Weil dies das Ende ist. von WordlessPoet (Ein Sasuke Naruto Finale) ================================================================================ Kapitel 1: Weil dies das Ende ist. ---------------------------------- Weil dies das Ende ist. Wie geht man um mit dem Wissen, dass es das letzte Mal ist? Was tut man, was sagt man? Wer ist man? Danach. Wenn es vorbei ist, beendet. Endgültig niemals wieder was es gewesen ist, was ich, ich und du gewesen sind. Wer kann ich dann noch sein? Die Wucht unseres Zusammenpralls, die Kraft eines in perfektem Zusammenspiel ausgeführten Angriffs, schmettert unsere Energien gegeneinander. Zwingt sie aneinander, presst sie ineinander, gibt ihnen keinen Raum sich zu umgehen, bis sie sich so ähnlich sind, dass man sie für eines halten könnte. Warm und hell, seltsam vertraut, verschlingt sie uns in unserem Kampf, die eine die eigentlich zwei sind. An einem Ort der dort nicht existiert, wo Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen Bedeutung haben, der dazwischen liegt. Zwischen allem was ist und nicht ist. Dort, nur einen unendlich kurzen Moment, bin ich du. So sehr du, wie ich je sein kann. Ich löse mich auf in dir. Er vergeht, dieser Augenblick in dem wir nichts sind, was ich in Worten beschreiben könnte und lässt etwas zurück, das mich ohne Gnade zurückwirft, zurück in mich selbst, das mich zu dem Einzelnen macht, der ich bis jetzt immer gewesen bin. Meine Grenzen sind auf ein Mal messerscharf gegen den leichten Wind gezeichnet. Meine Haut ist zu eng um mich geschlungen, lässt mir keinen Platz zum Atmen. Noch nie zuvor habe ich mir selbst so wenig genügt. Mit mir in meinem mit so vielen unzählbaren Enden versehen Ich, ist ein Wissen eingesperrt. Du hast es mir mitgegeben in der Zwischenwelt und es lässt mich meine Grenzen spüren, wie frische Schnittwunden. Nach außen bin ich ein einzig brennend schwelender Schmerz, der seine Nahrung hungrig in meiner inneren Wärme findet. Die fliehende Wärme zerquetscht mich in ihrer Eile dieses beengte Gefängnis zu verlassen. Sie fehlt, selbst in der kaum spürbaren Brise. Ich wage es kaum dich anzublicken, denn du wirst mir in jeder Faser meines Körpers ansehen, was dieses Wissen mir mir anstellt. Meine Augen berennen verdächtig, aber ich weigere mich die Tränen gehen zu lassen, die sich hinter meinen zusammengekniffenen Lidern sammeln. Ich werde später noch viel zu viele davon durchlassen. Obwohl ich den Moment gern so lang wie möglich herauszögern würde, die Zeit festhalten, muss ich dich doch ansehen, nutzen, was mir noch gegeben wird, weil... Weil... Sasuke du bist so unlesbar wie immer und doch... Deine Gesichtszüge verraten nichts, was du nicht preisgeben möchtest. Aber deine Augen sind offen für mich, sehen mich und lassen mich hinein in das Labyrinth hinter den dunklen Fenstern. Du blickst mich nicht nur an, wahrscheinlich zum ersten Mal seit wir uns kennen „siehst“ du mich. Auch du warst ich, so sehr ich wie du je sein kannst. Und ich habe dir Wissen mitgegeben, so wie du. Du kennst das Gesicht, das ich vor der Welt versteckt halte, vielleicht sogar besser als ich, denn du versuchst nicht es zu übersehen, zu verleugnen und zu vergessen. Du sprichst nicht, brauchst es nicht, denn wir beide sind dort gewesen, haben gekämpft, gesehen und uns aufgelöst. Jetzt, genau jetzt, wo ich feststelle, dass Worte nicht mehr nötig sind, bin ich mir Sicher, dass ich sie aussprechen sollte. Nein, nicht sollte, muss! Ich muss es dir sagen, es aus der Zwischenwelt holen in die Sommerbrise über dem trockenen, braunen Steinpflaster. Du darfst nicht nur wissen, du musst es von mir hören. Was ich nach all den Jahren voller Irren und Suchen, endlich als das erkannt habe, was es immer gewesen ist. Ein einziges Mal muss du hören, was zu sagen ich bisher immer versäumt habe. Wenn ich sie jetzt nicht ausspreche werden mir diese Worte auf der Zunge sterben und bitter bleiben bis zum Ende. Das Herz schlägt mir im Hals, als ich meine Lippen öffne, während du mit deinem ganzen Körper sagst „Tu es nicht!