Sekirei Eine neue Phase von Shizukami (Sekirei) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 Ausbruch ------------------------------ Kapitel 1 Ausbruch Es war ein ganz normaler Tag im MBI-turm. In einem metallischen Raum saß ein Mädchen das gerade 16 Jahre alt war. Ihr Blick war sehr traurig. Sie war in den Raum eingesperrt worden und hatte nur ein Bett,Tisch und einen Stuhl im Raum, mehr nicht. Ihr Blick fiel zur Tür, weil sich jemand scheinbar an der Tür zu schaffen machte. Eine Frau mit weißen, kurzen Haaren kam herein und wandte sich ihr zu: „Guten Morgen Shizuka, hast du gut geschlafen?“ „Wie sollte ich," begann die Angesprochene in einem scharfen Ton. " Ich bin hier gefangen und besitze so gut wie nichts. Der Raum ist hinzu so steril. Und wie geht es ihnen, Frau Takami Sahashi?“, fuhr sie die junge Professorin mehr an als dass sie sich für die Antwort ehrlich interessierte. Takami seufzte innerlich. Wenn es in ihrer Macht stünde, würde es keinem ihrer Objekte schlecht gehen. Doch tat es das nicht. Sie musste sich auf ihre Arbeit konzentrieren, das war ihre Aufgabe. Es war auch ihre Aufgabe, auf ein großgewachsenes Kind mit zuviel Macht aufzupassen. Doch vor allem war es ihre Aufgabe, für die Menschlichkeit in dieser Einrichtung zu sorgen. Und das tat sie, soweit es in ihrer leider begrenzten Macht stand. Daher nahm sie nun eine Hand von ihrem Klemmbrett und suchte in ihrer Manteltasche nach etwas. Währenddessen antwortete sie Shizukas Frage: „Soweit gut Shizuka. Du hast schon recht, dieser Raum ist zu farblos. Und deswegen hab ich dir was mitgebracht.“ Sie holte ein kleines Bild heraus. Takami gab das Bild Shizuka. Auf dem Bild waren drei Personen: Ein Mädchen, ein Junge und Takami war auch drauf. Shizuka behielt ihren strengen, feindseligen Ton bei, als sie das Bild betrachtete und fragte: "Wer sind die beiden Kinder auf dem Bild? Sind das ihre Kinder?“ „Ja," entgegnete die Professorin. "Das sind Minato und Yukari. Beide machen bei dem Sekirei-projekt mit, auch wenn es beide nicht gegenseitig wissen.“ „Also haben beide schon Sekireis.“ In Shizukas Stimme war immer noch eine Neigung zur Gleichgültigkeit zu hören. Sie hatte Gründe, wieso sie die Sekirei anderer Ashibakis interessierten. „Ja, Minato hat 6 Sekireis und Yukari eine.“ „Welche hat Minato, wenn ich fragen darf?“ „Nun die Nummer kann ich dir sagen, also Nummer 88,108,2,9,3,6.“ „Also auch das kleine blondhaarige Mädchen, die Nummer 108.“ Takami hatte Shizukas Neugier. Nun hatte sie auch ihre Aufmerksamkeit. Dies fiel Takami auch direkt auf. Shizukas Augen weitetetn sich. Sie wollte mehr hören. Mehr von jemanden, der für sie als Verbindung zwischen ihr und dem grünen Mädchen - Der Name, den Kusano Nr. 108 verliehen bekam, als sie zu einem Hauptpreis eines Rennens gemacht wurde - funktionierte. Takami wusste das und erfüllte ihren Wunsch. „Ja genau, Kusano heißt sie. Sie und ihr Bruder Shiina liefen auf ihrem Weg zu den Untersuchungen immer an deinem Zimmer vorbei. Du hast sie sicher häufig gesehen." Takami warf der Tür einen kurzen Blick zu. Shizuka war von den anderen Sekirei hier abgeriegelt. Der Raum war klein und durc h eine dicke Eisentür jederzeit fest verschlossen. Den einzigen Kontakt zur Aussenwelt hatte Shizuka durch das kleine Fenster der Tür. "Ku-chan hat dich auch gesehen und oft gefragt, warum du da drin bist und nicht raus darfst. Sie hatte Mitleid mit dir und wollte sich nur allzugern mit dir anfreunden"- Shizuka schien von einem Moment auf den anderen wie ausgewechselt. Sie stand im Handumdrehen auf und hampelte auf der Stelle, einen freudig-sehnsüchtigen Blick ins Gesicht geschrieben. "Eeeeecht?! Sie sah auch total nett aus. Und soooo süß. Ich hätte sie gerne angesprochen." Ihr Blick verfinsterte sich wieder, doch klang ihre Stimme diesmal niedergeschlagen. "... Doch ich durfte ja nie. Nur weil ich eine Sekirei unter Verschluss bin. Nur wegen meiner Kräfte." Innerlich tat Shizuka ihr leid, doch sie wahrte gekonnt ihre äußere Erscheinung. Sie konnte es sich nicht leisten, emotional zu werden. Doch verbot ihr niemand, freundlich zu sein. „Tut mir leid. Ich wollte gerne dass du frei bist wie alle anderen, doch der Professor erlaubt es nicht, Shizuka. Das weißt du ja. Doch irgendwann bist auch du frei und kannst deiner Wege gehen.“ "Ich hoffe bald." Shizuka sah Takami bittend an. Die Feindseligkeit aufgrund ihrer Gefangenschaft für den Moment vergessen, den sie mit dieser Freundlichkeit begegnet wurde. "Das Bild darf ich also behalten?" Takami lächelte ein wenig „Klar, das ist ja ein Geschenk damit du dich wenigstens etwas freuen kannst.“ Die kleinen Freuden. Das war, was Takami für sie nur tun konnte. Shizuka hielt das Bild in beiden Händen und starrte es an. : „Minato, Yukari, beide würde ich gerne kennen lernen und auch Ku-chan wieder sehen. Shiina sah auch total nett aus.“ Takami freute sich darüber, dass sie der gefangenen Sekirei etwas geben konnte. Doch nun erinnerte sie sich an den Grund ihrer Anwesenheit. „Irgendwann kannst du sie wieder sehen, aber wir müssen wie jeden Tag die Untersuchungen machen.“ „Ja, lass es schnell hinter uns bringen.“ In Shizukas Stimme war das Leben wieder verschwunden. Sie klang nicht mehr so unfreundlich wie zur Begrüßung Takamis, doch hatte ihr die Erinnerung an den Alltag im L abor deutlich den Wind aus den Segeln genommen. Nach diesen Worten begleitete Shizuka Takami zum Untersuchungsraum. Der Professor und andere MBI-Mitglieder waren auch schon da. Die Untersuchungen gingen schnell herum. Shizukas Blick zum Professor war finster. Sie hasste ihn, weil sie, wegen seinen blöden Experimenten, nicht frei war. Doch nach 2 Stunden war sie wieder in ihrem Zimmer. Sie holte das Bild heraus und schaute es sich lange an. Die Wochen vergingen. Seit Shizuka von der Verbindung zwischen Takami und Sekirei 108 -Kusano hieß sie- wusste, freute sie sich immer ein wenig, wenn die große Eisentür sich aufschob. Nicht immer wurde sie von Takami zur Untersuchung abgeholt. Doch sie war bei den Untersuchungen selbst anwesend. Und wenn Takami sie besuchte, hatten sie sich immer kurz unterhalten bevor es zur Untersuchung ging. Für die meiste Zeit war ihre Welt jedoch weiterhin trostlos. Die Augen, neugierig aufgeschlagen wenn Takami über ihre Kinder und deren Sekirei ausgefragt wurde, verengten sich wieder in Einsamkeit nachdem Shizuka nach den Untersuchungen wieder allein in ihrer Zelle saß. Zusammengekauert träumte sie davon, eines Tages frei zu sein. Davon, Ku-chan sehen zu können. Wenigstens ein Grund, die Hoffnung zu behalten. Takami hielt Shizuka nicht nur über Minato und Yukari auf dem Laufenden. Seit die Sekirei sich gegenüber der Professorin ein wenig geöffnet hatte, suchte sie auch nach anderen Gesprächsthemen, um Shizuka vom tristen Alltag der Gefangenschaft so gut es ging abzulenken. Hatte Minato keine waghalsigen Dinge in den Grauzonen der legalitäten der Spielregeln unternommen, gab es auch mal ein wenig Smalltalk. Takami erwähnte andere Sekirei, die alle auf ihre andere Art und Weise besonders waren: Annullierte Nummern, selbsternannte Einzelgänger (die zur Belustigung Shizukas am Ende doch ihrem Ashikabi verfielen), und viele verschiedene Fähigkeiten. Faustkampf, Gesang, Elemente. Doch von all den Sekirei beeindruckte Shizuka die Geschichte einer sie ganz besonders: Die des Beschützers. Nummer 6, Homura. Diese Sekirei soll doch tatsächlich die Aufgabe übernommen haben, auf alle unbeflügelten Sekirei aufzupassen. Egal welche unbeflügelten Sekirei auf der Suche nach ihren Ashikabi von machtgierenden Jägern verfolgt wurden, Homura war meist das Ende der Fahnenstange für viele von ihnen. Er machte sich zum Schutzbefohlenen der Gejagten, die Jäger selbst zu den Gejagten. Der Direktor organisierte zwei Events, in denen er unbeflügelte Sekirei als Hauptpreise ausschrieb. Der erste Preis war Ku-chan. Takami beschrieb, dass Homura auch diesmal zur Stelle war. Er hielt alle Ashikabi und deren Sekirei auf, die sich die süße kleine, blondhaarige Sekirei wie Strandgut einsammeln wollten. Lange genug, bis sie von ihrem wahren Ashikabi, Minato, beflügelt wurde. Das zweite Event hatte Homura selbst als Hauptpreis. Er war die letzte unbeflügelte Sekirei. An dieser Stelle der Geschichte erkannte selbst Shizuka, wie sehr sich Takami um Sekirei im allgemeinen und Homura im speziellen sorgte und kümmerte. Kein Wunder, denn so gut wie Takami die Sekirei im Labor behandelte, war Homura ihr verlängerter Arm, der auch in die gesetzlosen Straßen von Shinto Teito reichte. Homura hatte zweierlei Probleme: sein Körper war ihm selbst fremd. Er wusste nicht mehr, wer er ist. Oder was er ist. Sein zweites Problem war der Direktor von MBI selbst. Homura hasste ihn. Zwei Dinge, die die beiden gemeinsam hatten. Doch im Großen und Ganzen hatte Shizuka großen Respekt vor Homura. Shizuka wollte auch diese Sekirei gerne mal kennenlernen. Und dass Homura am Ende von Takamis Geschichte von Minato beflügelt wurde, machte ihr das ganze einfacher: Sie musste nur Minato finden, um gleich mehrere Sekirei kennenzulernen, mit denen sie nur allzugern Freundschaft schließen wollte. Wenn sie eines Tages hier herauskäme. Eines Tages erfuhr Shizuka, dass das Hauptgebäude von MBI eingestürzt war. Ihr erster Gedanke: Freiheit. Er wurde jedoch direkt zerschmettert. Takami versicherte ihr, dass das Sekirei-projekt und MBI weiterleben würden. Eines an den aktuellen Ereignissen erfreute sie jedoch: Direktor von MBI, Hiroto Minaka war seitdem vermisst. Auf Shizukas Frage, wo er denn hin verschwand, antwortete Takami nur vage: "Ich hab immer gesagt, dass er es irgendwann noch schafft, sich selbst auf den Mond zu schießen. Schätze, ich hatte Recht." MBI durchlief Veränderungen, die selbst Shizuka als isolierte Sekirei zu spüren bekam. Seit dem Einsturz des Hauptgebäudes liefen mehr Menschen durch die Gänge als sonst. Laut Takami durchlief MBI eine Umstrukturierung. Der Direktor hinterließ genaue Anweisungen, die weitere Forschungsprojekte als auch Neubaumaßnahmen des MBI-Turms bis ins kleinste Detail beschrieben. Mit dem Ende der zweiten Phase wurden die andauernden Kämpfe der Sekirei eingestellt. Ohne den Spielleiter entstanden keine neuen Events und da es keine Sekirei mehr zu beflügeln gab, musste auch kein Ashibaki sich mehr um Territorialkämpfe sorgen. Die Deadline nach der alle Ashikabi ohne verzeichneten Sieg ausschieden, war überschritten und damit gab es einfach keinen Grund mehr, zu kämpfen. Takami erzählte Shizuka, dass auch für den Kampf geborene Wesen sich nach Frieden sehnten. Das konnte Shizuka nur allzugut nachvollziehen. Von dem was sie über das Sekirei-projekt erfuhr, konnte sie es nur als grausam beurteilen. Sie festzuhalten gehörte ja auch zum Projekt dazu, wie die Kämpfe in der Stadt. Shizuka blieb in Gefangenschaft, aber ging es ihr nicht mehr so schlecht wie vorher. Sie wurde verlegt. Ein anderes Gebäude, ein geringfügig größeres Zimmer. Niemand besuchte sie für eine ganze Woche. Dann fing Takami an, sie regelmässig abzuholen. Manchmal wurde Shizuka von ihr einfach so besucht. Wieder einmal betrachtete Shizuka das Bild, das Takami ihr geschenkt hatte. Wie dieser Minato wohl war? Würde sie sich mit Kusano verstehen? Homura? Wäre es schwer, Shiina zu finden? Plötzlich schreckte sie auf. Irgendetwas war eingestürzt. Shizuka konnte den Geräuschen und den wild umherrufenden Stimmen nur lauschen. Ein Alarm ertönte. Danach zu urteilen war es kein Unfall. Jemand war eingebrochen. Zwei Männer stoppten vor ihrer Zelle. “00 ist hier. Bringt 109 hier raus.” Einer der beiden rannte weiter, der andere öffnete die große Eisentür. Er rannte hektisch auf shizuka zu und streckte ihr die Hand hin. “Komm mit. Du musst hier raus.” Shizuka dachte kurz nach. Es schien ein großes durcheinander zu herrschen. Was auch immer dort draussen wütete, die Sicherheitsmaßnahmen konnten niemals so eng sein wie sie sollten. Sie nahm das Bild zu sich, packte es in ihre Hosentasche und ergriff die Hand des Mitarbeiters. Er zerrte sie hinter sich her, nicht aus mangelndem Respekt vor einem Forschungsobjekt. Obwohl viele MBI-Mitarbeiter und Forscher auf sie als unmenschlisches Wesen herabsahen, hatte jeder der mit ihr zu tun hatte, ein Mindestmaß an Respekt vor ihren Kräften. Dieser Mann hatte Angst. Er wollte, so schnell er konnte, seine Aufgabe zu Ende bringen und hoffte, danach einen Evakuierungsbefehl für sich selbst erteilt zu bekommen. Shizuka war von den Bildern mitgerissen. Sie sah bekannte, und neue Bereiche der Forschungseinrichtung. In rasantem Tempo rannten sie durch Gänge, Türen und Treppengänge hinauf. Überall herrschte Chaos. Durch ein Fenster konnte sie sehen, dass der Forscher sie bereits zu einem Turm abseits ihres Abteils geführt hatte. Durch ein Fenster konnte die Sekirei 109 das Gebäude erkennen, in dem sie gefangengehalten wurde. Nur einige wenige Meter weiter klaffte ein riesiger Einschlagskrater. Irgendjemand oder irgendetwas hatte sich gewaltsam Zutritt zu MBI verschafft. Das halbe Gebäude, in dem sie so lange Zeit lebte, war eingestürzt und Teile davon standen in Flammen. Shizuka war nicht in der Lage, an Flucht zu denken. Zu massiv schlugen die Bilder auf sie ein. Sie wurde zwar wie ein Gegenstand behandelt, aber immer wie ein besonders wertvoller, den niemand zerbrechen wollte. Einfachen Mitarbeitern und Forschern wie Takami würde Shizuka niemals einen Flammentod wünschen wollen. Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ihre Eskorte vor einer mehrfach gesicherten Tür stoppte. Er gab mehrere Passwörter ein, bevor sich ein Kartenschlitz öffnete, der seinen MBI-Ausweis empfing. Die Tür öffnete sich und das erste, was Shizuka hörte, bevor sich ihre Augen an das grelle Sonnenlicht gewöhnten, waren die Rotoren eines Helikopters. “Gut gemacht. Sie dürfen nun gehen. Ich kümmere mich um 109.” Die bekannte Stimme beruhigte Shizuka ein wenig. Takami reichte ihr die Hand. “Es ist zu gefährlich hier, Shizuka. Wir müssen dich in Sicherheit bringen.” “Was geht hier vor sich?” verlange Shizuka zu wissen. “Wer ist 00? Wieso steht hier alles in Flammen? Wo bringt ihr mich nun schon wieder hin?” “Das.... kann ich dir nicht sagen. Tut mir leid.” Takami ging auf Shizuka zu. Shizuka wägte nun endlich ihre Chancen ab, zu fliehen. Um sie herum standen noch 2 weitere Sekirei, die als Wachen abkommandiert wurden. Wahrscheinlich das Disziplinarkommando. Hinter Takami stand eine dritte. Shizuka schien in ihren Augen eine Bestie zu erkennen, während sie erwartungsvoll die Hand an den Griff ihres – noch gesteckten Schwertes – gleiten ließ. Keine Chance mehr. Shizuka konnte nicht mehr fliehen. Sie ging auf Takami zu und wollte ihre Hand ergreifen. Da passierte es. Ein lauter Knall. Eine Explosion. Überall Rauch. Trümmerteile flogen herum. Shizuka glaubte, eine Art Weltraumkapsel erkannt zu haben, bevor sie am anderen Ende der Turmspitze dort einschlug, wo der Helikopter bis vor einigen Sekunden noch bereit stand. Der Rauch verdeckte ihr die Sicht. Doch das bedeutete: Die anderen konnten sicher auch nichts mehr sehen. Shizuka nutzt die Gelegenheit. Als sie Richtung Abgrund rannte, hörte sie nur noch dumpf Takamis Stimme: “MINAKA DU VOLLIDIOT!” “Was ist denn das für eine Begrüßung, meine liebste Takami? Der Direktor steigt nicht alle Tage vom Himmel herab. Ich war so lange abwesend, und das ist alles, was du mir zu sagen hast? Das bricht mir das Herz”, schallte es theatralisch, und doch mit einer Arroganz im Unterton aus zwei gigantischen Lautsprechern, wie Takami es nur von einem kannte: Hiroto Minaka, Direktor von MBI. “SAG MIR DAS INS GESICHT UND STEIG ENDLICH AUS DIESEM SPIELZEUG AUS! WIR HABEN EINEN NOTFALL! 00 ZERSTÖRT DEN ZWEITEN BLOCK UND 109 IST GEFLOHEN”. Die Kapsel öffnete sich mit einem Zischen und der weißhaarige Direktor stieg aus. Mit einem Bein auf dem Steigbügel, dem anderen noch in der Kapsel bot er ein Bild dar, als wollte er in genau diesem Moment in Stein gehauen werden. Er richtete sich seine Brille und sein schneeweißer Umhang begann im Wind zu wehen. “Was sagst du da? 00 Ist mir egal, ihr habt doch sicher Plan Y ausgeführt, im Falle einer Attacke. Selbst die Zerstörung der gesamten Einrichtung macht zu diesem Zeitpunkt keinen Unterschied mehr. Doch dass 109 geflohen ist, ist ein höchst ärgerlicher Umstand. Karasuba, wärst du so lieb?” “Schon unterwegs, herr Direktor.” Die Sekirei mit dem Schwert verschwand schneller vom Dach des Gebäudes als die anderen beiden Wachen reagieren konnten. “Hey, lass mich nicht zurück. Der kleinen prügel ich zu allererst Manieren ein.” Das pinkhaarige Mädchen sprang hinterher. Die dritte schien nicht so motiviert. “Eigentlich ist es egal, ob ich ihr nun folge oder nicht. Meine Serie habe ich wegen diesem Sondereinsatz eh schon verpasst. Dafür nehme ich mir am Sonntag frei, wenn die Wiederholung läuft.” Letzten Endes sprang aber auch sie den Turm hinunter. Shizuka spürte den Wind in ihr Gesicht peitschen. Der Turm war hoch, sie flog scheinbar endlos. Endlich war Land in Sicht. Die Sekirei wurde in rosa Licht gehüllt, glänzende Federn erschienen, die ihren Sturz abbremsten. Wenige milimeter vor dem Boden war ihr Fall vollkommen zum Stillstand gekommen. Mit beiden Füßen landete sie elegant auf der Straße. Doch hatte sie keine Zeit zum verschnaufen. Sie hörte wütende Schreie, es wurde bereits nach ihr gesucht. So schnell sie konnte, rannte Shizuka in Richtung eines Parks. Dort versteckte sie sich in einem Gebüsch. Ihre Fahnder durchkämmten zwar auch den Wald, doch fanden sie die Sekirei nicht. Einmal wurde sie fast erwischt, doch konnte sie unbemerkt flüchten. Ihr fiel eine hohle Eiche auf, in der sie sich verkroch. Dort hatte sie endlich Ruhe vor ihren Verfolgern. Ihr Herzschlag beruhigte sich. Langsam schlief sie ein, noch gar nicht richtig realisierend, dass sie endlich frei war. Kapitel 2: Kapitel 2 Nummer 109? --------------------------------- Kapitel 2 Nummer 109? Ein Tag verging seit den Ereignissen um den zweiten Block von MBI. Auf mysteriöse Art und Weise würden keine Nachrichten darüber veröffentlicht werden. Doch hatte diese Firma nicht umsonst ganz Shinto Teito unter ihrer Kontrolle. Für die ganze Stadt begann ein ganz normaler Tag, sowie auch in einem Gasthaus im Norden: Der Maison Izumo. Minato, 19 Jahre alt, gähnte laut am Frühstückstisch. Seine erste Sekirei, Musubi hatte heute Frühstücksdienst und übernahm auch die Aufgabe, alle zu wecken. In ihrer Motivation war das Essen fast eine ganze Stunde früher fertig als gewohnt. Trotzdem waren alle Bewohner anwesend. Die Hausherrin erlaubte niemanden, ohne