Ashtray heart von NAEONNOIR (Love doesn't need so much of justification) ================================================================================ Kapitel 3: Dice 1.3 ------------------- Komiya konnte es sich nicht verkneifen, dass er schon wieder wie angewurzelt stehen blieb und mit seinen hellbraunen Augen in die unergründlichen,fast schwarzen seines Gegenüber starrte. Aber er verstand die Gesten…und nickte nur kurz. Als Kubota ihm dann stillschweigend sogar noch ein bisschen näher kam und sich eine Zigarette griff….nur um dann weiter zu gehen, als wäre nichts passiert, wurde Komiya rot… Und er wusste nicht mal warum. Naja, eigentlich schon… Er schob es auf seine innere Unsicherheit gegenüber diesem komischen Kerl. Außerdem kam er sich so dumm vor, weil er eine Moralpredigt für jemanden gehalten hatte, der ihm nun quasie ohne Worte vermittelt hatte, dass er sich umsonst so einen Kopf machte… Dann riss er sich aber endlich zusammen und ging vor raus, brachte Kubota in den Versammlungsort, wo schon alle warteten. Zwei Andere Regionalleiter und deren Vertreter waren auch schon da und man wartete nur noch darauf ,dass Kubota sich setzte, während Komiya stehen sollte. Eigentlich war noch ein Platz frei, aber über die Verspätung erbost, malträtierte Sanada den Vize der Jugend so lange, dass dieser fast schon demütig wie ein junger Hundewelpe an der Tür stehen blieb. Er war es schon gewohnt, dass Schuld und Missgunst grundsätzlich immer bei ihm abgeladen wurde. „Meine Herren. Wir stehen kurz vor einem großen ‚Projekt‘, wie sie wissen. Eine Übergabe von einigen ‚Wertgegenständen‘ ( im Volksmund auch illegaler Waffenschmuggel genannt ) der chinesischen Mafia. Die Beziehungen sind noch sehr brüchig, weswegen ich ein hohes Sicherheits-Niveau haben möchte. Ich hoffe ich habe die Unterstützung von meiner Jugend und der Abteilung aus Kyoto !?“ fragte Sanada, während der angenehme, aber auch beißende Geruch seiner ‚Ark Royal Vanille‘ Zigaretten sich über dem Tisch ausbreitete… Einheitliches Nicken. Dann wandte er den Blick zu Kubota. „Kann ich auch auf dich zählen ?!“ Wie zuvor den kleinen Raum, der sich als sein eigenes winziges Domizil herausgestellt hatte, ließ Kubota auch hier seinen Blick unbemerkt durch den Raum schweifen. Er sah die Gesichter, die mitunter furchteinflößenden Züge der Yakuza, die ihren Job hier ernst nahmen, wie es von ihnen - und im Grunde auch von Kubota selbst - verlangt wurde. Jeder Neuankömmling fühlte sich wahrscheinlich in dieser Situation so angenehm wie eine Eisscholle in der Wüste. Kubota war sich der Atmosphäre und ihrer Bedeutung auch deutlich bewusst. Würde er sich zu groß aufspielen, würde er ebenso verdächtig auffallen, wie wenn er sich um nichts kümmern würde. Einige der Männer beäugten ihn misstrauisch, andere wiederum nahmen ihn überhaupt nicht wahr. Dafür war Kubota auch ganz dankbar. Er setzte sich, machte es sich nur halb so bequem, wie er es sonst gerne bevorzugt hätte und verfolgte die Diskussion interessiert. Kurz hatte er sich zwischenzeitlich gewundert, weshalb Komiya nicht neben ihm Platz nahm, wie es wohl zuvor erwartet gewesen war, denn immerhin stand neben ihm ein freier Stuhl. Angesichts ihrer Verspätung konnte er es sich jedoch schnell selbst erklären und war, als er von Sanada-san auf so direkten Wege in die Konversation miteinbezogen wurde, wieder vollkommen konzentriert. Sofort lagen alle Augenpaare auf Kubota. Er lehnte sich etwas nach vorne, und hob seine Mundwinkel zu einem ernsten Lächeln an. „Aber natürlich“, erwiderte er schlicht. „Gut.