Mord im Hort von Sen-San ================================================================================ Kapitel 5: Motiv ---------------- Der junge Conan entschloss, den Fall nochmals aufzurollen. Sonst würde er keine Ruhe vor dem Fall finden. Er hatte den Tatort und die Spuren noch gut im Gedächtnis. Nur Samira machte ihm Sorgen. Sie brachte ihn immer auf die richtige Spur. Das konnte einfach kein Zufall sein. Und dann noch das Lächeln, dass sie bei dem Abführen ihrer Erzieherin hatte. Eigentlich müsste sie traurig gewesen sein. Schließlich war Frau Hyame bei allen Kollegen und Kindern beliebt. Samira dürfte eigentlich nicht lächeln sondern sie hätte weinen müssen, wenn sie wirklich etwas gegen den Verdacht gehabt hätte. So schlich sich bei dem Jungen der Gedanke ein, dass dieses Mädchen wollte, dass ihrer Erzieherin in Verdacht gerät und womöglich noch verhaftet und verurteilt wird. Diesem Gedanke müsse er nachgehen. So machte er sich auf den Weg zum Hort auf. Dort erfragte er die Adresse des Mädchens. Dort bekam er sie auch ohne große Probleme. Er sagte einfach, er habe etwas gefunden, dass ihr gehört. Nachdem er nun die Anschrift hatte, ging er auch prompt zu dieser Adresse. Heute war Samstag. Also hatte kein Schüler Unterricht und das Mädchen müsste zu Hause sein. Bei der Wohnung angekommen, klingelte und klopfte er. Kurze Zeit später wurde ihm die Tür geöffnet. Vor ihm stand eine ältere Frau. Sicher war dies ihre Mutter. Die Frau trug eine Schürze um die Hüften und sie hatte braune Haare die ihr auf den Schultern lagen. “Ist Samira da? Ich muss mit ihr reden.“ “Tut mir Leid, mein Junge. Sie geht jeden Morgen am Wochenende weg und kommt er Abends wieder.“ “Wissen Sie vielleicht wohin sie geht?“ “Nein, tut mir Leid. Da kann ich dir nicht weiterhelfen. Aber ich kann dir sagen, dass sie immer in Richtung Ota* geht.“ Conan bedankte sich und rannte in Richtung Ota. Aber dieser Bezirk ist zu groß um dort ein Kind zu finden. Daher fragte Conan einige Passanten. Diese aber konnten sich nicht an ein Mädchen erinnern. Dann fiel ihm etwas wichtiges ein. Passanten können heute das erste mal hier entlang gehen und daher das Mädchen nicht kennen, aber Leute, die hier täglich sind, könnten sie bemerkt haben. Er lief zurück zu der Straße, an der der Bezirk Ota anfängt. Dort an der Ecke ist ein laden. Der Junge ging dort hinein und fragte an der Kasse nach einem Mädchen, welches jedes Wochenende hier vorbei läuft und beschrieb ihr Aussehen. “Ja, ich kann mich gut an sie erinnern.. Ich sehe sie jedes Wochenende. Ich vermute mal ihre Verwandtschaft wohnt hier in der Nähe.“ “Und warum glauben Sie das?“ “Nun ja. Sie kommt wie gesagt jedes Wochenende hier lang und geht immer in die selbe Richtung.“ “Welche ist es denn?“ fragte Conan nun im naiven Ton. Der Verkäufer zeigte ihm die Richtung und schon verschwand er auch in diese. Das wiederholte sich einige Male. Letztlich führte ihn die Wegbeschreibung der Menschen auf ein großes Gelände am Hafen. Hier waren keine Wohnhäuser. Hier standen nur Lagerhallen, gewaltige Gebäude mit eingelagerten Gegenständen. Wie soll er zwischen den ganzen Gebäuden das Mädchen finden? Doch der Zufall wollte es so, dass er auf Anhieb ein Gebäude fand, deren Tür ein Stück weit geöffnet ist. Vorsichtig schaute er ins Innere des Gebäudes und sah dort ein Kind stehen. Es stand vor einer großen leeren Wand als wäre dort etwas unsichtbar angeschrieben worden. Da niemand außer sie in dem Lagerhaus war, kam er hinein. “Hallo.