Kiiryolsah von Ayame-chan ================================================================================ Kapitel 15: Verräter?! ---------------------- Caracalmos Augen folgten dem Flug eines kleinen Vogels mit braunem Gefieder. Im Grunde war er nicht sehr außergewöhnlich und der Hochelf kannte sich keineswegs gut genug in Himmelsrands Tierwelt aus um beurteilen zu können, ob diese Art hier oft vorkam oder nicht. Und dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass es immer wieder derselbe Vogel war, dessen Route zwischen den beiden Feindeslagern hin und her ging. Er dachte an die Bosmer, welche desertiert waren und dann für die Sturmmäntel gekämpft hatten. Was, wenn sie noch Spione hier hatten, um den Nord ihre Strategie zu verraten? „Caracalmo!“ Der Angesprochene schreckte aus seinen Gedanken und wandte sich zu Sorcalin um, welcher nach ihm gerufen hatte. „Komm mit mir. Ich muss dir etwas zeigen, was dich sicherlich interessieren wird.“ Fragend hob der Weißblonde eine Augenbraue, doch sein Freund ging nicht weiter ins Detail, sondern führte ihn nur eilig durch das inzwischen wesentlich kleiner gewordene Feldlager. Sorcalin gehörte mit seiner Einheit zu den wenigen Kämpfern, welche das Ratsmitglied dem Feldherrn gelassen hatte. Ihre Freundschaft zueinander schien wie eh und je zu sein, ganz so, als wenn Caracalmos anfängliche Sorgen völlig unbegründet gewesen wären. Die beiden betraten schließlich ein Zelt, von dem Caracalmo nicht mehr wusste, als dass darin ein Teil der Magier mit untergebracht worden war. Einige höherrangige Magier, wie an den eingewebten Streifen auf ihren Ärmeln zu erkennen war, standen um einen Tisch herum, von dem sie nun wegtraten. „Feldherr.“, grüßten sie respektvoll und deuteten eine Verbeugung an. Caracalmo erwiderte die Geste mit einem Nicken und richtete dann seinen Blick auf den Tisch. Dort lag auf einem dunkelroten Kissen ein Schwert aus schwarzem Metall. Die Klinge war gezahnt und hin und wieder huschte ein rötliches Pulsieren über sie. „Diese Waffe wurde neben einem unserer Krieger gefunden, welcher Tod in seinem Zelt lag. Als jemand die Waffe aufheben wollte, krümmte er sich plötzlich vor Schmerzen und lag kurz darauf ebenfalls tot am Boden.“, erklärte Sorcalin, ehe ihm seine Stimme mal wieder in Stich ließ. Sofort sprang einer der Magier ein, um weiter zu erzählen. „So erging es jedem, der Hand an das Schwert legte. Wir transportierten es schließlich mit Hilfe von langen Zangen hierher. Von Kämpfern welche das Drachenblut aus der Nähe gesehen haben wissen wir, dass es sein Schwert ist. Als es mit dem Ratsmitglied fortgebracht wurde, behielt jener Krieger das Schwert wohl als Trophäe. Als er es aus seiner Scheide zog muss er dessen tödliche Kraft freigesetzt haben.“ In Caracalmos Augen trat ein aufgeregtes Leuchten und er ging näher an den Tisch heran. Er erinnerte sich gut an die schwarz gerüstete Kriegerin. Schwarz wie das Schwert, welches erneut rot aufleuchtete. „Eine Verzauberung, welchen jeden tötet, außer seinen wirklichen Träger?“, fragte er, woraufhin der Magier ein wenig ratlos den Kopf schüttelte. „Wir haben das Schwert sorgfältig untersucht, aber keinerlei Magie entdecken können. Mit Ausnahme“, seine Tonlage wurde abfällig, als er weiter sprach, „einer wirklich simplen Verzauberung, welche das Mana stärken soll.“ „Aber wir hätten eventuell eine andere Erklärung für das Verhalten der Waffe.“, fuhr ein zweiter Magier fort. „Das Schwert ähnelt den Daedrawaffen, welche die Monstren während der Oblivionkrise bei sich trugen. Aber soweit wir wissen töteten diese Waffen ihre neuen Träger nicht. Um sicher zu gehen müssten wir das nachrecherchieren, aber unser Wissen diesbezüglich befindet sich auf den Summersetinseln.