Gemeinsame Geschichte von Sotar (Betrayal) ================================================================================ Kapitel 4: Die Roten Ritter --------------------------- Die beiden eilten durch einen Wald. Rufus Beine schmerzten und seine Lungen schienen zu brennen und jder Atemzug fachte das Feuer neu an. Auch Helena keuchte und hatte augenscheinlich Schwierigkeiten das Tempo beizubehalten. Sie rannten jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit. Dennoch scheuchte ihn seine Begleiterin jedes Mal hoch, wenn er eine Pause einlegen wollte. Sie sagte ihm immer wieder, dass sie so schnell wie möglich einen großen Abstand zwischen sich und der Bibliothek schaffen mussten. Lonán hielt zwar hoch in der Luft so gut es ging die Augen nach potentiellen Verfolgern offen, dennoch war es sehr gut möglich, dass dem Raben durch das dichte Blätterdach der Laubbäume nicht sofort alles auffiel, was eine Bedrohung darstellen könnte. Da sich Rufus durchaus der Gefahr bewusst war, in welcher sie nun beide schwebten, gab er es auf, eine Rast erzwingen zu wollen. Trotzdem protestierte sein gesamter Körper gegen die Überbelastung. Jeder einzelne Muskel schmerzte. Auch mit seiner gesamten Willensstärke konnte er diese Fakten nicht einfach so ausblenden. Bei jedem Schritt muste er sich dazu zwingen, nicht einfach zusammen zu brechen. Die beiden eilten durch einen Wald. Die schweren Schritte ließen kleine Äste zerbrechen und der, vom Regen noch recht weiche Boden, gab unter jedem Tritt ein klein wenig nach, so das man ihre Spur sehr gut verfolgen konnte. Darauf kam es jetzt aber nicht an. Nur Schnelligkeit zählte jetzt. Sie mussten sich beeilen, wenn sie ihr Ziel rechtzeitig erreichen wollten. Ihr Spion in der Biblithek hatte ihnen vor wenigen Augenblicken Mitgeteilt, wo sich das Betrayal befand und dass sein Hüter mit einer Bibliothekarin auf der Flucht durch diesen Wald war. "Die Bibo hat sich also entschlossen, den Wächter abzumurksen um das Buch an einen 'besseren' Wächter zu binden was? Wie nobel." "Und dann haben sie ihnen jetzt auch noch ihre Bluthunde auf den Hals gehetzt. Wir müssen uns beeilen Jen! Wenn wir sie erst nach der Korax-Garde erwischen wird es zu spät sein." "Ja, ich hab auch kene Lust mich mit den Elitesoldaten der Bibo anzulegen." Die beiden Krieger hasteten über den Waldweg. Die beiden Männer atmeten schwer unter ihrem roten Helm, welcher links und rechts an der Stirn mit kleinen Teufelshörnern verzirrt war. Der gesammte Körper steckte von den Zehenspitzen bis zu den Fingerkuppen und dem Hals in einer roten Schuppenplatten-Rüstung. Der Helm war im Gesicht offen, damit die Soldaten ein freies Sichtfeld hatten und ungehindert atmen konnten. Ansonsten knüpfte er aber perfekt an die Rüstung an. Arm- und Beinschienen waren mit langen Stacheln versehen, welche im Nahkampf gefährliche Verletzungen verursachen konnten. An der Hüfte hing links ein Katana am Waffengurt und rechts ein Dolch sowie zwei Wurfmesser. Auf dem Rücken trug Jen einen Bogen samt gefüllten Köcher, sein Waffenbruder führte einen Holzstab mit sich, auf dessen Kopf ein kleiner Saphir thronte.. "Aufteilen und verstecken!" Zeitgleich verschwanden beide von dem kleinen, mit Wurzeln überwucherten Pfad und pirschten sich links und rechts zwischen den Bäumen und Sträuchern entlang. "Helena! Ich kann nicht mehr." Rufus bekamm mitlerweile kaum noch Luft. Durch die Schmerzen hatte er mittlerweile Tränen in den Augen. Seine Sachen und das Buch waren mit Schlamm bedeckt, da er auf dem rutschigen Untergrund schon mehrfach ausgerutscht und gestürzt