guten Grund das Frühstück zu verschlafen. Sahashi, so sein Nachname, denn Minato war der Sohn von Takami Sahashi, lies seine verschlafenen Augen über den Tisch schleifen. Dort waren alle seine Sekirei versammelt, die er im Laufe des Sekireiprojekts um sich geschart hatte. So mancher wäre neidisch auf solch einen Harem, doch hatte er es nicht einfach, die miteinander konkurrierenden Damen im Zaum zu halten. Jede hatte ihre Macken, doch konnte er über diese hinwegsehen. Zuerst war da Musubi. Sie traf er zuerst. Die Sekirei Nummer 88 fiel einfach so vom Himmel, und war quasi schuld daran, dass Minato in den Sekirei-plan mit hineingezogen wurde. Sie zeichnete sich vor allem durch ihre Naivität und andauernde Übermotivation aus. Dafür war sie immer höflich und hilfsbereit. Sie kämpfte mit den Fäusten, deren Durchschlagskraft unter allen Sekirei mit der Fähigkeit des Nahkampfes unübertroffen war. "Großer Bruder? Spielst du später mit mir?" Die kindliche Stimme kam von Kusano. Auch das grüne Mädchen genannt, da sie das Pflanzenreich kontrollieren konnte. Eine Topfpflanze reichte ihr als Waffe aus, um gigantische Ranken in den Kampf zu schicken. Von dieser mächtigen Fähigkeit abgesehen war Kusano mit der Nummer 108 durch und durch ein Kind wie jedes andere. "Natürlich, Ku-chan. Wie ich es dir gestern versprochen habe." "Danke, großer Bruder. Und alle spielen mit" "Vergesst nicht, dass wir heute morgen noch kämpfen wollten. Ich werde euch nicht verzeihen, wenn ihr das Training schwänzt. Vor allem euch nicht, Kazehana." Die strenge Stimme kam von einer reifen Frau in schwarzem Kleid. Tsikumi war Minatos dritte Sekirei und bemühte sich immer um Minatos Gunst. Ihre Eifersucht war die größte und es wunderte den Ashikabi jeden Tag aufs Neue, dass sie ihn noch nicht in einer ihrer Launen umgebracht hatte. Sie liebte ihn wie alle seine Sekirei, und wollte ihn beschützen. Doch machten ihre Wutausbrüche Minato jedes Mal soviel Angst, dass er sich schon als Kollateralschaden sah. Nummer 9, Tsikumi gebot über das Wasser und hatte in ihrer Wut schon vielen eine ungewollte Dusche verpasst, oder noch schlimmer, hinweggespült. Die gerügte Sekirei, eine etwas ältere aussehende, etwas berauschte Dame in lila Kleid, kicherte unschuldig. "Du hast Recht, Tsikumi. Tut mir nochmal leid, dass ich das Abendtraining verpasst habe. Ich habe in der Stadt total die Zeit vergessen." "Hört mir mit euren Ausreden auf, ihr habt doch nur wieder einen über den Durst getrunken. Seht, es ist nichtmal 8 Uhr und ihr habt wieder eine Flasche Sake bei euch." "Na und? Die ist aus meinem eigenen Lager, die hab ich nicht von Miya geklaut." Kazehana. Andauernd betrunken, aber zuverlässig und stark. Sie gehörte zu den ersten fünf Nummern und damit zur Elite. Einst waren die Fünf ersten Sekirei Mitglieder des Disziplinarkommandos der ersten Generation. Drei der fünf ehemaligen Mitglieder waren nun Minatos Sekirei. Kazehana,Nummer 3 Herrscherin über den Wind, war eine davon. "Ernsthaft, nur weil es ruhig um MBI geworden ist, kann niemand garantieren, dass Minaka nicht in diesem Moment wieder etwas ausheckt. Bei ihm weiß man nie, was als nächstes passiert." Das Mädchen, das ihre Stimme erhob, rückte ihre Brille zurecht und lag ihr Essstäbchen zur Seite. "Wir dürfen nicht nachlässig werden" "Da stimme ich dir zu. Ich erwarte jeden Tag, dass Minato eine SMS bekommt, die unseren momentanen Frieden in eine Hölle verwandeln wird." "Dann sollten wir es eher einen Waffenstillstand nennen, Homura." "In der Tat, Matsu". Die beiden Sekirei waren Matsu und Homura. Matsu war Minatos fünfte Sekirei mit der Nummer 2. Sie war nicht nur in der Lage, sich in jedes noch so gut geschützte Computersystem zu hacken, ihre Sekirei-kräfte selbst stützten sich auf die Kontrolle von Sateliten, Datenanalyse und wahrscheinlich noch andere Gehirnkräfte, die Minato niemals ganz verstand. Dafür wurde sie von MBI gefahndet und wenn sie nicht irgendwas geklaut hat, dann wohl wegen sexueller Belästigung. Mit einem Mädchen mit solch perversen Neigungen wollte niemand gern alleine in einem Zimmer sein. Homura dagegen ließ ihren Ashikabi in Ruhe. Oder seinen? Jeder hatte es schwer, Homuras Geschlecht festzustellen. Die Sekirei war ursprünglich ein männliches Hostclub-mitglied, aber aufgrund von Experimenten, hat sich daraus ein weibliches Wesen gewandelt. Eine Sekirei, die sich nach den Wünschen ihres Ashikabi anpasste. Und da Minato nicht auf Männer stand, wurde aus Homura eine Frau. Das Geschlecht aussen vor gelassen , handelte es sich bei Homura um die Flammensekirei mit der Nummer 6. Ein brandheißes Inferno, mit dem sich niemand gerne anlegen würde. Das Frühstück verlief ereignislos. Selbst wenn sich ein Streit zwischen den Sekirei, so unterschiedlich wie Tag und Nacht, anbahnen würde, in Izumo würde niemand wagen, die Hausregeln zu brechen. Der Grund war Miya. Die Hausherrin, gekleidet in einem altmodischen Kimono und einem warmen Lächeln auf den Lippen, war gleichzeitig das warmherzigste als auch furchterregenste Wesen, das Minato jemals in seinem Leben kennengelernt hatte. Miya wäre in der Lage, nicht nur alle sechs seiner Sekirei zu besiegen, sie würde jeder einzelnen solche Schrecken zeigen, dass sie ihres Lebens nicht mehr glücklich würden. "Das Essen war wirklich lecker, Musubi. Gute Arbeit. Kümmerst du dich nun bitte um den Abwasch?" Ihre Stimme klang immer lieblich, wie die einer Mutter. Auf irgendeine Art und Weise war sie ja auch so etwas ähnliches wie eine Mutter für ihre Mieter. "Jawohl, Miya-sama. Und danke für das Lob! Ich werde für Minato diese Aufgabe nicht vermasseln!" "Wie wie wie bitte? Für Minato tut ihr dies? Dann werde auch ich nicht versagen! Für euch, Minato, werde ich den Tisch schneller und besser abräumen als Musubi ihn gedeckt hat. Ich werde gegen sie nicht verlieren!" Tsikumi nahm mit diesen Worten auch ihre Pflichten war und beide stellten jeweils einen neuen Rekord auf. Selten waren die Pflichten am Morgen so schnell erfüllt. Um genauer zu sein: Noch nie war die Frühstückszeit in der Maison Izumo vor Acht Uhr Morgens beendet. Tsikumi baute sich vor den anderen Hausbewohnern auf, die bereits im Hauptzimmer versammelt waren. Die Hände an den Hüften, die Brust nach außen, bot sie ein stolzes Bild ungebrochener Stärke. Laut verkündete sie: "Es ist die Pflicht, der wahren Ehefrau, für ihren Mann zu sorgen und das Haus im tadellosen Zustand zu erhalten. Minato, ich habe meine Pflichten erfüllt und habe mal wieder bewiesen, dass ich..." "Fertig." Musubi platzte herein und hopste an Minatos Seite, womit sie Tsikumi die Worte abschnitt, sodass sie ihr im Halse stecken blieben. "Musubi, ihr... ihr... wie wie könnt ihr..." Tsikumi war sichtlich frustriert über die Tatsache, dass Musubi ihr so simpel die Show gestohlen hatte. Vor allem so simpel. Fast schon frech. Doch eine Tatsache musste sie ganz besonders schwer herunterschlucken: Sie hatte dieses Duell um Minatos Gunst verloren, jedenfalls in ihrer Welt des endlosen Konkurrenzkampfes um den ersten Platz. "Hey, reg dich ab, lass gut sein, Tsikumi." Eine Hand legte sich auf die Schulter, eine Fahne in die Nüstern der Wasser-sekirei. Kazehane beruhigte die Situation, als plötzlich ein Handy-klingelton ertönte. Minato kramte in seinen Hosentaschen. "Es ist eine SMS" erwähnte Minato ganz beiläufig. "von..." Er klang schockiert. "Hiroto Minaka." Mit einem Mal fühlte sich Minato als hätte er kein Handy, sondern eine Tüte Gummibärchen in einem Kindergarten ausgepackt. Alle seine Sekirei stürzten sich auf das Display seines Mobiltelefons, ungeachtet des Ashibakis, der an den Händen hing, die die kleine Leckerei herausgezaubert hatten. "Aufgepasst, meine Lieben Ashikabi und Sekirei. Hier ist Hiroto Minaka. Ich hoffe, ihr habt eure wohlverdiente Pause genossen, denn nun geht es wieder heiß her in unserem Sekirei-Projekt. Ich habe ein neues Preisausschreiben zu verkünden. Eine brandneue Sekirei ist in Shinto Teito freigelassen worden und sehnt sich sicherlich schon nach ihren Flügeln. Doch damit nicht genug: Wer Nummer 109 berflügelt, hat sich noch ein ganz besonderes Präsent verdient, das im Tower von MBI nur darauf wartet, vom Gewinner abgeholt zu werden. Gebt euer bestes, um diesen Wettbewerb für euch zu entscheiden! Ich freue mich schon darauf, die Überraschung an den Glücklichen überreichen zu dürfen." "Nummer 109? Was faselt der da?" "Ich dachte, es gäbe nur 108 Sekirei" "Laut der SMS gibt es wohl eine mehr" "Unmöglich." "Meinst du, Minaka lügt uns an?" "Ich hoffe, die Frage war nicht ernst gemeint." "Ich weiß nicht so ganz...Minato, was denkst du darüber?" Die wild durcheinanderredenden Sekirei bemerkten jetzt erst, dass Minato verschwunden war. Sie richteten ihre verwirrten Blicke zuerst auf eine zuckende Hand, die in diesem Moment das Handy fallen ließ. Langsam folgten sie der Spur bis sie Minatos Körper fanden. Stück für Stück gingen sie von ihm herunter, bis nur noch sein Kopf vergraben war, unter dem Rock von Tsikumi, die noch etwas schwer von Begriff war. Doch nun verstand auch sie, und ihr Gesicht wurde knallrot. "WIE KÖNNT IHR ES WAGEN!"brüllte sie und mithilfe ihrer Kräfte durchnässte sie ihren Ashibaki von oben bis unten. Eine Antwort bekamen die Sekirei fürs erste nicht, denn außer einem gewimmerten "du....hast dich... auf mich... gesetzt...." gab Minato keinen Mucks mehr von sich. Wenige Minuten später war alles wieder vergessen, und der arme Ashikabi hatte sich erholt. Er las sich nun auch die SMS durch. "Was bedeutet das?" Minato sah nun weder besorgt noch beängstigt aus. Bei jeder SMS von MBI sorgte er sich vor allem darum, welche Gefahren dies für seine Sekirei zu bedeuten hätten, doch eine ganz besondere Zahl weckte in ihm mehr Neugierde als er sich Sorgen konnte. 109. Eine Nummer über der offiziellen Anzahl an existierenden Sekirei. Einerseits war es unmöglich. Andererseits hatten sie es mit Minaka zu tun. 'Hier ist Hiroto Minaka'. Er war also zurück. Es war merkwürdig still um das Sekirei-projekt geworden, seit dem Sturm und Einsturz auf den alten Tower war Minaka verschollen. Der Direktor deutete an, dass Abriss und Neubau eines neuen Towers lange geplant waren, und so wurde auch in seiner Abwesenheit ein neuer, gewaltigerer Turm gebaut. Niemand hatte es für möglich gehalten, dass etwas so großes überhaupt in so kurzer Zeit wieder hochgezogen werden konnte. Doch Minaka war dafür bekannt, immer genau dies zu tun, was niemand erwartete oder für möglich hielt. "Ich schau direkt mal nach, ob ich was in der Datenbank finde. Auch wenn es mich wundern würde, so etwas übersehen zu haben." Matsu klang ebenso überrascht wie die anderen, doch verstand man es bei ihr am besten. Brüstete sie sich doch täglich damit, MBIs Entwicklung täglich von ihren Computern aus zu überwachen. "Macht nichts, Matsu. Vielleicht haben sie das ganz besonders geheim gehalten. Es kann genug Gründe geben, wieso es nicht deine Schuld war." "Danke, Minato... Nun, auf gehts, lasst uns der Sache auf den Grund gehen!" Auf Matsus Ansage folgten ihr alle in ihr Zimmer. Zur selben Zeit breitete eine Gestalt ganz in weiß ihre Arme vom Dach des neuen MBI-Towers aus. Minakas Cape wehte im Wind und seine Erscheinung erinnerte an einen Himmelsboten, ganz in weiß gekleidet, die Augen von einer weiß spiegelnden Brille bedeckt. In seiner Hand hielt er noch sein Handy. "Es ist vollbracht." sprach er. "Und was genau ist vollbracht?" Hinter Minaka stand eine junge Frau, die bereits eine Vorahnung hatte. Mit strengem Blick musterte sie den Rücken des Direktors, der sich nicht die Mühe machte, sich umzudrehen. "Ah, guten Morgen, Takami. So früh schon wach? Diesen Fleiß kann man nur loben." "Lenk nicht ab, beantworte mir meine Frage." "Direkt wie immer, was? Nun, Nummer 109 ist jetzt leider abgehauen, daran kann man nichts mehr ändern. Ich dachte mir, sie als Preis auszuschreiben, für den ersten der sie findet. Sozusagen als kleines Comeback-Geschenk vom Direktor selbst. Was hälst du davon?" "Ich halte davon, dass man dir das Handy abnehmen sollte. Wie konntest du nur?" Takami wurde wütend. Sie sah, dass es nichts brachte, den Direktor anzuschreien, und stürmte zurück in das Gebäude. "Nummer 109. Die halbgöttische. Vom Olymp gefallen wie einst der große Held Hercules. Wirst du es schaffen, aufzusteigen? Oder wirst du nur ein Küken mit gebrochenen Flügeln bleiben? Zeig mir deinen Willen! Zeig mir, dass deine Flügelchen denen der anderen in nichts nachstehen!" Minakas Grinsen wurde breiter während die Morgendämmerung seinen Turm und ihn selbst in gleißendes Licht tauchte. “Naaa also. Darf ich präsentieren? Nummer 109, Shizuka!” Mit diesen Worten schlug Matsu auf die ENTER-taste ihrer Tastatur und es öffnete sich ein Profil. Alle wichtigen Daten waren hier zusammengefasst. Ein Bild war auch vorhanden, das direkt Kusanos Aufmerksamkeit erregte. Sie tapste nach vorne und zeigte mit dem Finger auf das Gesicht mit den braunen Augen und mittellangen, ebenfalls bräunlichen Haaren. Ihr Gesichtsausdruck war nicht sehr fröhlich. “Die kenne ich. Sie war auch bei MBI. Sie war aber immer weggesperrt. Sie sah auch so traurig aus, ich hätte mich gerne mit ihr angefreundet.” “Das ergbt Sinn.” Matsu richtete ihre Brille, während sie den Bericht über Nummer 109 durchlas. Sie nahm die Informationen schnell in sich auf und hatte sie perfekt verinnerlicht, dies war auch eine ihrer Fähigkeiten als Gehirn-typ. Die schlaue Sekirei nahm die Hände von Maus und Tastatur, um ihren Stuhl zu drehen, und sich den anderen zuzuwenden. “Laut dieser Akte hat Nummer 109 die DNA von Sekirei Nummer 1, Mi...” Matsu hielt sich die Hände vor den Mund. Fast hätte sie sich verplappert. Und wenn das passiert wäre, wäre sie dran gewesen. Sie fing an, zu grinsen, während sie ein total durchschaubares Pokerface aufzulegen versuchte. “Mi...?” Fragte Minato interessiert, der gar nicht bemerkte, dass die Farbe aus Kazehanas und Homuras Gesichtern verschwand, zweier Sekirei, die auch eingeweiht waren. “...Miiiist, wollte ich sagen. Mist, mir ist gerade eingefallen, dass ich für die Einkäufe heute zuständig bin. Das sollte ich noch vor der Mittagszeit erledigen, hahaha.” “Das solltest du, Matsu-san. Sonst wird Miya-san noch böse,” fügte Musubi hinzu. “Wo ich gerade ihren Namen erwähne: Du hast dein Mist erst so lang gezogen, es klang fast als wolltest du...” “Oh, Musubi,” unterbrach sie Kazehana. “Ich weiß, das hat sich fast auf 'Miete' gereimt. Und wo wir davon sprechen, ich bin diesen Monat echt spät dran.” Minato wunderte sich ein wenig darüber, dass nun zwei seiner Sekirei ertappt kicherten und versuchten, irgendetwas herunterzuspielen. “HAH, nun hab ichs.” Musubi klopfte eine Faust auf ihre Hand. “Minato-sama, wir sind auch spät dran mit der Miete”. “oh nein.” Minato klappte zusammen. “Musstest du mich unbedingt jetzt daran erinnern?” Die Tür zu Matsus Zimmer öffnete sich, Miya trat herein. “Oh, hallo zusammen, da seid ihr.” Miya trug wie immer ein warmes lächeln, das sie immer beibehielt, egal was sie tat oder sprach. “Wie ich sehe, habt ihr bereits etwas über die neue Sekirei herausgefunden. Habt ihr was dagegen, wenn ich zuhöre?” Matsu, Kazehana und Homura waren zum Unverständnis der anderen Anwesenden vor Angst erstarrt. Minato glaubte sogar, dass Matsus Gesichtsausdruck einer Person ähnelte, die auf der Schwelle zum Tod stand. Homura erhielt als erster seine Fassung zurück und empfing die Hausherrin. “Aber keineswegs, komm nur rein, Miya-san”. “Danke, du bist zu gütig, Homura”. Miya saß sich auf den Boden. Es war selten, dass Miya sich so durchschauen lies. Minato glaubte sogar, dass er es noch nie gesehen hatte, dass Miya sich so ungeniert für die Angelegenheiten ihrer Mieter interessierte. Sie sorgte sich um jeden hier, doch tat sie das normalerweise subtiler. Minato war sich sicher: Miya musste eine Art persönliches Interesse an dieser Geschichte haben. “Nun, wie ich bereits sagte,” Matsu hatte ihren Schock überwunden und ihre Brille wieder aufgesammelt, die ihr noch vor einer Sekunde von der Nase fiel. “Nummer 109 ist ein Spezialfall: Sie wurde erst kürzlich erschaffen, aus den Genen der Nummer 1. Sie ist aber kein Klon. Die DNA der Nummer 01 wurde nur ergänzend verwendet. Deshalb verfügt sie auch über komplett andere Fähigkeiten: Das Licht. Das Ausmaß ihrer Kräfte ist jedoch unbekannt, da sie sich stur weigerte, zu kämpfen oder ihre Fähigkeiten einzusetzen. Das ist jedoch nicht alles. Sie scheint auch Anlagen eines Ashikabi zu haben. ” “Was? Geht das überhaupt?” Minato hatte schon viele seltsame Dinge erfahren, seit er im Sekirei-projekt mitwirken musste, doch nun schienen sich sogar festgelegte Naturgesetze für Sekirei nicht mehr sicher zu sein. “Unmöglich”, fügte Homura hinzu. Vergriff sich Minaka wirklich noch weiter an den Körpern der Sekirei? Hatte er nicht schon genug angerichtet, mit annulierten Nummern oder dem Körper der Flammensekirei selbst? “Die Informationen sind größtenteils unter strengster Geheimhaltung. Ich kann euch nicht viel sagen, doch sie ist als Sekirei verzeichnet”. Matsu lies eine kurze Kunstpause durch den Raum gleiten. Sie musste erstmal selbst verarbeiten, was sie da laß, bevor sie es aussprechen konnte. “Sie ist eine Sekirei, die Sekirei beflügeln kann, selbst bereits beflügelte.” “Was? Jetzt hör aber auf, der erste April ist längt vorüber.” Kazehana versuchte, daran zu glauben, dass es ein schlechter Scherz sei, doch innerlich wusste sie, dass Matsu so nicht klang, wenn sie scherzte. “Nein. Niemals”. In Homuras Stimme war die Empörung klar erkennbar. “Wenn so eine Sekirei im Umlauf ist, wird alles im Chaos versinken. Keine Sekirei wird mehr sicher sein. MINAKA.” Eine kalte Dusche überströmte Homura. Tsikumi verkrampfte ihre Haltung, die Finger in ihre Arme gebohrt. Homura war ihr dankbar, dass sie seine Wut ein wenig dämpfte, doch sah er ihr an, dass sie nicht weniger empört war. “Aber, aber. Lautes Gebrüll ist in der Maison Izumu streng verboten. Das solltest du wissen, Homura.” Miya hörte man keine Abneigung heraus, doch konnte niemand ihr Gesicht lesen. Etwas in ihren Augen war jedoch anders. Minato konnte es nur nicht feststellen. “Aber, wenn diese Sekirei trotz allem eine Sekirei ist, heißt das nicht, dass sie ebenso von anderen Ashikabi beflügelt werden kann?” Minato hatte eine berechtigte Frage in den Raum gestellt. “Das wüsste wohl jeder gerne”, fügte Matsu hinzu. “Leider steht hier nichts eindeutiges. Aber es ist davon auszugehen. Das schlimmste Szenario wäre, wenn sie als Sekirei in der Lage dazu wäre, einen Ashikabi zu finden, aber aufgrund ihrer Ashikabi-veranlagung