Himmelskind von EvilKiss ================================================================================ Kapitel 34: Marcos Albtraum --------------------------- „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Isbjorg irritiert und blickte eindringlich Mira an. Diese kreuzte die Finger und erwiderte Isbjorgs Blick. „Wie du richtig erkannt hast, ist es eine Beschwörung. Laut Astrid kannst du damit einen mächtigen Verbündeten heraufbeschwören. Eine Legende unter den Assassinen. Ein Meisterassassine, der wohl vor zweihundert Jahren, zur Zeit der Oblivionkrise, gelebt haben soll und auch starb. Sie meinte, er würde dir im Kampf zur Seite stehen. Mit Hilfe des schwarzen Seelensteins, solltest du die Kraft des Buches in dich aufnehmen und ihn ohne große Komplikationen beschwören können“, erklärte sie und Isbjorg bemerkte, wie ihre Augen aufgeregt leuchteten. Isi hingegen wirkte sprachlos, für einen Moment. „Meisterassassine, der zur Zeit der Oblivionkrise starb? Aus Cyrodiil?“, fragte Isbjorg leise und Mira nickte vorsichtig. Scharf zog Isbjorg den Atem ein und ihre Augen weiteten sich. „Das kann nur Einer sein“, flüsterte sie. Dann plötzlich warf sie den Kopf in den Nacken und lachte lauthals los. Kopfschüttelnd, wischte sie sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Warum überrascht es mich letztendlich nicht? Blut ist mächtig. Blut findet immer einen Weg“, kicherte sie und strich mit dem Zeigefinger über das Buch. Fragend blickten die Drei Isbjorg an, doch schüttelte sie nur den Kopf. „Schon gut. Ihr werdet es noch früh genug verstehen“, erklärte sie und lächelte verschmitzt. Es kribbelte ihr schon in den Finger, die Beschwörung auszuprobieren, doch hatte das noch Zeit. Viel Wichtiger war es erst einmal, was nun mit Mira geschehen sollte. Isbjorg legte den Kopf wieder schief und musterte das Mädchen eindringlich. „Du bist weit von zu Hause weg, Mädchen“, murmelte Is und Mira nickte vorsichtig, doch unbekümmert. „Und ich weiß nicht, wo unser Kurs uns aktuell hinführt. Dementsprechend weiß ich auch nicht, wann wir uns einmal in der Nähe von Tamriel aufhalten, um dich wieder nach Hause zu bringen“, dachte Isbjorg laut und sprach mehr zu sich selbst, als zu allen Anwesenden. Whitebeard hingegen nickte langsam. „Darüber mach dir keine Gedanken“, murmelte Mira sanft. Fragend zog Isbjorg eine Augenbraue hoch. „Ich habe nicht vor, so schnell nach Hause zu gehen. Astrid hat dir nicht nur die Beschwörung zur Verfügung gestellt, sondern auch mich“, sprach sie ruhig und nun wanderte auch Isbjorgs zweite Augenbraue nach oben. „Ach so? Nun das habe ich aber nicht zu entscheiden. Du würdest dann immerhin ein Crew Mitglied werden und diese Entscheidung trifft Vater. Weißt du denn wie man sich auf einem Schiff und in einer Crew verhält?“, murmelte sie und lehnte sich zurück. „Nein. Aber das lerne ich schon“, flüstere sie. Miras Augen wanderten zu dem alten Mann. Whitebeard strich sich über seinen Bart und grübelte. Kurz darauf schlich ihm ein breites Grinsen in das Gesicht. „Ach was soll`s? Meinetwegen kannst du bleiben, Kind. Wir haben den Platz, du hast dich von vornherein als nützlich erwiesen, kannst kämpfen und dich somit verteidigen und je mehr Leute dazu beitragen können, Informationen und Wissen über den neuen Feind zu geben, desto besser. Wir überlegen später wo du am Besten aufgehoben bist. Bis dahin bleibst du an meiner Seite und gibst mir so viele Informationen über diese Thalmor, wie möglich. Aber dir sei gesagt, hier herrschen Regeln. Du hast dich unter zu ordnen und Befehle auszuführen. Akzeptierst du das?