Himmelskind von EvilKiss ================================================================================ Kapitel 9: Raserei - Rache schmeckt bitter ------------------------------------------ Zwei Wochen waren vergangen und Isbjorg war wieder Fit wie eh und je. Ab und an zog es ihr zwar noch in der Schulter, aber das war selten. Sie konnte wieder schwer heben, trainieren und allgemein Arbeiten. „Wann legen wir denn mal wieder an einer Insel an, weißt du das?“, fragte Isbjorg Vista, mit dem sie in letzter Zeit häufig herumhing. Wann immer in Marcos Arbeitsplan ein Spielraum war, gesellte sie sich zu ihm. „In ein paar Tagen müssten wir wieder anlegen. Blue Peak, heißt die Insel. Glaube ich zumindest. Dort ist eine große Marine Basis, also müssen wir wachsam sein. Aber solange alles ruhig läuft und wir uns benehmen, werden sie uns schon dulden müssen“, erklärte Vista und Is nickte. Auch Vista mochte ihre Anwesenheit. Mit ihr konnte er sich so herrlich unterhalten und auch das Training, machte ihm eine Menge Spaß. Sie war sehr lernwillig und er bedauerte es, dass sie nicht in seiner Division war. „Hast du Lust auf eine zweite Trainingsrunde?", fragte das Blumenschwert und begeistert nickte die Nordfrau auf. Und so trainierten sie den restlichen Nachmittag, voller Begeisterung. Gegen Abend hörten die beiden erschöpft auf. Zumindest Isbjorg war erschöpft, denn Vista hatte da bei weitem mehr Ausdauer, wie sie. „Du wirst immer besser“, grinste er sie erfreut an. „Danke,“ nuschelte sie erschöpft, schenkte ihm aber ein Lächeln. Nach einer Weile, als die Mannschaft sich gerade aufraffen wollte um den Speisesaal aufzusuchen, wurde die komplette Aufmerksamkeit zum Himmel gelenkt. Denn der krächzende Ruf, eines Raben ertönte. „Bin ich bescheuert?! Was sucht denn ein Rabe auf hoher See?“, fragte Jozu perplex und erntete Schulterzucken. Der Rabe zog seine Kreise über dem Schiff und stieß immer wieder seinen Ruf aus. Mit überrascht geweiteten Augen, trat Isbjorg aus dem Schatten und stand nun mittig auf dem Deck. „Der Bote...“ flüsterte sie. Und prompt legte sie Zeigefinger und Daumen, zum Kreis geformt, an die Lippen und stieß einen lauten Pfiff aus. Erneut rief der Rabe und flog in Richtung Deck. Is streckte ihm ihren gebeugten Arm entgegen. Augenblicklich landete er auf Isbjorgs Arm. „Is? Was will das Vieh hier?“, fragte Marco verdattert und musterte das schwarze Tier. „Schnauze! Das ist kein Vieh. Das ist Nachtschatten, der Bote. Hör nicht auf das Fallobst, verehrter Nachtschatten“, flüsterte sie und streichelte dem Raben über den Kopf. Der Rabe plusterte sein Gefieder auf und streckte ihr seinen Kopf entgegen. „Was hast du mir denn mitgebracht, mein Hübscher?“, fragte Is leise und der Rabe senkte seinen Kopf. Er trug eine Flugtasche, die normalerweise Falken trugen, auf seinem Rücken. Isbjorg öffnete sie und zog einen kleinen Brief, sowie ein dickes Amulett aus der Tasche. Als sie das Amulett öffnete, entpuppte sich dieses als kleiner Kompass, der zuckend noch Nord-Osten zeigte. Also genau dem Kurs folgend. Is öffnete den Brief und las ihn durch, während die Crew sie nachdenklich beobachtete. Mit jeder Zeile wurde sie blasser und ihr Blick ernster. „Ein Kompass wird dir aber nicht viel nützen. Wir befinden uns immerhin auf der Grand Line“, sprach auf einmal Teach los und klopfte ihr auf die Schulter. Entrüstet krächzte Nachtschatten und breitete drohend die Flügel aus. Is faltete den Brief wieder zusammen, denn es ging ihn gar nichts an, was darin stand. „Ruhig, Nachtschatten“, sprach Is sanft dem Vogel zu und dieser legte langsam die Flügel wieder an den Körper. Dann drehte sie sich zu Teach um und musterte diesen provokant. Sie mochte ihn nicht sonderlich, auch wenn sie noch nie viel miteinander gesprochen hatten. „Das weiß ich selbst, Mister Neunmalklug! Das ist ja auch kein normaler Kompass!...Ach vergiss es!