fremde Sekirei weiterhin beflügeln könnte. Sie könnte sich dann, obwohl sie bereits mit einem Ashibaki verbunden wäre, Sekirei für sich selbst sammeln. Das ist so ähnlich vorzustellen wie ein Vampir, der seinem Meister dient, der ihn gebissen hat, dem aber immer noch freisteht, so viele eigene Vampir-diener zu beißen wie er will. Wenn so eine Sekirei zum Beispiel Higa in die Hände fiele, wäre das eine Katastrophe. ” “Dann ist es entschieden!” Minato stand auf, um seinen Entschlossenen Worten Ausdruck zu verleihen. “Wir nehmen an Minakas Spiel teil. Wenn wir Shizuka gefunden haben, werden wir uns überlegen, wie wir ihr am besten helfen können. Sie darf auf keinen Fall wegen ihrer Fähigkeiten missbraucht werden!” “Solange ihr sie nicht direkt beflügeln müsst, Minato.” Der Angesprochene wurde aus seiner heldenhaften Haltung gebracht und begann, sich zu verteidigen. “Tsikumi! Ich habe nicht einmal daran gedacht! Sie braucht nun mal unsere Hilfe.” Tsikumi lockerte ihre Haltung und lächelte. “Ich weiß, Minato. Ich habe nur gescherzt, dieses Mädchen ist ohnehin nicht euer Typ.” Miya lächelte ein wenig breiter und verließ den Raum. Nun durften die jüngeren wieder unter sich sein. “Genau, denn ich bin das.” Musubi stellte eins ihrer Beine auf den Tisch, um sich in Pose zu werfen. “Was sagt ihr da?” Tsikumi funkelte Musubi wütend an. “Unser Wettbewerb endete Unentschieden, wenn ich mich recht erinnere. Ihr habt kein Recht...” Die beiden Streithühner wurden unterbrochen. Kusano packte Minato am Bein und zerrte ihn zu sich, etwas Abseits der Sekirei-versammlung. “Aber aber, diese Egoistin, Kusano, wie...” Tsikumi wurde zum Schweigen gebracht, als sie Kusanos bittende Augen sah, die den Tränen nahe waren. “Großer Bruder? Bitte rette Shizuka. Ich will, dass sie so viel Spaß hat wie ich seit ich dich getroffen habe”. “Natürlich, Ku-chan.” Minato legte die Hand auf Kusanos Kopf, und streichelte sie sanft. “Wir finden sie und kümmern uns um sie.” “Ich würde achtgeben, Mina-tan”. Auf Matsus Computerbildschirm klappte ein roter Kasten auf, der anscheinend etwas wichtiges beschrieb. Diese fuhr fort: “Hier steht, dass Shizuka ausgebrochen ist. Ihr Status: Gefahndet. Ich schätze, dass diese Sekirei draussen herumläuft, hatte MBI niemals gewollt.” In der Zwischenzeit regte sich etwas im hohlen Baum, den sich Shizuka als Schlafplatz ausgesucht hatte. Die Sekirei mit der Nummer 109 gähnte und sprang aus ihrem Loch. Freiheit. Sie war jetzt erst dazu in der Lage, sie bewusst zu genießen. Sie holte tief Luft. Soviel frischer als im Labor. Ein Traum. Doch etwas riss sie heraus: Aus Reflex sprang sie in ein Gebüsch, als ein junges Pärchen über den Weg lief. Die Jahre in Gefangenschaft hatten die Sekirei paranoid gemacht. Sie musste sich erst einmal daran gewöhnen, dass in der großen, weiten Welt nicht nur Professoren, Doktoren und Sicherheitsmänner herumliefen. Sie besinnte sich aber auch, dass MBI die Verfolgung nicht so einfach aufgeben würde. Wenn Shizuka nicht wieder in Gefangenschaft landen wollte, musste sie sich verkleiden. Sie irrte durch Gebäusche, mied sonnige Plätze, suchte stets die schattigen Straßen auf. Eine alte Decke aus einer der zwielichtigen Gassen diente ihr schließlich als Tarnung. Sie warf sich den leicht müffelnden Fetzen Stoff über. Nun konnte sie sicher durch die Stadt laufen. Selbst wenn das Disziplinarkommando sie nun erspähte, ihr Gesicht und Oberkörper waren bedeckt. Doch alle Probleme hatten sich damit nicht gelöst. Laut dem Sonnenstand war es schon später Vormittag. Ihr Magen knurrte fürchterlich. Die Flucht hatte sie viel Energie gekostet und nun hatte sie großen Hunger. Doch wie sollte sie sich etwas zu essen kaufen? Im Labor wurde für sie gesorgt, sie hatte nie Bedarf für Geld. Eine MBI-VIP-Karte bekam sie auch nie ausgehändigt, wie es bei freigelassenen Sekirei der Fall war. Shizuka war eine ungeplant geflüchtete Sekirei. Vielleicht würde MBI bald Fahndungsplakate von ihr aufhängen. Was wäre, wenn MBI sogar soweit gehen würde, sie in den Nachrichten als geflüchtete Schwerverbrecherin zu fahnden? Die Verzweiflung stieg in ihr hoch. Was sollte sie nur tun? Shizuka blieb urplötzlich stehen. Ihr Herz fing an zu schlagen. Etwas war anders. Ihr kam diese Straße so bekannt vor. Wie sie dort stand. Bis ins kleinste Detail, selbst die Fernsehwerbung, die im Schaufenster zu ihrer Linken abspielte, hatte sie schon einmal... geträumt. Sie versuchte sich daran zu erinnern, wie der Traum weiterging. Eine Person in schwarz. Eine seltsam vertraute Verbindung. Sie fühlte sich hingezogen. Sie erinnerte sich, wie sie unaufhaltsam auf ihn zuging. Ihn umarmte. Sich sicher fühlte. “Au, hey!” Shizuka schreckte auf. Sie lag auf dem Boden. Was war passiert? Sie fand zurück in die Realität. Sie hatte in ihrer Gedankenverlorenheit irgendjemanden geschubst. Dieser hatte sich erschrocken und sie seinerseits zur Seite geschubst, dass sie stolperte und auf dem Boden landete. Sie hob ihre Kapuze, wenn man den Stofffetzen über ihrem Gesicht so nennen durfte, ein wenig nach oben, um etwas mehr zu erkennen. “Oh, entschuldige. Hast du dich verletzt? Lass mich dir aufhelfen.” Was ging hier vor sich? Shizukas Herz raste. Sie schlug die Hand, die ihr angeboten wurde, zur Seite, sprang auf und rannte, so schnell sie konnte. Sie hielt nicht mal an, als sie schon mehrere Straßen abgeboben, der Fremde längst außer Reichweite war. Sie wurde erst aufgehalten, als sie auf etwas weiches stieß, das sie zurückprallen ließ. Doch statt auf dem Boden zu landen, fingen sie ein paar Arme auf. “Hey, hey, wohin des Weges? So eilig?” Shizuka starrte nach oben. Sie war so durcheinander, sie wusste gar nicht, was sie tat. Das Gesicht konnte sie gar nicht so gut erkennen, da ihre Augen verdeckt waren und ihr unteres Sichtfeld komplett von der Oberweite der Person verdeckt wurden, die ihren Aufprall abgefedert hatte. Nun, da sie sich beruhigte, baute sich das Adrenalin ab und sie spürte einen brennenden Schmerz in ihrer Hand. “Oh Gott”. Die Fremde klang bestürzt, aber trotzdem fand sich eine vertrauenserweckende Wärme in der Stimme. “Was ist denn mit deiner Hand passiert? Sie ist verbrannt. Komm mit, ich bring dich ins Krankenhaus.” Shizuka entschied, dass diese Person – fürs erste- vertrauenswürdig genug für sie war, ihr zu folgen. Das war für den Moment besser, als ziellos und hungrig herumzuirren. Doch diese Verbrennung machte ihr Sorgen. War es der Mann in schwarz? Selbiger Mann stand immer noch am selben Fleck wie festgewurzelt. Die Tatsache, dass er gerade ein fremdes Mädchen weggeschubst hatte, beschäftigte ihn weniger als dass sein Herz unkontrolliert schlug, und ihm ganz heiß wurde. Dies war auch der Grund, wieso er so überreagierte und sie ausversehen verbrannte. Dass seine Kräfte außer Kontrolle gerieten, passierte ihm nicht mehr seit er... Was war nur los mit ihm? “Das war Nummer 109, nicht wahr?” Kazehana sprach aus, was Homura nichtmal zu denken wagte. Doch innerlich wusste er, dass es stimmte. “Das kann nicht sein.” Homura rang um seinen klaren Verstand. “Ich kann nicht auf jemand zweites reagieren, ich...” “Weißt du noch, was Matsu gesagt hat?,” unterbrach ihn Kazehana wieder. “Sie wäre in der Lage, dich von Minato zu stehlen”. “Aber, dass...” Homura holte tief Luft. Langsam bekam er seine Fassung zurück, auch wenn es ihm anzusehen war, dass es ihm nicht leicht fiel. “...dass eine neue Sekirei sogar das Gleichgewicht durcheinanderbringen kann, die Ordnung der Ashikabi und deren Sekirei. Das ist doch ein Verbrechen”. “Eigentlich ist das ganze Projekt ein Verbrechen, Homura. Komm, gehen wir erst einmal nach Hause. Während du deine Schicksalhafte Begegnung verarbeitet hast, habe ich die Kohlköpfe für Miya bereits eingekauft”. Homura hatte den Eindruck, dass die Wind-sekirei sich über ihn lustig machte, verkniff sich aber weitere Kommentare. Die beiden machten sich auf den Weg zurück, um das Mittagessen vorzubereiten und Minato von ihrer Begegnung zu erzählen. Kapitel 3: Kapitel 3 In der Maison Izumo ---------------------------------------- Kapitel 3 In der Maison Izumo Shizuka lag in einem Krankenbett, einen Verband um ihrer Hand. Der Arzt meinte, dass es nichts schlimmes sei, doch das störte Uzume nicht. Die Verbrennung sah viel schlimmer aus, als die beiden sich zufällig auf der Straße trafen. Trotz allem sollte das Mädchen über Nacht im Krankenhaus bleiben, auf Anfrage Uzumes im selben Zimmer wie ihr Ashikabi, Chiho. "Du bist eine Sekirei, nicht wahr?", konfrontierte die Bändersekirei den Neuzugang. Shizuka schrak auf, obwohl keinerlei Feindseligkeit in ihrer Stimme lag. "Beruhig dich, bitte". Chihos Stimme war freundlich und beruhigend. "Du bist hier sicher. Auch wenn du Nummer 109 bist, wir haben kein Interesse daran, dich zu beflügeln". "Woher wisst ihr dann, dass ich Nummer 109 bin?" Shizuka blieb vorsichtig. "Hier." Chiho hielt Shizuka ihr Handy vor die Nase. Der Text ließ sie erschaudern. Dass sie sich vor MBI in Acht nehmen musste, war eines. Doch nun fand sie sich in der Situation wieder, dass jeder Ashikabi ihr Feind war. Anscheinend aber nur fast jeder, wie sie sich korrigieren musste. Diese beiden hatten genug Chancen, sie zu überwältigen, taten es aber nicht. Sie entschied, sich den beiden anzuvertrauen. Als der Abend dämmerte, lag Homura schwitzend in seinem Bett. Er hatte Minato und den anderen Sekirei anvertraut, dass er Shizuka nicht nur traf, sondern auch auf sie reagierte. Es wurde wieder viel darüber diskutiert, wie so etwas möglich sei, wie es funktionierte, doch nur ein einziger Satz geisterte im Kopf der Flammensekirei umher: Minato versicherte ihm, dass er ihn frei entscheiden ließ, was er tat. Als ob es da eine Frage gäbe. Sein Ashikabi war Minato, niemand anderes. Allmählich fing er an, diese Nummer 109 dafür zu hassen, seinen Körper so durcheinander zu bringen, hatte er gerade erst seine Stabilität gefunden. Er wusste gar nicht, wann er einschlief, doch quälte er sich noch eine ganze Weile mit seinen Gefühlen herum. Der nächste Tag verlief ereignislos. Minato und seine Sekirei teilten sich in Zweiergruppen auf, wobei niemand etwas von Nummer 109 finden konnte. Im Krankenhaus zappelte Shizuka ungeduldig herum. Sie hatte am Vortag alles erzählt, auch dass sie gerne Kusano, ihren Bruder Shiina und die Flammensekirei kennenlernen wollte. Sie erklärte auch ihre seltsame Begegnung mit dem Mann in schwarz, woraufhin Chiho ihr erzählte, dass sie auch so etwas ähnliches erlebt hatte, bevor sie Uzume kennenlernte. Das könnte jemand gewesen sein, der auf sie reagierte. Der Verbrennung nach zu urteilen, waren sie sich jedoch sicher, wer das sein musste. Nun wollte Shizuka auf jeden Fall Minato und Homura treffen. Uzume bot ihr an, gemeinsam mit Shizuka zur Maison Izumo zu gehen, wo der Ashikabi Minato lebte. Dummerweise musste die Sekirei noch bis zum Abend des darauffolgenden Tages warten. Es war eine Bitte von Chiho, da sie sich mit der Sekirei anfreunden und mehr Zeit verbringen wollte. Chiho erzählte Shizuka auch ihre Geschichte. Dass Uzume für sie sorgte, und die Krankenhausrechnungen bezahlte. Chiho war nämlich noch bis vor kurzem Dauergast im Krankenhaus. Minato hatte sie zu verdanken, dass ihre tödliche Krankheit geheilt wurde, und sie nur noch zu regelmässigen Behandlungen ins Krankenhaus musste. Am Abend würde Uzume die Sekirei zur Maison Izumo bringen. Sie arbeitete für Chiho, die noch nicht ganz fit war, um ihre Wohnung zu bezahlen. Doch je mehr Zeit verging, desto weniger konnte Chiho die Sekirei ruhig halten. Als die Stunde des Aufbruchs gekommen war, stiegen alle drei in ein Taxi. "Du wirst die Maison Izumo lieben," begann Uzume, zu schwärmen. "Alle sind so freundlich dort und es wird nie langweilig. Nimm dich aber vor der Vermieterin in Acht. Miya ist gnadenlos, wenn du die Hausordnung verletzt. "Wie schlimm ist sie denn?" fragte Shizuka leicht verunsichert. "Nun, ich habe gehört," Uzume begann, ihr fürchterlichstes Gesicht aufzulegen. "...dass die Vormieterin meines damaligen Zimmers mit Haut und Haaren verschlungen wurde, weil sie eine leere Milchtüte in den Kühlschrank gestellt hat." Shizuka bekam es mit der Angst zu tun. "Ich will nicht mehr in die Maison Izumo," jammerte das Nervenbündel während Uzume breit grinste, ihr Ashikabi lächelte glücklich. Es war schön, neue Freunde zu kennenzulernen. Als das Taxi anhielt, wurde Shizuka herausgelassen. Uzume und Chiho winkten ihr zum Abschied. Nun stand sie vor der Tür. Alles was ihr noch übrig blieb, war anzuklopfen. Sie stand einige Sekunden einfach nur da. Sie war kurz davor, sich jemand fremden anzuvertrauen. Uzume hatte sie mehr oder weniger überrascht und in die Arme geschlossen, es geschah alles automatisch. Doch nun war einfach nur eine Tür vor ihr. Die Frage: Sollte sie anklopfen und ihr Schicksal in das Unbekannte legen? Oder einfach weggehen und sehen, was ihr widerfuhr? Die Entscheidung wurde ihr abgenommen: die Eingangstür schwang auf und Shizuka wurde durcheinandergewirbelt. Sie konnte nur erkennen, dass etwas schwarzgekleidetes, blondhaariges an ihr vorbeirauschte. Sie rang immer noch um ihr Gleichgewicht, als eine zweite Person sie schließlich zu Boden warf. Dieses Mädchen in einer Miku-ähnlichen Tracht hatte jedoch wenigstens den Anstand, stehenzubleiben und Shizuka aufzuhelfen. “Oh, Entschuldigung”. Mit einer Hand und ohne erkennbare Mühen wurde sie am Arm wieder auf die Beine gestellt. “Tut mir schrecklich leid, ich wollte sie nicht umwerfen. Machen sie es gut”. Das Mädchen rannte mit atemberaubendem Tempo die Straße hinab, ihre leere Einkaufstüte flatterte im Wind. Die Tür ließ sie offen stehen. Shizuka trat langsam hinein, da diese emotionale Hürde überwunden war. Im Inneren traf sie auf einen jungen Mann. Er sah sie verwundert an. “Oh, ein neues Gesicht? Die Vermieterin ist gerade nicht zu sprechen. Aber sie können es sich gern gemütlich machen”. Für einen Moment herrschte Stille. Shizuka stand immer noch im Türrahmen und wusste nicht, was sie sagen sollte. Wen hatte sie vor sich? Minato? Homura? Jemand fremdes? Einen Ashikabi, der sie nur stehlen wollte? Dem jungen Mann ging urplötzlich ein Licht auf. “Warte mal, bist du nicht...” “...Shizuka!” Ein kleines Mädchen stand im Hausgang. Sie erkannte Shizuka und sprang ihr fröhlich in die Arme. Die einseitige Umarmung wurde von den anderen beiden mit einem überraschten Gesichtsausdruck beobachtet. “Du bist 109, nicht wahr?” Die Frage des Jungen wurde ignoriert. Shizuka sah zum Mädchen herab, dass glücklicher nicht sein konnte. “Du bist Kusano, oder?” Shizuka erzählte ihre Geschichte und wie sie Kusano immer nur durch ein Fenster sehen durfte. Die drei waren sich einig, dass Shizuka die Maison Izumo zu ihrem Unterschlupf machen sollte. Minato ließ Kusano und Shizuka alleine, um mit Miya zu sprechen. Sie stimmte zu, dass Shizuka nicht frei herumlaufen sollte. Sie würde sich später darum kümmern, Shizuka einen Platz und Arbeit anzubieten. Am Mittag waren alle Sekirei versammelt. Shizuka lernte sie kennen, während sie von sich erzählte. Das Mädchen, dass sie zuvor über den Haufen gerannt hatte, hieß Musubi. Sie empfing sie besonders herzlich. Kazehana machte einen merkwürdigen, aber freundlichen Eindruck, eine ganze Sakeflasche für sich beanspruchend. Tsukiumi machte ihr ein wenig Angst. Doch mit Kusano verstand sie sich super. Matsu zeigte großes Interesse an ihr, und lud sie zu sich aufs Zimmer ein. Miya, die Hausherrin, war sehr freundlich und zuvorkommend. Sie zeigte Shizuka ihr eigenes Zimmer und teilte sie für die Hausarbeit ein. Nur eine Sekirei vermisste sie: Homura war nicht zu sehen, obwohl sie tief in ihrem Herzen spürte: er war hier in diesem Anwesen. “Du... kennst meine Mutter?” “Natürlich.” Minato fiel aus allen Wolken. Shizuka erwähnte, dass Minatos Mutter viel über ihn erzählt hatte. “Sie erzählte mir auch, dass du Kusano beflügelt hast. Und die Flammensekirei soll auch hier sein, Homura.” “Ja, jetzt wo du es sagst. Wir sollten uns noch überlegen, was zu tun ist.” Matsu mischte sich ins Gespräch ein. “Homura hat berichtet, dass es ihm wieder schlecht geht. Dass er dich getroffen hat und reagiert. Höchst interessant, dass du sogar eine Sekirei durcheinanderbringen kannst, die mit ihrem rechtmässigen Ashikabi verbunden ist.” “Ich wollte das ja nicht,” erwiederte Shizuka. “Ich habe ja auch diese komischen Träume, diese Gefühle...” “Hör auf dein Herz.” Minato unterbrach sie. “Du und Homura, tut was ihr für richtig haltet. Wenn er sein Zimmer mal wieder aufschließt, werde ich ihm das selbe sagen, wenn ich ihm ausrichte, dass du hier bist. Aber er hat es sicher schon gespürt.” “Ja, du hast wie immer Recht, Minato”. Matsu rückte ihre Brille zurecht. “Ihr zwei werdet schon auf eine Einigung kommen. Das wichtigste ist, dass MBI dich nicht wieder in die Finger kriegt. Die Datenbank hat deine Auffindung als höchste Priorität eingestuft. Du solltest dich in der Öffentlichkeit bedeckt halten und niemals allein rausgehen”. Shizuka nickte. Diese Leute gingen alle so gut mit ihr um. Und sie schienen, Minato zu vertrauen. Sie sollte hier in Sicherheit sein. Sie entschied, sich zuerst in den Alltag einzuleben und Homura die Zeit zu geben, mit seinen Gefühlen auf seinem Zimmer klarzukommen. Sie war die Fremde hier und wollte ihm nicht auf die Pelle rücken. Wenn sie nur gewusst hätte, wie der nächste Tag verlaufen würde... Besagter Morgen kam rasch. Die Betten in der Maison Izumo waren viel gemütlicher und nicht so unangenehm hart und steril wie in ihrer Zelle. Trotzdem war sie früh auf. Um Vier Uhr morgens stand sie bei Miya auf der Matte und erledigte ihre zugeteilten Aufgaben. Geschirr spülen und vor dem Frühstück die Böden wischen. Sie traf auf Musubi im Hausgang, die ihr tatkräftig zur Hand ging. Musubi war nicht nur freundlich, sondern auch die hilfbereiteste Sekirei im ganzen Haus. Shizuka wunderte sich, ob Musubi jemals den Antrieb verlor. Diese Frage beantwortete sich jedoch eine halbe Stunde vor der Frühstückszeit. Musubi lag auf allen Vieren im Esszimmer und jammerte mit knurrendem Magen, wann es denn endlich Essen gäbe. Shizuka fand es ein wenig lustig, dass Musubi mit leerem Magen ein wenig wie ein Kind war. Als hätte sie es heraufbeschworen, sprang ihr Kusano in die Arme. “Hey, Shizuka. Guten Morgen. Wie geht es dir? Gefällt es dir hier?” “Guten Morgen Ku-chan.” Shizuka formte ein... Lächeln. “Ja, es ist wirklich schön bei euch.” “Das freut mich.” Kusano lachte. “Ich muss nun aber in die Küche. Miya-san und ich machen das Frühstück.” Kusano sprang auf und rannte in die Küche. Tsukiumi hämmerte an Homuras Zimmertür. “Frühstück ist fertig”. Das musste er gehört haben. Er war nun einen ganzen Tag ohne Essen oder Trinken auf seinem Zimmer. T würde nicht akzeptieren, wenn Homura nur eine weitere Mahlzeit verpasste. Sie begab sich zu Tisch. Homura stöhnte auf. “Jaja, ich komme gleich” murmelte er. Sein Ebenbild reflektierte sich im Spiegel. “So ein hässlicher Körper...” Sein Zustand hatte sich kein bisschen gebessert. Er wusste nicht, was passieren würde, wenn er die Quelle finden würde. Homura zog sich etwas an. Würde er nichts essen, könnte sein Körper gar nichts mehr ausrichten. Er trat ins Esszimmer. Sein Herz pochte. Er starrte Shizuka an, Kazehana ignorierend, die gerade etwas aus dem Lagerraum brachte und Homura um Platz bat. “MEINE KOHLKÖPFE!” Miya wurde aufmerkam. Sie rannte in das Esszimmer, aus dem der Aufschrei herkam. Ihr bot sich eine Szene: Kazehana auf den Knien, vor ihr ein umgestoßener Karton voller Kohlkopfgemüse. An der Wand hing Shizuka, Homura würgte sie. “Stirb, du bist die Quelle meines Schmerzes!” fauchte er. “Nein, ich habe doch nichts ... getan,” röchelte sie nur. Miya reagierte schnell. Ein dumpfer Knall schallte durch das Zimmer. Homura ging zu Boden, die Hand von Shizuka ablassend. Miya hielt eine – nun verbeulte – Bratpfanne in den Händen. “In der Maison Izumo sind Kämpfe ausschließlich verboten”. Miya erklärte so freundlich, als würde sie einem Neuzugang die Hausregeln zum ersten Mal erklären. Trotzdem merkte jeder, welch Autorität dahintersteckte. “Also sei bitte so freundlich, und vergreif dich nicht an Shizuka, es sei denn du willst morgen auch kein Essen bekommen. Heute gibt es übrigens für dich auf jeden Fall nichts” Homura verflüchtigte sich, als er wieder aufstehen konnte. Zorn war in seinen Augen. “Er hasst mich. Er hasst mich, weil er auf mich reagiert.” “Ach, das ist nur Homura”. Kazehana hatte das Chaos mit dem Gemüse wieder aufgeräumt und sah unbesorgt aus. “Der hatte es immer schwer, wenn es darum ging, die Realität zu akzeptieren.