Himmelskind von EvilKiss ================================================================================ Kapitel 32: Kopf versus Herz ---------------------------- Leise öffnete sich Marcos Kajütentür und Whitebeard lugte herein. Seine Augen suchten den Raum ab und blieben an Marcos Bett haften. Erfreut lächelte er auf, als er Isbjorg dort sitzen sah, die sich um seinen Sohn kümmerte, der friedlich zu schlafen schien. „Schön dich hier zu sehen, Isbjorg“, brummte er flüsternd und sie nickte ihm zu. Auch wenn Whitebeard die Tür sehr leise öffnete, entging das der Nordfrau natürlich nicht. Und somit hatte er von Anfang an ihre Aufmerksamkeit. „Hallo Vater. Komm doch rein“, sprach sie und lächelte ihn breit an. Er stockte kurz und blickte sofort zu Marco, denn sie sprach nicht gerade leise und er wusste um seinen leichten Schlaf. Doch kam keine Reaktion von ihm. „Er hat immer noch die Schlafprobleme. Deswegen hab ich ihn betäubt. Wir brauchen also nicht leise sein“, erklärte sie und kicherte direkt los, als sie Whitebeards finsteren Blick sah. „Er hat es mir erlaubt“, fügte sie grinsend hinzu und tauchte einen Lappen, in eine Schale mit Wasser, die auf dem Nachttisch stand. Isbjorg wrang das Tuch aus und tupfte damit vorsichtig Marcos Stirn ab. Whitebeard hingegen betrat das Zimmer und setzte sich auf das Sofa, welches verdächtig unter seinem Gewicht ächzte. „Wie geht es ihm?“, fragte er und musterte Isbjorg bei ihrem Vorhaben, Marcos Stirn zu kühlen. „Ich denke ganz gut. Er kriegt wieder Farbe im Gesicht. Dummerweise hat er aber Fieber bekommen“, erklärte sie, tauchte das Tuch wieder ins Wasser, wrang es aus und legte es dem Phönix auf die Stirn. „Fieber?“, fragte Whitebeard leise und zog die Augenbrauen zusammen, vor Sorge. „Ja. Ich denke, dass ist nur eine Reaktion auf den Schlafmangel, sowie der Schwäche wegen dem Meerwasser. Aber er könnte auch eine Erkältung haben. Wir werden es sehen, sobald er aufwacht“, murmelte sie und seufzte. Nachdenklich nickte der Alte. „Wie geht es dir eigentlich Vater? Du sahst vorhin auf dem Deck, auch nicht gerade wie das blühende Leben aus“, fragte sie und Whitebeard lachte auf. „Wieder besser. Ich musste nur etwas Kraft tanken“, erklärte er und grinste schief. „Aber verrate mir doch mal eines Isbjorg. Warum schläft er so schlecht? Alle, einschließlich mir, machen sich große Sorgen. Die Müdigkeit steht ihm seit Wochen schon fest auf das Gesicht geschrieben. Wir sind uns einig, dass sein Unfall nur passieren konnte, aufgrund dieser Müdigkeit. Und da ihr zwei ja mittlerweile unzertrennlich seid, weißt du doch sicherlich, was der Auslöser ist“, stellte er fest und sie biss sich auf die Unterlippe. Sie verdrehte kurz die Augen, doch wurde ihr Blick dann wieder ernst. „Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen darf“, flüsterte sie und blickte auf ihre Füße. „Darfst du!“, brummte er streng und sie blickte wieder auf. Tief atmete sie ein. „Wenn du das sagst. Sollte er mich deswegen köpfen wollen, verweise ich ihn aber zu dir“, nuschelte Is und grinste schief auf. „Er leidet, seit Pirate Paradise, an Albträumen. Was er träumt, weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass es schlimm ist. So schlimm, dass ...“, fing sie an, doch biss sie sich sogleich auf die Zunge. Den letzten Teil, ging Whitebeard nichts an, dachte sie. Kapitän hin oder her. Sie wollte nicht, dass Marco Ärger bekam, denn er konnte ja nichts dafür. „Dass?“, hakte Whitebeard nach und blickte sie streng an. Is wand den Blick ab und griff sich unbewusst an den Hals. Die Würgemale waren längst verheilt. Sie spürte auch nichts mehr. Aber im Gedächtnis, war diese Situation noch immer fest verankert. Wissend brummte er wieder auf und kratzte sich an der Nase. „Ich verstehe. Von ihm hattest du die Würgemale“, murmelte er und blickte ernst Isbjorg an, die erschrocken zusammen zuckte. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Hand an ihrem Hals ruhte und sie schluckte auf. „Es war keine Absicht!“, zischte sie sogleich und Whitebeard legte den Kopf schräg. „So?“, fragte er und Isbjorg blickte wütend auf. „Natürlich nicht! Du weißt, dass er so etwas nie tun würde. Ich... Ich war an dem Abend zu ihm gegangen. Ich wollte mit ihm über Elenas Training reden. Er saß an seinem Schreibtisch und war eingeschlafen. Ich hatte nicht einmal vor ihn zu wecken, hab ihm lediglich eine Decke über die Schultern gelegt. Doch bemerkte ich wie unruhig sein Schlaf war und dass er einen Albtraum hatte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und er brummte immer panischer auf. Ich machte mir Sorgen und wollte ihn vorsichtig wecken, doch erschrak er sich und stürzte sich auf mich. Er war wie in Trance, bis er realisierte, dass er wach war und mich würgte. Es tat ihm schrecklich Leid und er hat es nicht mit Absicht getan. Und ich möchte nicht, dass jemand Anderes davon erfährt. Nicht einmal du solltest es erfahren!“, zischte sie ihm giftig die Erklärung entgegen und Whitebeard grinste plötzlich auf. „Beruhige dich. Ich werde es weder Jemandem erzählen, noch ihn in irgendeiner Weise zur Rechenschaft ziehen. Ihr habt das unter euch geklärt. Also kein Grund jetzt wütend zu werden“, lachte er auf und sie blinzelte verwirrt. „Manchmal muss man dich einfach aus der Reserve locken, damit du deinen Mund aufmachst“, kicherte er und sie grummelte beschämt auf. „Er hat also wieder diese Albträume“, murmelte Whitebeard nun nachdenklich und sie horchte auf. „Das ist nicht das erste Mal?