“, fragte Whitebeard streng, denn er ließ kein „aber“ gelten. Mira blickte kurz zu Isbjorg, die nur sachte nickte. „Selbstverständlich“, murmelte die junge Nordfrau. „Gut mein Kind. Ab heute bin ich dein Vater und diese ganzen Leute hier sind deine Familie. Wenn du Fragen hast, kannst du dich jederzeit an mich, die Kommandanten oder an Isbjorg wenden“, sprach er weiter. „Ich habe verstanden. Vielen dank.... Vater“, antwortete sie und lächelte schwach. „Wer hat dir die Drachensprache gelehrt? Es gibt nicht viele Leute, die diese Sprache sprechen können“, fragte nun wieder Is und Mira biss sich auf die Lippe. „Waren es die Graubärte?“, fragte die Nordfrau und Mira schüttelte sachte mit dem Kopf. „Das ist... kompliziert. Und eine Geschichte, die ich jetzt nicht erzählen möchte. Ein andermal vielleicht.“ „Wie du wünscht. Vater? Wenn du es gestattest, würde ich jetzt gerne auf die Krankenstation gehen. Max braucht sicherlich jede helfende Hand. Und da auf dem Deck wieder so viel Ordnung wie möglich herrscht und mein Patient“, Isbjorg griff sachte Marcos Unterarm und drückte diesen kurz, „wieder Fit ist, kann ich mich da sicherlich noch nützlich machen. Außerdem will ich gern sehen, wie es meinen Freunden geht“, sprach sie aufgeregt und Whitebeard nickte. „Was kann ich tun?“, fragte nun Mira und blickte in die Runde. Whitebeard grübelte kurz, als Isbjorg das Wort ergriff. „Wenn du keine Aufgabe für sie hast Vater, hätte ich eine. Eine sehr wichtige.“ Der Alte nickte nur. „Mira, ich möchte, dass du Elena suchst. Sie ist bei mir in Ausbildung. Teile mit ihr dein Wissen über Gifte und Gegengifte. Du bist selbst noch ein Jungblut und es schadet dir nicht, dieses Wissen immer wieder neu aufzufrischen. Aber ohne mich, keine praktischen Übungen. Elena ist noch nicht so weit. Es würde mir viel bedeuten, wenn du das tust“, sprach die Nordfrau zu dem Mädchen. Mira hingegen seufzte nur, nickte dann aber. „Wie sieht diese Elena aus?“, stellte Mira die wohl wichtigste Frage, zur Erkennung dieser sogenannten „Schülerin“. Mira gefiel der Gedanke nicht, dass Isbjorg so leichtfertig das geheime Wissen der Dunklen Bruderschaft weitergab, aber da war sie machtlos. Is war um einiges mächtiger und stand im Rang weit über ihr. „Als ich sie zuletzt sah, war sie bei den Krankenschwestern in der improvisierten Krankenstation, also Lagerraum zwei. Du wirst sie sofort erkennen. Groß gewachsen, lange schwarze Haare, eisblaue Augen, tiefe Stimme und einen mächtigen Vorbau“, erklärte sie und grinste schief. Mira nickte daraufhin und ging. Isbjorg stand an der Tür und wartete auf Marco, der sich langsam erhob, doch ergriff Whitebeard noch einmal das Wort. „Du kannst gehen, meine Tochter. Marco bleib bitte noch einen Moment, ich muss mit dir noch etwas Wichtiges besprechen“, brummte der Alte und sein Blick verfinsterte sich. Der Vize nickte und nahm wieder platz. Besorgt schaute Isbjorg erst Whitebeard, dann Marco an, doch nickte Marco ihr beruhigend zu. Sein Blick signalisierte ihr, dass alles in Ordnung sei. Sie schluckte, drehte sich schweigend um und ließ die beiden alleine. Sie fragte sich, was das wohl für ein Gespräch sein würde, denn der Blick von Whitebeard war alles andere als entspannt. Hatte er sie vielleicht belogen und es gab doch Verluste? Oder hatte das Gespräch etwas mit ihr selbst zu tun? Nachdenklich biss sie sich auf die Lippe, doch entschied sich dafür, das Grübeln sein zu lassen. Sie schüttelte den Kopf und steuerte das Unterdeck an. ~ „Oh Olaf. Und es war nicht mehr zu retten?