“ begrüßte er sie. Das Mädchen drehte sich zu ihm und lächelte ihn freundlich an. “Was machst du denn hier?“ fragte sie dann verwundert. “Ich habe dich gesucht.“ “Und nun auch gefunden.“ Sie lächelte wieder. “Was willst du eigentlich von mir?“ “Ich will wissen, warum du deine Erzieherin in Gefängnis gebracht hast.“ “Was? Ich soll Frau Hyame ins Gefängnis gebracht haben?“ “Ganz genau. Und ich will den Grund dafür wissen!“ “Mach dich nicht lächerlich. Ich bin ein Kind. Wie sollte ich das geschafft haben?“ “Indem du mir die ganzen Hinweise geliefert hast, die deine Erzieherin eindeutig belasten und des Mordes überführen.“ “Ha ha ha. Du bist lustig. Du solltest Komiker werden. Aber nun mal im ernst! Wenn du mich schon als Mörderin hinstellst, wie soll ich es geschafft haben einen Erwachsenen umzubringen?“ “Ich habe im Hort erfahren, dass du Karate kannst. Schon vergessen? Die anderen haben ausgesagt, dass Frau Hyame euch Karate beigebracht hat. Du bist eine ihrer besten Schülerinnen gewesen.... Aber du hast ja recht.“ “Wie meinst du das denn jetzt?“ “Mir ist gerade eingefallen, dass du auch nur ein Kind bist. Du hast gar nicht den Mut und Willen einen Menschen zu ermorden.“ “Ach wirklich?“ fragte sie gereizt. “Glaubst du ich habe nicht den unerschütterlichen Willen dazu? Glaubst du nur weil ich ein Kind bin, könnte ich keinen Mord planen und durchführen?“ “Ganz genau.“ versicherte Conan mit gelangweilter Stimme. “Dann hör mal gut zu! Natürliche habe ich ihn getötet. Kein anderen im ganzen Hort hatte genug Mumm in den Knochen dafür. Keiner außer mir!“ “Und du glaubst ernsthaft, ich kauf dir das ab?“ “Natürlich!“ “Und wie bitte willst du das gemacht haben? Wenn ich dich so sehe, kann ich mir das nicht vorstellen.“ “Dann erklär ich dir mal, wie ich das gemacht habe!“ Sie holte tief Luft um sich in ihrer Wut etwas zu bremsen. “Ich habe gesehen wie in seinem Büro noch das Licht gebrannt hat. Da bin ich zu ihm hinein und als er mich sah meinte er nur ´Geh nach Hause! Kleine Kinder sollten schon längst schlafen.` und dabei lachte er. Ich konnte mich kaum beherrschen. Ich habe die Handschuhe von Frau Hyame angezogen, die ich ihr an dem Morgen geklaut habe, angezogen. Als er sich dann von mir wegdrehte und meinte ich solle schnell verschwinden sonst hole er die Polizei und lasse mich wegen Einbruchs abführen, konnte ich nicht anders und habe ihm mit all meiner Kraft einen Handkantenschlag verpasst. Dann ist er bewusstlos zu Boden gefallen. Ich bin dann nach Hause gegangen. Am nächsten Morgen habe ich dann die Handschuhe von Frau Hyame wieder in ihre Tasche gepackt. Das war als wir beide in das Büro kamen um zu sehen was passiert war.“ “Also warst du es doch. Du wolltest den Verdacht auf Frau Hyame lenken und hast deshalb ihre Handschuhe angezogen. Und wie Hast du das mit den Fingerabdrücken hingekriegt?“ “Das war ganz einfach. Ich habe Flüssigkleber über meine Fingerkuppen laufen lassen und gewartet bis es trocknet. Danach hatte ich keine Fingerabdrücke mehr und man würde Frau Hyame verdächtigen. Und wie ich sehe hat das auch fabelhaft funktioniert.“ lachte sie eiskalt. “Du solltest dich stellen, bevor ich es der Polizei sage.“ “Wer sollte dir schon glauben? Du hast ja nicht einmal Beweise gegen mich.“ “Ach wirklich?“ fragte er selbstsicher. Dann holte er etwas aus seiner Jackendtasche. Es war ein Diktiergerät. Er spielte es kurz an und Samiras Stimme erklang auf dem Band. Erschrocken stellte das Mädchen fest, von diesem Knirps an der Nase geführt worden zu sein. Sie wurde wütend. “Gib mir das Band!