“ sagte Sanada schlicht und schaute dann wieder zu den restlichen Anwesenden. Aber die Blicke lagen eindeutig auf Kubota. Sie Alle wussten, wer ER war. Man sah es an seinem Blick, seiner Haltung, sogar wie er seine Zigarette in den Aschenbecher drückte, als nicht mehr als ein Stummel übrig war. Kubota war SEIN Sohn. Kaum jemand hier hegte Zweifel an dem Gelingen der Mission, solange der schweigsame, junge Mann dabei war. Sanada war dieses vollkommen bewusst. Ein sehr selbstgefälliges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Komiya hingegen war die Stimmung unheimlich. Was starrten sie seinen neuen Vorgesetzten denn so penetrant an. Das Sanada manchmal nichts gegen einen Jungen in seinem Bett einzuwenden hatte und deswegen manchmal so stierte war nichts Neues, aber das hier Alle so fixiert auf den Neuling waren?! Es konnte somit Nichts mit Kubotas Aussehen zu tun haben, sondern viel mehr…mit …ja, mit was? Seltsam. „Dann steht ja soweit Alles. Auf gute Zusammenarbeit.“ murmelte Sanada dann noch und stand langsam auf. Auch die Anderen bewegten sich langsam zur Tür. Doch bevor er den Raum verließ, kam sein Regionalleiter nochmal auf den eindeutig aus dem Rahmen fallenden Shinobou Komiya zu und packte ihn gewaltsam am Arm. Gleichzeitig schenkte er ihm aber auch ein bittersüßes Lächeln. „Du bist wie eine Kakerlake. Zu schade um mir meine Hände an dir schmutzig zu machen! Selbst deine Hure von Mutter wäre ein besserer Vize, nur leider würde dein Hintern nicht so viel Geld erwirtschaften, wie Ihrer!“ fauchte er. In dem gequälten Blick des Blonden sah man aber nicht weniger Hass. Fast physisch spürbaren Hass, aber er sagte nichts, bis Sanada anfing den Arm des Kleinen schraubstockmäßig zu quetschen und zu drehen… „ …hnn….irrhg….es….tut…mir Leid !!“ Nach außen hin kühl zeigte Kubota nicht, dass es ihm durchaus etwas ausmachte, von den Anwesenden – und zwar ausnahmslos ALLEN – angestarrt zu werden, wie ein neuer Zuchthengst. Er unterdrückte ein erleichtertes Ausatmen, als nach und nach jeder den Raum verließ. Auch er wollte gerade rausgehen, als er sah, dass Komiya von Sanada aufgehalten wurde. Sie waren die letzten, die noch im Raum verblieben. Kubota blieb in der Nähe der Tür stehen und beobachtete das Ganze aus einiger Distanz. Soweit er die Situation richtig erkannte, wurde Komiya von Sanada dafür bestraft, dass e r zu spät gekommen war. Er verstand jetzt genau, was Komiya vorher zu ihm gemeint hatte. Dass ihm die Schuld zugeschoben würde. Egal, um was es ging. Sanada sprach zwar leise, aber voller Schärfe und Eindringlichkeit auf den kleinen Blonden ein, dass Kubota einige Wortfetzen mitbekam. 'Kakerlake... Hure von Mutter... dein Hintern.... Geld...' Die Worte waren nicht das, was Kubota überraschte. Es schien ihm alles ganz gewöhnlicher Yakuza-Tratsch zu sein. Aber die Art und Weise wie Komiya darauf reagierte, ließ ihn der Situation mehr Bedeutung zuweisen, als er es sonst getan hätte. Dieser Blick... Ganz zu schweigen davon, dass Sanada jetzt auch noch seinen Arm schmerzhaft verdrehte. Kaum hatte er einen Blick auf Komiyas vor Schmerzen verzogenes Gesicht geworfen, stand er bei ihnen. Wie zuvor nach außen hin gewohnt lässig, baute sich in ihm etwas auf. Seine Hand, die Sanadas Schulter packte und fester zugriff, als man es von ihm erwartet hätte, stand in Ambivalenz zu seinem leichten Lächeln, das er nun dem sadistischen Regionsleiter zuwarf. „Ist schon gut, Sanada-san. Es war mein Fehler. Komiya-kun hat damit nichts zu tun.