“ „Es gebe da noch eine dritte, eine wie ich betonen möchte sehr abwegige, Theorie.“, meldete sich der erste Magier wieder zu Wort. „Ich höre.“, forderte Caracalmo ihn zum Weitersprechen auf. „Das Schwert passt äußerlich nicht zu denen, welche aus der Oblivionkrise stammen. Wenn es nicht so unwahrscheinlich wäre, weil keinerlei Aufzeichnungen darüber existieren, dass es je gelungen ist…dann könnte es sein, dass diese Waffe vom Drachenblut selbst erschaffen wurde.“ „Ebenso, wie seine Rüstung.“, murmelte Caracalmo, den Blick wie hypnotisiert auf das Schwert geheftet. Er spürte es nur allzu deutlich: Sein Schicksal hatte einen neuen Weg eingeschlagen. Einen Weg, welcher ihm sein Ziel die ultimative Macht zu finden, deutlich näher brachte. Alles was er tun musste war, jetzt die richtige Biegung zu nehmen. Sorcalin presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Er kannte seinen Freund lang genug um zu wissen, was in dessen Kopf gerade vor sich ging. „Würdet ihr mich und den Feldherrn für einen Moment allein lassen?“, fragte Sorcalin, doch seine Tonlage machte offensichtlich, dass er ein ‚Nein’ sowieso nicht akzeptieren würde. Er wartete, bis der letzte der Magier das Zelt verlassen hatte, dann packte der Grauhaarige seinen Freund grob am Oberarm und zog ihn zu sich herum. „Verdammt Caracalmo, mach jetzt keine Dummheiten!“, zischte er krächzend. Obwohl er jedes Wort verstanden hatte blieb das irre Funkeln in Caracalmos Augen bestehen. „Eine Rüstung die jeden tötet, der sie berührt.“, sagte er fast schon ehrfürchtig. „Das wird nicht das einzige Wissen sein, welches das Drachenblut hütet.“ „Was du vorhast ist Hochverrat!“, fauchte Sorcalin und sein Griff wurde fast schon schmerzhaft fest. „Du weißt, was mein Ziel ist.“ „Damit erreichst du nicht dein Ziel, sondern sorgst höchstens für dein vorzeitiges Ableben.“ Der Ältere begann zu husten, wodurch sich sein Griff lockerte und Caracalmo somit Gelegenheit gab sich zu befreien. Als wäre es etwas Heiliges, umschritt der Weißblonde langsam den Tisch. „Du weißt, dass ich kein Trottel bin.“, sagte er, nachdem Socralins Husten abgeebbt war. „Ich werde einen Boten losschicken um das Schwert dem Trupp hinterher zu schicken. Dann werde ich ihn verfolgen und umbringen. Und für die Befreiung des Drachenblutes wird mir auch schon etwas einfallen.“ „Weil es natürlich auch überhaupt nicht auffällig ist, wenn der Feldherr plötzlich verschwindet.“, wandte Sorcalin wütend ein, die Hand dabei an seinen Hals gelegt, welche zu schmerzen begann. „Vor allem nicht wenn die Magier weitererzählen, wie du dich gerade beim Anblick des Schwertes aufgeführt hast.“ Ob Sorcalins Sturheit verflog das Funkeln aus Caracalmos Augen und stattdessen verfinsterte sich seine Miene. „Warum lässt du das nicht meine Sorge sein? Freu dich doch lieber. Immerhin erhältst du somit eine neue Chance selbst Feldherr zu werden.“ „Was?“, zischte Sorcalin ungläubig. „Mal davon abgesehen, dass ich in dieser Kälte kaum ein Wort hervorkriege, geschweige denn Befehle formulieren kann: du bist mein Freund, verdammt.“ „Dann solltest du als solcher meine Träume unterstützten.“ „Wie kann ich etwas unterstützen, was deinen Tod bedeutet?! Es wird dir nie gelingen das Drachenblut zu befreien, geschweige denn sein Vertrauen zu erringen. Spätestens die Nord werden dich in der Luft zerreißen. Was du vorhast ist einfach nur hirnrissig!“ Irgendwo wusste Caracalmo, dass Sorcalin recht hatte. Doch er weigerte sich der Vernunft nachzugeben. So lange jagte er nun schon der Macht hinterher, wie konnte er sie da jetzt einfach so entkommen lassen? Er musste diesen Weg gehen und er würde ihn auch gehen. „Wenn es so idiotisch ist, dann weine nicht an meinem Grab.