“. Du kommst näher, ruhig und beinahe gelassen. Beinahe, die harte Linie deiner angespannten Schultern verrät dich. Willst du mich angreifen, mich mit Gewalt aufhalten, bevor ich etwas tue, das ich später bereuen könnte? Aber du wartest ein paar Schritte entfernt und ich glaube wir beide wollen sie hören, mindestens so sehr wie wir sie fürchten. Vielleicht irre ich mich und dein leichtes Kopfschütteln ist nur Einbildung. Die Worte stecken mir im Hals, lassen sich nicht mehr schlucken, wollen mich ersticken. Schmerzhaft drängen sie nach draußen, während ich mich heimlich der trügerischen Hoffnung hingebe, dass sie noch etwas ändern werden. Sie gehen leise und traurig über meine Lippen, tragen die Angst auf ihren schmalen Schultern, es fehlt die Hoffnung die sie begleiten sollte. Ein Flehen liegt wie der Boden darunter, auf dem so schwere Gefühle gehen, dass Trauer gierig nach ihnen greift. Das Schlimmste daran ist, dass sie wahr sind diese Worte, durch und durch. „Sasuke, ich liebe dich.“ Oh ja, es macht einen Unterschied sie laut und deutlich auszusprechen. Und was für einen! Die unumstößliche Tatsache, dass ich dich liebe wird erschreckend real in deinem Gesicht, als dich meine Worte erreichen. Ich habe sie herausgezerrt in das Licht einer langsam sinkenden Sonne und schon ist es unmöglich sie wieder zu vergraben, zu verstecken und damit der Illusion näher zu kommen, dass dadurch leichter wird, was kommen muss. Erst meine Worte haben diese Liebe unauslöschlich auch in dein Leben geschrieben. Mit dem Wissen, das ich von dir bekommen habe, wiegt sie bleischwer auf uns beiden. Wo sie hätte Flügel verleihen sollen, reißt sie uns nieder, fesselt uns so eng an die trockene Erde, dass selbst stehen zu einer kaum schaffbaren Aufgabe wächst. Jetzt siehst du traurig aus. Dieses Gesicht habe ich seit Jahren nicht mehr an dir gesehen, deine Maske saß immer tadellos, ließ nur unbändige Wut und verzehrenden Hass durchblitzen. Aber ich wusste um den Abgrund nur Millimeter unter der Oberfläche, ich habe ihn gesehen und ich wäre ohne zu zögern mit dir hinabgestiegen, wenn du mich nur gelassen hättest. Du überbrückst die letzte Distanz zwischen uns, hebst eine zerschrammte Hand, nicht um mich zu verletzen, nicht um mich zu schlagen, anzugreifen oder zu packen. Eine beruhigende und gleichzeitig unheimliche Ruhe liegt auf deinen Fingerspitzen. Sachte legst du sie mir auf die Brust, direkt über mein schmerzhaft pochendes Herz und ich lasse es geschehen. Ich wünsche mir sie würde einfach hineinschmelzen in mich, damit ich sie behalten kann, deine Wärme, direkt an meinem Herzen. Weil... Deine Augen ziehen mich an, sie sprechen zu mir und ich kann, kann mich nicht verschließen vor dem was sie mir so stumm mitteilen, obwohl ich es gern täte. Ich will nicht mehr darin lesen, will nicht mehr wissen. Ich weiß schon genug. Genug um es für den Rest meines Lebens nicht mehr zu vergessen. Deine so lang vermisste Stimme tut es deinen Augen gleich, du machst es wie ich, auch du muss mir etwas ins Leben schreiben, ans Ende dieser endlosen Kapitel, die nur dir gehören. „Ich weiß“, sagt du, „Ich habe es gesehen. Genau hier.