“ Kubota ließ ihn nicht los. Solange nicht, bis Sanada Komiya in Ruhe lassen würde. Unter Schmerzen zählte Komiya die Sekunden, um nicht in schmerzliches Aufkeuchen zu verfallen. Noch weniger konnte und wollte er Schwäche zeigen, er nahm die Tortur hin. Er wusste ja , dass es seine Schuld war. Und jetzt hatte er die Konsequenzen zu tragen. „Du wirst jetzt so-“ Aber Sanada stockte in der Bewegung, als er Kubotas festen Griff spürte. „Kch…. ER ist dafür verantwortlich, dass du pünktlich hier auftauchst, also ist es sehr wohl dafür verantwortlich.“ sagte der Gebietsleiter kühl und wandte den Blick von dem ebenso verwirrten Komiya zu Kubota. Aber die beiden tauschten nur ein paar kühle Blicke aus, dann ließ er den geröteten Arm des Jüngeren los und ging, wortlos. NOCH ließ er den Neuen sowas durchgehen. Noch… Als Sanada weg war, sah Komiya den Anderen ungläubig an… „Du…du spinnst doch…! Autsch…“ Doch diese Worte waren auch voller Dankbarkeit. Das hätte sich hier sonst keiner getraut. Es hätte noch nicht mal jemand dran gedacht ihm zu helfen… Auf Sanadas Erwiderung war nichts weiter zu sagen. Kubotas eiserner Blick war mehr als genug. Er sah dem älteren Mann nicht hinterher, als er endlich verschwand. Auf eine ihm befremdliche Weise, fühlte sich Kubota nicht ganz schlecht mit dem, was er getan hatte. Obwohl er ziemlich genau wusste, was für Risiken sein Einschreiten hätte mit sich bringen können. Was ihn jedoch in seiner Überzeugung verunsicherte, war Komiyas Reaktion. Natürlich hätte Kubota kein Wort des Dankes von ihm erwartet. ...oder etwa doch? Er war sich zum ersten Mal n i c h t zu hundert Prozent sicher, ob er mit seiner Vermutung richtig lag... vielleicht hoffte er auch nur, dass in Komiyas Stimme trotzdem ein Hauch von Dankbarkeit lag. Kubota auf jeden Fall lächelte nur schwach und sah zu ihm rüber. "'Tschuldige. Beim nächsten Mal lasse ich Sanada deinen Arm ganz zerquetschen“, meinte er nur. Er blieb noch einige Sekunden so verharrt vor Komiya stehen, versuchte seinen Blick zu ergründen und wandte sich schließlich von ihm ab, um endlich selber den Raum zu verlassen. Es gab sicher noch genauere Besprechungen hinsichtlich des kommenden Unterfangens. Außerdem würde Kubota sich noch mal genauer nach dem Zeitpunkt informieren. Immerhin wollte er nicht erneut riskieren, dass Komiya wegen ihm bestraft würde. Bei so einer wichtigen Angelegenheit, vermutete Kubota, würde es weit schlimmer werden, als das bisschen Anschreien und Arm Verdrehen von heute... „Das wäre auf jeden Fall gesünder für dich!“ murmelte Komiya noch gut hörbar…..was für ein komischer Kautz. Aber anscheinend konnte man sich doch auf ihn verlassen. Der Termin ließ nicht lange auf sich warten; Am späten Abend traf man sich also im Büro der Jugend und ausnahmsweise waren Komiya und Kubota sogar die Ersten. Sie würden hier noch eine Stunde Lagebesprechung abhalten, dann ging es raus, bis kurz vor der Stadt, ein altes Lagerhaus, wo der Deal geschehen sollte. Die Anspannung seitens Komiya war jedenfalls sehr groß. Er zupfte sich unablässig an der schwarzen Krawatte, die er um den Nacken hatte und nicht richtig wollte. Er sah allgemein in dem schwarzen Anzug nicht so…so wie er selbst aus, aber die Etikette verlangte es so von ihm. „ …es ist ja nicht so, dass ich das noch nie gemacht habe, aber es….ist jedes Mal wieder Stress pur.