“, zischte sie und zuckte mit dem Arm, auf dem Nachtschatten saß. Dieser verstand und hüpfte auf ihre Schulter. Mit einem grimmigen Blick, schüttelte sie ihre freie Hand und bildete mit den Fingern, das Zeichen des Feuers. Sofort entflammte knisternd ein Feuerball in ihrer Hand. Überrascht wurde sie von der Mannschaft angestarrt. „Hey!“, protestierte Ace los, „das ist meine Aufgabe!“ Und mit einem Schmollmund wand er sein Gesicht ab. Isbjorg ignorierte seinen Protest und hielt den Brief über die Flammen. Sofort fing er Feuer. Asche und Funken stoben in die Luft. Ein kleiner Brieffetzen flog in die Luft und landete vor Marcos Füßen. Er las den Namen „Astrid“ und mit der nächsten Windböe flog dieser Fetzen auch schon wieder kreisend davon. Nachdenklich blickte er sie an. Isbjorg hatte die Augen geschlossen und schüttelte wieder ihre Hand. Der Feuerball flog mit einem Zischen in den Himmel und verschwand. „Ist alles in Ordnung, Isi?“, fragte Jozu zögerlich und sie öffnete die Augen. Normalerweise schmunzelte sie, wenn er sie „Isi“ nannte, was neuerdings sein Lieblingskosename für sie war, doch diesmal blieb ihr Blick ernst und unberührt. „Ja. Alles prima“, nuschelte sie und ging mit Nachtschatten auf der Schulter in den Speisesaal. Einige Crewmitglieder, unter anderem Izou und Haruta, saßen schon im Speisesaal und musterten nun neugierig den Raben. Is ging zum Essenstisch und schnappte sich eine kleine Schale. In diese füllte sie frisches Wasser und ging zu ihrem Platz. Dort stellte sie die Schüssel auf den Tisch. Nachtschatten sprang auf den Tisch und trank hastig das Wasser. „Du kriegst später was zu Essen, mein Freund“, flüsterte sie und die Tür zum Speisesaal ging auf. Whitebeard und die Crewmitglieder vom Deck traten ein. Marco blickte grimmig zu Nachtschatten und schüttelte verständnislos mit dem Kopf. Isbjorg saß währenddessen nachdenklich auf ihrem Stuhl und tippe sich immer wieder mit dem Zeigefinger gegen das Kinn. „Muss dieses Vieh auf dem Tisch rumspringen?!“, zischte er und setzte sich auf seinen Platz. „Bist du immer so freundlich zu Gästen?“, fragte Is kühl. „Gast? Das ist ein dreckiges Federvieh! Hast du ihn dir mal angeschaut?! Wer weiß, wo der schon alles war!“ knurrte er, denn ihre kühle Art brachte ihn oftmals zur Weißglut. Isbjorg lachte grimmig auf. „DU doch auch und du darfst trotzdem am Tisch sitzen!“, konterte sie mit einer Gleichgültigkeit, wie nur sie es beherrschte. Ein leises Kichern ging durch die Crew und Marco platzte fast. „Jetzt beruhigt euch!“, schritt Whitebeard ein und betrachtete den Raben. „Meinetwegen kann der Rabe bleiben“, brummte der Alte und Isbjorg nickte ihm dankend zu. Marco funkelte sie wütend an, doch sie streckte ihm bloß frech die Zunge raus. Sie strich Nachtschatten übers Gefieder und versank wieder in Gedanken an den Brief. … Seit zwei Tagen war Nachtschatten nun schon an Bord und begleitete Isbjorg auf Schritt und Tritt. Ständig hockte er auf ihrer Schulter, wenn sie außerhalb von ihrer Kajüte war. Mittlerweile hatte sie sich auch schon an sein Gewicht gewöhnt, denn immerhin war Nachtschatten ein ausgewachsener Kolkrabe und diese wiegen nicht gerade wenig. War sie allerdings in ihrer Kajüte, beanspruchte Nachtschatten den Platz auf ihrem Regal. Seit der Rabe aufgetaucht war, war sie nicht mehr die Selbe. Sie sagte kaum ein Wort und starrte ständig Löcher in die Luft oder auf den mysteriösen Kompass. Die Schiffsglocke ertönte und Isbjorg horchte auf, denn ihr Bullauge in der Kajüte war nun ständig geöffnet, damit Nachtschatten raus und wieder rein konnte, wenn ihm danach war. „Land in Sicht!