Vendurien- Geschichten Sammlung von V-ick_y ================================================================================ Kapitel 1: A1 Kinderspiele -------------------------- Es herrschte geschäftiges Treiben unter der Nachmittagssonne in dem Dorf Rebog. Das Mittagessen lag schon einige Stunden zurück und die Menschen gingen ihrem Tagewerk nach. Als ein rothaariger Junge entlang rannte und dabei beinahe einige Leute umrannte, schauten einige Waschweiber von ihrer Tätigkeit auf. Die Jugend zu beobachten war wirklich um einiges unterhaltsamer, als die Wäsche im Fluss Idla zu waschen. Der Junge war mittlerweile schon fast daheim angelangt, musste aber auf den letzten Metern abbremsen, denn seine Lungen zollten ihren Tribut. „Mama? Hatte….Papa…..nicht…noch…irgendwo sein Schwert?“ fragte er auch schon stockend die Frau, die vor dem Haus der Familie saß und Hühner rupfte. Sie schaute verwundert auf, musste aber zunächst schmunzeln, weil ihr Junge sich etwas die Seite hielt. „Komm erstmal zum Atmen…wofür brauchst du das Schwert?“ fügte sie nach einer kurzen Neckerei mit erhobener Augenbraue hinzu. „Ehm… da ich nun schon älter bin wäre es an der Zeit, dass ich lerne mit dem Schwert umzugehen“ versuchte er diplomatisch zu erklären, ohne allzu viel von seinen Plänen preiszugeben. Den vernünftigen Gesichtsausdruck kriegte er auch schon recht gut hin. Aber natürlich glaubte ihm seine Mutter nicht, sie kannte ihn. „Wollt ihr schon wieder Kämpfen spielen? Du bist noch zu jung dafür“ „Tenin und die anderen kriegen aber auch Schwerter von ihren Vätern! So können wir die Bösen vertreiben!“ meinte er mit noch kindlicher Begeisterung. Die braunhaarige Frau zuckte leicht zusammen und machte einen unzufriedenen Gesichtsausdruck. „Sag das nicht zu laut. Du wirst auch mit einem Stock üben können!“ Ihr Sohn verzog das Gesicht, Stöcke waren was für kleine Kinder. Auf ihre Ermahnung nickte er nur kurz. „Ich geh dann mal zu Tenin und den anderen..ohne Schwert!“ „Mach das…“ Murmelte sie nur, sich wieder den Hühnern zuwendend. „Ach, vergiss ja nicht zum Abendessen da zu sein!?“ „Nein, mach ich schon nicht!“ rief der Junge zurück und war schon wieder verschwunden. Als er außer Sicht war, seufzte seine Mutter auf und ging ins Haus. „Hast du das gehört, Olen?“ „Ja, hab ich…der Junge hat noch einiges zu lernen..“ „Ich mache mir einfach Sorge, Olen…überall erzählen sie, dass…..dieser neue Herrscher irgendwas vorhat“ „Die Leute reden viel… und wir sind nur eines der vielen Dörfer an der Idla. Keiner kann so viel Macht haben mit uns zu machen, was er will!“ Erneut gab es einen Anlass, weswegen die Bewohner des Dorfes aufschauten, als jemand an ihren vorüber zog. Diesmal waren es fünf bewaffnete Männer auf Pferden. Als sie an einem Platz vorbeikamen, wo Jungs Stöcke als Schwerter benutzten um damit zu kämpfen, lachte einer der Reiter leise. „Das sind doch schon mal gute Voraussetzungen“ „Für die Vorhut wird es irgendwann allemal reichen. Hauptsache ist, wir finden genug“ „Mhh..wenn das alle Jungs vom Dorf sind, sind das wenige“ „Morgen reisen wir noch zu anderen Käffern, wir kriegen unsere Zahl schon irgendwie zusammen“ Das, was einem Marktplatz am nächsten kam, war schnell erreicht. Die Männer brauchten auch gar nicht groß auf sich aufmerksam zu machen, sie hatten schon die volle Aufmerksamkeit aller dort anwesenden. „Wir wollen mit dem Dorfsprecher reden!“ Eine dreiviertel Stunde ritt einer der Reiter durch das Dorf und verkündete lauthals etwas, was die Eltern dieses Dorfes zutiefst erschütterte und die Kinder vor Schreck erstarren ließ: „Alle Jungen, die älter sind als zehn Jahre, haben sich morgen früh auf dem Dorfplatz zu treffen! Nehmt Decken und Nahrung mit!“ In dieser Nacht wälzten sich viele Bewohner Rebogs in ihren Betten umher. Viele Eltern beobachteten ihre Kinder heimlich beim Schlafen während ihnen stumm Tränen über das Gesicht liefen. Nun war es wirklich soweit, dass er Kinder einzog, um sie zu seinen Soldaten zu machen. Sich zu weigern war keine Option, sie waren von Viveron abhängig, da es die nächst größere Stadt war. Sie wurden nicht bedroht und trotzdem würden ihre Kinder fortgehen, was einer Bedrohung fast gleichkam. „Alle dort hinten aufstellen! Beeilt euch mit eurer Verabschiedung, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!“. Die strenge Stimme des Reiters schnitt durch die Morgenluft. Vereinzelt standen Familien nebeneinander, und doch ganz für sich. Die Jungs, die gestern noch mit Schwertern spielen wollten, wollten sich in den Armen ihrer Eltern verkriechen. „Kriegt ihr die Arbeit überhaupt ohne mich hin?“ „Ja…das werden wir…“ „Papa, denk dran die Axt mal wieder zu schärfen, sonst wird das mit dem Holzhacken ganz schwer! Und Mama, du musst~“ „Beeilung, da hinten!“ schnitt die Stimme des Reiters erneut durch die Luft. Der rothaarige Junge hörte auf zu reden und sah seine Eltern an. Dann umarmte er sie noch einmal. „Mama..ich hab gelogen…ich will gar niemanden vertreiben“ „Das weiß ich doch…in ein paar Jahren bist du wieder hier. Du kriegst lediglich eine Ausbildung“ murmelten sich die Mutter und der Sohn gegenseitig ins Ohr. Dann war es Zeit aufzubrechen. Das Knirschen der Ledersättel und das Schnauben der Pferde mischte sich mit dem Schultern der Leinensäcke der Kinder und Freunde beeilten sich, zu Freunden zu kommen. „Sie sind aber nicht böse, oder?“ fragte der wesentlich jüngere den älteren mit leicht ängstlicher Stimme. Der Rothaarige hatte sich gerade noch nach seinen Eltern umgewandt, antwortete dem Jüngeren dann aber. „Nein, das sind sie nicht. Aber sie brauchen nun mal solche wie uns. Wir sollen ja eigentlich auch nur ausgebildet werden für den Fall, dass unsere Gegend angegriffen wird. Trotzdem ist es hart hier weg zu gehen…“. Das hatte ihm zumindest seine Mutter erzählt. „Es ist doch nicht für immer…und sollten wir wirklich angegriffen werden, dann können wir uns verteidigen.“ Meinte Olen beruhigend zu seiner Frau, als sie den Heimweg antraten. „Ich weiß…aber ich dachte nicht, dass unser Sohn uns schon so bald verlässt.“ „Ach, ihm wird nichts passieren. Du weißt doch, wie er ist. Und ehe wir uns versehen, ist Aris wieder zu Hause!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)