“ Deine Handfläche brennt mir auf der Brust. Du nimmt mit deiner freien meine Hand, legst sie dir übers Herz und hältst sie dort fest, als ob du fürchtest ich würde sie wieder zurücknehmen. Ich könnte gar nicht, selbst wenn ich wollte. Und ich bin mir bewusst was diese Geste bedeutet. Ja, auch ich habe gesehen... Meine Augen berennen und der durchdringende Blick in deinem ungewöhnlich sanften Gesicht verschwimmt vor meiner Sicht. Ich habe es gesehen. Genau dort. „Naruto.“ Nein! Tränen beginnen sich in meinen Augenwinkeln zu sammeln. Sie sind bereit, die Wahrheit zu erkennen. Nein, Sasuke, bitte tu es nicht! Aber deine Worte fallen weiter, rieseln auf mich nieder und hinterlassen kalte, britzelnde Stellen auf meiner Haut. Beinahe wie Regen, aber so viel schwerer. „Naruto, ich liebe dich.“ Die Tränen lassen los und stürzen sich, genau wie ich, nach unten. Wir fallen mit rasender Geschwindigkeit, obwohl ich mich nicht einen Millimeter bewegt habe. Ich flehe dich an, hör auf! „Naruto, ich liebe dich. Aber...“ Ich will ihn nicht wahrhaben den Schmerz in deinen Zügen, will nicht sehen, dass auch du leidest, dass du dich quälst, weil ich brenne, schreie, weine, falle, sinke, ertrinke. Ich. Ich bitte dich Sasuke, hör auf! Meine Finger krallen sich in dir fest, hinterlassen noch mehr blutige Kratzer auf deiner milchweißen Haut. Stop! Stop! Bitte, hör auf! Mach nicht weiter! Du machst weiter. Weil... „...Aber das ist nicht genug.“ Ich verliere die Luft zum Atmen, den Boden unter den Füßen, einfach alles. Alles fällt und zerfällt. Ich verschwinde und kann mich doch nicht auflösen in der Leere die mich verzehrt. Weil. Weil dies das letzte Mal ist. Du weißt es. Ich weiß es. Dies ist das letzte Mal, dass wir sein können, wer wir waren, was wir jetzt sind und was wir hätten sein können. Dies ist das letzte Mal, dass wir alles sind, alles in seinen unendlichen, schillernden Möglichkeiten. Weil wir danach nichts sind. Wir. Wir existiert nicht mehr. Dann gibt es nur noch Ich. Ein einzelnes Ich, eines ohne du. Ohne dich. Weil dies das Ende ist. In dem Moment in dem wir so sehr wir waren, wie wir je sein können, waren wir beide uns sicher, dass ein Ich folgen wird, ein einsames kaltes Ich. Wenn wir beide uns heute hier trennen, werden wir mehr Wissen mitnehmen und doch werden wir mehr zurücklassen, als wir mitbrachten oder je erhalten könnten, so viel mehr. Wir begraben eine Zukunft, eine Gegenwart, eine Vergangenheit. Wir beide mussten diese einsame Gewissheit mit unseren Worten in die kalte Realität schreiben. Wir beide mussten uns mit diesen sanften, heilenden, warmen Worten von Liebe, verletzen und bekämpfen, so wie wir es immer schon getan haben. Mit Worten, Waffen, Fäusten, Blicken, ein andauerndes Rennen, ein ewiger Kampf. Unsere Rivalität, unser Kampf... unsere Liebe, etwas, das wir teilten. Teilten bis wir es mit unseren Worten auseinander rissen. Ein letzter dünner Hauch ist noch da, eine einzige Faser des geknüpften Bandes, aber auch die wird sich beugen und reißen. Nein, nicht reißen, sorgsam werden die Enden getrennt, auf dass sie sich niemals mehr berühren, verheddern, verknoten, verbinden. Es wird nichts übrig bleiben. Nichts. Nichts an dem ich anknüpfen kann, kein Halt, kein Pfad für Hoffnung, Sehnsucht, Zuneigung, Freundschaft, Träume. Sie sind verdammt zu fallen und blind umher zu irren, zu suchen was