Ein neuer Blickwinkel von RoseAkaShi (Großvaterparadoxon) ================================================================================ Kapitel 9: Schöne abwesende Stille ---------------------------------- Kapitel 9: Schöne abwesende Stille „Wein strömt ein durch den Mund und Liebe durch unsere Augen; nur dies wissen wir gewiss, bevor wir altern und sterben. Ich hebe das Glas zum Mund, betrachte dich und seufze.“ (Autor unbekannt) Elijahs Sicht: „Er lässt mich kaum schlafen, sobald ich weggehe, fängt er an zu weinen“, erklärte sie Finn lächelnd und sie klang dabei gar nicht böse. Sie nahm es dem Kind gar nicht übel, dass es sie vom schlafen abhielt. „Sicher vermisst er dich einfach. Wahrscheinlich musst du ihn einfach schreien lassen“, überlegte Finn. So würden es auf jedenfall unsere Eltern machen, aber höchstwahrscheinlich war das generell die beste Methode. „Das kann ich irgendwie nicht. Es tut mir dann immer in der Seele weh. Deswegen bleib ich so lange bei ihm, bis er eingeschlafen ist und wenn er dann schläft, dann schlaf ich auch.“ Ich war überrascht wie gutmütig und liebevoll sie war. Jede ihrer Handlungen und Worte erinnerten mich in keinster Weise an unsere Eltern, was mir in jedem Moment sagte, das ich diese Eigenschaften an ihr mochte, da ich sie an unseren Eltern vermisste. „Tatia, was ist mit ihrer Familie passiert?“, fragte Mikael eindringlich und klang dabei sehr prüfend. Alle Aufmerksamkeit legte sich nun auf ihn und Tatia. Ich konnte sehen wie Tatia schluckte und ihr Blick in die Ferne glitt. „Wir waren unterwegs um ein neues Zuhause zu finden, einen Ort an dem wir uns niederlassen konnten. Wir sind im Morgengrauen weiter gezogen, der Mond stand noch am Himmel. Da waren Wölfe, auf einmal waren sie überall. Mein Bruder wollte dass ich mich versteckte. Ich wollte nur dass die Schreie aufhörten und irgendwann hörten sie auch auf. Meine Familie, sie ist jetzt…“ Ich sah wie sie an ihren eigenen Worten zerbrach und ihre Augen zeigten mir dass sie nicht wirklich hier war. Eine Träne rannte ihr über die Augen und Mutter bekam Mitleid mit ihr, weswegen sie Tatia erlöste und ihre Hand dabei auf Tatias legte. „Schon gut, Kind. Sie müssen nicht weiter reden“, meinte sie und warf Vater einen warnenden Blick zu, der es dadurch auf sich beruhen ließ. Mutter war die einzige die Vater Einhalt gebieten konnte, wir wussten nicht wieso sie es schaffte. Zwar hatte Vater das Machtwort, doch er ließ sich von ihr beeinflussen. Mitleidig sah ich Tatia an, die noch immer mit ihren Gedanken woanders zu sein schien. Anscheinend hatte sie bei dem Angriff der Wölfe ihre ganze Familie verloren, ich mochte mir diesen Verlust nicht einmal im Traum vorstellen. Letztens war Vollmond gewesen, sicher waren es die Werwölfe gewesen, wegen der wir uns immer zu diesem Zeitpunkt versteckten. Sie waren gefährlich, aber Fremde hatten davon sicher keine Ahnung. „Sie müssen sehr traurig wegen ihrem Verlust sein“, sprach Mutter mitleidig und Tatia wischte sich die verirrte Träne aus ihrem Gesicht und zuckte mit den Schultern, während sie sich zu einem Lächeln zwang. „Ich kann es mir nicht leisten traurig zu sein. Wenn ich weine, weint das Baby. Wenn ich schreie, dann schreit es ebenfalls. Deswegen lächle und lache ich lieber, in der Hoffnung dass es sich auch auf meinen Sohn überträgt. Ich will das er glücklich ist, deswegen versuche ich ihn mit gutem Beispiel voran zu gehen“, antwortete sie und in dem Moment wusste ich, das ich noch nie einen besseren Menschen getroffen hatte als sie. Sie war selbstlos und mitfühlend. Ihr waren das Wohl und die Stimmung ihres Kindes wichtiger, als ihre eigenen Bedürfnisse, sowas hatte ich noch nie erlebt, vor allem nicht in meiner Familie. Wenigstens waren wir so diskret unsere Aufmerksamkeit wieder von ihr zu nehmen. Sie musste sich sowieso schon komisch fühlen, weil wir sie alle immer wieder ansahen, als wäre sie das personifizierte Wunder. Oder war sie es schon gewohnt? Als solche Schönheit musste ihr die Aufmerksamkeit zweifellos von jedem anderen Wesen sicher sein. Meine hatte sie auf jedenfall sicher. Lächelnd gab Tatia ihrem Sohn den Löffel, nachdem er den Arm ausgestreckt hatte. „Da können sie nur froh sein, das sie sowieso nichts anderes mehr Nachts zu tun haben, sonst würde das weitaus schwieriger werden“, meinte Kol frei heraus und mir klappte leicht der Mund auf. Oh mein Gott, Kol! Verdammt, warum musste er immer so eine große Klappe haben und dann auch noch auf so unhöfliche Weise? „Kol, bist du verrückt geworden? Was ist in dich gefahren?