“ “Sieh an, sieh an, wer da spricht, Fräulein Dauerfahne”, tadelte Tsukiumi die Dauerbetrunkene Sekirei. “Hey, ich bedecke immerhin meine Unterwäsche.” “Wa-wa-waaas?” “Man sollte immer darauf achten, dass im eigenen Keller keine Leichen liegen, wenn man in fremde Gärten schaut.” Nun hatte sich auch Matsu eingeschaltet, die von Kazehana und Tsukiumi nur ungläubige Blicke geernetet bekam. Beide begannen zeitgleich: “Du bist doch Fräulein Most-wanted by MBI” “Oh, stimmt ja.” Matsu kicherte. Minato sah die Sorge in Shizukas Augen, die auch von dem Streit seiner Sekirei nicht überspielt werden konnte. “Mach dir keine allzugroßen Sorgen darum. Das wird schon,” sprach er ihr zu. “Ich hoffe doch...” Shizukas Stimmung besserte sich nicht. Jede Sekirei empfing sie freundlich, außer Homura und das setzte ihr zu. Sie stand auf, um das Geschirr abzuräumen. Den Tag über erledigte sie ihre Pflichten, unterhielt sich mit einigen Sekirei, doch nicht einmal Tsukiumi konnte ihr weiterhelfen. Homura mied sie, und sein Blick war hasserfüllt. Kapitel 4: Kapitel 4 Seele und Mond ----------------------------------- Kapitel 4 Die Maison Izumo war ein sehr angenehmer Ort. Die Hausherrin war streng, aber nachsichtig. Wer kein Geld hatte, arbeitete die Miete ab. Doch hilfsbedürftige wies sie nicht ab. Sie schien auch kein Problem mit Sekirei zu haben, über die sie sehr gut informiert war. Vielleicht war es auch unvermeidlich, wenn sämtliche Gäste des Hauses aus Sekirei und ihrem Ashikabi bestanden. Minato Sahashi hieß er. Er machte einen unscheinbaren Eindruck. Doch hatte er mehrere, starke Sekirei um sich versammelt. Unter diesen war auch Nummer 06. Homura. Mit der Flammensekirei verstand sich Shizuka vom ersten Tag an nicht. Dies hatte sich auch zwei Tage nach der Begegnung zum Abendessen nicht geändert. Homura lief ihr nicht einmal über den Weg. Es schien, als würde Homura gar nicht mehr in der Maison wohnen. Der heutige Morgen bestätigte Shizuka jedoch erst mit Sicherheit, dass Homura nicht ausgezogen war. „Was soll das heißen, Homura ist schon wieder so früh zur Arbeit gegangen? Das ist der dritte Tag in Folge!“ Shizuka stolperte gerade als Erste in das Esszimmer, da sie für das Frühstück eingeteilt war, und überhörte die gereizte Stimme, die aus der Küche zu kommen schien. Sie hatte vergessen zu fragen, wann sie anfangen sollte, und war daher früher als alle anderen aufgestanden. „Kagari hat mir erzählt, dass er fürs erste eine frühe Schicht übernehmen muss. Keine Sorge, ich habe sein Lunchpaket schon gestern Nacht vorbereitet.“ Die sanftere, und sehr beruhigend wirkende Stimme wurde direkt von der ersten übertönt. „Es ist doch vollkommen eindeutig, dass das eine Lüge war. Nach all dem, was Minato für ihn getan hat, läuft er Gefahr, wieder sein altes Selbst zu werden. Und das nur wegen diesem...diesem Flit...“ „Ups, aua“. Mit einem Knall landete Shizuka mit dem Gesicht auf dem Boden, vor dem schockierten Gesicht Tsukiumis der Länge nach, und mit allen vier Extrementen ausgebreitet. Miya schien nicht überrascht zu sein, oder versteckte ihre Empörung unter einem sehr guten Pokergesicht. Niemand war sich dem jemals sicher. Die tollpatschige Sekirei wollte in diesem Augenblick am liebsten im Erdboden versinken. Sie hatte nicht vor, zu lauschen, doch hatte sie dies im Endeffekt getan. Sie rappelte sich wieder auf, und versuchte sich zu entschuldigen. Mehr als ein beschämtes Kichern bekam sie jedoch nicht heraus, und bevor Tsukiumi den Mund aufmachen konnte, erhebte sich bereits Miyas Stimme: „Ah, Shizuka! Schön, dass du schon wach bist. Wie sich herausgestellt hat, benötige ich keine große Hilfe beim Frühstück. Was hälst du aber davon, direkt loszugehen, und Brötchen einzukaufen? Wir haben gar keine mehr im Haus. Tsukiumi, magst du sie nicht begleiten? Es ist ihr erstes Mal, und sie kennt den Weg zum Bäcker nicht.“ So passierte es, dass die beiden Mädchen gemeinsam die morgendlichen Straßen hinunterliefen. Shizuka machte dabei aus, dass Tsukiumi ihre schlechte Laune aus dem Gespräch mit Miya mitgenommen hatte. Sie schien nicht damit einverstanden gewesen zu sein, wie Homura sich rar machte, und Shizuka hatte ebenfalls ein schlechtes Gefühl dabei, dass sie dabei eine Rolle spielte. Was Shizuka aber genauso wenig ertrug, war das beleidigte Gesicht, das die Wasser-sekirei aufgezogen hatte. Wieso sollte man diesen Konflikt nicht mit Worten lösen können? Und mit Tsikumi selbst hatte sie doch keinerlei direkte Probleme. Doch wirkte sie viel zu bedrohlich auf Shizuka, als dass sie sich wagte, das Wort zu erheben. Umso mehr jubelte sie innerlich, als ihre Begleitung die verschränkten Arme auflöste, um mit offenen Handflächen zu gestikulieren, und dabei die Stille zu brechen. „Was denkt sich dieser Idiot nur dabei? Eigentlich wäre er heute dran gewesen“ „Du bist doch auf mich sauer.“ Dieser Satz kam mit einem provokanten Unterton aus Shizukas Lippen. Sie hatte Tsukiumis letzten Satz im Gespräch mit Miya sehr wohl interpretieren können, und sie hatte vor, die Sache direkt zu klären, ohne Umschweife. Tsukiumi jedoch, war in ihrem momentanen mentalen Zustand weder empfänglich für direkte Anprangerungen, noch für die subtile, größere Frage hinter dem großen Ganzen, die Shizuka klären wollte. Die einzige Antwort war daher eine Handfläche voll Wasser, die direkt auf Shizuka geschleudert wurde. Was Shizuka in diesem Moment verspürte, war etwas, das sie noch nie erlebt hatte. Die Zeit schien, stehenzubleiben, als der feindselige Angriff auf sie drohte, einzuprasseln. Der Blick vor Shizuka verengte sich. Ihre Beine bewegten sich, ohne dass sie es bemerkte. Schon stand sie an Tsukiumis rechter Flanke. Noch mitten im Schwung von ihrer Attacke, war sie Shizuka vollkommen schutzlos ausgeliefert. Die Sekirei in der Offensive nutzte diesen Vorteil um... Tsukiumi mit beiden ausgestreckten Armen von sich weg zu schubsen. Ihre Kontrahentin war für eine Sekunde vollkommen verwirrt, aus ihrer Rage vollkommen herausgeworfen. Es war kein Einfaches, einem Wasserschwall aus der nächsten Nähe auszuweichen, doch war es eine ganz andere Sache, wenn jemand mit solch meisterhaften Reflexen – aufgeschreckt oder nicht – keine Technik aufwies, und die kurz aus dem Gleichgewicht gebrachte Opposition nicht weiterhin angriff. Das Mädchen stand einfach nur da, und suchte ihre Fassung, wahrscheinlich nach einem urplötzlichen Adrenalinschub. Tsukiumi hatte im Hinterkopf zwar den Gedanken gefasst, dass die kleine Sekirei nicht unbedingt kampferfahren oder geschult sein musste, doch bewies Kusano, dass dies kein Grund sein sollte, seine Deckung zu vernachlässigen. Tsukiumis Gegnerin war jedoch kein kleines Kind, und daher verantwortlich für ihre Handlungen. Und auf Tsukiumis Angriff mit einer feindseligen Handlung zu antworten, statt die Dusche hinzunehmen, war ohnehin eine offene Herausforderung. Aus dieser Situation käme sie nur mit einer Kapitulation, oder... Dies war jedoch vollkommen in Ordnung für Shizuka. Sie sah niemanden in der Maison Izumo als ihren Feind an, und hielt sich als Neuling mit ihrer Meinung zurück, in der Hoffnung, eine friedliche Lösung auf ihre Probleme zu finden. Doch es war untertrieben zu sagen, dass Tsukiumis Verhalten Shizuka massiv gestört hatte. Tsukiumi ging Shizuka meist aus dem Weg, und blieb distanziert, wenn die beiden im selben Raum waren. Die Wassersekirei selbst sprach es nie aus, jedoch spürte Shizuka ihre kalten Blicke, jedes Mal wenn das Thema auf Homura wechselte. Shizuka brannte es unter den Nägeln, mit ihr darüber zu reden, und sie spürte auch, dass Tsukiumi mehr in sich trug, als oberflächlichen Hass. Sie wusste, dass die beiden Freunde sein könnten, wenn sie sich anstrengen würden. Doch Tsukiumi verschleierte ihre wahren Gedanken. Ihre offene Meinung hörte sie nur durch Zufall, heute Morgen in der Küche. Und das brachte Shizuka innerlich zum kochen, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Shizuka wollte diesen Kampf, seit sie in die Küche stolperte. Der Zwist sollte enden, doch nicht bevor sie der arroganten Ziege die Manieren einprügeln durfte, die sie dringend nötig hatte. Ein kurzer Blick. Keine Deckung. Leichte Beute. Shizukas Gehirn war im Kampfmodus. Es brauchte mehr als eine Zicke, um ihren Geist zu benebeln, und nun hatte sie sich wieder vollkommen im Griff. Shizuka verstand auch, dass das, was sie eben erlebt hatte, eine Art Adrenalinschub gewesen sein musste, der Menschen erlaubte, für kurze Momente über ihre Grenzen zu gehen, und in Kampf- oder Fluchtsituationen ihr Überleben sicherzustelllen. Im Falle einer Sekirei war dies jedoch mehr als das. Jede einzelne Sekirei war für den Kampf geboren und zusätzlich angepasst worden. Das, was Shizuka bei Tsukiumis Attacke verspürt hatte, war etwas, das sie nur im Kampf gegen eine andere Sekirei spüren konnte. Im Licht der Morgensonne wäre niemanden aufgefallen, dass Shizukas Fußsohlen ein sanftes Licht verstrahlten. Auf Shizukas Gesicht formte sich ein überlegenes Lächeln, das Tsukiumi erschrecken ließ. Im nächsten Augenblick sprang Shizuka los. Das Testlabor führte keine Kampfübungen durch. Es war immer das selbe. Gehirnscans, Blutabnahmen, langweilige Datenauslesen. Manchmal jedoch kam ein Mann zu den Tests dazu, der Shizuka für sogenannte „Fähigkeitentests“ entführte. Er war sehr freundlich, und unterhielt sich zwischen den verschiedenen Einzeltests mit ihr. Er war weniger detailliert als Takami, aber er war davon fasziniert, wie sich sein persönlich zugewiesenes Modell machte, dessen Anpassung er komplett vornahm. Eines Tages verschwand er, und kam nie wieder zu ihr. Die Forscher wagten sich niemals ohne diesen Mann an neue Tests heran, und beschränkten sich darauf, zu wiederholen, was in den Akten bereits verzeichnet war. Es waren im Grunde nur verschiedene Manifestationen ihrer Fähigkeiten, keine besonderen Kampftechniken oder fortgeschrittene Tricks. Was Shizuka jedoch für sich aus diesen Experimenten gelernt hatte, war unbezahlbar: Tsukiumi war nicht dumm. Sie wusste, dass Shizuka wieder ihre ungeschützte Seite angreifen würde. Sie sah klar und deutlich, dass die vorlaute Göre vor ihren Augen begann, auf sie zu zu schnellen, und normalerweise würde man bei so einer Geschwindigkeit augenblicklich Kontakt mit dem Feind aufnehmen, und auch keine Möglichkeit mehr haben, die Richtung zu ändern, bevor man frontal aufschlug. Shizuka hatte sich jedoch vor einer Sekunde bereits unglaublich schnell bewegt, und aus einem Winkel angegriffen, der nicht möglich hätte sein sollen. Diesmal rechnete Tsukiumi mit dem Unmöglichen. Ihren rechten Arm ließ sie diesmal ungeschützt. Tsukiumi hielt diesmal ihren linken Arm schützend vor sich, da sie Shizuka in dem Glauben lassen wollte, ihre Technik durchschaut zu haben, und diesmal mit einer Attacke von links zu rechnen. Würde Shizuka tatsächlich von Links kommen, hätte Tsukiumi die Gelegenheit, sie zu packen und Manieren einzuprügeln. Jedoch rechnete die Wassersekirei damit, dass Shizuka in Lichtgeschwindigkeit den Angriff in letzter Sekunde ändern und ihre ungeschützte Rechte ein zweites Mal ins Visier nehmen würde. Shizuka bemerkte, dass Tsukiumi, obwohl sie gerade eben bereits von rechts getroffen wurde, keine Anstalten machte, ihre rechte Flanke zu decken. Aus Shizukas Sicht war es die beste Idee, weiterhin ihre dominante Hand zu belasten, solange Tsukiumi keine Offensive gegen ihre Geschwindigkeit fand. Dass Tsukiumi jedoch ihre linke Flanke schützte, als Shizuka sich loskatapultierte, schmeichelte die Licht-sekirei ein wenig. Tsukiumi schien damit zu rechnen, dass Shizuka sich keine großen Chancen mehr ausrechnete, große Treffer auf ihre verwundbarste Stelle zu landen, und vernachlässigte diese dabei total. Ob sie das tat, weil sie Shizukas Taktik glaubte, durchschaut zu haben, oder ihre Geschwindigkeit unterschätzte, das wusste Shizuka nicht, doch es war ihr einerlei. Shizukas Füße blitzten ein zweites Mal auf. Diesmal konnte Tsukiumi es sehen. Nun war der Moment gekommen. Shizuka würde zur Seite springen, und Tsukiumis ungeschützte, rechte Flanke traktieren. In den Händen der Wassersekirei bildete sich in Sekundenbruchteilen ihr Wasserschwert, und sie hob den Unterarm ein wenig nach oben, das offene Messer bereit für das Schlachtvieh. Für einen Moment wurde alles um Tsukiumi schwarz. Ein unbeschreiblicher Schmerz machte sich in ihrer Magengegend breit. Sie kämpfte um ihr Bewusstsein, und blickte unter sich. Shizuka hatte nicht die Richtung gewechselt. Sie hatte in dem kurzen Moment, als sie auf dem Boden aufkam, den Körper gesenkt, einen weiteren Sprung nach vorne gewagt, und sich selbst als fliegende Kopfnussrakete eingesetzt. Shizuka war sich Tsukiumis Falle nicht bewusst. Doch Tsukiumi war sich nicht bewusst, dass ihre Gegnerin nicht nur um den Sieg kämpfte, sondern für ihre Ehre. Shizuka war nichts wichtiger, als Tsukiumi auf die persönlichste Art und Weise ihre Gefühle zu zeigen. Tsukiumi wusste darauf keine Antwort. Die Geräusche aus ihrem Mund waren schwer als Worte zu interpretieren, während sie langsam nach hinten von Shizuka wegstolperte, und sich den Magen hielt. Sie verstand die Botschaft dahinter: Ein schwaches Mädchen wie sie musste ihren Kopf benutzen, da ein Faustschlag bei ihrer Statur wohl keine Wirkung erzielt hätte. Dieses Mädchen hatte keine andere Wahl, als ihren Körper als Projektil zu verwenden, die einzige Möglichkeit, ihre hohe Geschwindigkeit als Waffe einzusetzen. Und trotzdem hatte es nicht gereicht, Tsukiumi auszuschalten. Anscheinend hatte ihre Gegnerin auch kurz damit zu kämpfen, das Gleichgewicht nach ihrer Kopfnuss wiederzufinden. Eines wunderte die Nummer 09 jedoch: war dieses Mädchen wirklich so naiv, dass sie sich erhoffte, eine einstellige mit einem starken Eröffnungsschlag direkt zu besiegen? „Mir scheint, ich muss euch ein paar Grundregeln des Sekirei-kampfes beibringen. Zum Beispiel, dass man sich nicht mit seiner ersten Attacke direkt verausgaben sollte.“ Tsukiumi war vollkommen in ihrem Element, wenn sie unerfahrene Kinder belehren durfte. Mit verschränkten Armen und geradem Kreuz hielt sie den ersten Teil ihrer Predigt, die ihrer unglücklichen Gegnerin mit jedem taktischen Fehler ein weitere Strophe einbringen konnte. Shizuka hätte nur allzu gern etwas passendes geantwortet, jedoch fiel ihr nichts ein. Ihr Sekireikörper war für die Anstrengungen der schnellen Bewegungen angepasst, was jedoch nicht hieß, dass sie nicht nach jedem Stillstand Probleme damit hatte, den Lauf der Zeit wieder wahrzunehmen. Tsukiumi schien dies jedoch mit Shizukas körperlichem Limit zu verwechseln. „Was hast du eigentlich gegen mich?“ schrie Shizuka nun, ohne eine Angriffshaltung mehr anzunehmen. „Was habe ich dir angetan?“ Etwas war anders in Shizukas Augen. Ihr Kampfeswille machte einem besorgten Gesicht Platz. Tsukiumi seufzte innerlich über die Naivität der Göre, die nun mitten in einem Sekireikampf anfing, Worte zu wechseln. Sie sah jedoch kein Problem damit, mitzuspielen. Nach ihren Regeln. „Ich habe Euch unterschätzt, aber das wird mir nicht noch einmal passieren,“ kündigte Tsukiumi laut und deutlich an. „Wenn Ihr mich noch einmal berühren könnt, beantworte ich euch mit Freuden alle Fragen, die ihr mir stellen wollt.“ Tsukiumi zögerte kurz, bevor sie etwas leiser hinzufügte: „... auch wenn es um Homura geht.“ Shizuka schüttelte enttäuscht den Kopf. Es war, als hätte sie keine Lust mehr zu kämpfen gehabt. Shizuka war sich dem bewusst. Unter Sekirei waren die Kampfhandlungen bis jetzt nicht über das Niveau einer Ohrfeige zwischen zwei Menschen im Streit gekommen, und sie hätte kein Problem damit gehabt, diesen dummen Streit zu beenden, da die beiden sich nun in ihren Augen genug geohrfeigt hatten. Tsukiumi bewertete das Bild, das sich mit Shizuka darbot eher dem einer verzogenen Göre, die ihre Mutter geschlagen , und nun Angst vor dem Echo hatte. Sie war jedoch keine Göre, sondern eine Sekirei. Und es war Tsukiumis Pflicht, dass Jemand, der Miyas Schutz würdig sein sollte, auch wissen sollte, wie eine Sekirei für sich selbst zu fechten hatte. Shizuka seufzte enttäuscht. Ein Aufblitzen folgte. Tsukiumi scherte sich dieses Mal kein bisschen um eine Schutzhaltung. So etwas sparte sie sich für ebenbürtige Gegner auf. Mit einer Bewegung ihres Handgelenks wütete ein Wirbel aus Wasser um ihr herum. Beim Anblick einer Shizuka, die hilflos im Wirbel gefangen war, zeichnete sich keine Schadenfreude in Tsukiumis Blick ab. Ihr Blick blieb streng und ernst. Ohne sie eines Blickes zu würdigen schleuderte ihr Wassertornado das Lichtmädchen auf die Straße zurück. Der Tornado blieb bestehen. „Kommt schon, ist das alles was ihr zu bieten habt? Endet hier eure Entschlossenheit bereits?