Moonlight Shadow von SeKaYa ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Disclaimer: siehe Kapitel 1 ~*~*~ Severus wünschte sich nicht zum ersten Mal, dass die Heiler sie nicht zusammen auf ein Zimmer gesteckt hätten. Sicher, es war irgendwie, auf eine sehr skurrile Art und Weise, beruhigend zu wissen, dass man nicht allein war, aber ... ja, aber. Der Fakt blieb, dass sie sich nicht leiden konnten. Egal, ob sie beide im Krankenhaus lagen, womöglich sogar mit derselben Diagnose am Ende – sie waren Feinde. Und auch, wenn Potter zwischenzeitlich so tun konnte, als wäre nichts gewesen, Severus konnte es nicht. Nicht zuletzt deswegen, weil Potter und seine Freunde erst daran Schuld waren, dass sie überhaupt hier waren. "Snape." Severus seufzte innerlich, zuckte aber die Schultern, um Potter anzudeuten, dass er ihn hörte. "Wie schwer sind eigentlich deine Verletzungen?" Severus sah auf und starrte seinen Erzfeind ungläubig an. "Warum sollte ich es gerade dir auf die Nase binden?", erwiderte er finster. "Damit du einen Grund hast, dich besser zu fühlen?" Er sah weg, innerlich kochend. Tatsache war, von den Ausmaßen der Verletzung schien Potter schlimmer dran zu sein – zumindest wenn man nach der Größe des Verbands ging. Aber gleichzeitig hatte Severus das Pech, dass die Heiler der Ansicht waren, dass sie jetzt erst mit Schmerzmitteln anfangen konnten. Soweit er wusste, hatte Potter von Anfang an alles an Medikamenten bekommen, was er wollte – oder eben brauchte – während Severus sich zunächst anders hatte behelfen müssen. Wenigstens hatten die Heiler ein Einsehen, dass er so nicht wirklich in seiner Genesung vorwärts kam. Ein Seufzen entkam ihm. Warum regte er sich eigentlich darüber auf? Potter war dann eben vollkommen zugedröhnt – vielleicht war das ja die Erklärung für seine Umgänglichkeit? "Meine Eltern kommen heute Nachmittag", bemerkte Potter plötzlich. Severus' Miene verfinsterte sich. Er hatte ja gewusst, dass er die gesamte Potter-Sippe würde ertragen müssen, aber so bald? Das konnte ja heiter werden. "Warum erzählst du mir das?", fragte er unwirsch. "Soll ich vielleicht solange den Raum verlassen, damit du mit deinen wundertollen Eltern allein sein kannst?" Potter runzelte die Stirn. "Wenn du so giftig bist –" Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. "Eigentlich wollte ich nur, dass du Bescheid weißt. Ich meine, ich muss mir ja das Zimmer mit dir teilen –" "Spar's dir, Potter." Severus schnaubte. "Keiner bereut es mehr als ich, dass wir auf einem Zimmer sind. Beschwer dich bei den Heilern, die die kuriose Idee hatten, dass wir ... Freunde ... sind." Er schauderte bei dem Wort. Potter schwieg. Severus tat es ihm gleich. Er wollte es nicht zugeben, aber er wäre froh, wenn er diesem Zimmer für eine gewisse Zeit entkommen konnte. Wenn er dann nicht Potters Eltern begegnen musste, umso besser. Er hatte keine Ahnung, wie sie tatsächlich waren, aber allein die Vorstellung davon, dass er Potter senior begegnete und der möglicherweise noch schlimmer als junior war ... Nein. Wenn er konnte, würde er die Heiler so lange traktieren, bis sie ihn gehen ließen. Nicht zwingend aus dem Krankenhaus, aber bestimmt gab es hier eine Kantine oder ein Besuchercafé oder so etwas. Gab es das nicht immer? Er hatte zwar kein Geld, aber es wäre definitiv besser, als hier zu bleiben und zusehen zu müssen, wie Potter von seinen Eltern bemitleidet wurde. Er ließ sich in die Kissen sinken und schloss, sich von Potter wegdrehend, die Augen. Er würde den Potters noch früh genug begegnen. Zu früh. Und wenn es im Jenseits war, war das noch zu früh. Allein die Vorstellung ... ooOoo James war nicht entgangen, dass Snapes Laune tiefer als bis in