nicht mehr existiert, bis sie beginnen zu vergessen wie ihr Ziel aussah. Sie werden sich neue Gesichter zulegen, neue Gewänder überwerfen und zu mir zurückkehren. Trauer. Verzweiflung. Einsamkeit. Nur eine von ihnen beleibt verschollen, wird auf ewig durch die Zwischenwelt wandern und suchen, suchen, suchen ohne Hoffnung und doch unfähig zu vergessen. Meine Liebe zu dir wird dort bleiben, an diesem Ort der Enden, der gerissenen und durchtrennten Fasern unseres einst so festen Bandes. Sie wird nicht zurück kommen zu mir, wird nicht diese verzehrenden Leere auffüllen, die sich in diesem Moment durch mich hindurch frisst. Sie wird dieses klaffende Loch, diese Wunde offen lassen und ich werde nicht eine Sekunde meines Lebens vergessen was fehlt, was dort sein sollte. Was nicht dort ist. Was niemals wieder dort sein wird. Nachdem was wir uns gesagt und gezeigt haben, bin ich mir sicher, dass auch du eine Wunde davontragen wirst. Eine weitere in der weiten grauen Kraterlandschaft deines Innern, voller Gräben und Löcher, Abgründe, die sich langsam aber sicher mit brodelndem, zähem, schwarzem Hass füllen, während Wut und Zorn wie Nebel darüber schweben. Die Löcher die andere, die ich in dir hinterlasse, bleiben nicht leer so wie meine. Sie verzehren dich in brodelnden schwarzen Flammen, während die meinen mich aushöhlen und fressen bis nur noch eine leere Hülle übrig ist. Wir beide haben dich verloren. Du und ich haben dich schon vor langer Zeit an Hass und Rache verloren. Die Dunkelheit vor der du dich dein Leben lang gefürchtet hast, dein Peiniger, ist nun dein zu Hause, dein Schutz. Du hast dein Gefängnis aufgebrochen und dich selbst zum Wächter gemacht. Du schließt sie in die Arme, nimmst sie an und ergibst dich ihr ohne zögern. Sie ist dein und du gehörst ihr. Ich wollte dein Licht sein in den dunklen Stunden, in meinen und deinen. Ich war dein Licht, ein kleines, flackerndes und schwaches Licht, ein winziger Punkt in der erstickenden Dunkelheit. Ein Punkt an den du immer zurückblicken konntest, der immer da war, auf dich wartet, dir einen Weg zurück weist. Bis heute, bis jetzt. Aber ich schwinde in deinen dunklen Augen. Die Dunkelheit braucht kein Licht, sie hat kein Licht und sie will keines. Sie wird erst vollkommen, wenn auch der letzte Schimmer erstickt, erloschen ist. Wenn ich verschwunden bin bist du vollkommen. Ich sehe dir an, dass deine Worte Mörder sind, dass du erstickst wie ich. Deine Finger brennen auf meiner Brust, krallen sich in meiner Hand fest, als wollten sie sie niemals loslassen. Dein Blick schneidet mich auf und die einzige Träne, die ich jemals in deinen Augen gesehen habe, reißt mich auseinander. Das ist es also. Dies ist tatsächlich das Ende? Ich weiß, dass es dir nicht leicht fällt, denn auch du hast das Licht gesucht, hast es sogar lieb gewonnen. Du liebst mich. Und trotzdem. Trotzdem bist du bereit die Wunde zu schlagen, die letzte dünne Faser zu durchtrennen, deine Augen vor dem letzten Lichtschimmer zu verschließen und nichts, nichts was ich tue, sage, fühle, bin kann daran noch etwas ändern. Sie sind gezählt, die Minuten, Sekunden, Atemzüge, die uns noch verbinden und sie schwinden. Eine nach der andern lösen sie sich auf, brechen Stücke ab von uns. Von dir und mir. Ah, und sie schmerzen, tun weh, als reiße jemand sie direkt aus mir heraus. Ich kann dich kaum erkennen durch den Tränenschleier, aber ich will, muss dich doch sehen. Muss dich ansehen und dein Abbild in meine Netzhaut, in mein Gedächtnis brennen, damit ich