“ flüsterte er schon fast zu sich selber, bevor er zu Kubota sah, der die Ruhe selbst verkörperte. Ein unverständliches, aber belustigtes Seufzen verließ den Mund des Älteren und er ging herüber zu Makoto Kubota, der vorm Fernsehr saß und sich langweilte. „Hier.“ Komiya hielt ihm eine schwarze M9 Baretta hin. „Die wirst du hoffentlich nicht brauchen, aber du solltest sie auch nichtmehr aus den Augen lassen.“ Komiya hatte die gleiche, wie viele hier. „Schießt gut. Macht auch nicht viel Lärm und ist vergleichsweise leicht.“ Im Augenwinkel beobachtete Kubota den Blonden, so unauffällig, dass er es selbst kaum mehr bemerkte. Er brauchte keinen nennbaren Grund, wieso sein Interesse für seinen Vize zu wachsen begann und ihn dazu brachte, sich alles an ihm so stark einzuprägen. Das leichte Bewegen seiner Lippen, die flüsternd Worte formten, das unablässige Herumnesteln an seiner Krawatte und das zitternde Seufzen. Als Komiya zu ihm ging, schaute Kubota wieder zurück auf den flackernden Bildschirm vor ihm. Zwar wirkte er, als sei ihm langweilig, aber unter dieser ruhigen Oberfläche verbarg sich auch bei ihm ein Quäntchen Nervosität. Es war ja nicht so, als würde er bei so einem Deal jeden Donnerstag nach einer Runde Bingo im Altenheim mitmachen. Es war neu für ihn. Kubotas größte Stärke bestand lediglich darin, seine Gefühle nicht seine Konzentration aufwirbeln zu lassen. So auch, als Komiya ihm die Baretta reichte. In Kubotas Zögern lag keine Unsicherheit. Er wirkte eher neugierig und als wolle er die Handfeuerwaffe zunächst aus einiger Distanz begutachten, ehe er sie selbst in Händen hielt. Als er sie schließlich ergriff, wog er sie mit der Hand ab und steckte sie kurz darauf auch schon weg. „Danke“, hörte man leise von ihm. Dann wandte er sich Komiya richtig zu, drehte sowohl Oberkörper als auch Kopf in seine Richtung. „Wird Zeit, dass es langsam mal losgeht, nicht? Ich bin schließlich nicht gekommen, um hier nur doof rumzusitzen. Oder wie siehst du das?“ Komiya brauchte jedoch gar nicht antworten, denn in diesem Moment wurde ihnen schon Bescheid gegeben, dass man in drei Minuten aufbrechen würde. Kubota stand träge auf, murmelte kaum hörbar „Endlich“ und folgte dem Mann, der ihnen die Nachricht hatte zuteil werden lassen. „Is'n Geschenk vom Boss.“ erwiderte der Blonde nur bitter und sah den Anderen an, der immer noch seinen Mantel und ein einfaches, weißes Hemd trug. Nicht unbedingt das, was zur Angelegenheit passte, aber bisher hatte er en Jüngeren noch nicht dazu gekriegt mit ihm ein paar Neue Sachen kaufen zu gehen. Dann ging es auch schon los und die beiden Jüngsten des kleinen Konvois wurden kurzerhand in eine schwarze Limousine verlagert. Stillschweigend saßen sie auf den Ledersitzen, warteten, bis sie endlich da waren. Immer noch fragte der Ältere sich, ob die Worte des Anderen vertrauenswürdig waren. Er hoffte einfach nur, dass es nicht nötig werden würde, eine Entscheidung zu fällen, ob Kubota Makoto der richtige für diesen Job war, oder nicht. Als sie aus dem Auto ausstiegen, stand der Mond blutrot am Himmel und tauchte das ganze Szenario in eine noch bedrohlichere Atmosphäre. Die Chinesen waren schon da. Sie warteten schon. Mit der Ware. „Willkommen, Sanada.