“, wies Finn unseren Bruder zurecht. Ich schielte zu Vater, ob er etwas mitbekommen hatte, doch er unterhielt sich mit Mutter und Ayanna. Ein wundervolles helles Kichern verschaffte sich meine Aufmerksamkeit und ungläubig sah ich zu Tatia, die sich anscheinend in keinster Weise unwohl durch Kols Aussage fühlte. „Sie haben recht, Kol. Ich denke keine Frau wäre so Multitaskingfähig, das sie das bewerkstelligen könnte“, meinte sie vollkommen amüsiert. Beeindruckend sah ich sie an, mit diesem Konter hatte sie Kol ziemlich den Wind aus den Segeln genommen und alle die zugehört hatten gewiss sprachlos gemacht. Tatia bemerkte meinen fragenden Blick und strich sich verlegen lächelnd eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ähm… Damon, mein Bruder, er hat auch solche Dinge gesagt. Eigentlich täglich und besonders zu mir. Er hatte die Vorliebe mich mit sowas zu ärgern, wenn mir das was ausmachen würde, dann wäre ich schon lange untergegangen“, gab sie uns die Erklärung. Das war… verständlich. Rebekah war sicher auch nur so geworden, wie sie war, da sie unter fünf Brüdern aufgewachsen war. Sie hatte einfach gelernt sich durchsetzen zu müssen. „Siehst du, Finn, sie kommt bestens damit zurecht“, meinte Kol selbstgefällig und Finns griff um sein Messer wurde fester. Sprang seine Fantasie auch gerade dahin, ihn damit aufzuspießen? Tatia aber lachte nur leicht wegen der Aussage und ich hoffte deshalb, dass es Kol noch oft schaffte sie zum Lachen zu bringen, denn es nahm einen, wie ihre ganze Gegenwart gefangen. „Dann bleiben sie jetzt hier, oder Tatia?“, fragte Niklaus unsicher nach, doch er klang vor allem hoffnungsvoll. Erwartungsvoll sah ich sie an, denn auch ich wünschte mir, dass sie hier bei uns im Dorf blieb. „Sicher. Ayanna war so freundlich mir Unterschlupf bei sich zu gewähren und ich wüsste auch ehrlich nicht wo ich sonst hinsollte“, gab sie zu und sah traurig auf ihren Sohn. Mir wurde zum ersten Mal wirklich bewusst, dass sie alles verloren hatte. Jeder Menschen den sie geliebt hatte und sie hatte kein Zuhause, niemanden zu dem sie flüchten konnte. Sie war ganz allein. Ich fühlte mich schlecht, dass ich mich freute, dass sie hier bei uns blieb. Es war sicher nichts was sie sich gewünscht hatte. Sicher hatte sie zusammen mit ihrer Familie leben wollen und so schwer es mir fiel daran zu denken, wohl auch mit ihrem Mann. Sie und Finn vertieften sich wieder in ein Gespräch über ihren Sohn Gideon. Ich fand es faszinierend, wie sie nie müde wurde, über ihn zu sprechen. Als wäre Gideon das einzige Thema das Tatia kannte. Finn hörte ihr dabei unerlässlich zu und gab ihr Ratschläge, wenn sie Fragen hatte. Eine sehr starke Gemeinsamkeit, die Finn und ich hatten, wir kümmerten uns sehr um unsere Familie. Sicher war es den anderen auch sehr wichtig, doch Finn und ich waren nun mal die ältesten und irgendwie gab uns dass das Gefühl uns um alle kümmern zu müssen, sie zu beschützen. Wir mochten Kinder und wir kamen mit jeder Eigenart unserer Geschwister zurecht und konnten auf sie eingehen. Es war ein schönerer Abend als sonst. Ich konnte Tatias Stimme lauschen, die sich immer traute etwas zu sagen, sogar zu unserem Vater. Kol riss seine Witze und bekam sogar Paroli. Vater redete mit Ayanna und Mutter, sodass wir vor ihn halbwegs unsere Ruhe hatten. Doch wir nutzen sie nicht aus. Zumindest Niklaus und ich nicht, wir hörten einfach nur aufmerksam dem Gespräch von Finn und Tatia zu. Ich freute mich, trotz ihres Verlustes, dass sie in unser Leben getreten war. (`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*)♥(`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*)♥(`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*)♥(`*•.¸(`*•.¸ ♫♪ ¸.•*´)¸.•*) Ich hab das Lied herausgesucht, das mich bei dieser Story immer wieder begleitet hat. Ihr solltet euch auch unbedingt die Übersetzung des Songtextes durchlesen, wenn ihr es wie ich auf Englisch nicht versteht. http://www.youtube.com/watch?v=AGGh7F4Xt1E glg Rose Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)