war. "Nagut, wir laufen langsamer. Aber eine Pause können wir uns noch nicht erlauben." Helenas Antwort kam Stoßweise. Sie wirkte zwar noch erholter als der untrainierte Hüter des Buches aber auch ihr war die Anstrengung deutlich anzusehen. Schweiß lief ihr über das gesamte Gesicht und brannte ihr in den Augen. Von oben hörten sie beide ein warnendes Krächzen . Helena sprang schräg nach hinten in den Wald, zog ihren Bogen von den Schultern und griff nach ihren Pfeilen. Sie starrte suchend auf den Weg hinter sich. Eine Schwertklinge schob sich von hinten langsam in ihr Blickfeld und ruhte quer über ihrer Schulter und dem Hals. "Euer Tiergefährte hätte euch wohl besser auch noch die Richtung verraten, aus welcher die Gefahr kommt. Lasst euren Bogen Fallen." Helena sah aus den Augenwinkeln das ein zweiter Angreifer mit Pfeil und Bogen auf Rufus zielte, gleichzeitig aber auch sie im Auge behielt. Langsam ließ sie den Bogen auf den Waldboden sinken und anschließend ihre Arme auf den Rücken wandern. Das Schwert verschwand von Schulter und Kehle. Dafür wurden ihre Hände fest auf dem Rücken verbunden, so das Gegenwehr nicht länger zur Auswahl stand. In der Zwischenzeit nahm sich der zweite Angreifer Rufus vor. Der Junge war zu erschöpft um davon zu laufen und da der Schütze freie Sicht gehabt hätte, machte es auch keinen Sinn Betrayal benutzen zu wollen. Rufus warf Helene einen fragenden Blick zu, als sie kurze Zeit später im leichten Trab mitten durch den unwegsamen Wald stolperten. Die Krieger liefen hinter ihnen und achteten pinibel auf jede Bewegung die sie machten. Auch der Blick des Jungen entging ihnen nicht. "Was geht dir gerade durch den Kopf junger Hüter des Buches?" Rufus blickte kurz überrascht nach hinten, da er nicht damit gerechnet hatte, so etwas von seinem Entführer zu hören. Einen Wimpernschlag später lag er im Matsch, da er die Wurzel nicht hatte kommen sehen. Der Mann in der schweren Rüstung half ihm wieder hoch und wiederholte seine Frage. "Naja. Erstens frage ich mich, wer ihr seit und was ihr mit uns vorhabt." "Das da..." Sagte Helena mit einem verächtlichen Unterton in der Stimme. "...sind die Roten Ritter. Das Symbol auf ihrer Brust, ein Buch durch welches ein Schwert gerammt wurde, ist genau das was sie vorhaben. Sie wollen Bücher wie das Betrayal vernichten und sind dafür bereit über Leichen zu gehen." "Aber ihr von der Bibo seit natürlisch besser. Ihr wolltet den kleenen Hüter hier ja nicht ne Freifahrt in die Höllen spendieren. Was wir mit euch vorhaben werdet ihr noch früh genug mitbekommen" Es herrschte kurz Stille. Da anscheinend niemand mehr etwas zu sagen hatte, setzte Rufus wieder an. "Zweitens frage ich mich, warum wir nicht gleich durch den Wald gelaufen sind sondern dem Weg folgten." "Ich vermute, dass deine Beschützerin wusste, dass ihr sonst zu langsam seit und sicherlich von euren Verfolgern eingeholt werdet." "Genau das denke ich auch jetzt noch. Ihr wisst wie die Korax-Garde vorgeht. Wie könnt ihr mit uns so gemütlich durch den Wald spazieren." "Tyaaa Tschnukelchen... deine Organisation ist nicht die einzige die Geheimwege hat." Wie auf ein Stichwort blieben die beiden auch stehen. "Entweder du rufst deinen Tiergefährten hier her, oder ich werde ihn mit einem Zauber vom Himmel holen. Die Entscheidung überlasse ich dir." Helena sah den Krieger der den Stab über den Rücken geschnallt hatte kurz an. Ihr war sofort klar, dass dies keine leere Drohung war und beorderte Lonan zu sich. Er konnte ihr zur Zeit ohnehin nicht helfen, da ihre sonstigen Verbündeten nun ihre Gegner waren. Als der Rabe auf