“, fragte Isbjorg sanft und drückte die Hand ihres Freundes. Mit dem gesunden Auge, blickte er sie an und schüttelte sachte mit dem Kopf. „Verdammt“, knurrte sie leise und presste einen Kuss auf seine Fingerknöchel. „Ich kann mich noch an den tiefen Schnitt in deinem Gesicht erinnern, als du mir geholfen hattest, Marco auf die Beine zu hieven. Es tut mir so leid.“ „Braucht es nicht. Ich denke doch, ich werde mich recht schnell daran gewöhnen. Und sieh es mal so, Schwester. Jetzt hab ich einen Grund, eine Augenklappe zu tragen und sehe damit dann wie ein echter Pirat aus. Arrrr“, murmelte er und kicherte danach spitzbübisch auf. „Spinner. Ich beneide dich um deinen Optimismus, mein Freund. Und jetzt schlafe noch etwas. Du musst dich noch erholen“, kicherte die Nordfrau und streichelte ihm über den Kopf. Olaf nickte und schloss das Auge. Is blickte sich um und bemerkte wie sie von Ace und Thatch gemustert wurde. Thatch hütete ebenfalls noch das Bett, mit fest verbundenem Arm. Ace ging es gut und er leistete seinem Freund Gesellschaft. „Hallo Jungs“, trällerte Is und schlenderte zu den beiden. „Hi Is“, gluckste Thatch und Ace nickte nur grinsend. „Wie geht’s deinem Kopf?“, fragte Ace und sie nickte nur. „Bestens. Was macht der Arm Thatchy?“, fragte sie nun und setzte sich auf die Bettkante. „Er juckt wie bekloppt, aber ich habe keine Schmerzen“, erklärte er und klopfte auf den Verband. Sachte nickte Is und die Drei schauten sich zufrieden an. Eine ganze Weile saßen sie da, unterhielten sich leise und blödelten in alter Manier herum. Sie kicherten, schnitten sich Grimassen oder erzählten sich lustige Geschichten, so dass man hätte meinen können, dort säßen drei Kinder und keine erwachsenen Menschen, die zudem noch gefürchtete Piraten sein wollten. Die Anwesenden, die wach waren beobachteten sie belustigt, aber die die schliefen, bekamen davon zum Glück nichts mit. Den Trotz des typischen Verhaltens der drei Chaoten, verhielten sie sich respektabel und leise. Nach einer Weile öffnete sich die Tür zum Krankenzimmer und Marco trat herein. Er blickte sich um, doch entdeckte er Isbjorg fast augenblicklich und bewegte sich in ihre Richtung. Das Lachen auf Isbjorgs Gesicht erlosch und sie blickte Marco verunsichert an. Ein Schatten lag über seinen Augen, die Gesichtszüge wirkten ernst und verkrampft. „Darf ich dich mal unter vier Augen sprechen Is? Es ist wirklich ausgesprochen wichtig“, presste er die Worte hervor und stumm nickte die Nordfrau. Sie nickte Ace zu und drückte kurz Thatchs Hand, ehe sie Marco folgte. Stumm folgte sie ihm, auch wenn die Neugier wie loderndes Feuer in ihr brannte. Nachdenklich malträtierte sie mal wieder ihre Unterlippe und sie spürte, wir ihr Herzschlag immer kräftiger gegen ihren Brustkorb hämmerte. Irgendetwas war geschehen, weil sie konnte sich nicht erinnern, Marco jemals so düster gesehen zu haben. Er ging schnellen Schrittes die Treppe hoch und steuerte seine Kajüte an. Is versuchte Schritt zu halten und folgte ihm weiterhin stumm. Er stieß seine Tür auf und wartete, bis Isbjorg hinein huschen konnte, ehe er sie relativ unsanft wieder zustieß. Marco stand da, die Arme verschränkt und blickte zu Boden. Er schien krampfhaft zu überlegen, wie er anfangen sollte. „Bei Talos! Jetzt sprich endlich. Was habe ich schon wieder angestellt?“, zischte sie ihn an und erschrocken, sowie verwundert, blickte er zu ihr. Sachte schüttelte er mit dem Kopf. „Weil ich wüsste echt nicht was. Ich kann nämlich voller Stolz sagen, dass ich die letzte Zeit, die Tugend selbst war“, nickte sie entschlossen und Marco legte den Kopf schief. „Du und Tugendhaft? Das ich nicht lache. Du bist alles, aber sicherlich nicht die Tugend selbst“, brummte er, endlich nicht mehr seiner Stimme beraubt und rang sich zu einem leichten Lächeln durch. „Was ist dann geschehen?