“, rief der Späher aus dem Krähennest und die Crew tummelte sich zunehmend auf dem Deck. Isbjorg hingegen stand von ihrem Schreibtisch auf. >Es geht los...<, dachte sie und zog sich für ihren unerlaubten Landgang um. Denn nach dem letzten heftigen Streit, zwischen ihr und Marco, hatte dieser ihr verboten bei diesem Landgang von Deck zu gehen. Denn aufgrund der Marine Basis, durften sowieso nur eine begrenzte Anzahl von Crew Mitgliedern von Bord. Alles andere, hätte die Marine nicht geduldet und Whitebeard war nicht darauf aus, die Marine dieses mal zu provozieren. Also beugte er sich den Regeln, denn sie brauchten frische Vorräte. Aber Is hatte definitiv nicht vor, sich an Marcos Verbot zu halten und so schmiss sie sich in ihre Assassinen Kampfkleidung. Als das Schiff in den Hafen einlief, trat sie auf das Deck, ging zur Reling der hafennahen Schiffsseite und schaute auf den Hafen. Sie trug ihre weiße Assassinen Kutte in voller Montur. Mit Kapuze, Nierenschutz, Waffen, Lederhose, Stiefel, Handschuhe und Armschoner, sowie ihren vollen Köcher mit den neuen Pfeilen. Denn auch der Nachtigallbogen prangte auf ihrem Rücken. >Sehr gut. Flachdächer...< grübelte sie über die Gebäude und wartete bis das Schiff nun anlegte. Sanft legte sich eine Hand auf ihre Schulter und sie brauchte nicht einmal aufschauen, um zu wissen wer sie gleich nerven würde. „Was soll das? Du hast keinen Landgang, Is“, fragte Marco ernst, doch reagierte sie nicht. Sie klappte den Kompass auf und starrte die Nadel an. „Warum hast du deine Kampfkleidung an?“, startete er einen neuen Versuch und bemerkte wie sie kurz auf zuckte, denn die Kompassnadel schlug heftig nach Nord-Osten aus. Isbjorg spürte ein erregendes Kribbeln in ihren Händen und sie suchte intensiv mit den Augen den Hafen ab. Und dann sah sie das Ziel. So dicht vor ihr, dass ihre Sinne für einen Moment taub wurden. Der Anker wurde ausgeworfen und die Crew machte sich bereit, ihre Auserwählten an Land zu schicken. Die Menschen am Hafen warfen den Piraten zwar misstrauische Blicke zu, doch kamen sie zu dem Entschluss, die Marine würde schon für ihre Sicherheit sorgen. Isbjorg hingegen kundschaftete derweil ihr Ziel aus und versuchte ihre Chancen und Möglichkeiten zu kalkulieren. Sie merkte aber recht schnell, dass es nur ein Hindernis gab welches sie zu überwinden hatte. Nämlich Marco. Denn ihre Beute war sich keiner Gefahr bewusst. Sie musterten zwar kurz das Piratenschiff, doch entdeckten sie ihren Henker nicht, denn Is war einfach zu unauffällig in ihrer Kleidung. Isbjorg dachte kurz nach und drehte sich dann langsam zu Marco um. Fragend hob er die Augenbrauen, denn er wartete noch immer auf eine Antwort von ihr. Sie legte ihren Blick in den Himmel, über seine Schulter und riss erschrocken die Augen weit auf. Auch ihren Mund öffnete sie ein Stück, als wolle sie etwas sagen, doch blieb sie stumm. „Was ist?“, fragte Marco und drehte sich um. Suchend blickte er in den Himmel. „Is, was ist denn?!“, zischte er gereizt, denn er sah nichts. Doch als er sich wieder umdrehte, sah er gerade noch, wie sie mit gebeugten Knien auf dem Kai landete und geschwind durch die Menschenmasse davon lief. „Isbjorg!