“, fauchte er und wandte sich dann zum Gehen. „Car…“, begann Sorcalin, doch dann verließ seine Stimme ihn endgültig. Stumm beobachtete er, wie sein Freund das Zelt verließ und trat dann wütend vor den Tisch; starrte mit finsterer Miene auf das Schwert. Er hätte Caracalmo nie hiervon erzählen dürfen, sondern selbst veranlassen sollen, dass das Schwert so schnell wie möglich Elrions Trupp hinterher geschickt wurde. Der Elf stützte sich auf die Tischplatte auf, schloss die Augen und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er spreizte die Finger leicht auseinander, sodass er durch die Lücke hindurch das schwarze Metall betrachten konnte. Sämtlicher Neid auf Caracalmos Posten war gänzlich verschwunden. Verdrängt von dem Gedanken, dass wenn Caracalmo sterben würde, es Sorcalins Schuld sein würde. Gab es einen bitteren Tod, als von dem getötet zu werden, dem man vertraut hatte? Sorcalin nahm die Hand vom Gesicht, als er sah, wie das rote Pulsieren des Schwertes stärker wurde. Ein hämisches Lachen erklang, dann verschwand das Pulsieren wieder. Langsam wich der Hochelf von dem Tisch wieder zurück. /Ich muss es irgendwie fortschaffen oder zumindest verstecken, bis sich Caracalmo wieder beruhigt hat./, dachte er, doch kam er nicht mehr dazu sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Denn im nächsten Moment öffnete sich der Zelteingang und die Magier traten wieder ein. Sie wollten das Schwert für den Transport vorbereiten. ///////Erbarmungslos brannte die Sonne auf den Argonier hernieder, dessen Name hier keinerlei Rolle spielte. Wenn man etwas von ihm wollte, dann nannte man ihn nur ‚Sklave’. Und die Echse tat gut daran zu bemerken, wann ihm diese Anrede galt und nicht einem anderen seiner Mitgefangenen. Denn andernfalls ließen ihn seine Herren die Peitsche oder einen schmerzhaften Zauber spüren. Er wusste, dass im Süden sein Volk gegen die Sklaverei aufbegehrt hatte, nachdem der Ausbruch des roten Berges die Dunmer geschwächt hatte. Viele seiner Leute waren befreit worden, doch er selbst hoffte noch immer, dass auch er eines Tages wieder in Freiheit würde leben können. Seine Besitzer lebten zu weit im Norden. Dort, wo sein Volk mit seinem Feldzug noch nicht vorbei gekommen war. Und sich allein zur Wehr zu setzen wagte der Argonier nicht, dafür waren seine Herren zu mächtige Magier. Also musste er sich gedulden und weiter hoffen. Mit der Hand rieb er sich über den juckenden Kopf, wo sich die Schuppen lösten. Sie ertrugen die unbarmherzige Hitze nicht, doch das interessierte niemanden. Er könnte hier tot umfallen und würde nicht mal ein Grab bekommen. Der Argonier nahm die Hand von seinem Gesicht, betrachtete kurz die blutigen Flecken, die sich darauf abzeichneten. Er musste sich die losen Schuppen stellenweise gänzlich vom Kopf gekratzt haben. Langsam umfasste er mit der Hand wieder den riesigen Fächer, den er bis eben nur mit einer Hand geführt hatte, denn genau dafür war er hier. Um den Kindern seines Herrn Kühlung bei dieser Hitze zu verschaffen. Mit unterdrücktem Hass starrte der Argonier auf die drei Dunmerkinder, welche lachend auf den weichen Kissen im Garten lagen. Immer und immer wieder warfen sie einen Ball durch die Gegend, zwangen einen Khajit, dem sie ein Glöckchen umgebunden hatten, den Ball wie ein reudiger Hund zu apportieren. Die Zeit verging, doch der Argonier wartete vergebens darauf, dass sein Volk ihn erreichte. Die Kinder seines Herrn wurden älter, verloren die kindlichen Rundungen in ihren Gesichtern und nahmen stattdessen die markanten Züge der Dunkelelfen an. Nur eines behielt seine rundlichen Züge bei und bald schon saß es nicht mehr bei den anderen Kindern. Der Argonier bekam es nur noch selten zu Gesicht, bis irgendwann ein Fremder kam und das Kind