Kiiryolsah von Ayame-chan ================================================================================ Kapitel 14: Planänderung ------------------------ Sie würden es nicht schaffen. Zumindest nicht auf diese Weise, mit zwei Drachen, die zwar inzwischen verletzt, aber noch immer tödlich waren und den Thalmormagiern, die noch immer unsichtbar durch ihre Reihen mähten. Immer wieder stob Ulfrics Thuum über das Feld, doch auch seine Kräfte verließen ihn allmählich. Hlofgars Arme wurden immer schwerer und bei jedem Atemzug brannten seine Lungen. „Wir dürfen hier nicht verlieren.“, murmelte er, um sich selbst wieder Mut zu machen. „Steh uns bei Talos, beschütze deine Kinder.“ Der Griff um seine Waffe verfestigte sich wieder und mit einem entschlossenen Schrei stürzte er sich wieder in den Kampf. Aufgeben kam für sie nicht in Frage. Die Nord würden kämpfen, bis zum letzten Mann. Auf seinem Podest lachte Caracalmo still in sich hinein, griff nach dem Glas mit dem süßen Wein und trank zufrieden einen Schluck. Sein Plan war aufgegangen. Soeben hatte ihn die Nachricht erreicht, dass das verwundete Drachenblut abgefangen worden war und sich auf dem Weg ins Lager der Thalmor befand. Ulfric war dem Angriff des Drachen nicht unverletzt entkommen, wie er beobachtet hatte und der Kampfeswille der Nord sank mehr und mehr. „Lasst die Soldaten sich zurückziehen.“ Caracalmo benötigte einen Moment, bis er sicher war, die Worte des Ratsmitglieds richtig verstanden zu haben. Langsam wandte er ihm sein Gesicht zu und sah ihn ungläubig an. „Was?“ „Ihr habt mich schon richtig verstanden, Feldherr.“, bestätigte Elrion seine Worte und sah seinen Gegenüber auffordernd an, welcher jedoch noch immer nicht reagierte. „Aber warum? Die Nord sind so gut wie geschlagen. In wenigen Augenblicken wird Himmelsrand uns gehören.“ Elrion lachte leise, als hätte ihm ein Kind eine dumme Frage gestellt. „Himmelsrand gehört uns bereits. Die Nord sind unwichtig, was zählte war das Drachenblut in unsere Gewalt zu bringen. Unsere Soldaten werden an anderer Stelle benötigt.“ „Aber…“ „Ich warne euch, Feldherr.“ Elrions Tonlage wurde bedrohlich und er beugte sich leicht zu Caracalmo herüber. „Widersprecht ihr mir? Der Stimme des Rates? Dem Stellvertreter der Großinquisitorin?“ ‚Ich verlange zu wissen, was für ein Spiel hier gespielt wird’ das waren die Worte, die Caracalmo am liebsten laut ausgesprochen hätte. Doch er schluckte sie herunter. Einmal mit den Dirigenten bedroht zu werden hatte ihm ausgereicht und er wollte nur ungern in den fraglichen Genuss kommen, ihnen einmal gegenüber treten zu müssen. Sich ergebend nickte der Weißblonde und hob den Arm, damit der Fanfarenträger das Signal zum Rückzug gab. Nun verschwand der bedrohliche Ausdruck in Elrions Gesicht wieder, stattdessen erschien ein Lächeln auf seinen dünnen Lippen. Ein falsches, einstudiertes Lächeln. „Ihr könnt sicher sein Feldheer, dass ihr die Forderungen des Rates zur vollsten Zufriedenheit erfüllt habt. Aber erinnernd an den Vorfall in der Thalmorbotschaft versteht ihr sicherlich, dass der Rat mit seinen Plänen nicht mehr einfach so hausieren kann.“ Das Ratsmitglied erhob sich und strich seine Robe glatt, bevor er die Arme hinter dem Rücken verschränkte. „Ich und ein Hauptteil der Armee werden morgen Früh abziehen. Sie werden an anderer Stelle gebraucht. Aber seid unbesorgt, ich überlasse euch genügend Leute, um die Überreste dieses Nordpacks auszulöschen. Ich gebe euch bis zum Ende des Winters Zeit dafür.