“, fauchte Marco ihr wütend hinterher und sprang ebenfalls von Bord. Is warf einen Blick über ihre Schulter, sah ihn und nahm an Tempo zu. Geschickt lief sie durch die Menschenschlangen, ohne jemanden zu belästigen. Die Meisten bemerkten sie noch nicht einmal. Als sie durch war, verschwand sie rennend in eine dunkle Gasse. Auch Marco drängelte sich durch, doch war er da weniger geschickt. Protestrufe und Flüche begleiteten ihn und ein paar mal wurde er auch weg geschubst, doch ignorierte er das, denn er durfte sie nicht verlieren. Zornig rannte er in die Gasse, immer weiter bis er an einer Kreuzung stehen blieb. >Verdammt! Wo ist diese störrische Ziege?!<, schimpfte er in Gedanken und blickte sich um. Und dann sah er sie, wie sich gerade locker auf ein Hausdach schwang und verschwand. „So leicht wirst du mich nicht los!“, zischte er und schwang sich in die Lüfte. Auf dem Dach landete er und beobachtete wie sie geschickt von Dach zu Dach sprang und sich somit immer weiter entfernte. In seiner Phönix Gestalt hätte er sie spielend leicht eingeholt, doch durfte er nicht. Die Leute würden ihn sofort bemerken und die Marine würde das wohl als Provokation ansehen und reagieren. Also sprang er ihr normal hinterher. Auf einem der Dächer blieb sie dann stehen und ging direkt in die Hocke. Sie zückte ihren Bogen, legte einen Pfeil an und zielte. Dabei variierte sie mit der Spannung der Sehne und ging in den Einbeinkniestand. „Was tust du da?!“, fauchte Marco wütend und sprang zu ihr aufs Dach. Sie ignorierte ihn und zielte in den Himmel. Zischend flog der Pfeil in die Luft und nach kurzer Zeit, traf er sein Ziel. Unten am Hafen sackte ein Mann, in einer schwarz-goldenen Kutte zu Boden, den Pfeil senkrecht im Kopf stecken. Isbjorg drehte sich flink um und verpasste Marco einen kräftigen Stoß, so dass er rücklings vom Dach fiel und in einem Holzkarren landete, der daraufhin zerbrach. Is hingegen versteckte sich hinter einem Schornstein, zählte leise bis Fünf und sprintete dann zu einem anderen Dach. Von dort aus hüpfte sie an eine Laterne, rutschte diese zur Hälfte runter und stieß sich dann gekonnt mit den Füßen so ab, dass sie auf dem Dach eines Marktstandes landete. Um die Leiche standen viele Schaulustige die besorgt und geschockt, den Toten anstarrten. Unruhe breitete sich allmählich aus. Vier weitere Männer, in schwarz-goldenen Kutten blickten sich aus angriffslustigen und rachsüchtigen Augen um, in der Hoffnung den Mörder ausfindig zu machen, doch ohne Erfolg. Isbjorg gab ihnen aber kaum Zeit zum umblicken und warf zwei Wurfmesser. Zwei weitere Kuttenträger gingen röchelnd zu Boden, jeweils mit einem Wurfmesser im Hals. Isbjorg ging erneut in Deckung und tauchte in der verstörten Menge unter. Langsam machte sich Angst zwischen den Menschen breit und sie fingen an zu drängeln. Die eine Hälfte wollte weg von dem Schauplatz und in Sicherheit, die Andere weiter vor um zu Gaffen und genau diese Unruhe nutzte Isbjorg aus, um näher an die zwei verbleibenden Opfer zu gelangen. Zielstrebig ging sie auf die Männer zu, beugte ihr linkes Handgelenk und die versteckte Klinge zischte zwischen Mittel und Kleinfinger hervor. Mit einem gezielten Sprung, rammte sie dem einen die Klinge in den Nacken. Er stöhnte kurz erschrocken auf und sackte dann in sich zusammen. Der Letzte aus ihrer Beute, starrte sie geschockt an. „Ihr?! IHR seid das?!“, rief er verstört aus und zog sofort sein Schwert. Doch hatte er dann schon ihren Dolch im Magen stecken. Keuchend ging auch er zu Boden. Is zog den Dolch aus seinem Bauch, hielt ihm die Klinge an die Kehle und beugte sich über ihn. Hämisch lächelte sie auf ihn herab. Angestrengt atmend, starrte er ihr hasserfülltes Gesicht an. „Sie werden Euch kriegen, Isbjorg. Und dann bringen sie Euch zurück, nur um euch zu Tode zu foltern“, lachte der Todgeweihte leise auf. Seine spitzen, aristokratischen Gesichtszüge verzogen sich angestrengt zu einem Grinsen. „Grüß deinen Schöpfer, Ausgeburt!