“, fragte sie vorsichtig und er nickte betrübt. „Aber das ist für dich nicht wichtig. Er soll dir selbst erzählen, was los ist und warum“, erklärte er und Is verzog schmollend das Gesicht. Sie hatte so gehofft zu erfahren, was mit ihm nicht stimmte. „Unfair“, brummte sie und nahm Marcos Tuch vom Kopf, um es wieder in die Schüssel zu tunken. Dieses Mal wrang sie es nur ein wenig aus, damit es nicht mehr so viel tropfte und tupfte dann vorsichtig über Marcos trockene Lippen, um sie zu befeuchten. Leise seufzte sie. „Mach dir keine Sorgen. Er wird schon wieder“, murmelte Whitebeard und Is nickte daraufhin entschlossen. „Wie geht es dir eigentlich?“, fragte nun der alte Mann und nickte in Richtung ihres Kopfverbandes. „An für sich gut. Mein Schädel brummt nur ein bisschen. Aber nicht mehr so extrem, wie vor ein paar Stunden. Der Doc hat mir ein Schmerzmittel gegeben“, erklärte sie, nachdem sie das Tuch wieder mit frischem Wasser ausgewaschen hatte und Marcos Stirn abtupfte. „Max hat für jedes Problem, eine Pille im Schrank“, lachte Whitebeard los und Isbjorg nickte nur grinsend. „Vermutlich“, gluckste sie. „Du Pops?“, nuschelte sie nun und er nickte. „Haben wir Verluste?“, fragte sie nun leise und kaute betrübt auf der Unterlippe. Sie hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Und eigentlich wollte sie die Antwort nicht einmal hören, denn sie sah immer noch diese massive Verwüstung in ihrem Gedächtnis. Die vielen bewusstlosen, blutenden und verstümmelten Leute, aus ihren eigenen Reihen. Whitebeard atmete tief ein und schüttelte dann sachte mit dem Kopf. „Erstaunlicherweise nicht. Aber dafür unzählige Verletzte. Die Krankenstation ist mittlerweile so voll, dass wir einen der Lagerräume ausräumen mussten und die Restlichen dort verfrachtet haben. Einige befinden sich noch in einem sehr kritischen Zustand, aber ich denke Max und seine Mädchen kriegen sie wieder hin. Zumal sie ja auch Hilfe von dir hatten, wie er mir erzählte“, erklärte er und nickte ihr anerkennend zu. Is hingegen atmete erleichtert aus, denn sie konnte es kaum glauben. „Talos sei Dank. Alle leben. Wenn ich mehr bei Kräften wäre, würde ich ihnen helfen. Ich kenne einen Heilzauber. Ich war zwar nie wirklich gut in der Wiederherstellungsmagie, aber damit könnte ich kleinere Wunden schließen und die ein oder andere Blutung stoppen. Aber der Zauber kostet enorme Kraft, die ich derzeit nicht habe.“ Und Whitebeard schüttelte mit dem Kopf. „Du hast hier deinen Patienten, um den du dich zu kümmern hast. Max und die Schwestern kommen zurecht. Aber ich muss jetzt wieder an Deck. Es gibt noch viel zu tun und wir müssen schleunigst unsere Route ändern. Wir müssen so schnell es geht eine Insel erreichen, auf der wir Holzvorräte kriegen, um unser Schiff zu reparieren. Die gröbsten Schäden, werden zwar gerade beseitigt, aber es reicht nicht. Und in dem Zustand, wie die Moby Dick nun ist, wird sie den nächsten Sturm nur schwer überstehen“, erklärte er ausführlich und stand seufzend auf. „Halte mich auf dem Laufenden, wegen Marco. Sollte sich sein Zustand ändern, findest du mich auf dem Deck“, bat er Isbjorg, die ihm ein knappes Nicken schenkte. Als die Tür wieder zu war, seufzte sie erneut. Dann warf sie einen Blick auf Marco, dessen Gesichtszüge unheimlich entspannt wirkten. Sie musterte sein Gesicht. Die verschwitzte Stirn, die von Fieber gerötete Wangen, sowie die trockenen Lippen, zeigten ihr, dass sein Fieber nicht gesunken war. Aber trotzdem schien er sich zu erholen. Vorsichtig strich sie seine Decke bei Seite und begutachtete seinen Bauch. Die Druckstelle wurde heller, stellte sie erfreut fest. Und so vermutete sie, dass seine Teufelskräfte, allmählich zurück kehrten. Außerdem fragte Isbjorg sich, ob diese Kräfte nicht nur Verletzungen heilen konnten, sondern auch Krankheiten. ~ Es war schon später Abend, als es vorsichtig an Marcos Tür klopfte. „Ja?“, murmelte Is und blickte zur Tür, die sich vorsichtig öffnete. Fragend zog Is eine Augenbraue hoch, als Elenas Kopf in das Zimmer lugte. „Hey“, flüsterte die Schwarzhaarige und trat ein. Isbjorg nickte ihr zu und tupfte wieder Marcos Stirn ab. „Wie geht es ihm?“, fragte Elena unsicher und ging zu den beiden herüber. „Ich denke ganz gut. Er scheint sich zu erholen, allerdings sinkt das Fieber nicht. Wie hast du den Kampf überstanden?“, fragte Is und musterte ihre Schülerin sorgfältig. Elena hingegen grinste breit auf. „Ein paar Schrammen und blaue Flecken. Aber alles nicht der Rede wert. Dein Training ist Gold wert“, brummte sie und lachte leise auf. Anerkennend nickte Is. „Kannst du mir einen Gefallen tun, Elena?