“ sagte der mit Hut und langem Mantel bekleidete Anführer, der sich sofort prüfend umsah... Denn von der Zahl der erschienenen Männer machte er den weiteren Verlauf abhängig. 20 Chinesen gegen 9 Japaner. Einfaches Spiel. Die Atmosphäre war mehr als nur angespannt. Die Luft zwischen den Parteien war wie aufgeladen. Natürlich zeigten nur die schwächsten Glieder ihre Nervosität. Kubota stellte fest, wie sehr sich Komiya zusammen nahm. Ihm merkte man es sogar weniger an, als zwei, drei Leute der chinesischen Fraktion. Einer von ihnen versuchte z u krampfhaft seine Nervosität zu verstecken. Er fuhr sich so häufig durch sein pechschwarzes Haar und checkte dabei z u unauffällig immer wieder den Sitz seiner Waffe, dass sich Kubota vornahm, diesen Typen stärker im Auge zu behalten. Während Kubota also die Situation analysierte, spielten Sanada-san und der Anführer der Chinesen ein verbales Katz-und-Maus-Spiel voller falscher Lächeln und nicht ernst gemeinter Komplimenten. Man plauderte um zwei, drei banale Themen herum, ehe es endlich um den richtigen Deal ging. Auf einem Tisch in der Mitte der Halle legte einer der Chinesen einen Koffer ab. Als er geöffnet wurde, lagen neu hergestellte Waffen, schön nebeneinander drapiert. Sanada hob eine von ihnen an, worauf hin der Anführer der Chinesen schief zu grinsen begann. „Natürlich sind sie noch ohne Munition“, erklärte er und entblößte dabei sein fast goldbezahntes Gebiss. „Von diesen Koffern haben wir zwei Dutzend in dem LKW, dazu auch noch die passende Munition. Wie vereinbart...“ Erwartungsvoll lächelte er Sanada-san an. Der reagierte sofort, legt die Waffe wieder beiseite, schloss den Koffer und winkte einen seiner Jungs heran, der ebenfalls einen Koffer herholt. Dieser war jedoch weitaus flacher und als er auf den Tisch gelegt und geöffnet wurde, kam ein Bündel Geldscheine zum Vorschein. Fein säuberlich in Päckchen sortiert. „Und hier ist unser Teil der Abmachung. Fünf Koffer voll, wie vereinbart...“ Der Anführer der Gegenseite ließ sich nicht lumpen und holte einen Geldpacken probehalber heraus. Er strich über das Geld und man konnte in seinen Augen schon die Gier ablesen. Ein kurzer Blickkontakt zwischen ihm und dem Typen, den Kubota so stark unter Beobachtung hatte, reichte aus, um in Kubota den Alarm-Schalter zu betätigen. Die anderen hatten diesen kurzen Austausch gar nicht mitbekommen zu haben, aber Kubota entging nichts. „Damit bin ich nicht zufrieden“, sagte auf einmal der buhlige Chinese und legte das Geld beiseite. „Fünf Koffer... das war so nicht abgemacht.“ Sanada riss sich zusammen, nicht zu verärgert zu schauen. „Ich bin mir sicher, dass ich keine Fehler gemacht habe“, erwiderte er. „Oh, das sehe ich anders.“ Das Grinsen des Chinesen wurde so breit, dass es nicht mehr schön war. Breit und selbstgefällig. „Ihr habt den Fehler gemacht hier anzutanzen und zu glauben, dass wir uns d a m i t zufrieden geben würden.