Untermieter: Liebe von Foresight (Emma & Lewis) ================================================================================ Kapitel 3: Coffee `n Cake -------------------------- Kaffeeduft lag in der Luft. Warm, aromatisch, verführerisch. Seufzend rollte sich Emma auf die andere Seite, atmete tief das himmlische Aroma ein, das sich unter ihrer Tür hindurchschob, und kuschelte sich tiefer in ihr Kissen. Was konnte es morgens schöneres geben, als von dem köstlichen Duft frischen Kaffees geweckt zu werden? Moment. Frischer Kaffee? Verwirrt runzelte sie die Stirn, weigerte sich aber weiterhin stoisch due Augen zu öffnen. So lange ihr Wecker noch nicht geklingelt hatte, musste sie auch noch nicht raus. Jede Minute, die sie morgens länger schlafen oder zumindest im Bett verbringen konnte, war Gold wert! Aber seit wann war Nicki so früh auf den Beinen? Normalerweise pflegte sie ihr Studentenleben ganz klischeehaft und war ein noch größerer Morgenmuffel als Emma selbst. Ergo kam es höchstens jedes Schaltjahr vor, dass Nicki zu solch früher Stunde durch die Wohnung wuselte und seit sie mit Jan zusammengezogen war gar nicht mehr. Wenn aber Nicki gar nicht mehr … wer kochte dann Kaffee? Ein energisches Klopfen an der Tür ließ Emma schließlich hochschrecken und es dauerte einen Moment, bis sie wach genug war, um die Stimme zuzuordnen, die ihr da ein vergnügtes „Musst du nicht an die Arbeit, Schlafmütze?“ durch die Tür zurief. Lewis. Ihr neuer Mitbewohner. Irritiert, noch immer vom Schlaf benommen, setzte sich Emma auf. Ihr Blick fiel dabei auf ihren Wecker, der seelenruhig und unschuldig auf der kleinen Kommode neben dem Bett vor sich hin tickte, verriet Emma, dass sie schlichtweg vergessen hatte sich den Wecker zu stellen. Sie würde zu spät kommen. Viel zu spät! FUCK! In Windeseile sprang sie aus dem Bett und riss die Tür auf. „Warum hast du mich nicht schon eher geweckt?!“, maulte sie den davorstehenden Lewis an, der lediglich unschuldig mit den Schultern zuckte, ehe sie auch schon an ihm vorbei im Badezimmer verschwunden war. Exakt dreizehn Minuten und fünfundvierzig Sekunden später stürmte Emma in die Küche, wo sie bereits von Lewis erwartet wurde. Seelenruhig schob er ihr eine Tasse Kaffee über den Tresen entgegen, während er sie belustigt musterte. „Ich habe noch nie erlebt, dass eine Frau so schnell fertig ist!“ Emma bedachte ihn mit einem strengen Blick. „Die anderen kennen meinen Chef noch nicht.“ Wenn sie sich jetzt nicht sputete, würde sie sich nachher eine Standpauke sowie einen ausführlichen Vortrag über Pünktlichkeit anhören müssen und auf beides konnte sie sehr gut verzichten. In aller Eile setzte sie die Kaffeetasse an und zuckte schon im nächsten Moment zurück. „Zu stark?“ „Nein, zu heiß!“ Dennoch kippte sie gleich den nächsten Schlick hinterher, während sie sich mit der freien Hand ihren Schal umzuwickeln versuchte. „Der Zweitschlüssel. Oberste Schublade im Schuhschrank. Den Vermieter ruf ich heute Mittag an“, informierte sie ihren neuen Mitbewohner zwischen zwei weiteren Kaffeeschlückchen. Doch der beobachtete nur weiterhin amüsiert ihr hastiges Treiben und als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, glaubte sie Lewis herzhaft lachen zu hören. Na prima, das ging ja gut los. Schon nach einer Nacht brachte er ihr Leben durcheinander! Aller Eile zum Trotz hatte Emma – natürlich – ihre S-Bahn verpasst und war fast eine Dreiviertelstunde zu spät in der Kanzlei Oesteritz aufgeschlagen, wo sie bereits von einer freudestrahlenden Christiane mit den Worten „Der Chef hat heute fraaaiiihei!“ begrüßt worden war. Allerdings schien sie damit ihr Glück für diese Woche vollumfänglich ausgeschöpft zu haben. Seufzend rührte Emma einen weiteren Löffel Zucker in ihren Milchkaffee und sah erst auf, als die Kellnerin einen Kuchenteller vor ihr abstellte. „Dankeschön.“ Sogleich griff sie nach der Gabel um sich einen Bissen ihrer heißgeliebten Käsesahnetorte in den Mund zu schieben. „Sieh an. Dem Kuchen schenkt sie ihre volle Aufmerksamkeit, aber uns ignoriert sie vollkommen!“ „Weißt du Nicki, wenn du dabei nicht so unverschämt grinsen würdest, könnte ich glatt ein schlechtes Gewissen bekommen.“ „Touchè.“ Abwehrend hob Nicki die Hand und warf Leonie, der dritten im Bunde, einen bedeutungsschweren Blick zu. „Immerhin ist sie jetzt wieder in unserer Sphäre angekommen.“ „Wir sollten uns glücklich schätzen!“, pflichtete diese nickend bei, während sie ihre Gabel beiseite schon und Emma nun mit weitaus ernsterem Blick musterte. „Also, um nochmal aufs Thema zurückzukommen… die Schwester einer Freundin, also Isas Schwester, die Isa, die ihr letztens auf Michaels Party kennengelernt habt, hat ein wenig Zoff mit ihren WG-Mädels seit die neue Mitbewohnerin eingezogen ist und -“ Emma tauschte einen fragenden Blick Nicki, die jedoch nur ahnungslos mit den Schultern zuckte. Wenn Leonie erst einmal ihre ohne Punkt und Komma Rede begonnen hatte, unterbrach man sie am besten gar nicht erst. „Egal, das ist eine lange, ziemlich lange Geschichte. Jedenfalls will sie sich jetzt eine neue Wohnung suchen und das aufgrund der aktuellen Umstände natürlich so schnell wie möglich. Isa hat erzählt, ihre Schwester sei schon total fertig mit den Nerven und würde vorübergehend ein paar Nächte bei ihr schlafen und - Wo war ich? Ach ja, sie sucht also eine neue Wohnung und tja, da kommst du ins Spiel! Du hast doch jetzt ein Zimmer frei.“ Mit auf den Tisch verschränkten Armen beugte sich Leonie vor und sah Emma erwartungsvoll an. Nicolle versuchte indessen ihr immer breiter werdendes Grinsen hinter ihrer Kaffeetasse zu verstecken. Emma räusperte sich verlegen. „Nun …“ Nervös strich sie sich eine vorwitzige Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem Dutt gelöst hatte. Bisher war sie Lewis‘ Bitte nachgekommen und hatte zu niemandem ein Wort über seinen überstürzten Einzug gewechselt. Auch seine Trennung von Ricarda hatte sich nur langsam in seinem Freundeskreis herumgesprochen, weil er weder Mitleidsbekundungen hatte hören wollen, noch auf einen unerwarteten Besuch Ricardas erpicht gewesen war. Doch jetzt schien die Stunde der Wahrheit anzubrechen und allzu lange würden sie daraus ohnehin kein Geheimnis mehr machen können. Seufzend wollte sich Emma in ihr Schicksal ergeben, doch Nicki kam ihr zuvor. „Das Neuste weißt du ja noch gar nicht!“ Und damit hatte sie Leonies ungeteilte Aufmerksamkeit. „Lewis hat Ricarda endlich in den Wind geschossen -“ „Woah, ENDLICH! Das wurde aber auch Zeit!“ „Genau das waren auch meine Worte.“ Nicki fuchtelte mit ihrer Kuchengabel in Emmas Richtung, die sich nun selbst am liebsten hinter ihrer Tasse versteckt hätte. „Und jetzt rate, wessen neuer Mitbewohner er ist!“ Für einen Augenblick setzte eine peinliche Stille ein, in der ihre Freundinnen sich synchron zu ihr umwandten. Gedanklich klatsche sich Emma die Hand gegen die Stirn. Natürlich wusste Nicki längst Bescheid. Schließlich war sie mit Jan zusammen, Lewis‘ engstem Freund. „Nein…!“, hauchte Leonie in diesem Moment ungläubig. Ihr Blick schweifte von Emma zu Nicki und wieder zurück. „Doch!“, bestätigte Nicki euphorisch, wobei sie ihre Gabel mit einem siegessicheren Lächeln in den Kuchen rammte. Unwillkürlich zuckte Emma zusammen. Manchmal, aber wirklich nur manchmal, konnte Nicki einem Angst machen. Leonie auch. Denn genau in diesem Moment sahen sich die beiden Frauen verschwörerisch grinsend an. Stirnrunzelnd griff Emma nach ihrer Tasse, die sie mit beiden Händen umschloss. „Erwischt, würde ich sagen.“ Wenigstens hatten der Spießrutenlauf und das Versteckspiel nun ein Ende. Entschuldigend lächelte sie ihre Freundinnen an. „Sorry, dass ich nichts gesagt habe. Lewis wollte es noch nicht an die große Glocke hängen.“ Nicki winkte kopfschüttelnd ab. „Ich weiß, mach dir deswegen keinen Kopf. Ricarda hat schon ein paar Mal bei Jan angerufen und wollte wissen wo Lewis ist. Er hat ihm natürlich nichts gesagt. Aber wenn sie rausfindet, dass er bei dir untergekommen ist …“ Sie warf Emma einen bedeutungsvollen Blick zu, auf den hin sich ihr der Magen zusammenzog. „… flippt sie völlig aus“, beendete sie Nicolles Warnung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)