“, fragte sie nun und Elena nickte vorsichtig. „Kannst du Marcos Stirn kühlen und ihm mit dem Tuch, die Lippen befeuchten? Ich muss kurz runter zum Doc und auch in die Küche. Es wäre super, wenn ich wüsste er ist nicht alleine, so lange wie ich weg bin“, erklärte Is und entschlossen nickte Elena. „Selbstverständlich. Da brauchst du nicht fragen. Das mache ich gern“, sprach Elena energisch und Isbjorg machte ihr Platz, indem sie von Marcos Bettkante aufstand. „Sehr schön. Bis später“, rief Is und schnappte sich den leeren Teller, sowie den Krug vom Schreibtisch und huschte aus dem Raum. Sam hatte ihr vor einigen Stunden etwas zu essen vorbei gebracht, doch kam Is bisher noch nicht dazu, das Geschirr wieder in die Küche zu bringen. Sie flitzte durch die Gänge, zum Unterdeck und stürmte in die Kombüse, in der noch Hochbetrieb herrschte. „Isbjorg! Mensch, Mädchen. Wie geht es dir? Ich hatte schon befürchtet, du würdest auch dein Dasein auf der Krankenstation fristen!“, brüllte ihr besorgt Kelle entgegen, doch schüttelte sie nur sachte mit dem Kopf. „Ich doch nicht. Ich wurde zur Aushilfskrankenschwester beordert und darf unseren Vizen wieder auf die Beine bringen“, erklärte sie entspannt und zwinkerte verschmitzt. „Dieser Glückspilz. Kümmere dich gut um den alten Dreckskerl. Wir brauchen ihn hier noch“, sprach Kelle belustigt und nahm Isbjorg das Geschirr ab. „Das sowieso. Wen soll ich denn ärgern, wenn er mir hier wegstirbt? Und damit das nicht doch noch passiert, bin ich hier. Habt ihr Quark im Kühlraum? Er hat Fieber und da bisher nichts anschlägt, will Ichs auf die altmodische Art versuchen“, erklärte sie und grübelnd nickte der Küchenchef. „Jim! Schwing deinen unnützen Arsch in den Kühlraum und hol eine Schüssel mit Quark!“, brüllte Kelle durch den Raum und verängstigt rannte einer der Küchenjungs in die Kühlkammer. Isbjorg blickte dem armen Kerl mitfühlend hinterher und schüttelte lächelnd den Kopf. „Ich hab da noch etwas für dich“, murmelte Kelle leise, zwinkerte ihr zu und verschwand kurz um die Ecke. Als er wieder kam, hielt er einen kleinen Teller in der Hand, auf dem sich ein Schokoladentörtchen befand, welches unheimlich lecker aussah. „Für mich? Das ist lieb von dir. Man, sieht der lecker aus“, sprach Is begeistert und nahm den Teller entgegen. „Für meine Lieblings Barbarin, nur das Beste“, lachte er und klopfte sich dabei auf seinen runden Bauch. Schief grinste Is und blinzelte erfreut das Törtchen an. „Das hier wird gegessen, wenn Marco wieder wach ist und es ihm gut geht. Das wäre die perfekte Belohnung“, murmelte sie und Kelle grinste. „Teil ihn mit deinem Phönix. Da freut er sich. Ein kleines Geheimnis, Schätzchen. Unser Vize liebt Schokolade. Aber von mir weißt du das nicht“, flüsterte Kelle ihr zu und überrascht blinzelte Isbjorg auf. „Er ist nicht 'mein Phönix'. Wie kommt ihr alle nur immer auf so einen Blödsinn?“, brummte sie genervt und Kelle lachte laut schallend auf. „Wem willst du das eigentlich weismachen? Aber genug geplaudert. Kümmer dich gut um den Drecksack. Ich hab hier noch viel zu tun. Wir unterhalten uns später“, murmelte Kelle mit seiner tiefen Bassstimme und schob die verwirrte Isbjorg einfach aus der Kombüse. Er knallte ihr die Tür vor der Nase zu und fragend blickte sie sich um. Dann riss er noch einmal dir Tür auf und drückte ihr die Schüssel mit Quark in die Hand. Und ehe sie protestieren konnte, schlug die Tür auch schon wieder zu. „Also das war... seltsam“, nuschelte sie und bog Richtung Krankenstation ab. Sie ließ sich den Verband abnehmen und Max fand sogar kurz Zeit, ihre Wunde zu begutachten. „Sieht gut aus“, brummte er und nickte. Dann ging er kurz in den Nebenraum und holte zwei Kisten mit leeren Flaschen. „Kannst du noch Welche machen?“, fragte er vorsichtig und sie grübelte. „Also ich hab noch Material für circa eine Kiste. Aber danach sind meine Vorräte aufgebraucht“, nuschelte sie und erleichtert nickte der Arzt. „Das klingt gut. Danke für deine Unterstützung. Du bist mittlerweile Unentbehrlich für uns geworden und ich denke, du hast heute einige Leben gerettet. Wie geht’s dem Vizen?“, fragte er müde und warf einen Blick auf Olaf, der neben ihm in dem Krankenbett lag und ziemlich mitgenommen aussah. Mitfühlend schenkte Isbjorg ihrem Stammesbruder einen Blick und hoffte, dass alles gut ausgehen würde. „Ich denke ganz gut. Aber das Fieber sinkt nicht. Ich versuch es gleich mit kalten Wadenwickeln“, erklärte sie und er nickte. „Kannst du Spritzen setzen?“, fragte er nun und vorsichtig nickte Is. Max öffnete einen Schrank und fischte eine Ampulle herraus. Er öffnete eine Schublade, holte eine Spritze raus, öffnete die Verpackung und zog sie mit der klaren Flüssigkeit, aus der Ampulle, auf. „Das sollte ebenfalls unterstützend wirken, gegen das Fieber. Allerdings ist das Mittel sehr stark und ich weiß nicht, wie es zusammen mit deinem Betäubungsmittel wirkt. Umbringen wird es ihn nicht, aber wohl ziemlich in einen Rausch versetzen. Also wunder dich nicht, wenn er sich seltsam verhält, sollte er aufwachen“, erklärte er und fragend hob Is eine Augenbraue, nickte aber daraufhin. Sie sattelte die beiden Kisten und Max half ihr, indem er die Schüssel Quark und die Spritze oben drauf legte. Dann geleitete er sie hinaus und verabschiedete sich. ~ Leise seufzte Elena und musterte den Phönix betrübt. Liebevoll tupfte sie ihm die Stirn trocken. „Tja Marco. Ich sehe es langsam ein. Ich habe verloren“, flüsterte sie und und lächelte sanft. „Ich habe gesehen, wie sie dich angeschaut hat, als du auf dem Deck