“ fragte Isbjorg sanft und setzte sich auf sein Sofa. Sie klopfte mit der Hand neben sich, um ihm zu signalisieren, er solle sich doch bitte setzen. Marco atmete tief durch, nickte und nahm an ihrer Seite platz. „Es geht um unser nächstes Ziel. Unser Schiff ist schwer beschädigt. Wir müssen dringend den nächsten Hafen erreichen, um es reparieren zu lassen. Und der nächste Hafen, ist auf einer Insel, mit der ich leider in Verbindung stehe. Dort wurde ich geboren. Wir halten am anderen Ende der Insel. Diese Stadt dort ist Piraten zugänglicher, als meine Geburtsstadt. Und jetzt wo ich gezwungen werde, wieder dorthin zurück zu kehren, werde ich es nutzen, um einige Dinge aufzuarbeiten. Vater möchte aber nicht, dass ich das alleine mache, aus guten Gründen. Er möchte, dass ich jemanden mitnehme, dem ich blind vertraue. Ich musste nicht lange überlegen und wollte dich bitten, mich zu begleiten“, presste er die Worte hervor und es fiel ihm sichtlich schwer. Besorgt musterte die Nordfrau ihn und schluckte. „Selbstverständlich begleite ich dich. Hat diese Insel etwas mit deinen Alpträumen zu tun?“, fragte sie ihn gerade heraus und erschrocken weiteten sich seine Augen. Marco knirschte mit den Zähnen und blickte weg. „Marco...“, flüsterte sie und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Zaghaft nickte er. „Diese Insel IST mein Alptraum“, knurrte er. Leise seufzte Is und umarmte ihn. Er ließ es zu, auch wenn er sich anfangs losreißen wollte und drückte sich letztendlich erleichtert an sie. „Du musst da nicht mehr alleine durch. Wir sind doch schließlich ein Team, oder? Ich steh dir zur Seite“, flüsterte sie und er nickte. „Danke“, murmelte er und schloss kurz die Augen. „Außerdem habe ich schon gegen Drachen gekämpft und gesiegt. Wenn es sein muss mache ich das Selbe mit der Insel.“ Leise lachte Marco auf und schüttelte nur mit dem Kopf. „Erklärst du mir jetzt, was das da vorhin im Gespräch war? Also von wegen 'Blut ist mächtig. Blut findet immer einen Weg'“, fragte nun Marco um das Thema zu wechseln und sie seufzte. „Mit dem Zauber kann ich einen mächtigen Geist beschwören“, fing sie an zu erklären und Marco hob den Kopf. „Das ist Nekromantie!“, zischte er empört und sie grinste schief. „Ja. Und? Schau mich nicht so entsetzt an. Er ist ein Meisterassassine, der sein Leben Sithis widmete. Genau wie ich nun. In einhundert Jahren, beschwört vielleicht ein Assassine meinen Geist herauf und es ist okay. Dafür tun wir das doch! Und jetzt genug über die Debatte zu diversen Moralvorstellungen. Dieser Geist. Also dieser Assassine ist niemand geringeres als Lucien Lachance. Er ist nicht irgendein Assassine, er ist DER Assassine. Und ich entstamme seiner Blutlinie. Er war mit meiner Urgroßmutter liiert und ist der Vater meiner Großmutter. Leider hat er nie sein Kind kennen gelernt. Er wusste vermutlich nicht einmal, dass meine Urgroßmutter schwanger von ihm war, denn er starb sehr früh“, erzähle sie ihm stolz diese Geschichte. „Also kommst du aus einer Assassinen Familie? Das würde zumindest so Einiges erklären...“, murmelte er und knuffte ihr in die Seite. „Nein, nicht direkt“, erklärte sie und lachte. „Weder meine Großmutter, noch meine Mutter waren Assassinen. Nachdem Lucien getötet wurde, übte meine Urgroßmutter blutige Rache und verließ danach die Dunkle Bruderschaft. Immerhin erwartete sie Nachwuchs. Meine Großmutter wurde eine Händlerin und meine Mutter eine Alchemistin. Auch wenn meine Mutter wohl dem ein oder anderem Meuchelmörder schon das eine oder andere Gift zusammen gemischt hatte. Aber das habe ich auch erst viele Jahre später erfahren. Genauso die Geschichte mit meiner Urgroßmutter. Wie ich sagte, Blut ist mächtig und findet immer einen Weg. Auch wenn es die ein oder andere Generation überspringt. Früher oder später kehrt es immer zu seinen Wurzeln zurück.