“ forderte sie mit bedrohlicher Stimme. Conan aber blieb eisern und lächelte sie nur triumphierend an. Dieses Lächeln machte sie nur noch wütender. Sie kam auf den Jungen zu und wollte ihn schon am Kragen packen. “Du sitzt in der Falle.“ Sagte er monoton. Dann rief er laut durch das Gebäude: “Sie können jetzt herkommen!“ Kurz darauf tauchten viele Polizisten auf und umringten die beiden Kinder. Der dicke Mann, der auch in dem Mord im Hort ermittelte, kam auf sie zu. Er meinte wie zu einem Erwachsenen, dass sie verhaftet sei. “Woher kommen denn so viele Polizisten?“ wandte sie sich an den kleinen Conan. “Ich hatte den Verdacht, du wärst die Mörderin. Dein Blick beim Abführen deiner Erzieherin hatte es verraten. Als ich dich hier gefunden hatte, habe ich die Polizei angerufen und meinte sie solle schnell kommen aber ohne die Sirenen verlauten zu lassen. Dann habe ich ihnen die Lage erklärt und so haben sie draußen gewartet bis ich sie eben hineingerufen habe.“ Ein böser Blick seitens Samira lag auf Conan. Dieser aber machte sich nichts daraus. Er lächelte sie siegesgewiss an. Die Polizisten führten sie ab. Aber eine Sache wollt Conan noch wissen. “Sag mir aber noch warum du Herrn Shitake umgebracht hast und Frau Hyame als Mörderin hingestellt hast.“ Ein trauriger Blick legte sich auf Samiras Gesicht. “Herr Shitake hat meine Mutter in den Ruin getrieben. Und wegen Frau Hyame habe ich sie und meinen Bruder verloren.“ Tränen der Wut tauchten in den Augen des Mädchens auf. “Aber ich war heute bei dir zu Hause. Da war doch eine Frau. Sie sah dir auch ähnlich.“ “Das war meine Tante. Ich wohne jetzt bei ihr. Und das alles nur wegen diesen beiden Personen!“ “Warum hast du eigentlich wegen Frau Hyame deine Mutter und deinen Bruder verloren? Was hat sie damit zuschaffen?“ “Vor einigen Jahren, nachdem meine Mutter von diesem Hortleiter in den Ruin getrieben wurde, war sie auf der Suche nach einer Arbeit. Mein Bruder hatte sie begleitet. An einer Kreuzung kam ein Auto angefahren und hatte beide umgefahren. Der Autofahrer ist geflüchtet. Ich habe herausgefunden, dass es Frau Hyame war. Wenn sie damals einen Krankenwagen gerufen hätte, wären beide noch am Leben! Das konnte ich ihr nicht verzeihen! Sie musste ins Gefängnis! Egal wie!“ rief sie verzweifelt. “Es ist richtig, dass Frau Hyame bestraft werden muss, aber nicht für etwas, was sie nicht verbrochen hat. Man kann einen Tod nicht sühnen, indem man eine Person zum Mörder macht. So kann und darf das nicht gehen.“ Das Mädchen war von diesem Satz überrascht. Zwar ist Conan klug, aber solch eine Sicht der Dinge hätte sie ihm nie zugetraut. Auf dem Polizeirevier gestand Samira die Tat in all den Einzelheiten. Da sie noch ein Kind ist, wurde sie nicht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Stattdessen gab man sie in psychiatrische Behandlung. Dort konnte sie den Verlust in der Vergangenheit verarbeiten. Für Conan war der Fall nun endgültig geklärt. Er machte sich auf dem Weg nach Hause. Die Sonne begann sich hinter den großen Häusern bereits zu senken. Als er endlich Daheim ankam wurde er gleich gebührend empfangen. “Wo um alles in der Welt warst du?! Ich habe mir schreckliche Sorgen gemacht!“ meckerte Ran ihn an. Der kleine Junge entschuldigte sich bei ihr und alles war wieder gut. Sie aßen zu Abend und so ging der Tag mit einer erfolgreichen Lösung des Falles zu Ende. Heute Nacht konnte Conan wesentlich besser schlafen als die Tage zuvor. Ende *Stadtbezirk in Tokyo Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)