“, flüsterte Is und vollzog ihr Werk mit einem letzten Schnitt. Voller Panik kreischten Frauen auf. Die Angst machte sich nun endgültig breit, denn immerhin hockte die Mörderin nun genau vor ihnen. Von hinten drängelte sich jetzt eine Marine Einheit durch die panische Menschenmasse und Is warf einen Blick über ihre Schulter. Ihre Augen waren so eiskalt, so voller Hass, dass die wenigen Leute die noch in ihrer Nähe standen, erschrocken zurück wichen. Dann sprintete sie los. Schnell huschte sie durch die Gassen, erklomm Mauern und Zäune, bis sie abrupt stehen bleiben musste. Sackgasse! Mit einem gehetzten Blick, schaute sie sich um, doch hatte sie keine Möglichkeit die Häuserwände zu erklimmen, weil sie zu hoch hinaus ragten und keine Unebenheiten aufwiesen, zum festhalten. Brüllend hörte sie die Marine, die sich gefährlich schnell näherte. „Verdammt!“, flüsterte sie zischend und suchte einen Ausweg, als ein Blauer Schein auf sie zugeschossen kam. Krallen packten sie von hinten am Nierenschutz und zogen sie mit in die Luft. Schnell wie ein Geschoss, wurde sie aus der kleinen Hafenstadt transportiert. >Marco?<, fragte sie in Gedanken, doch hielt sie die Klappe, blickte nur ganz kurz hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Denn sie kostete den Moment, ihres erfolgreichen Auftrages so richtig aus. Und den Moment ihres pulsierenden Blutes. Das Kribbeln, welches ihren ganzen Körper erfüllte, war selten so intensiv wie an dem heutigen Tag, deswegen genoss sie es und schloss kurz die Augen. Auch Marco blieb still und bändigte seine Wut. Denn würde er dieser jetzt freien Lauf lassen, würde er etwas tun, was er später sicher bereute. Das wusste er. Deswegen flog er jetzt einfach immer höher. Seine guten Augen erfassten die Moby Dick sofort. Angestrengt konzentrierte er sich auf seine Teufelskräfte und kniff die Augen zusammen. Seine vogelhafte Weitsicht wurde aktiviert und er sah deutlich, dass eine Marine Einheit gerade das Deck der Moby Dick verließ. Whitebeard hatte sicher dafür gesorgt, dass die Crew nicht verdächtigt wurde. Marco sah wie einer der Späher im Krähennest ihn bemerkte und mit beiden Armen zu winkte. Dieser redete kurz mit Vater und sendete Marco dann einige Lichtsignale. Der Vize verstand und flog weiter ins Landesinnere, Richtung Ostseite der Insel. Die Moby Dick setzte die Segel und folgt ebenfalls den Kurs Richtung Osten. Marco und Isbjorg kamen an einer großen Bucht an und er vermutete, hier würde das Schiff den Anker auswerfen. Er flog seinem Heimatschiff entgegen und startete einen Landeanflug aufs Deck. Kurz über dem Deck, schleuderte er Isbjorg weg, die krachend auf dem Holz landete und sich ein paar mal überschlug. Auf dem Bauch blieb sie liegen und rührte sich einen Moment nicht. Dann rappelte sie sich langsam auf und rieb sich über den schmerzenden Hinterkopf. Sie kniete auf dem Deck und blickte sich gleichgültig um. Schnellen Schrittes kam Marco auf sie zu gestürmt und packte sie fest am Ellenbogen. Dann zog er sie auf die Beine und starrte sie wütend an. „Bist du eigentlich bescheuert?!“, schrie er und hätte ihr fast eine Kopfnuss verpasst, so ruckartig schnellte sein Kopf nach vorne. Ihre kalten Augen hingegen, blickten ruhig in die seine und sie sagte kein Wort. Noch immer verarbeitete sie dieses pulsierende Gefühl im Körper. Die Crew an Deck blieb still und sie beobachteten Marco. Immerhin gehörte sie zu seiner Division. Selbst Whitebeard schwieg, denn er wartete lediglich auf eine Erklärung. Es reichte, wenn Marco sich darum kümmerte. „Du kannst doch nicht einfach von Bord springen und Amok laufen! Verdammt, Isbjorg! Du hast gerade ohne Sinn und Verstand fünf Menschen getötet!