mit sich nahm. Kurz darauf dann erschien endlich sein Volk und holte ihn und seine Mitgefangenen aus der Sklaverei. Seine Knochen waren inzwischen alt und sein Körper zerschunden und trotzdem fühlte er sich in diesem Moment lebendiger, als irgendwann sonst in seinem Leben./////// Kiiryolsah erwachte davon, dass ihr Kopf immer wieder schmerzhaft mit etwas zusammenstieß. Es benötigte einige Versuche, ehe sie es blinzelnd schaffte die Augen zu öffnen. Langsam wurde die zunächst verschwommene Umgebung klarer und die Elfe konnte erkennen, wo sie sich befand. Sie lag auf dem Boden eines vergitterten Karrens, der derart holprig über die Straße rollte, dass ihr Kopf immer wieder gegen die Seitenwände schlug. Ihre Hände waren eng zusammengebunden worden und in ihrem Mund befand sich ein Knebel. Die Dunmer hatte keinerlei Ahnung, wie sie hierhergekommen war. Sie erinnerte sich nur noch daran, wie Hlofgar sie auf dem Schlachtfeld gestützt hatte, nachdem sie von dem Drachen fast umgebracht worden war. „Du hast nicht versagt.“, hatte er gesagt und dann: „Wir brauchen einen Heiler, das Drachenblut wurde vergiftet.“ An mehr erinnerte sich Kiiryolsah nicht mehr. Wie also war sie in diesen Käfig geraten? Ihre Rüstung trug sie nicht länger. Man musste sie ihr abgenommen haben, als die Daedra geschwächt gewesen waren. Auch für sie war der Drache kein Zuckerschlecken gewesen. Vorsichtig zog Kiiryolsah die Arme unter den Körper, um sich beim Aufrichten darauf abstützen zu können. Auf halbem Wege musste sie jedoch kurz inne halten, da ihr fast wieder schwarz vor Augen wurde. Die Taubheit, welche sie schon auf dem Schlachtfeld gespürt hatte, schien sie noch nicht ganz loslassen zu wollen. War das die Schuld des Giftes? Es mochte seltsam klingen, doch die Elfe hoffte, dass es tatsächlich an dem Gift lag. Denn die andere Alternative wäre, dass sie doch versagt hätte. Endlich hörte Kiiryolsahs Umgebung auf sich zu drehen und brachte sie somit in die Lage sich gänzlich aufsetzen zu können. Was sie sah gefiel ihr jedoch gar nicht. Kiiryolsahs rollendes Gefängnis wurde von einer kleinen Gruppe Thalmor begleitet. Einer von ihnen hatte ihr Erwachen bemerkt und rief daraufhin etwas auf Aldmerisch. Die Dunmer sah, wie ein Reiter sich daraufhin ihrem Wagen näherte. Sein Blick war spöttisch, als er auf die Gefangene herabsah. „Ich hoffe ihr habt süß geträumt, Drachenblut.“, säuselte er mit falscher Freundlichkeit. „Ich bin sicher ihr würdet gerne etwas erwidern, aber ihr versteht sicherlich, dass wir euch den Knebel nicht abnehmen können.“ Entschuldigend senkte er sein Haupt, woraufhin Kiiryolsah wütend die Augen verengte. „Schaut nicht so finster. Genießt lieber eure Reise, denn wenn sie endet wird euch der Tod wie eine Erlösung vorkommen, das versichere ich euch.“ Mit diesen Worten gab der Thalmor seinem Pferd die Sporen und kehrte zur Spitze des Trosses zurück. Kiiryolsah hatte keine Ahnung, was der Hochelf damit meinen könnte, aber sie würde nicht bleiben, um es herauszufinden. Man hatte ihr zwar die Möglichkeit genommen Magie zu wirken oder das Thuum einzusetzen, doch um Lucien zu beschwören brauchte sie diese Fähigkeiten nicht. Sie musste nur noch den richtigen Moment abwarten. In einem anderen Teil von Himmelsrand huschte Fimmion ungesehen an den Zelten der Sturmmäntel entlang, bis er glaubte das richtige Zelt erwischt zu haben. Ein letztes Mal vergewisserte sich der Bosmer, dass ihn niemand sah, ehe er einen Dolch hervorzog und damit die Zeltplane zerschnitt. Nur so weit, dass er gerade hindurch passte und den neu geschaffenen Eingang mit einer Kiste verdecken konnte, dann huschte er ins Innere. „Fimmion.