“ Fasziniert nickte Marco. „Gut gesprochen“, brummte er und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter. Is winkelte automatisch den Arm an um ihre Hand auf seine Wange zu legen. „Wann sind wir bei dieser Insel?“, fragte sie vorsichtig. „Wenn wir die Nacht durchsegeln, dann morgen früh“, antwortete er und seufzte angespannt auf. „Du Is? Ich hätte eine Bitte“, murmelte er und suchte die richtigen Worte. Sie brummte leise eine Bestätigung und er atmete tief ein. „Diese Insel... beziehungsweise meine Geburtsstadt lebt etwas... nun wie soll ich es sagen? Konventionell? Und ich bezweifle, dass sich das in den Jahren geändert hat. Ich möchte dich bitten, dich unauffällig zu kleiden. Ich werde da schon genug auffallen, spätestens wenn mich jemand erkennt. Ich will nicht, dass du ebenfalls direkt ins Kreuzfeuer gerätst“, erklärte er sanft und sie grübelte. „Befürchtest du einen Angriff?“, fragte sie und er zuckte mit den Schultern. „Schon möglich. Aber ich denke eher nicht. Zumindest nichts, womit wir nicht fertig werden. Aber wir müssen es ja nicht gleich provozieren.“ „Kannst du bitte etwas Genauer werden, wenn du von unauffällig sprichst? Weil irgendwas sagt mir, dass du damit nicht meine Assassinentracht meinst?“, fragte sie weiter und er gluckste. „Richtig erkannt. Diese Stadt ist ein wenig im letzten Jahrhundert hängen geblieben. Frauen in Hosen werden dort nicht gern gesehen. Selbst in deinem Killeroutfit, würdest du sofort auffallen“, brummte er und gluckste, weil Isbjorg entrüstet aufseufzte. „Ich soll ein verfluchtes Kleid anziehen? Ist das dein ernst?!“, polterte sie sogleich los und Marco kam nicht daran vorbei zu lachen. „Ja, bitte“, brummte er und grinste breit. Gereizt grummelte sie vor sich hin. „Na schön! Aber nur weil du es bist. Und wehe du lachst mich aus“, gab sie klein bei und er schüttelte mit dem Kopf. „Moment mal.... Ich habe gar kein Kleid“, fiel ihr plötzlich ein und sie grübelte, wann sie sich zuletzt so fraulich gekleidet hatte. Es war Jahre her. Sie hatte einmal einen Auftrag, wo sie an einem Bankett teilnehmen sollte, um irgend so eine Adelsfrau zu vergiften. Dort trug sie ein Kleid. Anfangs gefiel es ihr, weil das Kleid echt schön war, doch war dieser Fetzen unbequem und zudem noch unpraktisch. Die Bewegungseinschränkung war irre gewesen und hätte ihr fast den Auftrag versaut. Grübelnd schüttelte sie mit dem Kopf. „Frag doch einen der Mädels“, schlug Marco vor und sie nickte. „Gute Idee! Bis später“, murmelte sie und sprang auf. Marco hingegen kippte seitlich um, denn er lehnte noch immer an ihrer Schulter. Frech grinsend zwinkerte sie ihm zu und huschte aus dem Raum. ~ „Land in Sicht!“, brüllte Bruno übers Deck, der heute Dienst im Krähennest hatte. Marco stand an der Reling, starrte seinem Albtraum entgegen, der immer näher rückte und grübelte nervös vor sich hin. Er war zurück. Sein Blick verfinsterte sich stetig, je näher sie der Insel kamen. Whitebeard trat an ihn heran und stellte sich neben ihn. „Du schaffst das, mein Sohn. Hast du Isbjorg eingeweiht?“, fragte der alte Mann und Marco schüttelte mit dem Kopf. „Nicht direkt. Noch nicht. Sie weiß nur um meine Verbindung zu dieser Insel. Wie viel Zeit habe ich?