“ Er lachte abfällig und schnippte mit den Fingern. Sofort befanden sich seine 19 Männer in Gefechtsbereitschaft, mit gezogenen Waffen, und zielten allesamt auf Sanada und seine Leute. Die Japaner zogen ebenfalls sofort ihre Waffen. Alle, bis auf Kubota. Der schaute weiterhin zu dem Nervösen. Das elektrisch aufgeladene Feld, das zuvor noch im Raum zu schweben schien, wurde jetzt aufgebrochen. Der Tisch wurde umgeworfen, jemand zerrte Sanada nach hinten, die ersten Schüsse fielen, Schreie erklangen. Kubota selbst wich mit den anderen nach hinten aus, zu den dünnen und viel zu wenig Schutz bietenden Säulen. Aber mehr Schutz hatten sie nicht. Sanada rief ihm etwas zu. Weitere Schüsse fielen. Kubota nickte, mehr zu sich selbst, als auf Sanadas Befehl hin und wirbelte herum. In einer Bewegung hatte er seine Waffe gezogen, die Baretta, die ihm Komiya zuvor in die Hand gedrückt hatte, und feuerte ab. Sein Schuss streifte den chinesischen Anführer nur, aber das warf ihn nicht aus der Fassung. Der Chinese schwankte und stürzte nach hinten. Sanadas Männer rückten daraufhin aus ihren Verstecken wieder aus und entledigten gut die Hälfte der Chinesen von ihren Waffen. „Ziel endlich vernünftig, du Idiot!“, kam es von hinten. Kubota ließ sich davon nicht irritieren, rannte auf den Anführer los, brachte mit einem gekonnten Tritt die zwei Chinesen zu Fall, die um ihn herumstanden. Mühsam zerrte er den Körper des Chinesen hoch und hielt ihm die Knarre an den Kopf. Er wollte gerade abdrücken, als er einen Schrei hörte. Komiya!, hallte es in Kubotas Kopf. Und tatsächlich. Da stand er, die Arme auf den Rücken verdreht, eine ähnliche Waffe an den Kopf gehalten, wie die, die Kubota dem Chinesen gegen die Schläfe drückte. Der Blick des nervösen Typen von vorher traf Kubotas. Er brauchte gar nicht sagen, was er wollte. Wenn Kubota abdrückte, würde gleichzeitig auch Komiya dran glauben müssen. „Ignorier den Kerl! Mach ihn kalt!“, hörte er Sanadas befehlerische Stimme durch die Halle hallen. Kubota wusste, dass es dumm war, zu zögern. Niemand durfte in diesem Fall wichtiger sein, als der Kerl, den er im Schwitzkasten hielt. Und die beiden, die er niedergeschlagen hatte, würden sich auch gleich wieder erholt haben. Ganz zu schweigen von den Chinesen, die gerade die Lage begriffen und sich gleich auf ihn schmeißen würden. Er hatte nur einen Schuss. Er sah zu Komiya...'Vertrau mir', versuchte er ihm mittels seines Blickes zu sagen. Dann schoss er. Der Typ hinter Komiya fiel um, Komiyas schwarzer Anzug war mit einigen roten Spritzern befleckt und Kubota war nicht drumrum gekommen, auch ihn mit der Kugel zumindest zu streifen. Keine Sekunde später zog er den Arm wieder an und schoss ein zweites Mal. Der Kopf des Anführers zerplatzte in Blut und glibbriger Matsche. Kubota ließ ihn zu Boden fallen. „Das war eklig...“, murmelte er nur und wischte sich das Blut behelfsmäßig aus dem Gesicht. „Was zum ....?!” Komiya hätte es ahnen sollen. Schon heute Morgen,als er bemerkte,dass er dringend zum Friseur musste und seine Haare echt scheiße lagen,hätte er sich die Kugel geben sollen. Nun wurde er in eine Schießerei verwickelt, die wirklich nicht gut für sie aussah... Dieser Deal stank schon von Anfang an zum Himmel, mit der chinesischen Mafia war noch nie gut Kirschen essen. Oder Waffen schmuggeln. „Gnnnh...?! Aaahhh!” Komiya wollte gerade das Feuer eröffnen,nachdem er aus seinem Versteck hinter dem nächstbesten Wagen heraus gekrochen war,das wurde er am Kragen gepackt und jemand schlug ihm in die Magengrube. Kaum hatte er sich von dem schmerzlichen Schlag erholt,spürte er eine Waffe an seiner Schläfe... Scheiße. Geisel ? Ihn erfasste Panik und versuchte sich frei zu kämpfen, vergeblich... Seine Augen eilten durch's Halbdunkel. Kubota starrte ihn an,kniete über dem Anführer. Das ging