“ Shizuka stand sofort wieder auf. Sie starrte den Tornado an. Sie hatte nur Geschwindigkeit. Keine Kraft. Tsukiumis Wirbel war stark genug, sie zurückzuwerfen. Ihre einzige Chance war es, einen Schwachpunkt zu finden. Diese arrogante Sekirei sollte noch bereuen, Shizuka beleidigt zu haben. „Ihr habt noch nichts von meiner Entschlossenheit gesehen! Tsukiumi, die Wasser-sekirei. Ich bin erst am Anfang meiner Suche, und diese Mauer ist die erste, die ich auf dem Weg zu meinem Ziel einreißen werde! Ich bin Nummer 109, Shizuka! Die Sekirei des Lichts!“ Mit den letzten Worten blitzte der Boden unter Shizuka auf. Tsukiumi konnte Shizuka nicht ausmachen. Sie blickte schnell umher, wohl wissend, dass nur Sekundenbruchteile den Unterschied ausmachten, ob sie in der Lage war, Shizukas Position auszumachen, oder nicht. Vor ihr, hinter ihr, links, rechts, oben,... oben! Da dämmerte Tsukiumi, was Shizuka verstanden hatte. In einen Tornado konnte man stets von oben eindringen. Tsukiumi ließ ihren Wasserwirbel in just diesem Moment kollabieren, als sie Shizuka nur wenige centimeter über ihren Kopf ausmachen konnte. Die Verwirrung machte sich Tsukiumi direkt zu nutze, um mit einem Sprung so viel Abstand zu bekommen, wie sie nur konnte. Die Augen der Wasser-sekirei weiteten sich vor Überraschung, als Shizuka sich bereits wieder erholt, und bereit zum nächsten Sprung gemacht hatte, bevor Tsukiumi gelandet war, um die nächste Attacke vorzubereiten. Tsukiumi verspürte in dieser Sekunde etwas, was sie nur selten kannte: Die Angst, einen Kampf zu verlieren. Diese Sekunde machte den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus. Sie wusste sich nicht anders zu helfen, als mit all ihrer Macht einen Wasserschwall Shizuka entgegenzuschleudern. „Verdammt...?!“ Als Tsukiumi den Wasserschwall bereits abfeuerte, dämmerte ihr, dass es für Shizuka ein leichtes sein sollte, auszuweichen und sie abzufangen, während sie wieder landete. Was Tsukiumi erlebte, würde sich ihr ganzes Leben in das Gedächtnis einbrennen: Tsukiumi erhielt keinen Schlag aus ihrem blinden Punkt. Links und rechts von sich sah sie niemanden. Sie blickte wieder nach vorn. Da war sie. Shizuka war direkt in Tsukiumis Wasserschwall gesprungen, und nun in der endlosen Flut gefangen. Sie war so naiv. „Ich habe euch für stärker gehalten, Shizuka. Dann war das doch nur eine großes Mundwerk und ein Glückstreffer, ich muss wirklich sagen,...!“ . Tsukiumi verstummte. Wie töricht sie doch war. Sie wusste nicht wieso, aber die Augen, mit denen Shizuka sie anstarrten, schienen zu weinen. Unter dem Wasser würde keiner sagen können, ob jemand Tränen vergossen hätte, aber Tsukiumi hätte niemals behauptet, dass solch zielsichere, hoffnungsvolle Augen Tränen vergossen hätten. Sie weinten aus den tiefen ihrer Seele, in Sorge um die, die sie im Stich ließe. Gleichzeitig blickten die Augen nach vorn. Sie gab keinen Meter auf, und keinen Fetzen ihrer Sehnsüchte. Diese Sekirei besaß die Entschlossenheit, und das Mitgefühl, die Tsukiumi sonst nur bei jeweils einer anderen Sekirei und einem Ashikabi anerkannte. Shizuka hatte jedoch keine Chance gegen die unendliche Flut. Obwohl sie weiter dagegen ankämpfte, wurde ihr Blick immer schwächer, als sie drohte, zu ertrinken. Shizuka sah nichts anderes als ihren Feind vor Augen. Sie MUSSTE diese Mauer niederreißen. Doch sie kam nicht weiter. Aufgeben war keine Option. Sie musste es weiter versuchen. Die Kraft fing an, sie zu verlassen. Im Wasser konnte Shizuka keinen neuen Antrieb mehr erzeugen, da sie nur wusste, mit ihren Schritten auf festem Boden oder in der Luft durch Lichtpartikel ihre Sprünge zu verstärken. Langsam wurde ihr Blick trüb. War dies das Ende ihrer Reise? Vor ihr erschien das Bild von Takami. Der mysteriöse Professor. Kusano, Minato. Für eine Sekunde blitzte der Rücken eines weißhaarigen Mannes in Schwarz auf, bevor sie das Bewusstsein verlor. „Ho...mu...ra...?“ „Co- Shizuka!“ . Tsukiumi stoppte ihre Flut, als sie keinen Widerstand von Shizuka mehr verspürte. Das übrige Wasser ließ Shizuka in Tsukiumis Arme treiben. Selbige hatte einen besorgten Blick im Gesicht. Es ging ihr jedoch weniger darum, dass die besiegte Sekirei einen verletzten Eindruck machte, auch wenn Tsukiumis erster Schock aus Sorge darum war, übertrieben zu haben. Sie erinnerte sich an die Bürde, die Shizukas Augen für einen Moment widerspiegelten. „ver... sa...gt.... tut....leid....“ Shizuka murmelte im halben Bewusstsein. „Ihr seid so ein Narr.“ sprach Tsukiumi. „Ihr habt es geschafft, mich zu … berühren.“ Kapitel 5: Kapitel 5 Festival der Gefühle ----------------------------------------- Kapitel 5 Festival der Gefühle Einsamkeit. Trauer. Leid. Lange war es her, dass sie diese Gefühle in solch hoher Konzentration verspürte, auch wenn sie immer allgegenwärtig waren. Alles war dunkel. Shizuka verspürte keinen Boden unter ihren Füßen. Sie schien in einem Vakuum zu schweben. Für philosophische Fragen über ihre Existenz hatte sie jedoch keine Zeit. Urplötzlich verschlang sie ein Wirbel aus Wasser, der Shizuka vollkommen wehrlos umher schleuderte. Sie konnte nichts sehen. Das Wasser brannte in den Augen, und drang in ihre Lungen ein. Doch ertrinken konnte sie nicht, Anzeichen eines schlimmen Traums. Das Wasser machte auch keinerlei Geräusche, es war weiterhin vollkommen Still im wilden Gewässer, das der Sekirei deutlich machte, wie unnütz ihr Gewicht in dieser Welt war. Die ohrenbetäubende Stille war es jedoch, was Shizuka an ihrer Situation nicht aushielt. Sie hörte weder ihr eigenes Schreien, noch würde irgendjemand wissen, dass sie existierte. Dem Horror wurde erst ein Ende gemacht, als sie etwas auffing. Shizuka wurde ohne Vorwarnung aus der Wildwasserfahrt gerissen, und befand sich plötzlich in den Armen von... wer war das? Sie konnte sein Gesicht nicht ausmachen. Sie verspürte eine ihr nicht unbekannte Geborgenheit, aber konnte nicht sagen, von wem sie ausgehen konnte. Um genau zu sein hatte Shizuka dieses Gefühl vollkommen vergessen. Genießen konnte sie es jedoch nicht. Erschrocken saß Shizuka auf. Sie lag in einem Bett. Ihrem Bett, dass sie in der Maison Izumo gemietet hatte. Niemand war bei ihr, doch hatte sie das Gefühl, dass jemand sich um sie gekümmert haben musste, sonst wäre sie wahrscheinlich nicht in ihrem Zimmer aufgewacht. Ein leerer Stuhl stand an ihrem Bett. Shizuka hatte anscheinend einen Aufpasser. Ob dieser überdrüssig zu warten war, oder sich die Beine vertrat, wusste sie nicht, doch sie war erleichtert, alleine erwachen zu dürfen, um ihre Gedanken in aller Ruhe sortieren zu können. Shizuka hatte mit Tsukiumi gekämpft. Es ging um Homura. Shizuka spürte vom ersten Tag an, dass diese Sekirei ihm nahe stand, und sie daher als Störfaktor verstand. Niemand sprach es aus, doch war immer eine seltsame Atmosphäre im Raum, wenn Shizuka und Tsukiumi im selben Raum waren. Es war keine Feindseligkeit zu spüren, sondern eine Mischung aus Sorge und Wut. Shizuka erinnert sich an ihren Traum. Es war die Wut des Wassers zu spüren gewesen. Sie erinnerte sich weiter zurück. An den Kampf gegen die Wassersekirei. Shizuka öffnete mit ihren Attacken ihre Seele, und das galt auch für ihre Gegnerin. Nachdem das Adrenalin des Kampfes schwand, konnte Shizuka den ernsten Gesichtsausdruck Tsukiumis bewerten, den sie bemerkte. Es war ein Funken Mitgefühl zu spüren gewesen, ein Zeichen dafür, dass alle Beteiligten Fraktionen im Grunde über die Situation selbst frustriert waren, und am liebsten in der Lage gewesen wären, etwas dagegen zu tun. Stattdessen konnte man sich nur gegenseitig anfauchen, und – im Falle von Wasser und Licht – sich gegenseitig bekämpfen und der Wut durch Handlungen Luft lassen. Shizuka sank in ihr Kopfkissen, und zerbrach sich den Kopf. Was, wenn der Haussegen nun vollkommen schief hing? „Wenn du dir Sorgen um Tsukiumi machst, hör sofort auf damit. Unter Sekirei ist es vollkommen normal, dass sowas mal auf dem Weg zum Bäcker passiert. Wenn du dich überhaupt Sekirei nennen willst.“ Shizuka schreckte auf, aber war viel zu überrascht, um zu reagieren. Stumm lauschte sie der ernsten, belehrenden Stimme. Sie schien vom Hausgang zu kommen, und den Schrittgeräuschen zu urteilen, entfernte sich die Quelle der Worte direkt wieder. „War das nicht...“ flüsterte Shizuka in ihr Kopfkissen. Sie konnte keine klaren Gedanken mehr fassen. Shizuka entschied sich, das Bett zu verlassen und auf die Suche nach Nahrung zu machen. Das Frühstück hatte sie sicher verpasst. Sie warf einen Blick aus dem Fenster und erschrak beim Anblick der späten Nachmittagssonne. Das Mittagessen hatte sie auch verpasst. „Hoffentlich macht die Hausherrin eine Ausnahme für mich“, sprach das Mädchen zu sich selbst. Sie war im Begriff, in ihre Hausschuhe zu schlüpfen, als ihr auffiel, dass sie gar nicht mehr ihre Ausgeh-klamotten trug. Jemand schien sie in ihren Schlafanzug gesteckt zu haben, einem dunkelblauen Pyjama mit ganz vielen, kleinen Katzen verziert. Ausgelegt wurde ihr auch bereits etwas passenderes, um sich vor den anderen Bewohnern zu zeigen. Auf dem Nachttisch lag ihr Sport- und Trainingsanzug bereit. Shizuka wunderte sich, aber entschied sich, mitzuspielen. Wahrscheinlich hatte Miya sich um sie gekümmert und noch etwas vor. Kurze Zeit später bewegte sich die Sekirei in die Küche hinunter. Sie trug nun eine kurze, schwarze Hose, darüber ein ärmelloses, pinkes Sportoberteil. Eine Stimme ließ sie kurz erschrecken: „Guten Nachmittag, Shizuka. Freut mich, dass du wieder auf den Beinen bist. Wenn es dir wieder gut geht, komm nach dem Essen bitte in den Hintergarten, wenn du so lieb bist.“ „Ja, das mach ich. Danke, für das Essen, und alles, Miya-san.“ Shizuka klang ein wenig zurückhaltend. Die Situation verwirrte sie ein wenig, vor allem, da das Haus so ungewohnt still war. Außer Miya, die bis gerade eben noch im Esszimmer saß, und sich nun mit ihrem gewohnt-warmen Lächeln im Gesicht nach draussen begab, war sonst niemand zu sehen oder zu hören. Auf dem Tisch stand ein Teller mit Reis und Gemüse. Das Gericht war schneller verspeist als es Shizuka lieb war. Es war nicht viel, doch es füllte fürs erste den Magen. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass die übrigen Hausbewohner ihren Pflichten nachgingen. Was bedeutete, dass zwar einige Sekirei gerade einkaufen gegangen sein sollten, aber einige andere auch nun das Haus hätten putzen müssen. Shizuka beschwerte sich nicht über die Ruhe, auch wenn es sie kurz an ihren Traum erinnerte. Sie schauderte kurz bei dem Gedanken, ihre Zeit jemals wieder in einem einsamen Zimmer fristen zu müssen. Sie bemerkte, dass die Zeit im Labor ihr Angstzustände bescherten, wann immer sie zu Bett ging, oder alleine aufwachte. Eine Tatsache, für die sie die letzten Tage, bei dem ganzen Stress um Homura keine Zeit hatte, zu beachten. Vielleicht war dies ein Grund, größer als ihr Hunger, wieso sie im trostlosen, einsamen Esszimmer so schnell ihre Ration verschlang, und zielstrebig zum Hintergarten hinausmarschierte, wo sie weiterer Sozialkontakt erwartete. Draussen erwartete sie die Hausherrin bereits. Der Garten bot sehr viel Platz für Aktivitäten, und für heute war eine ganz besondere geplant. „Ah, da bist du ja.“ Freundlich wie immer sprach Miya zu ihrem Gast. „Ich hoffe, es hat dir geschmeckt. Ich erkläre dir jetzt, was wir hier tun werden.“ Nun fiel Shizuka der Stock auf, den Miya bei sich trug. Locker hielt sie ihn in ihrer dominanten, rechten Hand. „Ich möchte, dass du mich angreifst.“ „...wie bitte?“ rutschte es Shizuka heraus. „Du hast mich schon richtig verstanden.“ Miya lächelte weiterhin freundlich wie eine Mutter. „Ich will sehen, was sich verbessern lässt, also nur zu. Es macht mir nichts aus, wenn du sofort alles gibst.“ Shizuka zuckte mit den Schultern. Die Ablenkung tat ihr zur Abwechslung gut, weshalb sie sich auf das Sparring einließ. Doch kannte sie Miyas Stärke nicht. Wäre es richtig, sofort loszulegen und ihre Sekireikräfte einzusetzen? Shizuka trat einen Schritt nach vorne. Sie wusste nicht, was sie erwartete. Einen weiteren Schritt. Der dritte war ein schneller Sprung. Shizuka spürte urplötzlich einen dumpfen Schlag auf ihrem Kopf. Nicht zu stark, doch der Schreck ließ sie stolpern und nach vorne hin umfallen. Erst danach, als sie am Boden lag, realisierte sie, dass ihr Gegner längst nicht mehr vor ihr stand. Die Licht-sekirei richtete sich auf, und konnte ihre Vermutung bestätigen. Miya stand an Shizukas Ausgangspunkt. Sie konnte sich hinter ihren Rücken schleichen, ohne dass Shizuka etwas bemerkte. Da stand sie nun, den Stock in beiden Händen haltend, fast wie eine Lehrerin mit ihrem Zeigestock. Shizuka wurde aus ihrer vollkommen verwirrten Gedankenwelt von ihren Worten gerissen: „Ein bisschen langsam, Shizuka. Würde es dir etwas ausmachen, dich etwas schneller zu bewegen? Das würde uns viel Zeit sparen.“ „B-bist du dir sicher, Miya-san? Wenn ich mit meinen Sekireikräften kämpfe, kann ich sehr schnell sein. Und ich weiß nicht, ob ich es so gut regulieren kann...“ „Ach, das macht nichts. Ich kann mich auch noch etwas schneller bewegen. Und dafür trainieren wir ja. Damit du lernst, mit deiner Kraft umzugehen.“ „Okay, Miya-san. Also, jetzt fange ich an, wenn es genehm ist.“ „Ich bitte darum.“ Shizuka konzentrierte sich auf ihre Kräfte. Es war zwar Sommer, doch im späten Nachmittag stand die Sonne ungünstig, sodass jeder sofort gesehen hätte, wie ihre Fußsohlen begannen, zu leuchten. Diesmal wurden keine Schritte gemacht. Shizuka verschwand sofort von Ort und Stelle. Es war nur ein kurzer Augenblick, da würde sie Kontakt mit Miya machen. Doch da, wo Shizuka hinsprang, und einen Tritt platzierte, war keine Miya mehr. Shizuka nahm so viel Schwung, dass sie sich noch einige Male im Kreis drehte, bevor sie schwindelig auf die Knie ging. „E-e-e-e-e-entschuldige, Miya-san. Ich br...brauche kurz einen Mo-mo-moment...“ Um Shizuka drehte sich alles, und sie nahm nur ein unschuldiges Kichern wahr. Verständlich, bei dem Bild, das die Hausherrin wohl gerade geboten bekam. Ein Paar neugieriger Augen beobachtete die beiden. Aus einem Fenster heraus musterte Homura die beiden trainierenden. Er konnte Miya schon immer mit seinen Augen folgen, er beobachtete sie schon immer, wenn sie die Jungen trainierte, aufzog, sich um sie sorgte, wie um ihre eigenen Kinder. Ihr heutiges Opfer war Shizuka. Sie schien auf ihre Geschwindigkeit stolz zu sein, doch bewegte sie sich langsamer als Miya. Eine erbärmliche Spezialfähigkeit, wenn sie von jemanden auf ihrem eigenen Gebiet geschlagen werden konnte, von Typen, die sich gar nicht auf Geschwindigkeit spezialisierten. Sie schien auch gar keine Kontrolle über ihre Bewegungen zu haben. Der Beobachter schüttelte den Kopf, und schlug sich die Hand vor sein Gesicht, als sie mit voller Kraft eine Mülltonne wegtrat, die auf der Straße landete, wofür sie von Miya mehrere Strafschläge auf den Kopf erhielt. „Sie kämpft nicht annähernd auf dem Level, als sie gestern mit mir kämpfe.“ Die Flammensekirei drehte sich zur Seite und erblickte Tsukiumi. Er war für einen Moment so in den Kampf vertieft, dass er gar nicht bemerkte, wie sie sich zu ihm gesellte, und den Kampf ebenfalls beobachtete. Während Shizuka von Miya dazu genötigt wurde, den, nun auf der Straße verteilten Abfall zusammenzukehren, und die Mülltonne wieder aufzustellen, nutzte die Sekirei des Wassers die Pause, um Homura aus seiner Trance zu erwecken. Er sagte nichts, worauf sie weiterhin das Wort ergriff: „Was starrst du mich denn so an? Ich wollte ihr nur zusehen, so wie du dich dazu entschieden hast, ihr beizuwohnen.“ „Ich weiß nicht, was du meinst“ bellte Homura ihr entgegen. „Ach, hör mir doch auf“. Tsukiumi musste sich beherrschen, nicht loszuschreien, doch ihre Stimme erhob sich merklich. „Was hier passiert, ist wie die Sache mit Minato gewesen. Manchmal ist es falsch, darüber nachzudenken, denn das Schicksal geht seinen Weg, und wer gegen den Schicksalsstrom schwimmt, wird ertrinken.“ Homura versuchte, etwas zu sagen, doch sprach Tsukiumi weiter. „Du hast doch gelernt, es zu akzeptieren, dachte ich. Dass wir Sekirei so sind. Und wir am stärksten sind, wenn wir nach unserem Herzen handeln. Jedenfalls habe ich dir das Rückgrat zugetraut.“ Sie drehte sich um, und ihr Kleid flatterte im Wind ihrer eigenen Wut. Sie schloss die Tür und ließ Homura zurück, der mit einem Auge dem Training zugewandt war, aber gleichzeitig gedankenverloren ins Leere blickte. „Aber... mein Herz gehört doch Minato...“ Kapitel 6: Kapitel 6 Training ----------------------------- „Gewonnen!“ Musubis Jubelrufe waren durch die ganze Maison Izumo zu hören. Die Sekirei hatte sich dazu entschieden, vor dem Frühstück frische Brötchen vom Bäcker einzukaufen. Stolz ließ sie die Einkäufe in die Mitte des Tisches, in die dafür vorgesehene Brotschale purzeln. „Schon wieder ein Rennen?“ Wunderte sich Shizuka laut. Das seltsame Mischwesen aus Sekirei und Ashikabi hatte sich inzwischen eingelebt. Jede Sekirei, die eine Trainingssession von Miya, der Herrin es Hauses, erleben durfte, galt als offizielles Mitglied des Hauses, wobei damit Gäste gemeint waren, die wahrscheinlich länger blieben. Was im Grunde jeder Bewohner der Maison Izumo war. „Ja, natürlich!“ Musubi ließ sich neben Shizuka nieder und strahlte voller Energie, wie sie es jeden Tag tat. „Momentan liege ich zwar in Führung, aber ich baue meinen Vorteil lieber aus“ . Shizuka konnte nicht anders, als zu grinsen, wobei sie mit einem leisen „aua“ ihre Backe hielt. Ein großes Pflaster zierte die Stelle, und man konnte erkennen, dass eine Beule auf dem Kopf dabei war, zu verheilen. „Miya hat dich zum Training eingeladen, hab ich Recht?“ Ein seltener Anblick: Matsu, die Sekirei, die sich nur selten zeigte, setzte sich an den Tisch. „Hab ich leider verpasst, auch wenn ich deine Kräfte nur allzugern gesehen hätte. MBI hat leider keine Details abgespeichert. Dort stand nur, dass das Subjekt, also du, von Emotionen heftig in der Performance beeinflusst wird. Als ob das nicht mit allen Sekirei der Fall wäre. Aber ich vermute mal, so manches konnte man in einem sterilen Labor einfach nicht erforschen“. Matsu machte eine Redepause und begann, sich ein Brot zu schmieren. „...da hast du nichts verpasst“. Shizuka zuckte am ganzen Körper auf. Sie saß mit dem Rücken zur Tür und hörte eine vertraute, aber nicht allzu beliebte Stimme. Bevor diese Stimme mehr sagen konnte, lächelte Miya in Richtung Tür und sprach mit einem freundlichen, aber autoritären Ton: „Guten Morgen Homura. Ich finde es schön, dass du dich seit unserem letzten Gespräch an die Hausregeln hälst. Ich hoffe, du bleibst weiterhin ein Vorbild für die Jungen.