“, sagte Tjorben überrascht, als er den Elfen erkannte. Nachdem man die Heiler tot im Wald gefunden hatte, waren er und seine Bogenschützen vorsichtshalber in Gewahrsam genommen worden. Deshalb saß der Nord nun auf dem kalten Boden, die Hände auf dem Rücken und an den Stützpfeiler des Zeltes gefesselt. Und den Bosmern sollte eigentlich das gleiche Schicksal widerfahren sein. „Wie hast du dich befreien können?“ Der Bosmer lächelte frech, während er näher trat und sich daran machte die Fesseln zu zerschneiden. „So leicht lass ich mich nicht aufhalten, das müsstest du doch inzwischen wissen.“, sagte er lediglich und spürte einen festen Griff an seinen Arm, kaum, dass die zerschnittenen Seile hinab gefallen waren. Überrascht sah er in die ernsten grünen Augen seines Gegenübers. „Bitte sag mir die Wahrheit: Hattest du oder einer von den anderen irgendetwas mit dem Überfall auf das Drachenblut zu tun?“, wollte Tjorben wissen. Normalerweise hätte er nie an der Treue seiner Leute gezweifelt, doch die letzten Ereignisse hatten seinen Standpunkt ins Wanken gebracht. „Du weißt, was die Thalmor uns angetan haben?“, stellte Fimmion ihm die Gegenfrage. „Wie könnte ich sie da unterstützen wollen?“ „Aber warum bist du dann jetzt hier? Warum habt ihr euch aus der Gefangenschaft befreit? Damit schüren wir nur erst recht ihr Mistrauen.“ Entschieden schüttelte Fimmion den Kopf. „Nur ich habe mich befreit, die anderen sind noch immer gefesselt. Und ich bin hier, damit du deinen Ruf wieder reinwaschen kannst. Indem du mit Blutfang das Drachenblut befreist.“ „Wir wissen doch nicht mal wo das Drachenblut ist und Hlofgar ist der Letzte, der mich begleiten würde.“ „Falsch.“, widersprach der Bosmer ihm entschieden. „Ich habe Nachricht von unserem Kontaktmann im Thalmorlager erhalten. Sie wollen das Drachenblut nach Falkenring bringen. Was sie dort mit ihm vorhaben weiß ich nicht, aber es ist nur eine kleine Einheit, von denen es begleitet wird. Wir können das mit Leichtigkeit schaffen, wenn wir es geschickt anstellen.“ Ungläubig schüttelte Tjorben den Kopf und löste langsam seinen festen Griff. Das alles klang so unwirklich für ihn. Der Kontaktmann, von dem er nichts gewusst hatte. Fimmions Befreiung und dessen Vorhaben. Es wäre seine Gelegenheit beweisen zu können, dass doch noch ein wahrer Nord in ihm steckte. Versagte er hierbei jedoch, würde es nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Einheit kosten. „Warum willst, dass Hlofgar uns begleitet?“, fragte er den Elfen schließlich. „Wem denkst du würde das Drachenblut eher vertrauen? Dir oder ihm?“ Leise seufzte Tjorben auf und schloss für einen Moment die Augen. Langsam öffnete er sie schließlich wieder und sah in die gelben Seelenspiegel seines Gegenübers. Kein Augenpaar war ihm vertrauter, als dieses. Langsam hob der Rothaarige die Hand und legte sie in den Nacken Fimmions, um ihn näher zu sich zu ziehen. „Wenn ich dir nicht vertrauen kann, wem dann?“, fragte er leise und beugte sich dann das letzte Stückchen vor, um die Lippen des Elfen mit den seinen zu verschließen. Die Stimmen der Jarl und ihrer Thane vermischten sich zu einem lauten Gebrumme, ähnlich einem Schwarm wütender Bienen, die sich nicht mehr zur Ruhe bringen lassen wollten. Seit mehreren Stunden schon versuchten sie sich zu einigen, wie sie nun als nächstes vorgehen wollten, jedoch ohne Erfolg. Späher hatten berichtet, dass ein Großteil der thalmorischen Armee das Lager abgebrochen hatte und sich nach Südosten begab, in Richtung der Grenze von Himmelsrand. Ein Teil der Herrscher war der Meinung, dass dies der ideale Zeitpunkt wäre, um die noch verbliebene Armee zu vernichten. Andere jedoch hielten dies für einen zu voreiligen Schritt. Sie befürchteten eine Falle. Selbst Ulfric, der mit der Vertretung seiner Ansicht bisher immer die Männer und Frauen