nicht vergesse, was ich sowieso nicht vergessen könnte, nicht in tausend Leben. Ich blinzle, wütend, ängstlich, panisch. Angst, ja ich habe furchtbare Angst, dass der Tag kommen wird, an dem deine Züge auch in meinem Gedächtnis verblassen und verschwimmen. Ich brauche mehr, mehr von dir, muss so viel von dir retten wie nur möglich. Weil dies das Ende ist. Unumstößlich. Muss mir alles von dir einverleiben was ich jetzt noch von dir fassen kann. Die Art, wie du vor mir stehst. Die Art wie sich deine Brust unter meiner Hand hebt und senkt, wie du atmest, lebst vor meinen Augen. Wie du riechst, selbst hier in Staub und Wind, ist er da, dein Geruch, nach Blut und Schweiß, einem kühlen Sommerregen, knisternden Blitzen in einer schweren Gewitternacht und einer bitteren, schweren Süße, die nur du hast. Wie sich deine blasse und doch so überraschend weiche und warme Haut anfühlt. Dein Herz, das in einem stetigen, unaufhörlichen Rhythmus gegen meine Finger schlägt, Sekunden zählt, die nicht vergehen dürften. Der harte Griff deiner Finger um meine bebende Hand, der Druck deiner Handfläche über meinem panischen Herzen. Und deine Augen... Da ist so viel, was ich mitnehmen, retten will, bevor es zu spät ist. Alles, alles, alles. Nichts darf ich verlieren, vergessen, versäumen. Dies kann nicht das Ende sein! Ich hab doch noch nicht genug! Ich hab noch nicht genug von dir! Bitte, lass dies nicht das Ende sein. Nicht... Du brichst die lähmende Starre, stößt die Zeit an und machst einen weiteren Schritt auf mich zu. Du senkst deinen Kopf, dein Gesicht rückt näher und es ist als schreie mich daraus ein träger Schmerz an, ein Spiegelbild meines Innern. Doch liegt etwas darunter, das mir fehlt. Die Entscheidung, die zu treffen ich niemals in der Lage sein werde, egal wie viel Zeit noch für mich vergeht. Stück für Stück stiehlst du den Abstand zwischen uns. Dein leichter süßer, warmer Atem auf meinen Feuchten Wangen brennt, kalt und scharf. Nicht so wie es sein sollte, wie ich es mir gewünscht hatte. Dies sollte kein Moment der Angst, der Panik, der Verzweiflung sein. Kein Schlusskapitel. Kein Bruch. Kein Schlag. Kein Schnitt. Nicht das Reißen eines hauchdünnen letzten Fadens. Nicht... Du schließt den Raum zwischen uns mit deinen Lippen. Die Zeit bleibt stehen, läuft weiter, geht rückwärts. Alles passiert und nichts. Die Welt um mich herum löst sich auf und wird zugleich brutale Realität. Mein Herz, mein Kopf, ich bin voll und gleichzeitig erschreckend leer. Und dieser Moment ist es, der mir endgültig klar macht, was ich bis jetzt nur zu verstehen, fühlen glaubte. Dies. Ist. Das. Ende. Dieser bitter süße Kuss zieht am letzten Rest unseres Bandes, bis es zum zerreißen gespannt ist. Wie geht man um mit dem Wissen, dass es das letzte Mal ist? Was tut man, was sagt man? Wie macht man weiter, wenn Ich nicht genug und Wir unerreichbar ist? Wenn, man nie wieder sein kann, wer man bis dahin jede Sekunde seines Lebens gewesen ist? Wie geht man vorwärts, wenn man die Zukunft begraben musste? Wenn man zu verstehen beginnt, dass du endgültig, unwiederbringlich fort sein wirst, dass es kein Zurück gibt. Nicht für uns. Nicht für dich. Nicht für mich. Wenn mich jemand nach dem Geschmack, dem Gefühl deiner Lippen fragen würde hätte ich keine Antwort für ihn. Das Einzige, was in diesem Moment für mich real ist, ist das Wissen, dass dieser Kuss niemals enden darf. Wenn sich deine Lippen jetzt von meinen lösen, hält das Band dem Zug nicht stand. Dann ist es wirklich und unwiederbringlich. Ich