzimmer sanft erleuchtete. Es ließ den Raum verzaubert wirken und malte Schatten, wie auf einem meisterhaften Gemälde. Doch dies war kein Gemälde. Es war Realität und Arthur genoss diesen fast schon surrealen Anblick, der doch so real war. Sanft an ihn gekuschelt, schlief Francis mit seinem Kopf auf der Schulter des Briten. Sein Haar leuchtete silbern und seine Haut wirkte so ebenmäßig. Wenn England wie heute die Gelegenheit hatte, den anderen in Ruhe zu betrachten, fielen ihm etliche Worte ein. Doch immer zuerst „schön“. Noch nie hatte er eine Person getroffen, die schöner war als der Mann, der gerade halb auf ihm lag und Arthur bezweifelte je jemanden zu treffen, der dies war. Das zweite was ihm einfiel waren verschiedene Momente ihrer Geschichte. Nicht die, die man in jedem guten Geschichtsbuch nachlesen konnte. Nicht die von England und Frankreich. Sondern die Geschichte von Arthur Kirkland und Francis Bonnefoy. Als Arthur Frankreich das erste Mal traf, war ersterer noch ein kleines Kind. Der Franzose war vom Aussehen nur einige Jahre älter und sah aus wie ein Mädchen, mit seinen Gewändern und Tuniken. Anfangs hatte der junge Engländer wirklich gedacht, dass dieses hübsche Wesen weiblich sein musste. Und nur wegen diesem Irrglauben kam es zu einigen Momenten, bei deren bloßen Erwähnung der Brite errötete und die Flucht ergriff. „Ohlala~ Je voir un petit lapin!“, war das erste, das Francis zu und über Arthur gesagt hatte. Noch jung und nicht mal annähernd in der Pubertät war seine Stimme leicht mit der eines Mädchens zu verwechseln. Vor allem da der junge Engländer noch kaum Mädchen getroffen hatte. „W-Was hast du eben gesagt? Hör auf so seltsam zu reden!“, ereiferte sich der junge Blonde und errötete vor Scham, weil er die Worte nicht verstand, die das hübsche „Mädchen“ eben gesagt hatte und weil er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte. Nervös packte er den Saum seines Umhanges und krallte sich an ihm fest als würde ihm das etwas Sicherheit geben. Die Reaktion des jüngeren brachte Francis nur zum Kichern. Nein, wie niedlich der Kleine war! „Ich habe gesagt, dass ich ein kleines Kaninchen sehe“, erklärte er mit einem zauberhaften Lächeln und beugte sich etwas zu dem jungen Land, um ihm die Haare zu zerzausen. „Oh~ Du bist wirklich süß, mein kleines Kaninchen! Wie heißt du denn?“ „I-Ich heiße Arthur“ murmelte der kleine Junge und sah zu der hübschen Person auf. Was für strahlende Augen… So blau wie das Meer, dass Arthur so gerne beobachtete. Und wie sie strahlten wenn das Mädchen lachte. „Du bist hübsch“, kam es dann von dem Engländer ohne wirklich nachzudenken. Als er bemerkte was er gesagt hatte, errötete er und lief schon er konnte in die Wälder. Verdutzt blickte der junge Franzose dem kleinem Kind hinterher, bevor er herzlich lachte. Nein, was ein süßer Junge! Francis nahm sich vor, öfter auf diese Insel zu kommen um mit dem Kleinen zu spielen. Genau wie er es sich vorgenommen hatte, besuchte Francis sein kleines Kaninchen – wie er Arthur gerne nannte – immer öfter. Es war entzückend, wie der Kleine an ihm hing! Als hätte er einen jüngeren Bruder! Heute hatte war der Franzose von Arthur dazu überredet worden, durch den Wald zu streifen. Alles wirkte so friedlich hier und der jüngere hatte behauptet, es gäbe noch eine Überraschung. Der kleine Engländer lief etwas vor und drehte sich immer wieder zu dem hübschen Mädchen um, um sicher zu gehen, dass sie sich nicht verlief. Nein, er hatte noch nicht bemerkt, dass das „Mädchen“ eigentlich ein Junge war. Doch wer kann so etwas denn einem kleinen Kind übelnehmen? „Wir sind gleich da!“, rief der kleine Blonde glücklich und rannte die letzten Meter zu einer großen Lichtung inmitten des Waldes. Sie war voller Blumen in allen möglichen Farben und das Licht, das durch die Baumkronen schien, malte Schatten und Akzente. Doch es waren nicht die Blumen, die Arthur dem Mädchen zeigen wollte. Kaum dass er die Lichtung erreicht hatte, sah er, wie einige Feen aus ihren Verstecken kamen. Doch als seine Begleitung neben ihm erschien, verschwanden sie schnell wieder. „Und was willst du mir hier zeigen, mon petit lapin?“, fragte der Franzose lächelnd, als er endlich neben dem jüngeren stand. „Die Lichtung ist wunderschön.“ „Aber die will ich dir nicht zeigen! Warte, sie kommen gleich wieder raus!