Helenas Schulter gelandet war, schob Jen einen Stein neben dem ein Baumstumpf stand zur Seite. Darunter befand sich ein kleines Loch in einem metallisch glänzenden Quadrat. Der zweite Krieger holte eine orang glänzende Münze hervor und steckte sie in die Vertiefung. Weißer Qualm stieg augenblicklich vor ihnen auf und der Baumstumpf schob sich langsam nach oben. Darunter war ein niedriger Tunnel zu erkennen. Noch nicht einmal Rufus konnte aufrecht gehen, auch wenn er den Kopf nicht so sehr einziehen musste, wie die beiden Krieger. Als alle den Eingang in den Tunnel passiert hatten, schloss sich der Eingang wieder hinter ihnen und sie befanden sich in absoluter Dunkelheit. Zumindest solange, bis der Kampfmagier den Stab von seinem Rücken nahm und der Saphir den Gang vor ihnen in einem angenehm hellblauen Licht erstrahlen ließ. Ihre kleine Gruppe schritt nun ganz gemächlich vorwärts. Ihre Entführer hatten es jetzt, da sie sich in Sicherheit befanden, nicht mehr ganz so eilig. Rufus trabte mit gesenktem Kopf und eingezogenen Schultern neben Helena her, die ebenfalls leicht gebeugt laufen musste. "Warum hat uns Betrayal nicht vor den beiden gewarnt." Helena zuckte nur mit den Schultern. Der Ritter, der aber auch schon zuvor auf seine Fragen Antwort gegeben hatte, schien sich allerdings einmal mehr dafür verantwortlich zu fühlen, für Klarheit zu sorgen. "Wir Roten Ritter kämpfen schon seit 261 Jahren gegen diese teuflischen Bücher. Im laufe dieser Jahre haben wir Möglichkeiten gefunden uns vor ihnen zu verbergen. Deshalb wird jeder Ritter-Trupp auch immer von einem Zauberer oder Kampfmagier begleitet. Außerdem können wir die Bücher spüren, wenn sie nicht alzuweit von uns entfernt sind." "Deswegen konnten wir euch auch so leicht überrumpeln meen kleener." "Und warum erzählt ihr uns das alles?" Wollte Helena wissen, welche die beiden Krieger immer noch voller Verachtung ansah und diesen Hass auch in ihre Stimme legte. "Weil ihr gefragt habt und es vollkommen egal ist ob ihr das wisst oder nicht. Vermutlich werden wir euch entweder einsperren bis wir einen Weg gefunden haben das Betrayal zu zerstören oder wir werden euch umbringen. In beiden Fällen werdet ihr uns mit diesem Wissen nichts anhaben können." Nach dieser wenig beruhigenden Antwort liefen sie schweigend weiter. Schließlich standen sie vor einem großen Tor. Im Zentrum war eine Aussparung, welche jener nicht unähnlich war, die den Tunnel unter dem Baumstamm offenbarte. Die Münze hatte der Krieger mit dem Stab auch wieder mitgenommen gehabt, verwendete sie aber nicht wieder. Rufus konnte nicht erkennen, dass der Kreis einige Millimeter kleiner war, so dass der runde Gegenstand von vorhin auch nicht passen konnte. Diesmal trat Jen vor und schob eine rote Münze in das Loch. Es dauerte einige Augenblicke bis das metallisch glänzende Tor sich öffnete und den Blick auf eine kleine Höhle mit sechs Gebäuden und fünf Zugängen offenbarte. "Diese Tore sind aus Mithril, da kommt niemand durch solang er die beeden Münzen nicht hat." Sagte der Krieger, mit einem leicht stolzen Unterton in der Stimme. Die Gebäude aus Holz und Stein waren alle sehr unscheinbar. Es wirkte nicht so beeindruckend wie die Bibliothek. Allerdings war die gesamte Höhleneinrichtung auf das Minimum begrenzt. Zweckmäßigkeit war von Bedeutung. Alles andere war nebensächlich. Ihre beiden Entführer dirigierten Helena und Rufus zu einem der Gebäude. Das Innere war sehr beschaubar. Ein riesiger Tisch auf dem Karten ausgebreitet waren, Regale die mit Büchern und Schriftrollen überladen waren und einige schlichte Schemel