“ Die Flammensekirei sprach keine weiteren Worte. Er sah nicht mehr so hasserfüllt aus, wie zu Beginn des Einzugs von Shizuka, doch war sein Blick nicht besser als der eines zu früh geweckten Mannes, der seinen Kaffee brauchte, bevor er ansprechbar werden würde. „Wenn du mich jedoch entschuldigst, nehme ich mein Essen auf das Zimmer.“ „Entschuldige dich nicht bei mir, Homura. Entschuldige dich bei deinen Mitgästen.“ „Ja, natürlich“. Homura stand nun wieder mit Teller und Tasse in Shizukas Rücken und an der Tür. Er versuchte nicht schlechtgelaunt zu klingen, und sprach höflich: „Entschuldigt mich bitte alle.“ Als die Tür sich wieder zuschob, lächelte Kazehana Shizuka an. Wenn Miya die Mutter des Hauses war, so wirkte Kazehana wie die älteste Schwester, die zwar nicht immer einen helfenden Ratschlag hatte, aber immer bemüht war, guten Kontakt zur Familie zu halten und zu helfen, wennn es nötig war. Danach wendete die Sekirei, die über den Wind gebat, sich an die Runde. „Homura war mal wieder richtig gut gelaunt, findet ihr nicht auch?“ „Das nennst du gut gelaunt?“ Minato schluckte hastig den letzten Bissen seines Brötchens hinunter, sodass er seine Kritik äußern konnte. „Ja, finde ich auch, Kazehana.“ Musubi schaltete sich wieder ein. „Ich habe Homura schon lange nicht mehr so gut gelaunt gesehen, seitdem du ihn beflügelt hast.“ „Also bitte, das...“ Minato wurde rot und wusste nichts weiter zu sagen. „Schäm dich doch nicht so“ warf Matsu ein. Sie sprach nun sehr amüsiert. „Der erste Kuss eines Mannes ist der wichtigste Moment seines Lebens, und du hast Homura die Erfahrung seines Lebens beschert. Darauf kann man durchaus stolz sein.“ „Nun fühle ich mich gar nicht mehr stolz.“ Minato riss einen großen Bissen aus seinem Brötchen und koppelte sich damit von der Diskussion ab. „Achja, das hatte ich ganz vergessen.“ Musubi und Shizuka hatten während des Gesprächs ihr Frühstück verpeist und die erste wandt sich an die letztere. „Wie war dein Training mit Miya? Sie ist stark, nicht wahr?“ Shizuka drehte sich Musubi zu. „Nun, es war...“ sie versuchte, die richtigen Worte zu finden, vor allem, da die Herrin des Hauses mit am Tisch saß. „...fordernd. Ich dachte, ich bewege mich mit der Geschwindigkeit des Lichts, doch Miya bewegt sich noch viel schneller als ich. Es war richtig peinlich, wie ich sie nicht einmal berührt habe...“ Shizuka klang mit jedem Wort deprimierter. „Achwas, Kopf hoch.“ antwortete Musubi fröhlich. „Ich versuche schon lange, gegen Miya anzukommen, und trotzdem verpasst sie mir links und rechts Kopfnüsse wie am ersten Tag.“ „Ich glaube, du munterst sie nicht auf“ , mischte sich Minato ein. Shizuka war in ihren Stuhl gesunken, und schrak nur durch das Aufschieben der Tür wieder auf. „Dieses Mal gewinnt ihr vielleicht, Musubi. Aber nächstes Mal werde ich die Schnellere sein.“ „Ah, Tsukiumi. Ich habe dich schon erwartet. Hast du den Reis für heute Mittag auch bekommen?“ Miya erhob sich von ihrem Platz, um der soeben erschienenen Wasser-sekirei die Tüten abzunehmen. „Natürlich, und auch alles andere, was mir aufgetragen wurde. Auch wenn es mich ein wenig deprimiert, dass ihr Musubi mit dem Frühstück beauftragt habt, und damit anerkennt, dass ich viel später als sie wieder zurückkomme.“ „Achwas, das hatte einen anderen Grund“ beruhigte Miya ihr Gegenüber, während sie mit den Tüten bereits in der Küchentür stand. „Man kann sich ja denken, dass Musubi schneller ein paar Brötchen besorgen kann, als du so viele Zutaten auftreiben konntest. Ich danke dir nochmal, setz dich doch, ich habe dir etwas aufgehoben.“ „Trotzdem, eine Niederlage bleibt eine Niederlage.“ Tsukiumi setzte sich an den nächstbesten, freien Platz neben Minato, was gleichbedeutend mit der äußersten Seite, gegenüber Shizukas war. Die beiden wechselten keine Worte, wozu sowieso keine Zeit war. Noch bevor die Wassersekirei ein Brötchen aufschneiden konnte, betrat Miya kurz den Raum. „Wenn du fertig bist, komm doch bitte wieder in den Garten, Shizuka.“ Sie verließ das Esszimmer erneut. „Hey, gratuliere“ Musubi sprach mit vollem Mund, bevor sie herunterschluckte. Sie hatte doch wieder Hunger bekommen, als sie sah, wie Tsukiumi sich etwas zu Essen nahm. „Du scheinst sie so wenig überzeugt zu haben, wie ich. Vielleicht lernst du heute eine neue Technik.“ „Musubi!“ „Entschuldigung, Minato. Das klang wieder nicht motivierend, oder?“ „Viel wichtiger, Shizuka“, begann Tsukiumi nun doch zu sprechen. Sie blickte Shizuka ernst in die Augen. „Ein guter Rat von mir. Lass dich nicht von irgendetwas Unwichtigem ablenken. Bleib bei der Sache. Wenn du erlaubst, deinen Geist benebeln zu lassen, kannst du es sofort sein lassen.“ „Was denn sein lassen, Tsukiumi?“ Minatos Frage spiegelte die Ahnungslosigkeit aller wieder. „Ist schon in Ordnung.“ Shizuka stand auf und sah selbstbewusst aus. „Ich weiß, was gemeint ist.“ „Viel Glück. Heute schaue ich dir zu, da ich nichts putzen muss.“ Musubi sah motivierter aus als Shizuka selbst. „Danke.“ Die Sekirei des Lichts hatte sich vorgenommen, heute bessere Ergebnisse zu erzielen. Im Garten wartete Miya bereits mit warmen Lächeln und gezücktem Schwert. Die Hausbesitzerin erinnerte sich an den Tag, an dem Musubi und Minato vom Himmel fielen. Die beiden mussten viele Herausforderungen überstehen, und wurden immr stärker. Miya trainierte nicht jede, weshalb Musubi und Tsukiumi es immer als eine große Ehre wertschätzten, gegen eine unüberwindbare Kämpferin wie sie anzurennen, und wertvolle Ratschläge zu empfangen, um ihre Techniken zu raffinieren. Minatos andere Sekirei hatten bereits reichlich Kampferfahrung, und mussten Miyas Grundtraining nicht in Anspruch nehmen: Kazehana und Matsu waren speziell angepasst, und bereits vor ihrer Beflügelung stärker als die meisten anderen Sekirei. Homura war schon immer viel zu stolz auf seine eigenen Fähigkeiten, und er hatte auch genug Kraft, um dies zu rechtfertigen. Shizuka war seit langem wieder eine Sekirei, die unerfahren war, aber großes Potenzial versprach. Miya entschloss sich, Shizuka zu trainieren, nachdem sie sich von ihrer Entschlossenheit überzeugen konnte. Sie erlebte es zwar nicht direkt, aber Tsukiumi ließ sich davon überzeugen, Miya einen kompletten Bericht ihrer kleinen Einkaufseskapaden zu erstatten. Miya hätte von dem schüchternen Mädchen niemals erwartet, sich gegen eine einstellige Nummer so zu behaupten, geschweigedenn zu bedrängen. In diesem Mädchen schlummerte ein Herz, das große Liebe beherbergte. Niemand kann einem Vögelchen dabei helfen, aufzusteigen, außer sein vom Schicksal auserkorenem Partner, aber es konnte nicht schaden, sie ein paar Mal aus dem Nest zu werfen, dass sie sich an ihre kleinen Flügelchen gewöhnten. „Da bin ich, Miya.“ Shizuka hatte sich umgezogen, und machte ein paar Dehnübungen. „Schön, dass du es heute wieder versuchen möchtest, Shizuka. Gestern kamen wir ja nicht sehr weit“. „Das mag sein, aber heute wird es anders ablaufen.“ Miya wollte noch eine clevere Antwort geben, wozu jedoch keine Zeit mehr war. Dort, wo Shizuka vor einer halben Sekunde noch stand, wehten nur noch ein paar aufgewühlte Grashalme. Miya reagierte schnell: Sie hob ihr Schwert, und spürte den Aufprall. „Bravo. Ich bin wirklich beeindruckt, Shizuka. Dass du diesmal frontal angreifst, würde ich bei allen anderen als Naivität deuten. Da du mit Überraschungsangriffen jedoch bereits gestern keinen Erfolg hattest, begrüße ich, dass du auch mal den Mut hast, eine andere Taktik auszuprobieren. „Dank für das Lob, Miya. Aber das war es noch nicht!“ Shizuka hatte sich nach ihrer peinlichen Darbietung vom Vortag einige Gedanken gemacht. Bei ihrer Anpassung wurde gesagt, dass die Geschwindigkeit ausgezeichnet für Attentate und Überraschungsangriffe wäre. Doch gab es noch andere Anwendungsmöglichkeiten. Miya hatte keinerlei Probleme, die frontale Attacke abzuwehren. Shizuka war zu langsam, und zu schwach, als dass sie einen Gegner wie Miya mit einer Attacke zu Fall bringen könnte. Normalerweise würde die Sekirei des Lichts Abstand gewinnen, um einen anderen Winkel auszuprobieren. Doch diesmal hatte sie etwas anderes im Sinn. Miya erschrak für eine Sekunde. Die Hausbesitzerin hatte sich darauf vorbereitet, von allen möglichen Seiten angegriffen zu werden, doch dies geschah nicht. Die Faust ihrer Gegnerin blockierte weiterhin ihr Schwert, als ein zweiter Schlag auf ihr Gesicht zuflog. Miya blieb nur der Bruchteil eines Moments, zur Seite zu springen, und mit überraschter Miene zu spüren, wie sie ein paar Haarsträhnen verlor. Sie begann wieder, zu lächeln, als ihre Gegnerin hinterhersprang, und sie mit schnellen Schlägen bombardierte. Nach nur einer Niederlage konnte Shizuka eine neue Kampftechnik einsetzen. Ihre Entwicklung versprach, mit jedem weiteren Tag, interessanter zu werden. Shizuka war in der Offensive. Die Hausherrin war stark, und schnell, daher wollte die Licht-sekirei sie in einem Ausdauerkampf schlagen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Miya nachlässig werden würde, und einen Schlag versäumen würde, auszuweichen. Shizukas Gegnerin verschwand vor ihren Augen. Doch nicht für lange Zeit. „Links!“ rief Shizuka und prang in die ausgerufene Richtung. Dort stand Miya, die gerade mit einem Bein auf dem Boden aufkam, und sich schon wieder gegen einen Schlaghagel behaupten musste. „Rechts!“ „Links!“ Shizuka konnte Miyas Bewegungen folgen. Miya konnte nichts tun! Wenn sie nur aufgeben würde, zu flüchten, Shizuka war sich sicher, dass sie...“ „…was!?“ Shizuka lag am Boden. Miya hatte ihre Arme gepackt, und ehe sie sich versah, blickte Shizuka in die freundlichen Augen ihrer Vermieterin, die sie festgenagelt hatte. „Sehr gut, Shizuka“. Miya hatte einen freudigen Klang in ihrer Stimme. Sie war sichtlich beeindruckt, aber noch nicht vollständig zufrieden. „Du kannst auf deine Geschwindigkeit stolz sein, aber was tust du, wenn weder der Überraschungsmoment, noch deine Kraft dir den Sieg bringen können? Denk darüber nach. Das Training für heute ist beendet.“ Die junge Sekirei mit den Lichtkräften stand hastig auf, und verbeugte sich. „Danke für das Training, Miya. Ich würde mich freuen, morgen wieder mit dir trainieren zu dürfen.“ „Ich würde ja gerne, Shizuka. Aber beachte bitte den Wochenplan.“ Miya war gerade dabei, sich den Staub von ihrem Kleid zu klopfen. „Morgen habe ich die Trainingsstunde mit Musubi. Und du bist morgen auch für die Mittagseinkäufe zugeteilt.“ Shizuka kicherte gespielt. „Ja, du hast Recht. Trotzdem freue ich mich auf unsere nächste Trainingsstunde“. Die Lichtsekirei wollte gerade zurück ins Haus, wurde vorher jedoch von Kusano überfallen. „Du sahst soooo schön aus, Shizu! Deine Arme haben geleuchtet, du sahst fast so aus wie ein Engel.“ „Danke, Kusano. Weißt du, das war mein Licht. Dort, wo ich meine Fähigkeit konzentriere, werde ich schneller“. „Klingt ja wie ein Turbomodus für die Fäuste. Das würde ich auch gerne können.“ Musubi sah sichtlich beeindruckt aus. „Hast du gesehen, wie Miya geschaut hat? Wenn sie nicht abgehauen wäre...“ Musubi unterbrach ihre begeisterte Lobeshymne, als Miya an ihr vorbeilief. Sie lächelte nur, doch Musubi reagierte instinktiv wie ein Beutetier, das ein Raubtier witterte. „Ach, mir fällt ein, ich soll für Miya noch den Tisch abräumen und den Abwasch machen. Wir sehen uns morgen beim Einkauf.“ „Einkauf?“ wunderte sich Shizuka laut. „Ja, wusstest du nicht? Miya hat den Haushaltsplan umgestellt. Du bist nun mit Musubi zusammen eingeteilt worden. Sie meinte, es würde ihr das Herz brechen, Minato obdachlos zu sehen, falls eine seiner Sekirei wiederholt einen Gast angreift.“ Matsu kicherte vergnügt. „Magst du vielleicht mit hochkommen? Matsus Zimmer war aufgebaut wie ein Computerraum: Überall Monitore und es war komplett abgedunkelt. Minatos Sekirei hämmerte auf die Tastatur, bis eine Tabelle mit mehreren Fotos auftauchte. „Danke für deine Geduld, Shizuka. Minato und Miya haben mich um einen Gefallen gebeten, nämlich dich ein wenig einzuweihen. Als bestinformierteste Sekirei von allen ist dies natürlich ein einfaches. Beginnen wir erstmal mit den Basics.“ Auf dem größten Monitor öffnete sich das Bild eines weißhaarigen Brillenträgers. „Das ist der Präsident von M.B.I. Hiroto Minaka. Du hast ihn sicher schonmal gesehen, bevor er sich selbst in die Umlaufbahn geschossen hat. Diese Daten besagen, dass der Chef höchstpersönlich wieder gelandet ist, und seine erste Amtshandlung war es, dich als Preis auszuschreiben“. Shizuka schluckte, als Matsu den Text der SMS öffnete. Sie hörte Geschichten, wie Kusano und Homura einst in der selben Lage steckten. Nun hatte sie eine Kostprobe davon, wie sich die beiden fühlen mussten. Sie wusste nicht, ob sie wie Kusano weinen, oder wie Homura dem Direktor persönlich einen Denkzettel verpassen wollte. Matsu fuhr mit den Erklärungen weiter fort: „Das war nicht das erste Mal: Minaka hatte bereits zweimal solche Ausschreiben veranstaltet. Beide Events hatten schreckliche Kämpfe mit sich gezogen. Du kannst dir vorstellen, dass Ashibaki in der ganzen Stadt auf der Suche nach dir sind:“ Shizuka nickte stumm. Sie war froh, ein Dach über dem Kopf zu haben, und nicht Obdachlos durch die Stadt zu irren. Sie hatte keine Ahnung, wie gefährlich es für sie sein sollte. Matsu öffnete bereits weitere Bilder, wahrscheinlich Ashibaki. „Hier im Norden bist du relativ sicher, da Minato selbst eine Art Großmacht darstellt. Außerdem wagen sich andere Ashikabi nicht, Ärger im Norden zu machen, da dort eine Dämonin hausen soll, die niemand provozieren möchte.“ Shizuka musste spontan an Miya denken. Stark genug schien sie, doch, darüber konnte sie während der Informationsflut nicht viel nachdenken. „Jedoch gibt es noch andere Großmächte, von denen wir nicht ausschließen können, dass sie auch etwas Staub aufwirbeln, wenn es um etwas Profit geht. Beginnen wir mit Hayato Mikogami. Er sieht vielleicht aus, wie ein Kind, doch ist er nicht zu unterschätzen. “ Neben dem Bild eines nicht gerade übel aussehenden, jungen Mannes mit braunen Haaren baute sich das Bild eines jungen Kämpfertypen auf. Das zweite Bild einer jungen Frau weckte jedoch Shizukas Aufmerksamkeit, da sie ein Sekireimal auf der Stirn trug. „Die mir bekannten Daten bestätigen, dass Mikogami es geschafft hat, die Nummer 5, Mutsu, zu beflügeln. Ich als Nummer 2 konnte mich bereits persönlich von seiner Stärke überzeugen. Was jedoch viel interessanter ist...“ Matsu vergrößerte das Bild der Frau. „Dies ist Akitsu. Sie ist eine annulierte Nummer, die nicht beflügelt werden kann. Obwohl jede einstellige Nummer eine gewaltige Kraft darstellt, spricht es Bände für die Macht eines Ashikabi, der sie sich zu Eigen machen konnte. Mikogami herrscht über den Süden.“ Shizuka hatte kurz Zeit, die Informationen zu verarbeiten, während Matsu die Bilder durch neue Daten ersetzte. Nummer 5 – Mutsu war noch Teil der einstelligen, und daher vergleichbar stark wie Minatos Sekirei, Kazehana, und Matsu, die ebenfalls unter den ersten fünf Nummern waren. Wie sie Akitsu enschätzen sollte, wusste sie nicht, aber gab sie Matsu Recht, dass ein Ashikabi nicht nur in Mikogamis Fall die größte Bedrohung war. Letzten Endes waren es die Ashikabi, die Jagd auf sie machten. „Selbst wenn Mikogami starke Sekirei besitzt, gibt es noch andere starke Konkurrenten, die andere Mittel einsetzen, um ihren Sektor zu erweitern.“ Ein charmant aussehender Mann, der jedoch eine gewisse Skrupellosigkeit bereits auf dem Bild ausstrahlte, war auf Matsus Monitor zu sehen. „Dies ist Higa Izumi. Er hat die Kontrolle über den Osten. Er kennt sich in der Geschäftswelt aus, und handelt dementsprechend wie ein Geschäftsmann: Er erweitert nicht nur seine Sekirei-formation, sondern auch seine Ashikabi-untergebenen mit jedem Mittel, das ihm recht ist. Außerdem ist er der Erbe eines Unternehmens, das mit MBI in Konkurrenz ist. Es ist also zu vermuten, dass er keinen Respekt vor den Spielregeln des Sekirei-projekts hat. Vom Sekirei-projekt weißt du ja sicher von Takami bescheid.“ Shizuka nickte. Sie wusste für den Fall der Fälle über den Sekireiplan bescheid. „Es ist nicht zu untertreiben, wenn ich sage, dass du dich vor Higa am meisten in Acht nehmen musst. Von ihm erwarte ich am ehesten, dass er das Gebiet des Nordens angreift“. „Matsu, entschuldige, aber...“ Shizuka meldete sich zu Wort. „Aber was ist mit dem Westen? Du hast gar nichts über den Westen erzählt.“ „Ja, nun, über Sanada weiß ich zwar, dass er aktiv ist, und seine Sekirei erweitert, aber ich habe keine Informationen, dass er sich jemals mit dem Süden oder Osten angelegt hätte. Da der Norden im Allgemeinen gefürchtet ist, glaube ich nicht, dass er das Risiko auf sich nimmt. Wobei natürlich niemand weiß, was im Angesicht des... geheimen Preises passieren wird“. Shizuka erschrak bei den nächsten drei Bildern. Es waren die Eskorten, die sie am Tage ihrer Flucht zu sehen bekam. Eine eiskalte Frau, eine pinkhaarige, und eine mit Klauenarmen. „Ich warne dich auch eindringlich vor dem Disziplinarkommando. Sie gehören zwar zu MBI, sind aber trotzdem Sekirei, und nehmen damit am Spiel teil wie alle anderen auch. Haihane und Benitsubasa sind furchterregende Gegner, und du solltest flüchten, wenn sie in Sichtweite geraten. Das Disziplinarkommando ist höchstwahrscheinlich damit beauftragt worden, Ausschau nach dir zu halten.