“, kam es freudig von dem Kleinen. Wen er wohl meinte? Doch die Frage beantwortete sich von selbst, als Francis erstaunt sah, wie kleine Wesen mit zarten Flügeln zwischen den Blumen auftauchten und sich dann elegant in die Lüfte erhoben. Vollkommen verzaubert beobachtete der Franzose das Schauspiel vor ihm. „Gefallen dir die Feen?“, fragte Arthur aufgeregt und mit strahlenden Augen. Gespannt beachtete er die Person neben sich und wartete auf eine Reaktion. „Sie… Sie sind wunderschön“, kam es atemlos von der älteren Person. Voller Faszination betrachtete Francis die Feen und konnte nicht mehr aufhören zu starren. Solche Wesen hatte er noch nie gesehen! Sie sahen aus wie winzige Menschen mit blätterartigen Flügeln auf ihren Rücken. Stolz beobachtete der junge Engländer, wie die hübsche Person neben ihm reagierte. Es war großartig, dass er ihr eine Freude machen konnte! Nervös ergriff er deren Ärmel und zog etwas daran. Sie blickte ihn lächelnd an und kniete sich dann neben ihn. Arthur nahm all seinen Mut zusammen, beugte sich zu ihr und gab ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen. So machte man das schließlich, wenn man jemanden mochte, nicht wahr? Zunächst überrascht, dann amüsiert blickte Frankreich den Jungen vor sich an. Wie niedlich! „Hast du grand frère Francis so lieb?“, fragte er schmunzelnd. Bei Arthurs verwirrtem Blick kicherte er leise. Er verstand ja kein Französisch. „Ich vergaß. ‚Grand frère‘ heißt ‚großer Bruder‘“, erklärte er lächelnd und bemerkte den schockierten Blick des Jungen nicht. „B-Bruder?! Du bist ein Junge?!“, kam es erschrocken von dem Kind. Das war wohl der peinlichste Moment in Arthurs ganzen Leben gewesen. Seinen ersten Kuss hatte er an einen anderen Kerl verschenkt ohne zu wissen, dass dieser männlich war. Aber was trug dieser auch immer weibliche Kleidung? Dafür konnte Arthur doch nichts! Bei genauerem Nachdenken fiel dem Briten auf, dass ihm zwar sein erster Kuss mit dem Franzosen einfiel, aber sonst kein anderes erstes Mal. Das nächste woran er immer denken musste, war ein bestimmter Streit… „Du hast ihm geholfen! Und du erwartest, dass ich dir noch vertraue? Dass ich mir von dir helfen lasse?! Bist du vollkommen übergeschnappt?!“, schrie der Brite aufgebracht den Franzosen vor sich an. Seit Wochen hatte er sich von anderen abgeschottet um seine Wunden zu lecken, die ihm durch den Unabhängigkeitskrieg seiner Lieblingskolonie beigebracht wurden. Er war verletzt und sein Stolz angekratzt und zu allem Überfluss begann sein Imperium zu schwächeln. Und das alles nur wegen Frankreich! Schließlich hatte dieser den jungen Amerikaner unterstützt! Dass das französische Volk nun auch rebellierte und das Land in ein heilloses Chaos stürzte, geschah ihm nur recht, doch war es nur ein kleiner Trost für den Engländer. „Mais, Angleterre! Wie hätte ich meinem König widersprechen sollen? Ich gab ihm Geld, ja. Aber für seine Taten ist er selbst verantwortlich!“, verteidigte sich Francis und wollte eigentlich noch hinzufügen, dass Arthur wohl eine große Mitschuld trug, doch er wusste, dass er dem Briten so etwas nicht zumuten durfte. „Er selbst! Das ich nicht lache! Er ist doch noch ein halbes Kind! Als wäre er alleine auf die Idee gekommen, gegen mich in den Krieg zu ziehen! Gib doch einfach zu, dass du mir schaden wolltest und ihn gegen mich aufgehetzt hast!“, kam es immer aggressiver Arthur. Er hatte keine Lust auf endlose Diskussionen mit dem anderen und allein dessen Gegenwart sorgte dafür, dass der Brite rot sah. Im Moment wollte er seine Ruhe und wenn er diese nicht bekam, würde er den Franzosen endgültig zum Schweigen bringen! Doch anscheinend bemerkte Frankreich nicht, in welcher Gefahr er sich befand, denn schon wieder begann er zu reden. Die Worte wurden von England einfach ausgeblendet. Noch nie war er so dankbar gewesen, den Franzosen in sein Wohnzimmer gelassen zu haben. Mit wenigen Schritten war er bei dem großen Kamin und griff nach dem Schürhaken, der an der Seite hing. Erst als er sich wieder zu dem Franzosen umdrehte und dieser Arthurs Blick sah, schwieg er. Der Blick des anderen ließ Francis das Blut in den Adern gefrieren. Angsterfüllt wich er zurück und hoffte, dass der Brite nicht auf ihn zukam. Doch diese Hoffnung wurde schnell zerstört. Mit großen Schritten kam der erzürnte