Wolfgang und Juli von Akio21 (Begegnung im Park) ================================================================================ Kapitel 7: Es fängt erst an --------------------------- Aber nicht nur die Rückseite tat weh, mein Hals fühlte sich auch irgendwie wund an. Der hatte sich wohl gründlich an mir ausgetobt, dieser Teufel in Engelsgestalt. Nur – daran war jetzt nichts mehr zu ändern. Auf keinem Fall war ich ein Junge für nur eine Nacht. Oder sollte ich hier vielleicht lieber eine Ausnahme machen? Und alles vergessen? Als ob ich das vergessen könnte. Dabei konnte ich mich nicht mal dran erinnern. Aber Tatsachen blieben nun einmal Tatsachen. Ich stöhnte wieder. „Yuri?“ Wolframs Stimme klang besorgt. „Kopfweh“, nuschelte ich. „Kein Wunder, nachdem was du geschluckt hast.“ Oh Gott, ich hatte es auch noch geschluckt. Ich fühlte erneut einen Würgereiz. „Der Arzt hat dir was gegen Schmerzen gegeben, aber er hat auch Tabletten dagelassen. Sag mir Bescheid, wenn du denkst, du brauchst eine.“ „Ich brauch eine.“ „Okay, ich hol dir ein Glas Wasser dazu, sag Yuri, ist dir auch übel?“ „Übel ist gar kein Ausdruck.“ „Warte. Ich hol dir was, du wirst dich gleich besser fühlen, Yuri.“ Irgendwie bezweifelte ich das. Hatte der Doc auch eine Uhr dagelassen mit der ich die Zeit zurückdrehen konnte, und mein ähm diese Sache mit Wolfram rückgängig machen konnte? Quatsch, so etwas gab es gar nicht. Mein Verstand funktionierte immer noch nicht normal. Wolfram kam mit zwei Tabletten und einem großen Glas Wasser wieder. Er setzte sich zu mir aufs Bett und sah auf seine Uhr. „Musst du nochmal weg? Oh – Wolfgang.“ Ich wollte aufspringen, aber Wolfram drückte mich an den Schultern wieder in sein Bett. „Deine Freunde werden sich um Wolfgang kümmern, ich habe schon gehört, er ist sehr eigenwillig. Falls er tatsächlich nicht fressen sollte, bringen sie ihn her. Und du wirst jetzt liegenbleiben, die Medizin wirkt in einer Viertelstunde. Dann geht es dir besser.“ Seine Stimme klang richtig freundlich. Er zwinkerte mir aufmunternd zu. „Ganz sicher. Ach -“ , plötzlich klang seine Stimme wieder gereizt. Er war wohl doch ein ausländischer Schauspieler. „Wen hast du denn da besucht, im Krankenhaus?“ „Was? Ach das, meinen Bruder.“ Ich lehnte mich zurück und glaubte Erleichterung in Wolframs Gesicht zu sehen. Sobald ich wieder klar denken konnte, musste ich Wolfram klarmachen, dass ich mir nichts aus Kerlen machte, und dass das ein einmaliger Ausrutscher gewesen war. Es dauerte nicht lang, und ich fühlte mich tatsächlich viel besser. „Öhm, also ich würde gerne mal mit dir reden, Wolfram. Über das, na du weißt schon – das, was da passiert ist, uhm.“ Das war schwerer als gedacht. „Das hat Zeit. Dir geht es besser? Dann mache ich jetzt mal sauber.“ Saubermachen?! „Wo – haben wir es denn – also, wo äh ist es denn passiert?“ Ich hatte angenommen hier im Bett. „Unten im Wohnzimmer. Auf der Couch, du hast sie ganz schön versaut, du Ferkel.“ Er stupste mich mit dem Zeigefinger in die Brust, dann stand er auf und verließ das Zimmer. Bewegungslos lag ich ein paar Minuten da. Mein Gott, Yuri, was hast du getan? Ich hörte Wasserrauschen, Schranktüren klappern, Staubsauger brummen. Wolfram hatte offenbar viel zu tun, mit ähm, der Ferkelei von mir. Irgendwie fühlte ich mich schuldig. Wenn ich hätte wenigstens helfen können – obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich das Zurückgebliebene überhaupt sehen wollte. Nein, ich konnte nicht aufstehen und sagen, es war schön mit dir – war es das – vermutlich, wenn man so gestrickt war zumindest – und dann einfach gehen. Noch dazu wo er sich so liebevoll äh freundlich genau, freundlich um mich gekümmert hatte. Zum Glück waren die Kopfschmerzen verschwunden, dafür war ich ehrlich dankbar. Ich nahm einen Schluck Wasser. Wer hätte gedacht, das Wolfram auch nett sein konnte? Mal sehen, ich musste nachdenken. Er hatte meine Hand gehalten und mich Darling genannt, das war ziemlich deutlich. Und – passiert war auch etwas. Warum sonst sollte mein Ar- ähm Hintern schmerzen und sogar mein Hals. Wie oft hatten wir es wohl – hör auf. Nicht weiterdenken. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, das sich ein gewisser Stolz in mir breitmachte. Ich hatte es ihm ganz schön besorgt. Hoppla, es war wohl eher umgekehrt gewesen. Das bedeutete dann wohl, dass ich meinen männlichen Stolz vergessen konnte. War ich also der Uke gewesen? Oder – hatten wir die Rollen auch mal getauscht. Ich seufzte, wenn ich mich doch nur erinnern könnte. Nein, vielleicht sollte ich froh sein, dass ich es nicht konnte, es gab da nämlich eine entscheidende Sache. Ich war nicht schwul. Ich hörte, wie Wolfram leichtfüßig die Treppe wieder heraufkam. Er schielte durch den Türspalt und kam dann herein. Was oder besser wie sollte ich nur sagen, das ich keine Erinnerung hatte, und aus ihm herausbekommen, was genau passiert war. Er setzte sich wieder zu mir aufs Bett, eher legte er sich fast aufs Bett und begann neckisch mit meinen Haaren zu spielen, in dem er einzelne Strähnen um seinen Finger wickelte. Nein, das tat man nicht bei einem Fremden, nicht mal bei einem Freund. Nicht mal bei einem guten Freund. Und sein Lächeln – wenn er lächelte war er wirklich schön. Schön war er sowieso, aber sein Lächeln machte ihn noch schöner. Ich hob die Hand und strich durch sein weiches, leicht gelocktes Goldhaar. Anscheinend sah er das als eine Aufforderung, denn er beugte sich noch weiter runter und küsste mich mit diesen unglaublich weichen Lippen. Es fühlte sich sehr vertraut an. Mir wurde bewusst, dass das nicht unser erster Kuss war. „Du warst so süß, gestern“, flüsterte er. „Oh ja, gestern. Du hattest viel zu tun. Da unten, nicht wahr? Das tut mir leid, ich meine, ich hätte dir gerne geholfen und so.“ Er kam jetzt so nahe, dass sein Mund neben meinem Ohr war. Seine Hand lag plötzlich zwischen meinen Beinen und er flüsterte verspielt: „Meinst du DA unten?“ und blies mir obendrein auch noch ins Ohr. Eine Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit, und die Stelle an der seine Hand lag reagierte gegen meinen Willen ebenfalls. Wolfram kicherte. Dann nahm er seine Hand wieder weg und stützte sich auf. Verliebt sah er mich an und mir wurde ganz anders. „Ich war ehrlich gesagt schon ein wenig überrascht, dass du so für mich empfindest.“ Das war ich auch, hätte ich beinahe gesagt, konnte es noch rechtzeitig für mich behalten und lächelte schief. „Eigentlich dachte ich, na ja - „ er schien sich schwer zu tun, „ich dachte, du magst mich nicht besonders, also nicht mehr als andere.“ „Hm, was meinst du?“ „Yuri, du magst jeden, oder?“ „Irgendwie schon, ja.“ „Ein echter Menschenfreund, wie?“ Leicht verstimmt sah er zum Fenster. Dann sah er mich wieder an. „Ich dachte nicht, dass ich eine Chance bei dir hätte, deshalb war ich nicht besonders freundlich, entschuldige.“ Er war nicht freundlich? Wo und wann – etwa gestern? War er grob mit mir gewesen, mein armer Körper. „Aber als du mir deine Liebe gestanden hast“ - was hatte ich gestanden? – Wolfram griff sich theatralisch an die Brust - „wurde meine Brust ganz warm und ich war so glücklich.“ Er strahlte mich an. „Und dann – ähm, sind wir hierher und ...“ - und dann? „Ja, als wir tanzten“ - auch das noch, hoffentlich hatte mich keiner gesehen - „wurde dir ja auf einmal schlecht. Kaum waren wir hier, da – na ja...“ Wolfram redete nicht weiter sondern sah mich nur an. Den Rest konnte ich mir eigentlich denken. Kaum waren wir da, da riss ich mir die Kleider vom Leibe und wartete nicht mal, bis wir im Schlafzimmer waren, und so weiter. „Ich hab´s richtig mit der Angst bekommen, ehrlich.“ O je. Ich hatte angenommen, es könne nicht schlimmer kommen, aber es wurde immer schlimmer und schlimmer. „Tut mir leid“, sagte ich leise. Ich konnte ihm unmöglich länger in die Augen sehen. „Macht nichts, ich neige zu Übertreibungen, tja haha- ich dachte sogar du stirbst.“ „Ähm, wie bitte?“ „Du musstest dich so schrecklich übergeben, dann der Durchfall, und du hast so gestöhnt und die schlimmen Kopfschmerzen – hach – ich mag nicht mehr dran denken, es war schlimm. Natürlich habe ich sofort den Arzt gerufen und deine Freunde kamen auch sofort.“ „Augenblick, Augenblick einen Moment bitte.“ Ich griff mir an den Kopf, schwache Erinnerungsfetzen tauchten auf. Ich sah mich selbst im Bad, rote Kacheln, Wolfram mochte die Farbe wohl, und ja – es war schlimm, aber es war nicht das was ich die ganze Zeit gedacht hatte. Und trotzdem – wir tanzten eng umschlungen – ich konnte meine Hände überhaupt nicht von ihm lassen. Warum nicht? Weil er sich so verdammt gut anfühlte, einfach unbeschreiblich. Dieses Zeug, diese Droge hatte alles weggewischt, all meine Erziehung, meine Hemmungen meine Gedanken, und darum … Ich sah ihn an. „Ich dachte auch, ich sterbe. Ein Glück, dass es vorbei ist.“ „Vorbei?“ Wolfram legte den Kopf schief. In meiner Erinnerung tanzten wir wieder eng umschlungen und sein Kopf lag genauso schief auf meiner Schulter, er schmiegte sich an mich, plötzlich wurde ich nervös. „Es fängt doch grade erst an, Yuri, mein Schatz.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)