“ „Und was ist mit der dritten? Ich habe sie am Tage meiner Flucht bereits gesehen. Sie hat mir einen eiskalten Schauer über den Rücken gejagt. Ein Blick in ihre Augen gab mir das Gefühl, als würde ich den Tod selbst sehen“. „Nun, Shizuka... Das ist Nummer 4 , Karasuba. Die schwarze Sekirei, und Anführerin des Disziplinarkommandos. Sie handelt nur selten selbst, sondern schickt ihre Untergebenen auf Missionen. Wenn du sie jedoch tatsächlich erblickst, ist dein Leben bereits... verwirkt“. Kapitel 7: Kapitel 7 Einkauf mit Folgen --------------------------------------- Es sind einige Tage vergangen seitdem Shizuka mit Miya trainiert hatte. Shizuka stand wie jeden Morgen früh auf. Sie wachte langsam auf, rieb sich die Augen und begab sich auf die Kante des Bettes. Nach einem morgendlichen Strecken gefolgt mit einem Gähner stieg sie vom Bett auf. Sie ging direkt zum Schrank um sich neue Klamotten rauszuholen, diese legte sie auf ihr Bett und fing an erst ihr Oberteil auszuziehen und die Schlafklamotten auf die Stuhllehne zu hängen. Kurz darauf ging sie wieder zum Bett, nahm ihr Oberteil und stülpte es sich über den Kopf. Kurz darauf zog sie sich die Hose aus, hing sie auch über die Lehne des Stuhls, holte sich ihren Rock und zog ihn an. Nachdem sie vom Nachttisch ihre Armbänder nahm, diese und ihr Strumpfband anzog, schaute sie in den Spiegel. Ihre Gedanken schweiften zu dem Traum ab, den sie öfter hatte. Shizuka lies ihre rechte Hand zum Spiegel wandern um ihr eigenes Spiegelbild anzufassen. Sie dachte darüber nach was sie jedes Mal in ihrem Traum sah : Shizuka merkte dass ihr Halsband noch fehlte, also ging sie mit der Hand vom Spiegel weg, drehte sich um und lief zum Nachttisch, holte ihr Halsband, stellte sich wieder vor den Spiegel und zog es an. Nachdem sie es hinten festgebunden hatte, schaute sie sich selbst wieder an und ihre Gedanken streiften weiter: Shizuka schloss die Augen und versuchte sich an ihr altes Leben zu erinnern. Doch je mehr sie es versuchte, desto mehr kam immer nur diese gesichtslose Gestalt in ihre Gedanken. Und auch kurz darauf überkam sie ein stechender Schmerz in den Kopf. Der Schmerz wurde heftiger je mehr sie versuchte, sich zu erinnern. Doch der Schmerz wurde zu heftig sodass sie es aufgab und mit einer Hand auf dem Boden mit der anderen am Kopf auf einmal zu Boden sank. „Ah! Mein Kopf. Verdammter Mist, etwas in mir will sich nicht erinnern, oder was hält meine Erinnerungen zurück? Verflucht!“ schrie sie etwas wütend. Es dauerte eine Weile bis sie wieder auf die Beine kam und der Schmerz nachließ. Sie starrte noch einmal kurz mit einem genervten Blick in den Spiegel bis er sich zu einem traurigen wandelte. In Gedanken lies sie die Bilder vor ihren Augen abspielen: Wie sie im Labor erwachte, lebte und als Sekirei wiedergeboren war. Ihr Blick wanderte vom Spiegel zu ihrem Wecker ab, den sie hatte. Es war schon längst an der Zeit dass sie sich aufmachte um die Brötchen zu holen. Sie war mit den morgigen Einkauf dran: „ Ach Mist, vor lauter Nachdenken habe ich die Zeit vergessen. Ich muss doch los um die Sachen zu holen, ach verflixt,“ Sprach sie etwas hektisch und ging zügig aus ihrem Zimmer und schloss noch schnell die Tür. In der Küche wartete Miya schon mit dem Geld und dem Einkaufszettel auf sie. „Du bist spät, Shizuka. Hier ist das Geld zum Einkaufen und der Einkaufszettel. Du solltest dich sputen, sonst bekommst du kein Frühstück.“ Ihre Worte ließen Shizuka Furcht in die Knochen fahren, wie immer, wenn Miya mit ihrem freundlichen Äußeren jemanden tadelte. „Ja, Miya-san, ich werde mich beeilen“, antwortete Shizuka etwas in Eile, als ihr noch etwas einfiel: „ Ach, wer wird denn eigentlich mit mir heute rausgehen, Miya-san?“ sprach sie, während sie sich etwas verwirrt umschaute, da weder Musubi, Kazehana, noch Tsukiumi in der Küche waren. „Du wirst heute allein gehen müssen,“ erwiderte Miya. „Die anderen haben noch einiges im Haushalt zu tun. Also bitte pass gut auf dich auf.,“ sprach sie freundlich und lächelte Shizuka an. „Das werde ich werte Miya-san“ Shizuka lächelte und ging mit Geld und Einkaufszettel aus der Küche. Sie ging zu ihren Schuhen an der Tür, doch bevor sie sich setzte, klemmte sie das Geld und den Einkaufszettel zwischen ihr Armband. Doch bevor sie sich die Schuhe anziehen wollte, fiel ihr Blick zu der zweiten Tür auf der linken Seite wo die Treppe war. Dort war Homuras Zimmer. Als sie dort hinschaute, spürte sie in ihr eine warme Welle hervorkommen. Ihr Sekireimal reagierte auch etwas mehr. Mit jedem Tag der verging spürte sie immer mehr das Band zwischen Homura und ihr. Es wurde immer deutlicher und für Homura wahrscheinlich immer unerträglicher. Unterbewusst waren Ashikabi und Sekirei immer verbunden. Selbst in den Träumen von Shizuka tauchte Homura immer häufiger auf. Shizuka stand wie in Trance auf und ging langsam auf Homuras Tür zu. Je näher sie kam, desto mehr schlug ihr Herz. Sie war schon nach einigen Schritten direkt vor seiner Tür und wollte gerade ihre Hand auf die Türklinke legen, doch genau in diesen Moment wurde ihr wieder bewusst was sie da tun wollte. Sie zog die Hand, die fast an der Türklinke war, zurück. Sie schaute traurig auf die Tür und ihre Gedanken sprachen das was sie nicht sprechen konnte: Mit dem Gedanken ging Shizuka wieder zurück zur Tür, zog ihre Schuhe an und rief laut: „Ich mach mich auf den Weg, Miya. Bis später!“ Und sie lief mit freudiger Stimme heraus. Miya hatte gesehen, wie Shizuka dabei war, ihre Schuhe anzuziehen, und sich urplötzlich von Homuras Zimmer anziehen ließ. Im letzten Moment konnte sie noch widerstehen. Während sie dies beobachtete, wurde Miyas Gesicht ernst. Shizuka war in diesem Sinne zwar ein Ashibaki, doch da sie sogleich eine Sekirei war, reagierte ihr Mal so wie das bei einer Sekirei und ihrem Ashikabi. Doch wusste Miya: auch wenn sie ein Mensch war, wie ein Vögelchen handeln konnte. Als Shizuka aus der Tür gegangen und kurz davor war, auf die Straße zu gehen und rechts abzubiegen, empfand sie ein Gefühl dass sie beobachtet wurde. Shizuka drehte sich nach hinten um, wo sie das Gefühl vernahm. Es war das Fenster von Homuras Zimmer. Doch da stand niemand, also dachte sich Shizuka: ohne groß noch einen Gedanken zu verlieren bog sie rechts ein und machte sich auf den Weg. Während sie weiter die Straße hinunterlief, nahm sie den Einkaufszettel aus ihrem Armband heraus. Auf dem Zettel stand dass sie beim Bäcker Brötchen holen soll, dann auf dem Markt noch einiges für das Mittagessen wie Kohl, Lauch, Kartoffeln und vieles mehr. Schließlich sollte ja auch fürs Abendessen gesorgt sein. Shizuka war richtig motiviert da normalerweise heute kein Trainingstag war und da sie auch mal aus der Maison Izumo heraus konnte. Sie war viel zu lange im Labor eingeschlossen gewesen und so freute sie sich mal etwas rauszukommen. Sie mochte die Maison Izumo ja auch sehr aber es war auch schön ab und an einen Tapetenwechsel zu haben und sich frei zu fühlen. Vor allem heute war ein schöner Tag, die Sonne schien, man hörte Vogelgezwitscher und der Himmel war so schön blau, ohne Wolken. Shizuka schaute zu dem Himmel hinaus. Immer wenn sie in den Himmel schaute, dachte sie an die Freiheit und wie ein Vogel fliegen zu können. Ein Lächeln zauberte sich auf ihr Gesicht. Sie ging etwas flotter, da alle auf ihr Frühstück warteten. Nach einiger Zeit stand sie vor dem Bäcker. Sie schaute durch das Schaufenster durch bevor sie hinein ging. Eine freundliche Verkäuferin begrüßte sie: „Herzlich willkommen, was hätten sie den gerne?“ Shizuka schaute sich noch kurz um. Es waren so schöne Sachen da, dass sie gerne noch etwas anderes mitnehmen wollte, doch sie wusste das ging nicht, also entgegnete sie der Frau freundlich: „Ich hätte gerne 30 Brötchen. “ Nachdem die Frau alle Brötchen in eine Tüte gepackt hatte, nahm Shizuka diese an und wollte sich auf den Weg machen. Die Verkäuferin verabschiedete sich freundlich: „Auf Wiedersehen! Beehren sie uns bald wieder, ich wünsche Ihnen einen schönen Tag“. „Danke, Ihnen auch“, gab Shizuka freundlich zurück ehe sie sich aus der Tür begab. Ihr nächstes Ziel war der Markt. Soweit war sie nicht entfernt, nur noch ein Katzensprung für Shizuka. Als sie nach einiger Zeit durch einige Straßen bog, und ihr Ziel erreichte, ging sie zielstrebig zum Obst- und Gemüse-Händler. „Guten Tag, ich hätte gerne einen Kohl, Lauch,...“ Shizuka zählte langsam nach und nach auf was sie brauchte, während der Verkäufer alles richtete. Nachdem einiges zusammen kam fragte der Verkäufer im höflichen Ton: „So, die Karotten sind drin. Möchten sie noch etwas, junge Frau?“ Shizuka ging nochmal die Liste durch, ob sie alles aufgezählt hatte. „Nein das war alles. Danke nochmals.“ Die Lichtsekirei nahm die zwei großen Tüten die zusammenkamen von dem Herrn entgegen. „Wünsche Ihnen noch einen schönen Tag“ entgegnete sie. Der nette Herr bedankte sich für den Einkauf und wünschte ihr auch einen schönen Tag. Nachdem sie mit drei Tüten beladen war machte sie sich auf den Weg zurück. Auf dem Heimweg ließ sie wieder ihre Gedanken schweifen und schaute ab und an zu dem Himmel hoch. Ab und an zierte ein Lächeln ihr Gesicht. Shizuka seufze kurz nach dem Gedanken. Ihr Magen fing in dem Moment an zu knurren. Gut gelaunt sprach sie: „Man, hab ich einen Hunger. Ich freu mich schon tierisch auf das Frühstück.“ Vor lauter Gedanken beachtete sie nicht mehr den Weg. Sie fand sich schon blind zurecht, doch sie sah nicht dass ein etwas kleiner Junge mit einem Mann direkt um die Ecke auftauchten. Sie lief voll in den Jungen rein und fiel rückwärts auf ihr Hinterteil. Der Junge wiederum wurde noch von seinem Begleiter aufgehoben und wieder hingestellt. Shizuka erschreckte sich kurz als sie rückwärts fiel und schaute etwas verwirrt nach oben. Vor ihr stand ein kleiner Junge mit braunen, ins Blonde übergehenden Haaren und neben ihm ein großgewachsener Mann, der einen gelben Schal trug. Shizuka bemerkte nach wenigen Sekunden dass der Mann neben dem Jungen ein Sekirei war. Also schlussfolgerte sie dass der Junge den sie fast mit-umgenietet hatte ein Ashikabi sein musste. Nach nur kurzer Betrachtung kam die Erinnerung zurück dass sie genau diese beiden auf Matsus Computer gesehen hatte. Matsu hatte Shizuka ja genau erzählt, vor wem sie sich in Acht nehmen sollte da sie ja der Preis der Sekireijagd war. Shizuka beeilte sich dass sie wieder auf die Beine kam und lief etwas rückwärts. Sie wollte dem Ashikabi nicht zu nah sein, denn nur schon durch das Berühren der Lippen würde sie zu seinem Spielzeug werden. Der Junge kicherte vergnügt ehe er sprach: „ Na was für ein Zufall. Da gehen wir einmal schauen, wo man den Preis findet und schon läuft er einem zu. Komm zu mir, Mädchen und werde meine Sekirei. Mit dir kann ich das Spiel hier noch interessanter gestalten“. „Mikogami, mit so einer Aussage wirst du niemanden freiwillig überzeugen dass er sich beflügeln lassen wird“ warf Mutsu etwas genervt ein. „Mutsu, hör auf mich immer zu bevormunden“ entgegnete der Ashikabi seinem Sekirei und schaute ihn mit bösem Blick an ehe er wieder zu der verwunderten Shizuka blickte: „Und? Möchtest du mir folgen und mein werden? Oder muss ich dich mir einfach holen?“ gab er frech zurück. Shizuka schaute sich die beiden an. Ihr Gefühl sagte ihr auch dass dieser nichts gutes im Schilde hatte. Hinzu mochte sie den kleinen verzogenen Jungen jetzt schon nicht. Ihre Gedanken waren klar und deutlich gedacht. Sie würde nicht zu seiner Spielfigur werden. „Tz.. warum sollte ich eine Sekirei von so einem verzogenem Gör werden? Ich brauche keinen Ashikabi da ich nicht an diesem Spiel teilnehmen werde. Geh zurück zu deinen Puppen und spiel mit denen“ gab sie mit recht bösem und arroganten Ton zurück. In der Zeit wo sie es sagte, konzentrierte sie das Licht an ihren Füßen um einfach über die beiden wegzuspringen. Shizuka hielt die Tüten fest in der Hand, die sie direkt wieder aufgehoben hatte. Während sie sprach, sprang sie blitzschnell in die Luft und genau über die beiden drüber. Doch als sie in der Luft war, flog ein Schauer an Eiszapfen auf sie zu. Sie bemerkte es etwas zu spät weil sie nicht damit gerechnet hatte, dass eine weitere Sekirei in der Nähe war. Sie versuchte noch rechtzeitig auszuweichen, doch einige Eiszapfen streiften ihre Haut und Klamotten. Ein Eissplitter traf die Gemüsetüte in dem sich der Kohl und die Kartoffeln befanden. Shizuka bemerkte es und dachte sich Für den Moment war sie unachtsam, und spürte wie auf einmal ihre Füße eiskalt wurden. Nun bemerkte sie, wie sie festgefroren war. Durch das Eis wurde sie zu Boden gezwungen. Bevor sie zu Boden fiel, versuchte sie durch ihre Lichtkräfte das Eis zu schmelzen, doch sie bekam es nicht hin. Ihr Licht war zum Zeitpunkt noch zu schwach. Shizuka hatte ihre Lichtkraft noch nicht gut genug unter Kontrolle, um sie für andere Angriffe einzusetzen, geschweige denn seine Wärme zu nutzen. Sie hatte nur ihre Geschwindigkeit und damit war sie auf den Nahkampf beschränkt, konnte aber nicht in der Ferne kämpfen, folglich war sie hilflos am Boden gefesselt. Auch die Tüten die sie noch in der Hand hielt, fielen mit ihr auf den Boden. Sie ließ sie beiden Tüten am Boden los und legte die linke Hand um ihre festgefrorenen Füße. Sie versuchte das Licht in ihren Händen als warme Energie zu bündeln, doch es funktionierte einfach nicht. Shizuka geriet leicht in Panik. Sie gab das Vorhaben auf, und versuchte sich auf die Arme zu stützen, doch diese wurden auch direkt eingeforen, und direkt vor ihr tauchte eine Frau in weißen Gewändern auf. Shizuka sah anfangs nur die Füße, ehe sie in das Gesicht einer Frau mit einem Sekirei-mal auf der Stirn hinaufblickte. Ohne groß nachzudenken kam es aus Shizuka heraus: „Die annullierte Nummer! Von dir hab ich echt genug gehört. Du bist wirklich so stark wie man sagt.“ Die annullierte Nummer sprach etwas emotionslos: „Mein Meister will dich und deswegen solltest du nicht wegrennen. Sei froh dass du dich noch beflügeln lassen und sein Mal auf deinem Körper tragen kannst. Ich beneide dich sehr darum. Ich bin annulliert und zerstört, und trotzdem wollte er mich haben. Deswegen sehe ich ihn als meinen Herrn und Gebieter an auch wenn ich nie sein Zeichen tragen kann, ist er mein Ashikabi. Und das wirst du auch gleich sein.“ Shizuka schaute zu Boden und fing hämisch an zu lachen. „Ich brauche keinen Ashikabi, da ich selbst einer bin. Und wer will schon so ein verzogenes Gör wie den da haben? Ich bestimmt nicht.“ Shizuka schaute ihrer Gegnerin voller Entschlossenheit ins Gesicht. Mikogami beschwerte sich lautstark: „ Was soll das heißen, verzogenes Gör? Für so eine Frechheit verdienst du eine Stafe.“ „Wo sie recht hat, hat sie recht, Mikogami. Du bist ein Gör“. „Mutsu halt dich da raus,“ gab Mikogami mit aufgeblasenen Backen zurück. Mikogami ging nachdem er sich bei Mutsu beschwert hatte langsam nach vorne auf Shizuka zu: „So, jetzt wirst du mir gehören, und zu einer meiner Spielfiguren.“ lächelte Mikogkami ernst. Doch plötzlich flog ein Feuerball auf Mikogami zu. Ein zweiter folgte und flog zu Akitsu. Mikogami wäre fast in den Feuerball hineingelaufen, doch Mutsu schnappte sich ihn und sprang wieder weiter nach hinten. Akitsu sprang auch von Shizuka weg, da sie ja schließlich nicht getroffen werden wollte. Sie nahm eine etwas weiter von Shizuka entfernte Position ein. Die Lichtsekirei schaute verwundert zu den Stellen, an denen Mikogami und Mutsu landeten und dann zurück zu Akitsu. Shizuka war sich etwas unsicher doch wusste sie, von wem diese Attacken kamen. Vor ihr sprang ein Wesen komplett in schwarz gehüllt und sprach: „Wie unhöflich einer Sekirei die ihren Meister noch nicht gefunden hat einfach so beflügeln zu wollen. Und sie noch dazu so hinterhältig am Boden festzufrieren. Als Beschützer der Sekirei kann ich nicht verantworten dass in das Schicksal eingriffen wird, vor allem mit solch schmutzigen Tricks.“ Die Lichtsekirei schaute auf und sah den Rücken von Homura. In seiner rechten Hand loderte eine Flamme auf. Shizuka versuchte selbstsicher zu klingen, und sprach ihn mit arrogantem Ton an: „ Was machst du denn hier? Ich brauche deine Hilfe nicht. Verschwinde, Homura!“ Shizuka wusste dass es Schwachsinn war, dies zu sagen, da sie offensichtlich Unterstützung benötigte. Sie war sich einfach zu stolz es zuzugeben, vor allem bei Homura. Er, der sie am liebsten umbringen wollte, und so sehr hasst soll ihr Retter sein? Das ist doch ein Scherz. Homura drehte sich um und gab etwas fies zurück. „ Das sehe ich ja, dass du keine Hilfe brauchst. Dann steh doch mal auf wenn du solche Töne spuckst, und befreie dich selbst“ Sein Sarkasmus hörte man ebenso stark heraus wie die Absicht, sich etwas über sie lustig zu machen. „ Ich sag doch, ich schaffe das alleine.“ Sprach sie immer noch wie auf zu hohem Ross geritten und versuchte nochmal mit der Macht des Lichtes das Eis zu schmelzen, doch ihre Kräfte versagten wieder. Sie versuchte es noch einige Male. Irgendwann hatte Homura genug davon, ihr bei den Versuchen zuzusehen und sprach unbeeindruckt: „Das kann man sich echt nicht mehr ansehen. So erbärmlich du es versucht und nicht hinbekommst.“ Homura kniete sich etwas hinunter und berührte mit seiner Hand als erstes die eingefrorenen Füße. Seine Hand leuchtete rot, und erreichte die passende Temperatur, damit er sie nicht verbrennen würde und das Eis schmelzen konnte. Dann wandte er sich den Händen zu, indem er Shizukas linke Hand mit seinen berührte. Shizuka spürte von dieser kurzen Berührung bereits ein intensives, warmes Gefühl im ganzen Körper, das nichts mit der Hitze seiner Flammen zu tun hatte. Ihr Herz schlug wieder so schnell. Ihr Sekireimal reagierte. Im selben Moment sah sie den Blick Homuras, der dafür sprach, dass es ihm gerade nicht anders erging, wenn er auch ein wenig schmerzerfüllt aussah. Ihm schien die Berührung auch körperlich zu schmerzen. Shizuka merkte wie die Gesichter sich leicht näherten als er die rechte Hand auftaute. Er selbst schien sich für einen kurzen Moment vergessen zu haben, fing sich jedoch direkt wieder. Homura schüttelte den Kopf, und als er Shizuka komplett aufgetaut hatte, erhob er sich wieder. Auch wenn sie nur seinen Rücken sah, konnte Shizuka ihrem Retter ansehen, dass er einen Moment brauchte, um sich wieder zu beruhigen, und seinen Atem zu regulieren. Direkt nachdem sie frei war stand die gerettete Sekirei wieder auf und bewegte vorsichtig ihre kürzlich aufgetauten Hände. Trotz der Restkälte spürte sie selbst noch deutlich eine Hitze im Inneren. Shizuka nahm ihren ganzen Mut zusammen. „Warum bist du hier, Homura?“ schrie sie. „Warum hilfst du mir? Du hättest mich doch hier zurücklassen können so wärst du mich los gewesen, also warum hilft du mir?“ Homura schaute kurz nach hinten und sprach: „Ich bin nur hier weil Miya mich darum gebeten hat. Außerdem muss ich meinen Pflichten als Beschützer der Sekirei nachgehen da du ja noch keinen Ashibabi hast. Von mir aus wäre es mir egal was mit dir passiert, aber Miya würde mir den Hals umdrehen wenn ich dir nicht helfen würde,“ bellte Homura und sah die Lichtsekirei mit einem arroganten Blick an. Homura erinnerte sich an dem Moment zurück, als Miya ihn fragte ob er Shizuka begleiten könnte. Homura wurde durch starke Schmerzen in seinem Zimmer wach, daher stand er auf und ging zum Fenster. Dort sah er Shizuka alleine rausgehen. Als sie stehen blieb, versteckte sich Homura wieder hinter einer Wand damit sie ihn nicht entdeckte. Homura hatte gespürt dass Shizuka zuvor schon sehr nahe war, als sie sich seiner Tür näherte. Sein Sekireimal schmerzte so sehr, dass er sich für einen Moment setzen und ausruhen musste. Als Homura mithörte, dass Shizuka sich verabschiedete, um alleine einkaufen zu gehen, entschied er sich, ihr am Fenster hinterherzuschauen. Es war schließlich seine Plicht als Beschützer der Unbeflügelten, jede der kleinen Vögelchen zu beschützen, die noch keine Flügel hatten. Doch das war nicht der einzige Grund. Er wurde immer mehr von ihr angezogen. Sein Körper veränderte sich wieder, nur durch ihre Anwesenheit. Er erlitt durch die Umwandlung schmerzen, doch er wollte nicht wahr haben dass so etwas wie sie solche Dinge mit seinem Körper anstellte. Als er sie rauslaufen sah kamen ihm einige Gedanken in den Kopf: Homuras Blick verfinsterte sich und als er bemerkte, dass Shizuka stehen blieb ging er auch direkt vom Fenster weg. Kurz darauf klopfte es an der Tür. Homura bellte leicht gereizt „ Ja, herein!