“ Ohne ein weiteres Wort abzuwarten wandte Elrion sich ab, einen mehr als fassungslosen Feldherrn zurücklassend. Ungläubig starrte der Weißblonde in sein Weinglas und stützte dann kopfschüttelnd das Gesicht in die Hand. Was für ein Spiel wurde hier getrieben? „Was zum…?“ Vollkommen sprachlos stand Hlofgar auf dem Schlachtfeld und beobachtete, wie sich seine Gegner zurückzogen. Er verstand nun überhaupt nichts mehr. Die Thalmor waren in der Überzahl, sie hätten die Sturmmäntel niedermähen können, doch sie taten es nicht. Seine blauen Augen wanderten hinüber zu Ulfric, dessen Gesicht genau dieselben Gefühle widerspiegelte, welche auch er empfand: Gekränkter Stolz. Nichtnord würden das vermutlich nicht verstehen. Sie wären froh über den vermeintlichen Waffenstillstand oder als was auch immer man diesen Rückzug bezeichnen sollte. Aber ein wirklicher Nord war ein Kämpfer, der seine Waffe schwang, bis man ihm den Kopf von den Schultern schlug. In einem Kampf ehrenvoll zu sterben und anschließend nach Sovngarde einzuziehen, war das höchste Ziel für ihn. Wen verwunderte es da, dass sie sich mit einem geschenkten Sieg, mit Erbarmen oder unehrenhaften Verhalten nicht zufrieden geben konnten? „Das lasse ich mir nicht bieten.“, zischte der Jarl von Windhelm, der sich kurzerhand ein Pferd schnappte und den Truppen der Thlamor nachritt, bis er von einer drohenden Wand aus Soldaten gestoppt wurde. Wütend verengte er seine Augen und blickte hinauf zu dem Hügel, auf welchem er den Heerführer ausmachen konnte. „Thalmorpack!“, brüllte er um sicherzugehen, dass seine Worte bei dem Hochelfen ankamen. „Was soll das werden? Haben eure Männer nicht genug Mumm, um uns die Kehlen aufzuschneiden? Oder denkt ihr ich werfe mich vor Dankbarkeit vor euch in den Dreck, weil ihr unsere Leben verschont habt?!“ Langsam erhob sich Caracalmo von seinem Platz und trat näher an den Rand, damit zum Einem, die Nord ihn besser sehen konnten und er zum Anderen ein wenig Zeit hatte, um sich eine passende Erwiderung zu überlegen. „Ihr seid geschlagen, Ulfric Sturmmantel.“, rief der Hochelf schließlich. „Eure Leute können es mit unserem Heer nicht aufnehmen, warum also sollten wir weiter unsere Zeit verschwenden? Das sorgt nur für weitere unnötige Tote, die es dann zu entsorgen gilt. Seid vernünftig und denkt an eure Familien.“ Es war dieser Satz, welcher Hlofgars blinden Stolz ins Wanken brachte. Bis eben noch hätte er eher sein Leben gegeben, als sich freiwillig den Thalmor zu ergeben, doch nun… Seine blauen Augen glitten über seine Mitstreiter. Die meisten von ihnen hatten Familien, welche auf ihre Rückkehr warteten. Und hatte Hlofgar nicht gekämpft, um das vernichten der Familien zu verhindern? War es nicht klüger sich zu ergeben? Hin und hergerissen wandte der Nord seinen Blick zum Himmel. „Wir kämpfen für dich Talos, warum lässt du uns im Stich?“, fragte er leise. Angewidert ob der Worte des Hochelfen spuckte Ulfric auf den Boden. „Verschwindet aus unserem Land und lasst uns unseren Glauben an Talos, erst dann werden wir aufhören zu kämpfen!“, erwiderte der Jarl und die Sturmmäntel riefen laut ihre Zustimmung aus. Caracalmos Lippen verzogen sich zu einem grausamen Lächeln. Soeben war ihm eine Idee gekommen, wir er mit seiner geschrumpften Armee die Nord würde schlagen können. „Eure Familien sind euch also egal?“, hakte er nach. „Nun, ob eure Worte stimmen wird sich sicherlich in den nächsten Tagen zeigen. Bis dahin beißt euch nur weiterhin die Zähne an unserer Verteidigung aus.“ Ulfric öffnete den Mund um etwas zu erwidern, schloss ihn dann aber wieder. Etwas in der Tonlage des Feldherrn störte ihn. Misstrauisch verengte er seine Augen, beobachtete das überhebliche Lächeln Caracalmos, für das er ihn am liebsten den Kopf von den Schultern geschlagen hätte. Seine Wut ob des Rückzugs der gegnerischen Armee, tobte noch immer in seiner Brust, doch sein Instinkt warnte ihn davor dem jetzt nachzugeben. Sein Schweigen jedenfalls schien dem Hochelfen Antwort genug zu sein, denn er wandte sich ab und verschwand kurz darauf aus Ulfrics Sichtfeld. „Jarl Ulfric?“, fragte ein Kämpfer, der sich dem Blonden genähert hatte. „Greifen wir nun an?“ Der Mann wirkte kampfeslustig, doch in seiner Stimme schwang dieselbe Sorge mit, welche auch Ulfric empfand. Der Jarl überlegte noch einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. „Nein.“, sagte er schließlich. „Zumindest nicht mehr heute. Aber noch ist die Schlacht nicht geschlagen.“ „Ruft alle Befehlshaber zusammen, die Ratsmitglied Elrion mir gelassen hat.“, rief Caracalmo, nachdem er sich von dem Schlachtfeld abgewandt hatte, einem der Truppenführer zu. „Sie sollen sich im Versammlungszelt einfinden.“ Ohne eine Antwort abzuwarten machte sich der Weißblonde bereits auf den Weg zum Treffpunkt, biss sich dabei nachdenklich auf die Unterlippe. Er hatte zwar eine Idee, doch die Frage war, ob sich diese mit den ihm verbliebenen Truppen überhaupt umsetzen ließ. /Ich darf nicht scheitern. Meine Zukunft liegt in Himmelsrand, ich darf jetzt einfach nicht versagen./ Auf Seiten der Sturmmäntel herrschte Verwirrung. Diejenigen, die nah genug an der Front gestanden und somit die Worte des Hochelfen verstanden hatten, waren ähnlich besorgt wie Ulfric. Bei den anderen jedoch trafen sie damit nur bedingt auf Verständnis. Niemand sah einen Sinn darin, warum die Thalmor den nordischen Familien drohen sollten. Und womit überhaupt? Ihre Armee befand sich hier, weit weg von den Städten. Die Jarl würden sich deswegen in wenigen Stunden beraten und auch Hlofgar würde wieder mit dabei sein. In der Zwischenzeit wollte er sehen, wie es dem Drachenblut ging. Auch wenn Hlofgar nicht an der Fähigkeit der Heiler zweifelte, aus irgendeinem Grund wollte er sich selbst vergewissern, dass die Dunmer von dem lähmenden Gift befreit worden war. Das Lazarett war erfüllt von Wehklagen und Schmerzensschreien. Der Geruch von Blut und Tod hing schwer in der stickigen Zeltluft und verursachte Übelkeit bei dem, der sich zu sehr darauf einließ. Auch auf dem Schlachtfeld war der Geruch allgegenwärtig, doch vermischt mit Metall und dem putschenden Kampfrausch, nahm man ihn nicht wirklich war. Hlofgar versuchte die Bilder zu verdrängen, welche der Geruch aus seinem Innersten hervorholte, doch gänzlich gelang es ihm nicht. Die Schreie seiner Frau in den Ohren hielt er einen der Heiler an, welcher mit seiner blutbeschmierten Lederschürze über dem Gewand, eher wie ein Schlachter, denn wie ein Lebensretter wirkte. „Entschuldigt, aber könnt ihr mir sagen, wo das Drachenblut liegt?“, erkundigte er sich bei dem Heiler. „Das Drachenblut ist nicht hier.“, erklärte der Heiler verwirrt über die Frage und wollte bereits weitergehen, doch Hlfogars fester Griff an seiner Schulter ließ das nicht zu. „Es muss hier sein. Zwei Heiler haben sie vom Schlachtfeld getragen, weil es vergiftet worden war.“ „Glaubt mir.“, sagte der Heiler ungeduldig. „Es kommen zwar viele Verletzte hier rein, aber es wäre mir aufgefallen, wenn Himmelsrands Held unter ihnen gewesen wäre.“ Er löste sich aus dem festen Griff und ging weiter, ehe er nach ein paar Schritten wieder stehen blieb und sich wieder zu Hlofgar umdrehte. „Da fällt mir ein, ich habe Dawana und Brjon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Sie waren bei den Trägern mit eingeteilt, welche die Verletzten vom Feld holen sollten.“ Hlofgar wurde eiskalt. „Nein, das hätte er nicht gewagt.“, murmelte er ungläubig, denn nun fiel ihm wieder ein, was er durch die Aufregung auf dem Schlachtfeld bis eben verdrängt hatte. Er sah das Drachenblut wieder vor sich, mit einem Bosmerpfeil im Körper. „Tjorben.“, knurrte der Nord und rauschte aus dem Lazarett. Leute die ihn anhalten wollten, stieß der Blonde grob zur Seite, suchte mit wildem Blick das Lager nach dem Verräter ab. „Tjorben Kreuzwind!“, rief er wütend, als er diesen endlich bei einer kleinen Gruppe Krieger entdeckte. Fragend richteten sich ihre Blicke auf den Neuankömmling, als dieser mit schnellen Schritten auf sie zuging. „Blutfang, was…“, begann Tjorben, doch weiter kam er gar nicht. Hlofgars unerwarteter Kinnhaken traf ihn hart im Gesicht und ließ ihn einen Schritt zurückstolpern, ehe er sich wieder fangen konnte. „Du dreckiger kleiner Verräter!“, rief Hlofgar und versuchte den Rothaarigen zu packen, doch die Arme der anderen Krieger hielten ihn daraufhin fest, um ihn an seinem Vorhaben zu hindern. „Verrecken sollst du in der Hölle für deine Taten!“ Verbissen wehrte er sich gegen die Männer, welche ihn hielten, doch ihr gemeinsamer Griff war zu fest für ihn. In Tjorbens Gesicht stand lediglich Verwirrung. Er rieb sich das schmerzende Kinn, während Blut aus der aufgeplatzten Lippe rann und sah seinen Gegenüber fragend an. „Was ist los mit euch?“, verlangte er zu wissen, nicht ahnend, dass er den Blonden damit nur noch wütender machte. „Wie kannst du jetzt noch immer so dreist lügen?“, fauchte Hlofgar. „Lasst mich endlich los! Dieses Schwein hat erst Talos an die Thalmor verraten und jetzt hat er das Drachenblut verschleppt!“ „Hlfogar Blutfang!“, schallte Ulfrics Stimme über den Platz. Angelockt von dem Lärm hatte er sein Zelt verlassen und war näher gekommen. „Was hat das hier zu bedeuten?“ Wut schwang in der Stimme des Jarl mit, schließlich hatte Hlofgar gerade für alle hörbar Informationen preisgegeben, die sie eigentlich hatten geheim halten wollen. „Dieser Bastard hat das Drachenblut umgebracht.“, erwiderte Hlofgar. Er wehrte sich nun nicht mehr so sehr gegen den Krieger, dennoch hielten sie ihn weiterhin fest. „Das ist nicht wahr!“, widersprach Tjorben sofort, in dessen Gesicht nach wie vor abzulesen war, dass er nicht verstand, warum Hlofgar ihm dergleichen unterstellte. „Wie kommt ihr zu dieser Anschuldigung?“, verlangte Ulfric von dem Blonden zu wissen. „Das Drachenblut wurde von zwei Heilern vom Feld getragen, allerdings kam es niemals im Lazarett an und der dortige Heiler sagte mir, dass die beiden Träger verschwunden sind. Und außerdem…“, zornfunkelnd richteten sich seine Augen wieder auf Tjorben, „…Kiiryolsah konnte nicht mehr kämpfen, weil sie vergiftet worden war. Mit Hilfe eines Elfenpfeils, wie ihn eure verfluchten Bosmer benutzt haben!“ Ein Raunen ging bei diesen Worten durch die Reihen der Stummäntel. Nur Tjorben blickte weiterhin ungläubig drein. „Nein.