wieder bei Bewusstsein warst. Und wie du ihren Blick erwidert hast. Wie hätte ich denn dagegen eine Chance? Aber es ist schon okay. Versau es nicht bei ihr. Auch wenn sie und ich uns nicht sonderlich nahe stehen, bin ich mir sicher, dass hinter ihrer kalten und brutalen Ader, ein sehr verletzlicher Mensch steckt. Kümmer dich um sie, dann wird sie dir das geben, was du verdienst“, nuschelte Elena und tupfte ihm über die trockenen Lippen. Langsam hob sie wieder den Kopf, als Isbjorg den Raum betrat und Elena misstrauisch musterte. „Warum schaust du so traurig? Wegen ihm? Mach dir keine Sorge. Wir biegen ihn schon wieder gerade“, murmelte die Nordfrau und zwinkerte fröhlich. Elena schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und nickte ihr motiviert zu. „Hast du noch ein bisschen Zeit?“, fragte Is und Elena stand auf. „Natürlich. Was soll ich tun?“, fragte sie und Is hielt ihr die Schüssel mit Quark entgegen. „Du darfst ihm seine Hose ausziehen. Wir müssen an seine Waden. Wadenwickel sollten sein Fieber senken“, erklärte sie und huschte ins Bad, um Handtücher zu holen. Elena zuckte nur belustigt mit den Schultern und machte sich an Marcos Jeans zu schaffen. „Fertig“, rief Elena und auch Isbjorg kehrte zurück, mit ein paar weißen Handtüchern auf dem Arm. „So. Gut aufgepasst. Wir breiten ein Handtuch aus. Falten es einmal längst. Und dann... klatschen wir eine Ladung Quark darauf und verteilen es“, erklärte Is. Und als das erste Handtuch fertig war, wickelte sie es um Marcos rechte Wade. Elena nickte und bereitete das Andere vor. Elena breitete noch ein weiteres Handtuch unter Marcos Beine aus, damit sein Bettlaken nicht eingesaut wurde und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken. Sie blinzelte ein paar Mal und schüttelte dann energisch den Kopf. Isbjorg nahm die Spritze, klopfte sachte dagegen und drückte ein wenig der Flüssigkeit heraus, damit sie ihm nicht aus Versehen Luft in den Arm spritzte. Dann begutachtete sie seine Ellenbeuge, klopfte auch dort sachte dagegen und grinste schief, als sie die Vene fand. Ohne großen Aufwand, piekste sie die Spritze hinein und drückte sorgfältig die Flüssigkeit in seinen Arm. „Du siehst müde aus“, murmelte Is und unterdrückte ebenfalls ein Gähnen. Elena hingegen nickte vorsichtig und grinste sie dann schief an. „Du auch“, lachte sie leise und auch Is musste grinsen. „Wenn du möchtest, kannst du auch schlafen gehen. Er ist soweit versorgt und ich muss noch ein paar Tränke für Max mischen“, erklärte die Nordfrau und Elena warf Marco einen Blick zu. Dann wand sie ihren Blick zu dem Schreibtisch und den vielen leeren Fläschchen. „Und dabei brauchst du keine Hilfe?“, fragte Elena und nickte in Richtung der alchemistischen Gerätschaften. „Nein. Das ist Routine für mich und du hast noch keine Ahnung von der Alchemie“, murmelte Is leise. „Noch?“, fragte die Schwarzhaarige und legte fragend die Stirn in Falten. „Du wirst eine Assassine, Liebes. Das heißt, ich werde dir auch Alchemie beibringen. Immerhin musst du in der Lage sein Gifte, sowie Gegengifte herstellen zu können. Aber das dauert noch ein wenig. Wenn wir beide wieder fit sind, musst du noch viele andere Dinge lernen, bevor ich dich mit dem richtig gefährlichen Zeug konfrontieren kann“, erklärte sie und ging zum Schreibtisch. „Aber ich denke das wird gut laufen. Ich werde dir morgen ein paar Bücher vorbei bringen. Das sind hauptsächlich Pflanzenbücher, sowie die Grundregeln der Alchemie. Weil wie ich dir schon einmal sagte, ist die Theorie sehr wichtig, um die Praxis je anwenden zu können. Ich wünsche dir eine gute Nacht.“ „Ich habe verstanden. Dir auch und mach nicht mehr so lange. Deine Laune ist nämlich furchtbar, wenn du übermüdet bist“, witzelte Elena, lachte kurz und verschwand dann wieder. Grinsend blickte Is ihr hinterher. Sie konnte es sich nicht erklären, aber mittlerweile mochte sie Elena sogar richtig gerne. Sie war eine gute Schülerin und zollte ihr und ihrer Mühe, sie zu trainieren, großen Respekt. Und das schätzte Isbjorg sehr. Außerdem besaß sie einen ähnlichen Humor wie Sam. Und das mochte Is ebenfalls. Sie war gespannt, wie sich das alles noch entwickeln würde. Aus müden Augen, beobachtete sie kurz Marco, dessen Gesichtsfarbe sich allmählich zu verbessern schien und widmete sich dann, der letzten Fuhre Tränke. Bald hatte sie es geschafft. ~ Seine Gedanken kreisten, wirbelten, wallten wie dichte Nebelschwaden. Er fühlte sich wie berauscht, aber auch frei. Als würde er an einem herrlichen Sommertag, durch die Wolken fliegen. So frei und entspannt. Aber doch so schwer, wie ein Stein, der im Wasser nach unten sank. Und er hörte Stimmen. Er hörte Whitebeard, der leise brummend fragte, wie es ihm gehen würde. Und er hörte Isbjorg, die beteuert, dass es gut aussehen würde, auch wenn er Fieber hätte. Er hörte Elena, wie sie leise lachte und Is helfen wollte. Dann, wie die Nordfrau den Raum verlassen musste. Wie Elena alleine bei ihm war und ihm etwas Kaltes auf die Stirn legte. Sie sprach. Leise, fast flüsternd. Traurig und doch fröhlich. Erleichtert, aber auch angespannt. Er solle sich gut um sie kümmern, sagte Elena. >Um wen kümmern?