Engländer auf ihn zu, hob den Schürhaken und holte zum Schlag aus. Nur knapp konnte der Franzose ausweichen und danach stürmte er zur Tür. Nur wenige Sekunden später war er aus dem Haus verschwunden. Wutentbrannt warf Arthur seine improvisierte Waffe auf den Holzboden und ließ sich dann in seinem Sessel nieder. Er legte eine Hand über seine Augen und die Tränen voller Frustration, Wut und Schmerz begannen zu fließen, wie so oft in den letzten Tagen. Damals wollte Arthur so sehr wütend sein. Wütend auf Alfred, auf Francis, auf die ganze Welt. Doch er konnte es nicht. Er war einfach nur enttäuscht und verletzt. Noch nie hatte er sich so einsam gefühlt, wie damals. Ewigkeiten hatte es gedauert, bis er ohne dieses Gefühl verraten worden zu sein, mit dem Amerikaner oder Frankreich reden konnte. Amerika warf er es heute noch manchmal vor, wie ein Vater, dem der Sohn zu früh ausgezogen war. Wie er sich nach diesem Streit mit Francis vertragen hatte, wusste der Engländer gar nicht mehr genau. Irgendetwas mit Blumen, Wein und einer Prügelei. So berauschend scheint diese Erinnerung auch nicht zu sein, stellte er zum wiederholten Male fest. Der Brite erinnerte sich lieber daran, warum er nun sagen konnte, dass der Franzose ihm allein gehörte. Es war ein regnerischer Tag in London. Kein leichtes Nieseln wie sonst, sondern richtiger Regen. Bei solch einem Wetter wollte man nur zu Hause bleiben und einen leckeren Tee trinken. Genau das tat Arthur auch. Er hatte sich einen Earl Grey gemacht und saß nun in seinem alten Sessel mit einer Ausgabe von Jane Austens ‚Emma‘. England versank so sehr in das Buch, dass er fast die Türklingel überhörte. Überrascht und auch etwas erschrocken blickte er auf. Wer wollte ihn denn bei so einem Wetter besuchen? Seufzend erhob er sich aus seinem Sessel und ging zur Tür, die er dann öffnete. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, musste er fast lachen. Vor ihm stand Francis und war komplett durchnässt. Er hatte weder Schirm, noch Mantel dabei, hielt aber einen Strauß Rosen in der Hand. „Francis! Was zur Hölle machst du hier? Un-…“ „Bitte, mon Angleterre. Bitte hör mir nur zu, je te prie“, wurde Arthur von dem Franzosen unterbrochen. Der blonde Mann klang so ernst, wie schon lange nicht mehr und hatte einen entschlossenen Gesichtsausdruck. Was hatte er zu sagen, dass ihn so ernst sein ließ? Nun war England gespannt auf das, was kommen würde. „Na gut. Aber komm rein, ich will nicht so nass enden wie du“, sagte der Brite und schritt zur Seite um den Franzosen herein zulassen. Dieser betrat den Flur und strich sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht, bevor er Arthur wieder ansah. „Angleterre, was ich dir nun sagen werde, wird dir wohl lächerlich und unglaubwürdig vorkommen, doch ich meine alles vollkommen ernst“, begann Francis und spielte nervös mit dem Papier herum, in dem die Rosen eingewickelt waren. „Ich liebe dich.“ Schockiert starrte Arthur den Franzosen an. Eigentlich wollte er lachen, da dies ein Scherz sein musste doch… noch nie hatte er erlebt, dass Francis so ernst war. Was wenn es die Wahrheit war? Zwar wollte der Brite es sich nicht eingestehen, doch war er schon lange dem Franzosen verfallen. Und nun hatte er die eine Chance auf Glück, aber sie wirkte so unreal. „Bist du dir sicher?“, war das einzige, das Arthur einfiel. Was hätte er auch sonst fragen sollen? Zu seiner Verwunderung begann der Franzose zu grinsen. „Ich kann es dir gerne beweisen“, raunte er und legte die Rosen auf die Kommode, die im Flur stand. Kurz darauf stand er eng vor dem Briten und hielt ihn an der Hüfte fest. Francis grinste weiter und lehnte sich zu ihm, küsste ihn nicht sanft, aber voller Liebe auf die Lippen. England erwiderte den Kuss und schlang seine Arme rein aus Reflex um den Nacken des anderen. „Arthur? Warum schläfst du nicht?“, hörte der Brite einen verschlafenen Franzosen fragen. Arthur kicherte leise auf und schloss seine Arme fester um Francis. „Ich wurde wach gehalten.“ „Ah? Und wovon?“, kam es schon leiser als zuvor, als Frankreich wieder halb in das Land der Träume abdriftete. „Von einer kleinen Reise durch die Zeit“, flüsterte England und küsste sanft die Stirn des älteren, bevor er endlich seine Augen schloss und auch langsam einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)