“, sagte er entschieden und schüttelte den Kopf, wandte sich dann Ulfric zu. „Mein Jarl, ich schwöre, dass das nicht sein kann.“, versicherte er. „Die Bosmer sind alle vertrauenswürdig. Sie wollen sich ebenso von der Herrschaft der Thalmor befreien, wie wir. Außerdem wurden auch wir während der Schlacht angegriffen und ich hab zwei meiner Männer verloren. Warum sollten uns die Thalmor angreifen, wenn wir zu ihnen gehören würden? Und warum sollten wir noch hier sein, wenn es nur unser Ziel war das Drachenblut zu töten?“ Ulfric wandte sich einigen der Krieger zu. „Sucht die Umgebung ab, schaut nach, ob ihr irgendwo die Heiler oder das Drachenblut findet.“ Sofort liefen die Sturmmäntel los und Ulfric richteten seine Augen wieder auf die beiden Kontrahenten. „In eurer beiden Worten steckt Wahrheit.“, sagte er. „Doch wie ihr sicherlich wisst gibt es Gründe, die mich dazu veranlassen einem von euch eher zu vertrauen, als dem anderen.“ Tjorben, der sich sicher war, dass Hlofgar mit diesem Vertrauen gemeint war, setzte zu einer Erwiderung an. „Ich schwöre euch, bei Talos…“ Diesmal sah er den Schlag kommen und konnte somit rechtzeitig ausweichen. Hlofgar war es gelungen sich aus dem Griff der anderen Krieger zu befreien. Doch sie schienen auch weniger motiviert zu sein den Blonden aufzuhalten, was nach dem, was sie über Tjorben erfahren hatten, aber auch kein Wunder war. „Wie könnt ihr es wagen“, zischte Hlofgar, „jetzt noch Talos Namen in den Mund zu nehmen? Ihr seid eine widerliche Kreatur, die es nicht wert ist Nord genannt zu werden!“ „Es reicht, Blutfang!“, herrschte der Jarl ihn an. „Ihn totzuschlagen bringt uns auch nicht weiter. Was ist überhaupt los mit euch, so impulsiv seid ihr doch sonst nicht.“ Hlfogar erwiderte darauf nichts. Was hätte er auch sagen sollen, wenn er die Antwort doch selbst nicht kannte. Sagen, dass sich ein Gesicht vor seinem geistigen Augen schob? Ein Gesicht mit gräulicher Haut, auf dessen Lippen sich ein unsicheres Lächeln bildete? Oder, dass die Worte ‚Ich will mich ändern’ immer wieder, einem Mantra gleich, in seinem Kopf widerhallten? „Entschuldigt, mein Jarl.“, erwiderte Hlofgar schließlich mit knirschenden Zähnen. Dass er seine Entschuldigung nicht ernst meinte, war unübersehbar. Seine Augen schienen Tjorben erdolchen zu wollen, welcher es vorerst nicht noch einmal wagte zu einer Erwiderung anzusetzen. Lediglich seine Hand klammerte sich um das Talosamulett um seinen Hals, rieb mit dem Daumen immer wieder über den Anhänger. Am Waldrand huschte eine dunkle Gestalt umher, darauf achtend, die schützenden Schatten der Bäume nicht zu verlassen. Denn wann immer das Sonnenlicht auf sie fiel, blitzte ihre silberne Maske hell auf und das wollte die Gestalt um jeden Preis vermeiden. Als sich einer der Bäume als leicht zu erklimmen erwies, kletterte die Gestalt in die Äste und warf von dort einen Blick hinüber zur Straße. Auf dem ungepflasterten Weg erschien kurz darauf eine Frau, auf dem Rücken eines Pferdeskeletts, woraufhin sich die Gestalt hastig tiefer ins Blattwerk zurückzog. Das untote Tier war tatsächlich so schnell, wie sie es vermutet hatte und hätte sie sicherlich bald eingeholt. Nun aber würde ihre Jägerin bald vor dem Problem stehen, dass die Spur ihrer Beute plötzlich abbrach. Würde sie wohl auf den Gedanken kommen, dass der Maskierte denselben Weg wieder zurückgegangen war, den er zuvor genommen hatte? Er hoffte es nicht, denn auf einen Kampf mit der Jägerin wollte