schnell,aber Sanada hatte sogesehen Komiya zum Abschuss freigegeben... Gut,das wars dann wohl. Komiya wünschte sich in dem Augenblick,er hätte mehr aus seinem Leben machen können. Aber er hatte es so gewollt. Er hatte Sanada angefleht ihn aufzunehmen,weil er keinen Ausweg gesehen hatte. Sein Tod sollte genau so sein. Er würde für die Yakuza sterben. Als er dann aber in die Augen Kubotas sah,wusste er,dass er nicht sterben würde. Auch als sich das Metall der Pistole sich fester an seien Kopf drückte,er das Zittern der Finger am Abzug spürte... „Tu es.” murmelte er und lächelte sanft. Und im nächsten Moment schon ging der Mann hinter ihm zu Boden. Auch Komiya wurde mitgerissen,aber er lebte. Bis auf den Streifschuss an seiner Schulter war alles in Ordnung. Kurz darauf war das Gefecht vorbei und von 20 Chinesen war keiner mehr übrig. Oder ehr lebendig. Sanada konnte nicht Anders,als erstmal erlwichtert aufzuatmen,während die Anderen der Jugend zu Kubota eilten... „Woooah ! DAS WAR SO ...COOL !!” „Du hast uns das Leben gerettet,Kubota-san !” „DAS nenne ich einen kühlen Kopf bewahren !!!” Und sie hatten Recht. So im Mittelpunkt einer kleinen Horde Menschen, zu stehen, die zudem noch allesamt älter waren als er, wirkte auf Kubota irgendwie... merkwürdig. Er selbst über- noch unterschätze sich. Er hatte sein Handeln für notwendig gehalten und obwohl ihm klar war, dass nicht jeder in einer solchen Situation so gehandelt hätte. Aber deswegen gleich so bejubelt zu werden... Naja, immerhin schien es so, als hätte er sich damit den Respekt der Jugend zugesichert. Dennoch war es sehr wahrscheinlich, dass zumindest Sanada an seiner Tat noch einen Haken finden würde. Und auch ihm selbst war klar, dass es eine mehr als kritische Entscheidung gewesen war. Jeder andere Yakuza hätte Komiya als Opfer der Sache hingenommen. Aber Kubota war nun einmal nicht wie jeder andere. Entweder Sanada-san würde das so akzeptieren... oder er würde sich soweit von ihm belästigt fühlen und genug davon haben, dass er ihm widersprach und entgegen seiner Befehlsgewalt handelte, dass es sehr schnell mit Kubotas Karriere als Anführer vorbei sein würde. Aber das war nicht mal das, was Kubota hauptsächlich beschäftigte. Vielmehr war das jemand anderes... Über die Köpfe der auf ihn einredenden jungen Männer hinweg, sah Kubota zu Komiya, der seine verletzte Schulter festhielt und seinem Blick begegnete. Kubota lächelte. Er war froh, aufrichtig froh, dass Komiya lebte und er tatsächlich nur den Typen hinter ihm getroffen hatte. Immerhin war das gerade mal das zweite Mal gewesen, dass er eine Waffe in Händen gehalten und abgedrückt hatte... Komiya Shinobou schaffte es irgendwie sich langsam wieder hinzustellen. Seine Schulter brannte höllisch, aber das war immerhin ein gutes Anzeichen, dass keine Nerven durchtrennt waren oder Ähnliches. Erst mal wollte er sich Bedanken. Immerhin war es nicht selbstverständlich, dass Komiya noch lebte. Aber er war kaum zwei oder drei Meter von Kubota entfernt, da stieß Sanada ihn harsch fast wieder auf den Boden, schenkte ihm einen Blick, der quasie bedeutete, dass für IHN die Gefahr noch nicht vorbei war, bevor er sich zu Kubota wandte. „Gut gemacht, Makoto.... Wir gehen! PACKT DIE SACHEN ZUSAMMEN!