“. Die Tür ging auf und Miya betrat das Zimmer. „Oh, das klingt aber nicht sehr freundlich,“ sie lächelte. „Ah Miya du bist es“. Homura erschrak und klang plötzlich viel freundlicher. „Verzeih, ich kann in letzter Zeit nicht so gut schlafen.“ Miya schaute ihn ernst an: „das glaub ich dir. Es scheint so als würden deine Veränderungen wieder anfangen. Man sieht es wenn man dich betrachtet. Dein Körper nimmt wieder die Züge eines Mannes an.“ Bei den Worten schaute Homura peinlich berührt zur Seite. „ Sag das nicht so, Miya. Es ist so schon schwer genug mein Leben selbst auf die Reihe zu bekommen. Achja, was ist eigentlich der Grund warum du hier bist, Miya-san?“ Die Vermieterin sah Homura sehr ernst an. „Ich möchte dass du Shizuka beim Einkauf begleitest. Die anderen haben heute genug zu tun und du bist heute auch mal dran. Du beteiligst dich schon eine ganze Weile nicht mehr im Haushalt. Möchtest du das Minato und ihr rausfliegt? Ist es nicht schlimm wenn ein Mann mit 6 Sekirei aufeinmal obdachlos werden würde?“ Sie ließ Homura keine Chance, und jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Seufzend antwortete Homura widerwillig: „Ich werde mich ja gleich auf den Weg machen. Aber ich halte mich bedeckt.“ „Das ist in Ordnung solange du sie wieder sicher zurückbringst. Ob du willst oder nicht, du musst ihr aushelfen, wenn sie in Schwierigkeiten gerät, vor allem wenn ein anderer Ashikabi auftaucht. Denn sonst wirst du noch größere Probleme bekommen.“ Sie schaute ihn mit einem abgrundtief bösen Blick an. Homura schauderte etwas zusammen ehe er sein weißes Hemd umdrehte, sodass das schwarze Innenfutter nach außen zeigte, Homuras bekannte Kampftracht als Beschützer der Sekirei. „Ich werde mich jetzt auf den Weg machen, Miya. Bis später“. Er zog seinen Mundschutz hoch und lief aus der Tür. Miya schaute ihm hinterher. Homuras Gedanken waren sehr aufgewühlt als er aus der Tür ging. Homura war die ganze Zeit über in ihrer Nähe und beobachtete sie die ganze Zeit, immer so dass sie ihn nicht bemerkte. Als sie beim Bäcker war und er draußen wartete, knurrte sein Magen. „Ich sollte vielleicht wieder mehr essen. So langsam macht sich bemerkbar, dass ich mich so rar gemacht und nur ab und an etwas zu essen geholt habe. Vor allem weil ich am Abend kein Essen bekommen habe, weil ich zu spät kam und alles weg war,“ seufzte Homura und sein Magen knurrte wieder laut. Selbst als Shizuka beim Obstladen war blieb er in ihrer Nähe versteckt und still. Er war immer da und so sah er auch die Szene mit Mikogami und Shizuka. >Wie kann man nur so tollpatschig sein?> seufzte Homura. Doch als er sah, mit wem sie es zu tun hatte, blieb er sehr wachsam weil er wusste, dass es Probleme geben könnte. Er beobachtete wie Shizuka festgefroren war. Etwas widerwillig machte er sich auf den Weg um ihr auszuhelfen. Homura wurde aus seinen Gedanken gerissen als der kleine Junge sich beschwerte „Ausgerechnet der Preis, den ich schon nicht bekommen konnte steht wieder vor mir. Du hinderst mich nicht daran, die letzte Sekirei zu beflügeln. Los Akitsu, hol mir diese Sekirei!“ „Jawohl, mein Meister“ sprach die annullierte Nummer emotionslos. Homura ging schützend vor Shizuka. „Annullierte Nummer, du schon wieder. Man trifft sich öfter als es einem lieb ist. Dann muss ich wieder gegen dich kämpfen, doch ich werde mit allen Mitteln verhindern, dass dein Meister diese Sekirei für sich beansprucht. Denn ich bin der Beschützer aller Vögelchen, die noch auf der Suche nach ihren Flügeln sind.“ Diese Worte klangen in Shizukas Ohren einfach nur schön. Homura trat für sie ein obwohl er es nicht wollte. Und trotzdem schlug ihr Herz ganz schnell als er sprach. Sie beide waren so verbunden dass Homura nach seinen Worten auch etwas von sich selbst überrascht war. Doch er fing sich wieder. Er sprach im ruhigen Ton sodass es nur Shizuka hören konnte: „Am besten du verschwindest von hier. Du würdest den Kampf nur behindern.“ Etwas empört darüber was Homura von ihr verlangte gab sie ihm eine deftige Antwort zurück: „Warum sollte ich abhauen? Es geht schließlich um mich. Außerdem, Mister Grillflamme, wäre es zwei gegen einen doch unfair, denn die Regel lautet doch dass es immer eine gegen die andere ist. Ich bin vielleicht noch nicht so stark wie du, doch lass ich mich nicht unterkriegen ,denn ich möchte schließlich auch die beschützen die mir wichtig sind. Ich weiß sehr wohl, dass du mich nicht ausstehen kannst, doch kann ich nicht leugnen dass das Band zwischen uns besteht. Und genau so einem Menschen möchte ich versuchen zu schützen, da du mir sehr wichtig bist. Hinzu möchte ich dass du bei Minato bleibst, denn ihr seid füreinander vom Schicksal bestimmt, und da gehöre ich nicht rein.“ Shizuka ging während sie gesprochen hatte nach vorne, sodass sie neben Homura stand und schaute ihn entschlossen in die Augen. Diese klare Wahrheit verwirrte Homura etwas, doch in den Augen sah er dass sie es ernst meinte. Er seufzte etwas. „So einem Sturkopf kann man wohl nicht von seinem Handeln abhalten. Doch eins sag ich dir: komm mir nicht in die Quere.“ In diesem Moment kam ein unerwarteter Angriff von Akitsu auf Homura zu. Er bemerkte es und lies eine Flammenwand vor ihm aufbauen und das Eis schmolz direkt wieder. Kurz darauf bewegte Homura seine Wand nach vorne, um die Gegner in eine entferntere Position zu drängen. Die Eissekirei fragte Homura, nachdem sie sicher auf der Seite landete: „Warum willst du nicht dass von meinem Herrn und Gebieter beflügelt wird? So hätte sie ihren Meister doch gefunden. Oder steckt dahinter ein anderer Grund?“ Akitsu verlieh ihrer Frage mit einigen Eispfeilen Nachdruck, denen Homura auswich und im Gegenzug zwei Feuerbälle schleuderte. „Das Schicksal hat ihn nicht auserwählt, da sie sich nicht zu ihm hingezogen fühlt. Das ist doch eine ganz einfache und simple Antwort, das haben sowohl du als auch dein Herr zu akzeptieren.“ Die Eissekirei wich mit einer fließenden Bewegung aus, aus der sie direkt einige weitere Eisspitzen schleuderte. „Es kann dir doch egal sein von wem sie beflügelt wird, auch wenn es sein anderer Ashikabi sei. Du solltest doch wissen, wie sehr wir Sekirei einen Ashikabi brauchen.“ Etwas zornig gab Homura zurück, während er Hagelangriffen auswich, und dabei immer weiter feuerballschleudernd vorwärts schreitete: „So eine Sekirei wie du es bist kann nicht wissen wie es mit einem Ashikabi sein kann und brauchst es mir schon gar nicht zu sagen. Dieses Vögelchen hat eine andere Bestimmung als wir. Doch ich werde sie euch nicht überlassen da ich als Beschützer nicht einsehe dass so ein schmutziger Ashikabi sie bekommt. “Kurz darauf sprang Homura mit zwei entflammten Armen auf Akitsu zu um sie direkt anzugreifen. Shizuka, die sah wie Homura und Akitsu sich entfernten, blieb sie noch zögernd stehen, bis von anderer Seite das Gejammer wieder losging: Mutsu, hol mir endlich diese Sekirei, ich will sie unbedingt.“ Etwas genervt sprach Mutsu, während er etwas nach vorne ging und sein Schwert zückte: „Du hast echt keine Geduld, Mikogami. Dann werde ich dir halt das holen was du möchtest.“ Nachdem er sein Schwert zog, sprang er auch direkt auf die Sekirei zu. Shizuka hatte schnell geschaltet und bereits ihre Lichtkräfte unter den Sohlen konzentriert. Sie sprang mit der Geschwindigkeit des Lichts zur Seite. Ihr Ziel war es, hinter ihrem Gegner zu landen, und seinen ungeschützten Rücken anzugreifen. Doch auch er bemerkte es rechtzeitig und hatte sein Schwert schon bereit. Er blockte ihre Angriffe. Shizuka versuchte mit dieser Taktik noch einige weitere Male, ihn von verschiedenen Stellen überraschend zu schlagen, doch kam ihre Geschwindigkeit gegen Mutsus Intuition nicht an. Er blockte ihre Angriffe unzählige Male rechtzeitig mit seinem Schwert, sein Blick scharf, aber unbeeindruckt. Ein paar Schnitte zierten ihre ungeschützten Hände schon. Ein weiteres Mal versuchte Shizuka es. Irgendwann musste sie doch Glück haben. Sie sprang in weiteres Mal in einen von Mutsus vermeintlichen toten Winkeln, diesmal hatte sie seine Rechte Schulter im Visier. Mutsu hob sein Schwert nicht wie gewohnt. Hatte sie es geschafft? Ihr Schlag war kurz davor, Mutsu zu treffen, als seine unerschütterte Haltung sich änderte. Shizukas Faust traf erneut auf sein Schwert, doch diesmal hatte Mutsu nicht vor, einfach nur zu parieren. Mit Kraft schleuderte er die ahnungslose Shizuka davon. Sie konnte den Sturz nicht auffangen, und landete im nächsten Zaun. Nicht nur ihre Schmerzen machten sich langsam bemerkbar, sondern auch die Erschöpfung ihres kräftezehrenden Kampfstils. Doch sie gab nicht auf und stand wieder auf. Als sie stand, machten sich Rückenschmerzen bemerkbar. Die Lichtsekirei machte sich zur nächsten Attacke bereit, als Mutsu sein Schwert in den Boden rammte. Der Boden fing an zu Beben, und die Erde bekam Risse. Der Asphaltboden erhob sich, und die Spalte machten ihren Weg auf Shizuka zu, die bereits vorgesprungen war, und versuchte, den Hindernissen so gut wie möglich auszuweichen. Mit kurzen, bedachten Sprüngen landete Shizuka auf den zerstören Straßenresten, um nicht abzurutschen oder in einen Spalt zu fallen. Dies ging doch nicht für lange gut: Ein Stück Stein, auf dem sie landen wollte, bildete sich plötzlich wieder zurück, und sie kam falsch auf. Sie hatte nicht einmal die Zeit, den umgeknickten Fuß zu bemerken, als ein fallender Felsen sie traf und wegschleuderte. Sie versuchte, sich zu fangen, doch bei der Landung knickte der selbe Fuß noch einmal ein. Daraufhin kippte sie auf ihre Hände, und der Schmerz überwältigte sie. Shizuka streichte kurz über ihren Fuß, und der Schmerz durchfuhr sie. Sie war viel zu sehr mit sich beschäftigt und vergaß Mutsu vollkommen, der langsam auf sie zukam. Als er schließlich vor ihr stand, packte er sie am Kragen und schleuderte sie mühelos gegen den nächsten Zaun. Shizuka war vollkommen durcheinander. Sie dachte nur noch daran, mühevoll aufzustehen, doch als sie sich gerade an die Wand lehnte, packte Mutsu sie wieder an der Kehle und drückte sie an die Wand. Shizuka versuchte zu sprechen, doch es ging nicht. Sie versuchte mit ihren Händen den Griff zu lösen, doch ohne Erfolg. Sie konnte auch ihr Licht nicht bündeln. Langsam wurde ihr schwarz vor Augen. Der Griff wurde fester. Doch aufeinmal löste sich der Griff um ihren Hals und sie fiel zu Boden. Sie hustete und schnappte nach Luft. Ihr Blick war noch immer leicht verschwommen, wurde aber langsam klarer und da sah sie Homura vor ihr knien. Homura verspürte während des Kampfes etwas. Aus Instinkt schaute er zu Shizuka. Er sah dass sie Probleme hatte, also sprang er ohne groß nachzudenken auf Mutsu zu. Er wiederum bemerkte es und wich aus. Er lies Shizuka los, doch kurz darauf schoss die annullierte Nummer einen Schwall Eis auf ihn und er erstarrte vor ihren Augen zu Eis. Doch wenige Sekunden später taute er dank seinen Kräften wieder auf. Doch das hatte seine Folgen, denn sein Körper glühte schon vorher, und seine Kräfte waren schon im Kampf gegen Akitsu leicht außer Kontrolle. Das ist ihm schon ewig nicht mehr passiert, denn sein Körper wurde durch Shizuka beeinflusst. Nachdem er sich befreit hatte, fiel er erschöpft auf die Knie. Sein ganzer Körper rauchte und glühte rot. Homura atmete schwer. Besorgt sah Shizuka ihn an. „Homura, was ist mit deinem Körper?“ Sie rutschte etwas näher zu ihm und legte ihre linke Hand auf seine Schulter. Aufeinmal spürte Shizuka einen brennenden Schmerz und zuckte mit der Hand wieder zurück. „Fass mich nicht an, sonst verbrennst du dich noch mehr.“ Er schaute erschöpft in ihre Richtung. Homura war nicht nur aufgrund seiner Flammen, sondern auch durch Shizuka so heiß. Ihre Nähe machte ihn immer verrückter. Er wollte nicht von ihr beflügelt werden, aber auch von seinen Qualen erlöst werden. Doch er blieb für seinen geliebten Ashikabi stur. Er wollte ihm treu bleiben, weshalb er seinen Sehnsüchten nicht nachgab. Shizuka klang sehr besorgt. Sie wusste nicht, was sie tun konnte, während Mutsu und Mikogami sich immer weiter näherten. >Ist es das Ende? War alles von Anfang an verloren? Werde ich jetzt diesem kleinen Gör gehören? Vor allem Homura ist verletzt und seine Kräfte außer Kontrolle. Takami hat schon oft erzählt dass Sekirei sich selbst zerstören können, wenn sie ihre Kontrolle verlieren. Was soll ich tun? Wie kann ich ihm helfen ohne ihn beflügeln zu müssen? Vor allem: wie kommen wir beide hier weg? Ich weiß es nicht.> Die Lichtsekirei war verzweifelt und betrachtete ihr Schicksal für besiegelt. Im letzten Moment regnete ein Wasserschwall auf den nichtsahnenden Ashikabi mitsamt Sekirei. Ehe Shizuka wusste, was geschah, wurden sie und Homura ebenfalls vom Wasser durchnässt. Der Wasserfall war stark genug, um Shizuka auf den Knien zu halten, und als er endlich aufhörte, blickte sie besorgt zu Homura. Sein Körper wurde gelöscht, und er schien wieder in Ordnung zu sein. Vor ihnen traten zwei Sekirei in Erscheinung: Musubi und Tsukiumi. „ Ich bin enttäuscht von euch, Homura. Ihr schafft es allein nichtmal, jemanden zu beschützen. Und so willst du Minato helfen? Schau dich nur an wie erbärmlich du auf dem Boden sitzt,“ sprach die Wassersekirei. Lächelnd gab Homura frech zurück: „Danke, Tsukiumi, für die Abkühlung. Meine Kräfte sind seit einer Weile wieder etwas unzuverlässig. Dafür entschuldige ich mich, aber die andere Frage lautet: was macht ihr zwei denn hier?“ Musubi fiel direkt fröhlich ins Wort : Wir sind hier weil Miya uns darum gebeten hat. Matsu hat euch die ganze Zeit über den Satelliten verfolgt, und sofort gesehen, wie sich andere Sekirei genähert haben. Das hat sie uns direkt erzählt, und darum sind wir hier.“ Musubi konnte ihre Freude kaum zurückhalten, da sie sich einen spannenden Kampf versprach. Doch beim Anblick der Verstärkungen schlug Mutsu seinem Ashikabi vor: „Wir sollten lieber verschwinden. Es sind zu viele um noch einen Kampf zu wagen. Wenn wir mehr Sekirei mitgenommen hätten wäre es kein Problem gewesen“. „Aber ich möchte diese Sekirei,“ beschwerte sich der junge Ashikabi als er einfach so von seinem Sekirei hochgenommen und weggetragen wurde. „Komm, Akitsu. Lass uns verschwinden“ sprach der Schwertkämpfer zu der Sekirei aus Eis. Mit dem protestierenden Ashikabi unter dem Arm flohen sie. Homura stand wieder auf, doch spürte er die Erschöpfung in seinen schwachen Beinen. Shizuka versuchte, so gut es ging, zu stehen, doch sah man ihr den Schmerz in ihrem Fuß regelrecht im Gesicht an. Sie verlagerte das Gewicht auf den anderen Fuß, um den verletzten nicht zu belasten, den sie etwas auf die Zehen hob.Kurz darauf wandt sie sich mit besorgter Stimme Musubi und Tsukiumi zu: „Verzeiht mir. Nur wegen mir musstet ihr kommen. Und die Einkäufe liegen da drüben. Zwei Tüten sind ja unbeschädigt, aber die dritte leider nicht... da liegen die ganzen Kohlköpfe, und auch die Kartoffeln. Ein paar sind sicher kaputt, ich hoffe dass Miya nicht sauer ist wenn wir vielleicht ein paar Kartoffeln weniger mitbringen.“ Shizukas Blick wanderte auf den Boden. „Was redet ihr da für einen Unsinn? Solange ihr auf den Beinen seid ist doch alles in Ordnung. Wie ich sehe, seid ihr am Fuß verletzt. Doch das sollte kein Poblem sein, Musubi kann euch tragen. Die Einkäufe haben bestimmt überlebt, wir müssen sie nur auflesen.“ Mit einen ernsten Blick sah die Wassersekirei die Lichtsekirei an. Kurz darauf hörte man mit sehr motivierter Stimme „So, dann sammel ich die mal die Einkäufe ein.“ Musubi rannte zu der Stelle, an der das Gemüse verteilt lag. Schnell hatte sie die Sachen aufgesammelt und kam zurück. Homura drehte sich zu Shizuka um, näherte sich etwas und sprach weiterhin mit überlegenem Ton: „Ich habe doch schon gesagt, dass du mir nicht in die Quere kommen und verschwinden sollst. Doch du wolltest nicht hören. Du bist einfach zu schwach und vor allem zu nichts fähig. Lass mich einfach in Ruhe“. Homura wollte sich gerade von ihr entfernen, als ihm schwarz vor Augen wurde. Shizuka bemerkte dass Homura umkippte und fing ihn rechtzeitig auf. Sie unterschätzte jedoch sein Gewicht und ihren verletzten Fuß, und ließ sich mit ihm umwerfen. Sie lag auf dem Boden und Homura etwas seitlich auf ihr. Vorsichtig versuchte sie, sich unter Homura hervorzuziehen, doch kam sie nicht weit, ehe Musubi Homura mit einer Hand packte und mühelos hochhob. Shizuka schaute Musubi ziemlich dumm aus der Wäsche an. „Man Kagari-san ist echt leicht“. „Leicht? Ich finde er sieht viel leichter aus, als er ist, „gab Shizuka zurück. Nachdem sie so gut es ging wieder auf den Beinen stand, versuchte sie ihr Licht auf dem linken Fuß zu bündeln um sich zu stützen. Sie versuchte daraufhin vorsichtig zu laufen. Es schmerzte ein wenig, doch sollte es gehen. Sie sah zu Musubi und Tsukiumi, die vor ihr herliefen und in der einen Hand die Einkäufe, auf der anderen Seite Homura trugen. „Musubi, Tsukiumi, kann ich Homura nach Hause tragen? Ich bin es ihm schuldig da er ja versucht hat mir zu helfen.“ „Aber euer Fuß,“wandt Tsukiumi sorgend ein. „ Es ist schon in Ordnung, wenn ich meine Kräfte zum stützen verwende. Ich möchte nun mal meine Schuld mit allem was ich kann, begleichen. Ich möchte Homura nicht beflüglen. Er hat seinen Ashikabi und das respektiere ich. Ich brauche niemanden und möchte keiner Sekirei schaden. Deswegen vertraut mir, ich werde es schaffen, Homura alleine zu tragen.“ Etwas bedenklich sah Tsukiumi sie an, doch sie stimmte zu, Musubi ebenfalls. „Musubi, kannst du mir Homura auf den Rücken legen? Dann kann ich ihn besser tragen.“ Shizuka stellte sich so hin dass sie jemanden auf den Rücken nehmen konnte. Freundlich und fröhlich antwortete Musubi: „Gern,“ und setzte Homura auf Shizukas Rücken. Als Shizuka das Gewicht von Homura spürte waren ihre Gedanken: