Glühwürmchen in the sky von Jeschi ================================================================================ Kapitel 4: Anfängliches Zusammensein (Oder: Ich würde ihm gerne das Hirn rausvögeln) ------------------------------------------------------------------------------------ Als ich am nächsten Morgen aufwache, fallen mir zunächst nur zwei Dinge auf. Erstens: Mein Kopf dröhnt unheimlich. Und zweitens: Etwas Schweres zerquetscht mich. Ersteres ist natürlich dem Alkohol zuzuschreiben, wobei ich anmerken muss, dass ich schon lange nicht mehr dermaßen verkatert war. Am Zweiten ist Dyllans Schuld, weil er es sich auf mir bequem gemacht hat und nicht so aussieht, als ob er dies bald ändern wollen würde – immerhin schläft er noch. Während ich ihn dabei beobachtet und mir einen Ast freue, weil er so niedlich aussieht, kommen mir all die Erinnerungen wieder ins Gedächtnis. Die Party. Der Alkohol. Der Kuss. Ob er es heute wohl bereut? Wird er es jetzt dem Alkohol zuschreiben? Und - was am schlimmsten wäre – ist jetzt alles zwischen uns kaputt? Aus Angst davor, zu erfahren, dass er mich gar nicht will, traue ich mich nicht mal, ihn zu wecken und zu fragen, was er dazu zu sagen hat. Blöderweise wacht er aber dann von selbst auf und ich halte den Atem an. „Good morning,“ murmelt er verschlafen und lächelt mich an. Er lächelt. Oh, das sieht doch schon mal gut aus, für mich armen, armen Adrian. „Good morning,“ krächze ich mit trockenem Hals zurück und blicke ihn ängstlich an. Wahrscheinlich fällt auch ihm nur langsam der gestrige Abend wieder ein, denn er sieht aus, als würde er gedanklich abschweifen. Und tatsächlich fragt er kurz darauf: „Was ist da passiert, gestern?“ „Naja…,“ beginne ich und versuche, mich irgendwie rauszureden. Allerdings kann man das Ganze ja nicht schön – oder schlecht, falls er es schön fand – reden, also sage ich: „Ein Kuss.“ „Und du meinen das ernst, oder bist du nur betrunken gewesen?“, fragt er und ich versuche, seinen Blick zu deuten. Leider sagt der nicht viel aus, also weiß ich nicht, welche Antwort er sich erhofft. Was für mich bedeutet, dass ich tatsächlich ehrlich sein muss. Und genau das bin ich. „Also…“, meine ich leise und fahre bedächtig mit dem Finger seinen Wangenknochen entlang. Er zuckt kurz zusammen, lässt es dann aber geschehen. „Überraschender Weise… meine ich das ernst.“ Fast ebenso bedächtig, wie ich gerade, meint er daraufhin: „Dann denke ich… ich finden das toll.“ „Wirklich?“, rutscht es mir heraus und er grinst. „Yeah.“ Und dann beugt er sich über mich und küsst mich. Huch… Und ich dachte, er wäre so ein scheues Rehlein. „Amazing,“ nuschelt er in den Kuss und meint damit diesen. „You are amazing,“ schmachte ich zurück, aber es ist mir gar nicht peinlich, so zu schmachten. Und weil er daraufhin lächelt, ziehe ich ihn enger zu mir und vertiefe unseren Kuss. Den Sonntag verbringt jeder für sich. Was heißt, dass Dyllan in seinem Zimmer hockt und liest, während ich mich an meiner Playstation austobe und Zombies kille. Bääääm!!! Ich bin gerade so richtig in Fahrt, als Dyllan neben mir auftaucht und ich tatsächlich die Zombies Zombies sein lasse, um ihn anzustrahlen. „Hey.“ Mein virtuelles Ich wird gekillt, aber es ist mir egal. So was ist mir bis jetzt auch noch nie passiert. „Hey,“ lächelt er zurück. „I miss you.“ Unter normalen Umständen – die natürlich schon lange nicht mehr gegeben sind – würde ich jetzt denken, dass ich gleich kotzen muss, bei so viel Anänglichkeit. In Wirklichkeit ist Dyllan aber gar nicht anhänglich und ich muss auch nicht kotzen, sondern strahle nur wie ein Honigkuchenpferdchen und meine: „I miss you too.“ Dann grabsche ich nach seinen Hüften und ziehe ihn zu mir, stehe auf. Während meine Arme noch dabei sind, seinen umwerfenden Körper zu umschlingen und an mich zu pressen, haben meine Lippen bereits die seinen gefunden und ich küsse ihn lang und innig. Er lächelt. „Du bist unersättlich… oder wie sagen?“ „Wenn es um dich geht, bin ich in der Tat unersättlich,“ gebe ich zu und ziehe ihn noch näher, was eigentlich kaum noch möglich ist. „Honey,“ nuschle ich gegen seinen Hals. „Darling,“ grinst er zurück. Wenn ich Dyllan je als Zurückhaltend eingeschätzt habe, werde ich jetzt eines Besseren belehrt. Er stürzt sich regelrecht auf mich und seine Hände umfassen mein Gesicht, während ich nur weiterhin seine Hüften umfasse. Und schon schiebt sich seine Zunge in meinen Mund und stupst die meine an und ich kann nur bereitwillig auf sein kleines Spielchen eingehen. Irgendwann beginnt er auch noch, mit einer Hand meinen Nacken zu graulen und spätestens jetzt schmelze ich dahin. Aber da ich nun mal das dominante Männchen bin, muss ich irgendwann wieder die Oberhand ergreifen. Und das tue ich, in dem ich mich erst mal von ihm löse, so schwer es mir auch fällt. Er blickt mich an und seine Hand, die er in meinem Nacken hatten, umfasst wieder, wie seine andere, mein Gesicht. Ich verstärke meinen Griff an seinen Hüften. Eine ganze Zeit lang blicke ich in seine Augen und im nächsten Moment drückt er mir wieder einen kurzen Kuss auf. Und aw… das ist so toll… Ich entziehe mich ihm, als er mich gerade noch einmal küssen will und er zieht sich enttäuscht zurück und sieht mich verlegen an. Purer Zucker. „Lass was von mir übrig, Süßer,“ grinse ich und muss tatsächlich erst Mal Luft holen. Ich weiß gar nicht, was er da gerade mit mir anstellt. So komisch hab ich mich ja echt noch nie gefühlt. Als er nun entschuldigend zu mir blickt, muss ich lachen und küsse ihn dann doch noch mal. „Du bist so verdammt süß,“ verkünde ich und verlagere den Kuss auf seinen Hals, küsse mich daran entlang. „Ich könnte dich fresse,“ nuschle ich. Er schließt die Augen und murmelt nur ganz leise: „Tu nicht… Sonst bin ich weg.“ Und das wäre in der Tat sehr furchtbar. Sehr, sehr furchtbar. Mathias lacht, bis er keine Luft mehr kriegt und ich hoffe, er erstickt daran. Tut er leider nicht, sondern sagt nur: „Schnell und heftig verknallt, was?“ Ich erwidere nichts, was ihn dazu veranlasst, spöttisch anzumerken: „Hätte ich dir gar nicht zugetraut.“ „Halt die Klappe,“ zische ich. Die Situation ist schon ernst genug. Ich verliere meine geistige Zurechnungsfähigkeit wegen eines kleinen Engländers, der sich wie ein Wolf im Schafspelz benimmt. „Im Ernst,“ reitet er weiter darauf herum, „Ich hätte das von vielen erwartet, aber nicht von dir.“ „Mathe, im Ernst. Halt die Klappe.“ „Warum? Ist doch toll!“ Ich will ihm sagen, dass es ganz und gar nicht toll ist. Aber eigentlich ist es wirklich toll, was ich ihm nur nicht unter die Nase reiben werde. Das überdimensionale Grinsen, das mich allerdings sofort heimsucht, spricht Bände. „Eine Woche und du frisst ihm aus der Hand. Der Kleine muss zaubern können.“ Was labert der? Sieht Dyllan aus wie Harry Potter, oder was? „Fuck you.“ Matze grinst weiter vergnügt vor sich hin, aber ich krieg es kaum noch mit. Meine Gedanken schweifen schon wieder zu Dyllan ab. Dyllan. Mein Dyllan… Wir haben uns darauf geeinigt, unsere Beziehung erst Mal wachsen und gedeihen zu lassen, ehe wir sie an die große Glocke hängen. Was heißt, dass bis auf Mathias bisher niemand etwas davon weiß. Schon gar nicht meine Eltern, die wohl den Schock ihres Lebens bekommen würden, wenn ihr Sohn plötzlich mit dem Tauschsohn vögelt. Wobei wir noch nicht mal gevögelt haben. Leider. Mittlerweile denke ich nämlich an fast nichts anderes mehr. Ich könnte schon abspritzen, wenn ich mir nur vorstelle, Dyllan unter mir zu haben. Wie dem auch sei: Unser kleines Geheimnis ist folglich Schuld daran, dass ich ihn am Montagmorgen das letzte Mal küssen darf, ehe wir das Zimmer verlassen und uns seinen grausamen Tag in der Schule zuwenden. Mir geht das ziemlich an die Nieren, aber Dyllan hat ganz andere Sorgen. „Das wird heute schon,“ versichere ich ihm und ziehe ihn an mich. „Ich weiß nicht. Was, wenn sie mich hassen?“ Er klammert sich fest und ich küsse ihn beruhigend. „Wer würde dich schon hassen. Und wenn sie gemein zu dir sind, dann verprügle ich sie alle.“ Und weil ich das schon öfter getan habe, jemand eine aufs Maul gehauen, kann Dyllan sich da sehr sicher sein, dass ich das wirklich tun werde. Jedenfalls zaubert diese Drohung ihm schon mal ein Lächeln aufs Gesicht und dann lösen wir uns und machen uns auf den Weg zur Schule. Die ersten zwei Stunden bin ich sehr unkonzentriert, weil ich mir nu Gedanken mache, wie es Dyllan ergeht. Zum Glück macht man am ersten Tag keinen Stoff, sonst würde ich schon planlos ins neue Jahr starten. Nervös fummle ich an meinem Kugelschreiber herum, bis Matze ihn mir wegnimmt, weil ich ihn nerve. Dabei will ich mich doch nur von dem Gedanken ablenken, ob auch jeder Dyllan mag und gut aufnimmt. Umso glücklicher bin ich, als man uns in die erste Pause entlässt und ich ihn suchen kann. Tatsächlich wird er von seinen Mitschülern umringt, die ihn mit Fragen löchern. Froh darüber, will ich gar nicht stören, sondern verbringe die Pause mit Mathias. „Vermisst du ihn schon?“, fragt genau dieser und ich glaube, Belustigung in seinem Tonfall zu hören. Schon alleine deshalb, will ich mich nach außen hin cool geben, obwohl er den Nagel auf Kopf getroffen hat. Ich vermisse ihn so sehr, dass es schon fast weh tut. Was ist eigentlich los mit mir? Bin ich jetzt echt schon so ein Weichei geworden? „Auch wenn du nicht antwortest, so sieht man es dir doch an.“ Verdammt. Ich seufze und will alles scheiße finden, kann es aber nicht. Ist doch echt eklig, so verknallt zu sein. Eklig toll. Noch ein Seufzen, dann beginnt die nächste Stunde. Diese und die folgend warten ich nur darauf, nach Hause zu können. Und dann endlich habe ich Dyllan wieder für mich. „Wie wars?“, frage ich ihn und kann meine Neugierde nicht länger verbergen. „Okay. Die Meisten waren nett und wollen viel wissen.“ „Du wirst sehen, dass wird alles ganz toll.“ „Aber weißt du, was richtig scheiße?“, fragt er und ich sehe ihn fragend an. „Das du bist nicht bei mir den ganzen Tag.“ Ich grinse dümmlich und küsse ihn. Wie ich das vermisst habe!!! „Ich bin so versessen nach dir,“ gestehe ich und ziehe ihn dicht an mich. „Adrian,“ nuschelt er leise und ich brumme nur, „I am so happy.“ Er schnappt nach seinen Lippen und ich kriege vor lauter Endorphinausschüttung nicht mal ein ‚Me too’ heraus. Es grenzt an ein Wunder. Oder nein. Wunder ist die falsche Beschreibung, weil Wunder eigentlich etwas Positives sind, während dieses Ereignis so gar nicht positiv ist. Egal. Fakt ist jedenfalls, mein Handy klingelt und auf dem Display steht nichts Geringeres als ‚Kevin’. What the fuck?! „Was willst du?“, nehme ich nicht gerade freundlich ab. Aber was anderes kann es ja gar nicht sein. Wenn Kevin mich schon mal anruft, dann muss er irgendetwas wollen! „Hast du mir was zu sagen, Lieblingsbruder?“, stellt er eine Gegenfrage und ich ziehe die Brauen hoch. „Was sollte ich dir schon zu sagen haben,“ grinse ich fies, „Das einzige, was mir so spontan einfällt ist: Verrecke!“ „Ich vermisse dich auch,“ feixt er am anderen Ende und ich verdrehe die Augen. „Ich meine aber: Irgendetwas Spannendes über dich und deinen Tauschbruder?“ Ich runzle die Stirn, beschließe aber, unwissend zu tun: „Nein. Sollte ich?“ „Ach komm,“ stöhnt er genervt am anderen Ende auf, „Hör auf mit dem Scheiß! Dyllan hat es Reid erzählt und Reid mir.“ „Dann weißt du es doch,“ fauche ich. Ich bin nicht böse auf Dyllan, dass er es Reid erzählt hat. Auch nicht auf Reid, der Kevin nicht einschätzen kann. Aber das Kevin es jetzt weißt, passt mir ganz und gar nicht. „Wehe, du erzählest es Mum und Dad!“ „Warum willst du nicht, dass sie es wissen?“, fragt er nur und klinget zum Glück nicht so, als ob er gleich fragen will, was er dafür kriegt. „Weil ich erst sehen will, wie es läuft, ehe ich es offiziell mache. Und Dyllan stimmt mir da zu.“ Der Junge checkt auch gar nichts. Wenn ich mir nur vorstelle, wie Mum abgeht, wenn sie das erfährt… und was, wenn es dann nicht funktioniert. Dann liegt sie mir bis zu Dyllans Abreise damit in den Ohren. „Na schön,“ willigt Kevin Gott sei Danke ein und legt dann einfach auf. Nett… Ich werfe das Handy aufs Bett und seufze. Wahrscheinlich hält er dicht. Aber es behagt mir trotzdem nicht, dass er es weiß. Aus dieser Laune heraus, beschließe ich, dass ich Matze sehen muss. Ich schreibe ihm also eine SMS, dass er zu unserem Café zu kommen hat und warte dort auf ihn. „Ich verstehe wirklich nicht, warum du es keinem erzählen willst. Jeder weiß, dass du schwul bist. Das kümmert keine Sau. So wichtig bist du auch nicht,“ liegt Mathias mir dann aber nur in den Ohren. „Versuch doch wenigstens, es zu verstehen. Wenn du dich ganz sehr anstrengest, geht das sicher,“ maule ich genervt. „Halt die Fresse und sag’s mir einfach.“ „Was nun?“, grinse ich, „Fresse halten oder sagen?“ Wenn Blicke töten, wäre ich jetzt tot. Er reißt sich zusammen, aber ich weiß, dass er mich gerade gerne leiden sehen würde. „Komm… warum darf das es keiner aus meiner Familie wissen,“ helfe ich ihm auf die Sprünge. „Weil deine Mum das nicht toll finden wird.“ „Toll finden?“ Ich lache auf. „DI wird völlig durchdrehen, wenn sie hört, dass ich mit ihrem tollen Tauschsohn ein Techtelmechtel angefangen habe.“ Er sieht mich streng an. „So nennst du das?“ Ich blicke verwirrt zurück. „Ich dachte, das mit Dyllan wäre was Ernstes. Brech ihm nicht das Herz, man.“ Ich verdrehe die Augen. „Natürlich ist das mit Dyllan was Ernstes!“ So ernst, wie es mir noch nie zuvor war. „Gerade redest du noch von einem Techtelmechtel,“ erinnert er mich und geht mir langsam wirklich auf den Keks. „Jaha. Weil meine Mum das so sehen wird. Schalt doch mal dein Hirn ein. Sie weiß doch genau, dass ich nicht gerade heilig bin.“ „Nun. Bisher bist du ja auch schon immer abgehauen, wenn es ernst wurde.“ „Ja. Und weil sie das weiß, wird es schwer sein, sie zu überzeugen, dass es mit Dyllan anders ist.“ Ich verziehe das Gesicht. „Er ist doch ihr neues Baby. Ihn wird sie beschützen wollen, wo es nur geht. Vor allem vor mir.“ „Und Dyllan?“ Ich sehe Matze an. „Was soll mit ihm sein?“, frage ich „Weiß er das auch? Das du abhaust, wenn es ernst wird?“ „Alter, hör doch auf! Als wenn ich ihn sitzen lassen könnte.“ Und dann rutscht es mir heraus und bringt mir den Schock des Jahrtausends ein: „Glaubst du, ich könnte ich einfach verlassen? Er ist mir wichtig, man. Ich werde ihn nicht weh tun und-“ „Meine Fresse. Sag das noch mal,“ bittet Mathias mich und ich starre ihn nur an wie ein Eichhörnchen, wenn’s blitzt. „Wer bist du und was hast du mit meinem Freund gemacht?“ Ein wenig hilflos zeige ich ihm den Mittelfinger, um wenigstens den Anschein zu wahren, ich würde mich noch zu verteidigen wissen. Was zur Hölle habe ich da gerade gesagt?! Er ist mir wichtig. Das klingt ja schon fast wie: Ich liebe ihn! „Dyllans Eltern werden sicher Amok laufen, wenn sie erfahren, dass ich ihren Sohn verführe. Da schicken sie ihn zu einer Familie, die auf ihn aufpasst und der Sohn dieser Familie verführt ihn dann,“ versuche ich, abzulenken. Zum Glück geht Mathias darauf ein. „Du musst ja nicht unbedingt damit prahlen, dass du ihn fickst.“ Er fängt an zu glucksen und ich verziehe den Mund. „Ich ficke ihn nicht.“ Ihr solltet mal sehen, wie schnell sein Lachen erstirbt. Eigentlich fällt ihm sogar alles aus dem Gesicht. „Wie… du fickst ihn nicht?“ „Na, so wie ich es gesagt habe. Wir hatten noch keinen Sex.“ „Warum nicht?“ „Braucht man dafür einen Grund?“, zische ich wütend. „Du schon,“ hält er tatsächlich dagegen und ich schnaube. „Ich will es eben langsam angehen lassen. Er sieht auch nicht so aus, als wenn er mir gleich nackt ins Gesicht springen will, nur damit ich ihm endlich das Hirn rausvögle.“ Wobei ich das zweifelsohne unheimlich gerne tun würde. „Dafür ist er, glaube ich, auch nicht der Typ,“ nickt Matze. „Denkst du,“ murre ich und er grinst. „So, so.“ Ich küsse ihn. Und oh Gott, der Junge fühlt sich so unglaublich gut an! Ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht, dabei küssen wir uns doch nur. Weil mein Körper nach und nach Besitz von mir ergreift, drücke ich Dyllan nach hinten aufs Bett und möchte einfach nur noch über ihn herfallen. In der Tat hält mich aber etwas zurück. Ich will wirklich mit ihm schlafen, aber nicht jetzt. Weil das, was ich zu Mathias gesagt habe, wahr ist. Ich will es langsam angehen lassen. Was mich allerdings nicht daran hindern, seinen wundervollen Körper ausgiebigst zu betatschen. „Dyllan,“ flüstere ich heißer. Er öffnet seine Lippen und schnappt nach meinen, während er seine Arme um meinen Hals legt und mich noch näher zieht. Während er an meiner Unterlippe knabbert, flüstert er meinen Namen und bringt mich fast um den Verstand. Ich glaube schon, zu verbrenne, obwohl wir noch nicht mal nackt sind. Garantiert wichse ich gleich meine Hose voll. Was echt super wäre… Er macht weiter und sieht nicht so aus, als würde er demnächst aufhören wollen, an mir zu knabbern. Langsam sollte ich mich fragen, wer hier wen verführt! Meine Hände drücken gegen seine Schultern und ich presse ihn auf die Matratze. Seine Zunge schiebt sich in meinem Mund und seine Hände streichen hilflos über meinen Rücken, während ich den Zungenkuss mit ganzer Leidenschaft erwidere. Irgendwann muss ich mich dann doch zügeln und lasse meinen Mund lieber über seine Wange, sein Kinn und seinen Hals gleiten. „Du machst mich wahnsinnig,“ nuschle ich ihm heißer ins Ohr und hauche einen Kuss gegen dieses. Er lächelt und seine Hand krault meinen Nacken. „Ich denke, dass das gut ist.“ Er muss aufhören, so süß zu sein. Sonst sterbe ich bald vor Verlangen. „Ist es wohl,“ stimme ich heißer zu und in dem Moment landen seine Hände auf meinem Hintern. Als sie beginnen, diesen zu kneten, kann ich mich wirklich nur noch schwer beherrschen. Am liebsten würde ich ihn ausziehen und nahmen. Während ich daran denke und es mir genauestens vorstelle, reibe ich mir nur ganz leicht an ihm, was ihm zum Stöhnen bringt. Oh Gott… Im nächsten Moment verwickelt er mich wieder in einen Zungenkuss und das ist dann zu viel. Ich will es aufhalten, aber es passiert dennoch. Ich verkrampfe mich und Dyllan beginnt, zu kichern. „Wo ist deine Kontrolle?“, fragt er, während ich auf ihm liege und es kaum fassen kann. Ja! Wo ist meine Kontrolle? „Die hat sich verabschiedet,“ murmle ich. Zusammen mit meinem Verstand. „Du bist heute so abwesend,“ stelle ich fest und presse mich von hinten an ihn, küsse seinen Nacken. Seinen wundervoll geschwungenen, einladend weichen Nacken. Wir haben nun schon zwei Woche Schule hinter uns gebracht und Dyllan hat sich eingelebt. Auch unternimmt er nun am Wochenende immer mal wieder was mit seinen Klassenkameraden, was mich für ihn freut, aber mir selbst wahnsinnig gegen den Strich geht. „Ich denken nach,“ geht er auf meine Feststellung ein und dreht sich zu mir. Er war gerade dabei, seine Schultasche zu packen. „Über was?“, frage ich und blicke auf seinen Schreibtisch, wo die Englischhausaufgaben liegen. Darüber kann er nicht gegrübelt haben. „Bedeuten ‚Schwuchtel’ nur, dass man ist schwul?“ Ich versteife mich ein wenig. „Was?“ „Naja… Ist ‚Schwuchtel’ Bezeichnung für Mensch, der ist schwul?“, stellt er die Frage anders und ich runzle die Stirn. „Schon. Aber eher im negativen Sinne. Warum?“ „Hat man gesagt.“ „Zu dir?“ „Zu wem sonst?“ Ich verenge die Augen und merke schon, wie sich innerlich die Wut anstaut. Welches Arschloch wagt es sich bitte, ihn so zu nennen? „Woher wissen die, dass du schwul bist?“, frage ich unverfänglich, um mich ein wenig zu beruhigen. „Ich nicht schwul. Ich bi,“ verbessert er mich. Er scheint nicht begriffen zu haben, dass ihn da jemand wirklich beleidigen wollte. „Ist das gleiche,“ winke ich mürrisch ab und er geht nicht weiter darauf ein. „Ich hab ihnen gesagt,“ meint er und ich stöhne auf und vergrabe das Gesicht in meinen Händen. „Dyllan…“ „Nicht gut?“ „Doch…“ Und ich finde es ja auch wahnsinnig gut, dass er von Anfang an offen damit umgeht und so mutig ist, es in dieser fremden Umgebung gleich von vornherein zuzugeben. Aber… „Es gibt nun mal überall Idioten, die das nicht gut finden. Vielleich hättest du warten sollen.“ „Ich will aber, dass Leute mich mögen, wie ich bin,“ hält er dagegen und blickt fest entschlossen in die Augen. Seine Arme legen sich um meine Hüften und er drückt sich an mich. Ich umschlinge ihn ebenfalls und vergrabe mein Gesicht in seinem Haar. Er ist fast einen ganzen Kopf keiner wie ich. So klein… so zerberechlich… so unschudlig… so hifllos… Naja… zumindest kommt es mir so vor. Ich küsse ihn. „Wer hat das gesagt?“, will ich dann wissen. „Nur Junge aus meiner Klasse.“ „Aber ich dachte, die mögen dich alle,“ entfährt es mir und ich bekomme Panik. Was, wenn er gelogen hat, um mich nicht zu beunruhigen? Was, wenn ihn alle scheiße finden, weil er bi ist. „Mich mögen ja auch alle. Nur er nicht,“ erwidert er und ich muss schon fast grinsen, obwohl das natürlich nicht lustig ist. „Und warum nicht?“ „Weil ich bin ‚Schwuchtel’?“ „Sag das nicht,“ fordere ich und küsse sein Haar. Wenn ich es nicht eh schon bin, werde ich nun wirklich unsagbar wütend. „Sag mir, wie er heißt,“ befehle ich ihm nun schon fast und knirsche mit den Zähnen. Das entgeht ihm natürlich nicht. „Warum?“, fragt er deshalb. „Sags mir einfach,“ halte ich dagegen. „Du tun ihm aber nicht weh, oder?“ „Natürlich nicht,“ versichere ich ihm. Ich werde ihn einfach umbringen. „Er heißt Timon,“ klärt er mich auf. Scheiß Name. Wo ist er entsprungen? Bei König der Löwen? Da hätte er bleiben sollen. Vielleicht hätte man ihn dann schon gefressen und er würde jetzt nicht nerven. Ich hasse Timon. Ich hasse ihn wirklich, wirklich abgrundtief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)