den tiefsten Keller gerutscht war, seit er ihn über den Besuch ihrer Eltern informiert hatte. Er hatte keine Ahnung, warum das so war. Außer natürlich, er fürchtete die Begegnung zwischen seinen Eltern und denen von James. Immerhin, man brauchte sich Snape nur ansehen und wusste, dass die gesamte Familie wohl noch tiefer in den Dunklen Künsten steckte als die von Sirius. Nun, vielleicht nicht tiefer, aber mindestens genauso tief. Und einen guten Umgang nannte man etwas anderes. Wenn man es so sah, würde James auch nicht wollen, dass seine Eltern die Snapes trafen. Am Ende würde es auf ein Duell hinauslaufen – Snape war für sich schon so ein Typ, und wenn man den dann auch noch in einer erwachsenen Form nahm, würde es Mord und Totschlag geben. Und James wusste, dass seine Eltern nicht die jüngsten waren, selbst für Zauberer. Es war also eine reine Vorsichtsmaßnahme, wenn sie vermieden, dass ihre Eltern sich trafen. Auch wenn James zugab, dass er eigentlich noch nie etwas von der Familie Snape als solcher gehört hatte. Das war eigentlich seltsam. So ziemlich jeder Nachname bei den Slytherins war auf die eine oder andere Weise bekannt. Die Blacks waren natürlich sehr prominent, aber auch die Malfoys – auch wenn der letzte Malfoy schon längst aus der Schule war – die Notts und Rosiers, Lestranges und Mulcibers. Selbst die Averys und Wilkes'. Aber er wusste von keinen Snapes. Nun, es war möglich, dass die Snapes nicht in Hogwarts zur Schule gegangen waren, vor diesem Snape, aber gleichzeitig war Snape ein ziemlich englischer Name, oder? James runzelte die Stirn. Das war seltsam. Nun, er könnte seine Eltern noch einmal danach fragen, sein Vater wusste sicher mehr darüber. Der war so lange in der Politik gewesen, wenn es irgendwas über eine Familie zu wissen gab, würde er es wissen. Aber die Wahrheit war, dass es eigentlich vollkommen egal war. James wusste, dass es nichts ändern würde. Snape wäre immer noch der Bastard, der er war, egal, ob er nun wusste, woher seine Familie kam oder nicht. Eine dunkle Familie entschuldigte ihn nicht für seine Art – Sirius war der beste Beweis dafür, dass man sich gegen seine Familie stellen konnte. Und doch ... James' Herz zog sich zusammen bei dem Gedanken daran. Hatte Sirius sich wirklich von seiner Familie abgewandt? Oder hatte er alles einfach nur auf die Slytherins, oder besser noch, auf Snape angewandt? Sicher, Sirius war nicht böse, aber James konnte nicht umhin zu denken, dass Sirius zu weit gegangen war. Das hier, das war nicht das Resultat eines Streichs. Und in der Hinsicht hatte Snape jedes Recht, wütend zu sein. Das hier war ernst, und es hätte problemlos schief gehen können. Nein, es war bereits schief gegangen – aber es hätte anders enden können. Snape könnte tot sein, James auch. Und hatte Sirius denn gar nicht daran gedacht, was es für Remus bedeuten würde? "Snape?" Er hatte gesprochen, bevor er sich überhaupt sicher war, was er sagen wollte. Nun, es machte nichts. Snape ignorierte ihn. Oder er schlief. James hatte keine Ahnung, was für eine Verletzung Snape genau hatte, aber er hatte die Heiler gehört. Besser, er ließ den Slytherin vorerst in Ruhe. Er hatte bei Merlin auch besseres zu tun. Seine Eltern würden bald kommen, und er wusste nicht so recht, wie er ihnen begegnen sollte. Ob sie wussten, was passiert war? Nun, sicher, die grobe Story mussten sie kennen. Aber was war mit den Details? Mit Sirius' Teilhabe an der Sache? Wussten sie über Remus Bescheid? Und würden sie jetzt von James verlangen, dass er sich ihnen erklärte, ihnen sagte, warum er mit solchen Leuten befreundet war? Denn was sonst sollten seine Eltern von ihnen denken? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)