<, fragte er sich. Dann kam Is zurück und schickte Elena weg. Sie sollte schlafen gehen. Er hörte etwas von Alchemie und Pflanzen. Theorie und Praxis. Gefährlich. Training. Wieder ein Lachen von Elena. Er hörte das Klappern von Glasflaschen, vermutete er. Hörte das leise Blubbern von kochender Substanz. Und roch diesen herrlichen Duft. Einen Duft, den er mittlerweile so sehr liebte. Den Duft, der so intensiv an Isbjorgs Haaren haftete, dass er nicht anders konnte, als immer wieder daran zu riechen, sobald sie in seiner Nähe war. Ein Duft von absoluter Reinheit, Gesundheit und Kraft. Heilung. Kräuter. Isbjorg. Er dachte daran, wie ungewöhnlich ihr Name eigentlich war. Noch nie zuvor, hatte er so einen Namen gehört und er fragte sich, ob in ihrer Heimat, Viele so seltsame Namen hatten. Weil Olaf und Vitus klangen nicht so außergewöhnlich. Und Mira ebenfalls nicht. Aber ihrer. So anders. So seltsam und doch so schön. Isbjorg. Is. Isi. Iiiiiisbjorg. Immer wieder hallte ihr Name in seinen Gedanken. In sämtlichen Variationen und Klängen. Und er spürte wie er lächelte. Es war nun so still um ihn herum. Er hörte sie atmen. Sie war in seiner Nähe. Er hörte sie nicht nur, er spürte sie auch und fühlte es wieder. Diese Geborgenheit. Er hatte in seinem Leben bisher nur ein einziges Mal, ein ähnliches Gefühl. Damals. Als alles kaputt war. Als alles aus war. Als er dem Tode geweiht war und Whitebeard ihm das Leben gerettet hatte. Damals war er Siebzehn Jahre alt, wusste er noch. So jung und in einem erbärmlichen Zustand. Und dann war er da. Der große Mann, mit dem witzigen Bart, der schützend die Hand über ihn hielt. Der Pirat. Whitebeard mit seiner, noch kleinen, Crew. Eine Hand voll Männer, ein winziges Schiff. An die Moby Dick hatte damals noch niemand gedacht. Nicht unbedingt. Marco überlegte, ob Whitebeard vielleicht an dieses Schiff dachte. Er sprach nicht so oft von seinen Wünschen und Träumen. Vielleicht war die Moby Dick schon immer ein Traum von ihm gewesen? Ein riesiges Schiff, mit Platz für unzählige Männer und Frauen, die in ihrem Leben nichts mehr zu verlieren hatten? Die alles und auch nichts aufgaben, für die absolute Freiheit? Für diese Familie? Wer konnte das schon sagen? Marco jedenfalls nicht. Aber das war für ihn jetzt unwichtig. Wichtig war nur eines. Dieses Gefühl. Frieden und Geborgenheit. Whitebeard rettete ihn, beschützte ihn vor dem Mob Menschen, die seinen Kopf forderten. Er nahm ihn mit und Marco blickte nicht einmal zurück. Und dann sprach er die Worte aus, die Marco aufrüttelten, aus der Bahn warfen und doch sein Herz zum beben brachten. (Ich bin jetzt dein Vater. Und das hier wird deine neue Familie sein.) Und jetzt spürte er es erneut. Nun, nicht ganz genauso, aber sehr ähnlich. Er fragte sich, warum ausgerechnet sie, dieses Gefühl in ihm auslöste. Warum sonst niemand? Was tat sie, um seine Gefühlswelt, so aus der Bahn zu werfen? Tat sie überhaupt etwas? Für ihn war sie immer nur ein anstrengender, nerviger Mensch, die es schaffte ihn von Null auf Hundert schießen zu lassen, in weniger als einer Sekunde. Und dann, mit einem Mal, war alles anders. Er konnte sich nicht erinnern, wann genau diese Wandlung kam. Ob sie plötzlich kam, oder langsam. Und nun war sie da und mit einem Mal so klar, dass er Angst bekam. Diese Angst, gepaart mit Neugierde. Denn auf der anderen Seite, wollte er schon gerne wissen, wie sich das entwickelte. Er konnte keinen Schritt mehr zurück gehen. Dafür war es zu spät. Dafür hatte er sie schon zu nah an sich heran gelassen. Es gab nur noch zwei Möglichkeiten für ihn. Es zu ignorieren und weiter zu leben, wie bisher. Oder es einfach zuzulassen. Wenn er in der Lage wäre, sich zu bewegen, hätte er sich vermutlich jetzt die Haare gerauft, doch konnte Marco das nicht. Seine Knochen waren wie aus Blei, während seine Muskeln sich wie Pudding anfühlten. Marco konzentrierte sich auf seinen Körper. Er versuchte seine Finger zu bewegen, doch waren sie wie taub. Tief holte er Luft und roch wieder diesen intensiven Kräuterduft. >Na komm schon<, dachte er und seine Augenlider zuckten. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, so langsam bewegten sich seine Lider, doch schaffte er es, sie zu öffnen. Aus verschwommenem Blick mustere er seine Decke. Ihm war flau im Magen und er spürte so stark, diese betäubende Müdigkeit. Doch spürte er auch, wie langsam Leben in seine Knochen kam. Er öffnete seinen Mund ein Stück und leckte sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Er hatte Durst. Furchtbaren Durst. Erneut konzentrierte er sich und holte tief Luft. Und allmählich spürte er wieder seine Glieder. Zittrig hob er nun seinen Arm und lächelte triumphierend auf. Marco legte seine Hand auf seine Stirn und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er fühlte, dass seine Stirn wärmer als gewöhnlich war, aber nicht all zu sehr. Langsam nahm er seinen Arm wieder herunter und stockte kurz. Er fühlte etwas Weiches unter seiner Hand und tastete danach. Vorsichtig drehte Marco den Kopf zu Seite und blickte seine Bettkante an. Für einen Moment wirkte er erstarrt, bis sein Gehirn wieder einigermaßen zuverlässig funktionierte. Er blinzelte ein paar Mal, bis er endlich wieder alles möglichst klar sah und erblickte Isbjorg. Sie