Die Sonne von Shin Mazako von Akio21 ================================================================================ Heilung ------- „Komisch findest du mich?“ „Nein“, antwortete Wolfram und drückte Yuri zurück in das Kissen. „Ist doch auch egal. Gisela sagte, du musst dich ausruhen. Also mach das auch.“ Er runzelte misstrauisch die Stirn. „Na ja, bei dir kann man nie wissen, ich bleibe lieber hier und behalte dich im Auge.“ Wolfram setzte sich ans Fußende und sah Yuri besorgt an. Es war, als wäre er ein ganz anderer. Was – wenn er in dieser Welt nicht leben konnte? Musste er dann etwa zur Erde zurück? „Mach dir keine Sorgen.“ „Wie bitte? Warum sollte ich mir wohl Sorgen machen?“ Yuri entgegnete nichts, stattdessen schlug er die Decke wieder zurück und hielt seine recht Hand über die Brust. „Ähm, was tust du da?“ fragte Wolfram überrascht. „Heilen, was sonst.“ Eine blaugelbe Lichtkugel bildete sich unter seiner Handfläche, schwebte einen Augenblick lang über seiner Brust, und verschwand dann im Inneren seines Körpers. Überrascht beugte sich Wolfram über ihn. „Was? Aber Gisela sagte doch, mit deinem Körper sei alles in Ordnung?!“ „Ja, das stimmt auch. Geh mal von mir runter, ja? Ich will mich zudecken.“ Jetzt klingt er wieder normal, dachte Wolfram. Gisela musste etwas übersehen haben. „Also, - willst du dich jetzt doch ausruhen?“ „Hatte nie was anderes vor. Ich bin müde. Los, beweg dich.“ Wolfram stand auf und sah verwirrt zu, wie Yuri sich in die Decke wickelte und zur Seite drehte. Es dauerte nicht lange, und er war eingeschlafen. Irgendetwas stimmte hier doch nicht. Das lag nicht an Yuri. Aber er konnte schlecht zu Shinou gehen, und ihn fragen. Vielleicht wusste Konrad mehr? „Soviel zu deiner Strategie der Gewöhnung“, meinte Shinou. „Er hat das Siegel wieder geschlossen. Einfach mal so.“ Murata sagte nichts. „Also gut, dann machen wir es auf meine Weise.“ „Nein, warte noch.“ „Warten? Worauf denn? Das noch mehr Planeten sterben?“ „Warte einfach mal kurz“, erwiderte Murata gereizt. Als ob er nicht selbst wüsste, was für ein Chaos grade im Gange war. Aber – vielleicht konnte oder sollte er mit Yuri darüber reden. Murata drehte sich um und verließ den Tempel. Shinou sah ihm ausdruckslos hinterher. Murata ließ sich von einer Tempeljungfrau ein Pferd geben und ritt zum Schloss. Was sollte er Yuri nur sagen? Hi Alter, wie geht’s denn so? Also folgendes, wir müssen deine Seele mal eben in zwei Hälften reißen, eigentlich sind sie ja auch eigenständig, weißt du, sicher willst du wissen, wieso, also das ist deswegen weil – verdammt. Konrad saß auf der Treppe und knetete nervös seine Hände. Je länger er hier saß, desto absurder erschien es ihm. Wie ein Traum, den man langsam vergaß. Am liebsten wäre er noch mal zurück gegangen, um sich zu vergewissern, dass er sich geirrt hatte. Fast unbemerkt war Gisela an ihn heran getreten und setzte sich neben ihn auf die Treppe. Ihr Blick ging in die Leere. Konrad musste einfach mit jemandem sprechen, vielleicht konnte Gisela ihm erklären, was das eben gewesen war. Da oben, im Schlafzimmer des Königs. „Gisela, auf die Gefahr hin, dass du mich für verrückt erklärst, und das wirst du ganz sicher tun, wenn ich dir erzähle, was ich eben geglaubt habe, also – wie soll ich es sagen...“ Konrad suchte nach den passenden Worten. „Ich habe es auch gemerkt“, sagte Gisela nur. Konrad starrte sie an. „Hast du vergessen, wie nahe Julia und ich uns standen?“ „Oh.“ Das hatte er tatsächlich vergessen. Es war Gisela gewesen, die bei Julia geblieben war, als sie starb. „Aber – das kann doch nicht sein.“ „Du weißt doch, das wir solange wiedergeboren werden, bis wir oder besser unsere Seelen vollkommen sind?“ Sie sah wieder nach vorne. „Und trotzdem ist es seltsam.“ Gisela dachte also, Yuri wäre Julias Reinkarnation? Nein, der König. Ja, es war seltsam. „Du hast recht, wenn es tatsächlich so ist, dürfte er sich nicht an sein früheres Leben erinnern, natürlich immer vorausgesetzt, dass es so ist.“ Konrad konnte es oder wollte es nicht glauben. „Natürlich. Aber das habe ich nicht gemeint.“ „Was dann?“ Gisela schloss die Augen und schüttelte traurig den Kopf. „Gisela.“ Was war los mit dem König, war er etwa todkrank? „Da ist noch etwas anderes“, sagte sie so leise, als hätte sie Angst, jemand würde sie belauschen. „Hm?“ „Etwas Dunkles, Mächtiges und Böses.“ Julia und Böse? Konrad schüttelte den Kopf. Unmöglich. Eher konnten Pferde fliegen. Sie hörten beide ein Pferd wiehern und sahen auf. Als sie Murata erkannten, standen sie auf und grüßten ihn angemessen. „Hallo“, Murata beachtete sie kaum und ging an ihnen vorbei die Treppenstufen hinauf. „Verzeihung.“ Murata drehte sich um und sah in Giselas flehende Augen. Sie hatte beschlossen nicht um den heißen Brei herum zu reden. „Aber was ist mit Julia? Ich meine, mit dem König? Eine reine Seele, wie die von Julia kann nicht – so dunkel sein. Ist sie, ist es möglich, das sie besessen ist?“ Murata grinste schwach. „Sie haben es also bemerkt. Nicht schlecht. Aber von einer ehemaligen Schülerin von Julia nicht anders zu erwarten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)