“, fragte nun der Vize und Whitebeard überlegte. „Drei Tage. Bis dahin muss das Schiff fertig sein. Und ihr zwei unbeschadet zurück“, erklärte er und Marco nickte. „Die Crew weiß, dass ihr zwei das Schiff verlasst, aber nicht warum. Ich habe ihnen gesagt, ihr beide hättet einen wichtigen Auftrag“, erklärte der Kapitän weiter und Marco nickte ihm dankbar zu. Beide drehten sich neugierig um, als die Tür zum Speisesaal, schwungvoll aufschlug und Isbjorgs Meckern erklang. Marco wollte sie eigentlich mit einem dummen Spruch begrüßen, doch blieben ihm die Worte im Halse stecken. Die Mädels hatten sich alle Mühe gegeben. Vor ihm stand Isbjorg, die trotzig das Kinn vor reckte und trotzdem heller strahlte als die Sonne. Sie trug ein weißes Sommerkleid, nicht zu kurz, aber auch nicht zu lang, welches luftig bei jeder Bewegung wehte. Elena hatte Isbjorgs Haare geglättet und zu einem lockeren Zopf geflochten, während Sam ihr ein leichtes Make Up aufgelegt hatte, welches nicht nur ihrer zarten Gesichtsform schmeichelte, sondern auch ihre hohen Wangenknochen zur Geltung brachte. Sie trug flache, weiße Schuhe, denn mit Absätzen konnte die Assassinin nichts anfangen und in ihrer Hand eine weiße Tasche, in der sich vermutlich Kleidung zum wechseln befand, einige Pflegeprodukte und so wie er Isbjorg kannte, sicherlich auch ein paar Waffen. Marco war hin und weg. Nie zuvor wurde ihm so bewusst gezeigt, was für eine wunderschöne Frau Isbjorg sein konnte. Ihr Haar glänzte wie Gold im Licht der Sonne und er roch ein leichtes Parfum, welches nach Blumen roch. Was für Blumen wusste er nicht, aber es roch sehr angenehm. „Wow...“, hauchte er und Whitebeard gluckste. Beschämt stampfte Isbjorg in seine Richtung. „Dafür schuldest du mir was!“, zischte sie giftig. „Ich dachte schon, die blöden Weiber lassen mich gar nicht mehr gehen!“, brüllte sie nun fast. „Gern geschehen Isi“, trällerte ihr Sam entgegen. „Du siehst hübsch aus“, flötete nun Elena, breit grinsend. „Pass gut auf sie auf Marco. Die Männer werden Schlange stehen“, kicherte jetzt Haruta und Isbjorg verdrehte nur die Augen. „Kannst du den Mund auch wieder schließen? Du siehst aus wie ein Idiot“, grummelte nun Isbjorg in Marcos Richtung, der seinen Mund so plötzlich wieder schloss, dass seine Zähne aufeinander knallten. Er war aber glücklicherweise nicht der Einzige, der sie so anstarrte. Vor der kompletten Crew, stand eine völlig neue Isbjorg. Schwer atmete Marco aus und räusperte sich verlegen. „Können wir?“, fragte er leise und sie nickte. Er half ihr von Bord, denn springen wollte sie diesmal nicht. Die Crew ging es nämlich nichts an, welche Unterwäsche sie trug. Während sie nämlich auf dem Deck diskutiert hatten, legte das Schiff im Hafen an und wurde sicher vertaut. Als beide festen Boden unter den Füßen hatten, schwang Marco sich seine Tasche über die Schulter, atmete tief ein und nickte in Richtung einer breiten Straße, die in einen Wald zu führen schien. Dann setzten sie sich in Bewegung. Es war ein sehr heißer Tag heute und umso erleichterter waren beide, als sie in den Wald traten und die kühlenden Schatten empfingen. „Danke, dass du mich begleitest“, murmelte der Phönix und Isbjorg lächelte ihn an. „Gern. Du siehst gut aus. Auch zugeknöpft stehen dir deine Hemden“, sprach sie und grinste ihn an. Marco erwiderte ihr Kompliment mit einem leichten Lächeln. Stumm gingen beide weiter. Marco erwischte sich immer wieder, wie sein Blick zu ihr glitt und er schalt sich einen Narren. „Warum schaust du ständig so?“, fragte sie grummelnd und er schüttelte mit dem Kopf. „Du siehst so anders aus“, sprach er leise, fast flüsternd. „Ja nicht wahr? Ich finde das ziemlich gruselig!