hockte auf seinem Boden. Die verschränkten Arme, sowie der Kopf lagen auf seiner Bettkante und sie schlief tief und fest. Was er in seiner Hand fühlte, waren ein paar ihrer Haare. Er nahm eine Haarsträhne in die Hand und streichelte mit dem Daumen darüber. Dann schmunzelte er mitfühlend auf. Marco versuchte sich auf die Seite zu drehen, doch kippte er mehr um, als dass er darüber die Kontrolle behielt. Angestrengt atmete er auf und versuchte die Übelkeit unter Kontrolle zu kriegen, die plötzlich in seinem Magen wühlte. Nach einigen tiefen Atemzügen, legte sich aber auch das. Er streckte die Hand aus und legte sie, so vorsichtig wie es ihm möglich war, auf ihren Kopf. Sanft streichelte er darüber und sie brummte auf. Dann zuckte sie plötzlich zusammen und ihr Kopf schoss in die Höhe. Völlig verpennt blinzelte sie Marco fragen an. „Marco? Du bist wach? Wie viel Uhr haben wir denn?“, nuschelte sie schlaftrunken und blickte zum Bullauge. „Es ist ja noch stockdunkel. Das kann doch gar nicht möglich sein! Vor Mittag solltest du doch überhaupt nicht wach werden“, murmelte sie und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Er zuckte mit den Schultern und grinste sie schief an. Sie hingegen seufzte müde, beugte sich vor und griff nach der Wasserflasche. „Hier. Trink“, nuschelte sie und er nahm die Flasche entgegen. Zittrig hob er sie zum Mund und trank einige kräftige Schlücke. Sofort fühlte er sich wohler. Er spürte wie sich das kühle Wasser in seinem Magen ausbreitete und erleichtert atmete er aus. „Danke“, brummte er und seine Stimme klang brüchig. Er fühlte sich wie betrunken und genauso klang er wohl auch, denn Isbjorg feixte ihn an. „Wie fühlst du dich?“, fragte sie und musterte seine Augen. Von dem Fieber war kaum noch etwas zu merken. „Wie besoffen. Aber auch erholt“, nuschelte er und rieb sich über die Augen. Is hingegen zog ihre Beine zum Körper, denn durch die Müdigkeit fröstelte es sie. „Warum schläfst du denn auf meinem Boden?“, fragte er verwirrt und sie legte ihren Kopf auf die Knie. „Ich hab auf dich aufgepasst und muss wohl eingeschlafen sein“, murmelte sie und gähnte dabei herzhaft. „Dann komm wenigstens hier hoch, wenn du schon Wachhund spielen musst. Hier ist es warm“, brummte er und rutschte ein Stück. „Bist du bescheuert? Ich habe in deinem Bett nichts verloren, wenn du darin liegst. Hier ist es auch in Ordnung. Ich hab sowieso noch zu tun“, erwiderte sie nervös und Marco bemerkte, wie ihr das Blut in den Kopf schoss. Doch gähnte sie plötzlich wieder auf und er legte den Kopf schief. „Mach dich nicht lächerlich“, murrte er, beugte sich vor und schlang die Arme um sie. „Marco...was...?“, stammelte sie und er zog sie hoch. Sie spürte wie er zitterte und wehrte sich deswegen nicht. Und selbst wenn sie sich hätte wehren wollen, wäre sie wohl nicht dazu in der Lage gewesen. Mit Schwung zog er sie zu sich ins Bett und warf die Decke, über die Beiden. Erschrocken keuchte Is auf und sie hätte schwören können, ihr Herz lag nun auf ihrer Zunge, so fest pochte es in ihrem Leib. „Ma..Marco! Das geht nicht. Wenn das jemand sieht, dann zerreißen sich alle bloß wieder das Maul. Außerdem... außerdem...“, suchte sie verzweifelt nach einer Erklärung, doch scheiterte sie kläglich. „Halt einfach die Klappe“, flüsterte er sanft und drückte sie an sich. Sie spürte eine Gänsehaut, die ihren Rücken herunter glitt und die Hitze, die ihr in den Kopf geschossen war. >Was zur?! Das geht doch nicht... Er kann doch nicht...was mache ich hier?“, schossen ihr die Gedanken hektisch durch den Kopf. Sie war so angespannt, dass sie das Gefühl hatte, ihre Muskeln zerreißen gleich. „Is?“, flüsterte er und sie erschrak. „Wa...was?“, stammelte sie zurück. „Mach bitte das Licht aus“, brummte er noch und sie schluckte fest den Kloß, der in ihrem Hals fest zu hängen schien, herunter. Er ließ den Arm, der sie festhielt lockerer und langsam setzte sie sich auf. Sie drehte an der Petroleumlampe, die auf dem Nachttisch stand, bis diese erlosch und starrte ungläubig durch den Raum. >Jetzt! Er hält dich nicht mehr fest. Hau ab Is!“, zischte sie sich in Gedanken zu und drehte sich wieder zu ihm herum. Sie rutschte näher. >Du Vollidiotin! Was machst du denn da?! Von ihm weg und nicht zu ihm hin. Stop! Halt! Falsche Richtung!<, brüllten ihre Gedanken nun und sie legte sich hin. >Ich... nein! Ich verliere die Kontrolle über mich! Das darf doch nicht wahr sein!< „Danke“, murmelte er, legte wieder den Arm um sie, zog sie noch ein Stück näher und vergrub seine Nase in ihrem Haar. >Bei Talos. Wie warm er ist...so angenehm warm.< „Du bist so angespannt. Ist es so schlimm, jetzt nicht mehr auf dem kalten Boden zu hocken?“, fragte er nun und Is hörte deutlich, dass seine sanfte Stimme nun eine gewisse Härte hatte, die sie etwas verwunderte. „Ich... Also. Eigentlich nicht“, murmelte sie und schluckte wieder. „Aber?“, fragte er und atmete ihren Duft ein. „Das hier ist nicht richtig. Und ich schiebe dein Verhalten jetzt einfach mal auf das Schlafpulver und die Spritze von Max. Aber... Du weißt, dass wir wieder Gesprächsthema Nummer eins werden?