hatte auf seine Seite ziehen können, konnte sich diesmal kein Gehör verschaffen. Die jüngsten Ereignisse hatten einen deutlichen Schatten auf seinen bisherigen Ruf geworfen. Mit der Verheimlichung von Tjorbens vorangegangenen Taten machten sie ihn für die Entführung des Drachenblutes und der fast völligen Vernichtung ihrer Armee verantwortlich. Nach einer weiteren Stunde schließlich wurde die Versammlung abgebrochen. Ein jeder sollte sich zurückziehen und zur Ruhe kommen sowie über seinen Standpunkt noch einmal genau nachdenken. Hlofgar war nicht sicher, ob das etwas nützen würde, denn einmal erhitztes Nordblut ließ sich nur schwer wieder abkühlen. „Wir waren vorsichtig und haben unsere Gegner dennoch unterschätzt.“, murmelte der Blonde, als sich nur noch er und Ulfric im Zelt befanden. „Weil wir nicht mit einer derartigen Hinterhältigkeit gerechnet haben.“, stimmte Ulfric ihm mit einem Seufzen zu. „Nein, weil ich nicht mit einer solchen Hinterhältigkeit gerechnet habe.“, korrigierte er sich dann. „Ich dachte, wenn man eine Dunmer als Drachenblut akzeptieren kann, warum dann nicht auch einen Nord, der Talos verraten hat? Diese Entscheidung hätte ich niemals allein treffen dürfen, schließlich bin ich noch nicht der neue Großkönig.“ Langsam schüttelte Hlofgar den Kopf. „Ich bezweifle, dass es etwas geändert hätte. Sie hätten sich trotzdem unsichtbar gemacht und dann eben auf diese Weise das Drachenblut abgefangen.“ „Da habt ihr wohl recht.“, sagte der Jarl und erhob sich von seinem Platz. Er ging ein paar Schritte im Zelt auf und ab, ehe er mit dem Rücken zu Hlofgar stehen blieb. „Wir brauchen nur einen Plan, um mit den Drachen fertig zu werden.“, murmelte er in seinen Bart. Hlfogar schwieg, da er selbst darauf auch keine Antwort hatte und ließ Ulfric schließlich allein. Nachdenklich lief Hlofgar durch das Lager und zu seinem Zelt hinüber. Obwohl er es verhindern wollte, machte sich mehr und mehr die Überzeugung in ihm breit, dass die Freiheit von Himmelsrand verloren war. Und was noch viel schlimmer war: er begann an seinem Glauben zu Talos zu zweifeln. Warum nur half der Gott ihnen nicht? Sie riskierten zu hunderten ihr Leben für ihn und er tat nichts, um sie zu unterstützen. Oder hatte er sie etwa bereits verlassen, weil sie einen Verräter bei sich aufnahmen und sein Drachenblut nicht schützten? Vielleicht war es klug einen Priester diesbezüglich zu befragen. Etwas zischte dicht an Hlofgars Gesicht vorbei und stieß mit einem dumpfen Geräusch gegen den Zeltpfeiler neben den Nord. Sofort legte der Blonde die Hand an den Griff seiner Waffe und sah sich aufmerksam um. Hlfogar war allein in dem schmalen Gang zwischen den Zelten und auch als mehrere Momente vergangen waren, zeigte sich noch immer niemand. Langsam entspannte sich Hlofgar wieder und wandte sich nun zu dem Zeltpfeiler um, um zu sehen, was dagegen geprallt war. Ein Elfenpfeil steckte in dem Holz mit einer um den Schaft gewickelten Botschaft. Mit ungutem Gefühl griff der Nord nach dem Pergament und entfaltete es. ‚Hlofgar Blutfang, ich und meine Männer haben euch nicht verraten und werden es auch nie tun. Um es euch zu beweisen, werde ich das Drachenblut befreien und zurückbringen. Wir haben noch einen Spion unter den Thalmor, dank ihm wissen wir, wo sie das Drachenblut hinbringen. Begleitet mich, damit ich euch von der Ehrlichkeit meiner Taten überzeugen kann. Aber erzählt niemanden sonst hiervon. Eine große Gruppe wäre zu auffällig und ihr würdet mich sonst nur wieder in Ketten legen lassen. Wenn ihr euch entschieden habt mich zu begleiten, dann trefft mich bei Sonnenuntergang auf der Lichtung, wo wir uns das erste Mal begegneten. Tjorben Kreuzwind’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)