“ rief er aus und ging zurück zu seiner Limousine, die auch kurze Zeit später einfach schon losfuhr, ohne auf den Rest der blutbesudelten Meute zu warten. Sie waren nun mal nichts weiter als seine Jagdhunde… Missbilligend sah Komiya Sanadas Auto in der Dunkelheit verschwinden. Diesem wäre es wohl nur recht gewesen, wenn Komiya heute Nacht hier sang und klanglos gestorben wäre. Als er mit immernoch vor Schock zitternden Händen nach einer Zigarette suchte, die er dringend nötig hatte, musste er feststellen, dass diee nun in einer Blutlache ein paar Meter weiter lagen….na toll. Frustriert von seiner eigenen Unfähigkeit auf sich selbst auf zu passen, ließ er den Kopf hängen, bis er seinen ‚Retter‘ auf sich zukommen sah. Jetzt konnte er sich endlich bedanken. Oder auch nicht, denn plötzlich bleiben ihm die Worte im Hals stecken… „ …ä…ähmn…“ Kubota nahm die Worte des Regionsleiters kaum wahr. Zwar wurde ihm irgendwie bewusst, dass Sanada das bekommen, was er auch erwartet hatte. Aber Kubota wurde das Gefühl nicht los, dass seine Worte einen Haken hatten. Der Haken an der Sache, war wohl Komiya. Sanada gefiel nicht, dass der Vize überlebt hatte. Weshalb sich auch niemand um dessen Verletzung kümmerte. Kurz bevor er zu ihm ging, forderte er einen seiner Untergeordneten an, ein vernünftiges Transportmittel für Komiya zu besorgen, sowie Verbandszeug und Alkohol. Den Alkohol, so meinte er, könnten sie jetzt wohl alle gut gebrauchen. Augenblicklich waren die sechs Mitglieder der Izumo-Jugend weg, um das zu besorgen, um was sie ihr neuer Anführer – nein, ihr neuer Held – gebeten hatte. Dann näherte sich Kubota dem schwer in Mitleidenschaft gezogenen Komiya. Der versuchte ihm irgendwas zu sagen, das einzige, was allerdings seinen Mund verließ, war ein krächzendes Geräusch. Wortlos nickte Kubuto ihm einfach nur zu und zog eine Packung Seven Stars hervor. Er schüttelte die Packung so, das genau zwei Zigaretten rauslugten und bot eine davon Komiya an. Nachdem er sie angenommen hatte, holte Kubota ein Feuerzeug hervor und hielt Komiya die Flamme hin. Dabei lächelte er den Blonden permanent mit einem Lächeln zwischen verschmitzt und fröhlich an. Soweit man denn bei Kubota von einem fröhlichen Ausdruck jemals hätte sprechen können... Komiya war…froh nichts sagen zu müssen. Ihre Kommunikation funktionierte anscheinend auch ganz gut ohne Worte. Seven Star….eigentlich nicht sein Geschmack. Aber das alles hier war auch nicht sein Geschmack. Nicht mal Kubota war sein Geschmack. Sein Lächeln hinterließ ein bitteres Gefühl, das schnell dazu führte, dass Komiya wirklich anfing heftig zu zittern….oder war es doch nur die Kälte und der Blutverlust? Immerhin fühlte er sich dennoch…beschützt, auch wenn das vielleicht gar nicht Kubota’s Absicht war. Er hätte das Selbe bestimmt auch für die Anderen getan, die heute einfach mehr Glück hatten, als Komiya. Egal. Darüber könnte er sich später noch genug Sorgen machen. Er klemmte sich die Zigarette zwischen die trockenen Lippen, lehnte sich ein Stück weit vor um an die kleine Flamme zu kommen. Als er den Rauch in seiner Lunge fühlte, der fast so sehr brannte, wie die Wunde an seiner Schulter, musste er nur kurz husten, dann wurde er wieder ruhiger. Nun gewann Komiyas Gesicht auch wieder an Farbe und er konnte das Lächeln kurz erwidern. Kurz kam er sich etwas dumm dabei vor. Als gäbe es irgendwas Lustiges an der Situation… Vielleicht aber auch einfach, weil sie lebten. War das nicht etwas, worüber man sich freuen konnte?! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)