aus Holz. Am Tisch stand eine ältere Frau in einer roten Rüstung über die Karten gebeugt. Erst als die kleine Gruppe weiter in den Raum trat blickte sie auf. Sie schenkte den beiden Roten Rittern ein knappes Lächeln sowie ein anerkennendes Nicken. Die zwei Neuankömmlinge und den Raben bedachte sie mit einem neugierigen Blick. "Soso, wenn das nicht der Wächter des Betrayals und seine Aufpasserin sind." Mit diesen Worten lief sie um den runden Tisch herum um die beiden aus der Nähe betrachten zu können. "Ich habe gehört wie ihr euch eurer eigenen Organisation entgegengestellt habt um den Jungen und das Buch zu beschützen. Ich bin froh das es in der Bibliothek noch Menschen gibt, die so edel handeln können." Helena schnaufte die Frau mit den grauen Haaren aber nur böse an. Für Lob aus dem Mund ihres Feindes hatte sie nicht sonderlich viel übrig. "Ich bin Kommandeurin Irena auch wenn euch das vielleicht egal ist. Was euch aber vielleicht interessiert: weder ich noch der Großmarschall haben ein Interesse daran euch zu töten oder für immer wegzusperren." Alle vier sahen die Kommandeurin überrascht an. Sogar Lonán gab einen laut der Verwunderung von sich. "Da wir zur Zeit nicht in der Lage sind das Buch zu zerstören können wir es ebenso in deinen Händen lassen, Rufus. Und es würde uns nicht im Traum einfallen ein ehemaliges Mitglied unseres ärgsten Feindes einfach so aus dem Weg zu räumen. Ich und der Großmarschall wollen euch einen Handel vorschlagen. Ihr erzählt uns alles was ihr über die Bibliothek der Schwarzen Vögel wisst und helft uns dabei einen Weg zu finden das Buch zu zerstören. Dafür tun wir euch nichts und stellen euch auf eurem Weg Jen und Arak als Begleiter zur Verfügung. "Aber Kommandeurin..." Jen wollte gerade Protest einlegen als sein Kampfgefährte sich vor ihn schob. "Jawohl Kommandeurin, wie ihr und der Großmarschall befehlen wird es geschehen." "Sehr schön. Die beiden werden sicherstellen das euch nichts geschieht und euch bei der Suche nach Informationen unterstützen. Um so schneller wir in Erfahrung bringen können wie wir das Buch zerstören können um so besser." "Wir haben aber noch nicht zugestimmt. Was ist denn wenn wir nicht zustimmen?" "Ich bin sicher dass ihr zustimmen werdet. Ihr habt bis morgen Bedenkzeit. Ruht euch so lange aus. Ihr müsst erschöpft sein. Ein Bad können wir euch auch anbieten, da diese Höhle mit einer warmen Quelle verbunden ist. Essen und Trinkwasser wird euch bald gebracht. Zudem dürft ihr euch in der Höhle frei bewegen." Jen und Arak nahmen ihnen sofort die Seile ab, welche ihre Hände fesselten und öffneten die schlichte Holztür des Gebäudes um sie heraus zu lassen. "Auf gute Zusammenarbeit." Die Kommandeurin lächelte Rufus und Helena noch einmal kurz zu, bevor sie sich wieder auf die andere Seite des Raumes begab um die Karten zu studieren. Die beiden Flüchtlinge waren nun zum ersten Mal seit längerem scheinbar in Sicherheit, zumindest vorerst. Helena schien nicht wirklich damit zufrieden zu sein aber Rufus war erleichtert sich endlich einmal ein wenig Ruhe gönnen zu können. Die gesamte Situation war zwar immer noch absolut bizarr und unwirklich, wenn er daran dachte wie sein Leben aussah, bevor er Betrayal aus seiner Kiste geholt hatte aber nun konnte er sich zumindest den Luxus gönnen und ein wenig zur Ruhe kommen. Sowohl sein Körper als auch sein Geist brauchten eine Pause um die vergangenen Tage zu verarbeiten. Er freute sich wirklich auf das angekündigte Bad, das Essen und er erhoffte sich zudem noch ein relativ bequemes Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)