fürchte nichts mehr als das. Deshalb werfe ich dir alles entgegen was ich habe, lege dir alles auf die Lippen was ich bin, schicke alle Kraft zu der ich fähig bin in meine Arme, die dich festhalten. So fest halten, als ob mein Leben davon abhinge. Und genau das tut es, in diesem Moment tut es das wirklich. Ich lege dir mein Leben auf die Lippen. All meine Liebe zu dir, weil es alles ist was ich dir noch von mir geben kann. Auch wenn es nicht genug ist, auch wenn wir beide wissen, dass es nicht reicht. Nicht mehr reicht, wer weiß, vielleicht war es nie genug. Es ist nicht fair von dir, dass du mich genauso fest an dich presst, wie ich dich. Dass auch auf meinen Lippen so viel von dir liegt, dass sie brennen wie Feuer bis weit in mich hinein, durch mich hindurch. In wilder Verzweiflung pressen sich unsre Münder zusammen, krallen sich unsere kalten Finger fest in dem, was loszulassen wir nicht wagen können, drängen sich unsre Körper aneinander, so fest, dass es wehtut. Es ist nicht fair, dass auch du dein Bestes gibst uns zu verschmelzen, als ob wir das jetzt noch könnten. Als ob es noch in unserer Macht stünde. Wenn ich könnte würde ich mich jetzt auflösen und du könntest mich haben, ganz und gar. Selbst wenn nichts von mir zurückbleibt, als du. Als ob es in meiner Macht stünde. Als ob es in meiner Macht stünde, die Bewegung aufzuhalten, die du bereits begonnen hast. Unser Band zittert, als du beginnst dich zu lösen, zu trennen was zusammengehört, zu durchschneiden, was uns noch verbindet. Der Verlust deiner Lippen, Hände, Haut, trifft mich wie ein Schlag. Deine Lippen lösen sich von meinen und schon der winzige Abstand zwischen uns ist zu viel. Zu viel für das zum zerreißen gespannte Band. Zu viel. Zu viel. Zu viel. Es hält nicht Stand. Ich weiß nicht ob es Schmerzen sind, oder Taubheit, ob ich vergessen habe zu fühlen, oder ob da mehr ist als ich fühlen kann. Ich kann sie nicht unterscheiden. Ich kann... nichts. Nicht fühlen, nicht aufhören zu fühlen. Nicht schreien, nicht aufhören zu schreien. Keine Schmerzen empfinden, nicht aufhören mich in Schmerzen zu winden. Es fehlt. Es fehlt einfach alles. Es fehlt jetzt schon so unerträglich. Du. Du fehlst. Ich möchte meine Hand nach dir ausstrecken, nach deiner langsam kleiner werdenden Silhouette in der hereinbrechenden Dunkelheit, aber sie hebt sich nicht, bewegt sich nicht. Ich verliere dich zwischen all den Schatten in der Ferne und in dem Moment in dem du eins bist mit ihnen, du verschwindest bis meine Augen dich nicht mehr von ihnen trennen können, ist es gewiss. Ist es unwiderruflich. Unwiederbringlich. Unumstößlich das Ende. Unser Ende. Wie geht man um mit dem Wissen, dass es das letzte Mal gewesen ist? Wenn man zu verstehen beginnt, dass du endgültig, unwiederbringlich fort bist, dass es kein Zurück gibt. Nicht für uns. Nicht für dich. Nicht für mich. Wenn das Band, das mit Liebe, Freundschaft und so vielen Jahren geknüpft wurde, nun auf immer ein Ende haben wird. Ein schmerzendes, blutendes, ziehendes, stechendes, bohrendes, brennendes, nagendes, verzehrendes, zermürbendes, einsames, kaltes, hilfloses, verlassenes, hoffnungsloses Ende. Eines, das sich nach dir sehnt, bis ans Ende meiner Tage. Wie geht man um mit dem Wissen, dass es das letzte Mal gewesen ist? Wer ist man? Danach. Wenn nur noch Ich übrig ist. Ich, wo ein Wir sein sollte. Das ich aus Du und Ich. Aus Wir. Wer kann ich noch sein? Wenn ich nicht ich sein will. Nicht ohne dich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)