“, fragte sie leise und er lachte kurz auf. „Glaub mir, im Moment könnte mir nichts egaler sein, als das. Du hast mir das Leben gerettet. Zweimal. Du hast dich um mich gekümmert und mir das gegeben, wonach ich mich seit Wochen gesehnt habe. Einen erholsamen Schlaf. Es gibt gerade Niemanden, den ich lieber bei mir haben will, als dich“, flüsterte er und Is erwischte sich, wie sie schmunzelte. „Blödmann“, flüsterte sie und er gluckste. Er neigte den Kopf ein Stück nach unten und presste ihr einen Kuss auf die Stirn. „Hör auf damit. Du machst mich... wahnsinnig“, murrte sie und versuchte wütend zu klingen. Doch drang die Stimme dafür viel zu hoch aus ihrer Kehle und Marco grinste auf. „Wieso das denn?“, fragte er frech und küsste ihre Stirn erneut. „So kenne ich dich nicht und das macht mir Angst. Du bist völlig benebelt und ich schwöre dir, ich werde dich nie wieder mit dem Puder betäuben. Im Rausch bist du gruselig“, fiepste sie und keuchte auf, als sie seine andere Hand im Nacken spürte. „Gruselig?“, nuschelte er und lachte leise. Ihm drehte sich alles und er fühlte sich komisch. Und er spürte, wie sein Körper immer noch nach Schlaf schrie. Aber war ihm das jetzt egal. „Ja, gruselig“, sprach sie und ihre Stimme wurde immer höher. Und ihr Kopf konnte sich einfach nicht entscheiden, was sie wollte. Sie wollte wegrennen und gleichzeitig näher zu ihm rücken. Sie wollte ihn schlagen und gleichzeitig streicheln. Sie wollte Nein schreien und gleichzeitig Ja rufen. >Was tut er da?!<, dröhnte ihre Stimme in ihrem Kopf los, als sein Daumen plötzlich über ihre Lippen strich. „Marco...was? Hör...sofort...“, stammelte sie, doch legte er ihr prompt seinen Zeigefinger auf die Lippen. „Shhht“, flüsterte er und hob ihr Kinn ein Stück. Is riss die Augen auf, war regelrecht erstarrt und sie fühlte, wie die Hitze in ihrem Körper immer weiter stieg. Sie spürte seinen Atem in ihrem Gesicht und sie würde lügen, wenn sie behaupten müsste, es würde ihr nicht gefallen. Es kribbelte auf der Haut. Seine Fingerkuppen glitten wieder zu ihrem Nacken, der Daumen wieder zu ihrem Mund und er fühlte, wie ihre Lippen aufgeregt zitterten. „Du brauchst aber keine Angst vor mir haben. Ich würde dir niemals absichtlich weh tun. Das weißt du, oder?“, hauchte er ihr die Frage entgegen und sie schluckte erneut. „Ich weiß... denke ich“, flüsterte sie zurück und sie hatte das Gefühl, jeden Augenblick durchzudrehen. Dieser warme, angenehme Atem auf ihrem Gesicht, genauso wie sein Daumen, der so sanft und liebevoll über ihren Mund strich. Und sie spürte noch mehr. Sie fühlte, wie sie ihren Kampf verlor. Ihre Starre und Anspannung sich allmählich löste und ihr Widerstand mit einem Mal zerschlagen wurde. „Was macht du nur mit mir, Ananas?“, wisperte sie ihm zu und an seiner Hand in ihrem Nacken fühlte er, wie sie ihm endlich den Kopf entgegen reckte. Ihm kam plötzlich wieder sein Albtraum in den Sinn, wo er unter Wasser war. Und an das, was er zu diesem Zeitpunkt bereut hatte. Und er wollte nicht eine Sekunde länger zögern. Vielleicht lag es daran, dass er noch immer von ihrem Schlafpulver unter Drogen gesetzt war. Vielleicht war das aber auch gut so, er wusste es nicht. Aber es war egal. Es war alles egal. Keine Sekunde länger warten, war der einzige Gedanke in seinem Kopf. Und so neigte er seinen Kopf und versiegelte seine Lippen auf ihren. Er hatte das Gefühl, eine Woge aus explodierenden Farben, tobte durch seine Gedanken. So hell und kräftig, wie ein Feuerwerk. Marco zog sie dichter an sich, als hätte er Angst, sie würde ihm aus den Armen rutschen, fallen und für immer verschwinden. Seine Hände glitten über ihren Rücken. Millimeter für Millimeter Diesen erforschend. Er benetzte ihren Mund mit unzähligen Küssen. Und Jeder wurde intensiver, immer leidenschaftlicher. Er wollte sie küssen, bis ihr die Luft ausging und sie erwiderte es. Sie erwiderte es! Genauso innig, genauso leidenschaftlich, dass es ihn fast um den Verstand brachte. Isbjorg presste ihren weichen Körper gegen seinen, seine Arme umschlangen sie fest und er hätte schwören können, dass ihr Körper genau für seine Arme geschaffen wurde. Marcos Zungenspitze strich über ihre vollen, wohlschmeckenden Lippen. Langsam, sanft und um Einlass bettelnd. Und sie gewährte es ihm. Vorsichtig öffnete sie ihren Mund, signalisierte ihm, dass seine Zunge sie erforschen durfte und das ließ er sich nicht zweimal sagen. Vorsichtig berührten sich ihre Zungenspitzen. Fast schüchtern, stupsten sie sich an. Die Schüchternheit schnell überwunden, umkreisten sie sich spielerisch. Intensiver, fordernder und mit dem Hauch eines Versprechens. Aus Isbjorgs Kehle drang ein hohes, zitterndes Seufzen. Er stockte kurz, denn so ein Geräusch hatte er noch nie von ihr gehört. Besorgt hob er seine Augenbrauen, denn Marco befürchtete, er hätte ihr weh getan, oder etwas falsch gemacht. Er wollte seine Lippen von ihren lösen, doch gefiel Isbjorg dieser Gedanke überhaupt nicht. Ihre Hände schnellten nach oben, legten sich in seinen Nacken und zogen ihn dichter zu sich. Ihre Finger spielten mit seiner Haut, kraulten seinen Nacken und krallten sich ab und an vorsichtig in sein Fleisch. Is hatte das Gefühl zu zerfließen. In seinen Armen zu schmelzen. Sie drehte sich auf den Rücken und zog ihn mit sich. Für den Bruchteil einer Sekunde, lösten sich