“, schrie er weiter und raufte sich die Haare. „Was geht bloß in deinem Schädel vor sich?!“ „Sie waren keine Menschen.“ flüsterte sie kühl, ohne ihre Augen von seinen abzuwenden. Marco sah den Hass in ihren Augen, der aber nicht ihm galt und öffnete den Mund. Doch wusste er nicht was er sagen sollte. „Schwester...Was hast du dir nur dabei gedacht?“, brummte Olaf ruhig und schaute sie besorgt an. Isbjorg warf Olaf und Whitebeard einen kurzen Blick zu, doch dann schaute sie weiter ernst ihren Kommandanten an. „Thalmor!“, zischte sie leise und Marco hob beide Augenbrauen. Zu dem Hass in ihren Augen, folgte nun Schmerz. Ein sehr tief sitzender Schmerz. „Was?“, fragte Olaf Irritiert. „Sie waren THALMOR!“ schrie sie nun über das Deck und kniff beide Augen zusammen. „Thalmor? Dann hast du das einzig Richtige getan, Schwester!“, rief ihr Stammesbruder aus voller Überzeugung. „Entschuldige Vater, ich habe dir Schande bereitet, aber ich hatte meine Gründe“, flüsterte sie und warf einen kurzen, bitteren Blick zu Whitebeard. Marco legte beide Hände auf ihre Schultern und schüttelte sie kräftig. Verständnislos blickte er sie an und schüttelte mit dem Kopf. „Verdammt, Is!“, und er holte tief Luft. In seinem Blick schwang nicht nur Wut, sondern auch Sorge. „Was hat man dir angetan, dass du so kalt bist? Wer hat dich so zerstört?!“, rief er energisch und sie riss die Augen auf. Er sah, dass sie diese Frage verletzte. Ihre Lippen zitterten kurz und sie wand den Blick ab. Ruckartig ließ er sie los und ging davon. Er verstand sie einfach nicht. Kopfschüttelnd ging er am Deck lang, zu seiner Kajüte. Betreten blickten sich alle um und Isbjorg schlang langsam die Arme um sich. Unsicherheit breitete sich in ihr aus. Aber auch Scham, weil sie ihrer neuen Familie Schande bereitet hatte. „Isbjorg“, sprach Whitebeard sie leise an und ging zu ihr. Er berührte sie an der Schulter, doch zuckte sie weg, von der Berührung. Sie schämte sich, weil sie nicht in der Lage war, offen mit ihnen allen zu sprechen. „Du sagtest, du hattest deine Gründe. Dann werde ich das so akzeptieren. Und wenn du bereit bist sprich mit mir und erkläre mir, warum“, forderte er und vorsichtig nickte Is, ohne den Blick aufzurichten. Dann drehte sie sich langsam um und ging nach drinnen. Sie wollte nur noch in ihre Kajüte und alleine sein. In ihrer Kajüte zog sie sich um und warf sich aufs Bett. Nachdenklich drückte sie ihren Kopf ins Kissen und blieb regungslos liegen. Einzig ihr Rücken bewegte sich, durch ihre Atmung. Selbst Nachtschatten ließ sie in Ruhe und zog lieber seine Runden auf dem Deck und ärgerte die Crew Mitglieder. (Dieser Hass wird dich irgendwann endgültig zerstören) Hörte sie wieder diese vertraute Stimme in ihren Gedanken. „Du weißt genau, dass ich schon lange zerstört bin.“, antwortete sie leise. (Nein, das stimmt nicht. Vergrabe endlich diesen Hass auf die Thalmor. Isbjorg, ich mein es ernst. Mach dich doch nicht noch mehr kaputt!) „Meinen Hass vergraben? Das kann ich nicht“. (Doch das kannst du und du weißt auch genau wie. Also wage endlich diesen Schritt!) dröhnte die Stimme ernst in ihrem Kopf, doch verstummte sie danach direkt und meldete sich auch nicht mehr. Seufzend schloss Isbjorg die Augen und schlief kurze Zeit später ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)