er sich nicht einlassen, wissend, dass er unterliegen würde. Als er sah, dass die Reiterin hinter einer Straßenbiegung verschwand, sprang der Maskierte auf den Boden zurück und verließ das Wäldchen. Nun musste er sich keine Sorgen mehr machen entdeckt zu werden, außerdem war er so schneller, als wenn er kreuz und quer durch die Bäume laufen musste. Die Gestalt lief schnell und würde sich bei nächstbester Gelegenheit ein Pferd beschaffen. Während seiner Flucht vor der Jägerin hatte er die Anwesenheit von jemanden gespürt, von dem er dachte er wäre tot. Das Gefühl war nur schwach gewesen, was darauf schließen ließ, dass sich die Person noch weit von ihm entfernt befand. Doch das war unwichtig. Was zählte war, dass sie lebte und er musste sie finden, damit sie endlich nach Hause zurückkehren konnten. Kaum, dass sie die Grenze nach Himmelsrand überquert hatten, war Nalcarya Direnni, Großinquisitorin der Thalmor, erkrankt. Die alte Hochelfe war schon immer gesundheitlich anfällig gewesen. Geschwächt nach ihrer langen Reise von der Summerset Insel und quer durch Cyrodiil, war es kein Wunder gewesen, dass sie das unbarmherzige Wetter von Himmeslrand nun danieder gerafft hatte. Ihr persönlicher Heiler hatte sie noch davor gewarnt, die lange Reise anzutreten, doch Nalcarya hatte sich selbst davon überzeugen wollen, dass alles wie gewünscht verlief. Außerdem waren da noch die Drachen, die sie unbedingt mit eigenen Augen hatte sehen wollen. Auf beides jedoch musste sie nun verzichten und die schlechten Nachrichten aus der Kaiserstadt trugen nicht gerade dazu bei, ihre Genesung zu fördern. Es hatte alles so gut ausgesehen, nachdem der Kaiser Titus Mede II in Himmelsrand umgekommen war. Die Thalmor hatten vorgesehen, diese Gelegenheit zu nutzen, um sich verstärkt im Ältestenrat der Kaiserlichen einzubringen und wohlmöglich sogar einen Kaiser auf den Thron zu setzen, der ihren Wünschen entsprach. Der Ältestenrat mochte zwar bestechlich gewesen sein und in der Lage sich mit der Einmischung der Hochelfen anzufreunden, doch das Volk der Kaiserlichen war es nicht. Immer wieder wurden Aufstände und Proteste laut, die sich nicht niederringen ließen, solange der Großteil der kaiserlichen und thalmorischen Armee sich in Himmelsrand aufhielt. Darum hatte es dort eine Planänderung geben müssen. Anfänglich sollten die Nord vollständig überwältigt werden, nun jedoch mussten sie sich auf die Gefangennahme des Drachenblutes beschränken, damit die Armee anschließend so schnell wie möglich nach Cyrodiil zurückkehren konnte. Es klopfte an die große Tür von Nalcaryas Gemach, ehe sich der Eingang öffnete und ein Diener herbeieilte. Auf einem silbernen Tablett trug er einen Umschlag. „Großinquisitorin.“, sagte er und verneigte sich. „Diese Nachricht kam soeben mit der Brieftaube an.“ Die Hochelfe gab ihrem Heiler ein Zeichen, welcher ihr daraufhin half sich halbwegs aufzurichten, während der Diener näher trag. Nalcaryas Finger zitterten leicht, als sie nach dem Umschlag griff und das Wachssiegel von Elrions Wappen brach. Hastig überflog sie die Zeilen und je mehr sie las, desto zufriedener wurde das Lächeln auf ihren schmalen Lippen. „Bringt mir Feder, Papier und Tinte.“, verlangte sie, nachdem sie zu Ende gelesen hatte und schloss für einen Moment die Augen, als ein Schwindel sie zu erfassen drohte. „Ich muss eine Nachricht an meine Ratsmitglieder in Cyrodiil schreiben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)