“, maulte sie gleich wieder los und er lachte auf. „Nein, nicht gruselig. Du siehst sehr hübsch aus“, presste er die Worte hervor und fühlte sich prompt wieder wie ein Idiot. Er war einfach nicht gut darin, Komplimente zu verteilen. Schon gar nicht einer schönen Frau. „Ach?“, fragte sie, blieb stehen und zog eine Augenbraue hoch. Verwundert musterte Marco sie. Ihr blickte loderte herausfordernd auf. „Sonst nicht?“, fragte sie anfangs völlig ernst, doch grinste sie sogleich los. Marco seufzte und rieb sich mit der freien Hand den Nacken. „Doch natürlich. Was soll das jetzt?! Du weißt genau wie schön du bist! Bestätigung brauchst du sicherlich nicht, diesbezüglich“, platzte es zornig hervor und sie lachte lauthals los. „Es ist so niedlich, dich in Verlegenheit zu bringen“, lachte sie weiter, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und hakte sich bei ihm ein. „Auf geht’s. Wenn wir noch mehr trödeln, kommen wir niemals an“, sprach sie und zog sanft an seinem Arm. „Hätte ich nichts dagegen“, brummte Marco und ließ sich mitziehen. ~ Nach einer Weile traten sie durch ein großes Stadttor. Neugierig musterte Isbjorg die kleine Hafenstadt. Im Verhältnis zu anderen Hafenstädten, die Isbjorg mittlerweile kennen lernte, war diese sogar ausgesprochen klein. Direkt am Hafen befand sich wohl der Markt, denn dort hielten sich recht viele Menschen auf. Außerdem sah sie etliche Läden und geöffnete Stände und wie sie feststellen musste, hatte Marco recht. Die meisten Menschen waren ziemlich altmodisch gekleidet. Die Häuser der Stadt selbst bestanden aus Holzhütten und Häusern, die allesamt in unterschiedlichen Farben angemalt waren. Alles in allem wirkte dieser Ort sehr freundlich und friedlich. Und trotz des altmodischen Kontrastes, machte diese Stadt einen sehr besucherfreundlichen Eindruck. Isbjorg blickte sich weiter um und entdeckte hoch oben im Wald ein ziemlich neumodisches Gebäude. Sogleich verzog sie genervt das Gesicht. Eine Marinebasis. „Die ist neu“, murmelte Marco erstaunt, denn er war ihrem Blick gefolgt. „Unten am Hafen sollten wir ein Hotel finden“, flüsterte er bedrückt und setzte sich wieder in Bewegung. Isbjorg folgte ihm stumm und blickte sich weiter neugierig um. Nach einer Weile stoppte Marco und öffnete eine Tür. Er hielt sie ihr auf und sie fanden sich in einem kleinen, aber charmanten Hotelfoyer wieder. „Oh das ist ja hübsch hier“, murmelte Isbjorg und blickte sich erstaunt um. Marco hingegen zuckte nur mit den Schultern und ging zu einem großen Tresen, aus poliertem Mahagoniholz. Dahinter stand ein älterer Mann, ebenfalls sehr altmodisch gekleidet, der die beiden freundlich musterte. „Guten Tag die Dame und der Herr. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, sprach er freundlich und nickte den beiden zu. „Wir würden uns gerne für zwei Nächte hier einmieten, wenn das noch geht. Es ist ja einiges los hier in der Stadt“, sprach Marco und begeistert nickte der Mann. „Ja. Seit die Marinebasis hier steht, haben wir oft viele Besucher. Und aktuell veranstaltet die Marine eine Besuchermesse. Sehr schön ausgeschmückt, aber letztendlich dient es wohl nur dazu, neue Rekruten zu finden. Aber verzeihen Sie, ich fange schon wieder an zu plaudern. Einen Moment bitte“, sprach er freundlich und lachte leise auf. Dann schlug er ein großes Buch auf, blätterte kurz darin und nickte dann wieder. „Sie beide haben wirklich ausgesprochenes Glück. Wir haben noch genau ein Doppelzimmer frei. Auf welchen Namen soll ich es reservieren?