ihre Lippen voneinander und beide holten keuchend Luft. Isbjorgs Oberkörper hob sich und grinsend presste sie ihren Mund wieder auf seinen, ließ sich in die Kissen fallen und zog ihn mit herunter. Auch Marco lächelte und ein Schauer jagte seinen Rücken herab, als er Isbjorgs Fingernägel spürte, die diesen herunter kratzten. Nicht fest, oder schmerzhaft, sondern sanft, aber mit genügend Druck, dass er nicht nur die Gänsehaut fühlte, sondern auch sein Blut, welches jetzt nur noch in eine Richtung zu fließen schien. Und wieder ertönte dieses hohe Seufzend. Sie biss ihm vorsichtig auf die Unterlippe, knabberte an ihr und es gefiel ihm. Nun verstand er auch, was dieser Ton zu bedeuten hatte und er grinste auf. Sie war erregt. Und er war dafür verantwortlich. Marco löste sich von ihren Lippen und wollten mehr erforschen. Er bedeckte ihre Wangen mit Küssen. Dann ihr Kinn und ihren Hals. Seine Beine fühlten sich mittlerweile wie Pudding an, doch störte er sich nicht daran, sondern gab lediglich seine kniende Position auf und legte sich vorsichtig auf sie. Und als er diese Hitze zwischen ihren Beinen fühlte, keuchte er auf. Er hob den Kopf, blickte sie an und suchte ihren Blick. Doch mehr als ihren Blick zu erraten, war ihm nicht möglich, denn dazu war es einfach zu Dunkel. Er vergrub eine Hand in ihrem Haar, beugte sich vor und küsste sie erneut. So leidenschaftlich und innig, dass ihr Verstand wieder aussetzte. Er drückte seine Lende gegen sie und auch Is spürte nur zu deutlich, wie sehr ihm das hier gefiel. Zwischen zwei Küssen, keuchte er ihren Namen und tastete mit den Fingern, nach ihrer Flanke. Unruhig nestelten seine Finger, an dem Unterrand ihres Tops, fanden endlich den Anfang und glitten vorsichtig darunter. Er spürte ihre Haut und die Narben. Er strich über eine besonders tiefe Narbe und suchte langsam einen Weg nach oben. Die Berührungen prickelten angenehm auf ihrer Haut und sie wimmerte erregt auf. Und als er plötzlich wieder ihren Hals küsste, hatte sie das Gefühl, sie würde jeden Augenblick verbrennen. Doch wie von Donner gerührt, riss sie plötzlich die Augen auf. Als hätte ihr jemand eine Ohrfeige verpasst, schaltete sich ihr Verstand ein und sie drückte ihn von sich. „Nicht“, keuchte sie nur angestrengt, als hätte sie gerade einen langen Sprint hinter sich. „Was? Ist alles in Ordnung? Habe ich etwas falsch gemacht?“, nuschelte Marco verwirrt und setzt sich auf. Isbjorg seufzte und schüttelte nur mit dem Kopf. Er klang noch immer wie betrunken und sie versuchte die Illusion abzuschütteln, dass das eben wirklich echt war. Denn das war es nicht und schmerzlich wurde ihr das bewusst. Sie war dafür verantwortlich, dass er sich so seltsam verhielt und betrübt senkte sie den Blick. „Is?!“, zischte er scharf, denn dass sie ihm nicht antwortete, machte ihn wütend. „Nein, du hast alles richtig gemacht“, murmelte sie und presste fest die Zähne aufeinander. „Aber?“, knurrte er verständnislos. Er war sich so sicher, dass sie das auch wollte. All ihre Signale sagten ihm das. Und er war sich niemals zuvor so sicher, was er wollte. Er wollte sie. „Das ist...“ >Nicht richtig!< „...jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Du warst bis vorhin noch betäubt. Du musst...“ >Deine Finger von mir lassen, Ananas!< „... dich unbedingt noch ausruhen und deinen Körper schonen. Du musst noch etwas schlafen. Und es wäre das Beste wenn...“ >Ich dir von nun an so weit aus dem Weg gehe, damit das hier nie wieder passiert!< „...ich jetzt auf mein Zimmer gehe. Damit du in Ruhe schlafen kannst“, erklärte sie vorsichtig und wählte die Worte weise, denn ihr Gehirn, hatte ihr heute eindeutig den Krieg erklärt. Beschämt rieb sie sich den Nacken. Ihre Hand glitt nach vorne und sie berührte ihre Lippen, die immer noch nach ihm schmeckten, und strich sanft darüber. Dann drehte sie sich von ihm weg und rutschte Richtung Bettkante. Als sie gerade ihre Beine heraus schwingen wollte, packte Marco sie auf einmal am Arm und zog sie zu sich. „Nein. Bleib hier. Bitte!“, hauchte er ihr, mit Nachdruck zu und sie kniff die Augen zu. „Das ist dir wirklich wichtig, was?“, fragte sie müde. Er schlang die Arme um sie und vergrub seine Nase in ihrem Haar. „Ja. Bitte bleib hier“, brummte er ihr ins Ohr und ihr Herzschlag beschleunigte. „Fein. Aber nur wenn du gleich wirklich schläfst und nicht wieder auf solche Gedanken kommst“, murrte sie, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Versprochen“, nuschelte er und tastete nach seinen Kissen. Sorgfältig schüttelte er sie auf und legte sich hin. „Jetzt komm schon her, Nervensäge“, nuschelte er und leise seufzend, rutschte sie zu ihm herüber. Er breitete den Arm aus und nahm sie in Empfang, als sie sich hinlegte. Sie rollte sich auf die Seite, kuschelte sich an seine Brust und biss sich auf die Unterlippe. >Du bist so dumm, Isbjorg<, schimpfte ihr Kopf und sie stimmte tonlos zu. Marco winkelte seinen Arm an, legte diesen um sie und drückte sie noch einmal an sich. Dann presste er ihr einen Kuss auf die Stirn und brummte zufrieden. „Schlaf gut“, murmelte er und schloss die Augen. „Du auch“, flüsterte sie und kniff die Augen zu. >So dumm...< Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)