“, fragte er und die beiden Piraten blickten sich fragend an. „Marco und Isbjorg Schildbrecher“, sprach nun Isbjorg, bevor Marco reagieren konnte und zufrieden nickte der Mann. „Bitte sehr. Die Treppe hoch und dann gleich rechts. Zimmer zwölf“, sprach der Mann weiter und reichte Marco den Schlüssel. „Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt und bei Fragen, können Sie sich jederzeit an mich wenden“, rief er den beiden noch hinterher und sowohl Marco als auch Isbjorg bedankten sich. Sie stiegen die Treppe hinauf und bogen rechts ab. Marco schloss das Zimmer auf und sie betraten ein sehr geräumiges Hotelzimmer. Links von den beiden befand sich ein Tisch, mit einem Sofa und einem Sessel, auf den die beiden erst einmal ihre Taschen stellten. Weiter hinten im Raum stand ein großes Doppelbett und gegenüber der beiden eine schöne Fensterwand, mit dazugehörigen Vorhängen. Sie hatten einen herrlichen Blick aufs Meer. „War es wirklich nötig, aus mir einen Schildbrecher zu machen?“, fragte Marco, noch immer verwundert. „Natürlich. Du hast doch gesagt, wir sollen uns unauffällig verhalten. Und du hast da unten zu langsam reagiert und warst kurz davor „ähm“ zu sagen. Sehr auffällig übrigens. Außerdem hast du mir doch selbst erzählt, wie streng konventionell die hier alle sind. Was macht das denn dann für einen Eindruck, wenn wir uns mit unterschiedlichen Namen registrieren? So denkt nun die Grinsebacke da unten, dass wir verheiratet sind und schöpft keinen Verdacht, oder fängt an zu tratschen“, erklärte Isbjorg und klopfte ihm auf die Schulter. Überlegen lächelte sie und Marco seufzte nur. „Du hast natürlich recht. Clevere Göre“, brummte er und streckte ihr die Zunge raus. Isbjorg nahm Schwung und schmiss sich laut lachend, auf das weiche Doppelbett. „Hach.... das ist bequem. Und breit genug, dass wir uns nicht auf die Pelle rücken“, murmelte sie und schloss kurz die Augen. Marco nahm auf der Bettkante platz und kam nicht daran vorbei, kurz ihre langen Beine zu mustern. Er atmete tief aus und schüttelte den Kopf. »Konzentriere dich, du Schwachkopf!«, schimpfte er mit sich selbst. Langsam setzte sie sich auf und überlegte. „Wie wäre es mit einer kurzen Besprechung? Was hast du vor? Was willst du hier tun? Und wie kann ich dir dabei helfen? So etwas eben“, murmelte sie und rutschte zu ihm an die Bettkante. „Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht so richtig. Ich bin nicht mal mehr sicher, ob es eine gute Idee war, hier her zu kommen. Eigentlich war es mehr oder weniger ein Befehl von Vater. Er will, dass ich lerne, mit dieser Insel und den Menschen hier abzuschließen. Er hofft, dann hören die Alpträume auf. Was denkst du, Is? Könnte es funktionieren?“, murmelte er und knirschte mit den Zähnen. Isbjorg grübelte, nickte aber daraufhin entschlossen. „Ich weiß nicht, was hier alles Geschehen ist, dass du eben diese Alpträume hast. Aber ich denke, dass wirst du mir früher oder später schon erzählen. Aber ich denke schon, dass Vater weiß was er tut. Beziehungsweise weiß was gut für dich ist. Und ich denke, das hier könnte schon funktionieren, auf die ein oder andere Art. Wir sollten es zumindest versuchen, meinst du nicht auch?“, fragte sie und schubste ihn sanft an. Er lächelte schwach und nickte. „Du hast recht. Lass uns raus gehen und ich zeige dir den Ort. Stück für Stück.“ Marco sprang auf und hielt Isbjorg die Hand hin. Sie hingegen lächelte, ergriff seine Hand und ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. Gemeinsam verließen sie das Zimmer, schlossen ab und gingen aus dem Hotel raus, auf die belebte Straße. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)